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Manchmal musst du springen


Manchmal musst du springen

Beziehungsgeschichten aus Schleswig-Holstein
1. Auflage

von: Gundolf Hansen

3,99 €

Verlag: Kadera-Verlag
Format: EPUB
Veröffentl.: 16.03.2016
ISBN/EAN: 9783981380453
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 240

Dieses eBook erhalten Sie ohne Kopierschutz.

Beschreibungen

In Schleswig-Holstein bei den »Fischköppen« – Gundolf Hansen ging im Norden Deutschlands auf Spurensuche und fand beziehungsreiche Geschichten:
– Warum eine Ohrfeige im Dorfkrug doch noch zur Hochzeit führte.
– Wozu es gut ist, wenn ein Segler Cowboy-Fähigkeiten hat.
– Wie man um ein Möbelstück kämpfen muss, das kaum jemand haben will.
– Von zwei Testamenten für nur ein Seegrundstück.
– Vom bitteren Geheimnis um die Gräfin der Blomenburg.
– Wie ein Katzenhasser seine Gesinnung änderte.
– Wie der Kanal die Liebe zwischen Nord und Süd verhindert.
– Von Jimi Hendrix und einem wiedergefundenen Ring.
– Wie eine Jogging-Begegnung das Leben verändern kann.
– Weshalb es zum Biikebrennen nicht zu einer Männerfreundschaft kam.
– Warum die kleine Stadt keine Umgehungsstraße bekam.
Mit Illustrationen von Kay Treysse.
In Schleswig-Holstein bei den »Fischköppen« – Gundolf Hansen ging im Norden Deutschlands auf Spurensuche und fand beziehungsreiche Geschichten:
– Warum eine Ohrfeige im Dorfkrug doch noch zur Hochzeit führte.
– Wozu es gut ist, wenn ein Segler Cowboy-Fähigkeiten hat.
– Wie man um ein Möbelstück kämpfen muss, das kaum jemand haben will.
– ...
Der Mittelpunkt der Welt?
Cowboy zur See
Das rote Sofa von MM
Der Kartoffelgarten
Die Blomenburg-Gräfin
Lass doch die Katze
Königskinder
In the Summer Time
Der Jogging-Engel
Biikebrennen
Die Umgehungsstraße
So ungefähr dreimal im Jahr liegt Bad Oldesloe auf meiner Strecke. Dann biege ich von der B75 ab und mache einen Schlenker durch den Ahornkamp. Nummer 8 war unser Zuhause. 1941 kam ich dort am 7. September zur Welt. Das Haus ist gewachsen, alles andere drumherum ist kleiner geworden. Hinten im Garten gibt es keinen Schweinestall mehr und auch keine Hühner, Kaninchen und Tauben. Mit zwölf wurde ich Hamburger. Für meinen Vater wurde damit der Arbeitsweg zum Axel-Springer-Verlag kürzer. Ich erforschte das Tor der Welt. Vaters Lust auf eine eigene Druckerei brachte uns für drei Jahre nach Lemgo – und die Lust auf Zeitung brachte uns zurück nach Hamburg. Ich musste mir keine Gedanken über den Beruf machen – ich bin einfach hineingewachsen. Setzer, Gestalter, Blattmacher, Akquisiteur, Verleger, Journalist. Am liebsten alles gleichzeitig – die eierlegende Wollmilchsau im medialen Garten. Gibt es einen anderen Beruf, der so alle Winkel des Lebens ausleuchtet? In der Kommunalpolitik probierte ich auch die andere Seite des Journalismus aus. Schließlich kam ich jenseits der 65 drauf, in diesem neuen Leben nur noch schreiben zu wollen. Auch, weil nicht alles in die Zeitung gehört, was man hinter den Kulissen des Berichtswesens im wahren Leben mitkriegt und fantastisch zu Geschichten verdrechseln kann. Mit einem »Schreibnamen«, damit man mich im Web-Zeitalter nicht unter falschen Vorzeichen »ergoogelt«. »Gundolf Hansen« ist aus meinen drei bürgerlichen Vornamen zusammengerührt. Klingt doch norddeutsch – und führt direkt zu meinen Werken. Allerdings: Die Plural-Berechtigung dauert wohl noch etwas, denn dieses »am liebsten alles gleichzeitig« machte mich zum Verleger. Im Kadera-Verlag haben andere Autoren Vorfahrt. Vielleicht lassen sie Günther Döscher irgendwann etwas mehr Zeit, Gundolf Hansen zu sein.
»Hast du jemals eine Seglerin gehabt?«, fragte Horst, als sie in einer Flaute in der Eckernförder Bucht dümpelten.
Manfred blinzelte achteraus in den blauen Himmel, wischte die von der schwülen Luft auf die Ostsee getragenen Rapskäfer vom gelben T-Shirt und nahm erst einmal einen Schluck aus der Bierflasche.
»Hast du oder hast du nicht?« fragte Horst.
Manfred steckte den Zeigefinger in den Flaschenhals und hebelte ihn mit einem »plopp« wieder heraus. »Weiß ich nicht mehr«, sagte er dann in seiner machohaften Art, »das ist es doch nicht, was sie können müssen.«
»An Steg drei lagen zwei Boote mit kompletter Damen-Crew«, hatte Horst beobachtet.
»Hühnersegeln«, winkte Manfred selbstgefällig ab. »Auf See bin ich an so was noch nicht vorbeigesegelt. Wahrscheinlich, weil sie von Anfang an zu weit hinter uns sind. Unüberholbar sozusagen.«
»Und Susanne? Müsste doch inzwischen Seglerin sein.«
»Die Susi? Frag sie doch mal morgen Abend, was ein Fender ist.« Manfred schüttelte sich vor Lachen. »War schon bei Marilla komisch. Als sie endlich begriffen hatte, dass die blauen Gummiwürste so heißen – sie hat tatsächlich blaue Gummiwürste gesagt – da hat sie alle über Bord geschmissen, als ich ihr in der Hafeneinfahrt ‚Fender raus!’ zurief. Mein Gott! Frauen und Segeln …«
Horst hatte die Geschichte schon hundertmal gehört. Er wechselte das Thema: »Wenn wir morgen in Flensburg sein wollen, müssen wir wohl ein bisschen motoren. In der Flaute Eier schaukeln bringt uns da nicht hin.«
Manfred deutete mit der Bierflasche über seine rechte Schulter. »Siehst du das Wölkchen da?«
»Liegt genau auf Kurs«, sagte Horst und in der Meinung, dass Manfreds Gedanken um Susanne kreisten, rezitierte er: »Lieblich war die Maiennacht, Silberwölklein flogen.«
»Bewahre du dir deine Romantik, Cowboy«, sagte Manfred. »Schieb dir man noch das Mettwurstbrötchen rein, sonst hast du nachher nichts zum Kotzen. Wir kriegen gleich fix was auf die Mütze, und zwar von vorn.«
Horst sah seinen Skipper an, als hätte er einen Waldbrand auf der Ostsee angekündigt. »Kleine Brise kann nicht schaden, wenn’s von Nordwest weht, schaffen wir Höruphav in fünf langen Schlägen.«
»Mach schon mal die Vorschiffluke dicht«, wies Manfred an. »Und zieh dir Ölzeug an und bring noch mal ein Bier mit. Dafür ist gleich keine Zeit mehr.«
Der Skipper spinnt, dachte Horst. Aber er wollte keinen Streit und machte, was ihm gesagt wurde. Aber nicht mit Ölzeug.
Manfred hebelte die Flasche auf und schüttete sie in einem Zug in sich hinein, jumpte unter Deck, schlüpfte in sein Ölzeug, stellte den Funk laut auf Kanal 16 und war wieder an Deck.
Das Großsegel flatterte leicht. »Wir nehmen es zurück. Und die Rollfock nur zwei Handbreit raus. Mal sehen, was wir wie gebrauchen können.«
Horst sah dem Treiben des Skippers zu und zuckte zusammen, als der ihn anschrie: »Ölzeug, hab ich gesagt!« Er verschwand unter Deck und zwängte sich unwillig ins gelbe Gummi.
Als er wieder an Deck kam, peitschte ihm ein Schlag Hagel ins Gesicht. Das Schiff drehte sich.
»War das ‘ne Halse?«
»Groß los!« schrie Manfred.
Horst stolperte über die Leinen, riss die Großschot aus der Klammer und entging knapp dem umschwenkenden Baum, dem Manfred ein »Pass auf!« hinterher schrie.
Der Himmel war dunkel geworden, die See quirlte ohne Richtung, das Schiff bäumte sich auf wie ein Hengst im Rodeo. Der Cowboy krallte sich fest, wo immer es ging, und wenn er aus der Kapuze heraus einen Blick zum Skipper wagte, sah er ihn holzgeschnitzt hinterm Ruder stehen, den Blick am Mast vorbei auf die Regenwand gerichtet, die den Horizont versperrte.
»Wo müssen wir denn hin?« klagte Horst, der eine Halse nach der anderen wahrnahm, aber das war nur zweimal und setzte sich nun in seinem Magen fort.
»Mach die Funke lauter!« brüllte Manfred.
Horst ging trittlos unter Deck.

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