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SEENADELN

IM MEERWASSERAQUARIUM

Inken Krause

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Inhalt

Vorwort

Die Familie der Seenadeln

Was sind Seenadeln?

Seenadeln in der Natur

Aquarienpflege

Im Riffaquarium

Im Artenaquarium

Im Nano-Riffaquarium

Paarbildung und Geschlecht

Futter und Fütterung

In guter Gesellschaft

Vorsicht, Räuber!

Auswahl beim Aquaristik-Fachhändler

Krankheiten

Perspektiven der Nachzucht

Im Fachhandel erhältliche Arten

Gattung Doryrhamphus

Gattung Dunckerocampus

Gattung Corythoichthys

Gattung Syngnathoides

Gattung Bryx

Gattung Cosmocampus

Gattung Trachyrhamphus

Literatur

 

 

Bildnachweis

Titelbild: Dunckerocampus pessuliferus Foto: D. Schauer

Bild Seite 1: Dunckerocampus pessuliferus

Fotos ohne Bildnachweis von der Autorin

Die in diesem Buch enthaltenen Angaben, Ergebnisse, Dosierungsanleitungen etc. wurden von der Autorin nach bestem Wissen erstellt und sorgfältig überprüft. Da inhaltliche Fehler von der Autorin trotzdem nicht völlig auszuschließen sind, erfolgen diese Angaben ohne jegliche Verpflichtung des Verlages oder der Autorin. Beide übernehmen daher keine Haftung für etwaige inhaltliche Unrichtigkeiten.

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eISBN: 978-3-86659-360-2

© 2011 Natur und Tier - Verlag GmbH

An der Kleimannbrücke 39/41

48157 Münster

www.ms-verlag.de

Geschäftsführung: Matthias Schmidt

Lektorat: Daniel Knop & Kriton Kunz

Layout: Tanja Denker

Vorwort

Es gibt Fische, die so aussehen, als seien sie keine. Seenadeln gehören eindeutig zu dieser Kategorie. Die meisten von ihnen machen ihrem Namen alle Ehre und erscheinen tatsächlich wie fabelhafte, nadelförmige Wesen, denen nahezu alles fehlt, was einen Fisch ansonsten ausmacht: auffällige Flossen, ein seitlich abgeflachter Körper mit ausgeprägter Seitenlinie und typische Schwimmbewegungen. Wie ihre nahen Verwandten, die Seepferdchen, üben Seenadeln daher auf den Betrachter eine besondere Faszination aus, und kaum jemand kann sich ihrem außerirdisch anmutenden Charme entziehen.

Im Gegensatz zu den Seepferdchen aber, die in den vergangenen Jahren in der Meerwasseraquaristik – allen Problemen zum Trotz – immer populärer wurden, finden sich Seenadeln zumeist in öffentlichen Schauaquarien, kaum aber in privater Hand. Zweifelsohne sind sie in vielerlei Hinsicht außergewöhnliche Pfleglinge, die spezielle Ansprüche an ihre Umwelt stellen. Werden diese aber erfüllt, handelt es sich bei vielen Spezies um dankbare Aquarientiere. Damit das Vorhaben gelingt, Seenadeln erfolgreich zu halten und nach Möglichkeit sogar zu vermehren, möchte ich Ihnen mit dem vorliegenden Ratgeber der Reihe „Art für Art“ praxisorientierte Anregungen zur Pflege dieser besonderen Tiere geben.

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Dunckerocampus dactyliophorus

Zunächst gehe ich auf die Besonderheiten der Biologie und des Verhaltens von Seenadeln ein, deren Kenntnis für die erfolgreiche Aquarienpflege unabdingbar ist. Darüber hinaus möchte ich konkrete Hinweise für die aquaristische Praxis vermitteln und anschließend im Artenteil auch auf die Eigenheiten und Bedürfnisse einzelner Spezies eingehen, die regelmäßig im Zoohandel angeboten werden.

Mein Dank für die Unterstützung dieses Projektes gilt Daniel Knop sowie Dietmar Schauer, die zahlreiche Fotografien zur Verfügung stellten!

Inken Krause
Paris, im Sommer 2011

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Sinnbild der gesamten Familie: die Fahnenschwanz-Seenadeln (hier Doryrhamphus excisus)

Die Familie der Seenadeln (Syngnathidae)

Die Familie der Seenadeln umfasst sehr unterschiedliche Fische. Derzeit sind es knapp 300 Arten in rund 50 Gattungen, und regelmäßig erfolgen Neubeschreibungen bislang unbekannter Spezies. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um Meeresbewohner, obgleich es auch Brack- und Süßwasserarten gibt, die hier jedoch außer Acht gelassen werden sollen. Für die Meerwasseraquaristik interessant sind nur die marinen Arten aus den tropischen Korallenriffen – doch selbst nach dieser Eingrenzung ist es nicht leicht, sich einen Überblick über die Artenvielfalt innerhalb der Familie zu verschaffen.

Umgangssprachlich als Seenadeln bezeichnet werden in der Regel nur die Vertreter der Fahnenschwanz-Seenadeln (Unterfamilie Doryrhamphinae, z. B. die Gattungen Doryrhamphus und Dunckerocampus), die Eigentlichen Seenadeln (Unterfamilie Syngnathinae) sowie manche Nadelpferdchen (Unterfamilie Solegnathinae), und dieser nicht wissenschaftlichen Beschränkung auf die genannten Gruppen folgt auch dieses Buch. Der Vollständigkeit halber sei aber erwähnt: Systematisch gesehen gehören auch die Seepferdchen (Unterfamilie Hippocampinae), die Wolfgang MAI in einem anderen Band dieser Buchreihe hervorragend behandelt, zur Familie der Seenadeln. Ebenso verhält es sich mit den bizarren Fetzenfischen aus der Unterfamilie Solegnathinae, die zwar biologisch Seenadeln darstellen, aufgrund ihrer ganz besonderen Haltungsansprüche hier aber nicht vorgestellt werden können.

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Systematisch und biologisch eng mit den Seenadeln verwandt: Schnepfenmesserfische (Aeoliscus strigatus)

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Auch im Süßwasser gibt es Seenadeln – hier: Microphis brachyurus
Foto: D. Schauer

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So wie die hier abgebildete Art Corythoichthys haematopterus leben viele Seenadelarten „liegend“ und „kriechend“ am Substrat

Was sind Seenadeln?

Von „gewöhnlichen“ Fischen unterscheiden sich Seenadeln zuallererst durch ihre bemerkenswerte Anatomie, nämlich die „Nadel“-Form. Dennoch handelt es sich um Fische, und funktional mangelt es ihnen an nichts – sie verfügen wie alle Korallenfische über Kiemen sowie das Seitenlinienorgan und viele Arten auch über eine Schwimmblase.

Obgleich es nicht auf den ersten Blick ersichtlich ist, besteht wie eingangs erwähnt ein enges verwandtschaftliches Verhältnis der Seenadeln zu den Seepferdchen (Gattung Hippocampus). Zwar erscheinen diese aufgrund ihrer aufrechten, ja nahezu menschlich anmutenden Körperhaltung als völlig andersartige Geschöpfe, doch ist ein Seepferdchen anatomisch gesehen bloß eine Seenadel mit angewinkeltem Kopf – oder andersherum betrachtet: Eine Seenadel ist ein stromlinienförmiges Seepferdchen, das sich in der Regel in horizontaler Körperhaltung bewegt.

Die Ordnung der Seenadelverwandten (Syngnathiformes) wird infolge eines markanten Merkmals oft auch unter der Bezeichnung „Röhrenmäuler“ geführt. Namensgebend ist hier die röhrenförmige, stets zahnlose Schnauze, die allen Spezies gemein ist und dem Einsaugen der Nahrung dient, die zumeist aus Kleinkrebsen besteht.

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Typisch Seenadel: das lange Röhrenmaul, das über einen hoch spezialisierten Schnapp- und Saugmechanismus zur Jagd auf Garnelenartige verfügt (hier: Dunckerocampus dactyliophorus)

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Bis auf wenige Ausnahmen verfügen alle Seenadelarten über eine Schwanzflosse, die fächerartig aufgeklappt und zusammengefaltet werden kann. Hier (von oben nach unten): Schwanzflossen von Corythoichthys haematopterus, Doryrhamphus excisus und Dunckerocampus pessuliferus
(Foto: D. Knop)