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MEINER FRAU DEBORAH IN GROSSER DANKBARKEIT

INHALT

Funken am Nachthimmel

1 Ganz nah

2 Den Nächsten lieben

3 Gerechter handeln

4 Frieden stiften

5 Schöpfung bewahren

6 Lass dich begeistern

7 Gemeinsam Kirche sein

Feuer

Vita

FUNKEN AM NACHTHIMMEL. Ein Feuer hat etwas Anziehendes. Wer in der Dunkelheit von weitem ein Feuer brennen sieht, verspürt einen unweigerlichen Drang, näher zu kommen. Wo ein Feuer brennt, sind Menschen. Wo sie um ein Feuer herumsitzen, spüren sie Gemeinschaft und können sich wärmen, wenn es kalt ist. Ein Feuer ist in ständiger Bewegung, Funken fliegen.

Die Erfahrung, um ein Feuer herumzusitzen, habe ich zu vielen Gelegenheiten gemacht. Das Osterfeuer aber ist und bleibt jedes Mal etwas Besonderes. Die Dunkelheit und die Kälte der Nacht sind spürbar und das Leiden Jesu Christi und das Leiden der Welt im Herzen präsent.

Die Jugendlichen haben einen großen Holzstoß aufgerichtet: Das Warten auf den neuen Tag beginnt. Gespannte Stille, bis einer das Feuer entzündet. Schnell wird es warm und hell. Die Osterkerze wird entzündet. Wir beginnen zu singen und ziehen mit der brennenden Osterkerze in die Kirche ein. Christ ist erstanden! Wir feiern die Auferstehung Jesu.

Wie war es wohl damals, als Jesus zu seinen Jüngern sprach? Standen sie auch um ein nächtliches Feuer, auf einem Hügel in Galiläa, als er davon redete, wie man sich Gottes Reich vorstellen könnte? Ahnten die zwölf, was auf sie zukam? Dass es nach Jerusalem ging, war allen klar, auch, dass jetzt etwas Großes bevorstand. Jesus hatte ihnen erzählt, dass seine Zeit bald gekommen sei. Doch was hieß das?

Bestimmt hatten einige von ihnen – so stelle ich es mir vor – Angst vor dem Unbekannten. Andere zweifelten vielleicht: War Jesus wirklich der verheißene Messias, der, von dem die Bibel sprach? Würde mit ihm wirklich etwas Neues beginnen? Hätten sie und ihre Familien dann endlich genug zu essen, könnten sie in Frieden und Freiheit leben? So lange sehnten sie sich schon danach. Oder würde man ihnen und ihrem Anführer einmal mehr feindlich entgegentreten, weil sie es wagten, die vorherrschende Ordnung anzuzweifeln?

Immer wenn sie mit ihm zusammen waren, wich die Angst. Die Zweifel traten in den Hintergrund. Er konnte so wunderbar zu den Menschen predigen. Sie hörten ihm zu, mehr noch, sie hingen förmlich an seinen Lippen. Zu Hunderten hatten sie am Ufer des Sees Genezareth auf ihn gewartet. So viele waren zusammengekommen, dass Jesus schließlich einen Fischer bat, in dessen Boot steigen zu dürfen und hinauszurudern, um von dort aus zur Menschenmenge zu sprechen. Und keiner dieser vielen, vielen Menschen ging, wie er gekommen war, wenn er Jesus begegnet war.

Wie ein Lauffeuer breitete sich die Kunde von jenem Rabbi in Galiläa aus. Sanftmütig war er, so erzählte man sich, geduldig und freundlich. Und er entdeckte am Wegesrand gerade diejenigen, die sonst keiner ansehen wollte: die Entrechteten, die ohne Ansehen – die Zöllner und Geldeintreiber, die Ehebrecherin und den Leprakranken. Er hatte Augen und offene Ohren für die Blinden, die Armen, die Traurigen und die Verratenen. Überhaupt für alle Menschen ohne Hoffnung. Und für jeden hatte er ein gutes Wort.

Wenn Jesus weiterzog, blieb Hoffnung in den Augen der Menschen zurück, die ihm begegnet waren, ein Funke Zuversicht, eine neue Perspektive.

Noch heute kann ich etwas von dieser Aufbruchsstimmung spüren, wenn ich auf die Bibel höre. Und ich bin glücklich, wenn ich sehe, wie Christinnen und Christen sich immer wieder neu auf den Weg machen. Wenn der Funke im wahrsten Sinne des Wortes überspringt. Wie beim Osterfeuer.

Wie wäre es, wenn wir dem Osterfeuer mehr Raum gäben? Wenn wir den Funken überspringen ließen und dieser Funken neue Begeisterung für unseren Glauben schaffen würde? Wenn eine Kirche entstehen würde, die vor Begeisterung brennt und Wärme ausstrahlt? Die in Bewegung ist wie die lodernden Flammen des Osterfeuers? Könnte dieser Traum Wirklichkeit werden?