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Sara-Maria Lukas

Hard & Heart 3: Die Zähmung der Haselnuss

Erotischer Roman

© 2016 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamourbooks.com

info@plaisirdamourbooks.com

Covergestaltung: © Mia Horn

Coverfoto: ©tverdohlib - Fotolia

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-225-8

ISBN eBook: 978-3-86495-226-5

 

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden. Dieses eBook darf weder auszugsweise noch vollständig per E-Mail, Fotokopie, Fax oder jegliches anderes Kommunikationsmittel ohne die ausdrückliche Genehmigung des Verlages oder der Autorin weitergegeben werden.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Autorin

 

Kapitel 1

 

„Wie kann man sich nur dermaßen dämlich benehmen?“

Ella hebt den Kopf und zieht die Augenbrauen hoch. „Wen meinen Sie?“

„Na, dieses blonde Flittchen da drüben.“ Kira nickt in Richtung eines Tisches am Rande des Restaurants, während sie mit heftigen Bewegungen das Glas poliert, das sie gerade in der Hand hält.

Ella, die emsig das Kuchenbüfett auswischt, sieht unauffällig hinüber und kichert. „Wieso? Die flirtet doch nur und der Typ … na ja, nicht unbedingt eines der hässlicheren Modelle, oder finden Sie nicht?“

Kira schüttelt unwillig den Kopf. „Ich verstehe das nicht. Wie kann eine Frau so in die Öffentlichkeit gehen? Allein die langen Fingernägel. Damit lässt sich doch nichts richtig anfassen. Und dazu dieses enge T-Shirt! Da drückt sich ja alles durch. Niemals würde ich mich so zum Sexobjekt degradieren.“

Ella legt den Kopf schräg. „Finden Sie es schlimm, wenn eine Frau flirtet? Ich meine, klar, Sie als Chefin hier im Hotel müssen sich so konservativ anziehen, und es wäre unpassend, mit Gästen zu flirten, aber wenn Sie privat hier wären? Dann würden Sie so einen Kerl doch auch nicht links liegen lassen, oder?“

Kira lacht trocken, während sie das Glas ins Regal stellt und zum nächsten greift. „Oh nein! So würde ich mich ganz sicher nie benehmen. Ich finde es schlimm, wenn Frauen sich zu dummen Weibchen degradieren, nur um einen Typen abzukriegen. Und der da? Was hat der denn schon zu bieten, ist doch nur ein hohler Schönling ohne Gehirn.“

Ella prustet los. „Der Figur nach zu urteilen, ist der ziemlich sportlich und deshalb bestimmt heiß im Bett. Und er redet die ganze Zeit mit seiner Freundin, also der totale Dummkopf ist er sicher nicht.“

Kira wischt mit energischen Bewegungen das Abtropfblech des Tresens trocken. Schmunzelnd schüttelt sie den Kopf. „Na, na, Frau Petersen, wenn Ihr Freund das hört …“

Ella grinst. „Ich habe nicht gesagt, dass ich Tim betrügen würde. Aber Flirten macht trotzdem Spaß. Außerdem“, sie zwinkert vergnügt, “ist es manchmal gar nicht so schlecht, wenn der Mann mitbekommt, dass seine Frau auch von anderen nicht übersehen wird.“

Kira verzieht spöttisch das Gesicht. „Kauft Ihr Freund Ihnen dann Blümchen und Geschenke?“

Ella lacht auf. „Oh nein. Das ganz und gar nicht.“ Sie leckt sich genüsslich über die Lippen. „Tim wird dann ganz schnell zum besitzergreifenden Neandertaler, absolut heiß. Ich liebe es.“

Kira verdreht die Augen. „Oh Gott! Das ist ja nicht auszuhalten!“

Die Außentür klappt auf und beide Frauen sehen zur Seite. Ella kichert. „Wenn man vom Teufel spricht …“

Tim Christen, der Partner ihrer Angestellten, schlendert an den Tresen. „Hallo, die Damen.“

Auch so ein Schönling. Südländischer Typ. Findet sich ganz klasse. Kommt rein, als ob ihm der Laden gehört und die Frau gleich dazu. Kira mag diesen Typ Mann nicht, ganz und gar nicht. Aber sie lässt sich das natürlich nicht anmerken, sondern lächelt unverbindlich freundlich, wie sich das für eine Hotelchefin gehört. „Guten Tag, Herr Christen. Wollen Sie Frau Petersen abholen?“

Tim legt den Autoschlüssel auf den Tresen, gibt Ella einen schnellen Kuss und nickt Kira zu. „Tag, Frau Nowak. Ja, das habe ich vor. Der Fury ist ja noch in der Werkstatt.“

Spöttisch zieht Kira die Augenbrauen hoch. „Der Fury?“

Ella kichert. „Mein alter Golf heißt Fury. Der Arme kränkelt im Moment etwas“, sagt sie und wendet sich Tim zu. „Ich bin gleich fertig, nur noch eben die Kühlschränke auffüllen.“

Kira winkt ab. „Das kann die Spätschicht nachher machen. Heute ist ja nicht viel los. Gehen Sie nur.“

„Wirklich? Danke! Dann hole ich schnell meine Tasche.“

Kurz nachdem Ella Arm in Arm mit Tim verschwunden ist, kommen die beiden Mitarbeiter der Spätschicht ins Restaurant und Kira kann endlich Mittagspause machen.

Erleichtert seufzend schließt sie die Tür zu ihrem Appartement auf und tritt ein. Neben dem Garderobenschrank hängt ein großer Spiegel. Mit einem Blick hinein murmelt sie: „Konservativ, die spinnt doch.“

Sie trägt wie immer eine einfarbige Bluse, eine dunkle Hose und einen dazu passenden hellen Blazer. Die Haare hat sie stets zu einem Dutt frisiert. Mit zwei Griffen löst sie den Knoten am Hinterkopf, sodass ihre braunen Haare nun locker über ihre Schultern herabfallen. Prüfend dreht sie den Kopf hin und her. Was weiß schon so ein sorgloses Ding wie Ella Petersen? Die hat doch den Ernst des Lebens noch gar nicht kennengelernt.

Trotzig hebt Kira das Kinn ein bisschen höher. Nein, sie sieht nicht langweilig aus, sondern so wie eine Frau aussehen sollte, die respektiert werden will. Schließlich gehört ihr das halbe Hotel. Und gerade weil sie so viel jünger als einige ihrer Angestellten ist, ist es wichtig, als Chefin die geistige Reife auch optisch darzustellen.

Aus dem Flur ist albernes Kichern zu hören. Kira rümpft die Nase. Das ist Eve, das momentane Anhängsel ihres Halbbruders. Die ist auch nur heiß auf sein Geld, wie alle ihre Vorgängerinnen. Leider liegen ihre Appartements nebeneinander, sodass sie jedes Mal mitbekommt, wenn Oliver mit seinen ständig wechselnden Tussis, von denen eine dümmer und oberflächlicher als die andere ist, kommt und geht. Scheußlich.

Angewidert dreht sie sich von der Tür weg und schleudert die unbequemen Pumps von den Füßen. Sie holt sich aus dem Kühlschrank ein Glas Orangensaft, lässt sich auf die Couch fallen und legt die Beine hoch. Es ist Mittagspause. Zum Glück muss sie sich den Rest des Tages nicht mit Hotelgästen oder Angestellten rumärgern, denn Büroarbeit steht an. Dabei stört sie niemand, außer Oliver ist mal wieder so frech, einfach abzuhauen, obwohl er im Hotel Dienst hat. Dann müssen die Angestellten natürlich zu ihr kommen, wenn es Fragen oder Probleme gibt.

 

„Das kann doch nicht möglich sein!“ Mit einem Knall landet der Aktenordner auf dem Schreibtisch. „Verdammt! So ein Mist! Das kann nun wirklich kein Computerfehler mehr sein. Irgendjemand betrügt hier systematisch. Es muss einer der Angestellten sein, oder …?“ Sie traut sich nicht, den Gedanken zu Ende zu denken, so ungeheuerlich ist der Verdacht, der in ihr aufkeimt.

Stinksauer hämmert Kira auf der Tastatur des Computers herum und forscht mit Argusaugen in den langen Tabellen auf dem Bildschirm. Viele Namen in den Reservierungslisten tauchen auch in den Rechnungen auf, andere aber nicht, zum Teil von Stammkunden, von denen sie jedoch sicher ist, dass sie wirklich da waren. Außerdem sind die Umsätze im letzten Quartal wieder gesunken, obwohl die Zimmerbelegung nach wie vor gleichbleibend zufriedenstellend ist.

Kira runzelt die Stirn und kaut angespannt an ihrem Daumennagel. „Die Arbeitspläne! Die werden Klarheit bringen.“ Sie öffnet das andere Programm auf dem Computer, sucht die Lohnabrechnungen der Zimmermädchen und notiert sich auf einem Blatt Papier die Stundenzahlen. Anschließend vergleicht sie diese mit den monatlichen Zimmerbelegungen und Umsätzen, um schließlich zornig den Kugelschreiber gegen die Wand zu pfeffern. „Ich wusste es!“

Wutschnaubend rennt sie aus dem Büro, den langen Flur entlang bis zu ihren Appartements. Sie hämmert an Olivers Tür und wartet. Drinnen ist Musik zu hören, und es dauert einen Moment, bis er öffnet. Er trägt seine Anzughose, hat das Hemd aufgeknöpft und ist barfuß. Bei ihrem Anblick zieht er erstaunt die Augenbrauen hoch. „Kira, was willst du denn noch so spät?“

„In der Buchführung stimmt etwas nicht. Diesmal bin ich ganz sicher.“

Er verdreht die Augen. „Siehst du schon wieder Gespenster?“

„Ich sehe Fakten“, presst sie wütend hervor, „und ich lasse mich nicht für dumm verkaufen.“

Er seufzt. „Hör zu, Schwesterherz. Es ist zweiundzwanzig Uhr und ich habe Besuch. Lass uns morgen darüber sprechen.“

„Morgen sind wir nicht allein im Büro, und ich bin es leid, mich von dir vor allen Angestellten lächerlich machen zu lassen.“

Er grinst frech. „Dann labere mir nicht ständig mit deinen albernen Verschwörungstheorien die Ohren voll.“

Kiras Augen werden schmal und ihre Nackenmuskeln hart. „Ich kann es beweisen. Ich habe die Arbeitsstunden der Zimmermädchen mit den Rechnungen verglichen.“

Seine Wangenmuskeln zucken, als ob er die Zähne zusammenbeißt. „Wir reden morgen darüber. Jetzt habe ich keine Zeit“, sagt er mit eisiger Ruhe und knallt ihr ohne ein weiteres Wort die Tür vor der Nase zu.

„Du bist so ein mieses Arschloch“, flüstert sie hasserfüllt gegen das dunkle Holz der Tür. Am liebsten möchte sie mit den Füßen dagegentreten, aber sie ballt nur die Fäuste, dreht sich um, schließt die eigene Tür auf und lässt sie mit einem lauten Knall hinter sich zufallen. Ihre Augen füllen sich mit Tränen. Das facht ihre Wut zusätzlich an. Sie will nicht heulen. Sie ist erwachsen und stark und wird sich nicht von ihrem verkackten, arroganten Stiefbruder fertigmachen lassen. Hart reibt sie sich mit den Handballen über die Augen und schluckt den dicken Kloß in ihrem Hals herunter. Mit einer wütenden Bewegung öffnet sie den Barschrank, holt die Flasche Cognac heraus, gießt ein Glas ein und nimmt mit zitternden Fingern einen großen Schluck. Das Brennen in der Kehle tut gut. Unbeweglich steht sie mit dem Alkohol in der Hand vor der Terrassentür und starrt in die Dämmerung hinaus. Anstatt im Büro zu sitzen, sollte sie die lauen Sommerabende auf ihrer Terrasse verbringen. Aber das geht nicht. Sie kann nicht so tun, als ob alles in Ordnung wäre. Ihre Existenz ist gefährdet.

Oliver will nichts von ihren Beobachtungen wissen, egal was ihr auffällt: erst die viel zu niedrigen Summen der Barabrechnungen, dann die überhöhten Lebensmittelrechnungen, jetzt die Zimmerbelegung. Das kann nur bedeuten, dass er selber dahintersteckt. Ihr eigener Halbbruder! Kann das wirklich sein? Hasst er sie so sehr, dass er lieber das Hotel betrügt, als mit ihr zusammenzuarbeiten?

Ihr Hinterkopf fällt gegen die Couchlehne und sie starrt an die weiße Zimmerdecke. Sie darf nicht länger schweigen. Sie muss etwas unternehmen, sonst ist entweder das Hotel irgendwann pleite, oder dem Finanzamt fällt etwas auf und sie landen beide im Knast. Aber was soll sie tun? Wer kann ihr helfen? Wer würde ihr glauben? Schließlich ist sie nur die uneheliche Tochter ihres gemeinsamen Vaters. Die ganze Stadt weiß doch, dass eigentlich nur Oliver hätte erben sollen.

Der Name Pascal Engel zuckt durch ihre Gedanken. Das ist der Typ, von dem Ella Petersen während eines Mitarbeiterfrühstücks erzählte, der Mieter ihres Elternhauses. Nachdem ihr Ungereimtheiten in der Buchführung aufgefallen waren, hatte sie schon einige Male mit dem Gedanken gespielt, diesen Engel zu engagieren. Er ist Personenschützer und so was wie ein Privatdetektiv, hat den ehemaligen landwirtschaftlichen Betrieb ihres verstorbenen Vaters gemietet, um dort Bodyguards auszubilden. Kira hat sich sogar seine Telefonnummer geben lassen, doch dann ist sie ihm vor einigen Wochen kurz begegnet, als er Ella aus dem Hotel abgeholt hat. Er hat sie mit einem solch unverschämt durchdringenden Blick gemustert, dass sie tatsächlich rot geworden ist. Darüber ärgert sie sich jetzt noch. Unmöglich, der Typ. Wie kann man eine Frau derart anstarren und verunsichern? Das gehört sich einfach nicht. Der Knabe hat ganz sicher keine gute Erziehung genossen. Er ist ein Muskelprotz und viel zu primitiv, um ihn für so eine Aufgabe zu engagieren. Der war bestimmt nur ein besserer Türsteher, bevor er sich jetzt als Ausbilder aufspielt.

Außerdem ist sie schwach geworden. Natürlich nicht vor ihm! Aber im Geheimen. Sein durchtrainierter Körper und seine selbstbewusste Haltung hatten in ihrem Bauch Schmetterlinge flattern lassen. Sie hat in der Nacht nach dieser Begegnung wach gelegen, ihre Klit gestreichelt und sich vorgestellt, wie er sie gegen eine Wand presst, ihre Hände über dem Kopf festhält und seine Zunge hart in ihren Mund drängt.

Danach war er noch einige Male Teil weit schmutzigerer Fantasien gewesen, in denen er sie dazu zwang, die Kontrolle abzugeben. Also definitiv kein Mann, den sie anrufen sollte, viel zu gefährlich für ihren Seelenfrieden. Aber wen sonst? Vielleicht doch mal mit ihm reden? Die kleine Petersen prahlt ja dauernd damit, für welch wichtige Leute und Firmen er schon gearbeitet hat.

 

Pascal fasst sie blitzschnell am Oberarm, reißt sie herum und packt mit einer Hand fest in ihren Nacken, während die andere ihren Arm schmerzhaft auf dem Rücken verdreht. Die Kleine schreit auf, aber er drückt sie ungerührt auf den kalten Betonboden.

„Hör auf! Du Arsch! Lass mich los!“, keift sie und strampelt wild.

„Schätzchen, im Ernstfall wärst du jetzt tot“, teilt er ihr trocken mit, ohne seinen Griff zu lockern.

Sie gibt auf und stöhnt genervt. „Ja, Shit, ich weiß. Lass mich los. Ich hab’s kapiert.“

Er lässt von ihr ab und richtet sich auf. „Lena, du nimmst die Ausbildung hier immer noch nicht ernst. Du trainierst zu wenig und bist mit den Gedanken wer weiß wo, aber nicht bei deiner Aufgabe. So geht das nicht.“

Die anderen Teilnehmer des Lehrgangs stehen schweigend im Halbkreis um sie herum und sehen zu, wie Lena sich in eine sitzende Position aufrappelt. Pascal reicht ihr die Hand und zieht sie hoch. Verstohlen wischt sie sich eine Träne aus dem Augenwinkel und senkt den Kopf, damit er es nicht sieht.

„Ihr seid nicht zum Spaß hier. Disziplin ist alles in dem Job, kapiert das endlich“, fährt er fort und hebt mahnend die Hand.

Sie nickt. „Ja. Tut mir leid.“

Er sieht zu Finn hinüber, der mit verschränkten Armen am Türrahmen lehnt und das Spektakel betrachtet, als ob es ein gutes Theaterstück wäre. „Du übst das heute Nachmittag mit ihr so lange, bis es klappt.“

Die Kampfmaschine mit den langen blonden, zu einem Zopf zusammengefassten Haaren, nickt gelangweilt. „Okay.“

Lena verdreht die Augen. „Das ist nicht nötig.“

„Das entscheide ich.“ Pascal verliert langsam die Geduld.

„Ich werde zwanzig blaue Flecken haben, wenn das rücksichtslose Monster“, sie zeigt auf Finn, „mich anfasst“, protestiert sie stöhnend.

„Lieber das als nächste Woche eine Kugel im Kopf. Ende der Diskussion“, antwortet Pascal ungerührt.

In der Hosentasche vibriert sein Handy. Er zieht es heraus und sieht kurz aufs Display, bevor er sich wieder der Gruppe zuwendet. „Mittagspause. Wir treffen uns in einer Stunde wieder.“

Während die jungen Leute die große Scheune verlassen, nimmt er den Anruf an.

„Ja.“

Eine Frauenstimme räuspert sich. „Herr Engel?“

„Ja.“

„Hier ist Kira Nowak. Ich bin die …“

„Guten Tag, Frau Nowak. Ich weiß, wer Sie sind. Was kann ich für Sie tun?“

„Ich … äh … Ist es richtig, dass Sie so was wie ein Privatdetektiv sind?“

Er setzt sich auf die schlichte Holzbank an der Wand. „Das ist richtig.“

„Ich, ähm, ich weiß nicht, ob …“

„Sagen Sie einfach, worum es geht, dann kann ich Ihnen sagen, ob Sie bei mir an der richtigen Adresse sind.“

Es bleibt still in der Leitung. Pascal runzelt die Stirn und wirft einen genervten Blick gegen das Scheunendach.

„Frau Nowak, Diskretion ist in meinem Job selbstverständlich.“ Es bleibt immer noch still, doch dann hört er sie geräuschvoll ausatmen.

„Es geht um … also, ähm, ich vermute, dass ein Angestellter das Hotel betrügt.“

Er nickt. „Okay. Ich komme zu Ihnen, dann können Sie mir alles genau schildern.“

„Nein. Nicht hier.“

„Kein Problem. Dann treffen wir uns … wie wäre es“, er überlegt kurz, „Samstag, siebzehn Uhr, in diesem Ausflugscafé an der Ortsausfahrt Richtung Lüneburg. Passt das für Sie?“

Sie zögert einen Moment, dann willigt sie ein und er beendet das Gespräch.

Während er noch das Telefon betrachtet, schleicht sich ein spöttisches Schmunzeln in sein Gesicht. Kira Nowak will ihn engagieren. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Der Anruf dürfte ihr schwergefallen sein. Als er an seinem Geburtstag Ella, samt dem bestellten Büfett für die Feier, von der Arbeit abholte und ihr dabei begegnete, starrte sie ihn dermaßen verkniffen an, als wäre er gekommen, um den Laden auszukundschaften und in der Nacht einzubrechen.

 

Nervös trinkt Kira einen Schluck Kaffee und verbrennt sich prompt die Zunge. „Mist“, flucht sie leise und schiebt die Tasse ein Stück zur Seite. Misstrauisch blickt sie sich um. Nur die Hälfte der Tische ist besetzt. Hoffentlich kommt nicht zufällig ein Bekannter oder Angestellter aus dem Hotel vorbei, während sie sich hier mit diesem Engel trifft. Sie sieht auf ihre Armbanduhr. Fünf Minuten nach und er ist noch nicht da. Sie hasst Unpünktlichkeit. Der Typ lässt sie tatsächlich warten, obwohl sie eine potenzielle Kundin ist. Was für eine Frechheit. Sie sollte auf der Stelle gehen.

Da kommt er.  Bei seinem Anblick durch die großen Fenster des Cafés durchzuckt sie unerwartet ein kleiner Schreck, wie ein leichter elektrischer Schlag, was augenblicklich ein lustvolles Grummeln in ihrem Unterleib auslöst. Sie hasst es, dass sie so auf ihn reagiert. Sie hasst sowieso alle Typen, die auf sie so arrogant herabsehen, wie er es tut. Davon trifft sie im Hotel oft genug welche. Unwillkürlich strafft sie die Schultern, während sie ihm entgegensieht. Er trägt Freizeitkleidung, ein dunkelblaues T-Shirt, Jeans mit einem breiten Ledergürtel, Turnschuhe, und er spielt ungeduldig mit einem Schlüsselbund in der Hand, während er sich beim Eintreten ins Café suchend umsieht. Er erkennt sie, nähert sich mit wenigen energischen Schritten ihrem Tisch und hält ihr seine Hand entgegen. „Frau Nowak, guten Tag.“

Seine Mimik ist undurchschaubar und sein Blick durchdringend, definitiv ein Typ, mit dem man keinen Streit haben will.

Die Wärme seiner Finger in Verbindung mit dem kräftigen Händedruck lösen schon wieder einen Blitzstart von Schmetterlingen in ihrem Magen aus. Fast wäre sie zusammengezuckt. „Guten Tag“, sagt sie schnell und ihr Blick flieht fahrig in Richtung Kaffeetasse.

Er zieht sich lässig einen Stuhl zurück und setzt sich ihr gegenüber. „Entschuldigen Sie bitte die Verspätung. Wir haben den Obstgarten von Ellas Elternhaus gerodet und dabei die Zeit vergessen.“

„Schon gut. Waren ja nur ein paar Minuten“, zwingt sie sich zu antworten.

Seine Mundwinkel zucken. Der arrogante Mistkerl merkt, dass sie verärgert ist, und amüsiert sich darüber. So eine Frechheit! Sie sollte gehen. Die Idee, ihn anzurufen, war definitiv dämlich.

Er bestellt ein Mineralwasser, und die Bedienungs-Tussi grinst, als ob sie von ihm hundert Euro Trinkgeld erwartet.

Pascal dreht sich Kira zu und sie zuckt schon wieder fast zusammen. Sein plötzlich so naher, direkter Blick in ihre Augen ist so unerwartet intensiv, dass es in ihrem Körper bis in die Zehenspitzen hinein kribbelt. Seine Gesichtszüge sind hart. Er lässt immer noch keine Gefühlsregung sehen. Die streichholzkurzen Haare, ein Bartschatten und der kräftige Hals über den breiten Schultern verstärken den Eindruck eines unnahbaren, gefährlichen Mannes. Seine Oberarme unter den engen T-Shirt-Ärmeln wirken, als könnte er Kira damit innerhalb von Sekunden mit Leichtigkeit zerquetschen. Wie es sich wohl anfühlt, von solchen Armen zärtlich umarmt zu werden? Falscher Gedanke. Ganz falscher Gedanke. Sein Kinn ist auffällig kantig und die Lippen wirken durch ihre breite, geschwungene Form widerlich selbstherrlich und dominant. Er ist kein im klassischen Sinne schöner Mann, aber einer dieser Typen, die Frauen trotzdem anziehen wie eine Kerze in einer Sommernacht die Mücken. Er ist ein Mann, an dem man sich mehr als nur die Finger verbrennt. Jetzt verziehen sich seine Lippen zu einem spöttischen Lächeln, und Kira fühlt augenblicklich eine unangenehme Hitze im Gesicht, weil ihr bewusst wird, dass sie ihn anstarrt. Auch das noch! Ruckartig senkt sie den Kopf. Wie konnte sie nur!

Er lehnt sich zurück und räuspert sich. „Worum geht’s, Frau Novak?“

Sie trinkt einen Schluck Kaffee. Soll sie es ihm wirklich sagen? Viel lieber möchte sie gerade aufspringen und das Lokal im Laufschritt verlassen.

Sie sieht auf. Er hat die Augenbrauen fragend hochgezogen und wartet. Verdammt! Okay, jetzt ist es sowieso zu spät, um einen Rückzieher zu machen, denn wie sollte sie ihm erklären, dass er umsonst gekommen ist?

„Die Abrechnungen im Hotel stimmen nicht. Anscheinend manipuliert jemand die Buchführung, und ich muss schnell wissen, wer. Sollte das Finanzamt bei uns prüfen, würde man mich und meinen Bruder wegen Steuerhinterziehung anklagen und einsperren.“

Pascal nickt so unbeeindruckt, als ob er jeden Tag so etwas hören würde. „Haben Sie einen Verdacht?“

Sie zögert kurz, dann schüttelt sie entschlossen den Kopf. „Nein.“ Sie strafft sich. „Ich will, dass Sie versteckte Kameras installieren und damit herausfinden, wer uns betrügt.“

Die Bedienung kommt an den Tisch zurück, bringt ein Fläschchen Mineralwasser mit einem Glas und schenkt ihm ein. Er bedankt sich bei der Tussi mit einem Lächeln. Sie verschwindet und er trinkt in aller Ruhe einen Schluck.

Ungeduldig starrt Kira ihn an. Kann der arrogante Mistkerl vielleicht mal antworten?

„Ja“, sagt er gedehnt, „theoretisch geht das, aber praktisch“, er hebt den Kopf und sieht sie an, „ist es illegal, heimlich die Mitarbeiter zu filmen.“

Sie runzelt die Stirn. „Es soll ja nicht auf Dauer sein.“

Seine Augen mustern sie unangenehm forschend. „Weiß Ihr Bruder, dass Sie mich um Hilfe bitten?“

In ihrer Brust beginnt Zorn zu brodeln. „Nein.“

„Warum nicht?“

„Das geht Sie nichts an.“

Pascal lacht kurz und trocken auf. „Wenn ich Ihnen helfen soll, geht mich das sehr wohl etwas an.“

„Ich habe Sie nicht um Hilfe gebeten, ich gebe Ihnen lediglich für ein paar Tage einen gut bezahlten technischen Auftrag.“

Er schüttelt den Kopf. „So geht das nicht. Sie müssen mit ihrem Bruder reden, dann können wir Beweise sammeln und zur Polizei gehen. Das ist der richtige Weg.“

„Nein!“

Er stutzt. „Warum nicht?“

Sie knetet unter dem Tisch ihre Hände, die plötzlich schweißnass sind. „Er glaubt mir nicht. Er meint, ich sehe Gespenster.“

„Vielleicht hat er recht?“

Die Wut in ihrem Bauch explodiert. „Nein, hat er nicht, und ich habe jetzt keine Lust mehr, mit Ihnen zu diskutieren. Sie wollen den Auftrag nicht. Kein Problem. Vergessen Sie es einfach.“ Sie springt auf. „Ich bezahle vorn ihr Wasser mit. Tut mir leid, dass Sie umsonst gekommen sind.“

Sie macht den ersten Schritt in Richtung Tresen und fühlt im gleichen Moment seinen festen Griff an ihrem Oberarm. Fassungslos dreht sie ihm das Gesicht zu und öffnet den Mund. Er steht beeindruckend groß, breit und viel zu dicht vor ihr. Bevor ihr ein passendes Schimpfwort einfällt, redet er schon. „Falls Sie es sich anders überlegen und doch meine Hilfe annehmen wollen, können Sie sich jederzeit melden.“

„Danke.“ Sie entreißt ihm mit einem Ruck den Arm. „Ganz sicher nicht.“

Ohne eine Reaktion von ihm abzuwarten, eilt sie davon. Sie ist wütend, rasend wütend! Keine Sekunde länger hält sie es in der Gegenwart dieses arroganten Affen aus.

Sie bezahlt und rennt im Laufschritt zum Auto, als würde er sie verfolgen. So ein Mistkerl! So ein widerlicher Macho! Als wäre sie ein dummes kleines Mädchen! Ihr Blick verschwimmt. Verbissen presst sie die Lippen zusammen. Sie wird jetzt nicht auch noch heulen.

Kapitel 2

 

Pascal schlendert über den Parkplatz zurück zu seinem Auto. Das war ja eine kurze Besprechung mit Frau Nowak. Hätte er sie zurückhalten müssen? Ihre Körperhaltung drückte Nervosität und Unsicherheit aus. Seine jahrelange Erfahrung sagt ihm, dass sie in wirklichen Schwierigkeiten steckt. Fuck! Nein! Sie ist eine erwachsene Frau und er sieht Gespenster. Da greift ein Angestellter in die Kasse. Eine ganz alltägliche Story.

Er steigt in seinen Wagen, überlegt einen Moment, greift zum Handy und wählt.

Er muss nicht lange warten. Schon nach dem dritten Klingeln hört er die seit Jahren vertraute Stimme.

„Pascal, hast du Sehnsucht nach deinem Zuhause?“, meldet sich sein alter Freund, wie immer mit sonorer, gleichmütiger Stimme.

„Wenn es so weit gekommen ist, dass der Club mein Zuhause ist, hänge ich mich eigenhändig in der Mittelalter-Kammer auf. Guten Abend, Henry“, knurrt er.

Tiefes, lässiges Lachen ist die Antwort.

„Wer ist heute Abend angemeldet?“, fragt Pascal.

„Oh, einige nette Damen passend zu deinem Geschmack. Angelique hat nach dir gefragt.“

„Sag ihr, dass ich in einer Stunde da bin. Alles wie immer.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, legt er auf, startet den Wagen und fährt Richtung Autobahn.

 

Pünktlich wie angekündigt bremst er vor einem imposanten schmiedeeisernen Tor und drückt auf die Klingel.

Es knackt in der Gegensprechanlage. „Ja?“

„Ich bin’s. Guck auf deinen Monitor und mach auf.“

„Ich sollte dich einfach mal nicht reinlassen, bis du das mit den Codewörtern akzeptierst.“

Das Tor schwingt auf und Pascal lässt den Wagen in die Einfahrt rollen.

Er läuft, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die breite Treppe zum Eingang der alten prächtigen Villa hinauf. Das gepflegte, parkähnlich angelegte Grundstück ist von einer hohen Mauer umgeben. Kameras sorgen dafür, ungebetene Eindringlinge fernzuhalten. Prüfend lässt Pascal seinen Blick schweifen. Er hat diese Kameras installiert. Nur deshalb kennt er den Club. Der Besitzer hatte ihn engagiert, um die Überwachungskameras zu installieren und zu warten. Nach einiger Zeit wurde er Mitglied und Henry und er Freunde.

In der großen Eingangshalle wendet er sich nach links zum Empfang. Eine junge, blasse Frau in einem schlichten schwarzen, enganliegenden Kleid und mit sehr kurzen dunkelbraunen Haaren lächelt ihn an. Ein neues Gesicht, das ist selten.

„Guten Abend, herzlich willkommen im Rosenclub“, flötet sie, „ich bin Melanie. Was kann ich für dich tun?“

„Guten Abend. Nichts, Baby, ich komme schon klar.“

„Aber …“

„Schon gut, Melanie. Das ist Pascal. Merk dir sein Gesicht. Er nimmt am allgemeinen Clubleben nicht teil und ist der Einzige in dieser erhabenen Gesellschaft, der sich an keine Regeln hält. Ich sollte ihn rausschmeißen, aber aus Mitleid lassen wir ihn doch immer wieder rein.“ Henry schlendert aus der geöffneten Bürotür neben dem Tresen.

Pascal lacht. „Solange dein Club nicht mal einen vernünftigen Namen hat, kannst du froh über jeden sein, der überhaupt hierher findet.“

Melanie kichert. „Da hat er recht. Warum hat der Club so einen seltsamen Namen?“

„Als er ihn gegründet hat, war er frisch geschieden. Aus Angst, seine – wohlgemerkt bereits erwachsenen - Kinder könnten dahinterkommen, um was für eine Art Club es sich handelt, hat er ihm diesen Namen gegeben“, erzählt Pascal und grinst. „Hat aber nichts genützt, nicht wahr, alter Mann?“

„Nein“, brummt Henry, „die Jungs kommen inzwischen selber her.“

Pascal geht ihm entgegen und sie umarmen sich kurz, ganz auf lässige Männerart.

„Du warst lange nicht hier“, sagt Henry.

„Ich hatte viel um die Ohren.“

„Angie wartet oben. Jan achtet auf sie. Ich sag ihm Bescheid, dass er verschwinden kann. Viel Vergnügen.“

Pascal nickt und dreht sich zur Treppe. Es ist still im Haus, obwohl sicher schon einige Clubmitglieder anwesend sind. Die dicken Mauern der alten Villa und spezielle Türisolierungen lassen keine Geräusche aus den einzelnen Spielzimmern nach draußen dringen. Pascal ist es egal, was in diesem Haus und in seinen Räumen passiert. Wenn er Zeit hat, kommt er regelmäßig, weil er hier das findet, was ihm gefällt: anonyme und sichere Sessions in einem gepflegten Ambiente, mit einer zu ihm passenden Partnerin. Man trifft sich für einige erregende Stunden und geht dann wieder auseinander. Nicht mehr und nicht weniger.

Nur ausgewählte, vertrauenswürdige Personen können Mitglieder werden. Alle unterschreiben Verschwiegenheitserklärungen und wissen, dass bei Zuwiderhandlung empfindliche Strafen drohen. Wer hier Mitglied wird, hat ausdrücklich kein Interesse daran, zu einem Spielpartner auch im normalen Leben Kontakt zu haben.

Er öffnet die Tür zu seinem bevorzugten Zimmer. Es ist ein großer, rechteckiger, fast leerer Raum, der durch die hohen Decken wie ein kleiner Saal wirkt. Die Fenster sind dunkel verhängt, versteckte Lampen sorgen für eine angenehme, indirekte Beleuchtung. Auf hellem Parkett steht neben einem Schrank, in dem diverse Spielzeuge auf ihre Verwendung warten, ein breites Himmelbett. Der obere metallene Rahmen so wie die Gitterstäbe am Kopf- und Fußende sind stabiler als bei einem normalen Bett und damit bestens geeignet für unterschiedliche Fesselungsvarianten. In der Ecke lädt ein breiter Sessel neben einem runden Tisch, auf dem Getränke und Gläser bereitstehen, zum Verweilen ein. Eine zweite Tür führt in ein kleines Bad. Die Mitte des Raumes ist frei, sodass man von allen Seiten peitschen- oder gertenschwingend ein Opfer umkreisen kann. Ketten mit Manschetten hängen von der Decke.

An einer Wandseite wurde eine breite massive Leiste mit stabilen Ringen in verschiedenen Höhen installiert. Hier kniet jetzt eine nackte Frau. Ihre Hände sind auf dem Rücken gefesselt und ihre Augen verbunden. Sie trägt ein Halsband, das mit einer kurzen Kette an einem der Ringe befestigt ist, sodass sie in dieser unbequemen Stellung ausharren muss. An der letzten freien Wand neben der Tür hängen diverse Schlaginstrumente griffbereit nebeneinander.

Er tritt ein und schließt leise die Tür. Angelique zuckt. Ohne ein Wort zu sagen, durchquert er den Raum, setzt sich auf den Sessel und gießt sich ein Glas Mineralwasser ein. Er trinkt einen Schluck und betrachtet die gefesselte Frau. Sie heißt im richtigen Leben Tina. Einmal, nach einer intensiven Session, als ihre Sinne noch nicht wieder in die Realität zurückgekehrt waren, hat sie ihm ihren wahren Namen gesagt. Mehr weiß er jedoch nicht von ihr. Vielleicht ist sie verheiratet aber auch das geht ihn nichts an. Ihre Atmung wird hektisch. Es muss sie wahnsinnig machen, nicht zu wissen, wer den Raum betreten hat.

Eine Weile genießt er den Anblick, dann steht er auf und tritt hinter sie. „Wie lautet dein Safeword, Angie?“

„Petersilie“, wispert sie und atmet deutlich erleichtert aus. Sie hat seine Stimme erkannt.

Pascal hockt sich neben sie und fährt mit den Fingerspitzen neben ihrer Wirbelsäule entlang nach oben, streicht sanft die lockigen braunen Haare zur Seite und küsst ihren Nacken.

„Schön, dich zu sehen, Angie.“

„Ja“, stößt sie hervor. Ihre Wange schmiegt sich in seine Hand.

Mehr müssen sie nicht miteinander reden. Pascal mag keine aufwendigen Rollenspiele, und die Partnerin, die sich entschließt, mit ihm eine Session zu haben, auch nicht. Sonst wären sie nicht gemeinsam in diesem Raum. Im Rosenclub weiß jedes Mitglied, was es will und braucht. Erst nach einem ausgiebigen Informationsaustausch im Vorfeld finden Spielpartner zueinander, deren Neigungen sich decken. Pascal trifft sich mit Frauen, die Schmerzen und das Gefühl der Machtlosigkeit brauchen, um sexuelle Erregung und Erfüllung genießen zu können.

Er löst die Kette, mit der das Halsband an der Wand befestigt ist. „Komm mit“, befiehlt er und zieht sie hoch. Vor dem Sessel wirft er ein Kissen auf den Boden und drückt sie darauf wieder auf die Knie. Er setzt sich so auf den Sessel, dass sie zwischen seinen Beinen kauert, greift in ihre Haare und zieht ihren Kopf zurück, bis sie ihm ihren Oberkörper aufreizend entgegenwölbt. Sie stöhnt leise. Er betrachtet ihre Brüste, runde schwere Kugeln mit dunklen Nippeln und großen Höfen. Mit den Fingerspitzen malt er Kreise auf der rechten Brust, und Angelique zuckt jedes Mal, wenn sich seine Finger ihrer Brustwarze nähern. Als er den Nippel zwischen Zeigefinger und Daumen nimmt, schreit sie leise auf.

„Was ist, schwache Nerven heute?“, fragt er amüsiert und beginnt das Spiel auf der anderen Brust von vorn. Sie stößt ein Geräusch aus, das an das lächerliche Knurren eines Hundewelpen erinnert. Einige Male deutet er ein Zwirbeln eines Nippels an, nur um dann doch wieder die Finger wegzunehmen. Kleine Schweißtropfen bilden sich auf Angeliques Stirn. Sanft drückt er ihren Kopf ein Stück nach oben, damit er ihr besser ins Gesicht sehen kann. Er küsst ihre zitternden Lippen und sie seufzt. Er knabbert zart und sinnlich an ihrer Unterlippe, dringt schließlich mit der Zunge in ihre Mundhöhle ein und trifft ihre aufgeregt flatternde Zungenspitze. Während er sie küsst, spielen die Finger seiner rechten Hand wieder aufreizend langsam mit ihren Brüsten und Brustwarzen. Die linke Hand in ihren Haaren fixiert weiter ihren Kopf. Immer wieder zuckt ihre Zunge, wenn er in einen Nippel zwickt. Sie stöhnt, versucht, ihren Kopf in eine bequemere Position zu schieben, doch er hält seinen unerbittlichen Griff in ihren Haaren. Nach einer Weile beendet er den Kuss und lässt ihren Kopf los. Dankbar bewegt sie ihren inzwischen steifen Nacken. Er beginnt, mit beiden Händen ihre Brüste zu quälen, beobachtet dabei schweigend ihre Gesichtszüge, während seine Finger jetzt immer fieser und härter ihre Nippel zwirbeln und verdrehen. Sie bäumt sich auf, ihre Gesichtszüge verzerren sich, unter der Augenmaske quellen Tränen hervor, doch Pascal kennt keine Gnade. Sie jammert, versucht, ihm ihren Körper zu entziehen, lässt sich zur Seite fallen, doch Pascal steht auf, beugt sich breitbeinig über sie und schubst sie mit einem Griff an die Schulter auf den Rücken. Er quält sie unerbittlich weiter, ohne ihre strampelnden Beine zu beachten, ohne zu reden, ohne Pause, ohne den Blick abzuwenden, bis sie laut schluchzend um Gnade schreit.

Er tritt einen Schritt zur Seite und wartet ab. Sie liegt vor seinen Füßen auf dem harten Parkettboden und weint hemmungslos. Ihre Brustwarzen leuchten tiefrot und sind geschwollen. Zwischen ihren Beinen schimmert glänzende Feuchtigkeit. Nachdem sie sich etwas beruhigt hat, umfasst er ihre Oberarme, zieht sie wieder in die kniende Position und setzt sich zurück in den Sessel. Sanft wischt er die Tränen von ihren Wangen, gießt das Mineralwasserglas frisch voll, nimmt es und schüttet den Inhalt über ihre Brüste. Sie schreit überrascht auf und zuckt hoch.

Er lacht. „Nur eine kleine Abkühlung, Süße.“

„Arsch“, stößt sie atemlos hervor.

„Richtig erkannt“, flüstert er dicht an ihrem Ohr und ein Schaudern durchläuft ihren Körper.

Er hält ihr das erneut gefüllte Glas an die Lippen. „Trink.“ Gierig schluckt sie jeden Tropfen, den er ihr gibt.

Er zieht ihr die Augenbinde ab. Obwohl das Licht im Raum gedimmt ist, blinzelt sie einen Moment, bis sich ihre Blicke begegnen. Sorgfältig kämmt er mit den Fingern die Haare aus ihrer Stirn.

Sie lächelt zaghaft. „Darf ich dich verwöhnen?"

Er schmunzelt, beugt sich kurz vor, zieht sich mit einem Ruck das T-Shirt über den Kopf und öffnet Knopf und Reißverschluss seiner Jeans. Sein Schwanz springt heraus und richtet sich steil auf. „Alles für dich“, sagt er mit einem Augenzwinkern und lehnt sich entspannt zurück. Sie kichert.