Gerhard Friedrich Grabbe

Rezensionen

Film – TV – Musik – Literatur

Band I

Es gibt wohl kein Problem, dem nicht durch die Kunst Lösungsvorschläge übermittelt werden können. Nicht, dass man diese zumeist missachtet, liegt der Mangel an Akzeptanzfähigkeit in den Charakteren der in ihrer Verantwortung Aufgebotenen.

Wo es Aufgabe der ausführenden Künstler war, Ursache und Wirkung menschlichen Handelns beim Namen zu nennen, wendet sich der Rezensent daher den Schlüsselwerken wegweisender Kunst und deren Darbietenden zu.

Insbesondere gilt unser Augenmerk den Kindern als Darstellern, deuten sie doch die Zusammenhänge aus ihrem Wesen, das die Gesinnungen spiegelt, denen sie ausgesetzt sind und die die Welt der Erwachsenen zu verantworten hat. Sind sie somit Meister ihrer Deutungskraft, haben wir allen Grund, uns vor ihnen zu verneigen, wo sie Gelegenheit haben, aus sich selbst zu zeugen.

Inhaltsverzeichnis

Rezensionen I

Achtundvierzig Engel

A Beautiful Mind

A Town torn Apart

A Rumor of Angels

Abenteuer auf Schloss Candleshoe

Albert Camus: Der Mensch in der Revolte

Albert Schweitzer: Kultur und Ethik

Albert Schweitzer: Aus meinem Lb. und Dk.

Albert Schweitzer: Mein Leben –

Allerliebste Schwester

Als ich noch der Waldbauernbub war I + II

Agora – die Säulen des Himmels

A.I. – Künstliche Intelligenz

Amadeus

An einem Tag wie jeder andere

Bach und Broccholi

Beim Leben meiner Schwester

Biblische Stätten einst und jetzt

Biciklo – das Superfahrrad

Billy Elliot

Blindgänger

Blöde Mütze

Bobby und die Geisterjäger

breccha

Brennendes Geheimnis

Brücke nach Terabithia

Butcher Boy

Cohen und Tate

Colossus

Contact

Daddy – im Visier des Bösen

Danny der Champion

Das Baumhaus

Das Dorf der Verdammten I und II

Das Ende des Sommers

Das Geheimnis der Murmelgang

Das Geheimnis der Spiderwicks

Das Geheimnis von Loch Ness

Das Glücksprinzip

Das Haus in Montevideo

Das höhere Prinzip

Das Kartenhaus

Das kleine Gespenst

Das Mercury-Puzzle

Das weiße Band

Das Weihnachts-Oratorium

Das Wunderkind Tate

Der Club der toten Dichter

Der Flug des Navigators

Der geheime Garten

Der Italiener

Der Junge im gestreiften Pyama

Der Junge vom Rio Negro

Der kalte Himmel

Der kleine Lord I

Little Lord Fauntleroy

Der kleine Lord II

Der kleine Muck

Der kleine Nick macht Ferien

Der Klient

Der nächtliche Lauscher

Der schwarze Hengst

Der Seehund von Sanderoog

Der sechste Sinn

Der Tank

Der Vater und sein Sohn

Der wilde Schlag meines Herzens

Der Zorn des Jägers – The Lost Son

Die Brüder Löwenherz

Die Farben des Paradieses

Die Feuerzangenbowle

Die Johannes-Passion (Bach)

Die Kinder der (des) Verdammten

Die Kinder von Paris

Die letzte Legion

Die siebente Papyrusrolle

Die Reise nach Sundevit

Die Spur des Windes

Die unendliche Geschichte

Die Wildnis ruft

Die geheime Festung

Die Orgel

Die Schwester der Braut

Die Stimme des Adlers

Drei Haselnüsse für Aschenbrödel

Don Giovanni

Eine Hand voll Gras

Ein Kind mit Namen Jesus

Elina

Entführung nach Hause

Erik im Lande der Insekten

Es geschah am hellichten Tag

EVA

Fahrenheit 451

Freunde für's Leben

Geh und lebe

gender-gaga

Ginostra

Greg’s Tagebuch

Hallo Onkel Doc

Georg Friedrich Händel: Die 12 Concerti grossi

Hamlet

Hasenherz

Heimliche Freundschaften

Herr der Fliegen

Herz aus Stein

Himmel und Hölle

Hokuspokus

Hugo Cabret

Je t’aime – Ich liebe dich!

Jenseits des Himmels / Mein Sohn

Jumanji

Kinder des Zorns

König der Diebe

Krieg der Knöpfe

Krümelchen

Lang lebe die Königin

Machuca

Mariken

Mein Kriegswinter

Mississippi – Fluss der Hoffnung

Mister Twister

Meester Twister

Mozart in China

Nathan der Weise

Nur Wolken bewegen die Sterne

Oberstadtgass

Oliver Twist (Polansky)

Onkel Tom's Hütte

Pandaland

Pole Poppenspäler

Prinz und Bettelknabe I und II

Radio Flyer

Rat’ mal, wer zum Essen kommt

Saint Ralph – ich will laufen

Schlaflos in Seattle

Mein großer Freund SHANE

Schrei in der Stille

Schütz, H.: Die Kleinen geistlichen Konzerte

Schwesterherzen

Spuren im Schnee

The Mighty – gemeinsam sind wir stark

The Tree of Life

Tief wie der Ozean

Das wundersame Leben des Timothee Green

Tinke – kleines tapferes Mädchen

Tomboy

Twain, Mark: Tom Sawyer

Huckleberry Finn

Indianer-Joe gegen zwei Jungen

Unser neuer Bruder

Uns trennt das Leben

Valo und Ville

Vaterherz

Vier Tage im Mai

Vitus

Vogelscheuche

Vorstadtkrokodile I und II

Wallenstein (Franz Peter Wirth)

Whale Rider

Wenn der Vater mit dem Sohne

Wege nach Hause

Wer den Wind sät

Wilder Days

Witness – der einzige Zeuge

Wunderkinder

Zaina – Königin der Pferde

Zwei Brüder

Zwei durch dick und dünn

Zwölf Uhr mittags

Nachwort

Achtundvierzig Engel

Das Werk:

Der todkranke Seamus findet sich in der Welt des Überlebens fremd, lässt sich in einem Boot treiben, wirft die Ruder über Bord und vertraut sich seinem Schöpfer in jener Opferbereitschaft an, die nicht verzagt, sondern offenen Auges und vertrauensvoll einer Gewissheit entgegentreibt, die aus ihm selbst kommt und vom Ursprunge sich nährt, dem die Welt sich schenkt, indes er sie verlassen soll.

An das Ufer einer ihm unbekannten Insel getrieben, trifft er in der Ruine einer Kirche auf den Protestanten James, der ihn ablehnt, der die Bedeutsamkeit dieses Jungen nicht ermisst, aber beide einen schwerverletzten Mann ins Boot bringen und so vor dem Zugriff der Polizei retten.

Seamus sieht in dem Fremden die Gestalt Jesu, James schon den Terroristen, einer wie jener, der ihm den Vater kurz zuvor genommen hatte. Beide Jungen helfen dem Kranken wieder auf die Beine. Der aber will mit Menschen abrechnen, die sich vom Terror abgewandt haben und ihn nicht mehr unterstützen werden. Die Rache des Genesenden geht in aller Konsequenz des ideell Verzweifelnden in die Falle.

Seamus, der auf den Ruf der Wildgänse wartet, die – nach keltischem Glauben – Heil bringen werden, liegt im Boot, als der Schuss der Fremden Wächter seines Landes den Terroristen hinterrücks niederstreckt und sein Kopf in den Schoß des sterbenden Seamus fällt.

Der ethische Aspekt:

Seamus verkörpert in dieser Parabel das todeswunde Irland, dessen Zukunft vom perspektivlosen Hass zweier Gruppierungen umstellt ist und dem der (symbolische Anruf an Grace) Blick sowohl in die Vergangenheit (Elternhaus) als auch in die Zukunft (Grace) brutal verwehrt und als versuchter Verrat bewertet wird.

Seamus’ ist Irlands Krankheit, ist das kranke Herz, ein sich verselbständigender, gegen das Leben wirkende Prozess in seinem Körper, und alle Versuche von Kapazitäten, hier zu retten, schlagen fehl, weil man nach Mitteln sucht und doch die Ursache im Detail nicht erkannt hat.

Anders als in „Pandaland“ erweist sich diese Parabel als der Abgesang eines Volkes, dessen Ursprung Seamus als keltisch klassifiziert und seinem älteren, emotional hin- und hergerissenen Begleiter James die Bedeutung ihrer Vornamen erklärt: „Wir haben etwas gemeinsam, wir haben den gleichen Vornamen!“

Die Bruderschaft, ob gewollt oder nicht, hält die drei auf der Flucht vor der Kontrollmacht der „Briten“, des Fremden, das ihnen eine Falle stellt und den Gesuchten kaltblütig abknallt, allerdings ohne die Kinder zu „gefährden“. Sie sollen mit ansehen, wie man politische Irrläufer wegradiert. Wir sehen beide Jungen in ihren Zügen nirgend beschmutzt, wir sehen Seamus von des Todes Blässe angekränkelt, aber mit der jungenhaft eigentümlichen Urkraft des Selbstbestimmungswillens, der im Angesicht seiner Ohnmacht das Unfassbare erträgt, nicht klagt, nur still kämpft und – wie schon gesagt – den Heilsboten weniger nach- als entgegensieht, und sie schreien nicht vom Himmel durcheinander, sondern synchron, als Zeichen, dass der Himmel mit einer Zunge spricht.

Der schöpferische Vollzug:

Spricht man James und Seamus nacheinander aus und stellt sich die Kinder als Brüder vom Anfange her vor, so klingen sie gleich und verweisen doch auf das Wort shame, was meint, nicht sie haben sich zu schämen, sondern ihr Leiden beschämt die zuschauenden Völker in ihrer einbalsamierten Verantwortungslosigkeit.

Die Konfessionalität des Katholiken Seamus wurzelt in keltischem Charakter. Sie erhebt sich zur Religiösität und überschreitet mühelos alle Grenzen, als sich der Knabe mit dem Schöpfer zu verbünden sucht – er tut es, nur hören wir nicht die Antworten, die er erhält. Sichtbare Zeichen aber begreift das Kind ohne Schrecken, als selbstverständlich, und die Erkenntnis seines Irrtums, den Verletzten betreffend, erfasst ihn nicht mit Unruhe oder Enttäuschung. Wir erfahren den Knaben auf der Zielgeraden. – Anders der „Protestant“, den Aufbegehrenden, der um den Verlust seines Vaters trauert und den Terror aushalten muss – und dennoch, gegen das System der nationalen Fremdbestimmtheit, seine Hilfsbereitschaft dort ausübt, wo es ethisch vertretbar ist, und da aussteigt, wo er der Gewalt dienen müsste. Im Kern sind beide Kinder eines Ursprungs, nur hält James’ Desillusioniertheit bittere Anklage gegen Seamus’ innere Gewissheit und gefasste Ergebenheit in das notwendig werdende Abschiednehmen. Dem ist der Ältere noch nicht gewachsen.

Irlands Schicksal zeichnet sich also in vier Positionen ab, und jeder wird die Zahl von 12 Engeln, also Botschaftern des Schöpfers, zugedacht. Nur einer wird in der Gestalt Seamus’ offenbar, der andere nur im Dialog mit dem des todkranken Jungen als vorhanden gesehen. Die übrigen harren ihrer Entdecker. (12 ist symbolisch, es ist die Quersumme aus 48, die Quersumme 3 aus 12 erweist sich als nationaler Schlüssel).

Vielleicht fehlt den Menschen die Sichtweise und die Weisheit der Wildgänse? Vielleicht stehen die Erlöser schon auf der Schwelle der Zukunft? Sahen wir sie nicht die eine Hoffnung der Welt zu Grabe tragen? Was ist, wenn der damals 11-jährige das Antlitz nach Westen wendet? Gestern trauernd, heute die politisch-ethische Mittellosigkeit erforschend, morgen die Nation einend, in der Vielfalt ihrer Stämme selbstbestimmt?

Sind es nicht Brüder, die sich gegenüberstehen, ein jeder vorbestimmt für seinen Platz, und ward nicht der Prophet berufen, den Mantel zu werfen, und steht nicht das Salböl für beide bereit?

– Ob sie es schon wissen?

A beautiful mindGenie gegen Wahnsinnige

Junger Mathematiker erlebt „Halluzinations-Stress durch Überreizung und Versagensangst. Seine Leistungsfähigkeit gewinnt zunächst die Oberhand, aber seine Persönlichkeit vermischt die materielle Realität mit der der Vorstellungswelt. Diese drängt sich förmlich auf, ergreift Besitz von der Psyche des Kranken und dirigiert ihn in eine Scheinwelt, in der Prozesse ablaufen, die sich der eigentlichen Realität und ihren Herausforderungen feindlich entgegenstellen.

Raffiniert wird der Zuschauer auf den Leim geführt, und weil er glaubt, es habe sich tatsächlich so zugetragen, sitzt der Schock um so tiefer, und die Angst, Genie und Wahnsinn lägen nun mal dicht beieinander, erzeugen die gewünschte Vermischung von gesunder Eidetik mit Schizophrenie.

Auch die Heirat schützt nicht vor dem Zusammenbruch, sondern es drohen Verfolgungswahn und Psychiatrie, Insulinschocks und Rückfälle, der Status des Behindertseins, und es bleibt das lebenslange Provisorium zwischen erwünschter Realitätseinschätzung und der strikten Ablehnung der „alten Freunde aus grauer Zeit“. So geht der Nobelpreis an den stets gefährdeten Nash und von dem an die Ehefrau – verdientermaßen, denn ihr ist zu verdanken, dass die Familie mit der Behinderung Schizophrenie zu leben gelernt hat.

Wie aber wäre die Geschichte zu werten, wenn Nash tatsächlich für den Geheimdienst gearbeitet und dann irgendwann versucht hätte, wieder ins bürgerliche Gelehrtenleben umzusteigen? CIA und KGB schreiben doch in Fällen der Systemkritiker die gleiche Sprache!

Das Märchen „Rotkäppchen“ - einmal auf maskuliner Schiene:

Es war einmal ein männliches Rotkäppchen, das sich, nach Jungen Art, auch mal allein zur Großmutter traute. Unterwegs begegnete ihm der böse, alles fressende Wolf. Der versprach für Großmutter die schönsten und seltensten Blumen auf lauschigen Waldwegen. Das wirkte: Rotkäppchen pflückte - eine ganze Fensterfront seines Zimmers in einen unersättlichen Korb. Er plauderte mit seinen Freunden - den unsichtbaren Wegbegleitern des Genies, die kommen, wenn man sie ruft! Und darüber verging die Zeit.

Statt der Großmutter fand der Junge Nash den gefräßigen Wolf im Bett: Der hatte die arme Großmutter schon längst verschlungen. Jetzt war der um Hilfe kreischende Rotkäppchenjunge dran.

(Was das Märchen zaghaft verschweigt: Der Wolf hatte sich - als eine Art gnadenvollen Aufschubes - Kuchen und Wein von dem vor Todesangst zitternden Jungen servieren und die kostbaren Blumen in die Vase stellen lassen, - Jetzt aber weiter):

Dann nahte der Förster, der immer zu spät kommen muss, und der ließ den Wolf laufen und belehrte die befreiten Opfer, dass dies alles nur ein böser Traum gewesen sei, von Nash selbst geträumt und inszeniert, weil er sich mit seinen unsichtbaren Freunden zu sehr eingelassen habe. Dass es böse Freunde seien, zeige schon, dass die ihn nicht vor dem Wolf gewarnt hätten! Und Nash, der das nicht glauben wollte, bekam jeden Tag den Hintern versohlt und musste schwören, solche Freunde nie wieder sehen zu wollen. Erst danach durfte er wieder zu seiner Mutter heim.

Unsichtbare Freunde kennen unsere Kinder, indem sie mit ihren Teddys, Stofftierchen oder Puppen sprechen und mit ihnen Zärtlichkeiten austauschen, welche die Welt der Erwachsenen in dieser Intensität nicht kopieren könnte. Das Genie Goethe beschreibt seine Gespräche mit Gedankenfreunden, und Broder Christiansen nutzt diese Kenntnis für seine Schüler, indem er ihnen sogar empfiehlt, mit solchen Gesprächspartnern zu arbeiten, und das könne jeder, sei also nicht notgedrungen das Privileg der Genies. - Schließlich besteht die gesamte Prophetie des Alten wie des Neuen Testamentes aus derartigen „Gesichten“, und es gibt überhaupt keinen Grund, die Eidetik, also die Fähigkeit, in der Vorstellungswelt sich das Reich der Seelen erschließen zu wollen, zu verteufeln.

Hingegen entstehen durch Überanstrengung krankhafte Zwangsvorstellungen, etwa wie beim Fieber, gegen die sich der Patient nicht wehren kann, und diese quälen ihn. Sie fordern ihn zu Handlungen heraus, die den Bedürfnissen der materiellen Welt, in der sich der Mensch ja bewähren muss, keinesfalls zuarbeiten. Sie blockieren das schöpferische Denken und spannen es in Rahmenbedingungen, die ein Genie sowieso nicht und ein hochbegabter Wissenschaftler freiwillig auch nicht eingehen würde.

Die Geheimdienste der Weltmächte kennen das Mittel, absprungbereite Mitarbeiter in einem Kokon der Unglaubwürdigkeiten weiterleben zu lassen, wenn sie sich aus gewissen geistigen Kräften ihrer kontrollierten Aussteiger noch Wertvolles erhoffen, auch wenn sich der Patient nicht mehr vereinnahmen lassen will. Dazu wird das Opfer für schizophren erklärt, so dass es nicht nur unter ständiger Fremdkontrolle vegetiert, sondern sich selbst ständig in Zweifel ziehen muss, damit es in Freiheit einigermaßen weiterleben kann.

Im Erntfalle kann Schizophrenie, wenn sie in der Form tatsächlich vorliegt, wie wir sie bei John Nash deklariert bekommen haben, als Behinderung akzeptiert werden. Nur lebt diese Persönlichkeit in eigenem, fast unerträglichen Gespaltensein. Denn eine solche Behinderung kann nur durch die umsorgende Liebe eines oder mehrerer Vertrauter als lebenswert empfunden werden. Und genau aus dieser Sphäre wirken die Seelen in der Vorstellungswelt der gesunden Eidetik! Dass jemand an diesem Zwiespalt, das Gute zu wollen, aber nicht in seiner völligen Bestätigung leben zu dürfen, überhaupt erträgt, verdient den Friedensnobelpreis - gleich zweimal, und nicht nur den für Physik, Mathematik oder was sonst noch!

Vor der kardinalen Fehlleistung dieses Kinomachwerks soll noch gewarnt werden:

Genies sind die Verbindung von hoher Begabung und schöpferischer Sonderbegabung, über die nur ca. 12 von hundert Menschen verfügen. Talente mit noch so hohem IQ mögen kreativ sein - schöpferisch-genial sind sie deswegen noch lange nicht. Bezeichnen wir die Talente als „Realisten“, dann sind die 12 % die Schöpferischen. Der Film setzt offensichtlich den 88 % Realisten einen Triumphbogen, und insofern brauchen wir uns auch darüber nicht mehr zu wundern, dass die „Spinnerten“ ‚als Gehirnakrobaten verengt ausgemacht, von Natur aus leicht durchdrehen können. Mein Vorschlag: Wenn die Realisten immer in der Sonne des Lebens gestanden haben, wäre ein Tropenhelm da wohl ein sicherer Schutz gewesen?

Der Film grenzt nicht die Schizophrenie gegen die Eidetik ab, sondern nährt den Verdacht, dass letztere keine verstandesmäßig nutzbare Form, den Lebenssinn zu begreifen, darstellen könne. In Wahrheit bedient sich der CIA jedoch auch der „Hellseher“ oder anderer Exemplare der Esoterik. In diesem Falle wäre der Film ein dilettantisches Ablenkungsmanöver.

Die Bereiche kindliche, schöpferische und religiöse Vorstellungswelt werden gar nicht angesprochen und deren Einflüsse in Betracht gezogen oder gar zu Heilungszwecken dem Patienten nahe gebracht. Die Wurzeln zu Nash’s Kindheit werden somit radikal gekappt; der Unglückliche, an akademischen Haltevorrichtungen vertikal gerichtet, vegetiert fortan in einer chemischen Nährlösung.

Nash wird uns als eine Persönlichkeit geschildert, bei der, wie bei allen intellektuellen Förderprogrammen, nur die eine hochgezüchtet Blüten und Früchte treiben soll, ohne die Gesamtheit des Menschen sich ausleben zu lassen.

Der Film erkennt den Unterschied zwischen intellektueller Hochbegabung und Genialität nicht und verwechselt so die Motivationsherde.

Von den lebensnotwendigen Interaktionen der Schöpfungskerne (= Seelen) zwischen verschiedenen Zeiten / Räumen weiß man offenbar zu wenig und stellt solche Möglichkeiten in ihren Auswirkungen als schädlich dar.

In seiner Eigenschaft als Warnung gegen jede Art genialen Alleinganges bedroht dieser Oscar-Hit das elementar gesteuerte Selbstverständnis der kindlichen, der genialen wie der prophetischen Funktionen. Statt ihrer setzt er Rahmengesinnungen für das Verständnis einer Weltordnung, die zweckgebunden dem Wohlergehen Auserwählter, Besserwissender, Spitzenreiter der Gesellschaft zuzuarbeiten haben. Ich bleibe dabei: Es ist ein kinomatographischer Ausflug in die Untiefen der flachen materiellen Realität, den Untiefen entgöttlichter Universalität der Vorstellungswelt, der Gedankenfreiheit, der Phantasie, von mir aus. Zugleich wird ein schauerliches Szenarium entrollt, das jenen blüht, die sich weigern, an die nur eine Gegenwart zu glauben, in der auch Genies sich an die schon vorgegebene „Realität“ zu halten haben. Die Harry Potters dürfen eben nur in den Schlössern ihrer kindlichen Irrealitäten zaubern, bevor sie in das „wirkliche Leben“ zurückgeschickt werden können. Und da braucht man keine Zaubermittel, egal, wie viele es davon auf dem Markte auch gäbe! - Wie niedlich!

Ein Gruselfilm der Formalwelt egozentrischer Gottesferne, in der die Seele durch die Finsternis der Einsamkeit zu jammern hat?

Nicht mit uns, ihr Irrenhaus-Realisten - ihr Zeremonienmeister Eurer Hybris, Eurer Formelhaftigkeit der normativen Geometrie der kalten End lichkeit! Lebt mit Euren Gummizellen des pharmazeutischen Aberglaubens! Denn die Ewigkeit hat ihre eigenen „Räume“, deren Grenzen sich vor dem Erlebnis der Gottesnähe auflösen müssen.

Wer keine „Phantasie“ hat, kann diese Räume sowieso nicht ausmessen. Und wer sich in der Vorstellungswelt auskennt, gibt sich vor dem, was sich dem Denken eröffnet, staunend geschlagen.

Flachwurzler halten solchen Seelen-Orkanen nicht stand. Lasst uns also gefälligst in Ruhe!

A Town torn Apart

Vorbemerkungen:

Der Publizist Littky führt ein Leben am Rande der kleinstädtischen Peripherie und lebt mit einer Musikerin die Freiheit in Eigenverantwortung, als ihm auffällt, dass die Schule dieser Stadt zu einem Kampfplatz des Faustrechts verkommen ist. Als der Leiter resigniert seine Koffer packt, meldet sich Littky für diesen Posten und wird, auch auf Grund seiner exzellenten Zeugnisse und Zertifikate, eingestellt. Da er in dieser Arbeit sein Privatleben komplett aufgeben muss, zerbricht die Beziehung zu seiner Cello spielenden Lebensgefährtin – nicht im Streite, nicht in den üblichen Vorwürfen wie „Ich bedeute dir gar nichts – anderer Leute Kinder sind dir ja wichtiger“ – das hören wir nicht. Aber man begreift dieses Opfer und verfolgt zunächst mit fragendem Nachdenken den Verlauf seines Ringens. Am Ende siegen Idealvorstellungskraft und das Zusammenwachsen von Schülern, Lehrerkollegium und Rektor. Diese Stadt hat ihr Kulturzentrum wieder erreicht, denn von hier aus gehen jeden Tag Ideen für Verbesserungen der Lebensverhältnisse in die Vorstellungswelt der Außenstehenden. Diese Schule ist ein Stein, der ins Wasser fällt und immer größere Ringe um sich her verbreitet. Denn jeder Schüler wird hier angenommen, wie er tatsächlich ist, nicht, woran er zerbrechen müsste. Ein solches Schulprojekt schreit nach Verbreitung. Aber wir scheinen unter Taubgewordenen zu leben …. Das Werk:

Eine U.S.amerikanische Schule in ihrer letzten Phase der Selbstauflösung wird durch Energie und Einfallsreichtum eines Ausnahmepädagogen auf den Zustand eines überdurchschnittlichen Bildungsinstituts erhoben, indem er sowohl die Lehrerschaft als vor allem auch die Schüler neu motiviert und das Gebäude zu „ihrer“ Schule aufwerten lässt. Auch hier wühlt die Bigotterie und der Hass gegen Können und Erkennen eines Fachmannes und mobilisiert einen harten Kern des Widerstandes zu aktivem Boykott. Gericht und schließlich das herbeigeführte Plebiszit der einsichtigen Elternmehrheit blockieren diese Störmanöver und ermöglichen ein reibungsloses Arbeiten

Der ethische Aspekt:

Der neue Rektor Littky setzt seine Gesamtpersönlichkeit für die Reanimation dieses Schul-„Betriebes“ ein und reißt die jungen Menschen im Soge der Begeisterung zu ernsthaftem Selbsteinsatze von ihren Stühlen der Apathie. Er vermittelt ihnen das Bewusstsein, eine Tür in sich zu ihren Begabungen und ihrem ethischen Entscheidungsvermögen öffnen zu können, wenn sie sich den Schlüssel dafür selbst holen – und sie finden ihn! Die Methoden Littkys entsprechen den großartigen, rasch und bleibend abgedrängten Ideen der deutschen Reformpädagogen und deren Musterschulen, in denen am Staatsbetriebssystem Schule vorbei Kinder in Lernbedingungen geleitet werden, unter denen sie aufblühen und sich zu Persönlichkeiten entwickeln dürfen, die krisenfest werden. Das wurmt, wie man sich denken kann, die Verfechter von „Disziplin, Tradition, Ordnung, Zucht, Werte“ …. – wir kennen den Hülsen-Jargon!

Der schöpferische Vollzug:

Manipulierbar ist, wer in Handlungsohnmacht gehalten wird – eine Art Entscheidungskoma, das künstlich erzeugt wird, indem man den Kindern das Rückgrat bricht. Solche Opfer sind auch von Pädosexuellen leicht greifbar und können „verbraucht“ werden, wie es den Schurken gerade recht ist. - Reformpädagogik entwickelt Lehr- und Lernmethoden, in denen Eigenverantwortlichkeit und Wahlfreiheit des gerade zu Leistenden die Grundlage bilden, und ganz sicher sind solche Kinder gern bereit, zu Ausnahmeleistungen aufzusteigen, wenn ihnen das Ziel entsprechend viel bedeutet. Littky stellt ihnen dieses als erreichbar in Aussicht, und die Lehrerschaft räumt den Dschungel der Vorurteile und üblen Nachreden auf, damit es nicht zur Quälerei wird. Das hierarchische Prinzip wurde, sehr zum Entsetzen der Frömmler und Spießbürger, über Bord geworfen und die allumfassende Zuneigung zu Förderbarem und Förderern zur Grundlage der jungen Menschen erhoben. Wir stufen diesen Film als pädagogisch sehr wertvoll für angehende und amtierende Lehrer ein, die noch nicht aufgeben wollen. Daher dränge man auf die Ausgabe in deutsch-synchronisierter Fassung!

A Rumor of Angels

Vorbemerkung:

Darsteller:

Maddy Bennett: Vanessa Redgrave (GE)

James Neubauer: Trevor Morgan (GE)

Im Augenblick nur in englischer Sprache erhältlich!

Das Problem:

In welchen Prinzipien stellt sich uns Schöpfung dar?

1. Die Vielzahl der Einzelnen bleibt der Ganzheit eingeschlossen. Neben der Schöpfung gibt es nichts: Sie ist.

2. Von der idealen Grundstruktur als Bauplan strebt die Materie unablässig zur Vollkommenheit zurück. Dadurch sind die kompliziertesten Wesen möglich, und alle basieren auf dem gleichen Bauplan-Prinzip.

3. Die Einbindung in Zeit und Raum ist ein Mit-, nie ein Nacheinander, weil sich der Schöpfungsgeist unter den Einzelnen als das statisch Gesamte identifiziert: Ausgang und Zusammenfluss aller Energie gleichzeitig!

4. In der Schöpfung gibt es daher keine Rangfolge der Lebens-Wertigkeit. Der Schöpfungskern offenbart sich im Urbaustein ebenso vollkommen wie im kompliziertesten Gebilde, ob organisch oder im technologisch Umgeformten. Es gibt nichts „Totes“, sondern alle Energie fließt unaufhörlich in neues Leben. „Alles ist belebt!“ (A. Schweitzer).

5. Energie speist sich aus kosmischem Gedächtnis, dem universalsten Wissen, von dem alles Geschaffene informiert und lebensfähig gemacht wird. Alles einmal in Gestalt Geformte bleibt daher in seiner Eigenschaft für immer abrufbar.

Krankheiten alarmieren und zeigen verstopfte Zugänge zum Ganzen. Darum ist „Heilung“ im Detail nur ein Trostpreis.

6. Alle Kreaturen verfügen über das gleiche kosmische Wissen. In ihrer Kindheit stimmt sich dieses mit den organisch individuellen Möglichkeiten eines jeden Lebens ab. Lernen bedeutet daher, jeweilige Erkenntnisse mit dem kosmischen Wissen abzugleichen. Erkenntnisse bleiben daher um so länger haften, je stärker ihre Identität vom kosmischen Wissen bestätigt worden ist. Gedächtnis ist daher kein Faktenspeichern, sondern das Ergebnis eines intakten Dialoges zwischen Schöpfungskern (= Seele) und der Psyche (= dem organisch funktionierenden Leben)

7. Der Einzelne lebt im Gedächtnis zum Gesamten. Unablässig strebt daher jedes Leben in das aktive Erleben dieses Gesamten, der Unmittelbarkeit des Schöpfers. Paarung wie hohes soziales Streben, Leidenschaft gegenseitiger Bejahung wie Hingabe an anderes Leben sind die beglückendsten Erscheinungsformen.

Dieses natürliche Streben heißen wir Liebe!

Die Handlung:

Der 12-jährige James lebt fern vom vielbeschäftigten Vater mit dessen Bruder und der Stiefmutter zusammen. Es zieht den Jungen zum Hause der misstrauisch beäugten alten Dame Bennett. Von ihr überrascht, flieht er und durchbricht den Zaun. Während der Reparatur in den nächsten Tagen kommen sich Jung und Alt schrittweise näher. Sie umkreisen einander, und James lernt, Maddy Bennett zu achten. Sie hat Geduld und ein feines Gespür für James’ Erlebnis, seiner tödlich verunglückten Mutter die Hand gehalten zu haben, aber seinen Schmerz mit niemandem teilen zu können. Es wird eine tiefe Freundschaft, in der James dann plötzlich von seinen Eltern heftig gestört und behindert wird. Ein Herzanfall der alten Dame erfordert Initiative der Nachbarn, und sowohl der Vater als auch der Onkel helfen James, allerdings mit Vorbehalten und Zögern. Als sich Maddy kräftig genug fühlt, steht sie vom Krankenlager auf, während sie James mit allem Nötigen versorgt. Sie erklären einander ihre unverbrüchliche Zuneigung, und Maddy stirbt, noch während ihr der Junge aus ihrem Buche, den Botschaften vom Sohne, mit sicherer Stimme vorliest.

Der ethische Aspekt:

James ist durch den Dorfklatsch und die Meinungen seiner Mitschüler falsch über Maddy Bennett informiert und glaubt, ihren Geheimnissen auf die Spur kommen zu müssen. Solange ist er Kind seines Umfeldes. Da er jedoch über Fähigkeiten verfügt, die in das Klischeedenken nicht passen, zieht es ihn in Maddys Nähe, und die zwei altersmäßig völlig unterschiedlichen Menschen finden zu einer innigen Freundschaft. James schläft in Maddys Haus, als es notwendig wird und sie Hilfe braucht, und das ist auch in Ordnung, weil die Vertrauensbasis eigentlich nicht in Zweifel gezogen wird, wohl aber Maddys Hang zur Eidetik, die sie mit „Halluzinationen“ laut Schriftstellerin verbindet. Insgesamt weitet sie ihrem jungen Freund das Erleben der Schöpfung. Sie erklärt, überall seien die Engel, die Boten des Schöpfers. Von ihrem Sohn erhielt sie Nachricht, als er starb, und später, als er sich in seiner Eigenschaft als Seele im Sein wieder zu erkennen gab.

Medium ist das Morsen, die Telegrafie per Lichtzeichen. Ein Felsen wird Ausgangspunkt und später Empfangsort dieser Nachrichtenart. Im Hause selbst verfügt Maddy über eine entsprechende Lichtanlage. James lernt rasch und benutzt dieses Medium ebenso klug wie Maddy. Als sie tot ist, will er ihr Zeichen als endgültige Bestätigung. Die Schriftstellerin scheint dem normativen Neugierigen diesen Gefallen getan zu haben: Im Drehbuch jedenfalls blinkt James der Leuchtturm die Botschaft seiner geliebten Freundin.

Man kann dieses Medium natürlich auch symbolisch werten und dafür andere Mittel einsetzen. Das oder der Pendel öffnet das Mittel der Information, und andere werden andere Zeichen nutzen, um das in ihnen vorhandene kosmische Wissen sicher befragen zu können.

Der Film scheut sich nicht, diese Mittel einzusetzen und emotional abzusichern. Das ist berechtigt, weil man dem 12-jährigen sonst gar nicht die Brücke bauen ließe, die er zu uns errichten will.

Bedauerlich, dass die deutsche Synchronstimme schon ein Jugendlicher gesprochen hat (wie auch im Film „Johnny und die Toten“). In diesem Alter ist man noch nicht auf der Spur des Erwachsenwerdens. Dafür liest er aber aus Maddys Buch mit erstaunlichem Textverständnis. Das entschädigt.

Der schöpferische Vollzug:

Eidetik ist die willkürlich eingesetzte Fähigkeit, sich mit Wesen zu unterhalten, die körperlich gar nicht anwesend sein können. Das müssen nicht nur Menschen sein: Alle Schöpfung hat ihre Sprache, die ein jeder verstehen kann.

Eidetik mit Halluzinationen zu mischen, ist gegenüber den Hirn- und Abgrundforschern der Psyche gefährlich. Denn sofort rollen diese das Garn in das Labyrinth ihrer Verwissenschaftlichung, und nur sie finden angeblich wieder heraus.

Die Wahrheit ist: Sie haben erst gar nicht den Weg hinein angetreten! Maddy halluziniert Lichtzeichen als Botschaften – Morsezeichen, ein Sprachmittel ohne Stimme und ohne wirkliche Gedankengäste. So bleibt es ein zaghaft distanziertes Nachrichten-Übermitteln.

Halluzination setzt sich somit an die Stelle der Eidetik und hat eine andere Aussagequalität. Zwanghaftes, wie von Natur aus halluziniert wird, findet in der Eidetik eben doch nicht statt. Einmal den Kontakt hergestellt, kann man sich dafür offen halten oder aber sich dem verschließen – dann würden die Botschaften ausbleiben.

Sie sind also die Antwort auf das Verlangen einer liebenden Mutter, die nicht aufhören kann, ihr Kind zu suchen, um von ihm zu wissen, dass es ihm gut geht.

Die Voraussetzungen für diese Einstellung liegen schon in Maddy und danach auch in James bereit. Nirgend aber empfängt der Junge die Nachricht per Lichtzeichen von seiner Mutter. Als Maddy tot ist, bittet er sie, ihrem Sohne und seiner Mutter Hallo zu sagen.

Somit ist dieser Film nichts für Psychiater und andere Spurenschnüffler. Weder Maddy noch James sind „krank“. Und man hat für diese beiden Rollen Vanessa und Trevor ausgesucht, die beide über ein großes Energiefeld verfügen und somit spielen, was ihnen zu wissen auf die Schwelle gelegt wurde.

Der Film ermutigte sie, es aufzuheben und ins Haus zu tragen – sozusagen zurück zum eigentlichen „Inventar“ ihres Lebens. Das beglückt.

Abenteuer auf Schloss Candleshoe

Vorbemerkung:

Leider nur in englischer Sprache, erweist sich die Notwendigkeit einer Deutsch-Synchronisation angesichts einer Walt-Disney-Produktion voller facettenreicher Charakterisierungen und ethischer Herausforderungen, die aus dem Alltag gegriffen sein könnten und zu eigenen guten Entscheidungen verhelfen.

Die Handlung:

Der Marquis von Candleshoe bricht aus seiner Ehe aus und setzt sich mit seiner dreijährigen Tochter Margaret in die Vereinigten Staaten ab. Das Kind wird ohne den inzwischen verschollenen Vater aufgegriffen und durchleidet als Casy Brown eine Kindheit ohne Kenntnis seiner Herkunft, die es zu einem tatkräftigen vierzehnjährigen Mädchen mit dem Grundsatz geformt hat: „Gib gar nicht erst heraus, dann hast du auch keine Mühe, es dir wiederzuholen!“ und: „Wenn du morgens aufwachst, nimm gleich die Fäuste hoch, damit du zuerst zuschlagen kannst!“

Harold Walter Bundidge kennt das Geheimnis der Familie und vermutet richtig, dass der Marquis Joshua, ein tüchtiger Seefahrer und Haudegen, einen Schatz im Schlosse verborgen hält. Der Besitzer ist längst verstorben. Das Anwesen wird von der Großmutter der verschollenen Enkelin geführt. Ihr steht der Butler Priary zur Seite, der in verschiedenen Verkleidungen Personen verkörpert, die der Einsamkeit der alten Lady entgegenwirken, und diese hat einige Waisenkinder bei sich aufgenommen, weil das Heim in zehn Kilometer Entfernung überfüllt war. Die Kinder helfen tatkräftig, die monatlichen Unkosten zum Erhalt des Besitztumes aufzubringen.

Bundidge weiß, dass die kleine Margaret durch einen Sturz vom Pferd zwei Narben behalten hat. Als er Casy Brown aufspürt, kann er diese Merkmale bei ihr feststellen und schleust sie bei der Schlossherrin ein. Casy kann, ohne dass sie es will, die alte Dame davon überzeugen, dass sie als die wiedergefundene Margaret wohl in Frage käme. Ziel bleibt dennoch, für Bundidge Hinweise zur Fundstelle des Schatzes auszukundschaften.

Schritt für Schritt nähert sich Casy ihrem Ziel, setzt sich aber auch mit den Kindern für das Erwirtschaften der Steuerschulden ein. Als sie vom Wochenmarkt das Geld nach Hause trägt, nimmt ihr Auftraggeber ihr diese Summe (auch des gewonnenen Vertrauens) weg. Nun muss Candleshoe doch verkauft werden. Aber die alte Dame hat, ohne es zu wissen, den Schlüssel der Lösung, und sie, die Kinder und Butler Priary kämpfen heldenhaft gegen den inzwischen plündernden Bundidge, bis ein Teil der Halle einstürzt, somit die Fundstelle des Schatzes freigelegt ist und die Polizei rechtzeitig eintrifft, um die Gangster einzukassieren.

Casy will jetzt aussteigen und geht zum Bahnhof. Hier holt sie die alte Lady ein und nimmt sie endgültig mit zurück auf das Schloss.

Der ethische Aspekt:

Natürlich spielt die Handlung auf zwei Ebenen: der realen und der symbolischen! Kapitän Joshua raubte Schiffe aus, sein Nachkomme raubt der Mutter die Tochter. Der Schatz liegt in Goldmünzen versteckt im Hause – der Schatz der Menschlichkeit, der das Leben auf Candleshoe sichert, droht jetzt auch in die falschen Hände zu geraten. Casy erinnert sich an einen lockeren Stein im Kamin. Als sie das betrügerische Ansinnen Harry Bundidges der Lady entdeckt hat, findet diese noch rechtzeitig mit Priarys Hilfe in der freigelegten Höhlung eine Spieldose mit der Melodie „Greensleaves“. Als „Großmutter“ zum Bahnhof kommt und Casy mit zurück in ihr zu Hause nimmt, fragt diese: „Und wenn die echte Margaret kommt?“ Da fragt sich der Zuschauer: Ist nun Casy Margaret oder ist sie es nicht? Aber die Lady macht dieses Heimholen nicht mehr von dem Nachweise abhängig, der die Echtheit der Enkelin sicher bewiese. Die Narben Casys sind nicht nur die Erkennungszeichen, sondern ein tröstender Hinweis: Auch wenn du mal gefallen bist, es gibt immer jemanden, der dich wieder auf die Füße stellen möchte! Und je gieriger sich der Verbrecher Bundidge um den Schatz bemühte, desto fester wuchsen die Menschen um Casy zu einem Bunde zusammen, der diese Idylle der Werte verteidigte.

Candleshoe lehrt uns wie in einer Anleitung, dass wir von einem scheinbar morschen Gebäude den Kern freilegen und ebenso einem Menschen, der wie Casy aufwuchs, durch beharrliche Güte den Kern seines Wesens ins Licht treten lassen sollen.

Das Prinzip der Doppelrolle erweitert sich bei Priary in verschiedenen Personen wie dem Gärtner, dem Fahrer und dem Colonel, eben nicht zu dem Zweck, die Lady zu betrügen, sondern mit dem Wiederaufleben solchen Umfeldes „mit der Zeit zu spielen“. Sie weiß es, spielt aber mit, denn sie erkennt das uneingeschränkte Mitgefühl eines Mannes, der nicht nur er selbst sein möchte, sondern eine verlässliche Stütze in eine übersichtliche Zukunft sein will.

Der schöpferische Vollzug:

Nicht zu sein, was man vorgibt, muss also einen Beweggrund aufweisen, der sich ethisch gegen den eines Falschspielers wendet. Er muss uneigennützig sein oder aus Unwissenheit entstehen. Casy ist durchaus auf diesen Handel der Selbstbeteiligung von 10 Prozent eingegangen, hat die nötigen Täuschungsfaktoren einstudiert und kapituliert vor der Güte der alten Lady, entdeckt das einzufädelnde Verbrechen des Mannes neben ihr und entschließt sich zur Aufgabe: „Und wir satteln die Hühner!“ – Das zurückgerufene Mädchen steht selbst vor dem Phänomen der von ihr erinnerten und im Kamin entdeckten Spieldose. Ist sie aber nun doch von Herzen aufgenommen, beginnt ihre eigentliche Probezeit. Sie muss dem offenen Vertrauen des Butlers und der Sympathie der Kinder in zunehmendem Maße standhalten. Sie teilt sich in zwei Personen auf, versucht, beide „Verträge“ zu halten und gerät in die notwendige Gewissensnot. Als sie erkennt, dass ihre Partnerschaft mit dem Verbrecher alle Menschen auf Candleshoe ins Unglück stürzt, bricht ihr antrainierter Widerstand, sich „nicht weich kriegen zu lassen“. Als sie ihre Position der Großmutter gegenüber herausgefordert sieht, weint sie, weil ihr der unersetzliche menschliche Verlust klar wird, falls sie fortgeht.

Dieser Film ist ein eindringlicher Appell an den Mut zu sich selbst, sein Gewissen zu befragen, um sich von ihm zu eigener angestammter Größe aufzurichten.

Albert Camus: Der Mensch in der Revolte

Das Werk:

Jedem Gewalttäter in der Geschichte gehen die Ideenträger voraus. Camus setzt sich zur Aufgabe, ihre Gedankengänge zu analysieren und den Kern ihrer Motivation für ihr Denken freizulegen. Er teilt ihr Wirken in Aspekte ein, deren unverwechselbare Merkmale an bestimmten Personen und ihren Charakteren gekettet sind. So verknüpft sich mit der Idee das Resultat ihrer Wirkung auf die Gesinnungen einer jeweiligen Epoche.

Camus als einen Moralisten in seiner Bedeutung einzuschränken, ist ebenso unzulässig, als wenn man Schweitzer mit diesem Vorwurf belastet hätte. Die Moral, die angeblich von ihnen ausgeht, untersteht bei ihnen beiden der allgemeinen Vernunft. Entwirft Schweitzer die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben, resultiert bei Camus aus der Abhandlung, dieser Sammlung an Essays, die Empfehlung der Verbesserung der Lebensverhältnisse in kleinen, aber beharrlichen Schritten. Schweitzer und Camus treffen sich demnach im Kern ihres Kulturverständnisses, dem unablässigen Streben nach Verbesserung der geistigen wie materiellen Lebensverhältnisse.

Der ethische Aspekt:

Camus versteht das Menschsein als die Freiheit, wenn es sein muss, zu Ist-Zuständen klar Gegenstellung zu beziehen. Mehr noch: Er muss sich als beständig in der Revolte begreifen, um in Eigenverantwortung Kulturstrebender bleiben zu können. Lambarene ist also ebenso eine Geste der Revolte wie die Schriften, durch die der Arzt Gelder für die Kostendeckung erwirtschaftete. Das Mahnen zum Guten ist ebenso Revolte wie das Verabscheuen des sich Unterwerfens, sei es unter Systeme oder Moden, unter Gesinnungen oder im Rahmen einer kollektiven Schuldzuweisung, obwohl man stets darauf gedrungen hatte, sich nicht an Ungerechtigkeiten zu beteiligen.

Betrachten wir noch einmal den Film „In einer besseren Welt“, so befindet sich einzig Christian in der Revolte, in der Bereitschaft, nicht für sich zu kämpfen, sondern sich für jemanden einzusetzen, um das Prinzip der Unterdrückung aushebeln zu können. Der Umgang mit jenen Personen, von denen er abhängig ist, wächst sich zu immer sensibleren Spannungen aus, je mehr ihm klar wird, was die übrigen aus ihrem Leben an Selbstbestimmbarem wegdrängen oder gar wegwerfen, um ihre „Ruhe“ zu haben – auf Kosten anderer. Dann ist dieser mutige Junge keiner, der von Rache getrieben ist, sondern analysiert von einer weit höheren Warte ethischen Strebens, und in dem Maß, in dem er die Verhältnismäßigkeit der Mittel dramatisch überdehnt, erweist sich auch der sichtbare Zustand seiner Verzweiflung.

Sollten Regisseurin und Drehbuchautor diesen Status der Revolte im Auge gehabt haben, steht die an sich verwerfliche Tat, mit Luftpumpe oder Sprengstoff Zeichen gesetzt zu haben, der Auffassung jener gegenüber, Gerechtigkeit nicht zuzulassen, sondern die Schuld allen aufzuerlegen, um sich möglichst problemarm aus der Affäre zu ziehen. Schon gar nicht bleibt zu rechtfertigen, was Elias’ Mutter, selbst Ärztin, an radikalem Hass gegen den zehnjährigen Attentäter in die Waagschale wirft. Dann ist es um so mehr ein erstaunlicher Film.

Der schöpferische Vollzug:

Alle Gewalttaten hatten ihre Vordenker und wurden durch sie zu entschuldigen versucht. Christian wie jeder „Mensch in der Revolte“ entwikkelt den Protest aus sich selbst und steht für die Folgen ein, so gut es ihm die Mittel seiner Kindheit erlauben. Camus hingegen führt aus, dass diese Vordenker ihre Philosophie aus Voraussetzungen entwickelten, die ihr Denken erst in die entscheidende Richtung führten. Sie roden in den Trümmern ihrer Vorfahren die letzten Wildgewächse und bringen sie in ein Überlebens-System.

An den Wirkungen, die von ihrem Denken ausgingen, studiere der Leser, sofern er sich dazu mühen möchte, die Resultate, die aus den Trümmern unserer Geschichte rauchen.

Die Revolte kann zu Rebellion und Revolution führen, aber dann hat sie in ihrem edelsten Bemühen keine Verbündeten gefunden. Blut und Tränen sind vermeidbar, wenn die Gedanken philosophisch in ihrer Logik zu Ende gedacht werden. Den Mut, stets wach in der Analyse dessen zu bleiben, was dem Wohle dieser Welt schadet, sollen wir nicht aufgeben, sondern pflegen und fördern in eben den kleinen Schritten zum Guten.

Albert Schweitzer: Kultur und Ethik

Vorbemerkung:

Als ich während meiner Studienzeit eine Verwandte bat, mir dieses Werk aus der Buchhandlung für mich abzuholen, was sie auch tat, erstattete sie auch den Preis von 16,00 Mark und kommentierte diesen Kauf beim Überreichen: „Soviel Geld hätte ich für ein Buch nie ausgegeben!“

Beim Überfliegen bereits veröffentlichter Kommentare zu Filmwerken fällt mir häufig der bewundernde Hinweis auf, dass der Film „nicht den Zeigefinger erhebe und nicht verurteile, sondern viele Fragen offen lasse, die der Zuschauer dann für sich selbst beantworten möge“ oder so ähnlich. In beiden Fällen komme ich zu dem Schluss, dass Botschaften einen Wert enthalten können, den die Empfänger aber nicht honorieren wollen, sei es finanziell oder ideell. Und fest steht auch, dass ein Film, der nur Fragen aufwirft, aber keine Lösungen erarbeiten kann, Stückwerk auf halbem Wege bedeutet und fallen gelassen wurde, weil ihm kein weiterer Gewinn abzutrotzen sei.

Das Werk:

Schweitzers Kulturphilosophie zeichnet sich zunächst durch die Aufarbeitung der verschiedenen Denkmodelle und Beurteilungen aus, die sich auf die Vorschläge beziehen, wie nun die Welt, also die Gesellschaften im einzelnen wie auch die Summe ihrer wechselwirkenden Unterschiede, das Los der Menschheit positiv oder verderbend bestimmen wollen.

Ferner liest sich der Autor mit befreiender Erleichterung, da jeder Begriff klar definiert verwendet wird. Das bloße Aufzählen der einzelnen Erscheinungen in der Geschichte der Philosophie wird in die zwingende Frage übergeleitet, warum diese Modelle erfunden und warum ihre jeweilige Wirkung das nützliche Bestreben nach friedvollem Miteinander nicht auf Lebenszeit garantieren konnte.

Alsdann beteuert der Philosoph Schweitzer die Rücksichtnahme auf die Breitenwirkung seiner Gedankenführung, dass nämlich der schlichte Bürger ohne entsprechende Vorbildung schwieriger Texte nicht auf den obersten Dachboden der Darlegungen laufen könne, um sich seinen Rat für etwas zu holen, was durch das Gewissen durchaus leichter zu haben ist.

Nicht die Konstruktion noch so scharfsinnig kalkulierter Verhaltensmuster und Gesetze könne eine Gesellschaft vor dem Verfall bewahren, sondern es sei die Gesinnung, die das Denken, die Absichten auf die Welt im einzelnen leite. Und darum befinde sich der Mensch stets in Verantwortung vor dem eigenen Gewissen und müsse nicht in der Philosophie nach maßgeschneiderten Ideen und Begründungen suchen, um etwas für sich in die Wege zu leiten.

Dieses Gewissen weiß sehr wohl zwischen Gut und Böse zu unterscheiden: Gut sei, was Leben erhalte und fördere, böse sei, was es hindere oder vernichte. Dabei weiß der große Elsässer durchaus um die Problematik der Nahrungsbeschaffung. Er gibt ihr insofern statt, dass sie sich auf die Notwendigkeit zu überleben berufen darf. Sobald aber der Mutwillen, diese Grenze vom Notwendigen zum Überfluss zu überschreiten, einsetze, sei die Haltung und Überproduktion der Nutztiere und der pflanzlichen Nahrung ein Akt des Missbrauchs.

Gradmesser für dieses Denken wird bei Schweitzer die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Es ist mehr als nur Respekt vor anderen Kreaturen, denn der ließe sich nach Nützlichkeitserwägungen differenzieren und in einer Werteskala als Narkotikum gegen das Wissen um das unsägliche, mutwillig verursachte Leid des mir ausgelieferten Lebens missbrauchen.

Der ethische Aspekt:

Rezensionen sind Beurteilungen eines Geschaffenen, vorwiegend im Bereiche der Kunst, sind aber auch im Technischen durchaus nötig. Alles vom Menschen Geschaffene entspringt einer Gesinnung. Sie zu ermitteln, macht das Fragen nach dem vielfältigen Warum nötig. Man kann und darf sich nicht auf bereits hinterlegte Werke berufen und deren Akteure somit als qualifiziert in sein Werteraster fügen. Die Teilnahme an der Herstellung des jeweils zu beurteilenden Werkes sei einzig Gegenstand der Analyse.

Ob Kunstwerk, ob technisches Gerät: Der ihm innewohnende Wert ist zwiefacher Art: Welche Arten der Nutzung sind mir möglich und inwieweit kann ich damit weitere Werte schaffen, und welcher Gesinnung entsprang dieses Produkt, um welche Absicht damit zu verfolgen, die auf die Gesinnungen der Nutzer bleibende Veränderungen verursachen – gute oder schlechte?

Es reicht also nicht, eine CD oder DVD nach ihren Fertigungsmängeln oder –stärken zu beurteilen, sondern der Wert ihrer Botschaft hängt sowohl vom Inhalt als auch von der Darstellungsform ab.

Ein „kreatives Schaffen“ ohne Botschaft ist unterhaltsame Fata Morgana mit meist tödlichem Ausgange. Die charakterlichen Gerippe unserer Tagesgrößen bestätigen das.

Schweitzers Kulturphilosophie bedeutet somit den Dienst am Suchenden und gibt in Wahrheit mehr Stärkung als jede intellektuelle Abhandlung, die dem Primaner unter Zensuren- und Leistungsdruck jeder anderen Art aufgenötigt wird. Wenn ich weiß, wonach ich meine Handlungen einstufen kann, komme ich aus der Verantwortung nicht mehr los, mich ethisch selbst nach dem Warum zu befragen, nach dem meine Werke beurteilt werden.

So entstand Lambarene, so „Ärzte ohne Grenzen“, „Menschen für Menschen“, „SOS Kinderdörfer“. Und alles entsteht in der gesunden Gesinnung der kleinsten sozialen Zelle: der Familie! Da erprobt man erste Flugversuche. Bitte nicht zu vergessen!