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Jane Austen

Verstand und
Gefühl

Roman

Aus dem Englischen übersetzt von
Ursula und Christian Grawe

Nachwort und Anmerkungen
von Christian Grawe

Reclam

1982, 2015 Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
Durchgesehene Ausgabe 2015
Covergestaltung: Anja Grimm Gestaltung, Hamburg, unter Verwendung eines Farbkupferstichs »Tulipe cultivée (Variété)« von Langlois nach Pierre-Joseph Redouté (1759–1840). akg-images
Gesamtherstellung: Reclam, Ditzingen
Made in Germany 2017
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN 978-3-15-960985-0
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-020409-2

www.reclam.de

Kapitel 1

Die Familie Dashwood war seit langem in Sussex ansässig. Ihr Besitz war ausgedehnt, und ihr Herrenhaus lag in Norland Park, im Zentrum ihrer Ländereien, wo sie viele Generationen lang auf so achtbare Weise gelebt hatten, dass sie bei den Bekannten in der Umgebung allgemein in hohem Ansehen standen. Der vorherige Eigentümer des Besitzes war ein Junggeselle, der ein sehr hohes Alter erreicht und in seiner Schwester viele Jahre lang eine ständige Gefährtin und Haushälterin gehabt hatte. Aber ihr Tod, der zehn Jahre vor seinem eigenen eintrat, brachte große Veränderungen in seinem Haus mit sich, denn um ihren Verlust zu ersetzen, lud er die Familie seines Neffen Mr. Henry Dashwood ein, des gesetzlichen Erben von Norland, dem er den Besitz ohnehin vermachen wollte, in seinem Haus zu leben. In der Gesellschaft seines Neffen und seiner Nichte und ihrer Kinder verbrachte der alte Herr seine Tage in großer Behaglichkeit. Alle wuchsen sie ihm mehr und mehr ans Herz. Die ständige Sorge von Mr. und Mrs. Henry Dashwood um sein Wohlergehen, die nicht bloßem Eigennutz, sondern echter Herzensgüte entsprang, gewährte ihm all die Bequemlichkeit, die er in seinem Alter brauchte, und die Ausgelassenheit der Kinder gab seinem Leben einen zusätzlichen Reiz.

Aus einer früheren Ehe hatte Mr. Henry Dashwood einen Sohn, von seiner jetzigen Gemahlin drei Töchter. Der Sohn, ein zuverlässiger, angesehener junger Mann, war durch das beträchtliche Vermögen seiner Mutter, das bei seiner Volljährigkeit zur Hälfte in seinen Besitz gekommen war, großzügig versorgt. Durch seine eigene Heirat, die kurz darauf stattfand, vergrößerte er sein Vermögen noch weiter. Die Nachfolge auf Norland war also für ihn nicht so unbedingt wichtig wie für seine Schwestern, denn ihr Vermögen würde ohne das, was ihnen durch den Anspruch ihres Vaters auf den Besitz zufallen würde, nur gering sein. Ihre Mutter hatte nichts, und ihr Vater nur siebentausend Pfund zu seiner eigenen Verfügung, denn die restliche Hälfte des Vermögens seiner ersten Frau sollte ebenfalls an ihren Sohn übergehen, und er verfügte darüber nur zu seinen Lebzeiten.

Der alte Herr starb, sein Testament wurde eröffnet und gab wie fast alle Testamente ebenso Anlass zu Enttäuschung wie zu Freude. Er war weder so ungerecht noch so undankbar, seinem Neffen den Besitz vorzuenthalten, aber er vermachte ihn ihm unter Bedingungen, die das Erbe zur Hälfte wieder entwerteten. Mr. Dashwood war daran mehr um seiner Frau und seiner Töchter willen als seinet- und seines Sohnes wegen gelegen gewesen, aber eben an diesen Sohn und dessen Sohn, ein Kind von vier Jahren, ging der Besitz über, und zwar so, dass der Vater keine Möglichkeit hatte, durch eine finanzielle Belastung des Grundbesitzes oder durch den Verkauf seines wertvollen Holzbestandes für die zu sorgen, die ihm am nächsten standen und die seine Fürsorge am dringlichsten brauchten. Alles sollte eines Tages diesem Kind zugutekommen, das bei den gelegentlichen Besuchen mit seinem Vater und seiner Mutter durch Reize, die bei zwei- oder dreijährigen Kindern durchaus nicht ungewöhnlich sind, wie eine kindliche Aussprache, den unbeirrbaren Wunsch, seinen Willen durchzusetzen, viele ausgelassene Streiche und eine Menge Krach, die Zuneigung seines Großonkels so weit gewonnen hatte, dass all die Fürsorge, die dieser jahrelang von seiner Nichte und ihren Töchtern empfangen hatte, sie nicht aufwogen. Er hatte allerdings nicht die Absicht, lieblos zu sein, und als Beweis seiner Zuneigung zu den drei Mädchen hinterließ er jeder eintausend Pfund.

Mr. Dashwoods Enttäuschung war zuerst empfindlich. Aber er war von Natur heiter und optimistisch und hatte allen Grund zu der Hoffnung, noch viele Jahre zu leben und durch sparsames Wirtschaften eine erhebliche Summe aus dem Ertrag eines Besitzes beiseitezulegen, der ohnehin schon ergiebig war und fast von heute auf morgen noch ertragreicher gemacht werden konnte. Aber der Reichtum, der so lange auf sich hatte warten lassen, sollte ihm nur ein Jahr lang zugutekommen. Länger überlebte er seinen Onkel nicht, und zehntausend Pfund, einschließlich der Summe an die Mädchen, war alles, was für seine Witwe und seine Töchter übrig blieb.

Sobald sein Gesundheitszustand erkannt war, wurde sein Sohn gerufen, und mit all der Überzeugungskraft und Eindringlichkeit, die er bei seiner Krankheit aufbringen konnte, legte ihm Mr. Dashwood die Sorge um seine Stiefmutter und seine Schwestern ans Herz.

Mr. John Dashwood ließ sich nicht so von Gefühlen leiten wie der Rest der Familie. Aber ein solcher Wunsch zu einer solchen Zeit verfehlte seine Wirkung auf ihn nicht, und er versprach, alles in seiner Macht Stehende zu tun, um ihnen das Leben zu erleichtern. Sein Vater fühlte sich durch diese Versicherung von einer Last befreit, und Mr. John Dashwood hatte nun Muße, darüber nachzudenken, wie weit er bei aller Vorsicht in seiner Hilfsbereitschaft gehen konnte.

Er hatte keinen schlechten Charakter, es sei denn, man hielte eine gewisse Gefühlskälte und einen gewissen Egoismus für einen Mangel an Charakter, aber er war im Allgemeinen recht angesehen, denn er ließ es bei der Erfüllung seiner alltäglichen Pflichten an Anstand nicht fehlen. Hätte er eine liebenswürdigere Frau geheiratet, hätte er sich vielleicht zu einem noch angeseheneren, hätte er sich vielleicht sogar zu einem liebenswürdigen Menschen entwickelt, denn er war noch sehr jung, als er heiratete, und hing sehr an seiner Frau. Aber Mrs. John Dashwood war eine ausgesprochene Karikatur seiner selbst: nur noch engstirniger und egoistischer.

Als er seinem Vater sein Versprechen gab, dachte er daran, das Vermögen seiner Schwestern durch ein Geschenk von je eintausend Pfund zu vergrößern. Er glaubte damals selbst, es über sich bringen zu können. Die Aussicht auf viertausend Pfund pro Jahr zusätzlich zu seinem gegenwärtigen Einkommen, dazu die restliche Hälfte aus dem Vermögen seiner Mutter, erwärmte ihm das Herz und gab ihm das Gefühl, er könne sich Großzügigkeit leisten. Ja, er würde ihnen dreitausend Pfund geben, das wäre generös und nobel! Es wäre genug, um sie aller Sorgen zu entheben. Dreitausend Pfund! Er könnte eine so erhebliche Summe ohne große Einschränkungen entbehren. Er dachte den ganzen Tag und noch viele weitere Tage darüber nach und bereute nichts.

Kaum war das Begräbnis seines Vaters vorüber, als Mrs. John Dashwood, ohne ihre Schwiegermutter vorher von ihrer Absicht in Kenntnis zu setzen, mit ihrem Kind und ihrem Personal eintraf. Niemand konnte ihr das Recht zu kommen streitig machen; das Haus gehörte unmittelbar mit dem Tod seines Vaters ihrem Mann. Die Ungehörigkeit ihres Benehmens wurde außerordentlich stark empfunden und wäre für jede Frau in Mrs. Dashwoods Lage, die auch nur ein Fünkchen Zartgefühl gehabt hätte, äußerst unangenehm gewesen. Aber sie selbst besaß ein so ausgeprägtes Ehrgefühl, eine so romantische Großzügigkeit, dass eine derartige Beleidigung, gleichgültig, wer sie verursachte oder wem sie zugefügt wurde, sie mit unüberwindlicher Abscheu erfüllte. Mrs. John Dashwood war bei der Familie ihres Mannes nie sehr beliebt gewesen. Aber sie hatte bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Gelegenheit gehabt, ihnen zu zeigen, mit wie wenig Rücksicht auf das Wohlergehen anderer sie handeln konnte, wenn die Umstände es erforderten.

So empfindlich traf Mrs. Dashwood dieses unfreundliche Verhalten und so gründlich verachtete sie ihre Schwiegertochter dafür, dass sie bei ihrer Ankunft auf der Stelle ausgezogen wäre, wenn das Zureden ihrer ältesten Tochter sie nicht veranlasst hätte, erst noch einmal über die Richtigkeit ihrer Abreise nachzudenken, und wenn ihre eigene zärtliche Liebe für alle drei Kinder sie anschließend nicht bewogen hätte, zu bleiben und um ihretwillen den Bruch mit ihrem Stiefsohn zu vermeiden.

Elinor, die älteste Tochter, deren Rat befolgt wurde, besaß einen so klaren Verstand und ein so nüchternes Urteilsvermögen, die sie trotz ihrer neunzehn Jahre zur Ratgeberin ihrer Mutter machten und es ihr häufig erlaubten, zum Vorteil aller, der Impulsivität von Mrs. Dashwood entgegenzuwirken, die sonst zu vorschnellem Handeln geführt hätte. Sie war ein hochherziger Mensch, liebevoll von Natur, mit starken Empfindungen, aber sie wusste sich zu beherrschen – eine Kunst, die ihre Mutter noch lernen musste und die eine ihrer Schwestern entschlossen war, sich niemals beibringen zu lassen.

Mariannes Fähigkeiten standen denen Elinors keineswegs nach. Sie war gefühlvoll und gescheit, aber in allem überspannt. Ihr Schmerz und ihre Freude kannten kein Maß. Sie war großzügig, liebenswürdig, interessant, sie war alles – außer besonnen. Die Ähnlichkeit zwischen ihr und ihrer Mutter war auffallend groß.

Elinor betrachtete das Übermaß von Empfindsamkeit bei ihrer Schwester mit Sorge. Aber von Mrs. Dashwood wurde es geschätzt und ermutigt. Die beiden bestärkten sich nun gegenseitig in ihrem heftigen Schmerz. Der grenzenlose Jammer, der sie zuerst überwältigt hatte, wurde neu belebt, absichtlich erneuert, wurde immer wieder aufgerührt. Sie gaben sich ihrem Kummer völlig hin, suchten ihr Elend durch jedes Thema zu steigern, das sich dazu anbot, und waren entschlossen, auch in Zukunft für keinen Trost empfänglich zu sein. Auch Elinor litt sehr, aber sie konnte sich wehren, sie konnte sich überwinden. Sie konnte Beratungen mit ihrem Bruder führen, ihre Schwägerin bei ihrer Ankunft empfangen und mit der nötigen Aufmerksamkeit behandeln, ihre Mutter zu ähnlicher Selbstüberwindung aufrütteln und zu ähnlicher Nachsicht ermuntern.

Margaret, die dritte Schwester, war ein gutmütiges, zugängliches Mädchen. Aber da bereits eine Menge von Mariannes Schwärmerei auf sie abgefärbt hatte, ohne dass sie deren Einsicht besaß, waren mit dreizehn ihre Aussichten, es später im Leben mit ihren Schwestern aufnehmen zu können, gering.

Kapitel 2

Mrs. John Dashwood ließ sich nun als Hausherrin in Norland nieder, und ihre Schwiegermutter und Schwägerinnen wurden zu bloßen Besuchern herabgesetzt. Als solche wurden sie von ihr allerdings mit reservierter Höflichkeit und von ihrem Mann mit so viel Wohlwollen behandelt, wie er für Menschen außer sich selbst, seiner Frau und seinem Kind aufzubringen vermochte. Er drang sogar mit einer gewissen Ehrlichkeit in sie, Norland als ihr Zuhause zu betrachten, und da sich Mrs. Dashwood keine bessere Möglichkeit bot, als zu bleiben, bis sie ein Haus in der Nachbarschaft gefunden hatte, wurde seine Einladung angenommen.

Weiter an einem Ort zu leben, wo alles sie an früheres Glück erinnerte, war genau das, was sie in ihrer Gemütsverfassung brauchte. An heiteren Tagen strahlte niemand so viel Heiterkeit aus wie sie oder war in solchem Maße von jener unerschütterlichen Glückserwartung erfüllt, die schon das Glück selbst bedeutet. Aber im Schmerz ließ sie sich ebenso von ihrer Einbildungskraft hinreißen und war für Trost so unzugänglich, wie sie im Glück unbeirrbar war.

Mrs. John Dashwood billigte ganz und gar nicht, was ihr Mann für seine Schwestern zu tun beabsichtigte. Das Vermögen ihres lieben kleinen Jungen um dreitausend Pfund zu schmälern, würde ihn auf den trostlosesten Grad von Armut reduzieren! Sie drang in ihren Mann, sich die Sache noch einmal zu überlegen. Wie konnte er es vor sich selbst verantworten, sein Kind, und noch dazu sein einziges Kind, einer solchen riesigen Summe zu berauben? Und welchen Anspruch an seine Großzügigkeit auf eine so große Summe hatten denn die Miss Dashwood überhaupt, die doch nur seine Stiefschwestern waren, was sie als Verwandtschaftsbeziehung gar nicht gelten ließ? Alle Welt wusste doch, dass von Anhänglichkeit zwischen den Kindern eines Mannes aus verschiedenen Ehen keine Rede sein konnte, und warum wollte er sich und ihren armen kleinen Harry ruinieren und all sein Geld an seine Stiefschwestern verschenken?

»Es war meines Vaters letzter Wunsch an mich«, erwiderte ihr Mann, »dass ich seiner Witwe und seinen Töchtern beistehe.«

»Er wusste doch gar nicht, was er sagt. Zehn zu eins, er war zu der Zeit gar nicht mehr zurechnungsfähig. Wäre er bei Sinnen gewesen, dann wäre er gar nicht darauf gekommen, dir zuzumuten, das halbe Vermögen deines eigenen Kindes zu verschenken.«

»Er hat auf keiner bestimmten Summe bestanden, meine liebe Fanny, er hat mich nur ganz allgemein gebeten, ihnen beizustehen und ihnen das Leben angenehmer zu machen, als er es vermochte. Vielleicht hätte er die Angelegenheit lieber ganz und gar mir überlassen sollen. Er konnte sich ja denken, dass ich sie nicht zu kurz kommen lassen würde. Aber da er auf dem Versprechen bestand, konnte ich es ihm schlecht abschlagen – jedenfalls schien es mir damals so. Nun ist das Versprechen einmal gegeben und muss gehalten werden. Es muss etwas für sie getan werden, wenn sie Norland einmal verlassen und sich in einem neuen Haus einrichten sollten.«

»Also gut, dann soll eben etwas für sie getan werden, aber dieses Etwas braucht doch keine dreitausend Pfund zu sein. Bedenke doch«, fügte sie hinzu, »wenn man sich erst einmal von dem Geld getrennt hat, ist es ein für allemal verloren. Deine Schwestern werden heiraten, und dann bist du es für immer los. Wenn man es allerdings unserem armen kleinen Jungen wieder zukommen lassen könnte …«

»Allerdings«, sagte ihr Mann sehr nachdenklich, »dann sähe die Sache ganz anders aus. Vielleicht kommt einmal der Zeitpunkt, wo Harry es bedauert, dass wir uns von einer so großen Summe getrennt haben. Sollte er zum Beispiel eine zahlreiche Familie haben, dann wäre dieses Geld eine sehr willkommene Ergänzung.«

»Allerdings.«

»Vielleicht wäre es dann für alle Beteiligten besser, wenn man die Summe um die Hälfte verringerte. Fünfhundert Pfund wären ein beträchtlicher Zuwachs ihres Vermögens.«

»Oh, über alle Maßen! Welcher Bruder würde auch nur halb so viel für seine Schwestern tun, selbst wenn sie seine richtigen Schwestern wären! Und wie die Dinge liegen – nur Stiefschwestern! Aber du bist von Natur so großzügig.«

»Ich möchte auf keinen Fall kleinlich sein«, entgegnete er. »Man tut bei solchen Gelegenheiten lieber zu viel als zu wenig. Wenigstens kann niemand behaupten, ich hätte nicht genug für sie getan. Sogar sie selbst können kaum mehr erwarten.«

»Was sie erwarten, das weiß man nie«, sagte die Gemahlin, »aber über ihre Erwartungen brauchen wir uns nicht den Kopf zu zerbrechen. Die Frage ist, was du erübrigen kannst.«

»Natürlich, und ich glaube, ich kann fünfhundert Pfund für jede erübrigen. Wie die Dinge liegen, wird jede ohne meine Unterstützung beim Tod ihrer Mutter mehr als dreitausend Pfund haben – ein sehr anständiges Vermögen für eine junge Frau.«

»Allerdings, und wenn ich es recht bedenke, dann finde ich, dass sie deine Unterstützung gar nicht brauchen. Sie besitzen gemeinsam zehntausend Pfund. Wenn sie heiraten, machen sie bestimmt eine gute Partie, und wenn nicht, dann können sie alle zusammen sehr anständig von den Zinsen ihrer zehntausend Pfund leben.«

»Eigentlich hast du recht, und deshalb weiß ich nicht, ob es alles in allem nicht ratsamer wäre, etwas für die Mutter zu ihren Lebzeiten statt für die Mädchen zu tun – ich denke an so etwas wie eine Leibrente. Das käme meinen Schwestern genauso zugute wie ihr selbst. Mit einhundert Pfund pro Jahr hätten sie ein ausgesprochen anständiges Auskommen.«

Seine Frau zögerte jedoch ein wenig, diesem Plan ihre Zustimmung zu geben.

»Allerdings«, sagte sie, »ist das besser, als sich auf einmal von fünfzehnhundert Pfund zu trennen. Aber was, wenn Mrs. Dashwood noch fünfzehn Jahre lebt, dann sind wir ganz und gar die Dummen.«

»Fünfzehn Jahre! Meine liebe Fanny, ihr Leben kann doch höchstens halb so lange dauern.«

»Sicher, aber achte einmal darauf: Leute leben immer ewig, wenn es darum geht, ihnen eine Leibrente zu zahlen. Und sie ist sehr robust und gesund und noch keine vierzig. Eine Leibrente ist eine ernste Angelegenheit, sie will Jahr für Jahr gezahlt sein, und man wird sie nie wieder los. Du ahnst ja nicht, worauf du dich da einlässt. Ich habe eine Menge Ärger mit Leibrenten erlebt, denn für meine Mutter war die im Testament meines Vaters festgelegte Zahlung an drei alte, arbeitsunfähige Diener ein wahrer Klotz am Bein, und du kannst dir gar nicht vorstellen, wie lästig ihr das war. Zweimal im Jahr mussten die Leibrenten gezahlt werden, und dann wusste man nicht, wie man ihnen das Geld zukommen lassen sollte, und dann war angeblich einer gestorben, und hinterher stellte sich heraus, dass es gar nicht stimmte. Meine Mutter war die Sache gründlich leid. Bei diesen ständigen Forderungen, sagte sie, war sie nicht Herr über ihr eigenes Geld. Und es war um so rücksichtsloser von meinem Vater, als das Geld meiner Mutter sonst ausschließlich zur Verfügung gestanden hätte, ohne irgendwelche Einschränkungen. Ich habe seitdem einen solchen Horror vor Leibrenten, dass ich mich um nichts in der Welt auf eine solche Zahlung festnageln lassen würde.«

»Es ist zweifellos eine unangenehme Sache«, erwiderte Mr. Dashwood, »sein jährliches Einkommen auf diese Weise zu belasten. Wie deine Mutter ganz richtig sagt, ist man nicht Herr über sein eigenes Vermögen. Zur regelmäßigen Zahlung einer solchen Summe verpflichtet zu sein, an jedem Zahltag, ist nicht gerade wünschenswert. Es raubt einem die Unabhängigkeit.«

»Zweifellos, und man erntet noch nicht einmal Dank dafür. Sie haben ausgesorgt, du hast ja nur deine Pflicht getan, und von Dankbarkeit kann keine Rede sein. Wenn ich du wäre, würde ich mir bei allem, was ich täte, völlige Handlungsfreiheit bewahren. Ich würde mich nicht darauf festlegen, ihnen jährlich etwas zukommen zu lassen. Es mögen Jahre kommen, wo uns die Ausgabe von hundert, ja sogar fünfzig Pfund von unserem eigenen Geld sehr ungelegen kommt.«

»Ich glaube, du hast recht, mein Schatz. Es ist wohl besser, wenn von einer Leibrente gar nicht die Rede ist. Wenn ich ihnen von Zeit zu Zeit etwas gebe, kommt ihnen das mehr zugute als eine jährliche Rente, denn ihr Lebensstil würde nur aufwendiger werden, wenn sie sich auf ein größeres Einkommen verlassen könnten, und am Ende des Jahres wären sie keinen Pfennig reicher. Das ist auf jeden Fall die beste Lösung. Hin und wieder ein Geschenk von fünfzig Pfund wird sie, glaube ich, vor allen Geldsorgen bewahren und das Versprechen meinem Vater gegenüber voll und ganz erfüllen.«

»Allerdings. Ja, um die Wahrheit zu gestehen, ich bin innerlich davon überzeugt, dass dein Vater gar nicht daran gedacht hat, dass du ihnen überhaupt Geld gibst. Die Unterstützung, die er im Sinn hatte, bezog sich bestimmt nur auf das, was im Rahmen des Vernünftigen von dir erwartet werden kann. Zum Beispiel, sich nach einem kleinen Haus für sie umzusehen, ihnen beim Umzug zu helfen und Fisch und Wild und so weiter als Geschenk zu schicken, wann immer sie verfügbar sind. Ich lege meine Hand dafür ins Feuer, dass er weiter nichts im Sinn hatte, ja, es wäre sehr merkwürdig und unvernünftig, wenn es anders wäre. Bedenke doch nur, mein lieber Mr. Dashwood, wie überaus anständig deine Stiefmutter und ihre Töchter von den Zinsen der siebentausend Pfund leben können, abgesehen von den eintausend Pfund der einzelnen Mädchen, die ihnen je fünfzig Pfund pro Jahr einbringen und wovon sie ihrer Mutter natürlich den Unterhalt bezahlen. Alles in allem haben sie gemeinsam fünfhundert Pfund pro Jahr, und wozu um alles in der Welt brauchen vier Frauen mehr? Sie haben doch keine Ausgaben. Ihr Lebensunterhalt ist nicht der Rede wert. Sie haben keine Kutsche, keine Pferde und kaum Personal; sie haben keine gesellschaftlichen Verpflichtungen und können deshalb keinerlei Ausgaben haben. Denk doch nur, wie anständig sie leben können! Fünfhundert pro Jahr! Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie sie auch nur die Hälfte davon ausgeben wollen. Und was den Zuschuss von dir angeht, so ist der Gedanke daran absurd. Viel eher könnten sie dir etwas abgeben.«

»Tatsächlich«, sagte Mr. Dashwood, »ich glaube, du hast völlig recht. Mein Vater hatte mit seinem Wunsch bestimmt nichts anderes im Sinn, als du sagst. Mir ist es jetzt völlig klar, und ich werde meine Verpflichtungen Punkt für Punkt erfüllen, indem ich ihnen mit hilfreichen und freundlichen Gesten, wie du sie beschrieben hast, unter die Arme greife. Wenn meine Mutter umzieht, will ich ihr, soweit ich kann, bereitwillig zur Seite stehen. Vielleicht ist dann auch das eine oder andere Möbelstück als Geschenk angebracht.«

»Natürlich«, entgegnete Mrs. John Dashwood. »Aber wie auch immer, eins darf man nicht vergessen. Als dein Vater und deine Mutter nach Norland zogen, wurden zwar die Möbel von Stanhill verkauft, aber das ganze Geschirr, Silber und die ganze Tisch- und Bettwäsche wurden behalten, und nun hat sie deine Mutter geerbt. Ihr Haus wird deshalb fast vollständig eingerichtet sein, sobald sie einzieht.«

»Das ist zweifellos ein wesentlicher Gesichtspunkt. Eine wahrhaft wertvolle Erbschaft! Und einiges von dem Silber wäre eine sehr erfreuliche Ergänzung unserer eigenen Sammlung hier gewesen.«

»Ja, und das Frühstücksgeschirr ist zweimal so hübsch wie das, was in dieses Haus gehört. Meiner Meinung nach bei weitem zu hübsch für die Häuser, die sie sich je werden leisten können. Aber wie auch immer, so ist es nun einmal. Dein Vater hat nur an sie gedacht. Und eins muss ich noch betonen: Du brauchst ihm weder besonders dankbar zu sein noch auf seine Wünsche Rücksicht zu nehmen, denn wir wissen genau, wenn er gekonnt hätte, hätte er fast alles, was er hatte, ihnen hinterlassen.«

Dieses Argument war unwiderlegbar. Es gab seinen Absichten die Entschlossenheit, die ihnen bisher noch gefehlt hatte, und er war schließlich überzeugt, dass es völlig unnötig, wenn nicht höchst ungehörig war, der Witwe und den Kindern seines Vaters mehr zu helfen als durch solche Gesten nachbarlichen Wohlwollens, wie seine eigene Frau sie angedeutet hatte.

Kapitel 3

Mrs. Dashwood blieb noch einige Monate in Norland, aber nicht weil sie sich gescheut hätte, auszuziehen, als der Anblick all der bekannten Winkel nicht länger die heftige Gemütsbewegung hervorrief wie vorher, denn als sie sich von ihrer Niedergeschlagenheit zu erholen begann und in der Lage war, sich mit etwas anderem zu beschäftigen, als ihr Leid durch melancholische Erinnerungen zu verschlimmern, war ihr durchaus daran gelegen, auszuziehen, und sie war unermüdlich in der Suche nach einer geeigneten Unterkunft in der Nähe von Norland, denn sich von dem geliebten Fleckchen zu entfernen, war ihr unmöglich. Aber sie hörte von nichts Geeignetem, das ihren Vorstellungen von Bequemlichkeit und Behagen angemessen schien und zugleich der Umsicht ihrer ältesten Tochter entsprach, nach deren nüchternem Urteil einige Häuser, die ihre Mutter gebilligt hätte, als zu groß für ihr Einkommen ausschieden.

Mrs. Dashwood war von ihrem Mann über das feierliche Versprechen seines Sohnes zu ihren Gunsten informiert worden, das der Trost seiner letzten irdischen Überlegungen gewesen war. Sie bezweifelte die Ehrlichkeit seiner Zusicherung genauso wenig wie er selbst, und der Gedanke daran erfüllte sie um ihrer Töchter willen mit Genugtuung, obwohl sie selbst überzeugt war, dass sie mit einer viel kleineren Summe als siebentausend Pfund ihr großzügiges Auskommen gehabt hätte. Es freute sie auch für ihren Stiefsohn und für seine eigene freigebige Gesinnung, und sie machte sich Vorwürfe, dass sie ihn bisher verkannt, indem sie ihm Großzügigkeit abgesprochen hatte. Seine Fürsorglichkeit gegenüber ihr selbst und seinen Schwestern überzeugte sie, dass ihm ihr Wohlergehen am Herzen lag, und lange Zeit verließ sie sich fest auf die Hochherzigkeit seiner Absichten.

Die Verachtung, die sie beinahe von Anfang an für ihre Schwiegertochter empfunden hatte, wurde durch die größere Vertrautheit mit ihrem Charakter, die ein halbjähriger Aufenthalt in ihrer Familie bot, nur noch verstärkt, und vielleicht wäre es den beiden Damen trotz aller Zurückhaltung, die Mrs. Dashwood sich aus Höflichkeit und mütterlicher Zuneigung auferlegte, unmöglich gewesen, so lange unter einem Dach zu wohnen, wäre nicht ein besonderer Umstand eingetreten, der ihr einen längeren Aufenthalt ihrer Töchter in Norland noch wünschenswerter erscheinen ließ.

Dieser Umstand war eine wachsende Neigung zwischen ihrer ältesten Tochter und Mrs. John Dashwoods Bruder, einem wohlerzogenen und angenehmen jungen Mann, dessen Bekanntschaft sie bald nach dem Einzug seiner Schwester in Norland machten und der seitdem den größten Teil seiner Zeit dort verbracht hatte.

Manche Mütter hätten die enge Beziehung vielleicht aus eigennützigen Überlegungen ermutigt, denn Edward Ferrars war der älteste Sohn eines Mannes, der sehr reich gestorben war, und manche hätten sie vielleicht aus Besonnenheit unterbunden, denn abgesehen von einer unbedeutenden Summe hing sein ganzes Vermögen von der Willkür seiner Mutter ab. Aber Mrs. Dashwood war von beiden Überlegungen gleichermaßen unbeeinflusst. Es genügte ihr, dass er liebenswürdig erschien, dass er ihre Tochter liebte und dass Elinor seine Zuneigung erwiderte. Es widersprach allen ihren Grundsätzen, dass unterschiedliche Vermögensverhältnisse zwei Menschen auseinanderhalten sollten, die sich durch ähnliche Anlagen zueinander hingezogen fühlten; und dass jemand, der Elinor kannte, ihre Vorzüge nicht zu würdigen wüsste, ging über ihre Vorstellung.

Edward Ferrars empfahl sich ihrer guten Meinung durch keine besonderen Reize in seinem Äußeren oder seinen Umgangsformen. Er war nicht hübsch, und man musste schon mit ihm vertraut sein, um sein Benehmen ansprechend zu finden. Er war zu schüchtern, etwas aus sich zu machen. Aber wenn er seine angeborene Schüchternheit überwunden hatte, verriet sein Benehmen ein offenes, liebevolles Herz. Er besaß natürliche Intelligenz, die durch seine solide Erziehung ausgebildet worden war, aber weder seine Fähigkeiten noch seine Anlagen entsprachen den Wünschen seiner Mutter oder Schwester, die den sehnlichen Wunsch hatten, ihn sich auszeichnen zu sehen als … als was, wussten sie eigentlich auch nicht. Sie wollten, dass er auf irgendeine Weise eine gute Figur in der Welt machte. Seine Mutter hatte den Wunsch, ihn für Politik zu interessieren, ihn im Parlament zu sehen oder ihn mit einigen der großen Männer seiner Zeit in Verbindung zu bringen. Mrs. John Dashwood hatte den gleichen Wunsch, aber so lange, bis diese hochgesteckten Ziele erreicht waren, hätte es ihrem Ehrgeiz genügt, ihn in einer Kutsche fahren zu sehen. Aber Edward hatte keinen Sinn für große Männer oder Kutschen. Alle seine Wünsche richteten sich auf häusliche Behaglichkeit und die Ungestörtheit eines privaten Lebens. Zum Glück hatte er einen jüngeren Bruder, der vielversprechender war.

Edward hatte schon einige Wochen in ihrem Haus verbracht, bevor er Mrs. Dashwood überhaupt auffiel, denn sie war zu der Zeit so von ihrer Trauer in Anspruch genommen, dass sie ihre Umwelt kaum zur Kenntnis nahm. Sie sah nur, dass er still und unaufdringlich war, und das machte ihn ihr sympathisch. Er störte sie in ihrer unglücklichen Verfassung nicht durch Unterhaltungen zur falschen Zeit. Sie wurde zum ersten Mal durch eine Bemerkung, die Elinor eines Tages zufällig über den Unterschied zwischen ihm und seiner Schwester machte, veranlasst, ihm Aufmerksamkeit und weitere Anerkennung zu schenken. Es war ein Gegensatz, der ihm Mrs. Dashwoods ungeteilte Sympathie gewann.

»Das genügt«, sagte sie. »Zu sagen, dass er anders ist als Fanny, genügt. Darin allein liegt schon genug Liebenswertes. Ich liebe ihn schon jetzt.«

»Ich glaube, du wirst ihn mögen«, sagte Elinor, »wenn du ihn besser kennst.«

»Ihn mögen!«, erwiderte ihre Mutter mit einem Lächeln. »Ich kenne keine Sympathieregung, die nicht den Namen Liebe verdiente.«

»Du kannst ihn doch schätzen.«

»Ich habe nie verstanden, worin der Unterschied zwischen schätzen und lieben besteht.«

Mrs. Dashwood gab sich nun alle Mühe, ihn kennenzulernen. Sie hatte ein entgegenkommendes Wesen und lockte ihn bald aus seiner Reserve. Sie erkannte seine guten Seiten schnell. Vielleicht schärfte ihre Gewissheit, dass Elinor ihn mochte, ihren Blick, doch war sie wirklich von seinem Wert überzeugt, und selbst seine ruhige Art, die ihren festen Vorstellungen, wie ein junger Mann aufzutreten hatte, völlig widersprach, schien ihr nicht länger uninteressant, als sie wusste, dass er ein zärtliches Herz und ein liebevolles Wesen besaß.

Kaum nahm sie das kleinste Zeichen von Liebe in seinem Verhältnis zu Elinor wahr, da hielt sie eine ernsthafte Verbindung zwischen den beiden auch schon für sicher und freute sich auf die unmittelbar bevorstehende Hochzeit.

»In wenigen Monaten, meine liebe Marianne«, sagte sie, »wird Elinor in aller Wahrscheinlichkeit ein für allemal versorgt sein. Wir werden sie vermissen, aber sie wird glücklich sein.«

»Oh, Mama, was sollen wir ohne sie machen?«

»Mein Schatz, von Trennung kann gar keine Rede sein. Wir leben ein paar Meilen voneinander entfernt und sehen uns jeden Tag. Du wirst dabei einen Bruder gewinnen, einen wirklichen, liebevollen Bruder. Ich halte große Stücke auf Edwards Charakter. Aber du machst ein ernstes Gesicht, Marianne, billigst du die Wahl deiner Schwester nicht?«

»Ich bin vielleicht«, sagte Marianne, »ein bisschen überrascht davon. Edward ist sehr liebenswürdig, und ich liebe ihn zärtlich. Und trotzdem … er ist nicht der Typ von jungem Mann … etwas fehlt ihm … seiner Erscheinung fehlt das gewisse Etwas. Er hat nicht den Charme, den ich von einem Mann erwarten würde, der meine Schwester ernsthaft fesseln soll. Seinen Augen fehlt der Geist, das Feuer, die gleichzeitig Tugend und Intelligenz verraten, und darüber hinaus fürchte ich, Mama, hat er keinen wirklichen Geschmack. Musik scheint ihn kaum zu interessieren, und obwohl er Elinors Zeichnungen sehr bewundert, liegt darin nicht die Bewunderung eines Menschen, der ihren Wert zu schätzen weiß. Er ist häufig bei ihr, während sie zeichnet, und doch ist deutlich, dass er in Wirklichkeit von der Sache nichts versteht. Er bewundert als Liebhaber, nicht als Kenner. Für meinen Geschmack muss beides vereinigt sein. Ich könnte mit einem Mann nicht glücklich werden, dessen Geschmack nicht in allen Punkten mit meinem eigenen übereinstimmt. Er muss alle meine Gefühle teilen; die gleichen Bücher, die gleiche Musik muss uns beide bezaubern. O Mama, was für eine temperamentlose, was für eine langweilige Art Edward gestern beim Vorlesen hatte! Ich hatte richtiges Mitleid mit meiner Schwester. Aber sie trug es mit so viel Fassung. Es schien ihr kaum aufzufallen. Ich konnte nur mit Mühe stillsitzen. Diese wunderbaren Zeilen, an denen ich mich oft regelrecht berauscht habe, mit so viel unerschütterlicher Ruhe vorgetragen zu hören, mit solch entsetzlicher Gleichgültigkeit …«

»Er wäre sicher einem schlichten, eleganten Prosastück gerechter geworden, aber du wolltest ihm unbedingt Cowper1 geben.«

»Also, Mama, wenn ihn nicht einmal Cowper anregt! Aber über Geschmack soll man nicht streiten. Elinor empfindet nicht so wie ich, und deshalb kann sie darüber hinwegsehen und mit ihm glücklich sein. Aber wenn ich ihn liebte, hätte es mir das Herz gebrochen, ihn mit so wenig Überschwang lesen zu hören. Mama, je mehr ich die Welt kennenlerne, desto überzeugter bin ich, dass ich nie einen Mann treffen werde, den ich wirklich lieben kann. Ich erwarte so viel! Er muss all die Tugenden Edwards haben, und sein Äußeres und seine Umgangsformen müssen seiner menschlichen Haltung die nötige Anmut verleihen.«

»Bedenke, mein Schatz, dass du noch nicht siebzehn bist. Es ist noch zu früh im Leben, um die Hoffnung auf solch Glück aufzugeben. Warum solltest du weniger vom Glück begünstigt sein als deine Mutter? Nur in einer Hinsicht, liebe Marianne, soll dein Schicksal sich von ihrem unterscheiden.«

Kapitel 4

»Wie schade, Elinor«, sagte Marianne, »dass Edward keinen Sinn fürs Zeichnen hat.«

»Keinen Sinn fürs Zeichnen«, entgegnete Elinor. »Wie kommst du darauf? Er zeichnet zwar nicht selbst, aber er betrachtet die Bilder anderer mit großem Vergnügen, und du kannst mir glauben, dass es ihm keinesfalls an natürlichem Geschmack dafür fehlt, obwohl er keine Gelegenheit hatte, ihn auszubilden. Hätte er sich je damit beschäftigt, dann hätte er, glaube ich, recht gut gezeichnet. Er misstraut seinem eigenen Urteil in solchen Fragen so sehr, dass er sich immer scheut, seine Meinung über irgendein Bild abzugeben. Aber er besitzt eine natürliche Sicherheit und Schlichtheit des Geschmacks, die ihn im Allgemeinen auf den richtigen Weg führt.«

Marianne wollte ihre Schwester nicht verletzen und sagte weiter nichts zu dem Thema. Aber die Art von Beifall, die Elinor zufolge die Bilder anderer in ihm hervorriefen, hatte nichts mit dem schwärmerischen Entzücken zu tun, das ihrer Meinung nach allein den Namen Geschmack verdiente. Doch obwohl sie innerlich über den Irrtum lächeln musste, rechnete sie ihrer Schwester die blinde Zuneigung zu Edward, die für diesen Irrtum verantwortlich war, hoch an.

»Du findest hoffentlich nicht, Marianne«, fuhr Elinor fort, »dass es ihm grundsätzlich an Geschmack fehlt. Ja, eigentlich kann das doch nicht sein, denn dein Verhalten ihm gegenüber ist geradezu herzlich, und wenn das wirklich deine Meinung wäre, dann wärst du sicher nicht so entgegenkommend zu ihm.«

Marianne wusste kaum, was sie sagen sollte. Sie wollte die Gefühle ihrer Schwester auf keinen Fall verletzen, und doch war es ihr unmöglich zu sagen, was sie nicht glaubte. Schließlich antwortete sie:

»Nimm es mir nicht übel, Elinor, wenn mein Loblied auf ihn deiner Einsicht von seinem Wert nicht in jeder Hinsicht entspricht. Ich hatte nicht so viele Gelegenheiten, seine verborgenen Geistesgaben, seine Neigungen und Vorlieben so schätzen zu lernen wie du. Aber ich habe eine außerordentlich hohe Meinung von seiner Güte und seiner Einsicht. Ich halte ihn für ausgesprochen schätzenswert und liebenswürdig.«

»Mit einem solchen Lob«, sagte Elinor mit einem Lächeln, »wären bestimmt auch seine besten Freunde nicht unzufrieden. Ich sehe nicht, wie du dich verständnisvoller ausdrücken könntest.«

Marianne war von Herzen froh, ihre Schwester so leicht zufriedenstellen zu können.

»An seiner Einsicht und seiner Güte«, fuhr Elinor fort, »kann, glaube ich, niemand zweifeln, der oft genug Gelegenheit hatte, sich zwanglos mit ihm zu unterhalten. Seine hohe Intelligenz und seine Grundsätze bleiben höchstens hinter der Schüchternheit verborgen, die ihn viel zu oft schweigen lässt. Du kennst ihn gut genug, um seinem inneren Wert gerecht werden zu können. Aber seine verborgenen Geistesgaben, wie du sie nennst, sind dir aus bestimmten Gründen eher unbekannt geblieben als mir. Er und ich haben uns oft die Zeit miteinander vertrieben, während du und unsere Mutter gemeinsam in Schwärmereien versunken waren. Ich habe viel Zeit mit ihm verbracht, habe seine Einstellung eingehend kennengelernt und mir seine Meinungen über Fragen der Literatur und des Geschmacks angehört. Und alles in allem wage ich zu behaupten, dass er gut informiert ist, außerordentlich großes Gefallen an Büchern findet, eine lebhafte Fantasie, eine feine und genaue Beobachtungsgabe und einen empfindsamen, reinen Geschmack hat. Seine Fähigkeiten gewinnen in jeder Hinsicht bei genauerem Hinsehen ebenso wie seine Umgangsformen und seine Erscheinung. Auf den ersten Blick fällt sein Auftreten gewiss nicht ins Auge, und man würde seine Erscheinung kaum gutaussehend nennen, bis man seinen Augenausdruck, der ungewöhnlich sprechend ist, und die allgemeine Liebenswürdigkeit seiner Züge wahrnimmt. Inzwischen kenne ich ihn so gut, dass ich ihn regelrecht gutaussehend finde, oder jedenfalls beinahe. Was meinst du, Marianne?«

»Ich finde ihn sicher sehr bald gutaussehend, Elinor, wenn ich es auch jetzt noch nicht tue. Wenn du mir sagst, ich soll ihn wie einen Schwager lieben, dann werde ich bald ebenso wenig Mängel in seinen Zügen sehen wie jetzt in seinem Herzen.«

Elinor fuhr bei dieser Erklärung zusammen und bedauerte die Anteilnahme, zu der sie sich in ihren Äußerungen über ihn hatte hinreißen lassen. Sie war sich darüber im Klaren, dass sie Edward außerordentlich schätzte. Sie hielt die Zuneigung für wechselseitig. Aber sie musste erst selbst größere Gewissheit darüber haben, ehe sie Mariannes Überzeugung von dieser Zuneigung gern hörte. Sie wusste, dass das, was Marianne und ihre Mutter in einem Augenblick vermuteten, ihnen im nächsten schon zur Gewissheit wurde, dass Wünschen für sie Hoffen war und Hoffen Erwarten. Sie versuchte, ihrer Schwester den wirklichen Stand der Dinge zu erklären.

»Ich versuche gar nicht zu leugnen«, sagte sie, »dass ich sehr viel von ihm halte, dass ich ihn überaus schätze, dass ich ihn mag.«

Hier unterbrach Marianne sie ärgerlich:

»Ihn schätzen! Ihn mögen! Gefühllose Elinor! Oh, schlimmer als gefühllos! Schämt sich, anders zu erscheinen! Benutze diese Wörter noch einmal, und ich verlasse auf der Stelle das Zimmer!«

Elinor konnte nicht umhin zu lachen. »Verzeih mir«, sagte sie, »und sei überzeugt, dass ich dich nicht damit kränken wollte, dass ich so zurückhaltend von meinen eigenen Gefühlen spreche. Glaube mir, sie sind stärker, als ich zugegeben habe, kurz und gut, glaube mir, sie sind seinem Wert und dem Verdacht … der Hoffnung auf seine Zuneigung zu mir angemessen, ohne dass ich dabei unbesonnen oder töricht bin. Aber mehr als das darfst du nicht glauben. Ich bin mir seiner Neigung zu mir keineswegs gewiss. Es gibt Augenblicke, wo ich mich frage, wie stark sie ist, und bevor ich seine Gefühle genau kenne, darfst du dich nicht wundern, wenn ich es vermeide, meiner eigenen Zuneigung dadurch Nahrung zu geben, dass ich sie für größer halte oder größer nenne, als sie wirklich ist. In meinem Herzen hege ich wenig … so gut wie keinen Zweifel an seiner Schwäche für mich. Aber man muss mehr in Betracht ziehen als seine Zuneigung. Er ist denkbar weit davon entfernt, unabhängig zu sein. Wie seine Mutter wirklich ist, wissen wir nicht, aber Fannys gelegentliche Äußerungen über ihr Verhalten und ihre Ansichten haben uns keinen Anlass gegeben, sie für liebenswürdig zu halten. Und ich müsste mich sehr irren, wenn Edward sich nicht selbst darüber im Klaren ist, dass viele Hindernisse in seinem Weg lägen, wenn er eine Frau heiraten wollte, die weder ein großes Vermögen noch eine hohe gesellschaftliche Stellung besitzt.«

Marianne war erstaunt, wie weit ihre eigene und die Fantasie ihrer Mutter die Wahrheit hinter sich zurückgelassen hatten.

»Und du bist also nicht mit ihm verlobt!«, sagte sie. »Aber das geschieht doch bestimmt bald. Zwei Vorteile ergeben sich allerdings aus der Verzögerung. Ich werde dich nicht so schnell verlieren, und Edward hat größere Aussichten, seinen natürlichen Geschmack für deine Lieblingsbeschäftigung zu vervollkommnen, der für dein zukünftiges Glück so unentbehrlich sein muss. Oh, wie reizend wäre es, wenn er sich durch dein Genie dazu anregen ließe, selbst zeichnen zu lernen!«

Elinor hatte ihrer Schwester ihre ehrliche Meinung mitgeteilt. Sie konnte ihre Neigung zu Edward nicht in so rosigem Licht sehen, wie Marianne das getan hatte. Gelegentlich ging eine solche Mutlosigkeit von ihm aus, die, wenn auch nicht Gleichgültigkeit, so doch etwas kaum weniger Aussichtsloses verriet. Ein Zweifel an ihrer Zuneigung, gesetzt er hätte ihn, brauchte ihn nicht so stark zu beunruhigen. Er würde wohl kaum die Niedergeschlagenheit verursachen, die ihn so oft befiel. Vielleicht lag ein einleuchtender Grund in seiner abhängigen Lage, die es ihm verwehrte, seiner Neigung nachzugeben. Sie wusste, dass seine Mutter ihn weder so behandelte, dass er sich bei ihr zu Hause fühlte, noch ihm die Hoffnung auf ein eigenes Heim in Aussicht stellte, ohne dass er ihre Erwartungen auf eine großartige Karriere voll und ganz erfüllte. In dieser Gewissheit war es Elinor unmöglich, dabei kein Unbehagen zu empfinden. Sie war weit davon entfernt, sich darauf zu verlassen, dass seine Schwäche für sie zu dem Ergebnis führen würde, das ihre Mutter und Schwester immer noch für gewiss hielten. Nein, je länger sie zusammen waren, desto mehr fragte sie sich, welcher Art seine Gefühle für sie waren, und manchmal glaubte sie ein paar schmerzliche Minuten lang, dass es nicht mehr war als Freundschaft.

Aber wie weit sie auch tatsächlich gehen mochten, sie genügten, um seine Schwester, sobald sie darauf aufmerksam wurde, unruhig und gleichzeitig, was ihr noch ähnlicher sah, unhöflich werden zu lassen. Sie nahm die erste Gelegenheit wahr, ihre Schwiegermutter unverblümt darauf anzusprechen und so nachdrücklich auf die großartigen Aussichten ihres Bruders, auf Mrs. Ferrars’ Entschlossenheit, beide Söhne glänzend zu verheiraten, und auf die Gefahr für jede junge Frau hinzuweisen, die ihn einzufangen versuchte, dass Mrs. Dashwood weder Ahnungslosigkeit vorschützen noch Gelassenheit vortäuschen konnte. Sie gab ihr eine Antwort, die ihre ganze Verachtung ausdrückte, und verließ unverzüglich das Zimmer mit dem Entschluss, ihre geliebte Elinor trotz der Unannehmlichkeiten oder Kosten eines so plötzlichen Umzugs nicht eine Woche länger solchen Unterstellungen auszusetzen.

In dieser Verfassung empfing sie einen Brief mit der Post, der einen zur rechten Zeit kommenden Vorschlag enthielt. Es handelte sich um das Angebot eines kleinen Hauses zu sehr günstigen Bedingungen, das einem ihrer Verwandten, einem Gentleman von Einfluss und Vermögen, in Devonshire gehörte. Der Brief kam von diesem Gentleman selbst und verriet den Geist echter Hilfsbereitschaft. Er habe gehört, dass sie eine Wohnung suche, und obwohl es sich bei dem Haus, das er ihr anbiete, lediglich um eine Cottage2 handle, könne sie versichert sein, dass alles in ihren Augen Notwendige dafür getan werde, wenn das Angebot ihr zusage. Er drang, nachdem er ihr Einzelheiten über Haus und Garten mitgeteilt hatte, ernsthaft in sie, doch mit ihren Töchtern nach Barton Park zu kommen, seinem eigenen Wohnsitz, wo sie selbst beurteilen könne, ob Barton Cottage – denn die Häuser lägen in derselben Gemeinde – durch bauliche Veränderungen wohnlich für sie gemacht werden könne. Er schien ehrlich bestrebt, ihnen entgegenzukommen, und der ganze Brief war in solch liebenswürdigem Stil geschrieben, dass er seine angenehme Wirkung auf seine Cousine nicht verfehlte, umso weniger zu einem Zeitpunkt, wo sie unter dem kalten und gefühllosen Benehmen ihrer nächsten Verwandten litt. Sie brauchte nicht lange nachzudenken oder sich zu erkundigen. Ihr Entschluss war schon beim Lesen gefasst. Die Lage von Barton in einem Bezirk, so weit entfernt von Sussex wie Devonshire, die noch vor wenigen Stunden ein ausreichender Grund gewesen wäre, um jeden möglichen Vorzug in den Schatten zu stellen, gab nun den entscheidenden Ausschlag. Die Umgebung von Norland zu verlassen war nun kein Unglück mehr, es war ein dringendes Bedürfnis, es war eine Wohltat, verglichen mit der Misere, länger Gast ihrer Schwiegertochter zu sein; und den geliebten Ort für immer zu verlassen, war weniger schmerzlich, als ihn zu bewohnen oder zu besuchen, solange dort eine solche Frau Herrin war. Sie teilte Sir John Middleton umgehend mit, wie sehr sie seine Freundlichkeit zu schätzen wisse und dass sie das Angebot annehme. Und dann beeilte sie sich, ihren Töchtern beide Briefe zu zeigen, damit sie ihrer Zustimmung sicher sein konnte, bevor ihre Antwort abging.

Elinor hatte es immer für klüger gehalten, sich in einiger Entfernung von Norland statt unmittelbar unter ihren augenblicklichen Bekannten niederzulassen. Dieser Grund bot also keinen Anlass, dem Vorschlag ihrer Mutter, nach Devonshire zu ziehen, zu widersprechen. Auch war das Haus nach der Beschreibung von Sir John so anspruchslos und die Miete so ungewöhnlich niedrig, dass beides ihr nicht das Recht zu Einwänden lieferte; und obwohl der Plan wenig Anziehendes für sie besaß, obwohl der Wunsch, aus der Umgebung von Norland so weit fortzuziehen, ihr fernlag, machte sie deshalb keinen Versuch, ihrer Mutter auszureden, die zustimmende Antwort abzuschicken.

Kapitel 5

Kaum war ihre Antwort aus dem Haus, da gönnte sich Mrs. Dashwood das Vergnügen, ihrem Stiefsohn und seiner Frau zu verkünden, dass sie ein Haus gefunden habe und ihnen nicht länger zur Last fallen werde, als bis alles zu ihrem Einzug bereit sei. Sie hörten ihr mit Überraschung zu. Mrs. John Dashwood sagte nichts, aber ihr Mann äußerte höflich die Hoffnung, dass sie sich nicht weit von Norland niederlassen werde. Sie konnte mit Genugtuung erwidern, dass sie nach Devonshire3 gehe. Edward wandte sich ihr bei dieser Nachricht hastig zu und wiederholte mit Überraschung und Bestürzung in der Stimme, die für sie keiner Erklärung bedurften:

»Devonshire! Wollen Sie wirklich dorthin ziehen? So weit von hier! Und in welche Gegend?«

Sie erklärte die Lage. Der Ort war ungefähr vier Meilen nördlich von Exeter.

»Es ist nur eine Cottage«, fuhr sie fort, »aber ich hoffe, viele meiner Freunde dort zu empfangen. Ein oder zwei Räume lassen sich leicht anbauen, und wenn meine Freunde nicht die Mühe der weiten Reise scheuen, um mich zu besuchen, dann soll es mich auch keine kosten, sie unterzubringen.«

Sie schloss mit einer sehr freundlichen Einladung an Mr. und Mrs. John Dashwood, sie in Barton zu besuchen, und dehnte sie mit betonter Liebenswürdigkeit auch auf Edward aus. Obwohl das jüngste Gespräch mit ihrer Schwiegertochter sie zu dem Entschluss bewegt hatte, nicht länger als unbedingt nötig in Norland zu bleiben, hatte es in dem Punkt, auf den es hauptsächlich abzielte, seine Wirkung völlig verfehlt. Edward und Elinor voneinander zu trennen, lag ihr so fern wie je. Und sie wollte Mrs. John Dashwood mit dieser betonten Einladung an ihren Bruder zeigen, wie gründlich sie ihre Missbilligung der Verbindung ignorierte.

Mr. John Dashwood bestätigte seiner Mutter immer wieder, wie unendlich leid es ihm tue, dass sie ein Haus in einer Entfernung von Norland gemietet habe, die es ihm unmöglich mache, ihr beim Transport ihrer Möbel behilflich zu sein. Die Angelegenheit war ihm ernsthaft peinlich, denn genau die Unterstützung, auf die er sein Versprechen an seinen Vater reduziert hatte, wurde ihm durch den Verlauf der Dinge nun unmöglich gemacht. Der gesamte Hausstand wurde auf dem Wasserwege transportiert. Er bestand hauptsächlich aus Wäsche, Silber, Porzellan und Büchern und einem wertvollen Klavier, das Marianne gehörte. Mrs. John Dashwood sah den Kisten mit einem Seufzer nach: Sie konnte es nur als Zumutung empfinden, dass Mrs. Dashwood, deren Einkommen im Vergleich zu ihrem eigenen nicht der Rede wert war, überhaupt wertvolle Haushaltsgegenstände besaß.

Mrs. Dashwood mietete das Haus für zwölf Monate. Es war vollständig eingerichtet, und sie konnte unmittelbar einziehen. Schwierigkeiten gab es bei dem Vertrag auf beiden Seiten nicht, und sie blieb nur in Norland, um einen Teil ihrer Habe zu verkaufen und über ihren zukünftigen Haushalt zu entscheiden, ehe sie nach Westen aufbrach; und da sie alles, woran sie Interesse hatte, mit ungewöhnlicher Schnelligkeit tat, war auch das bald erledigt. Die Pferde, die ihr Mann ihr hinterlassen hatte, waren bald nach seinem Tod verkauft worden, und da sich jetzt eine Gelegenheit bot, auch die Kutsche abzustoßen, willigte sie auf ernsthaftes Zureden ihrer ältesten Tochter ein, sich davon ebenfalls zu trennen. Wäre es nach ihren eigenen Wünschen gegangen, dann hätte sie die Kutsche für die Bequemlichkeit ihrer Kinder behalten, aber Elinors Umsicht setzte sich durch. Ihrem Rat war es auch zu verdanken, dass die Zahl der Dienstboten auf drei reduziert wurde, auf zwei Mädchen und einen Mann, die sie umgehend aus ihrem bisherigen Personal in Norland auswählte.