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Melina D`Angeli

Zwei Herzen in einem Bauch

Küssen kann man nicht alleine (3)





BookRix GmbH & Co. KG
81371 München

Titel:

Küssen kann man nicht alleine:

Zwei Herzen in einem Bauch (3)

von Melina D’Angeli

 

Text Copyright © 2016

Alle Rechte vorbehalten

 

Coverbild: Love is everywhre © Artistan – Fotolia.com

Fassung: 1.0

 

Die Geschichte ist frei erfunden. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und/oder realen Handlungen sind rein zufällig.

Ein großes Dankeschön geht an:

Thomas Herzberg (als Co-Autor, Ratgeber und hemmungsloser Kritiker)

Lektorat, Korrektorat: worttaten.de – Michael Lohmann

 

Inhalt

 

Schwangerschaft

Das Wunder neuen Lebens.

Ehrlich gesagt, hatte ich gehofft, dieses sagenhafte Wunder nur noch als Zaungast und nicht als direkt Beteiligte zu erleben. Schließlich habe ich schon genug Probleme damit, meiner Tochter – selbst noch mehr Kind als Frau – beim Mutterwerden zuzuschauen. Aber dann kommt es wieder, dieses Leben. Stellt einen auf unnachahmliche Weise ein weiteres Mal auf die Probe und schreit: Hey! Auch du hast noch nicht genug für den Fortbestand der menschlichen Rasse getan. Also, ran an die Buletten!

Und jetzt sitze ich hier, habe gerade mal die Hälfte der Schwangerschaft hinter mir und das Gefühl, als würde ich jeden Moment platzen. Wenn man ferner berücksichtigt, dass ich die meisten Entscheidungen aus dem Bauch heraus treffe, dann könnte man durchaus behaupten, dass dort momentan zwei Herzen schlagen. Zwei Herzen in einem Bauch. Okay – einem großen Bauch, Platz genug sollte dort also sein. Aber, ob das funktionieren kann?

 

Melina D’Angeli: Die Serie Küssen kann man nicht alleine ist mein erster Schritt auf eigenen Füßen. Zuvor ist Der Prinz auf dem Fahrrad erschienen, den ich – zusammen mit meinem lieben Freund und Kollegen Thomas Herzberg – veröffentlicht habe.

Meine Bücher beschäftigen sich übrigens mit ganz normalen Frauen, die – außerhalb von Model-Maßen, Silikon-Tuning oder Botox – mit dem Leben und seinen alltäglichen Herausforderungen zu kämpfen haben. In dieser Welt haben auch die wenigsten Männer einen Waschbrett-Bauch oder fahren Porsche … ;)

Alle Bücher von Melina D’Angeli

 

Aus der Reihe Küssen kann man nicht alleine:

 

 

Unter Melanie Schubert:

 

 

Aktuelle Informationen, Newsletter-Service und Aktionen findet ihr (noch) auf der Homepage von Thomas Herzberg, der mich dort als Gast aufgenommen hat :)

 

ThomasHerzberg.de

 

1

 

»Wie lange dauert so eine Schwangerschaft eigentlich?« Meine beste Freundin Conny saß mit hängenden Schultern auf meinem Sofa und schnaufte schon seit einer Weile vor sich hin.

»Vierzig Wochen. Also … nachdem man zum letzte Mal die Tage gehabt hat.«

»Wohl eher frau!«

Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Wieso fragst du … hast du jetzt schon die Nase voll?«

»Ist das denn ein Wunder?« Conny gestikulierte müde. »Du sitzt hier im Stockdunkeln, gehst seit Wochen nicht mehr vor die Tür und ernährst dich ausschließlich von Frischkäse, Oliven und Zartbitterschokolade.« Sie machte eine kurze Pause. Vermutlich überlegte sie, ob sie mir den Rest der traurigen Wahrheit auch noch zumuten konnte. »Kindchen, du hast erst die Hälfte hinter dir, und ich hab jetzt schon das Gefühl, als ob nichts mehr so wäre, wie’s mal war.«

»Ich weiß gar nicht, worauf du hinauswillst«, zickte ich zurück. »Ich bin nicht krank … ich bin schwanger!«

»Komm mir nicht mit diesen Floskeln! Andere Frauen leben doch auch noch ein paar Monate nach dem finalen Stich ganz normal weiter und nicht …«

»Was ist denn normal?«, erkundigte ich mich unverändert gereizt. »Und wer bitte legt diese Regeln fest?«

Conny schnaufte noch heftiger als zuvor. »Für mich wäre es normal, wenn man im Haus Licht anmacht. Ich wäre vorhin auf dem Weg zur Toilette fast auf die Nase gefallen.« Sie deutete auf ein müde flackerndes Teelicht, das in diesem Moment als einzige Lichtquelle mein Wohnzimmer leicht erhellte.

»Ich bekomme Kopfschmerzen, wenn es zu hell ist.«

»Aber Licht ist Leben, Süße!«

»Und ich dachte, Wasser sei Leben.«

»Womit wir beim nächsten Thema wären«, schleuderte Conny mir im Tonfall einer Scharfrichterin entgegen. »Diese ganze Molke, Kefir und was weiß ich …« Sie deutete auf ein gutes Dutzend leerer Plastikflaschen, die auf meinem Wohnzimmertisch verteilt standen. »Ich glaub, ich würde schon nach der ersten Flasche kotzen.«

»Darf ich dich daran erinnern, dass du nie in deinem Leben schwanger warst?« Zwischenzeitlich hatte ich meinen Ton heruntergefahren. Ich war nicht bereit, meine Freundschaft zu Conny mit einer derart lächerlichen Debatte zu riskieren. Außerdem hatte sie mit einigen Dingen recht, aber es war deutlich zu früh, um das zuzugeben.

»Und du meinst, dass ich deshalb nicht mitreden kann, oder was? Wahrscheinlich muss man auch zum Mond geflogen sein, um hinterher über die Sterne reden zu können.«

»Ich habe es verstanden, Süße!« Vorsichtig nahm ich Connys Hand und drückte sie. Wir wechselten eine Weile wortlos Blicke, die dafür sorgen, dass sich unsere Gemüter nachhaltig abkühlten.

Eine ganze Weile später begann meine Freundin – deutlich friedfertiger – von Neuem. »Dann sag mir bitte einfach nur, wie es weitergehen soll.«

»Hast du mir Arbeit mitgebracht?«

»Natürlich! Was denkst du denn?« Conny deutete auf eine Tasche, die sie wohl irgendwo auf meinem Küchentresen abgelegt hatte. Vom Sofa aus konnte ich in der Dunkelheit nichts erkennen.

»Und hast du das Gefühl, als ob ich meine Arbeit nicht vernünftig erledigen würde, Schätzchen?«

Meine Freundin schüttelte entschlossen den Kopf. Ihr Gesicht deutete darauf hin, dass eine Teil-Kapitulation bevorstand: »Wenn ich mir anschaue, was du jede Nacht fabrizierst, dann wünsche ich mir, deine Schwangerschaft würde niemals enden.« Sie lachte über ihren eigenen Scherz. »Ich hab keine Ahnung, wie du das machst. Aber der Stapel bei mir schrumpft bedrohlich. Mittlerweile denke ich über Urlaub nach.«

»Ich schlafe tagsüber meine drei bis vier Stunden, das reicht. Nachts bin ich so aufgedreht, dass ich Bäume ausreißen könnte.«

»Lass das lieber und sieh zu, dass du diese lästigen E-Bilanzen fertig bekommst. Für mich sind das böhmische Dörfer. Ich würde am liebsten meinen Computer aus dem Fenster werfen, wenn ich selbst …«

»Beruhigt Euch, Verehrteste … dafür habt Ihr doch mich.« Erneut drückte ich Connys Hand, dieses Mal noch ein Stück fester. »Ich versuche, ab nächste Woche wieder selbst einkaufen zu gehen. Nur, damit ich mal hier rauskomme und du mich nicht länger nervst«, schickte ich noch mit gespielter Wut hinterher. Mittlerweile tätschelte ich ihre Hand. »Wenn du willst, dann kannst du morgen früh den ganzen Krempel gleich wieder abholen. Und falls dir bei der Gelegenheit zufällig ein Supermarkt über den Weg läuft – für eine Flasche Buttermilch wäre ich bereit, meine eigene Mutter zu verkaufen.«

»Letzte Woche wolltest du sie noch verschenken«, protestierte Conny. »Hätte ich nur ein bisschen gehandelt, dann wären sicher auch ein paar kostenlose Überstunden als Bonus drin gewesen.«

Wir mussten beide lachen.

»Meine Mutter meint, dass meine Schwangerschaft in einem Chaos enden wird.«

»Da kann ich sie beruhigen! Der Punkt ist längst überschritten.« Conny wieherte wie ein Pferd. »Wobei deine Mutter und ihre sonderbaren Anwandlungen die ganze Sache höchstens noch schlimmer machen. Sie sitzt in ihrem Elb-Schloss wie eine Spinne im Netz. Und vom Leben hat sie so viel Ahnung wie die Kuh vom Klavierspielen.«

»Vielleicht kannst du zu ihr fahren und ihr genau das sagen? Wortwörtlich!«

»Einen Teufel werde ich tun!«

»Und was ist mit meiner Buttermilch?«

»Ich schaue mir morgen früh erst mal deine Arbeit an. Wenn ich zufrieden bin, dann tausche ich die Bilanzen gegen eine halbe Flasche von dem Zeug.« Conny verzog angeekelt das Gesicht. »Die andere Hälfte hebe ich auf, um ein vernünftiges Druckmittel gegen dich in der Hand zu haben.«

»Du solltest im Nahen Osten als Folterknecht arbeiten. Das Zeug dazu hättest du auf jeden Fall.«

Ohne zu antworten, stemmte sich meine Freundin vom Sofa hoch und schlurfte Richtung Küchentresen. Ihre Hand wanderte zum Lichtschalter, stoppte jedoch abrupt, als ich ihr mit einem lauten »Nein!« Einhalt gebot.

»Ich mach mich vom Acker, Süße. Sieh zu, dass du hier bis morgen früh nicht völlig untergehst.« Conny ließ ihren Blick kopfschüttelnd durch meine Küche wandern. »Morgen bring ich erst mal deinen Müll raus. Sonst laufen hier bald Ratten herum und ich muss einen Kammerjäger anheuern.«

»Was hast du denn heute Abend noch vor?« Ich griff nach meinem Handy und blinzelte vorsichtig auf das Display. »Es ist kurz nach acht, da müsste eine scharfe Schnitte wie du doch eigentlich …«

»Mist!«, fluchte Conny. »Ist es wirklich schon so spät?« Ihr Gesicht spiegelte Panik wider.

»Wieso? Hast du tatsächlich was vor?«, presste ich gelangweilt heraus. »Wieder so ein Speed-Dating, bei dem nur notgeile Trostpreise auftauchen und dich den ganzen Abend lang volllabern? Wobei … das wäre immer noch besser als die letzte Pleite mit diesem Thomas, deinem Möchtegern-Steuerberater.«

Conny ignorierte mein Gefasel einfach und schnappte sich geschwind ihre Handtasche. »Ich muss los, Schätzchen. Bis morgen früh.«

»Wohin geht’s denn hin, holde Maid?«, rief ich ihr hinterher. »Mir kannst du es doch sagen.«

»Ins Tal der neugierigen Schnepfen … mit einem Flammenwerfer«, trällerte Conny vom Flur aus zurück. Ich hörte die Tür aufschwingen. Ein kalter Luftzug erfüllte das ganze Wohnzimmer von einem Moment zum anderen. »Mach’s gut, Süße!«

 

2

 

»Du brauchst nicht zu glauben, dass ich gekommen bin, um mich mit dir zu verbünden. Susi ist meine beste Freundin, und ich lasse es nicht zu, dass irgendwas zwischen uns kommt.« Conny donnerte mit der Faust auf den Tisch. Jetzt sah sie sich kurz um, weil einige der anderen Gäste sie mehr oder weniger entrüstet anschauten. »Ausgerechnet hier bei Costa … das ist unser Lieblings-Grieche.«

»Das ist auch mein Lieblingsgrieche!« Bernd betonte Wort für Wort. »Und ich habe hier wahrscheinlich öfter mit Susi gesessen als du.«

»Was willst du, Bernd?« Conny schien keinen Millimeter zurückweichen zu wollen. »Ich habe mich nur auf dieses Treffen eingelassen, weil du meintest, es ginge um Leben oder Tod. Also … raus mit der Sprache, sonst bin ich in einer Minute wieder weg.«

»Wie geht es ihr?« Bernds Gesicht wirkte fast unterwürfig. »Geht es Susi gut? Ist sie gesund? Was macht ihre …?«

»Du nervst!«, fauchte Conny zurück. »Außerdem wüsste ich gerne, warum du dich dafür interessierst.«

»Darf ich dich daran erinnern, dass Susi und ich immer noch verheiratet sind?« Mittlerweile schien Bernd ein kleines Stück Selbstvertrauen zurückgewonnen zu haben. »Da ist es wohl mein gutes Recht, mal zu fragen.«

»Ihr seid nur deshalb noch verheiratet, weil du Idiot die Scheidung zurückgezogen hast. Sonst wäre es vermutlich längst vorbei.«

»Und du willst Susis Freundin sein«, spottete Bernd in herablassendem Ton. Er deutete auf die Tür. »Wenn du willst, kannst du sofort gehen. Na, los!« Er lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Eine richtige Freundin schlägt nicht nur wild um sich und produziert Beschimpfungen am Fließband.«

»Sondern?« Diese letzten Sätze hatten Conny bis ins Mark getroffen. Ihre Miene deutete darauf hin, dass diese Kritik nicht wirkungslos an ihr abgeprallt war. »Was tut denn eine richtige Freundin deiner Meinung nach? Und woher willst ausgerechnet du das wissen?«

»Vielleicht hast du es noch nicht gemerkt, aber man muss Susi vor sich selbst beschützen«, fuhr Bernd in ungnädigem Ton fort. »Das ist auch meine Aufgabe, selbst wenn sie unsere Ehe für gescheitert erklärt hat.«

»Ungefähr so wie du ein paar Monate vorher, weil du mal deine Freiheit eine Weile genießen wolltest?«, unterbrach Conny ihn rüde. »Deine Weste ist nicht sauber genug, um damit Mutter Theresa zu mimen. Du sitzt im Glashaus, mein Lieber, also lass die Steine besser liegen!«

»Vielleicht hast du sogar recht«, überlegte Bernd laut. »Aber hier geht es weder um dich noch um mich. Ich möchte Susi helfen, auch wenn sie mich nicht mehr will.«

»Und warum glaubst du, dass ausgerechnet du ihr helfen könntest? Und womit eigentlich?«

»Die meisten Probleme macht Susi sich doch selbst.«

»Aha … das ist ja mal ein ganz neues Ergebnis, Herr Ziegler.« Connys Miene war von Spott erfüllt. »Und Euer Durchlaucht hat wahrscheinlich das Allheilmittel in Flaschen abgefüllt und will mir jetzt eine davon überreichen, richtig?«

»Manchmal frage ich mich, welche von euch beiden die schlimmere Gewitterziege ist.« Bernd lachte über seinen eigenen Scherz. »Im Moment hast du die Nase ein gutes Stück vorn.«

Conny schnaufte ein paar Mal geräuschvoll. Am liebsten wäre sie sofort aufgestanden, um diesen Irrsinn endlich hinter sich zu lassen. Aber irgendetwas schaffte es, sie mit dem Stuhl zu verschweißen. »Pass auf! Entweder du beeindruckst mich innerhalb der nächsten dreißig Sekunden mit Tacheles oder ich bin weg. Ist das klar?«

Ohne ein Wort zu sprechen, zog Bernd einen Umschlag aus der Tasche und warf ihn achtlos auf den Tisch vor sich. »Ich hab ein paar Sparverträge zu Geld gemacht.« Er schaute auf den Umschlag und grinste seltsam. »Das sind fünftausend …«

»Und was soll das sein? Etwa Bestechungsgeld, damit ich meine beste Freundin …?«

»Ich will Susi unterstützen, falls sie etwas braucht«, unterbrach Bernd sie, noch aufgebrachter als zuvor. »Von mir wird sie es doch niemals annehmen, aber bei dir ist das sicher was ganz anderes.«

Connys Miene deutete darauf hin, dass in ihrem Inneren ein unerbittlicher Kampf tobte. Am Ende dieser Überlegungen langte sie nach dem Umschlag und ließ ihn in ihrer Handtasche verschwinden. »Danke«, presste sie leise heraus. »Also, in Susis Namen.«

»Falls mehr erforderlich ist, brauchst du dich nur zu melden.«

»Hast du im Lotto gewonnen oder ’ne Bank überfallen?«

»So ähnlich. Ich hab den Dachboden meiner Eltern ausgebaut und bin letzte Woche umgezogen. In Zukunft kann ich jeden Monat einen hübschen Batzen beiseitelegen.«

»Und diesen ungeahnten Reichtum willst du ab sofort in eine Frau investieren, die nichts mehr von dir wissen will? Oder in ein Kind, das nicht mal dein eigenes ist?« Conny schüttelte ungläubig den Kopf. »So hätte ich dich niemals eingeschätzt, Bernd.« Sie lachte und verzog das Gesicht. »Eigentlich hab ich dich immer für ein egoistisches und oberflächliches Arschloch gehalten.«

»Dann lag ich all die Jahre doch gar nicht so falsch mit meinen Vermutungen. Danke.«

»Gern geschehen!«

Den weiteren Austausch von Freundlichkeiten verhinderte Costa, der das Essen brachte. Nach einigen Minuten wortlosen Mampfens war es wieder Conny, die nicht mehr an sich halten konnte: »Wie soll es denn bei dir weitergehen. Ich meine … ohne Susi?«

Bernd überlegte eine Weile und wischte sich dabei viel zu häufig und deutlich zu energisch den Mund mit der Serviette ab. Als er mit seinen Überlegungen am Ende angekommen zu sein schien, präsentierte er ein unpassendes Lächeln. »Ich habe noch nicht aufgegeben, lange noch nicht, wenn du’s genau wissen willst.« Er zögerte kurz, fuhr dann aber doch fort. »Das kannst du Susi übrigens gerne sagen.«

»Einen Teufel werde ich!« Conny schaute zur Tür, durch die sich ein halbes Dutzend neuer Gäste in das ohnehin überfüllte Lokal drängte. »Wenn es zwischen euch überhaupt noch etwas gibt, das man wiederbeleben könnte, dann möchte ich kein Teil davon werden.«

»Warum nicht, wenn ich fragen darf?«

»Weil es immer wieder am selben Punkt endet. Und weil ich langsam keine Lust mehr habe, hinterher die Scherben zusammenzufegen und Susi wochenlang zu trösten.«

»Also kann ich bei der Sache nicht auf deine Hilfe zählen?«

»Du kannst auf meine Hilfe zählen, wenn es darum geht, ihr zu helfen«, fauchte Conny in alter Manier zurück. »Aber wenn es sich um eure Wiedervereinigung dreht, dann müsst ihr das schon alleine in die Hand nehmen. Dafür stehe ich nicht zur Verfügung.«

»Wird es eigentlich ein Junge oder ein Mädchen?« Bernd hatte augenscheinlich bemerkt, dass dieses Thema in einer Sackgasse angekommen war.

»Woher soll ich das denn wissen? Susi ist in der zwanzigsten Woche, und ich hab nicht mal eine Ahnung, ob man es so früh überhaupt schon erkennen kann.«

»Verrätst du es mir, wenn du es weißt?« Bernds Gesichtsausdruck bot eine seltsame Mischung. Conny las darin ein bisschen Traurigkeit, Frustration, auf der anderen Seite aber auch ehrliches Interesse und fast so etwas wie Vorfreude. »Kann ich auf dich zählen, Conny?«

»Ja, verdammt! Ich kann auch gerne versuchen, ein Ultraschall-Bild einzustecken, das ich dir hinterher auf irgendeinem dunklen Autobahnparkplatz überreiche.«

»Danke!«

»Wofür?«

»Für alles.« Bernd leerte sein Weinglas mit zwei Schlucken und gab Costa ein Zeichen, um die Rechnung zu ordern. »Außerdem muss ich eine Sache vom Anfang revidieren …«

»Und die wäre, herzallerliebster Bernd?« Conny kicherte schnaufend. Die drei hinter ihr liegenden Gläser Wein schienen langsam Wirkung zu zeigen.

»Du bist eine gute Freundin für Susi.«

»Das weiß ich! Wahrscheinlich sogar die einzige.«

»Das ist auch nicht immer einfach. Ein harter Job, würde ich sagen.«

»Ich weiß! Aber die Sache ist es wert, Bernd.«