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Nr. 201

– ATLAN exklusiv Band 62 –

 

Die Höhlen von Magintor

 

Die Goldene Göttin wartet auf Atlan – und Ra, der Barbar, startet ins Abenteuer

 

von Peter Terrid

 

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In einer Zeit, die auf Terra dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, steht es mit dem Großen Imperium der Arkoniden nicht zum Besten, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren.

Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen.

Die inneren Feinde Arkons sind Habgier und Korruption der Herrschenden, die – allen voran Imperator Orbanaschol III. – nur auf ihr eigenes Wohl bedacht sind und das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen.

Gegenwärtig ist Atlan jedoch nicht in der Lage, den Untergrundkampf gegen den Usurpator und Brudermörder Orbanaschol persönlich weiterzuführen. Der Kristallprinz ist bei seinem Besuch von Skrantasquor durch die Einwirkung einer Geheimwaffe der Maahks in ein anderes Raum-Zeitkontinuum gelangt – in den Mikrokosmos.

Während Ischtar, die Goldene Göttin, in der Nähe von Skrantasquor wartet und auf eine Chance hofft, Atlan zurückholen zu können, wird Atlans Kampfgefährte Ra ungeduldig.

Der Barbar setzt sich ab, startet ins Abenteuer und erreicht DIE HÖHLEN VON MAGINTOR ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ischtar – Die Goldene Göttin wartet auf das Wiedererscheinen Atlans.

Ra – Der Barbar geht auf Abenteuersuche.

Bel Etir Baj – Der Gefangene von Krassig entgeht der Vernichtung.

Thabek – Ein hitzköpfiger junger Con-Treh.

Das Ergothal – Eine Bestie, die eine ganze Welt vernichten kann.

1.

 

»Lass mich in Ruhe, Ra!«

Die Worte Ischtars klangen sanft und ruhig, aber auch sehr bestimmt. Ra verzog ärgerlich das Gesicht, dann wich er schmollend in den entferntesten Winkel der Zentrale aus.

Noch immer umkreiste das Doppelpyramidenschiff der Varganin den Planeten, auf dem die Maahks ihren Stützpunkt aufgebaut hatten. Von Atlan fehlte jedes Lebenszeichen, und so blieb den beiden Menschen an Bord nichts anderes übrig als zu warten. Mit Gleichmut wartete die Varganin auf die Rückkehr des Mannes, den sie liebte, während Ra von Stunde zu Stunde zappliger wurde – er hasste Untätigkeit, sie machte ihn fast körperlich krank.

Zudem musste er sich eingestehen, dass er gar nicht einmal so sehr darauf erpicht war, Atlan wiederzusehen. Wenn es sich um Ischtar handelte, wurde Ra zum kalten Egoisten. Tauchte der Kristallprinz nicht wieder auf, dann war der Weg frei für Ra – so jedenfalls stellte es sich der Barbar vor.

Immerhin war er ein wenig vorsichtiger geworden. Klar und deutlich hatte ihn Ischtar bedroht, als er in einem Anfall blindwütiger Eifersucht das Keruhm hatte versagen lassen; der nächste Sabotageversuch, so hatte Ischtar erklärt, würde Ras Tod bedeuten, und es hatte nicht den Anschein gehabt, als hätte die Varganin ihre Worte nicht ernst gemeint.

»Ich halte diese Warterei nicht länger aus!«, stellte Ra brummig fest. Unruhig ging er in der Zentrale des varganischen Schiffes auf und ab.

Ischtar schien ihm nicht zuzuhören. Sie starrte unverwandt auf den großen Bildschirm, auf dem sich langsam der Ball des Planeten zu drehen schien, auf dem Atlan gelandet war. Dass der Kristallprinz in die Hände der Maahks gefallen war, war ausschließlich Ra zuzuschreiben. Dank der hervorragenden Fernortungsmöglichkeiten der Varganen wusste Ischtar nur zu gut, wo Atlan sich befinden musste; sie hatte gesehen, wie Atlan geschrumpft und schließlich im Mikrokosmos verschwunden war.

Wie Ischtar wusste auch Ra, dass es auch Möglichkeiten gab, dieses geheimnisvolle Kontinuum wieder zu verlassen, aber insgeheim hoffte der Barbar, dass es auf der anderen Seite genügend Gefahren gab, um selbst einen Atlan zur Strecke zu bringen.

Obendrein zerrten die großen Maahkschiffe an Ras Nerven. Zwar konnten die Methanatmer gegen die Defensivbewaffnung des varganischen Schiffes nicht viel ausrichten, aber Ra fühlte sich sehr unbehaglich in der Rolle des Belagerten.

»Ich werde mir ein bisschen Bewegung verschaffen!«, verkündete er schließlich. Er zuckte mit den Schultern, als Ischtars Antwort ausblieb, dann entfernte er sich aus der Zentrale.

Die Erfahrungen der jüngsten Zeit hatten ihn gelehrt, dass Ischtar stundenlang die Oberfläche des Maahkplaneten mit der Fernortung abtasten würde, in der Hoffnung, das Wiedererscheinen Atlans beobachten zu können. Einmal mit der Fernortung beschäftigt, war Ischtar kaum ansprechbar; Ra wusste, dass er jetzt einige Stunden Zeit hatte.

Der Plan des Barbaren stand fest: Er wollte sich nicht länger aufs Beobachten beschränken, sondern selbst etwas unternehmen. Immerhin verfügte das Doppelpyramidenschiff Ischtars über Beiboote, und Ra war mit der varganischen Technologie hinreichend vertraut, um ein solches Raumfahrzeug auch ohne Ischtars Hilfe steuern zu können. Er wusste auch, wo er an Bord des großen Schiffes die nötige Ausrüstung finden konnte.

Ra kümmerte sich nicht um Ischtar, während er Lebensmittel, Waffen und andere Materialien an Bord eines der kleinen Beiboote schleppte. Er wusste, dass sie so in ihre Beobachtungen vertieft sein würde, dass sein Verschwinden stundenlang unbemerkt bleiben würde. Sorgfältig überzeugte sich Ra davon, dass das Beiboot technisch einwandfrei funktionierte, dann erst ließ er die Innenschleuse zufahren.

Erst als sich sein Boot vom Mutterschiff löste, erkannte Ra, dass er in seiner Rechnung einen wichtigen Faktor übersehen hatte. Das Doppelpyramidenschiff war eingekreist von schweren Maahkeinheiten, und auf den Bildschirmen und Massetastern würde sich das kleine Beiboot deutlich abzeichnen.

»Besser, als hier zu verschimmeln!«, knurrte Ra und fletschte die Zähne, als er die gegnerischen Schiffe sah.

Er zog den Beschleunigungshebel heran; hinter ihm verstärkte sich das Arbeitsgeräusch des Beiboots, während das Mutterschiff auf den normaloptischen Bildschirmen rasend schnell kleiner wurde und dann nicht mehr mit freiem Auge zu erkennen war.

Sofort nahmen die Maahks die Verfolgung auf.

Ra grinste nur; er wusste, dass man ihn nicht erwischen konnte.

Masse war träge, sie setzte jeder Bewegungsänderung einen Widerstand entgegen. Ras Boot war leicht und klein, seine Kurven und Flugbahnen konnten von den hundertfach größeren Maahkschiffen nicht nachvollzogen werden. Zwar wären die Maschinen der Maahks durchaus in der Lage gewesen, die nötigen Energien zur Überwindung der Massenträgheit zu liefern, aber für derart wahnwitzige Bewegungen, wie Ra sie ausführte, waren ihre Schiffe nicht stabil genug.

Bevor die Maahks erkannten, dass sie ihre Beute so gut wie verloren hatten, war das Beiboot schon so weit von ihnen entfernt, dass an einen wirkungsvollen Beschuss nicht mehr zu denken war. Nach kurzer Zeit gaben die Methanatmer die Verfolgungsjagd auf und drehten ab.

Ra grinste vergnügt, als er das Manöver auf dem Bildschirm verfolgte, dann machte er sich daran, sich ein Ziel für seinen Ausflug zu suchen.

Was er eigentlich wollte, war ihm unbekannt. Nach Kraumon zu fliegen, hatte er keine Lust, und ein Flug nach Arkon wäre ein Selbstmordunternehmen gewesen. Der Barbar konnte nicht viel mehr tun, als sich in der Umgebung umzusehen und dann zu Ischtar zurückzukehren.

»Wenn ich wenigstens einen Anhaltspunkt hätte ...!«, murmelte er.

Nur zu gerne hätte er wieder einmal seinen Heimatplaneten aufgesucht, aber ihm fehlte dazu das nötige Wissen. Immerhin konnte er versuchen, eine Welt zu finden, die seiner Heimat entfernt ähnlich war. Vielleicht war es ganz nützlich, eine solche Welt aufzustöbern, überlegte sich Ra.

Irgendeine urtümliche Welt mit ebenso urtümlichen Bestien wäre genau nach Ras Geschmack gewesen. Er könnte, überlegte er sich, ein paar dieser Bestien erlegen und ihre Felle, Zähne oder Hörner Ischtar als Trophäen zu Füßen legen.

Der Barbar war ein Wesen, das nicht sehr lange depressiv sein konnte, und in Bezug auf Ischtar konnte man ihn einen unheilbaren Optimisten nennen. In Gedanken malte er sich bereits aus, wie er Atlan mit seiner Trophäensammlung ausstechen würde.

Vielleicht fand sich auch eine Welt, auf der man sich niederlassen konnte – zusammen mit Ischtar natürlich. Während das Beiboot sich immer mehr von seinem Mutterschiff entfernte, gab sich Ra verführerischen Tagträumereien hin.

Kurzentschlossen ging er daran, seine Vorstellungen der Wirklichkeit ein wenig näher zu bringen. Mit Hilfe der Positronik suchte er sich in der näheren Umgebung eine Sonne aus, die den Eindruck machte, als könne sie Planeten aufweisen. Ra programmierte den Kurs und überließ dann den Automaten die Steuerung des Schiffes.

Es dauerte nicht lange, bis das kleine Varganenschiff die Sonne erreicht hatte, und Ra stellte zufrieden fest, dass das Gestirn fünf Begleiter aufzuweisen hatte. Fröhlich pfeifend machte er sich daran, die einzelnen Planeten auf ihre Tauglichkeit für seine Zwecke zu untersuchen.

 

*

 

Bel Etir Baj wartete auf seinen Tod; es war nur noch eine Frage von Sekunden, dann würde die Thermitladung in seinem Körper gezündet werden. Immerhin hatte der Mann die Gewissheit, dass der Mann, der ihm die tödliche Ladung in den Leib hatte einpflanzen lassen, das Ende seines Opfers nicht mehr bewusst erleben würde. Alfert Torpeh, der Kommandant des Asteroiden Krassig, lag auf dem Bauch, er konnte vor Angst und Schmerzen kein Glied mehr rühren. Sein Kopf war nur drei Handbreit von dem Unterkörper Etir Bajs entfernt. Der geheimnisvolle Arkonide, dem Torpeh in zwölf Jahren beständiger Quälerei sein Geheimnis nicht hatte entreißen können, hatte sich neben dem Kopf des Stationskommandanten auf den Boden gesetzt.

In dichten Schwaden wälzte sich der Qualm durch die Halle; Explosionen ließen den Boden erzittern. Auch das Ende des Verbrecherasteroiden Krassig war abzusehen.

»Warte, mein Freund!«, hörte Bel Etir Baj eine warme Stimme sagen. »Ich werde dir helfen! Es wird ganz einfach sein!«

Etir Baj öffnete die Augen. Über ihm erschien ein schwaches Leuchten an der Decke. Verblüfft sah der Arkonide, wie sich der Körper des Olphers durch den massiven Fels bewegte und sich rasch auf Bel Etir Baj herabsenkte. Immer näher kam der feurige Ball; Etir Baj biss die Zähne zusammen, als er die erste Berührung spürte.

Es schmerzte nicht, als sich der Olpher weiter sinken ließ und im Körper Etir Bajs verschwand.

»Glück gehabt!«, gab der Olpher telepathisch durch. »Es fehlte nicht mehr viel!«

Dann spürte Etir Baj, wie sich sein Körper zusammenkrümmte. Irgend etwas wühlte in seinem Körper und schickte Wellen von Schmerz über die Nervenbahnen. Etir Bajs Muskulatur zuckte krampfhaft, und Alfert Torpeh, der mit glasigen Augen auf sein Gegenüber starrte, hatte den Eindruck, als lägen in Etir Bajs Magen zwei Tiere miteinander im Kampf. Langsam kroch der Kommandant von Krassig zurück, versuchte sich aus der Nähe des vor Schmerzen um sich schlagenden Etir Baj zu bringen.

Bel Etir Baj hatte keine Zeit mehr gefunden, sein Nervensystem auf völlige Schmerzunempfindlichkeit umzustellen. In großen Tropfen lief Schweiß über seine Stirn, sein Atem ging pfeifend. Es schien Ewigkeiten zu dauern, bis der Schmerz nachließ und der Olpher sich wieder meldete.

»Ich habe die Thermitbombe unschädlich gemacht!«, meldete das geheimnisvolle Wesen, das aussah wie ein kleiner, feuriger schimmernder Ball aus reiner Energie. »Allerdings wirst du für den Rest deines Lebens mit zwei faustgroßen Diamanten im Körper auskommen müssen!«

»Es gibt Schlimmeres!«, meinte der Mann lächelnd.

Die Gewissheit, dass er nicht an der heimtückischen Thermitladung würde sterben müssen, gab dem verletzten Mann neue Energie. Von diesem Zeitpunkt an lag es weitestgehend an ihm, ob er die Vernichtung des Asteroiden überlebte oder nicht.

Etir Baj warf einen verächtlichen Blick auf Alfert Torpeh. Der Kommandant des Asteroiden stammelte sinnlose Silben und bewegte sich, mühsam kriechend, immer weiter von Etir Baj weg.

»Du musst dich beeilen!«, erklärte der Olpher drängend. »Krassig lebt nicht mehr lange!«

Etir Baj sprang auf und griff nach seiner Waffe. Er kümmerte sich nicht mehr um Alfert Torpeh; von ihm drohte keine Gefahr mehr. Im Innern Krassigs aber versuchten knapp einhundert Menschen in einem rücksichtslosen Kampf jeder gegen jeden, das nackte Leben zu retten. Auf Krassig waren zwei raumtaugliche Schiffe stationiert, eines war bei der Verfolgung der CERVAX vernichtet worden, aber das andere Schiff musste noch flugtüchtig sein.

Etir Baj rannte los. Er hatte zwölf Jahre Zeit gehabt, sich jeden Winkel der Station einzuprägen. Obwohl das Licht flackerte und immer wieder ausfiel, ließ sich der Mann nicht aufhalten. Er kannte den Weg hinauf zu den Hangars sehr genau.

Als die künstliche Schwerkraft ausfiel, brauchte Etir Baj nur Sekunden, bis er sich auf die veränderte Lage eingestellt hatte. Mit nach vorn ausgestreckten Armen flog er durch die Gänge, deren Wände immer größere Risse aufzuweisen hatten. Nur an einer Gabelung legte er eine kurze Pause ein; er nahm einem Toten den Raumanzug ab und streifte ihn sich in größter Eile über. Ein kurzer Blick auf die Kontrollen genügte, um ihm zu zeigen, dass alle Aggregate des Anzugs einwandfrei arbeiteten. Vorsichtshalber ließ Etir Baj schon zu diesem Zeitpunkt die Helmverschlüsse zuschnappen; er konnte nicht abschätzen, wann die Atemluft im Innern Krassigs schlagartig ins Vakuum entweichen würde.

Nicht nur Bel Etir Baj hatte erkannt, dass Krassig bald zerplatzen würde. Auch die anderen Männer in dem Asteroiden wussten nur zu genau, dass sie schnellstens ihr Versteck verlassen mussten. Da sie aber andererseits auch sehr genau wussten, dass für alle kein Platz an Bord des einzigen noch verbliebenen Schiffes war, führten sie ihren verzweifelten Kampf aller gegen alle bereits in den Gängen und Räumen des Asteroiden. Immer wieder stieß Etir Baj auf seinem Weg auf Gruppen von Männern, die sich mit verbissener Wut bekämpften, mit Strahlern und Messern, oft genug mit den bloßen Händen. Überall lagen die Opfer solcher Auseinandersetzungen in den Gängen.

»Der gerade Weg wird blockiert sein!«, überlegte Etir Baj halblaut. »Ich muss einen Umweg einschlagen!«

Jetzt, da sein Leben nicht mehr davon abhing, dass er alle Tage die Batterie neu auflud, die die Detonation der Thermitladung verhinderte, bewegte er sich freier und zielgerichteter. Er konnte sich seinen Weg aussuchen.

Etir Baj entschied sich dafür, sich zu einer der Geschützkuppeln durchzuschlagen, mit denen die Oberfläche Krassigs vor unerwünschtem Besuch geschützt wurde. Nach den Ereignissen der letzten Stunde war anzunehmen, dass die Besatzungen die Geschützstände fluchtartig verlassen hatten.

Etir Baj grinste sarkastisch, als er feststellte, dass seine Überlegungen stimmten. Je näher er den Geschützkuppeln kam, desto ruhiger wurde es um ihn herum. Niemand stellte sich ihm in den Weg; die Männer hatten sich offenbar rings um die Hangars zusammengedrängt, um sich dort gegenseitig solange zu dezimieren, bis für jeden Überlebenden Platz an Bord des letzten Schiffes war.

Bel Etir Baj erreichte den Geschützstand. Die Impulskanone war stark beschädigt, aber die Panzerkuppel darüber zeigte noch keine Zerfallserscheinungen. Der Mann ließ das schwere Schott hinter sich zufahren, dann öffnete er die Wartungsschleuse, die ins Freie führte. Zwar hätte er durchaus die Möglichkeit gehabt, die innere Schleuse offen zu lassen, aber es widersprach seiner Mentalität, die Bewohner Krassigs auf diese heimtückische Art zu töten, obwohl er sich bewusst war, dass keiner der Männer lange gezögert hätte, wäre er mit dem gleichen Problem konfrontiert gewesen.

Etir Baj verwendete seine Waffe als Rückstoßaggregat, um seine Fahrt zu beschleunigen, als er langsam über die zernarbte Oberfläche des Asteroiden glitt. Von den Kämpfen, die im Innern tobten, war hier nichts wahrzunehmen.

Obwohl Etir Baj die Station nie von außen gesehen hatte, wusste er doch sehr genau, wohin er sich zu wenden hatte. Es war eine mühevolle Aufgabe gewesen, aus einigen hundert Einzelinformationen ein Puzzle zusammenzusetzen, mit dem sich etwas anfangen ließ, aber Etir Baj hatte sich immerhin zwölf Jahre lang auf diesen Tag vorbereitet. Er brauchte nur wenige Minuten, dann hatte er sein Ziel erreicht.

Es war nicht zu verfehlen. Deutlich war im Licht des Helmscheinwerfers das Loch zu erkennen, dass von der CERVAX bei ihrer Flucht in die Oberfläche Krassigs geschossen worden war.

»Diese Narren!«, knurrte Etir Baj verächtlich.

Der Hangar war leer. Als die CERVAX gestartet war, musste die Atemluft schlagartig ins Vakuum entwichen sein, außerdem hatten sich die Schleusen zur restlichen Station automatisch geschlossen. Mit sich selbst und ihrem Verzweiflungskampf beschäftigt, war offenbar noch kein Bewohner Krassigs dazu gekommen, eine dieser Schleusen zu öffnen. Wahrscheinlich hielten sich die Männer noch in den Vorräumen der Hangars auf und lieferten sich dort einen mörderischen Kampf.

Etir Baj stieß sich von der Hangardecke ab und schwebte rasch auf die obere Halbkugel des Schiffes hinab. Die Kugel besaß einen Durchmesser von sechzig Metern und war überlichtschnell, mithin genau das, was Etir Baj brauchte.

Der Mann wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit verblieb. So rasch er konnte, arbeitete er sich zur Mannschleuse vor, in der Hoffnung, das Schiff verlassen vorzufinden. Aber ein Rumoren im Innern des Schiffes belehrte ihn, dass sich irgendein lebendes Wesen in dem Schiff aufhalten musste. Den letzten Beweis für diese Vermutung lieferte die Schleuse, deren Schotte sich schlossen, ohne dass Etir Baj einen Hebel berührt hätte. Wahrscheinlich befand sich jemand in der Zentrale und versuchte nun, das Schiff schnellstens zu starten. Es entsprach der Mentalität der Krassig-Bewohner, dass es dem Betreffenden offenbar nicht einfiel, den Versuch zu unternehmen, einen Teil seiner Genossen zu retten.

»Elender Halunke!«, knurrte Etir Baj.

Er konnte nicht sehen, was sich im Hangar abspielte, aber aus den Geräuschen folgerte er, dass das Schiff abhob und langsam an Fahrt gewann. Wer auch immer die Steuerung des Schiffes bediente, er überließ seine früheren Kameraden ohne Rücksicht dem Tode, denn es konnte nicht mehr lange dauern, bis der Asteroid zerplatzte.