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2. Auflage 2015
 
© 2014 by FinanzBuch Verlag
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Redaktion: Ulrike Kroneck
Korrektorat: Desirée Šimeg
Umschlaggestaltung: Kristin Hoffmann, München
Satz: Georg Stadler, München
E-Book: Daniel Förster, Belgern
 
ISBN Print 978-3-89879-873-0 
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-598-7
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-599-4
 
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Inhalt

Titel
Impressum
Inhalt
Einleitung

1. Die Sicherheit bei der Geldanlage
Die heutige Lage ist außergewöhnlich kompliziert
Woher kommt die Skepsis gegenüber Aktien?
2. Die Beratung
Ein paar grundlegende Ratschläge
Nanotechnologie
Seltene Erden
Experten-Prognosen fürs »kommende Jahr«
Astro-Börsenbriefe
3. Katastrophenszenarien
Angst, Panik, Euro-Krise?
Die eigentliche Gefahr ist die Deflation
Eine Deflation ist viel schwerer zu bekämpfen als eine Inflation
Was tun wir als Anleger bei einer Deflation?
Inflation – das kleinere Übel
Warum sollte eine Hyperinflation drohen?
Sorgen vor einer Hyperinflation?
Trotz EZB-Hilfen ist keine Inflation in Sicht
Was schützt vor Hyperinflation?
Die Hyperinflation in Deutschland im Jahr 1923
Welche Gefahren, außer Deflation und Inflation gibt es noch?
4. Verschiedene Anlageformen
Die Rendite
Die gängigen Anlageformen
Kapital-Lebensversicherungen
Fondssparen
Immobilien, Wald und Streuobstwiesen
Die Altersvorsorge
5. Die Anleihe
Kursschwankungen
Auf die richtige Auswahl des Schuldners achten!
Kurswert, Nennwert, Rendite
Zinszahlung
Vorsicht bei Mittelstandsanleihen!
Kurze Laufzeiten bei Gefahr steigender Zinsen
6. Gold
Renaissance des Edelmetalls Gold
Trügerische Sicherheit beim Gold
Gold schützt vor Inflation
Wo liegt der faire Goldpreis?
Verschiedene Möglichkeiten, in Gold zu investieren
7. Aktien-Grundbegriffe
Grundlagen für erste Aktienkäufe
Warum ist das Interesse an Aktien so gering?
Wie baue ich als Aktien-Anfänger langsam ein Vermögen auf?
Für vernünftige Aktienkäufe brauchen Sie kein großes Fachwissen
8. Die Ermittlung von »fairen Preisen« bei Aktien
Die Gefahr, genau zum falschen Zeitpunkt zu handeln
Die Börse hat immer recht? – Die Theorie der effizienten Märkte
Die Börse hat keineswegs immer recht!
Aktien sind keine Daueranlage
Kurs-Umsatz-Verhältnis
Im Durchschnitt zu teuer: US-Standardwerte und SMI-Titel
Das 20-Jahres-Durchschnitts-Verfahren
Der Weltindex und sein fairer Wert
Warnsignale der 200-Tage-Kurve
»Sichere Dividenden-Aktien« als Daueranlage?
9. Ermittlung der Trends am Aktienmarkt
»Folge dem Trend«!?
»Greife nie in ein fallendes Messer!«
Neun-Monats-Hochs gegen Neun-Monats-Tiefs
Drei Frühindikatoren unter den Aktienindizes beachten!
Konjunkturerwartungen und Aktienindizes
Lassen Sie sich nicht von Stimmungen beeinflussen, handeln Sie nach System!
Hüten Sie sich vor zu vielen Informationen!
Keine Stoppkurse setzen!
Neun-Monats-Tiefs als Sicherheitsseil
Wann sollte man Aktien verkaufen, auch ohne Neun-Monats-Tief?
»Zinsstrukturkurve« als wichtiger Anzeiger für die Weltkonjunktur
Wie wird die Zinsstrukturkurve berechnet?
Wie gut waren die Signale der Zinsstruktur-Methode für den Aktienmarkt?
Sinkende Zinsen positiv für den Aktienmarkt – Vorsicht bei steigenden Zinsen!
Niedrig bewertete Bankaktien
Der Banken-Index ist ein guter Frühindikator
Achten Sie bei der Aktienauswahl auf die relative Stärke der Aktie!
Relative Stärke und die Aussichten eines Unternehmens
Misstrauen gegen den Monat September
Verkauf Ende Mai, Kauf Ende September?
10. Gewinn machen an steigenden und fallenden Aktienmärkten
Was sind Zertifikate und wie funktionieren sie?
Das Nasdaq-Utility-DAX-System (Index-Trend-Methode)
11. Schlusswort

Biografien

Einleitung

Sparer müssen sich nun schon seit einigen Jahren mit einem Phänomen herumschlagen, das sie früher nicht kannten: Es gibt keine nennenswerten Zinsen mehr auf ihr Anlagevermögen! Und nicht nur das. Sie müssen sich auch Sorgen machen, ob ihr Geld, das sie auf einem Bankkonto liegen haben, noch sicher ist vor Zugriffen durch den Staat. Denn es geht das Gerücht um, dass der Staat auf hohe Geldbeträge zugreifen könnte, etwa um den Euro zu retten. Oder dass die Hausbank selbst zahlungsunfähig wird oder verpflichtet wird, sich mit allen Bankeinlagen an der Rettung maroder Banken zu beteiligen.

Können Sie überhaupt noch jemandem vertrauen, oder werden Sie von allen Seiten nur noch abkassiert?

Sollen Sie Ihr Vermögen in Gold oder in Immobilien investieren oder gar alles ins Ausland schaffen, um es zu schützen? Oder lauern auch da Gefahren, die zu beachten sind?

Warum können Sie nicht mehr so einfach wie früher in Lebensversicherungen oder Sparverträge investieren, um für das Alter vorzusorgen?

Das vorliegende Buch soll Ihnen das nötige Fachwissen vermitteln, um mit allen möglichen Formen der Geldanlage sachgerecht umzugehen, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und mit Ihren Bankberatern auf Augenhöhe reden zu können.

Vor allem werden Sie mit dem Aktienmarkt vertraut gemacht. Nach dieser Lektüre werden Sie wissen, wann Sie in diesen Markt einsteigen können, aber auch, wann Sie aussteigen müssen. Dabei werden keine Fachkenntnisse vorausgesetzt, und wir haben Wesentliches von Unwesentlichem getrennt. Jeder, der über einen gesunden Menschenverstand verfügt, wird sich mithilfe dieses Buchs mühelos zurechtfinden. Und wir, die Verfasser dieses Buchs, sind Ihnen auch gerne behilflich, wenn Sie Fragen haben (www.boersensignale.de). Unser Ziel ist der mündige Anleger, der selbst entscheiden kann, was für ihn und sein Geld gut ist. Wir wünschen angenehme und vergnügliche Lektüre!

Uwe Lang

Klaus Haidorfer

Martin Blaschke

1. Die Sicherheit bei der Geldanlage

Sie lesen in diesem Kapitel, ob Sie den Zugriff auf Ihr ­Konto durch den Staat oder gar die eigene Bank befürchten müssen, ob Sie Geld lieber zu Hause lagern oder im Ausland anlegen sollten, welche Geldanlage rentabel ist und was Menschen davon abhält, ihr Geld wirklich rentabel anzulegen.

Die heutige Lage ist außergewöhnlich kompliziert

Die Privatanleger sind verunsichert und risikoscheu geworden. Sparbücher, Festgeldanlagen und Tagesgeldkonten bringen keine Zinsen mehr. Eine immer größer werdende Zahl von Anlegern hortet inzwischen am liebsten Bargeld als »sichere Kapitalanlage« oder gibt das Geld einfach für Konsumgüter aus. Aber auch der Kauf von Wohnungen und Häusern ist beliebt. Doch die Preise von Immobilien wurden inzwischen erheblich angehoben, vor allem in Ballungsräumen. In den 125 größten deutschen Städten sind die Immobilienpreise im Jahr 2013 gegenüber 2012 um 6,25 Prozent gestiegen. Seit 2010 ist das ein Anstieg um 20 Prozent!

Laut Lehrbuch müsste das Kapital eigentlich dahin wandern, wo die höchsten Renditen zu erzielen sind. Hier konkurrieren in der Regel der Anleihemarkt und der Aktienmarkt. Konnte man früher noch darüber diskutieren, ob beim Aktienmarkt nur die ausgeschütteten Dividenden als Rendite gelten sollten oder der Jahresüberschuss – der ja meist das Doppelte beträgt –, so muss man heutzutage darüber nicht mehr streiten. Denn inzwischen liefert der Anleihemarkt nur noch ganz schmale Renditen oder – bei kurzfristigen Anlagen bis zu drei Jahren – überhaupt keine Rendite mehr. Deutsche zweijährige Bundesanleihen bieten inzwischen absurderweise sogar eine negative Rendite! Das bedeutet, dass der deutsche Staat sogar Geld verdient, wenn er sich jetzt möglichst hoch verschuldet!

Über die eifrigen Angebote der Sparkassen und Banken, die sich bemühen, ihre Kunden mit wohlklingenden Namen wie »Wachstumssparkonten«, »SparDirekt-Plänen«, »Bonussparplänen« und »AuszahlPlan-Konten« zu ködern, kann man nur lachen, wenn man sich die Renditen um 0,5 Prozent bis höchstens 1,8 Prozent ansieht. Und das gilt selbst für Anlagen von vier Jahren und mehr, die den Nachteil haben, dass die Sparer an ihr Geld in der Zwischenzeit nicht mehr herankommen.

Aktien hingegen bieten ansehnliche Dividendenrenditen. Als »Dividenden« bezeichnet man die Ausschüttungen der Unternehmen an ihre Teilhaber, die Aktionäre. Im Schnitt entsprechen sie etwa der Hälfte des Jahresgewinns eines Unternehmens. Die andere Hälfte soll in Investitionen fließen.

Dass Dividendenpapiere am Aktienmarkt eine höhere Rendite einbringen als die Bundesanleihen am Kapitalmarkt, hat es in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg bis vor wenigen Jahren nicht gegeben. Wer also ausschließlich auf mündelsichere Papiere setzen möchte, befindet sich heutzutage in einem Anlagenotstand.

Freilich könnte man auf italienische oder spanische Anleihen ausweichen, oder auf zweitrangige Unternehmensanleihen, die noch Renditen um 5 Prozent bringen. Aber das Risiko von Zahlungsunfähigkeit ist hier nicht auszuschließen, selbst wenn man nicht der Ansicht ist, dass Europa auf eine Hyperinflation zusteuert, wie manche Anlagemagazine vermuten.

Zudem löste der Fall Zypern im Frühjahr 2013 massive Ängste aus. Um die dortigen Banken zu retten, mussten auch vermögende Privatkunden, die über hohe Konten verfügten, mit zur Sanierung beitragen, wenn das jeweilige Vermögen mehr als 100 000 Euro betrug. Dies hatte allerorten Besorgnis ausgelöst, weil es von manchen Verantwortlichen als Vorbild für weitere Problemfälle in Europa gelobt worden war.

Man fragte sich in Mitteleuropa, ob das nicht erst der Anfang sei. »Wenn ein Staat so ungeniert auf Sparkonten zugreifen kann, wann trifft das dann uns? Ist mein Geld denn jetzt noch sicher, könnte meine Bank nun schon allein durch Gerüchte in die Enge getrieben werden?«, fragten sich viele. »Und soll ich mein Konto nun sicherheitshalber zu einer großen Bank verlegen, oder lieber gleich einen Großteil in Aktien umschichten, auf die der Staat keinen Zugriff hat?«

Nun, der Zugriff auf die Kleinsparer wurde wieder rückgängig gemacht. Aber die Panik blieb. Wie sollte es weitergehen?

Der Vorwurf, man sei mit Griechenland weit schonender verfahren als 2013 mit Zypern, weil man in Zypern viele ausländische Flucht- und Schwarzgelder von Reichen aus Russland und Griechenland treffen wollte, ist nicht von der Hand zu weisen. Mit dem beliebten Finanzplatz Nikosia ist es wohl vorbei. Verständlich, dass sich die zyprische Regierung gerade ihn erhalten wollte! Es war ein Pokerspiel.

Aber wie sollen Sie Ihr Geld künftig anlegen? Auch die früher beliebten und sicheren Bundesanleihen haben eine viel zu niedrige Rendite. Gold fällt seit einigen Jahren. Die Aktien sind zwar seit 2009 bis zum Erscheinen dieses Buches (2014) wieder gestiegen. Aber sind die Kurse nicht schon zu hoch? So fragen sich viele. Droht da nicht ein plötzlicher Absturz? Schon ein Gerücht über Explosionen im Weißen Haus in Washington sorgte 2013 kurzfristig für deutliche Kursrückgänge, ehe sich das Ganze als Falschmeldung herausstellte.

Und immer wieder gibt es Kriege und Konflikte. Die Luftangriffe Israels auf Syrien 2013 und die Auseinandersetzungen zwischen Russland und der Ukraine 2014 sorgen auch für Nervosität. Was wird geschehen, wenn es zu einem Krieg zwischen Israel und dem Iran kommt?

Freilich kann immer etwas Unerwartetes passieren. Die Erde kann auch von einem Asteroiden getroffen werden. Aber es hilft nicht, sich deshalb ständig Sorgen zu machen oder zu glauben, das Vermögen sei heute in bar »sicherer« als in Sachwerten wie Aktien. Was tun Sie mit Bargeld? Sie müssen es anlegen. Doch welche sinnvollen Anlagen außer Aktien gibt es im Moment? – Keine, außer vielleicht der selbst genutzten Immobilie.

Manchmal wäre es für die Anleger besser, sie achteten nicht zu sehr auf Wirtschaftsnachrichten. Denn vieles wird von den Medien aufgebauscht.

Es gibt eine interessante Studie, in der man zwei Anlegergruppen ein Börsenjahr aus der Vergangenheit nachspielen ließ. Die eine Gruppe wurde mit sämtlichen Börsendaten, Nachrichten und Ereignissen aus jener Zeit versorgt. Die zweite Gruppe erhielt nur Börsendaten sowie Charts (Kurskurven), sonst nichts. Aber diese Gruppe gewann das Spiel haushoch. Es stellte sich heraus, dass sich die erste Gruppe vom Weltgeschehen und der Berichterstattung in den Medien in ihren Anlageentscheidungen zu sehr hatte beeinflussen lassen. Was für die Börse wichtig ist, wird oft falsch eingeschätzt.

Was zunächst die Frage nach der Sicherheit des Geldes auf einem Bankkonto betrifft, so mag es ja recht heilsam sein, wenn sich wieder mehr Menschen im Klaren darüber sind, dass sie ihr Geld im Grunde nur an die Bank verleihen. Gesetzlich gesichert sind nur Sparguthaben bis zu einer Summe von 100 000 Euro. Die Staatsgarantie der deutschen Bundesregierung vom Oktober 2008, dass sämtliche Einlagen der Sparerinnen und Sparer sicher seien, war letztlich ein politisches Versprechen. Es sollte verhindert werden, dass alle Bürger aus Angst ihr Geld von den Konten holen, was ja kein Bankensystem überleben kann. Daher gibt es aber freilich auch keinen Grund, dass diese Garantie auf ewig gelten sollte!

Was aber ist sicher? In einer Inflation sind Sachwerte am sichersten, also Immobilienbesitz, Edelmetalle, eventuell auch Aktien von Weltkonzernen, keinesfalls aber Anleihen, Tagesgeld und Festgeld. In einer Deflation, die durch Preisverfall, Konkurse, Unternehmenszusammenbrüche, hohe Arbeitslosigkeit und materielle Not geprägt ist, sind Bargeld, landwirtschaftlicher Grundbesitz und Lebensmittel das kostbarste Gut.

Da zumindest in Europa derzeit weder Inflation noch Deflation direkt drohen, aber als Gefahrenquellen durchaus im Hintergrund stehen, ist es nicht einfach, Vermögen so zu platzieren, dass es auch unerwarteten Wendungen in der Zukunft gerecht wird.

Woher kommt die Skepsis gegenüber Aktien?

Was ist da passiert? Warum greifen die Anleger nicht zu und kaufen dividendenstarke Aktien? Funktioniert der Markt nicht mehr?

Es kann durchaus Gründe geben, trotz hoher Renditen keine Aktien zu kaufen. Denn die Dividenden sind ja nicht garantiert. Es könnte eine Zeit kommen, in der kaum mehr Gewinne bei den Unternehmen geschrieben werden, zum Beispiel bei heftigen Konjunkturschwankungen, die es ja in der Vergangenheit immer wieder gegeben hat. Dann können auch die Dividenden ausfallen.

Ein Kriegsausbruch zwischen Israel und dem Iran könnte die Kurse der Aktien einbrechen lassen. Oder die Euro-Zone könnte auseinanderfallen. Was passiert dann mit dem Schweizer Franken, der sich seit fast einem Jahr fest an den Euro gekettet hat?

Die Anleger haben einfach genug von den heftig schwankenden Aktienkursen bei einem DAX zwischen 4000 und 10 000 Punkten in den letzten zehn Jahren. Sie wollen Sicherheit und nervenschonende Anlagen, selbst wenn sie keine Rendite bringen. Das ist verständlich. Freilich kann man mit Sicherheit schon heute vorhersagen, dass sich diese Einstellung wieder grundlegend ändern wird, wenn der DAX über die 10 000-Punkte-Marke noch weiter steigt. Dann wollen alle wieder unbedingt Aktien haben und sehen im Unterschied zu den Zeiten im September 2011 (DAX bei 5500 Punkten) darin überhaupt kein Risiko mehr.

Aber abgesehen davon, dass solche Einstellungen zwar menschlich verständlich, aber nicht logisch sind, sollte man ab und zu die Anleger auch daran erinnern, dass auch Bargeld keine sichere Sache ist. Denn Deutschland hat im 20. Jahrhundert schon zweimal Inflationen erlebt (1923 und 1948), in denen Bargeld nichts mehr wert war, Aktien als Unternehmensbeteiligungen aber sehr wohl noch!

»Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen«, hat der Philosoph Immanuel Kant einmal geschrieben. Übertragen auf die heutige Zeit bedeutet das, sich nicht von Stimmungen und Ängsten leiten zu lassen, sondern ausschließlich von sachlichen Erwägungen.

Eines der wichtigsten Kriterien eines Anlegers sollte die Berechnung des »fairen Wertes« eines Aktienindex sein. Ist der DAX derzeit gerade sehr hoch oder sehr tief, auch wenn er in der Vergangenheit in beide Richtungen übertrieben hat? Damit werden wir uns im Kapitel über »faire Preise« bei den Aktienindizes näher beschäftigen.

Trotzdem bleibt die Frage, woher der große Pessimismus kommt, der die Märkte zwischen 2008 und 2013 so belastete. Vermutlich hat das negative Trommelfeuer der Medien über »hohe Schuldenlasten«, »Staatspleiten«, »drohende Zusammenbrüche von Banken« und die Uneinigkeit der Politiker bei »Rettungsmaßnahmen« die tiefgreifende Unsicherheit in der Bevölkerung verstärkt, die noch aus den Zeiten der Pleite des »Neuen Marktes« (2001) und der US-Hypothekenkrise mit dem Konkurs der Bank Lehman Brothers (2008) stammt. Im Grunde handelt es sich um eine große Vertrauenskrise. Und der Kampf der Medien um die Aufmerksamkeit der Leser führt eben zu (meist negativen) Übertreibungen, die aber keine vernünftige Basis für Anlageentscheidungen sein können.

Sonst ist die Wahrscheinlichkeit ja bekanntlich sehr hoch, dass man bei allgemein guter Stimmung zu Höchstkursen kauft und dann in Panik zu Tiefstkursen verkauft. Obwohl im Grunde längst bekannt ist, dass man Aktienkäufe gerade dann in Betracht ziehen sollte, wenn die Stimmung mies ist und die Realwirtschaft am Boden liegt.

Aktien mit ihren für den normalen Beobachter unergründlichen Kursbewegungen zeigen sich oft als stark risikobehaftet. Außerdem gelten Besitzer von Aktien für viele Mitbürger immer noch als geldgierige Spekulanten, denen man nur alles Schlechte wünschen kann.

Aber erfahrene Anleger wissen: je schlechter die Stimmung, desto größer das Kurspotenzial. Denn wer negativ gestimmt ist, hat bereits verkauft oder liegt in Warteposition. Es ist eine Minderheit, die mit ihrem Aktienengagement an ihre persönliche Höchstgrenze gegangen ist.

Bleibt nur die Frage, wann endlich die Anleger bemerken, dass es keine andere Geldanlage mehr gibt, die mit Aktien konkurrieren kann? Es ist unglaublich, wie viele Menschen noch der Meinung sind, dass zum Beispiel Lebensversicherungen eine bessere Geldanlage wären. Sie werden ein böses Erwachsen erleben! Denn die Minizinsen, in denen Lebensversicherungen derzeit anlegen, bringen kaum Rendite, zumal ein Großteil des angelegten Geldes den Versicherungen selbst und deren Vertretern in die Taschen fließt.

Die Diskrepanz zwischen den Ängsten in der Bevölkerung und dem Geschehen an der Börse zeigt erneut, dass man als Anleger eine gewisse Distanz zu den Schlagzeilen und Expertenanalysen in den Medien halten sollte.

Doch woher soll man wissen, ob der Tiefpunkt zu einem gegebenen Zeitpunkt tatsächlich erreicht ist, oder ob es nicht doch noch viel weiter abwärtsgehen wird?

Wenn man sich in einer solchen Situation als Privatanleger nicht an einem bewährten System orientieren kann, bleibt man ein Spielball all der unzähligen Analysen und Prognosen von meist noch nicht einmal unabhängigen Experten. Und wenn man versucht, sich einzig am Trend der Märkte zu orientieren, führt ja auch dies schnell zu Fehlentscheidungen. Sobald es etwa zu kurzfristigen Schwankungen kommt, ist die Gefahr einfach sehr hoch, viel zu früh zu verkaufen.

Selbst die Frage, ob ein Kursniveau überhaupt angemessen ist, lässt sich mit dem Kursverlauf eines Index oder einer Aktie gar nicht beantworten. Denn es sind ja nicht nur die Medien, die übertreiben. Nein, auch die Märkte selbst übertreiben – wenn man fundamentale Unternehmensdaten und »faire« Kurse als Maßstab anlegt.