TINO HEMMANN

DER RAT DER

PLANETEN

*

V. BUCH

DIE KAISERIN DES REICHES ALTORIA

Science-Fiction

Engelsdorfer Verlag

2016

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Rat der Planeten® ist ein eingetragenes Warenzeichen.

Copyright (2016)

Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte bei Tino Hemmann

Titelgestaltung: Tino Hemmann

unter Zuhilfenahme folgender Bilder:

Beautiful Teenage Bride against Grey Background ©

Justin Paget;

spaceship2 © innovari; spaceship © innovari;

stars © innovari (alle Fotolia.com)

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016

www.rat-der-planeten.de © 2009  2016 Tino Hemmann

INHALT

Cover

Titel

Impressum

Was bisher geschah

Prolog bei den Heiden

Das siebte Jahr

Die Heiden

Front im Hinterland

Kampf im Planquader 33-4-V

Der letzte Rat der Planeten

Epilog

Begriffe und Namen in alphabetischer Reihenfolge

Weitere Bücher

Was bisher geschah

Ein Junge namens Adam sieht fremde Gestalten und redet mit ihnen. Eine davon ist die Kaiserin Amelia. Hinter der zweiten Gestalt verbirgt sich Gladiola, ein achtjähriges Mädchen mit seidener grüner Haut, das auf dem Wasserplaneten Aurus lebt. Durch Kaiserin Amelia erfährt Adam vom Reich Altoria und auch von einer brisanten Entdeckung seines Bruders Josef Müllermann, dem 26jährigen Mathematiker einer Universität auf dem Planeten HEIMAT – ein Planet, der in intergalaktischen Karten als FV1 bezeichnet wird.

Müllermann hat ein fremdes Raumschiff entdeckt. Gemeinsam, mit dem Kandaren Komsomolzev, dem Chef der Weltraumforschung Samuel Simon, der wunderschönen Biologin Sonja Esther und deren Freund, dem korpulenten Techniker Emmanuel Tämmler, klaut er ein zu einem planmäßigen Start bereitstehendes Sternstraßenschiff. Geschützt vom Mond des Planeten FV1 beobachtet die Besatzung jene fremden Wesen, ohne dabei selbst in Gefahr zu geraten. Was sie allerdings mit ansehen müssen, wird zur Qual.

Adam ist als blinder Passagier mit an Bord, wird jedoch schon bald von der Bordüberwachung gefunden und beweist seine unglaubliche Intelligenz. Er freundet sich mit dem schiffseigenen, mitunter etwas eigensinnigen Roboter Kozabim an. Der fremde Koloss ist ein ikonischer Kampfkreuzer, bewaffnet mit einem Zivilisationszerstörer, der kurz darauf jedwedes Leben auf FV1 auslöscht. Da das Schiff der Ikonier extrem hohe Geschwindigkeiten fliegen kann, kommt man Adams Vorschlag nach, das Sternenstraßenschiff huckepack auf den Kampfkreuzer zu binden und startet mit den Fremden in die Weiten des Universums.

Bald werden Adam und Kozabim mit Hilfe eines ikonischen Molekulartransporters ins Innere des Kampfkreuzers expediert und dort eingesperrt. Der Junge erhält als Aufsichtspersonen das Thronario Sirena, einen fliegenden UFO-förmigen Roboter, den er schon bald für seine Zwecke umprogrammiert, und einen kybernetischen Lecoh-Legionär, ein dem Menschen nachempfundener künstlicher Krieger der ikonischen Armee, den er mit einem Letonator zerlegt – einer weitverbreiteten Waffe. Im Abstellraum des Kampfkreuzers entdeckt Adam kurze Zeit später den Gegenstand einer ihm fremden und von den Ikoniern zerstörten menschlichen Zivilisation. Es handelt sich um ein Plasmakatapult, das ihn von nun an begleiten wird. Während sich der Junge befreit und mit dem Plasmakatapult den Raumkreuzer der Ikonier demoliert, versucht Kaiserin Amelia aus dem Dritten Distrikt des Universums Adam zu finden, der von seinen besonderen Fähigkeiten noch nichts ahnt und für den Herrscher der Ikonier (Admiral Alyta) von höchstem Interesse ist. Die Ikonier haben längst den Rat der Planeten unterwandert. Im Krieg gegen die Menschen und um die Vorherrschaft in den drei Distrikten fühlen sie sich legitimiert, und eine ganze Armada von Kampfkreuzern greift Fees an, einen der wichtigen Doppelplaneten der Menschheit.

Adam besitzt die synusischen Fähigkeiten, so wie auch Gladiola, Prinz Sinep (der Sohn der Kaiserin), die Kaiserin selbst und Admiral Alyta über die besonderen Eigenschaften verfügen und den vom Synus überwachten Korridor zum Ersten Distrikt freigeben können. Alytas und Sineps Kräfte sind jedoch schwach. Daher muss der Admiral über Adam verfügen. Er zwingt den Jungen, auf seiner Seite zu stehen, doch Adam denkt nicht daran. Alyta tötet daraufhin Adams Bruder Josef und Adam schwört Rache. Er spürt den Admiral in dessen Versteck auf, doch der kann entkommen. Adam weiß nun, der Anführer der Ikonier ist ein Mensch!

Der gemeingefährliche Alyta entfesselt einen Krieg zwischen Ikoniern und Menschen, den die Menschen unter Adams Führung fast für sich entscheiden können. Aber unter den Menschen und Ikoniern gibt es Sympathisanten Alytas! Kaiserin Amelia wird heimtückisch ermordet und Prinz Sinep von Admiral Alyta entführt. Als der neue Kaiser Adam vor die Abgeordneten des Rates der Planeten tritt, um sie von Alytas rücksichtsloser Expansionslust zu unterrichten, erscheint das Abbild des Admirals. Er kann über geschickt verknüpfte Lügen den Rat davon überzeugen, dass Adam und die Menschen die Drahtzieher der galaktischen Kriege wären. Wie aus dem Nichts taucht eine gewaltige Armee auf und zerstört die feesischen Raumschiff-Staffeln der Menschen. In höchster Not flüchtet Adam mit Hilfe des Thronarios Heeroo von der Station POOR, die den Rat beherbergt.

Die Feesen überlassen Adam das Raumschiff LORIAN. Gemeinsam mit Gladiola, der ursprünglichen Besatzung des Sternenstraßenschiffs und den künstlichen Mitstreitern Heeroo, Sirena und Kozabim, tritt Adam die Flucht in den Ersten Distrikt an, um neue Kraft zu schöpfen. Nur durch diese Maßnahme kann Admiral Alyta daran gehindert werden, in den bislang unberührten Ersten Distrikt einzufallen oder gar über Adam zu verfügen!

Ganz in der Nähe des vom Synus bewachten Übergangs vom Dritten in den Ersten Distrikt dreht der todgeglaubte Planet FV1 seine Runden. Adams synusisches Abbild wird während des Vorbeifluges von seinem ehemaligen Heimatplaneten angezogen. Er entdeckt Prinz Sinep, der als Alytas Gefangener apathisch dahinvegetiert. Auf FV1 sind riesige militärischindustrielle Komplexe entstanden, in denen Admiral Alytas neue Armee produziert wird.

Ändern kann der Junge daran jedoch noch nichts …

Vierzehn Jahre lang verstecken sich Adam, Gladiola und die Überlebenden von FV1 auf dem blauen Planeten Erde im Ersten Distrikt. Sie wohnen auf der idyllischen Insel Sandokhan, denn Gladiola liebt und benötigt die Meere. Während dieser Zeit erblicken die Zwillinge Anna und Malte das irdische Licht. Obwohl sie sich äußerlich unterscheiden, ähneln sie einander unzertrennlich: Anna kommt nach der Mutter, hat eine grünliche Haut und besitzt viele Eigenschaften der Menschen von Aurus, die beispielsweise unter Wasser atmen können. Sie ist außerdem in der Lage, menschliche Gehirne anzugreifen und in ihnen zu lesen. Malte hingegen ist seinem ganzen Wesen nach ein Abkomme des Vaters Adam und wird von seiner Schwester oft als Weichei bezeichnet.

Kurz vor dem neunten Geburtstag der Zwillinge erfährt Adam, der amtierende Kaiser des Reiches Altoria und oberster Führer der menschlichen Rasse, dass Admiral Alyta in den Ersten Distrikt einfallen will, um Adam zu vernichten. Alyta hat die Zeit genutzt, auf dem Planeten FV1 eine gewaltige Armee von Robomutanten zu schaffen, deren halbsynthetischen Gehirne über synusische Fähigkeiten verfügen, die von Prinz Sinep erzeugt werden.

Adam, Gladiola, die Zwillinge und der Erdenmensch Thomas Schmitts starten mit dem Raumschiff LORIAN, um endlich wieder mit den beiden anderen Distrikten in Kontakt zu treten. Auf dem Weg in den Zweiten Distrikt wird das Raumschiff angegriffen. Gladiola und die Zwillinge werden von so genannten Seemlern (modernen Menschenhändlern) entführt. Und während die Zwillinge mit Hilfe ihrer ausgeprägten Fähigkeiten die Verschleppten befreien, wird Gladiola schwer verletzt. Gemeinsam mit den befreiten Universen flüchten die Zwillinge und die verletzte Gladiola mit der SOPHISMA, dem Raumschiff eines getöteten ikonischen Händlers.

Adam hingegen versucht, auf dem noch einzigen freien Menschen-Planeten Universus, den Rat der Planeten neu zu installieren. Am Tag seiner Rede wird jedoch ein schwerer Anschlag auf die kaiserliche Delegation verübt. Drahtzieher des Attentats ist der Ikonier Insaidia.

Während die SOPHISMA auf dem Weg zur Erde ist, damit dort der verletzten Gladiola Hilfe gewährt werden kann, wähnt sich der unsichtbar mitreisende Alyta an Bord des Raumschiffes sicher. Alytas Reisegründe sind von anderer Natur. Er ist unterwegs, um auf der Erde das vermeintlich ewige Leben zu finden. Der Synus wird von Robomutantenschiffen angegriffen, die mit Antimateriekanonen bewaffnet sind, während menschliche Dissidenten überall im Universum gegen die Robomutanten kämpfen. Der Krieg ist in vollem Gange und noch ist nicht klar, wer den Sieg erringen wird. Das Zünglein an der Waage könnten die Ikonier sein. Doch nach dem Anschlag lässt Adam sie in seinem grenzenlosen Hass verfolgen, einsperren und teilweise töten, was ihm viele neue Feinde einbringt. Der frühere ikonische Ausflugsplanet Lunanova wird ein einzigartiges Strafgefangenenlager, das Adam von den menschlichen Lecoh-Legionären bewachen lässt, die zuvor mehrere Generationen lang von den Ikoniern als Kriegssklaven missbraucht wurden und sich nun bestialisch an den Ikoniern rächen.

Die Zwillinge werden gemeinsam mit dem außergewöhnlichen Thronario Efzet auf dem Planeten FV1 abgesetzt, wo sie die Macht des Admirals zu untergraben versuchen und in den Katakomben unter der Oberfläche die Produktionshallen finden. Doch auch Ikonier und Menschen wollen zur selben Zeit und unabhängig voneinander diesen Planeten auslöschen. Adams Kinder sind in größter Gefahr!

Insaidia fordert Adam zum Zweikampf heraus, der allein zur verlassenen Raumstation POOR fliegt. General Kabalogs, der frühere Armeegeneral der Ikonier, dessen Familie sich in einem Strafgefangenenlager der Menschen in größter Not befindet, will einen Frieden mit den Menschen erzwingen. Auch er begibt sich nach POOR. Kurz nachdem Adam und Kabalogs einen Burgfrieden geschlossen haben – der ikonische General gaukelt Adam die Gefangenschaft der Zwillinge durch die Ikonier vor – kommt es auf POOR zum Gemetzel. Kabalogs und Adam werden hinterrücks erschossen. Die Täter sind Insaidia und Graf Alucard – dessen Weib Adam einst im Kampf töten musste.

Komsomolzev kämpft derweil auf Fees-Zwei gemeinsam mit einer Dissidentengruppe gegen die Gewaltherrschaft der Robomutanten. Admiral Alyta, der wütend ist, weil er auf der Erde das angeblich ewige Leben nicht finden kann, entführt die SOPHISMA und die schwer verletzte Gladiola, die bereits im Sterben liegt. Er tötet dabei Emmanuel Tämmlers Frau Sonja Esther und den weisen Universen Wissenschaftler Falima. Gladiola nutzt er, um den Synus auszutricksen, sodass Alyta den Übergang in den Dritten Distrikt durchqueren kann.

Währenddessen erfahren Malte und Anna auf FV1 vom Tod des Vaters und von der bevorstehenden Ankunft des Admirals. Sie geraten in einen Kampf mit dem riesigen Thronario Koloss und finden schließlich einen Raum, in dem der künstlich am Leben gehaltene Kopf von Prinz Sinep, angeschlossen an den Computer Cerebius, den Robomutanten im gesamten Universum synusische Macht verleiht.

Die Menschen von der Erde folgen der SOPHISMA mit acht großen und modern ausgestatteten Raumschiffen zum Synus, allen voran die EUROPANIA mit Tämmler, Simon und der Universen Frau Aniratak an Bord. Sie werden zunächst vom Synus festgehalten, doch nach Adams Tod und dessen Einkehr in den Synus lässt der frühere Kaiser – nun selbst Bestandteil des Synus’ – die Schiffe frei, damit sie seinen Kindern auf dem nahe gelegenen Planeten FV1 zu Hilfe eilen. Gleichzeitig startet eine gewaltige Armada von Raumschiffen der gesamten Menschheit des Zweiten und Dritten Distrikts mit dem Führungsschiff AMELIANIA – angeführt von Norana, der Präsidentin des Planeten Universus und des Rates. Nach einem kurzen Kräftemessen mit der gerade eintreffenden Flotte Ikonischer Kampfkreuzer, landet auch die EUROPANIA auf dem Planeten FV1.

Alyta ist kurz zuvor auf Adams Geburtsplaneten eingetroffen und droht, die SOPHISMA mit Gladiola an Bord in die Luft zu sprengen, falls die Zwillinge Sineps Kopf von Cerebius trennen. Indes kommen Tausende Robomutanten an die Oberfläche und beginnen die Menschen durch einen Angriff auf ihre Nerven) zu töten.

Annas Abbild besucht ein letztes Mal die Mutter Gladiola, die dem Kind bedeutet, dass sie in jedem Fall das körperliche Dasein beenden und in den Synus gelangen wird. Das Mädchen Anna soll Sinep vernichten, auch er wird schließlich den Synus erreichen und die Macht desselben vergrößern helfen.

Schweren Herzens ringt sich Anna durch und pulverisiert die Überbleibsel ihres Onkels Sinep, den sie nie persönlich kennenlernte. Die Robomutanten verlieren im Universum ihre Fähigkeiten, Alyta zersprengt die SOPHISMA und tötet damit Gladiola, die Mutter der Zwillinge. Anna, die ihre synusischen Kräfte nun auf Alyta konzentriert – Bruder Malte, sie selbst und der Admiral sind die letzten noch körperlich lebenden Synusier – dringt in Alytas Gehirn ein und lässt es in Begleitung pestilenzischer Schmerzen zerplatzen. Auch Admiral Alyta gehört dem Augenschein nach der Vergangenheit an.

Die Zwillinge rüsten sich zum Kampf gegen den Intriganten und Bevormunder des Rates: Insaidia. Sie sind die beiden letzten bekannten körperlich lebenden Menschen mit synusischen Fähigkeiten im gesamten All.

Auf Ikonia wird demokratisch eine neue Regierung gewählt. Doch was ist demokratisch, wenn Insaidia schon vorher weiß, dass er Abgesandter im Rat der Planeten wird? Jener Ikonier, der feige Anschläge durchführen lässt und allen im Rat vereinten Planeten einen ikonischen Burgfrieden aufzwingt. Wer steckt hinter dem Komplott, das die Zwillinge auf den Strafplaneten Z’foh verbannt, das die Flotte der Erde zwingt, vom gigantischen Kriegsschiff AMELIANIA bewacht, in den Ersten Distrikt zurückzukehren?

Im Übergang wird die EUROPANIA vom Synus gestoppt, die dort versammelten Wesen fordern, dass die Zwillinge gerettet werden, denn auf Z’foh geht es turbulent zu, der Planet ist instabil. Anna und Malte wissen sich zu helfen und beenden das Werk eines verstorbenen Verbannten, eine fast menschliche Roboterfrau zu erschaffen. Die letzten Bauteile entstammen den mit den Zwillingen verbannten Thronarios. Das äußerst attraktive Einzelstück erhält den Namen M.A.M.I. (Mechanische Alternative Menschlicher Intelligenz) und erweist sich nicht nur als strenge Mutter, sondern auch als stets bereiter Lebensrettungsdienst.

Derweil vereinen sich einige Erdenmenschen um Samuel Simon ausgerechnet mit der Familie des Terroristen Nedal Nib, einem gesuchten Verbrecher, der Insaidia das Versprechen gab, die Zwillinge zu töten! Doch nicht alles ist wie es scheint. Nedal Nib, selbst Vater zweier Jungen, ist ein Märtyrer, dessen Tochter einst von Insaidia feige getötet wurde. Der angebliche Terrorist trachtet nach dem Leben des Ikoniers. Der Rat schickt hingegen das gigantische Schlachtschiff AMELIANIA, um das irdische Schiff EUROPANIA davon abzuhalten, die Zwillinge zu befreien. List und Tücke führen zum Zusammentreffen Insaidias und der Zwillinge. Ausgerechnet der Ikonier Tokahn, Abgesandter von Rook im Rat der Planeten, opfert sich, um Insaidias Doppelzüngigkeit zu beweisen. Alles deutet auf ein wunderbar märchenhaftes Ende hin. Doch gibt es noch den Menschen Amabo von Universus, der sich in das Vertrauen der ohnehin recht zweifelhaften Ratspräsidentin Norana einschleicht. Muscon, bisher Diener der Präsidentin, wird als Bauernopfer zum Tode verurteilt, die allgemeinen Unruhen werden eingedämmt, ein Medienvertreter, der von Insaidias Schuld wusste, wird durch Amabos Komparsen vernichtet und die Zwillinge erhalten vor dem Rat Redeverbot, obwohl sie nun offiziell als irdische Vertretung anerkannt sind und trotzdem am Anfang ihres Endes stehen.

Amabo, mit etlichen Rüstungsunternehmen im Zweiten und Dritten Distrikt verquickt, vertreibt die Zwillinge aus seinem Einflussbereich und würde sie am liebsten töten lassen. Doch er ist sich durchaus bewusst, damit einen gravierenden politischen Fehler zu begehen.

Gemeinsam mit der Familie Nedal Nibs und dem irdischen Schiff EUROPANIA brechen die Zwillinge in den Ersten Distrikt zum Planeten Erde auf, wo sie Ruhe finden wollen. Die Ruhe währt jedoch nur wenige Jahre.

Fau Holl, ein m’baganianischer Schmuggler, entdeckt im Zweiten Distrikt einen weiteren Übergang zum Ersten. Die neue Erkenntnis will der M’baganianer Profit bringend an den Rat der Planeten verkaufen. Handelspartner ist ausgerechnet der macht- und geldgierige Berater von Präsidentin Norana, Amabo von Universus, der durch seine Anteile im militärindustriellen Kartell ZECK viel Geld verdienen könnte, wenn es zu neuen Kriegen käme. Nachdem er von dem Übergang erfährt, tötet Amabo den Schmuggler. Doch vernichtet er lediglich ein synthetisches Double und erfährt somit nichts von der Besonderheit des neuen Übergangs. Der wahre Fau Holl begreift seinen Fehler und will die Erde vor Amabo warnen, der durch fingierte Anschläge ein neues Feindbild entstehen lässt.

Die Zwillinge Malte und Anna reisen mit der EUROPANIA in den Dritten Distrikt, um vor dem Rat sprechen zu können. Auf dem zurückgebliebenen Planeten Speelz wird währenddessen eine weitere Synusierin entdeckt und die EUROPANIA fliegt in eine Falle. Sie wird bei ihrem Abstecher nach Speelz angegriffen und vernichtet; Anna gerät in die Fänge der Ikonierin Inastasia; korrupte Delegierte im Rat der Planeten rufen zum Erstschlag gegen die Erde auf, doch der Rat auf Universus wird selbst Opfer eines gewaltigen Anschlages, bei dem Präsidentin Norana, aber auch Sigurd Hannsen und Juri Komsomolzev den Tod finden.

Malte und Baba sind schockiert, als sie erfahren, dass sich Anna und Inastasia die Macht im Universum teilen wollen. Die zerstörte EUROPANIA taucht wieder auf, als Duplikat des einstigen irdischen Schiffes, und bedroht Fees-Eins mit einem Zivilisationszerstörer, die der Rat längst abrüsten ließ. An Bord ist kein anderer als Amabo, der jedoch nichts tun kann, weil Inastasia ihn unter Kontrolle hat! Die Feesen entdecken das getarnte Schiff und zwingen es zum Rückzug. Amabo flüchtet durch den neuen Übergang in den Ersten Distrikt, zerstört dabei den Übergang und wird in die Vergangenheit gerissen. Muutaapa ist es, der Amabo in den Wahnsinn und zum langsamen Sterben zwingt. Schließlich wollte Amabo gegen die Bestimmung des weit gereisten Roboters angehen und die irdische Zivilisation zerstören.

Anna geht den Pakt mit Inastasia ein, um die Menschheit vor dem Abgrund zu retten. Die beiden Frauen teilen sich das Universum, der Erste Distrikt darf zukünftig von zivilen Schiffen beider Rassen erforscht werden.

Die Überlebenden von der Erde retten sich auf den Planeten Rook, der seinen interkulturellen Status behalten darf. Obwohl im Distrikt der Ikonier gelegen, können hier auch registrierte Menschen leben.

Anna wird die neue Kaiserin der Menschen und des Reiches Altoria im Dritten Distrikt. Mit Mitteln des Rates baut sie eine Residenz auf dem Wasserplaneten Aurus und verfügt nun selbst über die große Reichsarmee. Unterstützt wird sie vom frei gewählten Magistrat des Reiches Altoria, das zweiundzwanzig Minister für die verschiedenen Ressorts umfasst. Als Kaiserin behält sich Anna das Recht vor, unabhängig von einer Wahl, der Regierung Altorias vorzustehen. Massenumsiedlungen ganzer Planeten folgen. Der Widerstand menschlicher oder ikonischer Völker wird sofort eingedämmt und zerschlagen. Beide Regentinnen führen ihr Amt mit stählerner Faust.

Im Zweiten Distrikt wird die Republik Ikonia erstmalig von Lunanova aus regiert, wo Inastasia einen gewaltigen Regierungspalast bauen lässt. Die Präsidentin der Ikonier umgibt sich mit einem Stab von fünfzehn ikonischen Beratern, allesamt von ihr selbst auserwählt. Sie ist zugleich die Anführerin der Ikonischen Streitmacht, bestehend aus unzähligen Streitrobotern und den scheinbar unbesiegbaren STREITKOMETEN, hochmoderne Raumschiffe zweier Klassen.

Ihre finanziellen Mittel bezieht Inastasia vor allem aus den Gewinnen ihrer eigenen Unternehmensgruppe LUNAING, die auf den Planeten Zarius und Seido zivile und militärische Güter entwickelt und produziert und die hauptsächlich für die Raumfahrt bestimmt sind. Durch das Auffinden seltener Rohstoffe erhöht sich der Reichtum der Firma immens. Besitzer der Firma LUNAING ist Präsidentin Inastasia. Größter Anteilseigner wird jedoch die menschliche Kaiserin Anna, die sich damit scheinbar abhängig von der ikonischen Regentin macht, jedoch in Wirklichkeit das Ikonische Imperium durchdringt und aushebelt.

Der Rat der Planeten tagt von nun an in einem Hochsicherheitstrakt, in einer Raumstation namens URTO-OAK, im Planquadrat 33 - 4-V, ganz in der Nähe des Übergangs vom Zweiten zum Dritten Distrikt, jedoch im Zweiten Distrikt der Ikonier gelegen.

Der Frieden ist zunächst gesichert. Viele Menschen und Ikonier arbeiten in den Distriktkolonien – Raantauus genannt, was im Feesischen so viel wie fern der Heimat bedeutet. Gewaltige Schlepper, als VERVOER bezeichnet, durchkreuzen die Distrikte und sorgen für Nachschub an Rohstoffen. Da wegen einer Vereinbarung mit dem Synus kein Militär in den Ersten Distrikt einreisen darf, fliegen zunächst unbewachte Transportschiffe auf den interdistriktialen Routen. Sie werden jedoch schon bald beliebte Angriffsziele der Seemler – jener Piraten, die früher mit Menschen handelten und nunmehr mit den oft tausend Kilometer langen VERVOERN und vor allem mit dem Inhalt der Schuten.

Die Herrschaftshäuser finden eine diplomatische Lösung. Die VERVOER werden im Distriktübergang von Militärschiffen der Regentinnen begleitet. Doch auch dort ist die versteckte Korruption zu spüren …

Prolog bei den Heiden

Der kleine Junge schlug die Augen auf und gähnte herzlich. Er sah das Schwesterchen neben sich, das ebenfalls erwacht war. Dann richtete sich sein Blick hinauf in den merkwürdigen Qualm. Er beobachtete minutenlang die durchscheinenden Wesen, die im grenzenlosen Raum schwebten und ihre vielen Knopfaugen auf den winzig erscheinenden Leif gerichtet hielten. Doch Zeit schien hier keine Rolle zu spielen, denn die Wesen bewegten sich nicht.

›Wer seid ihr?‹, dachte Leif.

›Ja! – Wer seid ihr?‹, fragte auch Lykke, die Schwester, in Gedanken.

Die beiden fremden Wesen lachten herzhaft. Und sie tauschten gleichfalls Gedanken aus.

›Ihre Gedanken sind so putzig. So unerfahren.‹

Das zweite Wesen bewegte sich schwebend um die beiden Abbilder der Menschenkinder. ›Ihr nennt uns Heiden‹, erklärte es. ›Wir gehören zur großen Existenz. Uns beiden ist es gelungen, Kontakt mit euch aufzunehmen.‹

›Wir haben Menschen Gene infiltriert, damit dieser Kontakt erst möglich wurde. Bei euch beiden sind die Voraussetzungen bestens ausgeprägt. Darum seid ihr hier.‹

›Und … und wo ist hier?‹, dachte Leif.

›Ja, wo ist hier?‹, fragte auch Lykke.

›Hier ist die erste Welt. – Eure Welt ist etliche zentillionmal kleiner als die unsere. Deshalb war die Aufnahme eines Kontaktes sehr kompliziert.‹

›Was ist das: Zentillion?‹, fragte Leif.

›Ja, was ist Zenti … hon?‹, setzte Lykke nach.

›In eurer Rechnung ist die Zentillion eine Eins mit 600 Nullen‹, antwortete eines der Wesen und lachte. ›Ja, sie sind noch so unerfahren.‹

›Was wollen die?‹, fragte Lykke dazwischen und schwebte auf eines der Fremden zu und schließlich durch das Wesen hindurch. ›Du heißt Re. Ich weiß es jetzt.‹

Die beiden fremden Wesen sahen sich an und lachten erneut. ›Das kleine Etwas ist sehr klug. – Vielleicht spielen wir mit euch.‹

Leif staunte. ›Spielen? Seid ihr etwa auch noch Kinder?‹

›Seid ihr auch Kinder?‹, fragte Lykke.

›Kinder? – Ja, auch wir sind Kinder. Für eure Verhältnisse sind wir zweifelsfrei auch noch Kinder.‹

›Was ist das für ein Spiel?‹ Leif schwebte vor dem Schwesterchen, das die Frage sogleich wiederholte: ›Ja, was ist das für ein Spiel?‹

›Den ersten Kontakt hatten wir mit Muutaapa – einem Technikum aus eurer Welt. Muutaapa beschwerte sich. Er sagte, das intelligente Leben in eurer Welt müsste vor sich selbst geschützt werden.‹

›Vor sich selbst‹, dachte das zweite Wesen. ›Dann haben wir uns auf die Suche nach intelligentem Leben gemacht und die Wasserorganismen entdeckt.‹ ›Wasserorganismen?‹, fragte Leif erstaunt. ›Wasser … was?‹ Lykke schwebte unruhig hin und her. ›Sie bestehen fast ausschließlich aus Wasser. Darum nannten wir sie so. In euren drei Räumen gibt es zwei Sorten davon. Sie nennen sich Mensch und Ikonier.‹

›Wir mussten anfangs die Verbindungen zwischen den Räumen nutzen, um sie zu finden‹, fuhr das zweite Wesen fort. ›Wir konnten Einfluss auf die Erbanlagen nehmen und die Energie der Wesen nach ihrem körperlichen Tod erhalten und sammeln. Ihr nennt diesen Sammelpunkt Synus, doch haben wir unterdessen einen ganzen Planeten in unserer Welt mit jener letzten Lebensform bevölkert. Muutaapa bezeichnet diesen Planeten als Paradies. Andere als Vierten Distrikt.‹ Erneut lachten beide.

›Das Spiel!‹, unterbrach Leif. ›Ihr habt nichts über das Spiel gesagt!‹

›Genau!‹, mischte sich Lykke wieder ein. ›Ihr habt nichts über das Spiel gesagt!‹

Die beiden Heiden schwebten nah an Leif heran. ›Ein Geheimnis‹, dachte das eine.

›Wollen wir ihm wirklich etwas verraten?‹, setzte das andere hinzu. ›Wir könnten Ärger bekommen.‹

Leifs Abbild zitterte am ganzen Körper. Die Gedanken der Heidenkinder strömten in geballter Ladung auf ihn ein.

›Ihr habt unser Weltall aus Versehen kaputt gemacht? Und … und … Tante Anna … war hier?‹, stotterte er schließlich, nachdem sich sein Körper etwas beruhigt hatte.

›Ja. Das war sie. Und dann übernahm der Mensch Anna die Führung der Menschen. Und für den Riss im Weltall können wir nichts. Wir haben es schließlich gut gemeint. Doch irgendetwas hat den Riss zum Kollabieren gebracht.‹

›Das ist ein böses Spiel‹, warf Lykke ein. ›Re, das ist ein ganz böses Spiel.‹

›Ja!‹, dachte auch Leif. ›Euer Spiel gefällt uns nicht!‹

Die Heiden wurden ernst. ›Es ist ein notwendiges Spiel. Und es ist wichtig, dass wir ein Ergebnis haben werden. Wir helfen auch Muutaapa, wenn dieses Spiel beendet ist. Und einer von uns muss gewinnen. – Ich sage: Es gelingt.‹

›Und ich sage, es gelingt nicht. Eure Kaiserin Anna wird versagen!‹

Bevor Leif noch etwas erwidern konnte, brach die merkwürdige Qualmwelt in sich zusammen. Nebelfetzen rissen auseinander. Der Junge erwachte auf Rook und blickte Lykke in die Augen.

»Das ist ein sehr, sehr böses Spiel«, flüsterte Leif.

Lykke nickte ängstlich.

Das siebte Jahr

Sieben Jahre vergingen wie im Flug. Aus der kleinen Kaiserin Anna wurde eine stattliche, wunderschöne Aurianerin, von den Burschen angehimmelt und umschwärmt. Eines Tages empfahlen die Minister ihrer Kaiserin, einen der Männer zu heiraten. Anna musste nicht lange suchen, ihr persönlicher Berater Baba Nib lebte seit Jahren in ihrer Nähe und liebte das Mädchen über alles. So kam es zu einer Traumhochzeit im Dritten Distrikt. Kaiserin Anna nahm sich gar eine Auszeit von wenigen Tagen, die sie gemeinsam mit ihrem neuen Gemahl auf dem Planeten Erde verbrachte, auf der verlassenen Insel Sandokhan.

Baba wünschte sich nichts sehnlicher als ein Kind, doch Anna verwehrte ihm diesen Wunsch. Für ein solches Experiment sei keine Zeit, sagte sie. Nach der Vermählung sah Baba seine Kaiserin fast nicht mehr, ständig war sie unterwegs. Und wollte Baba Anna begleiten, dann lehnte sie dankend und strikt ab.

So wandte sich Baba anderen neuen Aufgaben zu, die ihn fortan erfüllten. Er wurde Offizier in der Armee des Hauses Altoria, wo er wegen seiner außerordentlich guten Begabung, Soldaten zu führen, rasch aufstieg. Bald gehörte er zu einer Einheit, welche die alten Traditionen der Ritter des Groo fortführten und die, wie zu frühesten Zeiten, von Menschen verkörpert wurden. Hauptaufgabe dieser Spezialeinheit der Armee des Hauses Altoria wurde das Begleiten der unglaublich langen VERVOER, die gezogen von einem Schleppraumschiff unzählige gewaltige Containerhänger durch das All transportierten und immer wieder von bestens ausgerüsteten Seemlern angegriffen wurden.

Die ständigen Einsätze in den Weiten des Universums trennten das Kaiserpaar vollends. Eher stellte sich Baba Nib bei seiner Familie auf dem Planeten Rook ein, als dass der junge Offizier Aurus aufgesucht hätte. Oder beim halbstarken Bruder Keko, der darauf wartete, endlich in die militärischen Spuren seines Bruders Baba treten zu dürfen. Und Vater Nedal Nib nicht zu vergessen, der gemeinsam mit Mutter Fidelia auf Rook Honig produzierte.

Mitunter besuchte Anna den Gatten unter Zuhilfenahme ihrer synusischen Fähigkeiten. Dann tauchte sie überraschend in Babas Gehirn auf, sodass sie sich austauschen konnten. Den jungen Mann erfreuten diese Besuche nicht immer, er fühlte sich überwacht und beobachtet. Doch nahm auch diese Art der Begegnungen allmählich ab.

*

Der junge Gruppenmaat der Reichsarmee Frenk Hadjie nahm eine korrekte Haltung an. »Schiffskapitän! Gestatten Sie, dass ich spreche?«

Baba Nib zog die eigene, beigefarbene Uniform straff, nachdem er sich erhoben hatte. Auf seiner Brust glänzte das neue Rangabzeichen.

Vor wenigen Stunden noch war er selbst Gruppenmaat an Bord der ASTRAKTOR, einem auf Fees produzierten modernen Kampfschiff der Armee zur Verteidigung der Belange des Reiches Altoria – kurz Reichsarmee. Reichsadmiral Sinuu Peg persönlich hatte Baba das Rangabzeichen überreicht.

»Noch zwei Dienstgrade müsst Ihr steigen, Schiffskapitän Nib, dann habt Ihr mich abgelöst.«

Sinuu Peg, ein betagter und äußerst listiger Feese, hatte gelacht und Baba Nib freundschaftlich auf die Schulter geklopft. Baba legte viel Wert darauf, dass ihm in dieser Armee nichts geschenkt würde, er wollte sich hinaufarbeiten, wie es all die anderen Menschen taten. Und doch hatte er das Gefühl, dass es mit ihm schneller nach oben ging als bei den anderen. Den Löhner hatte er übersprungen, denn im untersten Grad wurden meist Roboter und Thronarios eingesetzt. Als Maat begann er auf der ASTRAKTOR zu dienen, als Gruppenmaat hatte er schließlich etliche Untergebene. Dann kam ganz plötzlich der Tag, an dem sein Lehrer mit einem der Schwarmgleiter, von denen ursprünglich 400 an Bord des Schiffes waren, in ein überraschendes Kreuzfeuer der Seemler geriet und nicht mehr zurückkehrte. Die ASTRAKTOR benötigte kurzfristig einen neuen Schiffskapitän. Einsatzadmiral Kra Vall schlug dem Reichsadmiral Baba vor. Der nach irdischen Verhältnissen gerade zwanzigjährige Baba wehrte sich zunächst, denn seiner Meinung nach gab es bessere Soldaten für dieses Kommando, die obendrein auch über mehr Erfahrung verfügten. Doch die Entscheidung von Kra Vall und Sinuu Peg war bereits für ihn gefallen. Sie wussten, dass der junge Mann abgelenkt werden musste, denn der Gram, nicht wirklich eine Familie zu besitzen, fraß Baba innerlich auf. Das Schiffskommando würde dem jungen Mann darüber hinweg helfen, das hofften wenigstens die beiden Vorgesetzten.

Der frische Schiffskapitän schaute den wartenden Gruppenmaat erwartungsvoll an. Frenk Hadjie war ein irdischer Freiwilliger und gerade erst 18 Erdenjahre alt geworden – ein von zu Hause fortgelaufener Junge.

»Frenk, es ist niemand außer uns hier. Du musst nicht so militärisch tun!«, beteuerte Baba. »Nun setz dich doch! Natürlich darfst du sprechen.«

Der junge Mann zierte sich. »Man darf als Gruppenmaat in Anwesenheit eines Schiffskapitäns nicht sitzen.«

»Quatsch!«, brauste Baba auf. »Wir sind keine Streitroboterarmee, wie die anderen! – Setz dich! Das war ein Befehl!«

Hadjies Gesicht blieb ernst, während er sich niederließ und sagte: »Unser Flächensonar hat feindliche Aktivitäten im Planquadrat 30-2-F festgestellt. Wie es scheint, sind dort mehrere getarnte Kriegsschiffe der Seemler versteckt.«

Das Lächeln in Babas Gesicht verschwand sofort.

»Tobobo, Planquader 30-2-F!«, forderte er.

Das Thronario schwebte heran und ließ ein holografisches Bild des betreffenden Weltraumes entstehen. Leuchtende Linien tauchten auf und blinkten.

»VERVOER 46 wird durch den Planquader 30-2-B ziehen. In etwa 16 galaktischen Stunden. Mit Achtzehnmillionen Tonnen Edelmetall, die auf Speelz verarbeitet werden sollen. Beide Quader liegen in unserem Distrikt, führen jedoch dicht an der Grenzzone der Ikonier entlang.«

Baba betrachtete nachdenklich die Linien.

»Bewegen sich die Seemler?«, fragte er schließlich.

»Wir können sie nicht genau lokalisieren, jedoch scheint es, als würden sie von Versteck zu Versteck springen«, antwortete Hadjie.

»Und … können wir VERVOER 46 noch umleiten?«

»Ich habe den Schlepperkapitän bereits kontaktiert«, ließ Tobobo vernehmen. »Sein VERVOER ist vierzehntausend Kilometer lang und hat drei Zugketten. Die Kursänderung in allen Waggons zu programmieren, würde zehn galaktische Stunden dauern. Außerdem könnten die Manöver zum Abbremsen des VERVOERS vor Speelz nicht mehr pünktlich durchgeführt werden. Die Größe der VERVOER macht sie unbeweglich.«

Baba lächelte trotz der angespannten Situation. Tobobo war ein Geschenk des M’baganianers Fau Holl, als Baba den Dienst in der Reichsarmee antrat. Tobobo war eines der wenigen Thronarios, von denen der junge Schiffskapitän wusste, dass sie in gewissem Sinne vermenschlicht waren. Dieser kleine fliegende Computer war nicht weniger ein Freund, als es Hadjie für Baba war. Fau Holl musste es viel Überwindung gekostet haben, sich von seinem langjährigen Begleiter zu trennen.

»In Ordnung. Wir nehmen Kurs nach Planquader 30 - 2-F«, legte Baba fest. »Ungetarnt! Unsere Anwesenheit soll die Seemler beeindrucken. – Tobobo, ich brauch eine Verbindung zum Einsatzadmiral! – Schalte den Protektoraner von VERVOER 46 zu.«

»Gestatten Sie, dass ich abtrete?« Der Gruppenmaat wollte den Raum verlassen.

»Nein, Hadjie, du bleibst hier!« Baba Nib zeigte auf den Sitz neben dem des Kapitäns. »Setz dich!«

»Beide Verbindungen stehen«, meldete Tobobo.

»In Ordnung, fang an.« Der Kapitän nahm Platz. Kurz darauf erschienen die Hologramme von Kra Vall und dem Protektoraner, einem hochintelligenten Roboter, der für VERVOER 46 verantwortlich war.

Hadjie sprang angesichts des Einsatzadmirals auf.

»Setzen Sie sich, Gruppenmaat«, sagte Kra Vall in äußerst ruhigem Ton. Dann nickte er Baba und dem Protektoraner zu. »Was rechtfertigt Euren Notruf, Schiffskapitän Baba Nib?«

»Admiral, wir rechnen mit einem Angriff der feindlichen Kräfte auf VERVOER 46 im Planquader 30 - 2-F. Unser junger Gruppenmaat hat die Aktivitäten der Seemler entdeckt. Ich habe bereits Kurs auf das Zielgebiet genommen. Eines ist allerdings sicher: Der VERVOER kann nicht mehr ausweichen.«

Erneut nickte der Einsatzadmiral. »Sehr gut, sehr gut. Lassen Sie Ihre Mannschaft noch einmal die Waffen prüfen. Ich schicke dem ASTRAKTOR drei Schiffe zur Unterstützung, sie werden in Kürze im Aktionsgebiet eintreffen.«

»Admiral, soll ich Reichsgeneral Sinuu Peg informieren?«

»Nein.« Kra Vall antwortete mit einem Lächeln. »Nein, das müssen Sie nicht tun, das übernehme ich, Schiffskapitän. Konzentrieren Sie sich einzig und allein auf den bevorstehenden Kampf.« Der Einsatzadmiral wandte sich in aller gegebenen Ruhe dem Protektoraner zu. »Versetzen Sie all Ihre Einheiten in höchste Alarmbereitschaft und bleiben Sie in ständigem Kontakt mit dem ASTRAKTOR!«

»Zu Befehl Einsatzadmiral, zu Befehl!« Die Stimme des Protektoraners klang blechern und hohl. Sein Hologramm brach zusammen.

»Und falls es Probleme gibt …« Kra Vall sprach wie ein Vater zu seinen Söhnen. »… Sie wissen ja: Sie können sich jederzeit an mich wenden.« Er lächelte zum wiederholten Mal. »Übertragung – Ende!«

*

Malte hatte alle Hände voll zu tun. Aus ihm, dem kleinen schmächtigen Jungen, der oft im Schatten seiner um Sekunden älteren Schwester leben musste, war ein erwachsener, kräftiger Mann geworden. Selbst Nedal Nib war voller Stolz, durfte er sich doch mit seinem dritten Zögling schmücken. Nun war es schon einige Jahre her, dass auch Fidelia und Keko nach Rook überführt worden waren und die Familie Nib sich damit vereint hatte. Keko glich derweil seinem größeren Bruder Baba – den er nur selten sah – in Verhalten und Aussehen. Mitunter dachte Malte, er hätte seinen Freund vor sich, wenn Keko aus dem Nichts auftauchte, seine unvollständigen Kräfte präsentierte und mehr Blödsinn als Kluges im Sinn hatte. In solchen Situationen fand sich Malte, der Bruder der Kaiserin, in seine Kindheit zurückversetzt. Das Rauschen des Rook-Meeres wurde zum Wellenschlagen des irdischen Ozeans. Malte sah sich mit Baba durch Dünen und seichte Gewässer hetzen, Kozabim einen Streich nach dem anderen spielen oder im Unterholz der Insel Sandokhan neue Abenteuer ausbrüten.

Malte schaute auf. Sein Sohn war ihm soeben erneut entwischt! Der kleine Leif – nach irdischen Verhältnissen zählte er gerade sechs Jahre – schlug einen Haken, bevor Malte zugreifen konnte, rannte in das duftende Wuwablumenfeld, hielt die Hände über dem Kopf und grölte, sodass die Hahmahm – kleine blaue und friedvolle Insekten – in dicken Wolken aus dem Blumenmeer aufstiegen. Dann stolperte Leif und fiel der Länge nach hin.

»Habe ich dich!«, rief Malte und hob den kleinen Mann aus dem Bett gelbrot gefleckter Blüten. Sogleich schnüffelte der Vater an Leifs Hals und küsste seinen Jungen. »Du schmeckst so süß, Leif, als würdest du nur aus Hahmahm-Honig bestehen.«

Leif schüttelte die roten Locken, die er – genau wie seine kleinere Schwester Lykke – von Reese geerbt hatte und kicherte laut. »Nicht kitzeln, Papa! Nicht beißen! Nicht mich essen!«

Leif schlürfte für sein Leben gern den süßen Honig der Hahmahm-Insekten. Es war Nedal Nibs Idee, die Tradition der Rookaner wieder aufleben zu lassen, denn Hahmahm-Honig war als delikate Süßspeise im ganzen Universum berühmt. Zudem konnten damit alle Familienmitglieder sinnvoll beschäftigt werden. Die Nachfrage stieg sehr schnell. Besonders Ikonier mochten den Honig, der sie in einen leichten Rauschzustand versetzen konnte. So wurden große Felder gepachtet, die immer wiederkehrenden Wuwablumen angepflanzt, Ernte- und Imkermaschinen und Lockstationen für die Hahmahm-Insekten gekauft. Schließlich stieg der M’baganianer Fau Holl als Lieferant ein, der bei kleineren Lieferungen den FUGBUG und bei größeren den ROOKATOR nutzte. Dass die menschlichen Bewohner auf Rook registriert waren, störte kaum einen.

Während der Ernte arbeiteten Ikonier und Menschen zusammen, deren Kinder wurden gemeinsam unterrichtet und sie badeten in den gleichen Meeren.

»Komm, Leif!« Malte hob sich den schmächtigen Jungen auf die Schultern, stieg auf den Mobicar und hielt sich nur mit einer Hand fest, das linke Bein von Leif sicherte er mit der anderen. »Steg 13!«, befahl Malte dem Mobicar, einem Schwerkraftkissen-Transportmobil, das dicht über der Erde schwebte, in dem man stehen und sich an einem altmodischen Griff festhalten musste. Die auf Rook verbreiteten Mobicars wirkten ein wenig wie nach oben offene Fässer mit Einstiegsluken und wurden durch integrierte Thronarios gesteuert. Für die Überwindung kurzer Strecken eigneten sich die Mobicars hervorragend, für längere Reisen waren sie ganz einfach unbequem.

Leif wehte der Fahrtwind um die Nase. Er streckte sein rechtes Ärmchen aus und rief: »Sind die alle unsere, Papa?«

So weit er sehen konnte, schaukelte überall das gelbrote Blumenmeer, nur hin und wieder sah er eine der Sammelstationen, eingehüllt von Millionen Hahmahm-Insekten.

»So ist es, diese Felder gehören uns.« Malte war stolz auf seinen Sohn, auf die kleine Prinzessin Lykke natürlich auch. Doch ein wenig mehr auf den Jungen, der durchaus schon als kleiner Mensch zu bezeichnen war. Lykke hingegen konnte Malte mächtig die Nerven rauben.

Leif und Lykke. Obwohl es zwischen dem Planeten Erde und Reeses Heimatplanet Speelz kaum eine Verbindung gab, existierten die Namen der Geschwister bereits auf Erde und Speelz. Malte philosophierte, dass das mit dem merkwürdigen Roboter Muutaapa zusammenhängen könnte, doch war er sich dessen keinesfalls sicher.

Die Kinder, die im Abstand von zwei Jahren geboren wurden, vereinten außergewöhnliche synusische Fähigkeiten in sich. Bei Lykke war es gar so schlimm, dass Malte dem kleinen Mädchen einen Kopfreif herstellen und installieren ließ, der ihre Felder absorbierte. Nicht nur Reese und Malte, auch viele andere Menschen und – zum Erstaunen aller – auch Ikonier erlebten Lykkes Träume und Gedanken mit, die in ihren ersten Lebensjahren recht konfus daher kamen. Durch den Kopfreif – einen schwächeren trug auch Lykkes Bruder von Zeit zu Zeit – normalisierte sich ihr Zustand etwas. Da man jedoch Außergewöhnliches auf Rook gewöhnt war, immerhin trafen und treffen sich hier Ikonier und Menschen der verschiedensten Planeten, spielten die Synusier keine überwichtige Rolle – die Kaiserin selbstverständlich ausgenommen.

Tauchte sie auf Rook auf, brachte dies den ganzen Planeten in Wallung! Kaiserin Anna wurde von den Rookanern geliebt und geehrt, nicht nur, weil sie mitunter körperlich auftauchte, um die Rolle einer ordentlichen Tante zu spielen. Bei beiden Rassen galt Anna als eine Friedensbringerin, ohne deren starken Willen Inastasia das Universum wahrscheinlich in einen Krieg geführt hätte.

Mit Schwung befuhr Malte den schmalen Weg zum Grundstück, hielt das Mobicar gleich neben dem Eingang, stieg ab und hob Leif von den Schultern. Er klopfte dem Kleinen blauen Blütenstaub von Hose und Hemd und gab ihm einen Klaps auf den Po.

»Nun lauf schnell zu Mama und sag ihr, dass wir zurück sind!«

Leif rannte los, allerdings etwas schneller als er seine Beinchen koordinieren konnte, und drohte zu stürzen. Doch wurde er rechtzeitig von einer Roboterfrau aufgehalten, deren Ummantelung golden in der Sonne glänzte.

»Jo, jo! Nicht so schnell, kleiner Mann! Das wäre fast schief gegangen.«

»Du hättest mich nicht fangen brauchen, M.A.M.I.«, erklärte Leif, »ich hatte mich noch unter Kontrolle.«

Malte lachte über die altkluge Redeweise seines Sohnes. »Du kannst dich trotzdem bei ihr bedanken, Leif. Mama sieht es nicht allzu gern, wenn deine Hosen zerrissen und blutig sind.«

Leif blickte an sich herab, während er die Hand der Roboterfrau hielt. »Ich glaube, sie sind trotzdem zerrissen und blutig.«

Eine sanfte Melodie erklang. Malte zog den Kommunikator aus der Hosentasche und hielt ihn flach in der Hand. Ein winziges Hologramm erschien.

»Hallo Malte!« Es war Baba, der mit einer vornehmen Uniform gekleidet in der Hand Maltes zappelte.

»Baba!« Malte strahlte, während sich Leif auf die Zehenspitzen stellte.

»Hallo Onkel Baba. Musst du wieder die Bösen totmachen?«, rief der Kleine und vollführte einen Schattenkampf mit imaginären Gegnern.

»Leif, mein Schatz. Ich hoffe, dass ich es nicht tun muss. Allerdings …« Er machte eine unmissverständliche Bewegung.

»M.A.M.I., tu mir einen Gefallen und bring Leif ins Haus«, flüsterte Malte.

»Jo, jo! Wir sind schon unterwegs.«

»Auf Wiedersehen Onkelchen!«, rief der Kleine, während die Roboterfrau ihn mit sich zog.

»Ist mein Vater in der Nähe?«, flüsterte das Baba-Hologramm.

»Ich sehe mal nach.« Malte lief um das Haus herum. Nedal Nib stand in seinem Garten und reinigte die Segmente eines Honigschlauches. »Nedal Nib!«, rief er. »Schau, wer hier ist!«

»Baba? Ist es Baba?«, fragte Nedal Nib voller Vorfreude, seinen großen Jungen wieder zu sehen.

Kaum war der Name Baba gefallen, kam Keko wie ein Blitz aus dem hohen Gras geflitzt. Kurz darauf saßen sie zu dritt auf einer Bank. Keko streckte den schmutzigen Hals lang, um nichts zu verpassen.

»Die Angriffe der Seemler nehmen unvermindert zu«, sagte Baba, der weit weg war. Er hielt sich in seinem Privatquartier im ASTRAKTOR auf. »Wir haben eine hohe Konzentration in der Nähe des Übergangs. Hier sind unzählige Einheiten der Streitarmee positioniert. Doch tun sie so, als ginge sie alles nichts an.« Baba unterbrach sich selbst. »Uns kann doch niemand hören, oder, Vater?«

»Niemand hört uns«, versicherte Nedal Nib. »Ganz sicher niemand.«

»Du denkst, die Seemler stecken mit der Streitarmee Inastasias unter einer Decke?«, flüsterte Malte. »Das ist doch aber unmöglich.«