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Herman Melville

Moby Dick

Gekürzte und kommentierte Fassung

Herman Melville

Moby Dick

Gekürzte und kommentierte Fassung

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019
Übersetzung: Wilhelm Strüver, J. Schulze
EV: Berlin, Knaur, 1928
2. Auflage, ISBN 978-3-954183-70-8

www.null-papier.de/mobydick

null-papier.de/katalog

Inhaltsverzeichnis

Das Buch

Der Au­tor und sein Werk

Ers­ter Teil – Ka­pi­tän Ahab

Zwei­ter Teil – Moby Dick

Drit­ter Teil – Die Jagd

Epi­log

Dan­ke

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Das Buch

Mo­by Dick ist das be­deu­tends­te Pro­sa­werk des ame­ri­ka­ni­schen Sym­bo­lis­mus. Eine bis ins kleins­te De­tail re­cher­chier­te Aben­teu­er­ge­schich­te und phi­lo­so­phi­sche Re­fle­xi­on über das Le­ben, die Ra­che und einen wahn­sin­ni­gen, al­les ver­nich­ten­den Hass.

»Nen­ne mich Is­ma­el« – ei­ner der be­rühm­tes­ten An­fän­ge der Li­te­ra­tur­ge­schich­te.

Zu Leb­zei­ten von Mel­ville stieß Mo­by Dick auf ein ge­teil­tes Echo, noch schi­en die Welt nicht reif für die­se kom­ple­xe Er­zähl­struk­tur. Heu­te ge­hört das Werk un­be­streit­bar zu den größ­ten Ro­ma­nen der Li­te­ra­tur­ge­schich­te. Ein Buch, das man ge­le­sen ha­ben muss.

Die vor­lie­gen­de di­gi­ta­le Aus­ga­be bein­hal­tet die voll­stän­dig neu über­ar­bei­te­te und erst­ma­lig mit 100 Fuß­no­ten kom­men­tier­te deut­sche Erst­aus­ga­be, wel­che ur­sprüng­lich 1927 von Tho­mas Mann und H. G. Schef­fau­er ver­öf­fent­licht wur­de, nebst ei­nem ein­füh­ren­den Auf­satz zu Le­ben und Werk des Au­tors.

»Oh, hät­te ich das ge­schrie­ben.« – Tho­mas Mann

Der Autor und sein Werk

Mo­by Dick ge­hört zu den Klas­si­kern der in­ter­na­tio­na­len Aben­teu­er­li­te­ra­tur. Das Werk er­schi­en 1851. Au­tor ist Her­man Mel­ville.

Her­man Mel­ville

Der Au­tor von »Moby Dick«, Her­man Mel­ville, wur­de am 1. Au­gust 1819 in New York ge­bo­ren. Er wuchs in ei­ner kin­der­rei­chen Kauf­manns­fa­mi­lie mit schot­ti­schen und nie­der­län­di­schen Wur­zeln auf. Auf­grund des Kon­kur­ses sei­nes Va­ters muss­te Mel­ville mit zwölf Jah­ren die Schu­le ver­las­sen. Zeit sei­nes Le­bens ver­such­te er die man­geln­de Schul­bil­dung mit Selbst­stu­di­um zu kom­pen­sie­ren. Nach dem Tod des Va­ters ar­bei­te­te der Jun­ge als Hilfs­kraft bei ei­nem On­kel und im Pelz­ge­schäft des Bru­ders.

1839 fuhr Her­man Mel­ville erst­mals zur See. Auf ei­nem Post­schiff er­reich­te er Li­ver­pool, ar­bei­te­te dort kurz­fris­tig als Leh­rer, be­vor es ihn wie­der aufs Meer zog. Von 1841 bis 1844 un­ter­nahm er auf ei­nem Wal­fän­ger eine Rei­se in den Pa­zi­fi­schen Ozean. Auf­grund an­geb­lich un­zu­mut­ba­rer Be­din­gun­gen de­ser­tier­te er mit ei­ni­gen an­de­ren Ma­tro­sen auf den Mar­que­sas-In­seln.1 Auf ei­nem wei­te­ren Wal­fän­ger ent­kam Mel­ville nach Ta­hi­ti, fiel je­doch er­neut ne­ga­tiv auf und wur­de ver­haf­tet. Er konn­te wie­der­um flie­hen und ge­lang­te über dem Um­weg nach Ha­waii nach Bo­ston, wo er 1847 Eli­sa­beth Shaw hei­ra­te­te und mit ihr zwei Söh­ne be­kam. Er be­gann Bü­cher zu schrei­ben und fand mit »Ty­pee« und »Omoo« ers­te Aner­ken­nung. Den li­te­ra­ri­schen Durch­bruch er­lang­te er 1851 mit »Moby Dick«. Zu je­ner Zeit leb­te er auf ei­ner neu ge­kauf­ten Farm in Massa­chu­setts als Nach­bar des Li­te­ra­ten Na­tha­niel Haw­thor­ne, zu dem sich eine Freund­schaft ent­wi­ckel­te. Rasch wur­de der schrift­stel­le­ri­sche Er­folg je­doch wie­der von Mis­ser­fol­gen ein­ge­holt, so­dass Mel­ville ab 1866 bis 1885 als Zol­l­in­spek­tor im Ha­fen ar­bei­te­te. Sein letz­tes, heu­te eben­falls be­rühm­tes Werk »Bil­ly Budd« ver­fass­te der Au­tor 1891, sei­nem To­des­jahr.

Mo­by Dick – ein klas­si­scher Aben­teu­er­ro­man

Der Ro­man Moby Dick wur­de zeit­gleich 1851 in Lon­don und New York her­aus­ge­bracht und ent­wi­ckel­te sich zu Her­man Mel­vil­les größ­tem Er­folg. Der Au­tor wid­me­te das Buch sei­nem Freund Na­tha­niel Haw­thor­ne. In­halt­lich dreht sich das Buch, wel­ches in Deutsch­land auch un­ter dem Ti­tel »Der wei­ße Wal« be­kannt wur­de, um die Ge­schich­te des Wal­fangs im 19. Jahr­hun­dert. Der ers­te Satz des Bu­ches »Call me Is­ma­el« wur­de welt­be­rühmt. Es ist of­fen­sicht­lich, dass die Fi­gur des Is­ma­el, des­sen voll­stän­di­ger Name nie er­wähnt wird, au­to­bio­gra­fisch mit Her­man Mel­ville ver­bun­den ist.

Is­ma­el reist nach New Bed­ford, wo er sich noch an Land mit dem Po­ly­ne­si­er Qui­queg an­freun­det. Die Rei­se der bei­den geht bald schon wei­ter nach Nan­tucket, wo sie auf dem Wal­fän­ger »Pe­quod« an­heu­ern. Der Ka­pi­tän des Schif­fes of­fen­bart sich ih­nen erst, als sie schon längst ei­ni­ge Tage auf ho­her See sind. Ahab, so sein Name, hat einst im Kampf mit dem wei­ßen Wal »Moby Dick« sein Bein ver­lo­ren. Sein ein­zi­ger Le­bens­in­halt ist seit die­sem Vor­fall die Ra­che an »Moby Dick«. Auch die Cre­w­mit­glie­der kann er da­für ein­neh­men – mit ei­ner Gold­du­blo­ne als Be­loh­nung für den­je­ni­gen, der den Wal zu­erst sich­tet. Ein­zi­ger Ge­gen­spie­ler von Ahab ist Star­buck, der ers­te Steu­er­mann, der in ei­ner Nacht so­gar er­wägt, den Ka­pi­tän zu tö­ten.

Mel­ville schil­dert im wei­te­ren Ver­lauf des Bu­ches aus­führ­lich die Be­ge­ben­hei­ten der See­fahrt – Be­geg­nun­gen mit Pi­ra­ten, Un­wet­ter, Wal­fang. Qui­queg er­krankt wäh­rend die­ser Zeit schwer und lässt sich schon sei­nen Sarg zim­mern, der je­doch nach des­sen Ge­sun­dung un­ge­nutzt bleibt.

Al­les strebt im Buch dem Hö­he­punkt, der Be­geg­nung mit »Moby Dick«, ent­ge­gen. Der Wal wird vor Ja­pan ge­sich­tet und dar­auf­hin drei Tage lang von Ka­pi­tän und Ma­tro­sen ge­jagt. Am drit­ten Tag zer­stört der Wal die »Pe­quod«. Ahab hält aber trotz des sin­ken­den Schif­fes an sei­nem Wahn fest und wird letzt­end­lich von sei­nem ei­ge­nen Har­pu­nen­seil in die Tie­fe ge­ris­sen. Am Ende ist der Wal der Sie­ger die­ses un­glei­chen Kamp­fes. Is­ma­el ist der ein­zi­ge Über­le­ben­de der Ka­ta­stro­phe: Er klam­mert sich an den Sarg, der einst für Qui­queg be­stimmt war.

Man möch­te den­ken, dass die Jagd nach dem wei­ßen Wal das The­ma des Bu­ches ist. Doch »Moby Dick« gilt dar­über hin­aus nicht um­sonst als ei­nes der prä­gends­ten Wer­ke so­wohl der Aben­teu­er­li­te­ra­tur, als auch des Sym­bo­lis­mus. Es sind die phi­lo­so­phi­schen Re­fle­xio­nen über das The­ma »Su­che« bei den bei­den Haupt­per­so­nen Is­ma­el und Ahab, wel­che das Buch zu et­was Be­son­de­rem ma­chen.

In sei­nem Buch hat Her­man Mel­ville vie­le rea­le Er­leb­nis­se ver­ar­bei­tet. Of­fen­kun­dig ist da­bei na­tür­lich sei­ne Zeit auf Wal­fän­ger-Schif­fen zwi­schen 1841 und 1843. Au­ßer­dem ver­ar­bei­te­te er den Un­ter­gang des Wal­fang­schif­fes Es­sex im Pa­zi­fi­schen Ozean, nach­dem die­ses von ei­nem Pott­wal ge­rammt wor­den war. Mel­ville lern­te den Sohn ei­nes Über­le­ben­den ken­nen und er­hielt von die­sem die Schil­de­rung der Er­leb­nis­se sei­nes Va­ters.

Zu­dem gab es tat­säch­lich zur da­ma­li­gen Zeit Schil­de­run­gen ei­nes Jour­na­lis­ten im »New York Knicker­bo­cker Ma­ga­zi­ne«, wel­che einen wei­ßen Wal im Pa­zi­fik be­schrie­ben, der für sei­ne be­son­de­re Wild­heit be­kannt war. Wei­te­ren Ein­fluss auf den Ro­man hat­te auch die »Uni­ted Sta­tes Ex­plo­ring Ex­pe­di­ti­on« in den Pa­zi­fik, dank der Mel­ville eine le­ben­di­ge Schil­de­rung des Po­ly­ne­si­ers Qui­queg ge­lang.

Re­zep­ti­on in der mo­der­nen Kul­tur

In der mo­der­nen Kul­tur spielt »Moby Dick« so­wohl in den Ve­rei­nig­ten Staa­ten als auch Groß­bri­tan­ni­en, Deutsch­land und wei­te­ren eu­ro­päi­schen Län­dern eine wich­ti­ge Rol­le in der Schul­li­te­ra­tur. Nach sei­nem Er­schei­nen wa­ren die Kri­ti­ken zu­nächst bes­ten­falls ge­mischt, ten­dier­ten je­doch zu ei­ner ne­ga­ti­ven Re­zep­ti­on des Bu­ches. 100 Jah­re nach Mel­vil­les Ge­burt wur­de der Ro­man je­doch zum Klas­si­ker. Wil­liam Faulk­ner, ei­ner der be­kann­tes­ten ame­ri­ka­ni­schen Au­to­ren des 20. Jahr­hun­derts, er­klär­te in den 20er Jah­ren, dass »Moby Dick« das Buch wäre, wel­ches er am liebs­ten selbst ge­schrie­ben hät­te.

Die Film­welt wid­me­te der Ge­schich­te meh­re­re Hol­ly­wood-Ad­ap­tio­nen. Die ers­te Ver­fil­mung ent­stand 1926 un­ter dem Ti­tel »The Sea Beast« mit dem Haupt­dar­stel­ler John Bar­ry­mo­re, der die­se Rol­le 1930 in »Moby Dick« noch­mals ver­kör­per­te. Berühmt wur­de vor al­lem die Ver­fil­mung aus dem Jahr 1956 un­ter der Re­gie von John Hu­ston, in der Gre­go­ry Peck die Haupt­fi­gur Ka­pi­tän Ahab ver­kör­per­te. Der Film ge­wann zahl­rei­che Prei­se. 1998 gab es eine wei­te­re Be­ar­bei­tung als Fern­seh­film mit Pa­trick Ste­wart, wel­che mit ei­nem Gol­den Glo­be Award aus­ge­zeich­net wur­de. Mitt­ler­wei­le exis­tie­ren so­gar Zei­chentrick-Ad­ap­tio­nen von »Moby Dick«, wel­che selbst­ver­ständ­lich sehr kind­ge­recht auf­be­rei­tet wur­den und mit der ei­gent­li­chen Ge­schich­te von Her­man Mel­ville kaum noch et­was ge­mein­sam ha­ben.


  1. Die Mar­que­sas-In­seln (franz.: Archi­pel des Mar­qui­ses) ge­hö­ren geo­gra­fisch und po­li­tisch zu Fran­zö­sisch-Po­ly­ne­si­en. Sie lie­gen 1.600 Ki­lo­me­ter nord­öst­lich von Ta­hi­ti, süd­lich des Äqua­tors im Pa­zi­fi­schen Ozean.  <<<

Erster Teil – Kapitän Ahab

Nen­ne mich Is­ma­el. Hör zu, was ich dir zu er­zäh­len habe. – Es gibt Jah­re ohne Ge­sicht, man hat we­nig oder gar kein Geld in der Ta­sche, weiß nichts Be­son­de­res an­zu­fan­gen an Land, da packt einen das Ver­lan­gen, auf See zu fah­ren und den wäs­se­ri­gen Teil der Welt zu se­hen. Das ist so mei­ne Art und Wei­se, den Mies­ma­cher aus mei­nem Her­zen zu ver­ja­gen und das Blut in Be­we­gung zu set­zen. Wenn ich Bit­ter­keits­fal­ten spü­re um den Mund, wenn mei­ne See­le wie ein nass­kal­ter und nie­seln­der No­vem­ber ist, wenn ich mich da­bei er­tap­pe, dass ich vor je­dem Sarg­ma­ga­zin ste­hen­blei­be und wie von selbst je­dem Lei­chen­zug fol­ge, dann… und haupt­säch­lich, wenn mein Mies­ma­cher der­ma­ßen Ober­hand ge­winnt, dass ich an mich hal­ten muss, um nicht auf die Stra­ße hin­un­ter­zu­stei­gen und den Leu­ten die Hüte vom Kopf zu schla­gen…, dann be­grei­fe ich, dass es höchs­te Zeit für mich ist, auf See zu ge­hen. Das er­setzt mir den Ge­brauch von Pis­to­le und Ku­gel. Mit ei­ner großen Ge­bär­de stürz­te sich der Phi­lo­soph Cato in sein Schwert, ich – ge­trost, neh­me das Schiff. Nichts über­rascht hier­bei. Je­der Mensch, in et­wel­chen Sta­di­en sei­nes Le­bens, hat den glei­chen Durst nach Ozean ver­spürt. Schau dir mal eure Stadt an auf den Man­hat­to­es. Sie ist um­ge­ben von Werf­ten wie eine in­di­sche In­sel von Koral­len­rif­fen. Der Han­del um­schäumt sie, und rechts und links füh­ren dich die Stra­ßen zum Was­ser. Der äu­ßers­te Punkt der un­te­ren Stadt heißt »Bat­te­rie«, ihr hoch­mü­ti­ges Boll­werk wird von den Wel­len ge­wa­schen und ge­kühlt von Win­den, die vor ei­ni­gen Stun­den noch nicht wuss­ten, was un­ser Land ist. Schau dir die vie­len Leu­te an, die eine ver­lan­gen­de Sehn­sucht ans Was­ser treibt.

Das soll nun al­ler­dings nicht hei­ßen, dass ich mei­ne See­rei­sen als Pas­sa­gier ma­che, denn dazu braucht man einen Geld­beu­tel, und wenn er leer ist, dann ist er nicht mehr als ein wert­lo­ser Lap­pen. Au­ßer­dem wer­den Pas­sa­gie­re see­krank, wer­den streit­süch­tig, kön­nen des Nachts nicht schla­fen und ha­ben im Gan­zen kei­ne Freu­de an der Rei­se. Nein, ich bin nie als Pas­sa­gier ge­fah­ren, auch nicht als Kom­mo­do­re,1 Ka­pi­tän oder Koch, ob­wohl ich doch ein al­ter, er­fah­re­ner See­mann bin. Die­se eh­ren­vol­len Stel­lun­gen über­las­se ich gern de­nen, die sich da­nach drän­gen. Ich habe ge­nug mit mir sel­ber zu tun und kann mich nicht auch noch um Schif­fe, Bar­ken, Briggs, Scho­ner2 und der­glei­chen küm­mern. Und als Koch zu fah­ren? Nun, ich gebe zu, das ist ein an­ge­se­he­ner Pos­ten, denn der Koch ist eine Art Of­fi­zier an Bord. Aber es hat mir nie Freu­de ge­macht, Ge­flü­gel zu bra­ten, ob­wohl ge­ra­de ich ein gut ge­würz­tes und in zar­ter But­ter ge­bra­te­nes Huhn be­son­ders zu schät­zen weiß. Nein, wenn ich zur See gehe, dann fah­re ich vor dem Mast3 als ge­wöhn­li­cher Ma­tro­se. Ge­wiss, sie het­zen mich um­her, und ich muss sprin­gen wie ein Gras­hüp­fer im Mai. Und zu­erst ist das ein höchst un­an­ge­neh­mer Job. Es geht ei­nem so­gar ge­gen die Ehre, vor al­lem, wenn man aus ei­ner alt­ein­ge­ses­se­nen Fa­mi­lie stammt. Be­son­ders schlimm ist es aber, wenn man kurz vor­her noch als Dorf­schul­meis­ter Herr über eine Klas­se war und nun mit dem blü­ten­wei­ßen Hemd in einen Teer­topf lan­gen muss. Der Über­gang ist schwer, aber auch das gibt sich mit der Zeit. Was macht es denn schon, wenn mich ein fil­zi­ger al­ter Ka­pi­tän nach dem Be­sen schickt und das Deck fe­gen lässt? Wer wäre denn, so be­trach­tet, kein Skla­ve? Das möch­te ich wis­sen! Sol­len mich also die Ka­pi­tä­ne her­um­kom­man­die­ren und her­um­schin­den. Je­der kriegt auf sei­ne Wei­se sei­nen Teil ab.

Ich gehe auch des­halb zur See, weil man mir für mei­ne Mü­hen auch noch et­was zahlt, wäh­rend man noch nie ge­hört hat, dass ein Pas­sa­gier Geld be­kom­men hät­te. Im Ge­gen­teil: Er wird zur Kas­se ge­be­ten. Zah­len und Be­zahlt­wer­den, das ist ein ge­wal­ti­ger Un­ter­schied.

Und schließ­lich ist da noch ein letz­ter Grund, warum ich als Ma­tro­se zur See gehe; es ist näm­lich ge­sund, sich in der fri­schen, rei­nen See­luft auf dem Vor­deck kräf­tig zu be­we­gen, wäh­rend der Ka­pi­tän auf dem Ach­ter­deck die Luft nur aus zwei­ter Hand er­hält.

Wa­rum ich aber dies­mal auf die Idee kam, aus­ge­rech­net auf ei­nem Wal­fän­ger an­zu­heu­ern, das kann ich nicht ge­nau sa­gen. Von al­len Be­weg­grün­den war si­cher die über­wäl­ti­gen­de Vor­stel­lung vom großen Wal der stärks­te. Das rie­sen­haf­te, ge­heim­nis­vol­le Un­ge­tüm reiz­te mei­ne Fan­ta­sie; dazu die fer­nen, wil­den Mee­re, durch die er sei­nen Rie­sen­leib wälzt wie eine In­sel, und die un­nenn­ba­ren Ge­fah­ren und die tau­send Wun­der der Süd­see, das al­les lock­te mich un­wi­der­steh­lich, denn ich fah­re für mein Le­ben gern in ver­bo­te­nen Ge­wäs­sern und gehe an den Küs­ten der Bar­ba­ren an Land. Ge­wiss, ich ver­ach­te nicht das Gute und Schö­ne, aber das Grau­en­haf­te zieht mich un­sag­bar an.

Aus die­sen Grün­den war mir die Fahrt auf ei­nem Wal­fän­ger ge­ra­de recht. Die Tore zu ei­ner Wun­der­welt ta­ten sich auf.

Ich stopf­te mei­ne paar Hem­den in einen al­ten See­sack, nahm ihn un­ter den Arm und brach auf nach Kap Hoorn und dem Pa­zi­fik. Dem gu­ten al­ten Man­hat­tan sag­te ich Le­be­wohl und kam glück­lich in New Bed­ford an. Es war an ei­nem Sams­tag­abend im De­zem­ber. Mei­ne Ent­täu­schung war groß, als ich er­fuhr, dass das klei­ne Post­schiff nach Nan­tucket schon ab­ge­fah­ren sei. So muss­te ich bis zum Mon­tag war­ten.

Da die meis­ten jun­gen An­wär­ter für eine Fahrt mit dem Wal­fang­schiff ihre Rei­se be­reits in New Bed­ford an­tre­ten, muss ich aus­drück­lich er­wäh­nen, dass ich ganz an­de­re Plä­ne hat­te. Ich woll­te durch­aus mit ei­nem Schiff aus Nan­tucket fah­ren, denn al­les, was mit die­ser al­ten, be­rühm­ten In­sel zu­sam­men­hing, hat­te et­was Aben­teu­er­li­ches an sich, was mich un­ge­mein an­zog. Wohl hat­te in letz­ter Zeit New Bed­ford den größ­ten Teil des Wal­ge­schäfts an sich ge­ris­sen, und das arme, alte Nan­tucket war be­denk­lich ins Hin­ter­tref­fen ge­ra­ten. Aber Nan­tucket ist das große Vor­bild, denn schließ­lich wur­de hier der ers­te von Ame­ri­ka­nern er­leg­te Wal an Land ge­bracht, und von hier aus fuh­ren die Ur-Wal­fän­ger, die Rot­häu­te, mit Ka­nus hin­aus.

Da ich nun in New Bed­ford eine Nacht, einen Tag und noch eine Nacht vor mir hat­te, ehe ich mich nach mei­nem Be­stim­mungs­ha­fen ein­schif­fen konn­te, muss­te ich mich zu­nächst ein­mal nach ei­nem Quar­tier um­se­hen. Der Ort sah am Abend we­nig ver­trau­en­er­we­ckend aus, und oben­drein war es bit­ter kalt. Ich kann­te kei­ne Men­schen­see­le. Sor­gen­voll kram­te ich in mei­ner Ho­sen­ta­sche her­um und zog schließ­lich ein paar Sil­ber­stücke her­vor. »Auf­ge­passt, Is­ma­el«, sag­te ich zu mir, wäh­rend ich auf der Stra­ße stand und mei­nen See­sack schul­ter­te, »wo du zu über­nach­ten be­schließt, mein lie­ber Is­ma­el, ver­giss nicht, nach dem Preis zu fra­gen, und sei nicht wäh­le­risch.«

Zö­gernd tapp­te ich die düs­te­ren Stra­ßen ent­lang und kam am Wirts­haus »Zu den ge­kreuz­ten Har­pu­nen« vor­über; aber das sah zu teu­er für mich aus. Au­ßer­dem ging es dort laut und aus­ge­las­sen zu. Wei­ter un­ten leuch­te­ten die Fens­ter der »Schwert­fisch-Knei­pe« so strah­lend in die Nacht hin­aus, dass es mir schi­en, als hät­ten sie Schnee und Eis vor dem Haus weg­ge­taut, denn sonst lag der Schnee über­all zehn Zoll hoch und war hart wie Stra­ßen­pflas­ter. All­mäh­lich wur­de ich mil­de. Ei­nen Au­gen­blick blieb ich ste­hen, sah das grel­le Licht, das auf die Stra­ße fiel, und hör­te das Glä­ser­klin­gen von drin­nen. »Nein, auch da geht’s zu lus­tig zu, Is­ma­el«, sag­te ich zu mir, »mach, dass du wei­ter­kommst.«

Ohne lan­ge zu über­le­gen, folg­te ich der Stra­ße, die hin­un­ter zum Was­ser führ­te, dort­hin, wo die bil­ligs­ten, viel­leicht aber auch die net­tes­ten Knei­pen lie­gen.

Trost­lo­se Stra­ßen! Zu bei­den Sei­ten kei­ne Häu­ser, viel­mehr Qua­der aus ra­ben­schwar­zer Fins­ter­nis, hin und wie­der der trü­be Schein ei­ner Ker­ze wie aus ei­nem Grab. Zu die­ser Stun­de, am letz­ten Tag der Wo­che, war das Vier­tel wie aus­ge­stor­ben. Doch bald drang aus ei­nem nied­ri­gen, weit­läu­fi­gen Ge­bäu­de ver­schwom­men ein Schim­mer. Die Tür stand ein­la­dend of­fen und ge­währ­te einen Blick in den ver­wahr­los­ten Vor­raum. Ich hör­te eine lau­te Stim­me von drin­nen, fass­te mir ein Herz und öff­ne­te eine zwei­te Tür.

Hun­dert dunkle Ge­sich­ter wand­ten sich nach mir um, als ich ein­trat. Über ih­nen auf ei­ner Kan­zel stand ein schwar­zer En­gel und schlug hef­tig auf ein Buch. Es war die Kir­che ei­ner Ne­ger­ge­mein­de. Der Text des Pre­di­gers han­del­te von Nacht und Fins­ter­nis, von Heu­len und Kla­gen und Zäh­ne­klap­pern. »O Is­ma­el«, mur­mel­te ich und ging rück­wärts wie­der hin­aus, »wo­hin bist du ge­ra­ten!«

Ich ging wei­ter, bis ich schließ­lich in der Nähe der Docks einen schwa­chen Licht­schim­mer er­späh­te und über mir ein kläg­li­ches Krei­schen ver­nahm. Als ich auf­blick­te, sah ich ein Blech­schild hin und her schwin­gen. Da­rauf stand, un­deut­lich zu le­sen, »Gast­haus zum Wal­fisch – Pe­ter Coffin«.

»Coffin, das heißt Sarg; und dazu Wal­fisch – das ist kein gu­tes Vor­zei­chen in die­ser Zu­sam­men­stel­lung«, sag­te ich mir, »aber der Name soll häu­fig vor­kom­men in Nan­tucket.« Das Licht schi­en trü­be, die Ge­gend war still, und das ver­fal­le­ne Block­haus sah aus, als hät­te man es aus ei­ner Feu­ers­brunst hier­her ge­ret­tet. Aus all dem schloss ich, dass ich hier vor der rich­ti­gen Tür war und mit ei­nem bil­li­gen Quar­tier und ei­nem er­bärm­li­chen Kaf­fee rech­nen konn­te. Et­was ver­däch­tig sah das alte Haus schon aus, wie es so wind­schief an der Ecke stand, als hät­te es die Gicht.

Aber ich hat­te kei­ne an­de­re Wahl.

Be­trat man das Gast­haus »Zum Wal­fisch«, dann kam man in einen wei­ten, nied­ri­gen Vor­raum mit ei­ner alt­mo­di­schen Holz­tä­fe­lung, die an das Schanz­kleid ei­nes al­ten, ab­ge­wrack­ten Schif­fes er­in­ner­te. Auf der einen Sei­te hing ein rie­si­ges Öl­ge­mäl­de, das so ver­räu­chert und ent­stellt war, dass man, bei dem un­ge­wis­sen Licht, nur nach ein­ge­hen­der Be­trach­tung und Be­fra­gung der Nach­barn über­haupt et­was er­ken­nen konn­te. Un­er­klär­li­che Mas­sen von Schat­ten und Schat­tie­run­gen türm­ten sich auf­ein­an­der, so­dass man zu­nächst glaub­te, ein ehr­gei­zi­ger jun­ger Künst­ler habe sich be­müht, einen He­xen­tanz aus Neu­eng­lands frü­hen Ta­gen dar­zu­stel­len.

Be­son­ders rät­sel­haft und wirr war eine lang­ge­streck­te, un­heil­dro­hen­de, schwar­ze Mas­se in der Mit­te des Bil­des, die über drei senk­rech­ten Li­ni­en aus bläss­li­chem Blau schweb­te. In der Tat glich das gan­ze Ge­mäl­de ei­ner schwabb­li­gen, quabb­li­gen Mas­se, die einen emp­find­sa­men Men­schen wohl be­un­ru­hi­gen konn­te. Und doch ging von dem Bild eine ei­gen­ar­ti­ge Wir­kung aus. Was moch­te es dar­stel­len? Ei­nen Sturm zur Mit­ter­nacht über dem schwar­zen Meer? Den Kampf der vier Ele­men­te? Eine ver­dorr­te Hei­de­land­schaft? Eine nor­di­sche Win­ter­land­schaft? Doch alle Deu­tungs­ver­su­che schei­ter­ten zu­letzt an dem un­heil­vol­len schwar­zen Et­was in der Mit­te. Wenn das Rät­sel ge­löst war, dann war al­les üb­ri­ge klar. Erin­ner­te es nicht von fer­ne an einen rie­sen­haf­ten Fisch? Soll­te es etwa der große Le­via­than selbst sein?

Die Ab­sicht des Künst­lers war es wohl ge­we­sen, einen Kap-Hoorn-Fah­rer im Or­kan dar­zu­stel­len. Von dem sin­ken­den Schiff wa­ren nur noch die drei ab­ge­ta­kel­ten4 Mas­ten zu se­hen. Ein wü­ten­der Wal, der mit ei­nem ge­wal­ti­gen Satz über das Schiff hin­weg­s­prin­gen woll­te, spieß­te sich da­bei auf den Mast­spit­zen auf.

Die ge­gen­über­lie­gen­de Wand des Vor­raums war über und über mit furchter­re­gen­den Keu­len und Spee­ren be­han­gen. Man­che wa­ren dicht mit blin­ken­den Zäh­nen be­deckt und er­in­ner­ten an el­fen­bei­ner­ne Sä­gen, an­de­re wa­ren mit Sträh­nen aus Men­schen­haar ge­schmückt. Auch eine si­chel­för­mi­ge Waf­fe war dar­un­ter, mit der man wohl un­ter den Fein­den wü­ten konn­te wie ein Schnit­ter in fri­schem Gras. Mich schau­der­te al­lein vom Hin­se­hen. Da­zwi­schen hin­gen ros­ti­ge, alte Wal-Lan­zen und Har­pu­nen, alle zer­bro­chen und ge­knickt. Mit die­ser Lan­ze da, die jetzt völ­lig ver­bo­gen war, tö­te­te vor fünf­zig Jah­ren Na­than Swain fünf­zehn Wale an ei­nem ein­zi­gen Tag. Und die­se Har­pu­ne dort, die jetzt aus­sah wie ein Kor­ken­zie­her, wur­de einst ins Meer bei Java ge­schleu­dert, von dem ge­trof­fe­nen Wal da­von­ge­tra­gen und erst nach Jah­ren wie­der­ge­fun­den, als der Wal bei Kap Blan­co er­legt wur­de. Die Waf­fe war da­mals am Schwanz ein­ge­drun­gen und dann wie eine Na­del im mensch­li­chen Kör­per wei­ter­ge­wan­dert, bis man sie schließ­lich, im Hö­cker ein­ge­bet­tet, wie­der­fand.

Durch einen düs­te­ren, ge­wölb­ten Flur, wohl durch den ehe­ma­li­gen Haupt­ka­min ge­bro­chen, ge­lang­te man in die Gast­stu­be, wo es noch dunk­ler war. Die mäch­ti­gen De­cken­bal­ken wa­ren so nied­rig und die Bo­den­plan­ken so ab­ge­tre­ten, dass man sich fast ins Raum­deck ei­nes al­ten Kahns ver­setzt fühl­te, be­son­ders an ei­nem Abend, wo der Sturm heul­te und die schlecht ver­täu­te alte Ar­che in al­len Fu­gen ächz­te. Auf der einen Sei­te stand ein lan­ger, nied­ri­ger Tisch mit ei­ni­gen zer­sprun­ge­nen Glas­käs­ten dar­auf, ge­füllt mit al­ler­lei ver­staub­ten Ra­ri­tä­ten aus den ent­le­gens­ten Win­keln der Welt. Ganz hin­ten rag­te ein schwärz­li­ches Ge­bil­de in den Raum, die The­ke – eine rohe, un­ge­schick­te Nach­bil­dung ei­nes Wal­fisch­kop­fes. Dar­über wölb­te sich ein Wal­kie­fer so rie­sen­groß, dass bei­na­he eine Kut­sche hät­te hin­durch­fah­ren kön­nen. Dar­un­ter stan­den ein paar schä­bi­ge Re­ga­le mit al­ten Fla­schen und Kar­af­fen. Und mit­ten in dem mör­de­ri­schen Ra­chen stand wie ein zwei­ter von Gott ver­fluch­ter Jona – so wur­de er üb­ri­gens auch ge­ru­fen – ein dür­res, al­tes Männ­chen, das den Ma­tro­sen für gu­tes Geld die ab­scheu­lichs­ten Ge­trän­ke ver­kauf­te.

Als ich ein­trat, sa­ßen da ein paar jun­ge Ma­tro­sen um einen Tisch und prüf­ten beim trü­ben Licht ei­ner Ker­ze al­ler­lei Schnit­ze­rei­en aus Mu­scheln und Wal­fisch­bein. Ich trat auf den Wirt zu und frag­te ihn nach ei­nem Nacht­quar­tier, er­hielt aber zur Ant­wort, das Haus sei voll, kein Bett sei mehr frei. »Doch halt«, füg­te er hin­zu und griff sich an die Stirn, »ha­ben Sie et­was da­ge­gen, mit ei­nem Har­pu­nier das Bett zu tei­len? Sie wol­len doch ver­mut­lich auch auf Wal­fang aus­fah­ren. Da kön­nen Sie sich bei­zei­ten dar­an ge­wöh­nen.«

Ich er­wi­der­te ihm, ich hät­te noch nie ger­ne zu zweit un­ter ei­ner De­cke ge­schla­fen; wenn es aber sein müs­se, so hän­ge es ganz da­von ab, was der Har­pu­nier für ein Kerl sei. Wenn es aber wirk­lich kei­nen an­de­ren Platz gebe und ge­gen den Har­pu­nier nichts ein­zu­wen­den sei, dann sei es bes­ser, mit ei­nem an­stän­di­gen Bur­schen die Bett­de­cke zu tei­len, als bei der bit­te­ren Käl­te noch län­ger durch eine frem­de Stadt zu strol­chen.

»Das habe ich mir ge­dacht. Geht also in Ord­nung. Set­zen Sie sich. Wol­len Sie noch es­sen? Wird gleich fer­tig sein.«

Ich ließ mich auf ei­ner al­ten Holz­bank nie­der, in die Ge­ne­ra­tio­nen von See­leu­ten ihre Zei­chen ge­schnitzt hat­ten. An der an­de­ren Ecke saß, ganz in sich ge­kehrt, ein See­bär und be­ar­bei­te­te ein Stück Holz.

End­lich wur­den wir, vier oder fünf Mann, zum Es­sen in den Ne­ben­raum ge­holt. Dort herrsch­te ei­si­ge Käl­te, kein Feu­er im Ka­min, denn der Wirt be­haup­te­te, er kön­ne es sich nicht leis­ten. Ei­lig knöpf­ten wir un­se­re Ja­cken zu und grif­fen mit klam­men Fin­gern nach dem ko­chend­hei­ßen Tee. Das Es­sen war je­den­falls sehr kräf­tig, denn es gab nicht nur Fleisch und Kar­tof­feln, son­dern so­gar Klö­ße – Don­ner­wet­ter, auch noch Klö­ße! Ein jun­ger Bur­sche im grü­nen Man­tel wid­me­te sich denn auch den Klö­ßen mit ei­nem ge­ra­de­zu ent­setz­li­chen Ap­pe­tit.

»Mein lie­ber Freund«, sag­te der Wirt, »nach die­ser Por­ti­on wirst du heu­te Nacht Alp­träu­me ha­ben.«

»Herr Wirt«, flüs­ter­te ich ihm zu, »das ist doch nicht etwa der Har­pu­nier?«

»Nein, nein«, er­wi­der­te er, und man merk­te, dass es ihm einen ganz teuf­li­schen Spaß mach­te, »der Har­pu­nier ist ein dunk­ler Bur­sche, der isst nie­mals Klö­ße. Der frisst nur Steaks, je ro­her, de­sto lie­ber.«

»Zum Teu­fel, wo steckt er denn ei­gent­lich? Ist er hier?«, frag­te ich.

»Nur Ge­duld, der kommt schon noch«, war die Ant­wort.

Die­ser dunkle Bur­sche wur­de mir all­mäh­lich un­heim­lich. Auf je­den Fall, so be­schloss ich bei mir, soll­te er sich als ers­ter aus­zie­hen und ins Bett krie­chen, wenn wir schon zu­sam­men schla­fen soll­ten.

Nach dem Es­sen gin­gen die an­de­ren Gäs­te wie­der in den Schan­kraum, und da ich nichts wei­ter vor­hat­te, ent­schied ich mich, den Abend als Zuschau­er zu ver­brin­gen.

Da plötz­lich gab es Lärm auf der Stra­ße. Der Wirt sprang auf und rief: »Das sind die Leu­te von der ›Gram­pus‹, drei Jah­re un­ter­wegs und voll bis oben hin. Hol­la, Jungs, jetzt er­fahrt ihr das Neues­te von den Fid­schi-In­seln!«

Sees­tie­fel tram­pel­ten durch den Vor­raum, die Tür wur­de auf­ge­ris­sen, und her­ein tor­kel­te eine wil­de Rot­te von Ma­tro­sen. Ein­gehüllt in ihre rau­en Wach­män­tel, zer­lumpt und zu­sam­men­ge­flickt, mit steif­ge­fro­re­nen Bär­ten, aus de­nen die Eis­zap­fen hin­gen, schie­nen sie ge­ra­de­wegs aus La­b­ra­dor zu kom­men. Sie wa­ren eben an Land ge­gan­gen, und dies war das ers­te Haus, das sie be­tra­ten. Kein Wun­der, dass sie so­gleich auf den Wal­fisch­ra­chen zu­steu­er­ten, wo ih­nen der dür­re, klei­ne Jona die Glä­ser bis zum Rand voll­schenk­te. Ei­ner be­klag­te sich über sei­nen fürch­ter­li­chen Schnup­fen, wor­auf ihm der Alte ein pech­zä­hes Ge­tränk zu­sam­men­brau­te und hei­li­ge Eide schwor, das sei die bes­te Arz­nei für alle Ar­ten von Er­käl­tun­gen und Ka­tarrh, die man sich in La­b­ra­dor oder auf der Wet­ter­sei­te ei­nes Eis­bergs ho­len kön­ne.

Der Schnaps stieg ih­nen bald zu Kopf, und sie be­gan­nen, wie nicht an­ders zu er­war­ten war, Krach zu schla­gen.

Ich hat­te in­des­sen be­merkt, dass sich ei­ner von ih­nen et­was ab­ge­son­dert hat­te, an­de­rer­seits aber of­fen­bar be­strebt war, den an­de­ren durch sei­ne Nüch­tern­heit die Stim­mung nicht zu ver­der­ben. Er er­weck­te mein In­ter­es­se, weil er sich so still ver­hielt. Als das Ge­la­ge sei­ner Ge­fähr­ten auf dem Hö­he­punkt an­ge­langt war, ver­schwand er un­be­merkt, und ich sah ihn erst wie­der, als er mein Ka­me­rad auf See wur­de. We­nig spä­ter ver­miss­ten ihn sei­ne Ge­sel­len. Sie er­ho­ben eine großes Ge­schrei: »Bul­king­ton! Bul­king­ton!« und stürm­ten hin­aus auf die Stra­ße.

Es war jetzt etwa neun Uhr, der Raum schi­en bei­na­he un­na­tür­lich still nach die­ser Sau­fe­rei. Glück­li­cher­wei­se hat­te ich mir, ehe die Ma­tro­sen her­ein­ge­pol­tert wa­ren, einen Plan zu­recht­ge­legt.

Nie­mand schläft ger­ne mit ei­nem an­de­ren in ei­nem Bett, und wenn es sein ei­ge­ner Bru­der wäre. Im Schlaf ist man eben am liebs­ten al­lein. Wenn man nun gar mit ei­nem Frem­den in ei­ner frem­den Wirt­schaft in ei­ner frem­den Stadt zu­sam­men schla­fen soll und der Frem­de oben­drein ein Har­pu­nier ist, dann stimmt das noch weit be­denk­li­cher. Und auch für einen See­mann gibt es kei­nen ein­leuch­ten­den Grund, mit ei­nem an­de­ren sein Bett zu tei­len, denn schließ­lich hat auch ein See­mann sei­ne ei­ge­ne Hän­ge­mat­te und sei­ne ei­ge­ne De­cke.

Je mehr ich nun über die­sen Har­pu­nier nach­dach­te, de­sto un­an­ge­neh­mer war mir der Ge­dan­ke, mit ihm zu­sam­men schla­fen zu müs­sen. Im üb­ri­gen wur­de es all­mäh­lich auch spät, und ein an­stän­di­ger Har­pu­nier hät­te schon längst zu Hau­se und im Bett sein müs­sen. Wenn er nun gar erst ge­gen Mit­ter­nacht her­ein­tor­keln soll­te! Und wer konn­te denn schon wis­sen, aus wel­cher ge­mei­nen Knei­pe er kom­men moch­te?

»Hal­lo, Wirt! Ich habe mir’s an­ders über­legt. Mit dem Har­pu­nier schla­fe ich nicht. Ich will mir’s hier auf der Bank be­quem ma­chen.«

»Wie Sie wol­len. Scha­de, dass ich kein Tisch­tuch üb­rig habe. Sie könn­ten sonst dar­auf schla­fen, denn das Brett hier ist ver­dammt rau. Ei­nen Au­gen­blick, ich habe da einen Ho­bel hin­ter der The­ke. Sie sol­len’s ganz be­quem ha­ben.« Mit die­sen Wor­ten hol­te er den Ho­bel, staub­te erst ein­mal mit ei­nem al­ten Sei­den­tuch die Bank ab und be­gann aus Lei­bes­kräf­ten, mein Bett glatt­zu­ho­beln. Da­bei grins­te er wie ein Affe. Die Spä­ne flo­gen nach al­len Sei­ten, bis plötz­lich das Ei­sen ge­gen einen Knor­ren stieß, der nicht nach­gab. Ich sag­te ihm, er sol­le jetzt um Got­tes wil­len auf­hö­ren, das Bett sei mir schon weich ge­nug, und aus Fich­ten­bret­tern wür­den eben mal kei­ne Ei­der­dau­nen. Er grins­te wie­der, kehr­te die Spä­ne zu­sam­men und warf sie in den großen Ofen mit­ten in der Gast­stu­be. Dann mach­te er sich wie­der hin­ter der The­ke zu schaf­fen und ließ mich mit mei­nen düs­te­ren Ge­dan­ken al­lein.

Nun maß ich die Bank aus und fand, dass sie einen Fuß zu kurz war. Doch konn­te man im­mer­hin einen Stuhl an­stel­len. Aber sie war auch um einen Fuß zu schmal, und die zwei­te Bank in der Stu­be war um vier Zoll hö­her als die ab­ge­ho­bel­te, so­dass sie nicht zu­ein­an­der pas­sen woll­ten. Schließ­lich rück­te ich die ers­te Bank an die Wand und ließ einen klei­nen Zwi­schen­raum, um mei­nem Rücken Platz zu schaf­fen. Aber bald merk­te ich, dass vom Fens­ter her ein eis­kal­ter Luft­zug kam; und da es auch von der Tür her zog, ent­stand fort­wäh­rend ein klei­ner Wir­bel­wind ge­ra­de an der Stel­le, wo ich mein La­ger auf­ge­schla­gen hat­te.

Der Teu­fel soll den Har­pu­nier ho­len, dach­te ich bei mir. Doch halt! Könn­te ich ihm nicht zu­vor­kom­men, die Tür von in­nen ver­rie­geln und ins Bett stei­gen? Mag er dann klop­fen, ich wach’ nicht auf. Kein üb­ler Plan. Aber wer konn­te mir ga­ran­tie­ren, dass mir nicht mor­gen der Har­pu­nier den Schä­del ein­schlägt, wenn ich aus der Tür tre­te?

Wie­der sah ich mich um, fand aber kei­ne Ge­le­gen­heit, die Nacht an­ge­neh­mer zu ver­brin­gen, es sei denn, zu­sam­men mit ei­nem an­de­ren. Vi­el­leicht wa­ren es doch nur grund­lo­se Vor­ur­tei­le ge­gen den Har­pu­nier? War­ten wir noch ein Weil­chen, dach­te ich mir, er muss ja bald kom­men. Dann schaue ich mir den Bur­schen ein­mal ge­nau an. Vi­el­leicht wer­den wir noch ganz gute Bett­ge­nos­sen.

Nach und nach ka­men die an­de­ren Schlaf­gäs­te her­ein, al­lein, zu zweit, zu dritt – aber von mei­nem Har­pu­nier kei­ne Spur.

»Herr Wirt«, sag­te ich, »was ist denn das für ein Kerl? Bleibt der im­mer so lan­ge aus?« Es war fast Mit­ter­nacht.

Der Wirt ließ wie­der sein dün­nes Ge­me­cker ver­neh­men. Ir­gend et­was schi­en ihm mäch­tig Spaß zu ma­chen, nur wuss­te ich nicht, was. »Nein«, sag­te er, »im All­ge­mei­nen ist er früh dran, zei­tig im Bett, zei­tig wie­der ’raus. Mor­gen­stund hat Gold im Mund. Aber heu­te will er was ver­kau­fen. Weiß der Teu­fel, wo er sich so lan­ge her­um­treibt. Vi­el­leicht wird er sei­nen Kopf nicht los.«

»Sei­nen Kopf nicht los? Er­zäh­len Sie kei­ne Mär­chen!« Ich wur­de wü­tend. »Wol­len Sie tat­säch­lich be­haup­ten, dass die­ser Har­pu­nier heu­te am hei­li­gen Sams­tag­abend oder viel­mehr Sonn­tag­mor­gen un­ter­wegs ist, um sei­nen Kopf feil­zu­bie­ten?«

»Genau so ist es«, er­wi­der­te der Wirt, »und da­bei habe ich ihm doch ge­sagt, dass er ihn hier nicht los­kriegt. Es gibt zu viel von die­sem Zeug.«

»Was für Zeug?«, schrie ich ihn an.

»Na, Köp­fe. Gib­t’s nicht so­wie­so zu vie­le Köp­fe auf der Welt?«

»Ich will Ih­nen was sa­gen, Herr Wirt«, sag­te ich ganz ru­hig, »hö­ren Sie auf mit dem Un­sinn. Ich bin kein grü­ner Jun­ge mehr.«

»Grün viel­leicht nicht«, er nahm ein Stück­chen Holz und schnitz­te sich einen Zahn­sto­cher zu­recht, »aber viel­leicht wer­den Sie braun und blau ge­schla­gen, wenn der Har­pu­nier er­fährt, dass Ih­nen sein Kopf nicht passt.«

»Ein­schla­gen wer­de ich ihm sei­nen Schä­del«, gab ich zu­rück, denn all­mäh­lich mach­te mich das un­sin­ni­ge Ge­re­de wü­tend.

»Der ist schon ein­ge­schla­gen«, sag­te er.

»Ein­ge­schla­gen? Wirk­lich ein­ge­schla­gen«, frag­te ich, »was soll das hei­ßen?«

»Ein­ge­schla­gen. Und ge­ra­de des­we­gen kriegt er ihn wohl nicht los.«

»Herr Wirt«, ich trat auf ihn zu, »jetzt aber Schluss mit dem Ge­schnit­ze da. Wir müs­sen klar­kom­men, und zwar so­fort. Ich kom­me hier her­ein und will ein Bett. Sie kön­nen mir nur ein hal­b­es an­bie­ten, weil die an­de­re Hälf­te ei­nem ge­wis­sen Har­pu­nier ge­hört. Und von die­sem Har­pu­nier, den ich noch nicht ge­se­hen habe, er­zäh­len Sie mir die merk­wür­digs­ten und haar­sträu­bends­ten Ge­schich­ten, bis es mir vor dem Men­schen graut, mit dem ich zu­sam­men schla­fen soll. Of­fen und ehr­lich: Was ist mit die­sem Har­pu­nier los? Bin ich denn mei­nes Le­bens si­cher? Und dann er­klä­ren Sie mir ge­fäl­ligst die Ge­schich­te mit dem ver­hö­ker­ten Schä­del. Denn wenn die Ge­schich­te stimmt, dann ist der Har­pu­nier ver­rückt, und ich den­ke nicht dar­an, mit ei­nem Irr­sin­ni­gen das Zim­mer zu tei­len. Und Sie, Herr Wirt, ja, Sie, wenn Sie mich wis­sent­lich in eine sol­che Lage brin­gen, dann ge­hö­ren Sie vor Ge­richt ge­stellt.«

»Schon recht, schon recht«, sag­te der Wirt und hol­te tief Luft, »das war eine lan­ge Pre­digt für einen ar­men Teu­fel, der hin und wie­der auch gern ein­mal das Maul zu weit auf­macht. Im­mer mit der Ruhe. Der Har­pu­nier, von dem ich er­zähl­te, kommt eben von der Süd­see. Und von dort hat er einen gan­zen Sack voll ein­bal­sa­mier­ter Neu­see­län­der­köp­fe mit­ge­bracht, lau­ter Ku­rio­si­tä­ten. Und die hat er alle bis auf einen ver­kauft, und den will er heu­te Abend ver­hö­kern, weil doch mor­gen Sonn­tag ist. Und wenn die Leu­te in die Kir­che ge­hen, dann kann er doch den Kopf nicht auf der Stra­ße an­bie­ten. Ver­gan­ge­nen Sonn­tag habe ich ihn ge­ra­de noch im letz­ten Au­gen­blick er­wi­scht, als er eben mit vier Köp­fen, schön wie Zwie­beln auf ei­ner Schnur auf­ge­reiht, aus dem Haus woll­te.« Der Be­richt klär­te das Ge­heim­nis auf und be­wies, dass der Wirt mir we­nigs­tens kei­nen Bä­ren auf­ge­bun­den hat­te – aber an­de­rer­seits, was soll­te ich von ei­nem Har­pu­nier hal­ten, der sich bis in den hei­li­gen Sonn­tag hin­ein auf der Stra­ße her­um­trieb, um sei­nen kan­ni­ba­li­schen Ge­schäf­ten nach­zu­ge­hen und Köp­fe von to­ten Hei­den an­zu­bie­ten?

»Glau­ben Sie mir, Herr Wirt, der Har­pu­nier ist ein ge­fähr­li­cher Bur­sche.«

»Im­mer­hin, er zahlt pünkt­lich«, war die Ant­wort. »Kom­men Sie, es ist spät. Es ist ein schö­nes, ein brei­tes Bett. Los, ich ma­che Ih­nen Licht.« Da­mit zün­de­te er eine Ker­ze an, reich­te sie mir und woll­te schon vor­an­ge­hen. Aber ich zö­ger­te noch. Er sah auf die Uhr in der Ecke: »Was? Schon Sonn­tag?«, rief er er­staunt. »Da wer­den Sie den Har­pu­nier heu­te Nacht nicht mehr zu Ge­sicht krie­gen. Der hat ir­gend­wo An­ker ge­wor­fen. Also, vor­wärts jetzt! Oder wol­len Sie nicht?«

Ei­nen Au­gen­blick stand ich noch da, dann stie­gen wir die Trep­pe hin­auf. Die Kam­mer war zwar eis­kalt, aber das Bett, das drin­nen stand, war so groß, dass tat­säch­lich vier Har­pu­nie­re be­quem Platz ge­fun­den hät­ten.

»So«, sag­te der Wirt und stell­te die Ker­ze auf eine alte See­kis­te, die als Wasch­tisch und Ess­tisch diente, »jetzt ma­chen Sie sich’s be­quem. Gute Nacht.« Als ich mich um­wand­te, war der Wirt schon ver­schwun­den.

Ich schlug die De­cke zu­rück und beug­te mich über das Bett. Ele­gant war es nicht, aber es sah or­dent­lich aus. Dann sah ich mich in der Kam­mer um. Au­ßer Bett und Tisch war kein an­de­res Mö­bel­stück zu er­bli­cken, nur ein grob ge­zim­mer­tes Bord, die vier Wän­de und ein ta­pe­zier­ter Ka­min­schirm mit ei­nem Mann dar­auf, der einen Wal er­leg­te. In ei­ner Ecke auf dem Fuß­bo­den lag eine Hän­ge­mat­te, dazu ein See­sack, der die Klei­der des Har­pu­niers ent­hielt. Fer­ner lag auf dem Ka­min­sims ein Bün­del fremd­län­di­scher, bei­ner­ner An­gel­ha­ken, und am Kop­fen­de des Bet­tes stand eine lan­ge Har­pu­ne.

Doch was lag dort auf der See­kis­te? Ich nahm es in die Hand und hielt es nahe ans Licht, be­fühl­te es, beroch es und such­te her­aus­zu­be­kom­men, was es wohl sein moch­te. Es ließ sich am ehe­s­ten noch mit ei­ner großen Fuß­mat­te ver­glei­chen, die an den Kan­ten mit klin­gen­den Stäb­chen ver­ziert war. In der Mit­te be­fand sich ein Loch oder viel­mehr Schlitz wie bei ei­nem süd­ame­ri­ka­ni­schen Pon­cho. War es denn wirk­lich denk­bar, dass ein ehr­li­cher Har­pu­nier sich eine Fuß­mat­te über den Kopf zog und in die­ser Auf­ma­chung durch die Stra­ßen ei­ner christ­li­chen Stadt stol­zier­te! Ich steck­te mei­nen Kopf durch den Schlitz, um es selbst ein­mal aus­zu­pro­bie­ren. Das Ge­wicht drück­te mich nie­der, so un­ge­wöhn­lich zot­tig und dicht war das Ge­we­be und auch ein we­nig feucht, als hät­te es der ge­heim­nis­vol­le Har­pu­nier an ei­nem reg­ne­ri­schen Tag ge­tra­gen. Ich be­sah mich in dem Spie­gel­scher­ben an der Wand. Ein un­ver­ge­ss­li­cher An­blick! Has­tig be­frei­te ich mich wie­der von der Mat­te und ver­renk­te mir da­bei fast den Hals.

Ich setz­te mich auf die Bett­kan­te und dach­te über den Kopf­händ­ler und Har­pu­nier nach. Dann stand ich auf, leg­te mei­ne Ja­cke ab, stell­te mich mit­ten ins Zim­mer und dach­te im­mer noch nach. Doch dann wur­de mir kalt, und da der Wirt ge­sagt hat­te, der Har­pu­nier wer­de wohl in die­ser Nacht nicht mehr zu­rück­keh­ren, zog ich mir rasch Stie­fel und Hose aus, lösch­te das Licht, fiel ins Bett und emp­fahl mich dem Schutz des Him­mels.

Ob die Ma­trat­ze mit Mais­kol­ben ge­füllt war oder mit Topf­scher­ben, dar­über schwei­ge ich mich aus. Je­den­falls wälz­te ich mich un­ru­hig hin und her und konn­te lan­ge nicht ein­schla­fen. End­lich fiel ich doch in einen lei­sen Schlum­mer und war schon bei­na­he tief ein­ge­schla­fen, als ich auf dem Flur schwe­re Schrit­te hör­te. Un­ter der Tür drang ein schwa­cher Licht­schim­mer in die Kam­mer.

»Gott steh mir bei«, dach­te ich, »das muss der Har­pu­nier sein, der höl­li­sche Kopf­händ­ler.« Ich lag mäus­chen­still da und be­schloss, kein Ster­bens­wört­lein zu sa­gen, bis er mich an­re­de­te. Ein Licht in der einen Hand, in der an­de­ren den be­kann­ten Neu­see­län­der­kopf, so trat der Frem­de ins Zim­mer. Dann stell­te er, ohne einen Blick aufs Bett zu wer­fen, die Ker­ze in eine ent­fern­te Ecke auf den Bo­den und mach­te sich an dem schon er­wähn­ten See­sack zu schaf­fen. Ich woll­te un­be­dingt sein Ge­sicht se­hen, aber er hielt es ab­ge­wen­det, wäh­rend er an dem See­sack her­um­nes­tel­te.

Als der Sack end­lich of­fen war, wand­te er sich um. Gott im Him­mel, welch ein An­blick! Was für ein Ge­sicht! Dunkles Gelb mit Pur­pur, da­zwi­schen große, schwärz­li­che Vier­e­cke! Also doch: ein grau­en­vol­ler Bett­ge­nos­se! Der war na­tür­lich bei ei­ner Mes­ser­ste­che­rei, wo man ihm das Ge­sicht so grau­sam zu­ge­rich­tet hat­te; und jetzt kommt er eben vom Wund­arzt. Doch in die­sem Au­gen­blick dreh­te er sich zu­fäl­lig so, dass das Licht voll auf sein Ge­sicht fiel. Ich sah nun deut­lich, dass die Qua­dra­te kei­ne Wund­pflas­ter sein konn­ten. Es wa­ren ein­fach Fle­cken, über de­ren Her­kunft ich mir al­ler­dings auch nicht im kla­ren war. Dann aber er­in­ner­te ich mich an eine Ge­schich­te von ei­nem wei­ßen Mann, ei­nem Wal­fän­ger üb­ri­gens, der den Kan­ni­ba­len in die Hän­de ge­fal­len und von ih­nen tä­to­wiert wor­den war. Vi­el­leicht war das auch dem Har­pu­nier auf sei­nen wei­ten Rei­sen zu­ge­sto­ßen. Und wenn schon, dach­te ich mir, un­ter je­der Haut kann ein an­stän­di­ger Kerl ste­cken. Aber wie soll­te ich mir die un­ge­wöhn­li­che Haut­far­be rings um die dunklen Fle­cken er­klä­ren? Vi­el­leicht ein tro­pi­scher Son­nen­brand, ge­wiss, aber ich hat­te nie ge­hört, dass ein Son­nen­brand einen wei­ßen Mann in einen pur­pur­gel­ben ver­wan­delt. Al­ler­dings war ich noch nie in der Süd­see ge­we­sen. Wohl wäh­rend mir all die­se Ge­dan­ken blitz­schnell durch den Kopf schos­sen – mög­lich, dass die Son­ne dort solch ei­gen­ar­ti­ge Far­ben­spie­le her­vor­ruft –, nahm der Har­pu­nier über­haupt kei­ne No­tiz von mir. Als er sei­nen See­sack mit vie­ler Mühe end­lich ge­öff­net hat­te, wühl­te er dar­in her­um und zog dann eine Art To­ma­hawk5 und einen Beu­tel aus See­hund­fell her­vor. Bei­des leg­te er auf die alte Kis­te in der Mit­te Kam­mer, pack­te dann den Neu­see­län­der­kopf, das grau­si­ge Ding, und stopf­te ihn in den Sack. Als er sei­nen Hut, eine Art Zy­lin­der, ab­nahm, da hät­te ich vor Über­ra­schung bei­na­he laut ge­schri­en: Sein Kopf war völ­lig kahl, nur über der Stirn hat­te er eine klei­ne Skal­plo­cke, kaum der Rede wert. Der pur­pur­ro­te Glatz­kopf sah bei­na­he wie ein ver­mo­dern­der To­ten­schä­del aus. Wenn mir der Frem­de nicht den Weg zur Tür ver­sperrt hät­te, ich wäre auf und da­von ge­lau­fen. Ich dach­te so­gar einen Au­gen­blick dar­an, durch das Fens­ter zu ent­wi­schen, aber das Zim­mer lag im zwei­ten Stock.

Ich bin kein Feig­ling. Aber der pur­pur­ro­te Bur­sche, die­ser Kopf­händ­ler, er­schi­en mir zu die­ser mit­ter­nächt­li­chen Stun­de wie der Teu­fel. Ich hat­te tat­säch­lich sol­che Angst, dass ich es nicht über mich brach­te, ihn an­zu­spre­chen und ihn zu fra­gen, was das al­les be­deu­ten soll­te.

In­des­sen zog er sich wei­ter aus, bis auch Brust und Arme zum Vor­schein ka­men. So wahr ich lebe, sein gan­zer Kör­per war ge­nau­so ge­fleckt wie sein Ge­sicht; auch der Rücken war über­sät mit den dunklen Qua­dra­ten, als wäre er mit knap­per Not und mit ei­nem Hemd aus Wund­pflas­tern dem Drei­ßig­jäh­ri­gen Krieg ent­ron­nen. Selbst sei­ne Bei­ne wa­ren ge­zeich­net, als klet­ter­te eine Schar von grü­nen Fröschen an den Stäm­men jun­ger Pal­men em­por.

Jetzt war mir al­les klar: Der Kerl muss­te ein gräu­li­cher Wil­der sein, der in der Süd­see an Bord ei­nes Wal­fän­gers ge­langt und auf die­se Wei­se in un­ser christ­li­ches Land ge­ra­ten war. Ich schau­der­te, wenn ich nur dar­an dach­te. Und noch dazu mit Köp­fen han­deln, viel­leicht gar mit den Köp­fen sei­ner ei­ge­nen Brü­der! Wo­mög­lich ge­fiel ihm auch der mei­ne – und dann noch die­ser To­ma­hawk!

Doch ich hat­te gar kei­ne Zeit mehr, mei­ne Ge­dan­ken wei­ter­zu­spin­nen, denn nun tat der Wil­de et­was, was mei­ne gan­ze Auf­merk­sam­keit in An­spruch nahm und mich end­gül­tig über­zeug­te, dass ich einen Hei­den vor mir hat­te. Er nahm sei­ne schwe­re See­manns­ja­cke vom Stuhl, wühl­te in den Ta­schen her­um und brach­te schließ­lich ein merk­wür­di­ges, buck­li­ges Fi­gür­chen zum Vor­schein, so schwarz wie ein drei Tage al­tes Kon­go-Baby. Im Hin­blick auf den ein­bal­sa­mier­ten Kopf glaub­te ich zu­nächst, die Pup­pe sei viel­leicht tat­säch­lich ein prä­pa­rier­ter, ech­ter Säug­ling. Als ich aber sah, dass es nur ein Stück po­lier­ten Eben­hol­zes war, schloss ich, dass es wohl ein Göt­zen­bild aus Holz sein müs­se, und da­mit hat­te ich schließ­lich recht. Denn nun trat der Wil­de an den lee­ren Ka­min her­an, schob den Schirm zur Sei­te und stell­te sei­nen buck­li­gen Göt­zen wie einen Ke­gel­kö­nig zwi­schen die bei­den Feu­er­bö­cke. Die Wän­de und Back­stei­ne im In­ne­ren wa­ren so ver­rußt, dass sie einen pas­sen­den Hin­ter­grund, eine Art Ka­pel­le für den klei­nen Kon­go-Göt­zen ab­ga­ben.

Ich fühl­te mich et­was un­be­hag­lich, aber ich konn­te kein Auge ab­wen­den, denn ich muss­te se­hen, was jetzt ge­sch­ah. Zu­erst nahm er zwei Hand­voll Sä­ge­spä­ne aus sei­ner Jack­en­ta­sche und streu­te sie an­däch­tig dem Göt­zen zu Fü­ßen, dann leg­te er oben­drauf ein Stück Schiffs­zwie­back und setz­te mit der Ker­ze die Spä­ne in Brand, bis das Op­fer­feu­er auf­flamm­te. Dann zog er, nicht ohne sich die Fin­ger zu ver­sen­gen, den Zwie­back aus der Glut, rei­nig­te ihn sorg­fäl­tig und hielt ihn dem klei­nen Göt­zen hin. Das Teu­fel­chen schi­en aber nicht den ge­rings­ten Ap­pe­tit zu ha­ben, denn es be­weg­te nicht ein­mal die Lip­pen. Das gan­ze Ze­re­mo­ni­ell be­glei­te­te der Wil­de mit merk­wür­di­gen Kehl­lau­ten, mög­li­cher­wei­se ei­nem Ge­bet oder ir­gend­ei­nem heid­nischen Sings­ang. Da­bei zuck­te sein Ge­sicht ganz ei­gen­ar­tig. Als er das Feu­er schließ­lich ge­löscht hat­te, pack­te er ohne Um­stän­de den Göt­zen und stopf­te ihn höchst un­fei­er­lich wie­der in die Ja­cke. Der gan­ze Ho­kus­po­kus war nicht dazu an­ge­tan, mich zu be­ru­hi­gen, und da ich jetzt merk­te, dass er sich an­schick­te, ins Bett zu stei­gen und das Licht zu lö­schen, hielt ich den Au­gen­blick für ge­kom­men, et­was zu un­ter­neh­men.

Doch wäh­rend ich noch über­leg­te, nahm er den To­ma­hawk vom Tisch, prüf­te flüch­tig das eine Ende und hielt es an die Flam­me, und schon paff­te er Wol­ken von Ta­baks­qualm in die Luft. Im nächs­ten Au­gen­blick er­losch die Flam­me, und der wüs­te Kan­ni­ba­le sprang, mit sei­nem To­ma­hawk im Mund, zu mir ins Bett. Ich stieß einen Schre­ckens­schrei aus, und schon be­gann er un­ter ver­wun­der­tem Grun­zen nach mir zu tas­ten.

Ich stam­mel­te noch et­was Un­ver­ständ­li­ches, roll­te mich zur Wand und be­schwor ihn, wer er auch sei, still lie­gen­zu­blei­ben und mir zu ge­stat­ten, das Licht wie­der an­zu­ma­chen. Die gur­geln­den Lau­te, mit de­nen er mir ant­wor­te­te, über­zeug­ten mich, dass er mich über­haupt nicht ver­stan­den hat­te.

»Wer-är Teu­fel du?«, knurr­te er end­lich. »Du nicht sprä­chen – vär­dammt-rr, ich dich tot­schlärr«, und schon sah ich den qual­men­den To­ma­hawk über mir.

»Herr Wirt! Um Got­tes wil­len, Pe­ter Coffin!«, schrie ich. »Wirt! Hil­fe! Coffin! Ihr En­gel Got­tes! Helft mir!«

»Redä-rr! Wer-är du sein, oder dich tot­scha­gä-rr«, knurr­te er von neu­em, wäh­rend bei dem scheuß­li­chen Her­um­ge­fuch­tel mit dem To­ma­hawk die Asche her­um­flog, so­dass ich schon fürch­te­te, das Bett­zeug könn­te Feu­er fan­gen. Doch Gott sei Dank, in die­sem Au­gen­blick er­schi­en der Wirt mit ei­ner Ker­ze in der Hand. Ich sprang auf und stand schon ne­ben ihm.

»Kei­ne Angst«, sag­te er und grins­te schon wie­der so in­fam. »Qui­queg wird Ih­nen kein Haar krüm­men.«

»Hö­ren Sie doch end­lich auf zu grin­sen!«, schrie ich ihn an. »Und warum ha­ben Sie mir nicht ge­sagt, dass der Höl­len-Har­pu­nier ein Men­schen­fres­ser ist?«

»Ich dach­te, Sie wüss­ten das längst. Ich habe Ih­nen doch ge­sagt, dass er mit Köp­fen hau­sie­ren geht. Aber jetzt marsch ins Bett und gut ge­schla­fen! Und du, Qui­queg, hast mich ver­stan­den, der Mann schla­fen mit dir.«

»Ver­stan­den ge­nug«, grunz­te der und stieß ge­wal­ti­ge Rauch­wol­ken aus.

»Du in Bätt-rr«, füg­te er hin­zu und wand­te sich an mich und schlug die De­cke zu­rück, das al­les auf freund­li­che und durch­aus mensch­li­che Wei­se. Ich stand noch einen Au­gen­blick da und be­trach­te­te ihn, und da fand ich, dass er ei­gent­lich ein ganz ap­pe­tit­li­cher, net­ter Men­schen­fres­ser war, trotz all sei­ner Tä­to­wie­run­gen. Ich hat­te al­len Grund, mich ein we­nig zu schä­men. Lie­ber ein nüch­ter­ner Men­schen­fres­ser als ein be­trun­ke­ner Christ, dach­te ich bei mir.

»Herr Wirt«, sag­te ich, »er soll doch sei­nen To­ma­hawk aus­ma­chen oder die Pfei­fe. Kurzum, er soll auf­hö­ren zu rau­chen. Dann will ich mit ihm schla­fen. Ich kann es nicht aus­ste­hen, wenn ei­ner im Bett raucht, ge­fähr­lich ist es auch.«

Qui­queg war so­fort ein­ver­stan­den und lud mich noch­mals aufs freund­lichs­te ein, ins Bett zu stei­gen, und da­bei drück­te er sich ganz hin­aus auf sei­ne Sei­te, als wol­le er sa­gen, kei­ne Angst, ich tu’ dir nichts.

Quiqueg

»Gute Nacht, Wirt, Sie kön­nen jetzt ge­hen«, sag­te ich.

Ich kroch ins Bett und schlief wie nie zu­vor.

Jetzt fie­len mir auch die Er­eig­nis­se des ver­gan­ge­nen abends wie­der ein, und ich emp­fand mei­ne ei­gen­ar­ti­ge Lage. Nach ei­ni­gen ver­geb­li­chen Ver­su­chen ge­lang es mir nun auch, mich von dem Arm zu be­frei­en. Qui­queg grunz­te und schüt­tel­te sich wie ein Neu­fund­län­der.

Als ich beim Mor­gen­grau­en auf­wach­te, lag Qui­quegs Arm lie­be­voll und zärt­lich über mich ge­brei­tet. End­lich, nach krampf­haf­ten Schlan­gen­be­we­gun­gen, um mich frei­zu­win­den, er­reich­te ich, dass er grun­zend den Arm weg­zog, sich wie ein Neu­fund­län­der, der eben aus dem Was­ser kommt, schüt­tel­te und sich stock­steif im Bett auf­setz­te. Er rieb sich die Au­gen und sah mich an, als ent­sän­ne er sich nicht recht, wie ich ei­gent­lich hier­her­ge­kom­men sei. Un­ter­des­sen lag ich ganz still und be­trach­te­te mir die­ses merk­wür­di­ge Pro­dukt der Schöp­fung sehr ge­nau, denn ich hat­te kei­ne Angst mehr vor ihm. Als er sich end­lich über sei­nen Schlaf­ka­me­ra­den im kla­ren zu sein schi­en und ge­gen mei­ne An­we­sen­heit nichts Be­son­de­res ein­zu­wen­den hat­te, sprang er mit ei­nem Satz aus dem Bett und gab mir durch Zei­chen und Lau­te zu ver­ste­hen, falls es mir recht sei, wol­le er sich zu­erst an­zie­hen und mir dann die gan­ze Kam­mer für mei­ne ei­ge­ne Toi­let­te über­las­sen. Qui­queg, dach­te ich, wenn man alle Um­stän­de in Be­tracht zieht, ist das ei­gent­lich ein recht ma­nier­li­ches An­ge­bot.

Mit dem An­klei­den fing er von oben an, in­dem er sich sei­nen rie­si­gen Zy­lin­der auf­stülp­te. Dann mach­te er, noch im­mer ohne Hose, Jagd auf sei­ne Stie­fel. Als nächs­tes kam – warum, weiß nur der lie­be Him­mel –, dass er sich, die Stie­fel in der Hand und den Zy­lin­der auf dem Kopf, un­ters Bett ver­kroch. End­lich kam er wie­der zum Vor­schein, den stark ver­beul­ten Zy­lin­der bis über die Au­gen ver­rutscht. Die gan­ze Kam­mer knarr­te, wie er so um­her­hum­pel­te, denn die Stie­fel wa­ren ihm noch un­ge­wohnt. Die ers­ten Schrit­te in dem feuch­ten, ein­ge­schrumpf­ten Schuh­werk, das be­stimmt nicht nach Maß an­ge­fer­tigt war, müs­sen ihm an die­sem bit­ter­kal­ten Mor­gen schwer­ge­fal­len sein.

Dann be­gann er mit der Mor­gen­wä­sche. Je­der nor­ma­le Chris­ten­mensch hät­te sich zu so frü­her Mor­gen­stun­de zu­erst das Ge­sicht ge­wa­schen. Zu mei­ner Ver­wun­de­rung be­schränk­te sich Qui­queg dar­auf, Brust, Arme und Hän­de ab­zu­spü­len. Dann zog er Hose und Wes­te an, nahm vom Mit­tel­tisch, der zu­gleich Wasch­tisch war, sein Stück Sei­fe, tauch­te es ins Was­ser und seif­te sich das Ge­sicht ein. Ich war neu­gie­rig, wo er sein Ra­sier­mes­ser ha­ben moch­te. Doch sie­he da, er hol­te die Har­pu­ne aus der Ecke am Bett, und nach­dem er die höl­zer­ne Schei­de ent­fernt hat­te, wetz­te er die Stahl­spit­ze am Le­der sei­ner Stie­fel. Nun trat er vor die Glas­scher­be, die den Spie­gel er­setz­te, und schab­te, viel­mehr har­pu­nier­te sich bei­de Wan­gen. Qui­queg, dach­te ich, du hast es her­aus, wie man mit hoch­wer­ti­gen Stahl­wa­ren um­geht. Spä­ter al­ler­dings, als ich aus ei­ge­ner Er­fah­rung wuss­te, aus was für fei­nem Stahl die Har­pu­nen­spit­ze ge­schmie­det ist und wie haar­scharf die lan­gen, glat­ten Schnei­den sind, wun­der­te ich mich nicht mehr.

Er war rasch fer­tig, und in sei­ner der­ben Lot­sen­ja­cke stol­zier­te er er­ho­be­nen Haup­tes hin­aus, wo­bei er sei­ne Har­pu­ne wie einen Mar­schall­stab schwang.

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