Patricia Vanhelsing - Jägerin des Grauens

Alfred Bekker

Published by BEKKERpublishing, 2015.

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Jägerin des Grauens

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Also By Alfred Bekker

Jägerin des Grauens

von Alfred Bekker

Der Umfang dieses Buchs entspricht 104 Taschenbuchseiten.

Auf einem harmlos scheinenden Jahrmarkt lauert eine Kreatur des Grauens - ein Abenteuer mit Patricia Vanhelsing, der Jägerin der Nacht.

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Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

© by Author/COVER STEVE MAYER

© dieser Ausgabe 2015 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

www.AlfredBekker.de

postmaster@alfredbekker.de

1

Das Wesen erwachte aus einem traumlosen, todesähnlichen Schlaf.

Unruhe herrschte in ihm.

Und der unwiderstehliche Drang, zu töten.

Es lauerte in der Dunkelheit. Unsichtbar, körperlos und... böse!

Lange nach Mitternacht war es, und auf dem Jahrmarkt stand jetzt alles still.

Der Trubel des Tages war längst vorbei.

Wie ein riesiges spinnenartiges Monstrum hob sich das große Riesenrad dunkel gegen den Nachthimmel ab. Ein kühler Wind wehte zwischen den geschlossenen Jahrmarktbuden hindurch, die vom Mond in ein fahles Licht getaucht wurden. Das Wesen streifte durch die engen Gassen, die zwischen den Buden gelassen worden waren. Es spürte den tosenden Strudel voll dunkler Kräfte in seinem Inneren, die es zu zerreißen drohten. Eine fiebrige Unrast trieb es vorwärts, immer schneller zwischen den Karussells und Losbuden, den Schießständen und Snack Bars hindurch, die jetzt aussahen wie große, unförmige Holzkisten.

Dann kam die Geisterbahn, an deren Eingang die Nachbildung eines riesigen Gorillas neben der Figur eines grimmig dreinschauenden, einbeinigen Piraten stand. Der Pirat hielt einen Säbel in der Hand. Tagsüber, wenn die Anlage eingeschaltet war, hieb er damit nach einem Flugsaurier, der an fast unsichtbaren Fäden hing. Das Untier schwebte immer wieder auf den Piraten zu, vor dessen Säbelhieben es dann zurückwich.

Ein Schauspiel, das die Kinder in seinen Bann zog und dafür sorgte, dass sich so manche Eltern dazu überreden ließen, mit ihren Kleinen in die Geisterbahn zu gehen. Das Kassenhäuschen wurde von einem Skelettkrieger bewacht, auf dessen grinsendem, augenlosen Totenschädel sich ein gehörnter Wikingerhelm befand. In der Rechten hielt der Skelettkrieger eine geradezu monströs wirkende Streitaxt, an deren Schneide sich dunkelrote Flecken befanden... Kein Blut!, dachte das Wesen sofort. Nur Farbe... Die Aura des echten Schreckens, der wirklichen Todesangst, war an diesem Ort nicht zu spüren.

Noch nicht.

Aber ich werde sie hier herbringen!, dachte das Wesen, und ein schauderhaftes Lachen war auf dem nächtlichen Rummelplatz zu hören.

Ein Lachen, das sich mit dem Wind vermischte und in diesem Moment allenfalls die Ratten erschreckte, die sich zu dieser späten Stunde die Reste von Zuckerwatte und Pommes Frites holten.

Das Wesen lauerte in der Dunkelheit einer finsteren Nische. Es wartete.

Auf ein Opfer.

2

"Hast du das gehört, Eric?"

Die junge Frau wirbelte herum und löste sich von dem hochgewachsenen jungen Mann mit den kurzen blonden Haaren. Eric schüttelte den Kopf und sah sie verständnislos an.

"Wovon redest du, Linda?"

"Da lacht doch jemand."

"Ach, was, du hörst Gespenster!"

"Nein, wirklich!"

"Linda..."

"Hör doch mal hin!"

Sie fasste nach seiner Hand und drückte sie, während sie gemeinsam in die Nacht hineinlauschten. Ihre Blicke wanderten über den Jahrmarkt, der noch vor zwei Stunden ein Ort voller Lärm und Licht gewesen war. Jetzt war hier nichts mehr los. Der Wind heulte zwischen den Karussells und Buden hindurch. Eric machte ein angestrengtes Gesicht und schüttelte dann abermals den Kopf.

"Du hast dich verhört, Linda?"

"Nein, ich..." Sie schluckte. Er legte ihr zärtlich den Arm um die Schulter.

Gerade noch waren ihrer beider Lippen zu einem Kuss voller Leidenschaft vereint gewesen. Eine wundervolle, laue Nacht, ein Augenblick voller Romantik... Doch für Linda schien das jetzt auf einmal wie weggeblasen zu sein. Sie wirkte starr und verkrampft. Ihre Augen schienen in der Dunkelheit der Nacht, zwischen all den wabernden Schatten, die inmitten der dunkel sich gegen das Mondlicht abhebenden Karussells tanzten, nach etwas zu sehen...

"Komm", sagte Eric und versuchte, sie wieder an sich zu ziehen.

Aber sie schüttelte den Kopf.

"Eric, da ist irgendjemand..."

"Linda..."

"Ich weiß es."

In diesem Moment gellte ein heiserer Schrei durch die Nacht. Ein Schrei, der einem buchstäblich das Blut in den Adern gefrieren lassen konnte. Im selben Augenblick flackerten plötzlich Hunderte von Lichtern auf. Das bis dahin nur als monströser Schatten sichtbare Riesenrad setzte sich wie von Geisterhand bewegt - in Bewegung. Ein scharfes, knarrendes Geräusch erfüllte dabei die Luft.

"Mein Gott, was ist das?", flüsterte Eric.

"Da muss etwas passiert sein", murmelte Linda. Sie sahen sich an. Jeder sah den Schrecken im Gesicht des anderen.

"Komm", sagte Eric dann.

Er nahm sie bei der Hand. Sie gingen mit schnellen Schritten durch die engen Gassen. Die Leuchtgirlanden blinkten in einem halben Dutzend Farben auf. Laternen flackerten und schienen verrückt zu spielen. Ein Tanz der Lichtreflexe, der die Augen sehr anstrengte.

Ein ächzendes Geräusch ließ sie beide herumfahren. Sie sahen, wie sich eines der Kinderkarussells auf gespenstische Weise in Bewegung setzte und sich zu drehen begann.

Eric und Linda begannen schneller und schneller zu laufen, schließlich rannten sie. Sie kamen um eine Biegung. Vor dem Spiegelkabinett lag eine Gestalt auf dem sandigen Boden.

Zögernd näherten sich Eric und Linda.

Die Gestalt war ein Mann, dessen Augen starr gen Himmel gerichtet waren und unnatürlich weit aufgerissen schienen. Das pure Entsetzen stand ihm im Gesicht geschrieben, während sich das Mondlicht in seinen toten Augen spiegelte.

"Nein...", flüsterte Linda.

Sie wollte sich niederbeugen, aber Eric fasste sie bei den Schultern und verhinderte das. "Linda, sieh nur!", rief er. Sie folgte mit den Augen jener Richtung, in die Eric gedeutet hatte und erstarrte vor Entsetzen. Das Grauen koch ihr wie eine klamme, grabeskalte Hand den Rücken empor und eine Gänsehaut überzog ihre Unterarme. Ihr Mund öffnete sie wie zu einem Schrei, aber kein einziger Laut kam über ihre Lippen.

Hinter dem Spiegelkabinett war eine gespenstische Gestalt ins Mondlicht getreten.

Ein grinsender Totenschädel sah sie mit leeren Augenhöhlen an.

Der gehörnte Wikinger-Helm sah grotesk aus.

Der Skelettkrieger!, durchzuckte es Linda. Er sieht aus wie der Skelettkrieger, der vor der Geisterbahn Wache hält!

Der Gang des Skeletts war von eigenartiger Leichtigkeit und wirkte beinahe federnd.

Der Skelettkrieger kam näher.

In der Rechten schwang er seine monströse Streitaxt mit der rotgefärbten Schneide.

"Das kann nicht sein", flüsterte Eric. "So etwas kann es nicht geben!"

Die Antwort war ein schauerliches Gelächter, das irgendwie von dieser gespenstischen Erscheinung herzurühren schien. Die Lichter auf dem gesamten Jahrmarkt flackerten auf. Und das Riesenrad drehte sich in einem nahezu wahnwitzigen Tempo. Der Skelettkrieger schwang die Axt mit einem sirrenden Geräusch durch die Luft. Sein Lachen verebbte. Er wandte den Kopf. Starrte Linda einen Moment an, dann Eric.

"Weg hier, Eric! Nur weg hier!", schluchzte Linda auf. Sie wichen zurück, dann begannen sie zu laufen, während um sie herum das blanke Chaos auszubrechen schien. Überall setzten sich auf geheimnisvolle Weise Dinge in Bewegung. Hinter sich hörten sie die leichten, federnden Schritte des Skelettkriegers, dessen grauenhaftes Lachen immer näherzukommen schien.

Eric fasste Linda fest bei der Hand und zog sie mit sich.

"Ich kann nicht mehr!", keuchte sie, als sie beinahe das Ende des Jahrmarktes erreicht hatten.

Der Skelettkrieger hatte sie fast eingeholt.

Linda stolperte.

Eric versuchte, sie hochzuziehen. Linda schluchzte auf. Und dann stand er ihnen in einer Entfernung von kaum mehr als zwei oder drei Metern gegenüber. Der Skelettkrieger hielt die Axt mit beiden Händen. Die Knochenhände klammerten sich um den dicken Stil, den er mit gespenstischer Leichtigkeit zu schwingen vermochte. Eine dämonische Kraft musste es sein, die diese toten Knochen auf unheimliche Weise beseelten. Knochen, die niemals ihren Platz in einem menschlichen Körper gehabt hatten, sondern nichts als künstliche Nachbildungen waren... Der Skelettkrieger musterte Eric und Linda.

Er wartete.

Dann holte er mit seiner Axt zu einem furchtbaren Schlag aus. Die blutrote Waffe sauste durch die Luft. Das sirrende Geräusch war geeignet, einem die letzten Nerven zu zerfetzen. Der Skelettkrieger schnellte vor und griff an, während Lindas verzweifelter Schrei die Nacht erfüllte.

3

Ich erwachte schweißgebadet mitten in der Nacht. Der Mond schien hell durch das offene Fenster. Ich atmete tief durch und erinnerte mich nur noch undeutlich an die wirren Träume, die ich in den Stunden zuvor gehabt hatte.

Ich schlug die Bettdecke zur Seite und ging barfuß und im Nachthemd zum Fenster. Es war eine warme Sommernacht - und wenn das auch in den meisten Reiseführern verschwiegen wird, so etwas gibt es in London auch. Hin und wieder jedenfalls. Das typische Londoner Regenwetter hatte einem Hochdruckgebiet weichen müssen, das nun schon seit einer guten Woche einen Großteil der britischen Inseln fest in seinem Griff hielt. Ich atmete tief durch und blickte hinaus in den Garten. Und dabei dachte ich mit Schrecken daran, dass ich am nächsten Morgen früh aufstehen musste. Ich war Reporterin bei den LONDON EXPRESS NEWS, und mein Chefredakteur würde wenig Verständnis dafür haben, wenn ich in der Redaktion vor dem eingeschalteten Computer einfach einschlief...

Geräusche ließen mich aufhorchen.

Schritte. Und dann...

Ein Knall!

So, als wäre irgendein Möbelstück umgestürzt. Es hörte sich furchtbar an. Die Geräusche waren aus dem Erdgeschoss dieser verwinkelten, im viktorianischen Stil errichteten Villa gekommen, die meiner Großtante Elizabeth Vanhelsing gehörte. Elizabeth - ich nannte sie Tante Lizzy - hatte mich nach dem frühen Tod meiner Eltern bei sich aufgenommen. Sie war für mich in all den Jahren wie eine Mutter gewesen. Und selbst jetzt, als berufstätige junge Frau von 26 Jahren wohnte ich ich noch immer in diesem alten Gemäuer. Das Verhältnis zu Tante Lizzy hatte sich natürlich in all den Jahren erheblich gewandelt. Inzwischen war sie weniger Mutterersatz als vielmehr eine verständnisvolle Freundin und Helferin. Als Reporterin war mein Spezialgebiet das Übersinnliche und alles, was mit außergewöhnlichen, unerklärlichen Phänomenen zu tun hatte. Und da Tante Lizzy eine ausgewiesene Okkultismus-Spezialistin war, deren Privatsammlung von Schriften und Presseartikeln auf diesem Gebiet ihresgleichen suchte, hatte sie mir des öfteren bei Recherchen helfen können.

Mein Name ist Patricia Vanhelsing und – ja, ich bin tatsächlich mit dem berühmten Vampirjäger gleichen Namens verwandt. Weshalb unser Zweig der Familie seine Schreibweise von „van Helsing“ in „Vanhelsing“ änderte, kann ich Ihnen allerdings auch nicht genau sagen. Es existieren da innerhalb meiner Verwandtschaft die unterschiedlichsten Theorien. Um ehrlich zu sein, besonders einleuchtend erscheint mir keine davon. Aber muss es nicht auch Geheimnisse geben, die sich letztlich nicht erklären lassen?

Eins können Sie mir jedenfalls glauben: Das Übernatürliche spielte bei uns schon immer eine besondere Rolle. In meinem Fall war es Fluch und Gabe zugleich.

Offenbar ist Tante Lizzy noch auf!, ging es mir durch den Kopf. Ich hoffte nur, dass ihr nichts passiert war. Immer noch barfuß ging ich die Treppe ins Erdgeschoss hinunter.

Meine, in der oberen Etage gelegenen, Räume waren in diesem Haus gewissermaßen eine okkultfreie Zone. Der Rest der Vanhelsing-Villa wurde von Unmengen von staubigen, ledergebundenen Folianten eingenommen, die dicht gedrängt in den Regalen standen. Uralte, geheimnisvolle Schriften waren darunter, Bücher mit magischen Beschwörungsformeln und okkultem Geheimwissen, das Jahrhunderte lang nur innerhalb kleiner Zirkel weitergegeben worden war.

Auf dem Treppenabsatz grinste mich das grimassenhafte Gesicht an, das Anhänger eines westafrikanischen Voodoo-Kults in das harte Holz eines Totempfahls geschnitzt hatten, um damit die Geister von verstorbenen Häuptlingen zu beschwören. Auch solche okkulten Artefakte gab es recht zahlreich in der Villa. Manche dieser Dinge hatte Tante Lizzys verschollener Mann Frederik von seinen Forschungsreisen mit nach Hause gebracht. Frederik war ein bekannter Archäologe gewesen, bevor er auf einer Expedition in den südamerikanischen Regenwald auf nie wirklich geklärte Weise verschwand.

Ich erreichte den Flur des Erdgeschosses.

Auch hier waren die Wände mit Regalen vollgestellt. Eine fluoreszierende Kristallkugel leuchtete geisterhaft im Halbdunkel.

Die Tür zur eigentlichen Bibliothek stand einen Spalt weit offen.

Licht brannte dort.

Es war nichts Ungewöhnliches daran, dass Tante Lizzy eine ganze Nacht über ihren obskuren Studien saß, vertieft in geheimnisvolle Bände voll von verschlüsselten Geheimnissen. Sie war dabei durchaus keine kritiklose Anhängerin irgendeiner esoterischen Modeströmung. Ganz im Gegenteil. Ihr war sehr wohl bewusst, dass im Bereich des Okkultismus die Scharlatane die Szene beherrschten.

Auf der anderen Seite gab es einen Rest an rätselhaften Phänomenen, die mit den Mitteln der modernen Wissenschaft einfach nicht zu erklären waren.

Noch nicht.

Vielleicht würde das irgendwann gelingen. Aber das Mindeste, was man dazu jetzt leisten konnte war, diese seltsamen Fälle zu dokumentieren. Und genau das hatte Tante Lizzy sich zur Aufgabe gemacht. Ihr Archiv war sicherlich eines der größten seiner Art im ganzen Vereinigten Königreich wenn nicht gar in der Welt.

Ich betrat die Bibliothek und die Tür knarrte dabei. Tante Lizzy stand auf einer Trittleiter und sah auf mich herab. Ihr Gesicht wirkte überrascht. Die rechte Hand griff derweil in die Reihe der voluminösen Bände und zog einen ganz bestimmten heraus.

"Patti!", entfuhr es ihr.

"Ich habe den Lärm gehört", sagte ich und blickte mich um.

"Oh, entschuldige..."

"Was ist passiert?"

"Die Leiter ist mir hingefallen."

"Aber..."

"Keine Sorge, Patti! Ich stand ja zum Glück noch nicht drauf!"

Tante Lizzy stieg von der Leiter herab. Sie ächzte dabei etwas. Das warme Klima, das gegenwärtig herrschte, machte ihrem Herzen zu schaffen.

"Was ist los, Patti?", fragte sie dann. "Was macht dir so zu schaffen, dass du keine Ruhe findest. Auch die Hitze oder..." Sie sprach nicht weiter, sondern bedachte mich mit etwas sorgenvollem Blick.

Sie brauchte nicht weiterzusprechen. Ich wusste auch so, worauf sie hinauswollte.

"Keine Sorgen, Tante Lizzy", erwiderte ich mit einem matten Lächeln. "Ich habe nicht geträumt..."

Ich hatte eine leichte übersinnliche Gabe, die sich in Alpträumen, Visionen oder Ahnungen äußerte. Schon als Kind hatte ich diese seherische Fähigkeit entwickelt und sah auf diese Weise den Tod meiner Eltern voraus. Aber die erste, die mich darauf hinwies, dass es sich um eine übersinnliche Begabung handeln könnte, war Tante Lizzy gewesen.

"Dann ist es ja gut", sagte sie.

Ich nahm ihr den dicken Folianten aus der Hand und legte ihn auf einen der kleinen, zierlich wirkenden Tische, die in der Bibliothek standen. Es war schwierig genug, noch irgendwo eine freie Stelle zu finden. Überall lagen aufgeschlagene Bücher herum, die mit Lesezeichen nur so gespickt waren. Tante Lizzy verwandte dazu lange Papierstreifen, auf die sie sich dann die eine oder andere Bemerkung notierte.

"Danke!", lächelte sie, obwohl sie eigentlich nicht gerne zugab, Hilfe zu brauchen. Schließlich war sie zwar bereits eine etwas ältere Dame, steckte aber mit ihrem Elan und ihrer Energie so manche jüngere glatt in die Tasche.

"Es muss das Wetter sein, dass einem den Schlaf raubt", murmelte ich. "Oder die Tatsache, dass ich jetzt schon eine ganze Woche von Tom getrennt bin..."

"Du Ärmste!", erwiderte Tante Lizzy augenzwinkernd. "Wann kommt er denn zurück?"

"Morgen."

Tom Hamilton war wie ich seit einiger Zeit als Reporter bei den LONDON EXPRESS NEWS angestellt. Und ich hatte mich unsterblich in ihn verliebt.

"Wie steht es eigentlich mit euch?", fragte Tante Lizzy.

"Was meinst du damit?"

"Nun, vielleicht lebe ich völlig hinter dem Mond, aber zu meiner Zeit war es üblich, dass man sich irgendwann verlobte..."

Ich lächelte.

"Ganz soweit sind Tom und ich noch nicht", sagte ich.

"Aber..."

Tante Lizzy sah mich aufmerksam an.