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Nr. 70

 

Abenteuer in Erron

 

von Peter Terrid

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, durch das Tor zum Anderswo verlassen.

Anderswo – das ist Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, die lebend zu erreichen den wenigsten Reisenden vergönnt ist.

Mythor hat es jedenfalls mit Hilfe von Zahda, der Zaubermutter, geschafft. Er ist unversehrt nach Vanga gelangt, wo er schon von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wird.

Während Mythor mit seinen Gefährten inzwischen die Insel Gavanque, wo er im Krieg der Hexen eine Schlüsselrolle spielte, verlassen hat und neuen Abenteuern entgegenzieht, blenden wir um und wenden uns wieder dem Geschehen auf Gorgan zu. Dort beschäftigt uns das Schicksal Luxons, des Mannes, der in Mythors Leben schon wiederholt entscheidend eingegriffen hat.

Luxon oder Arruf, wie er sich wieder nennt, ist nach der Episode mit den Riesen vom Hungerturm als Leibwächter des Prinzen Iugon in dessen Hochzeitszug unterwegs nach Hadam. Doch der Weg ist lang und mühsam – das zeigen die ABENTEUER IN ERRON ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Arruf alias Luxon – Der wahre Shallad als Leibwächter eines Prinzen.

Iugon – Ein Prinz auf dem Weg zu seiner Vermählung.

Dryhon – Ein hinterhältiger Magier.

Garban – Ein Mann des Shallad Hadamur.

Berberi – Königin von Erron.

1.

 

Hoch in der Luft beschrieben die Aasvögel ihre weiten Kreise. Die Tokapis schienen es zu wissen, buckelten manchmal und schielten scheu in die Höhe. Im frischen Wind knatterte das Banner des Heereszugs. Es zeigte die rote Sonne des Shalladad, darin das Schattenbild eines Tokapis, Zeichen des Landes Ayland, gerade erst als Verbündeter gewonnen.

Neun Tausendschaften wälzten sich in geordnetem Zug über die Heerstraße, begleitet von einer Myriade von Tokapireitern, diese wiederum umgeben von den fünf Hundertschaften Vogelreiter.

Luxon, der sich Arruf nannte, sah zu einer der Fahnen. Der Wind war frisch. Der Zug der Zehntausend kam erstaunlich zügig voran.

»Vorwärts, Leute!«, schrie ein Ay und trieb seinen Haufen zu schnellerem Marsch an. »Seht ihr nicht, dass wir zurückbleiben? Zeigt, was ihr könnt!«

Die Ay-Krieger waren guten Mutes, wähnten sie doch, einem Leben voll spannender Kämpfe und gebührender Entlohnung entgegenzumarschieren.

Es gab einige, die es besser wussten – allen voran Luxon. Er wagte viel. Indessen blieb dem wahren Shallad kaum etwas anderes übrig, als selbst den höchsten Einsatz zu wagen. Aussichtslos – so sah die Lage aus, wenn nicht eine entscheidende Wende zum Besseren eintrat.

In der Rechten hielt Luxon den Zügel seines Reittiers. Mit der Linken kratzte er sich hinter dem Ohr.

Es juckte gar nicht, und Luxon wusste das.

Wie wurde er diese beständige Geißel los, die er mit sich herumzuschleppen hatte? Er wusste keine Antwort auf die Frage.

Einstweilen nahm ihn das farbenprächtige Bild gefangen, das sich dem Auge darbot.

Der Landstrich, durch den sich der Heerwurm wälzte, hieß Erron und war dem Shallad Hadamur seit mehr als acht Jahren botmäßig. Völlig zu eigen und untertänig war Erron dem Shallad allerdings erst geworden, nachdem er eine seiner Töchter dem greisen König Darsiv verheiratet hatte, nicht ohne zuvor die frühere Gemahlin des Königs durch Gift aus dem Leben geräumt zu haben. Man war in der Wahl der Mittel nicht zimperlich im Reich des Shallad Hadamur, und das wusste kaum einer besser als der Mann Arruf, der in Wahrheit Luxon hieß und der wirkliche Gebieter über das Shalladad war.

Außer ihm wussten nur wenige, dass in Logghard ein falscher Kopf gerollt war, als man Luxon hatte hinrichten lassen. Die Irrfahrt war beschwerlich gewesen, weit hatte sie Luxon von seinem Ziel entfernt.

Jetzt aber war er wieder unterwegs.

Luxon ließ sein Tier ein wenig zurückfallen. Er schloss zu Kirgal auf. Groß und sehnig, im vierten Lebensjahrzehnt, im Vollbesitz seiner Kräfte, beweglich und zugleich erfahren, war Kirgal einer der vier Heerführer des Hochzeitszugs – und einer der wenigen, die wussten, wer Arruf wirklich war.

»Wie sieht es aus?«

»Kaum Verluste«, sagte Kirgal. »Zwei Mann durch Messerstecherei bei einer kurzen Rast, der eine erstochen, der andere dem Henker zugeführt. Und was noch günstiger ist, wir haben kaum Tokapis verloren. Das wundert mich ein wenig, denn dieses Land ist nicht der richtige Boden für die Tiere des Gebirges.«

Luxon sah zur Seite. Nur ein paar Schritte entfernt trabte ein Vogelreiter vorbei.

Es war schon nach sehr kurzer Zeit offenkundig geworden – die Laufvögel und die Tokapis kamen nicht miteinander aus. Es blieb zu hoffen, dass es bei gelegentlichen Zusammenstößen blieb.

»He, Arruf! Der Prinz verlangt nach dir.«

Luxon stieß einen Seufzer aus. Kirgal erlaubte sich ein verständnisvolles Lächeln.

Prinz Iugon war dazu ausersehen, eine der nicht eben spärlich gesäten Töchter des Shallad Hadamur zur Gattin zu nehmen, und es gab nicht wenige Spötter im Heerzug, die hinter vorgehaltener Hand munkelten, dass es wohl ziemlich eindeutig sei, wer da wen zum Gemahl nahm. Es hieß auch, das wechselseitige Geben und Nehmen in der Ehe werde dem schönen Prinzen wohl ein wenig schwerfallen.

Luxon versuchte, ein freundliches Gesicht zu machen, als er sein Tier vorwärtstrieb zu Iugon. Als Anführer der zwei Handvoll Leibgardisten des Prinzen hätte er eigentlich stets in der Nähe des Prinzen bleiben müssen, aber das ständige Rezitieren selbstverfasster Verse war ein wenig mehr, als Luxon zu ertragen gewillt war.

»Mein Freund«, säuselte der Prinz. »Es gebricht mir an deiner Nähe. Nur wenn ich die Kraft deines Armes neben mir weiß, vermag ich mich mit Muße der Sangeskunst zu widmen.«

Luxon deutete ein Lächeln an. Die Leibgardisten sahen ein wenig angeschlagen aus. Was Wunder, sie konnten sich nicht so einfach davonmachen wie ihr Befehlshaber.

Prinz Iugon war groß und schlank, fast mädchenhaft schön, mit sanften Träumeraugen, einer ebenso sanften Stimme, fast immer eingehüllt in Gewänder aus blauer Seide und eine Duftwolke, die es mühelos an Durchschlagskraft mit den Ausdünstungen der Tokapis aufnehmen konnte.

»Werden wir bald lagern?«, fragte Iugon. »Ich bin müde, bedarf der Rast und Ruhe.«

»Bei Sonnenuntergang, Prinz«, sagte Luxon so freundlich wie möglich. »Der Shallad hat es eilig, seinen Schwiegersohn in die Arme schließen zu können.«

»Der Gute«, meinte Prinz Iugon verträumt. Luxon versuchte sich vorzustellen, welcher Frauentyp zu diesem Knaben passen konnte – er fand keine Antwort.

»Du wirst jetzt aber nicht mehr von meiner Seite weichen, nicht wahr?«, erkundigte sich der Prinz. »Du musst dir unbedingt meine neueste Schöpfung anhören.«

Einer der Begleitsoldaten rollte mit den Augen und machte Anstalten, vom Tokapi zu fallen. Ein Leidensgenosse richtete ihn mit derbem Zugriff wieder auf.

»Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass so viel Kunstfertigkeit von den Fährnissen des Lebens nicht gestört wird«, sagte Luxon. »Da ich keine Gefahr an den Prinzen heranlassen darf, konnte ich nicht umhin, dieser Gefahr ab und an entgegenzugehen. Das erklärt meine Abwesenheit.«

»Wacker«, lobte der Prinz entzückt.

Der linke Arm zuckte wieder kurz. Das tat er ab und zu, so, als wollte er Luxon daran erinnern, dass er sich nicht mehr ganz gehörte.

Luxon wusste nicht, was schlimmer zu ertragen war – das Bewusstsein, dass sein linker Arm dem Willen eines Fremden unterworfen war, oder das parfümierte Gesäusel des holden Knaben.

Er hielt sich ein paar Schritte hinter Iugon, um dem sangesbegeisterten Prinzen nicht ins Gesicht sehen zu müssen, wenn der seine Gesänge anstimmte.

Luxon spähte zum Himmel, es begann zu dämmern. Der Tag neigte sich dem Ende zu.

Von vorn kamen Rufe, Befehle. Der Zug stoppte, und wie üblich dauerte es eine ganze Weile, bis der letzte Mann begriffen hatte, dass es nicht mehr weiterging.

Auf dem Gebiet des Zeltaufschlagens und Essenfassens leisteten die Krieger allerdings Außerordentliches. Das Lager war in Windeseile errichtet. Die Sonne stand noch am Horizont, da waren die zehn Tausendschaften nebst ihren Bewachern – denn nur so konnte man die fünf Hundertschaften Vogelreiter einstufen – einquartiert.

Und für Luxon begann das Warten darauf, dass ein gewisser Jemand endlich sein Instrument zur Seite legte und einschlief ...

 

*

 

Der Prinz räkelte sich.

Das Lager war nicht sehr angenehm. Immerzu ging draußen jemand vorbei und klapperte mit Kriegsgerät, was sehr unschöne Klänge verursachte.

Iugon hasste unschöne Klänge. Er liebte alles, was schön war – am meisten natürlich sich selbst.

Ob man vielleicht – nur so zur Abwechslung – einen Kriegsgesang dichten sollte? Vielleicht gar einen ganzen Zyklus von Kriegsgesängen? Wenn Iugon sich sofort an die Arbeit machte, konnte er eine kleine Sammlung von siebzig bis hundert wehrhaften Oden zusammenhaben, bevor er in Hadam eintraf.

Iugon nickte. Ja, das würde er tun.

Er sah sich im Zelt um. Draußen loderte vor dem Eingangstuch ein Feuer. Ein paar Schritte entfernt lag unter einem breiten Fell der Anführer von Iugons Leibgarde und schlief.

Ob man für ihn eine Ode schreiben sollte? Prinz Iugon fand die Idee hinreißend.

Wie anfangen?

Idyllisch. Odenanfänge sollten stets idyllisch sein. Vom frischen Kriegerblut färbt sich ein Bächlein rot ... nein, besser nicht, das war zu stark. Lasst fröhlich uns zum Meucheln schreiten ... das klang schon entschieden besser, lebensbejahender sozusagen.

In diesem Augenblick entdeckte Prinz Iugon, dass sich Arruf bewegte. Der Schlafende stieß einen leisen Seufzer aus; er mochte wohl schlecht geträumt haben.

Prinz Iugon überdachte, ob er Arruf wecken sollte, um mit ihm die geplanten Oden zu besprechen. Während er noch grübelte, sah er, wie sich Arrufs linke Hand bewegte – Arruf griff sich an den Hals.

»Seltsam«, murmelte Prinz Iugon. »Höchst befremdlich!«

Arruf seufzte wieder.

Jetzt sah Prinz Iugon, dass sein Leibwächter die Augen geöffnet hatte.

»Ist dir nicht wohl?«

Arruf antwortete nicht. Er starrte mit deutlicher Fassungslosigkeit auf seine Hand, die seinen Hals inzwischen erreicht hatte. Dann schlossen sich die Finger.

Das Spiel begann den Prinzen zu fesseln. Nie zuvor hatte er eine ähnliche Darbietung gesehen.

Tatsächlich begann Arruf einen stillen Kampf mit seiner linken Hand auszufechten. Er griff mit der Rechten zu und versuchte, die Linke von seinem Hals wegzubekommen. Er spielte sehr überzeugend, dass ihm das nicht gelang.

Arruf röchelte.

Prinz Iugon wunderte das nicht, denn die Linke drückte Arrufs Hals zusammen, so dass er keine Luft mehr bekam.

Prinz Iugon hätte zu gerne gewusst, wie Arruf dieses Kunststück zuwege brachte. Iugon stand auf und ging zu Arruf hinüber, der sich in verzweifeltem Kampf auf dem Boden wälzte.

»Ei, der Daus«, sagte Prinz Iugon.

Er sah, dass Arrufs Gesicht sehr dunkel geworden war, so, als würde ihm allen Ernstes die Luft wegbleiben. Die Darbietung war glänzend. Vielleicht konnte man einen ähnlichen Auftritt beim Hochzeitsbankett dem Publikum darbieten; Iugon nahm sich vor, mit Arruf darüber zu sprechen.

»Hervorragend«, sagte Prinz Iugon, in höchstem Maß beeindruckt. »Wie machst du das?«

Arruf schwankte hin und her, dann kippte er zur Seite.

»Toll«, bemerkte Iugon. Er beugte sich zu Arruf nieder. Der Mann atmete noch, war aber ohne Besinnung.

Prinz Iugon hatte schon manch einen Gaukler und fahrenden Darsteller gesehen, aber ein so lebensechtes Kunststück war ihm noch nie vorgeführt worden – ein Mann würgt sich selbst mit bloßer Hand bis zur Besinnungslosigkeit ... unglaublich.

Einmal mehr beglückwünschte sich der Prinz, dass er diesen Mann in seine Dienste genommen hatte. Wenn es nach dem Prinzen gegangen wäre, hätte er ihn für immer in seine Leibgarde eingereiht.

Arruf ächzte. Er rollte sich auf den Rücken. Seine Augen öffneten sich. Sie starrten Iugon an.

»Was ist geschehen?«, fragte Arruf verwundert, dann zuckte er zusammen.

»Bravo!«, sagte Prinz Iugon. »Das war wirklich einmalig, was du dargeboten hast.«

»Einmalig«, ächzte Arruf und setzte sich auf. »Fürwahr, dergleichen erlebt man nicht oft.«

Er sah, bewundernd, wie es schien, seinen linken Arm an.

»Ich wollte dich gerade wecken, um dir etwas vorzutragen«, erklärte Prinz Iugon. »Eine kriegerische Ode.«

»Jetzt?«, fragte Arruf überwältigt.

Er stand auf und ging zum Eingang. Draußen loderte noch immer das Feuer.

»Es ist mitten in der Nacht«, sagte Arruf.

»Das stört mich nicht«, sagte Prinz Iugon liebenswürdig. »Ich muss dichten und Musik machen, wenn es mich überkommt.«

Er griff nach einer Flöte.

Arruf sah die Bewegung erst sehr spät.

»Nein!«, rief er gedämpft. »Nicht!«

Es war zu spät. Der Prinz hatte die Flöte bereits an die Lippen gesetzt. Spitz wie ein gläserner Dolch stand der erste hohe Ton über dem nächtlichen Lager.

2.

 

Luxon sah, wie ein Diatro, von einem Mann geführt, in unmittelbarer Nähe von Iugons Zelt vorbeigeführt wurde. Das Tier war offensichtlich erschöpft.

Der grelle Ton aus Iugons Flöte ließ das Diatro erschreckt auffahren. Der Reiter, vermutlich ein Kurier, der die Verbindung zwischen Ayland und dem Hochzeitszug aufrechterhielt, ließ die Zügel fahren – und sofort preschte das Diatro los.

Luxon ahnte, was sich in den nächsten Augenblicken abspielen würde.

Die Laufvögel und die Tokapis konnten sich überhaupt nicht vertragen, und es kam, wie es vorherzusehen gewesen war. Das aufgeschreckte Diatro rannte auf das nächstbeste Tokapi zu und schlug mit dem Schnabel nach dem Tier.

Das Tokapi bäumte sich auf und versuchte auszutreten. Damit wurde das Diatro noch mehr gereizt, und zwei Tokapis in der Nähe zerrten an ihren Fesseln, um mitmachen zu können.

»Aufgepasst!«, schrie Luxon.

Diese Warnung kam zu spät. Der Massenaufruhr sämtlicher Reittiere war nicht mehr aufzuhalten.

Die Tokapis rissen sich los und stürmten auf die Laufvögel ein. Diese wiederum griffen die Tokapis an, wo immer sie eines fanden.

Luxon sprang zurück ins Zelt, bevor der närrische Prinz mit seinem Instrument weiteren Schaden anrichten konnte. Er riss Iugon die Flöte aus den Händen.

»Greif zum Schwert!«, rief er dem Verdutzten zu. »Die Tiere sind los.«

»Ts, ts«, machte Prinz Iugon missbilligend.

Luxon kümmerte sich nicht weiter um ihn.

Die Aufregung ergriff nach und nach das ganze Lager. Nicht nur die Tiere spielten verrückt – den Menschen erging es nicht besser. Zelte wurden niedergetrampelt, und die Leute, die aus den Bahnen hervorgekrochen kamen, glaubten nicht anders, als dass das Verhängnis selbst über sie hereingebrochen sei.

Irgendwo erklang eine schrille Frauenstimme, die jedem verriet, dass es einem der Soldaten offenbar gelungen war, sein Liebchen ins Lager zu schmuggeln.

»Fangt die Tiere wieder ein, wenn ihr könnt!«, schrie Luxon.

Die Leibwache des Prinzen hatte sich schnell gesammelt. Die Männer verstanden sich auf ihr Handwerk.

Von irgendwoher kam der Inshaler Garban an, der die Vogelreiter befehligte. Der Inshaler Shadron, der die Truppen des Shallad Hadamur ins Land der Ays geführt hatte, war zurückgeblieben – die Kaistaner würden vermutlich bald merken, wen sie da in ihr Land gelassen hatten.

»Was hat das zu bedeuten?«, schrie Garban. »Was geht hier vor?«

»Eure Vögel fallen über unsere Tokapis her!«, antwortete Luxon.

»Unsinn!«, rief Garban. »Eure Tiere machen unsere kampfbereiten Vögel verrückt!«

»Halt's Maul!«

Das mochte irgendeiner der Ays gewesen sein. Wer, das ließ sich nicht mehr feststellen. Der barsche Zuruf jedenfalls war genau das, was Garban brauchte, um sich bis zur Siedehitze aufzuregen.

Er tobte mit einem fürchterlichen Wortschwall los, verbat sich solche Beleidigungen und stellte eine Reihe von Forderungen auf, die sich niemals erfüllen ließen.

»Wer macht da solchen Lärm vor meinem Zelt?«

Mitten in das Atemholen des erzürnten Inshalers erklang die beleidigte Stimme des Prinzen. Iugon schien noch immer nicht begriffen zu haben, um was es ging.

Mittlerweile stand ein halbes Dutzend Zelte in Flammen. Die Brände drohten allmählich, das ganze Lager zu verzehren. Es wurde höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.

Luxon schwang sich in den Sattel des nächstbesten Tieres, das vorbeikam. Er zerrte das Tokapi herum, wandte den Kopf auf eines der Feuer zu und trieb das Tier an.

Das Tokapi setzte sich unwillig in Bewegung.

»Hiergeblieben!«, schrie Garban beleidigt.

Luxon hörte ihn schon nicht mehr.

Die Stimmung zwischen Aylandern und Garbans Reitern war von ähnlicher Beschaffenheit wie die der Reittiere. Und die Aylander nutzten die herrschende Verwirrung, den unbeliebten Vogelreitern die eine oder andere Kopfnuss zu verabreichen.