Stimmen

Das Frühlingsfest

Ein Nachspiel

Beata, Fürstin am Rhein (Diskant).

Walter, ihr Bruder (Baß).

Siegfried, ihr Feind (Bariton).

Der Frühling (Tenor).

Chor der Jungfrauen.

Einzelne Jungfrauen.

Chor von Walters Rittern.

Chor von Siegfrieds Rittern.

Chor der Schwäne.

Chöre der Hirten.

Grünes Wiesental am Rhein im ersten Frühlingsscheine, nach einer Seite von Bergen begrenzt. Von einem Bergschlosse herab steigt Beata mit ihrem Gefolge von Jungfrauen.

Chor der Jungfrauen
Es grüßen sich die Hirten wieder
Von Berg zu Berg in Freudensang,
Die Herde steigt zum Tale nieder
Und füllt mit hellem Glockenklang
Des Widerhalles frohen Mund,
Er macht das Fest des Frühlings kund.

Beata
Der Schäfer lockt mit seiner Flöte
Die Schäflein auf das frische Grün,
Wo in der hellen Morgenröte
Des Jahres erste Blumen blühn.
Die Lämmer scheinen wie verloren
Im Glanz, der Erd' und Himmel deckt,
Es hat der Winter sie geboren,
Der Frühling sie zur Freude weckt.
O könnte ich den Gott erblicken,
Der durch die Welt so freudig zieht,
Er lockt mit irdischem Entzücken
Und heimlich dann zum Himmel flieht.

Chor der Jungfrauen
Wir wissen nicht, wer uns gerufen,
Es war des Herzens Frühlingsdrang,
Wir springen von den Felsenstufen,
Uns wird so wohl, uns wird so bang.
Wir freuen uns der frühen Milde
Und fürchten doch, sie sei zu früh,
Der Winter räumet das Gefilde,
Als ob er vor dem Frühling flieh';
Noch könnte er wohl wiederkehren
Mit neuer Kraft, mit alter Wut,
Und alle Frühlingssaat zerstören
In böser Lust, mit kaltem Blut.

Beata
Es sinkt der Tau zu unsern Füßen,
Es bleibt ein heller Maientag,
Und sanfte Luft will uns umfließen,
Daß hoch die Flamme brennen mag;
Seht auf zum Himmel, welches Wetter.
Und hört die wilden Tauben girrn,
Dann legt die ersten grünen Blätter
In Kränzen um die keusche Stirn.
Das weiche Gras die Schritte hebet
Zu unserm Festzug unbewußt,
Und was in eurem Herzen bebet,
Das ist ein Übermaß von Lust.

Chor der Jungfrauen
Wir folgen dir so treu durchs Leben,
Du weinest Tränen unbewußt.

Beata
O seht, der Blume Haupt erbebet
Am Wasserfall von Tropfenlust,
Und was in meinen Wimpern schwebet,
Ist Freudentau aus tiefer Brust.
Der Adler führet seine Jungen
Auf seinen Flügeln zu der Sonne,
Die Schlangen haben sich umschlungen
Und all ihr Gift ist Liebeswonne.
So hat der Frühling mild verbunden
Des Krieges schmerzlich tiefe Wunden.
Mit den Schwertern, die zerbrochen
Glänzen auf dem Strand am Rhein,
Schlaget Funken aus dem Stein;
O der seltnen Friedenswochen!
Sammelt fleißig trockne Reiser,
Wünschet feurig, redet leiser,
Betet zu dem Morgenwinde,
Daß die Flamme nicht verschwinde.