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New Business Line

Wolfgang Lang

Unternehmensfinanzierung

Unternehmensrating verbessern

Eigenkapital stärken

Unternehmenswert steigern

Mit dem Geschäftsplan überzeugen

Für Fragen und Anregungen:

Nachdruck 2012

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Umschlaggestaltung: INIT, Büro für Gestaltung, Bielefeld

ISBN Print 978-3-86881-419-4

www.redline-verlag.de

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Inhalt

Vorwort

Teil 1: Der Kapitän gehört auf die Brücke (und nicht auf die Ruderbank)

Der Unternehmer im Hamsterrad

Ideen muss man haben …

Um alles müssen Sie sich selbst kümmern … oder?

Nobody is perfect – leider auch Sie nicht

Ändern Sie Ihren Standpunkt, sonst ändert sich nie etwas

Teil 2: Was Sie als Unternehmer unbedingt über Eigenkapital, Rating und Basel II wissen müssen

Stoppen Sie den Dominoeffekt

Wer den Markt nicht im Auge behält, landet leicht im Aus

Zeig mir dein Eigenkapital …

… und ich sage dir, ob du an deinen Erfolg glaubst

Die Banken wollen den Schlamassel nicht länger alleine ausbaden

Basel II: Belohnung für die Guten

Runter mit den Risikokosten

Die Macht der Ratingagenturen

Der Kern des Ratings

Denken, wie der Kapitalmarkt denkt

Teil 3: Kernaufgabe Unternehmensfinanzierung

Eine Kreditabsage ist hart (aber nicht ungerecht)

Nicht nur im ersten Gang fahren

Lieferantenkredite: Lassen Sie doch anschreiben

Forderungsausfälle können Sie den Kragen kosten

Kleiner Ausfall, große Wirkung

Factoring: Forderungen übertragen

Nur Bares ist Wahres

Inkasso: aber bitte auf seriöse Art

Geld gegen Anteile

Send me an angel: Privatinvestoren

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt

Koffer voller Geld: Private-Equity-Investoren

Das Geld fließt weiter

Fassen Sie sich an die eigene Nase: Innenfinanzierung

Denken und handeln wie der Kapitalmarkt

Teil 4: Praxis-Strategien für bessere Kredite: So verbessern Sie Ihr Rating

Tipps: So verbessern Sie Ihr Rating

Meister fallen nicht vom Himmel

Flankierende Maßnahmen

Verkaufen Sie Ihr Unternehmen (in Worten)

19 Tipps für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Banken

Teil 5: Schlüssel zum Reichtum: Der Unternehmenswert

Wer keine Ziele hat, enttäuscht sich langfristig selbst

Oberstes Ziel: Unternehmenswert

Drücken Sie den Hebel möglichst weit herunter

Finger weg vom Porsche!

Ab sofort zuerst in Wertsteigerung investieren

Teil 6: Wie viel ist Ihr Unternehmen wert? Und wie viel könnte es wert sein?

Unternehmenswert – Ihr Hebel zum Wohlstand

Teil 7: In vier Schritten zur Gewinn- und Unternehmenswertsteigerung

Die richtige Strategie ist Ihr Fahrplan zum Erfolg

Vier Erfolgsschritte der Differenzierung

Teil 8: Kein Geld ohne Geschäftsplan – so überzeugen Sie Banken von Ihrem Unternehmen

Ein Geschäftsplan hilft auch Ihnen selbst

Daniel Düsentrieb allein genügt nicht

Teil 9: Exit Hamsterrad – der Erfolgsplan für die Umsetzung

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es

Kostenloser Lang-Coachingbrief

Vorwort

Es gab sicherlich schon einmal bessere Zeiten für Unternehmer. Neben den Sorgen um Lieferanten, Kunden, Mitarbeiter und Produktionsprozesse macht ein Thema besonders kleinen Unternehmen immer mehr zu schaffen: die Finanzierung. Die Banken drehen vielen Firmen den Geldhahn zu, und mit Alternativen zum traditionellen Bankkredit haben sich bislang erst wenige intensiv beschäftigt.

In diesem Buch möchte ich Ihnen in aller Kürze Auswege aus der Finanzierungsfalle zeigen. Auch Sie können Ihre persönlichen und unternehmerischen Geldsorgen hinter sich lassen – dazu gebe ich Ihnen auf den folgenden Seiten das Rüstzeug an die Hand. Denn nur darum geht es letztlich in einem Unternehmen – dass es Geld verdient.

Wenn Sie wenig Zeit haben, weil Sie vielleicht ein akutes Finanzierungsproblem drückt, sollten Sie gleich die nächsten Kapitel überschlagen und in Kapitel 3 einsteigen: Dort zeige ich Ihnen viele Tipps und Tricks, wie Sie Ihren Bankkredit sicherstellen oder Alternativen auftun.

Doch ich will es nicht bei Finanzierungstipps belassen: Sie werden hier ebenso praxiserprobte Anregungen und Hinweise finden, wie Sie Ihre Firma dauerhaft auf einen erfolgreichen Pfad führen und sich damit auch langfristig von möglichen Finanzierungsproblemen lösen können.

Aber genug der Worte – lassen Sie uns gleich einsteigen. Denn je schneller Sie Ihre Probleme anpacken, desto schneller sind sie gelöst. Und desto eher können Sie sein, was Sie sich verdient haben: ein zufriedener Unternehmer.

Teil 1

Der Kapitän gehört auf die Brücke (und nicht auf die Ruderbank)

 

Bei den meisten Unternehmern handelt es sich nicht um Unternehmer, sondern um Fachleute, die unter einem Unternehmeranfall leiden.

Michael Gerber, amerikanischer Mittelstandsberater

War gestern wieder spät, was? Die Zeiten, als Ihre Frau noch scherzte: »Der ist mit der Firma verheiratet«, sind längst vorbei. Heute weiß sie, dass es wirklich so ist. Hätten Sie nicht die Fotos der Lieben auf Ihrem Schreibtisch stehen, Sie wüssten gar nicht mehr, wie Ihre Familie eigentlich aussieht.

Es geht nun einmal nicht anders, sagen Sie. Einer muss sich ja drum kümmern. Und wenn nicht Sie, tut es ja keiner. Abrechnungen und Personalführung, Kundenakquise und Verhandlungen mit Lieferanten, Termin bei der Bank und Ideen für das Marketing, die eigenen Leute bei Laune halten – nur wenn es der Chef macht, läuft es wirklich. »Wird heute wieder spät, Schatz …«

Den ganzen Tag ackern Sie und helfen an jeder Ecke aus. Sie fühlen sich oft, als wenn Sie in einem Hamsterrad immer weiterlaufen, aber keinen Millimeter weiterkommen. Und danken tut es Ihnen natürlich wieder niemand. Die Ehefrau mosert, die Kinder beginnen Sie zu siezen, und die Angestellten sind sowieso nie zufrieden. »Für wen machst du das eigentlich alles?« Noch so eine Frage, die irgendein Freund, irgendein Bekannter immer mal wieder stellt. Du hättest doch damals bei Großunternehmen XY eine wunderbare Karriere machen können. Sah doch alles gut aus.

Für wen? Für die Zukunft der Familie? Für die Befriedigung des eigenen Ehrgeizes? Um sich und allen zu zeigen, dass Sie es können? Wegen der Kohle? Eine der Antworten – »Weil ich ein freier Mann sein will« – bringt Ihre Zuhörer gerne zum Lachen.

Der Unternehmer im Hamsterrad

Und außerdem: Die Zeiten sind schwierig. Darum müssen Sie gleich doppelt ran. Die Bank droht, Ihnen den Geldhahn zuzudrehen. Ein wichtiger Lieferant ist ausgefallen, sein Unternehmen ist pleite. Und die Kunden drücken den Preis, wo sie nur können; ihre Rechnungen zahlen sie erst nach der zweiten Mahnung, wenn überhaupt. Eigentlich würden jetzt nur noch gezielte Entlassungen helfen, aber das verhindert die starre Gesetzgebung. Sisyphos, der den schweren Stein immer wieder den Berg hochschleppte, nur damit er dann wieder herunterrollte, hatte es leicht, verglichen mit Ihnen.

»Wir haben uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorzustellen«, schrieb Nobelpreisträger Albert Camus einmal. Aber mal ehrlich, haben Sie sich Ihr Unternehmertum so vorgestellt? Wohl kaum. Wohlstand, Respekt, Selbstverwirklichung, Unabhängigkeit – doch dieser Traum ist für die meisten Unternehmer ausgeträumt. Sie sind nicht allein: Fast alle Unternehmer laufen im Hamsterrad ihres Unternehmens. Je schneller es sich dreht, desto schneller müssen sie selbst laufen, um nicht zu stürzen.

Der Erfolg bleibt bei aller Anstrengung dennoch meistens aus. Wie sehr sie sich auch mühen, sie kommen nicht von der Stelle. Schlimmer noch: Sie verlieren alles. Von 10.000 Unternehmen, die vor zehn Jahren gegründet wurden, sind gerade einmal 400 erfolgreich tätig. Die meisten geben von alleine auf oder existieren auf Minimalbasis, der Rest geht Pleite. Im Jahr 2002 ging alle 13 Minuten ein Unternehmen in die Insolvenz. Warum eigentlich? Was machen denn so viele falsch?

Doch bevor Sie weiterlesen, eine Warnung. Die besten Tipps und Regeln versagen, wenn Sie nicht die zwei elementaren Voraussetzungen für ein erfolgreiches Unternehmen mitbringen – oder zumindest schaffen können: eine gute Geschäftsidee und ein gutes Management. Legen Sie jetzt, da Sie gerade erst zu lesen angefangen haben, dieses Buch doch einen Moment zur Seite. Und denken Sie einmal fünf Minuten über Ihr Unternehmertum nach. Vielleicht fallen Ihnen jetzt schon spontan Ideen ein, wie Sie Ihre Situation verbessern können …

Ideen muss man haben …

Haben Sie sich Ihre Ideen bewusst gemacht? Notieren Sie Ihre Einfälle – und vergleichen Sie sie mit Ihren späteren Notizen. Ein paar Ideen von anderen habe ich Ihnen zur Anregung einmal aufgeschrieben:

In einer Frankfurter Einkaufspassage gibt es innerhalb von 200 Metern drei Bäckereien. In jeder finde ich die gleichen Brötchen, Brote und Kuchenstücke. Besonders erfolgreich ist keine von ihnen. Nun hat vor zwei Monaten noch eine Backstube eröffnet. Gleich neben einer der drei Bäckereien. Das Besondere: In dieser Bäckerei bedienen Sie sich selbst. Dafür ist der Preis konkurrenzlos güns tig. Jedes Brot kostet nur 1,50 Euro. Die Idee war vom ersten Tag an ein voller Erfolg: Die Kunden stehen bis auf die Straße hinaus an, um Brot zu kaufen. Auch in anderen Stadtteilen eröffnet der »Brotbäcker« schon Filialen. Oder denken Sie nur an Heiner Kamps: Mit seinem dichten Backfilialnetz hat er die deutsche Backbranche revolutioniert.

Selbst mit einer eigentlich so alten und verbreiteten Idee wie Backen kann man heute äußerst erfolgreich sein. Auf das Besondere kommt es an, auf die gute Idee, dann ist fast alles möglich. Auch in schwierigen Zeiten.

Um alles müssen Sie sich selbst kümmern … oder?

Eine gute Geschäftsidee haben Sie. Was aber nützt die beste Idee, wenn niemand sie richtig umsetzt? Zum Glück gibt es ja Sie: Schließlich waren Sie der beste Bäcker, der ideenreichste Ingenieur, der Meister der Maurer. Auf Ihrem Fachgebiet macht Ihnen so leicht niemand was vor.

Nur: In Ihrer eigenen Firma gibt es noch mehr Aufgaben. Keine Arbeiten, um die Sie sich reißen. Aber wer soll sie sonst machen?

  1. Kundengespräche: Keiner kennt die Stärken Ihrer Produkte und Dienstleistungen besser. Kundenakquise nehmen am besten Sie in die Hand.
  2. Finanzen: Das ist ein heikles und vertrauensvolles Thema, da lassen Sie besser keinen anderen ran. Wer weiß, ob sich da nicht jemand heimlich bedient oder Ihre Zahlen ausplaudert.
  3. Personalführung: Klar, Chefaufgabe, damit nicht gleich falsche Hierarchien entstehen. Sie haben schließlich in der Firma das Sagen, und Mitarbeiter sind Ihr wichtigstes Kapital.
  4. Forschung und Entwicklung: Hier werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Wenn Sie hier jemand anderem das Feld überlassen, können Sie gleich Ihr Unternehmen in seine Hände legen. Also: Chefsache.
  5. Administration: Klingt so abstrakt und landet doch immer wieder bei Ihnen. Jeden Tag zwischen zehn und zwanzig Briefe – von der IHK bis zum schlecht gemachten Werbeschreiben eines Handwerkers, der anscheinend dringend Aufträge sucht. Jedes verlangt Aufmerksamkeit. Viele Verträge wollen variiert, gekündigt, ergänzt werden. Da schauen Sie lieber immer noch einmal selbst drauf. Rechnungen wollen geprüft werden. Liquidität muss im Auge behalten werden. Bei Projekt XY klemmt es. Irgendwie melden sich immer alle, bei denen etwas schief geht, direkt bei Ihnen …

Kein Wunder, dass Sie 14 Stunden am Tag arbeiten müssen und eigentlich immer erst am Abend, wenn sich allmählich das Telefon beruhigt oder der Laden schließt, wirklich zum »Arbeiten« kommen. Doch wie viel und wie effektiv Sie auch arbeiten, es geht nicht recht voran. Und je schneller Sie im Hamsterrad laufen, desto schneller läuft komischerweise auch das Rad. Nie haben Sie das Gefühl, wirklich weiterzukommen. Warum nur?

Nobody is perfect – leider auch Sie nicht

Ich behaupte: An Ihren Problemen ist niemand schuld außer Ihnen selbst.

Es gibt Meister darin, viel und hart zu arbeiten – aber sie arbeiten an den falschen Dingen.

Wenn Sie Probleme mit der Bank haben, dann liegt das nicht an der Bank, sondern daran, dass Sie zu wenig von Banken und Finanzierung verstehen. Erfüllen Ihre Mitarbeiter nicht Ihre Erwartungen? Dann haben Sie nicht genug Know-how in Mitarbeiterführung. Es ist ein Irrtum zu glauben, Sie müssten und könnten alles selbst machen. Das kann niemand.

Damit eine Firma Erfolg hat, muss sie jedoch in allen Disziplinen Spitze sein: Finanzen, operatives Geschäft, Personal und Kunden.

Darum sollten auch Sie sich wie der Weitspringer einen Coach suchen, der Sie die neuen Disziplinen lehrt. Den ersten Schritt haben Sie mit der Lektüre dieses Buches schon eingeleitet. Oder Sie stellen sich Ihr perfektes Unternehmensteam zusammen – mit Kollegen, die Ihre Stärken ergänzen.

Ändern Sie Ihren Standpunkt, sonst ändert sich nie etwas

Achten Sie nicht länger darauf, was »die Firma« verlangt. Es zählt alleine, was Sie von der Firma wollen. Und das sind sicher nicht 14-Stunden-Tage, freudlose Tätigkeiten und finanzielle Sorgen. Erst wenn Sie sich auf Ihre Wünsche konzentrieren, werden Sie Ihre Ziele erreichen.

Dem Hamster mag das Rad Spaß machen, er weiß es nicht besser. Aber der Unternehmer hat im Hamsterrad nichts zu suchen. So wie der Kapitän auf die Brücke und nicht auf die Ruderbank gehört, gehört der Unternehmer nicht ins Hamsterrad. Hält er den Blick allein auf die Hamsterradstäbe, wird er denken, er käme schnell voran. Kaum schaut er sich aber um, merkt er, dass er auf der Stelle läuft.

So lange Sie sich mit Arbeit im Unternehmen aufhalten, wird Ihnen immer die gesunde Distanz zur Firma fehlen. Man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Lösen Sie sich darum von der Arbeit IM Unternehmen und beginnen Sie, AM Unternehmen zu arbeiten. Konzentrieren Sie sich darauf, Ihre Firma so zu formen, dass sie Ihren Wünschen entspricht. Sie werden merken, dass sich Ihre Träume erfüllen lassen – und Ihr Unternehmen Ihnen dabei hilft. Wie Sie das schaffen können, erfahren Sie in den nächsten Kapiteln.

Das Wichtigste bei alledem ist jedoch: Fangen Sie bei sich selbst an. Das ist nicht immer einfach, aber der erfolgreichste Weg, damit Sie Ihre Ziele erreichen. Vor einiger Zeit bin ich durch Zufall auf ein kleines, aber sehr lehrreiches Buch gestoßen, das ich seitdem gerne an Freunde und Geschäftspartner verschenke. Es heißt: »Die Mäuse-Strategie für Manager« von Spencer Johnson. Die Geschichte hat mir so gut gefallen, dass ich sie Ihnen nicht vorenthalten möchte:

In einem riesigen Labyrinth stoßen zwei Mäuse und zwei Zwergenmenschen auf ein großes Käselager. Alle vier sind sehr zufrieden und richten sich in dem schier unerschöpflichen Lager an Nahrung ein. Die Zwergenmenschen legen ihre Wohnung in die Nähe des Lagers K, Freunde kommen sie besuchen. Das geht so eine ganze Weile, und die beiden Zwergenmenschen Grübel und Knobel sind mit sich und der Welt äußerst zufrieden. Da das Lager so unerschöpflich zu sein scheint, ziehen sie nicht mehr durch das Labyrinth, um andere Käselager zu finden. Sie packen Ihre Joggingschuhe und Anzüge, die sie auf der Suche immer getragen hatten, ein und richten sich auf ein Leben im Käselager K ein. Es könnte immer so weitergehen, wenn es nach Knobel und Grübel ginge.

Doch es geht nicht so weiter. Eines Tages müssen die vier sehen, dass das Lager leer ist. Die Mäuse denken nicht viel nach, da das nicht ihre Stärke ist, sondern machen sich sogleich auf die Suche nach einem anderen Käsevorrat. Und so laufen sie durch die zahlreichen dunklen Gänge des Labyrinths, verirren sich und suchen vergebens. Aber schließlich finden sie tatsächlich nach langer Suche ein neues Käselager N. Das ist noch viel größer und bietet viel leckereren Käse als das alte Lager K. Zufrieden beißen sie in den neuen Käse.

Später am Tag – die Zwergenmenschen sind träge geworden – besuchen auch Knobel und Grübel das alte Käselager K. Sie können das Unglück gar nicht fassen: Das Lager ist leer. Was sollen sie machen – »Das ist nicht fair!«, ruft Grübel empört. Völlig konsterniert verfallen sie in Regungslosigkeit. Doch das Lager füllt sich nicht. Sie kommen am nächsten Tag wieder, am übernächsten Tag – das Lager bleibt leer. Doch sie vertrauen darauf, dass es schon bald wieder gut gefüllt sein wird. Schließlich war es das vorher auch, und sie haben keine Schuld daran, dass es nun leer ist. Aber nichts passiert. »Gehen wir und machen uns auf die Suche nach einem neuen Lager«, schlägt Knobel vor. Doch Grübel wehrt ab: »Nein. Mir gefällt es hier. Hier ist es bequem. Hier kenne ich mich aus. Und außerdem ist es da draußen gefährlich.«

Also bleiben die beiden Zwergmenschen in K. Ein paar Tage des ergebnislosen Wartens später beschließen sie, nach Käse zu suchen, der müsste doch irgendwo in der Nähe sein. Mit aller Anstrengung stemmen sie ein Loch in die Wand, sie arbeiten von früh morgens bis spät in den Abend hinein, doch außer einem Loch bringt das nichts. Knobel und Grübel sind schon ganz abgemagert, Käse ist noch immer keiner da, da schlägt Knobel vor: Lass uns hinausgehen ins Labyrinth und nach neuem Käse suchen. Doch Grübel wehrt ab. Die Lage müsste sich doch durch eine gründliche Analyse lösen lassen. Knobel ist voller Ängs te vor dem dunklen Labyrinth, er fürchtet, einsam auf der ergebnislosen Suche nach Käse zu verhungern. Und tatsächlich sucht und sucht und sucht er, ohne jedoch fündig zu werden. Einmal findet er ein paar Käsereste, doch der Käsevorrat ist schon leer gefressen. Jemand ist ihm zuvorgekommen. So frustriert Knobel auch ist, er lernt, dass es im Labyrinth weitere Vorräte geben muss. Und dass er viel schneller nach neuem Käse hätte Ausschau halten müssen. Doch Grübel will nicht mit Knobel gemeinsam auf die Suche gehen.

Knobel zieht wieder los. Obwohl er noch immer keinen neuen Käse gefunden hat, bekommt er doch Spaß an der Suche. Er erkennt, dass der Käse nicht über Nacht verschwunden ist, sondern allmählich geschrumpft ist. Dass er langsam alt geworden ist und eigentlich nicht mehr besonders gut schmeckte. Doch das hatten die beiden Zwergenmenschen nicht bemerkt in ihrer Zufriedenheit. Nun hat er keine Angst mehr vor dem Labyrinth, vor dem Nicht-Finden, vor der Veränderung. Und träumt vom herrlichsten Käse, den er sich vorstellen kann. Das beflügelt seine Schritte, er saust durch die dunklen Gänge. Bis er tatsächlich ein neues Lager findet. Das neue Käselager N ist viel größer als das alte K. Knobel kann sein Glück gar nicht fassen, doch dann entdeckt er seine beiden alten Mäuse-Bekannten. Glücklich lässt er sich nieder und genießt den Käse. Doch er hat seine Lehren daraus gezogen: Statt die Joggingschuhe auszuziehen und wieder dem alten Müßiggang zu frönen, macht Knobel täglich seine Runde und erkundet das Labyrinth. Und er achtet sorgsam auf Anzeichen, ob sich im Käselager N vielleicht auch etwas verändert. Häufig denkt er an Grübel. Soll er sich auf die Suche nach ihm machen und von N erzählen? Doch Grübel muss sich selbst aufraffen und die Angst besiegen. Dazu kann Knobel ihn nicht zwingen. Vielleicht kommt Grübel ja gleich schon um die Ecke gelaufen?

Mir gefällt diese kleine Geschichte so gut, weil ich beim Lesen an so viele Fälle aus meiner Beratungspraxis, aber auch in meinem eigenen Leben erinnert wurde. Viele von uns verschließen so lange die Augen vor den kleinen Veränderungen, bis auf einmal die große Veränderung da ist, die uns überfordert. Ein befreundeter Unternehmer berichtete mir vor einem Jahr ganz schockiert, dass ihm seine Bank den Kredit verweigert hätte. »Das können die doch nicht einfach machen, so völlig ohne Vorwarnung«, schimpfte er. Doch als er mir dann in Ruhe die ganze Geschichte erzählte, wurde auch ihm deutlich, wie viele Anzeichen auch er übersehen hatte. Aber er hat sich nach dem ersten Schreck aufgemacht und im Finanzierungslabyrinth nach Auswegen aus seiner Kreditkrise gemacht. Inzwischen hat er wieder neuen Käse gefunden. Ich möchte auch Ihnen dabei helfen, den Weg zum Käse zu finden.

Teil 2

Was Sie als Unternehmer unbedingt über Eigenkapital, Rating und Basel II wissen müssen

 

Wissen verleiht Macht, größere noch im Bunde mit Erfahrung.

Dr. Carl Peter Fröhling (*1933), deutscher Germanist und Philosoph