Barbara Haider
Deutsch in der Gesundheits- und Krankenpflege

In memoriam
Verena

Barbara Haider

Deutsch in der Gesundheitsund Krankenpflege

Eine kritische Sprachbedarfserhebung vor dem Hintergrund der Nostrifikation

facultas.wuv

Vorwort

1. Einleitung

2. Beruflicher Sprachbedarf als Gegenstand der Forschung

2.1. Sprachenlernen für einen speziellen Zweck

2.1.1. Fachsprachenunterricht

2.1.2. Zur Abgrenzungsproblematik des berufsbezogenen Sprachunterrichts vom Fachsprachenunterricht

2.1.3. Zur Charakteristik berufsbezogenen Deutschunterrichts

2.1.4. Berufsbezogener Sprachunterricht im Kontext des allgemeinen Deutsch als Zweitsprache-Unterrichts

2.1.5. Zusammenfassung

2.2. Zur Erhebung von Sprachbedarfen und Sprachbedürfnissen

2.2.1. Begriffsklärung

2.2.2. Charakterisierung von Sprachbedarfen und Sprachbedürfnissen

2.2.3. Erhebungsmethoden

2.2.4. Von einer deskriptiven zu einer kritischen Sprachbedarfserhebung

2.2.5. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen

3. Forschungsproblematik und -methodik

3.1. Annäherung an das Forschungsthema

3.2. Konsequenzen aus der Orientierungsphase

3.3. Untersuchungsdesign

3.4. Zur methodischen Vorgangsweise bei der Sprachbedarfserhebung

3.4.1. Hospitationen

3.4.2. Gruppeninterviews

3.4.3. Fragebogenerhebung am AKH und Vinzentinum

3.4.4. LehrerInneninterviews

3.4.5. Beobachtungen in einem Krankenhaus und einer Pflegeeinrichtung

3.4.6. ExpertInneninterviews

3.4.7. Österreichweite Fragebogenerhebung an Nostrifikationslehrgängen

3.4.8. Literaturstudium

3.4.9. Qualitative Interviews

3.5. Zur Darstellung der Ergebnisse

4. Ergebnisse der Sprachbedarfserhebung im Berufsfeld der Gesundheits- und Krankenpflege

4.1. Sprachbedarf und -bedürfnisse im Rahmen der Nostrifikation

4.1.1. Rechtlicher und politischer Hintergrund

4.1.2. Objektiver Sprachbedarf im Rahmen der Nostrifikation

4.1.3. Subjektive Sprachbedürfnisse im Rahmen der Nostrifikation

4.1.4. Zusammenfassung

4.2. Sprachbedarf und -bedürfnisse im Beruf

4.2.1. Beruflicher Hintergrund: Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich

4.2.2. Objektiver Sprachbedarf im Beruf

4.2.3. Subjektive Sprachbedürfnisse im Beruf

4.2.4. Zusammenfassung

5. Zusammenführung und Interpretation der Ergebnisse

5.1. Sprachbedarfe und -bedürfnisse in der Nostrifikation

5.2. Kritische Einschätzung der Nostrifikationspraxis und ihr Veränderungspotenzial

5.3. Sprachbedarfe und -bedürfnisse im Beruf

5.4. Kritische Einschätzung des Umgangs mit Sprachkenntnissen in der Pflege und Veränderungspotenzial

6. Konsequenzen: Plädoyer für ein umfassendes Sprachförder-konzept für Pflegepersonal mit Migrationshintergrund

7. Bibliographie

Vorwort

Am Ende eines langen Arbeitsprozesses angelangt, möchte ich die Gelegenheit nutzen, mich bei den zahlreichen WegbegleiterInnen zu bedanken, die in direkter und indirekter Weise zur Entstehung und Fertigstellung dieser Arbeit beigetragen haben.

Den wichtigsten Beitrag zu diesem Buch, das als Dissertation an der Universität Wien im Fachbereich Deutsch als Fremd- und Zweitsprache entstanden ist, haben meine InterviewpartnerInnen geleistet, die mir ihre Zeit geschenkt und mit großer Offenheit über ihr Ankommen in Österreich, ihren Sprachlernprozess und ihre beruflichen Erfahrungen berichtet haben. Ihnen gebührt mein herzlichster Dank!

Mein Dank gilt auch Frau Direktor Anna Danzinger von der Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege am AKH der Stadt Wien, die mir die Erlaubnis erteilt hat, am Nostrifikationslehrgang, der an dieser Schule angesiedelt ist, Erhebungen durchzuführen. Stellvertretend für alle Unterrichtenden im Lehrgang möchte ich mich ganz besonders bei der Organisatorin DGKS Elfriede Berger für ihr großes Entgegenkommen, ihre fachlichen Auskünfte und persönlichen Worte bedanken. Ihre große Begeisterung für die Pflege hat mich immer wieder angesteckt und mir neue Impulse für meine Arbeit gegeben. Ebenso möchte ich mich beim Stv. Direktor der Schule, DGKP Wilhelm Draxler-Wernbacher, für sehr hilfreiche Gespräche und zusätzliche Hospitationsmöglichkeiten in der Regelausbildung bedanken.

Für die stets umsichtige fachliche Betreuung und persönliche Begleitung danke ich herzlichst Prof. Hans-Jürgen Krumm und Prof. Rudolf De Cillia.

Mag.a Teresa Haider sage ich einen ganz speziellen Dank für das ausgezeichnete Lektorat des Textes sowie unzählige stets motivierende Gespräche während des Schreibprozesses.

Ein inniger Dank gilt schließlich meiner Familie sowie all meinen KollegInnen und FreundInnen für ihr über all die Jahre andauerndes Interesse an meiner Arbeit und ihre vielfältigen Unterstützungen.

1. Einleitung

Pflegeberufe gehören zweifellos zu den „Sprachberufen“, fast jeder Aspekt der Pflege hat auch kommunikative Anteile. (ZEGELIN 1997a, V)

Berufe im Bereich der Gesundheits- und Krankenpflege, insbesondere der gehobene Dienst der Diplomierten Gesundheits- und Krankenschwester bzw. des Diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegers (DGKS/DGKP), auf den sich diese Arbeit konzentrieren wird, sind Sprachberufe par excellence, da sie neben einer umfassenden Fachkompetenz auch ein hohes Maß an kommunikativer Kompetenz im Umgang mit PatientInnen, KlientInnen, aber auch KollegInnen im intra- und interdisziplinären Diskurs fordern. Um diesen Anforderungen vor dem Hintergrund eines sich stark wandelnden und auf dem Weg der Professionalisierung befindlichen Berufsbildes gerecht zu werden, wurde 1997 im Bundesgesetz für den gehobenen Dienst in der Gesund-heits- und Krankenpflege das Unterrichtsfach „Kommunikation, Konfliktbewältigung, Supervision und Kreativität“ für alle drei Ausbildungsjahre verpflichtend festgeschrieben. Für den praktischen Teil der Ausbildung wurde zudem ein sogenannter „Kompetenz- und Qualifikationsnachweis“ (WKAV 2002; 2006) entwickelt, in dem die „sozial-kommunikative Kompetenz“ als eigener Punkt angeführt wird und Teil der Gesamtbewertung ist. Neben diesen Änderungen in der Ausbildung findet das Thema auch in der Forschungsliteratur großen Widerhall, wie eine eigene Bibliographie zu Forschungsarbeiten und Publikationen über mündliche und schriftliche Kommunikation in der Pflege (WALTHER 2003) zeigt.

Trotz dieses zentralen Stellenwerts der Kommunikation in der Pflege, dem in den letzten Jahren explizit Rechnung getragen wurde, gibt es in Österreich bis dato kein (institutionalisiertes) Sprachförderungsprogramm für Pflegekräfte mit einer anderen Muttersprache als Deutsch, die in Österreich traditionell einen hohen Anteil der Beschäftigten darstellen. Die derzeit gängige Praxis sieht vor, dass sich Pflegekräfte eigenverantwortlich die für den Beruf notwendigen Sprachkenntnisse aneignen, ohne dabei auf ein entsprechendes Angebot zurückgreifen zu können. Berufsspezifische Deutschkurse für diese Zielgruppe werden, wenn überhaupt, nur punktuell vor allem an Volkshochschulen (VHS) angeboten, wo ich als Kursleiterin selbst mit dieser Problematik konfrontiert war und aufgrund unzureichender Unterrichtskonzepte und -materialien die dringende Notwendigkeit einer eingehenderen Beschäftigung mit diesem Thema sah.

Ich gehe von der Annahme aus, dass allgemeinsprachliche Deutschkurse allein nicht ausreichen, um den vielfältigen kommunikativen Anforderungen im Beruf gerecht zu werden, die im Zuge der fortschreitenden Qualitätsentwicklung verstärkt in den Vordergrund rücken. Auch die bisherige Vorgehensweise, adäquate Sprachkenntnisse direkt in der Berufspraxis selbst – durch learning by doing – zu erwerben, stößt an Grenzen: Sie stellt eine harte Form des immersiven bzw. sogar submersiven Lernens dar, die auf die Formel „sink or swim“ (FTHENAKIS ET AL. 1985, 316) gebracht werden kann. Um beruflich zu „überleben“, müssen sich die Betroffenen ohne Hilfestellungen selbst die nötigen berufssprachlichen Grundlagen beibringen, wobei die Lernprozesse sehr unterschiedlich verlaufen und stark vom jeweiligen Arbeitsumfeld abhängen. Aufgrund der steigenden Anforderungen – vor allem im schriftlichen Bereich durch die Einführung einer umfassenden Dokumentation des Pflegeprozesses – wird es jedoch zunehmend schwieriger, ohne eine trag- und ausbaufähige (berufs)sprachliche Basis mit diesen Entwicklungen Schritt zu halten.

In der vorliegenden Arbeit soll erstmals dieser – vielfach gar nicht wahrgenommene – Sprachbedarf aufgedeckt und analysiert werden. Dabei werde ich mich auf eine spezielle Zielgruppe konzentrieren, die bereits mit einer abgeschlossenen Ausbildung nach Österreich kommt und hier ihr Diplom als Diplomierte/r Gesundheits- und Krankenschwester/-pfleger nostrifizieren, d.h. offiziell anerkennen lassen muss. Jene Personen stehen vor einer zweifachen Herausforderung, nämlich einerseits die Nostrifikation mit den vorgeschriebenen Ergänzungsprüfungen und andererseits den tatsächlichen Berufseinstieg, an den jeweils andere (sprachliche) Anforderungen geknüpft sind, zu meistern. Um welche Anforderungen es sich im Konkreten handelt, von welchen Seiten sie an die Betroffenen gestellt werden und wie diese damit umgehen, soll im Laufe dieser Arbeit näher untersucht werden.

Zu Beginn erfolgt eine theoretische Verankerung meines Themas in jenen Fachgebieten, die sich mit spezifischem Sprachunterricht und Möglichkeiten der Erhebung von Sprachbedarf beschäftigen (Kap. 2.). Es sind dies die Fachsprachendidaktik sowie die erst junge Richtung der Berufssprachendidaktik, in deren Kontext ich meine Arbeit angesiedelt sehe. Dabei geht es um die Frage, welche Formen fach- bzw. berufsspezifischen Sprachunterrichts existieren und wie in Abhängigkeit davon Sprachbedarf definiert und erhoben wird. Nachdem es im angloamerikanischen Raum bereits eine sehr lange Forschungstradition zu „speziellem Englischlernen“ gibt – bekannt unter dem Akronym ESP (English for Specific Purposes) –, wurde insbesondere für die Darstellung der Sprachbedarfserhebung (needs analysis) zentrale Literatur aus diesem Bereich berücksichtigt.

Die Aufarbeitung des theoretischen Hintergrunds soll v.a. eine Begründung für die Wahl einer umfassenden kritischen Sprachbedarfserhebung anstelle einer rein deskriptiven Erhebung bieten. Erstere erlaubt es nämlich, über die sprachlichen Anforderungen der Zielsituation (objektiver Sprachbedarf) hinaus auch die Perspektiven und Wünsche der Lernenden (subjektive Sprachbedürfnisse) in der Untersuchung zu berücksichtigen. Zudem eröffnet eine kritische Sprachbedarfserhebung die Möglichkeit, bestehende institutionelle Strukturen und Mechanismen nicht nur sichtbar zu machen, sondern auch kritisch zu hinterfragen und nach Veränderungsmöglichkeiten zu suchen.

Im Anschluss an die theoretische Einführung in die Thematik werden die Forschungsproblematik sowie die empirische Vorgangsweise expliziert (Kap. 3.). Ausgangspunkt meiner Untersuchung ist das Nostrifikationsverfahren zur Anerkennung von im Ausland erworbenen Gesundheits- und Krankenpflegediplomen und die Frage nach den sprachlichen Anforderungen in diesem Kontext. Ausreichende Deutschkenntnisse werden in Wien zwar seit einigen Jahren als Eingangsvoraussetzung für die Teilnahme an der Ergänzungsausbildung systematisch überprüft, im Lehrgang selbst, in dem Diplomierte Gesundheits- und Krankenschwestern/-pfleger aus dem Nicht-EWR-Raum je nach Ausbildungshintergrund verschiedene Fächer besuchen, werden sprachliche Aspekte – von der Kommunikation mit PatientInnen bis hin zur schriftlichen Pflegedokumentation – jedoch nicht mehr eigens vor dem Hintergrund einer fremd- bzw. zweitsprachigen Lernsituation thematisiert. Von verantwortlicher Seite werden entsprechende Deutschkenntnisse vorausgesetzt bzw. wird erwartet, dass NostrifikantInnen durch eine forcierte, rein fachliche Nachschulung gleichzeitig die notwendigen fachspezifischen Deutschkenntnisse erwerben. In diesem Zusammenhang soll die Frage geklärt werden, welche (sprachlichen) Anforderungen im Detail von welchen Seiten an die NostrifikantInnen gestellt werden und welche (sprachlichen) Bedürfnisse sie selbst in diesem Kontext entwickeln. In einem zweiten Schritt soll der Blickwinkel erweitert und auch die tatsächliche berufliche Praxis in die Sprach-bedarfserhebung einbezogen werden, wobei es hier um die Frage geht, wie stark sich die sprachlichen Anforderungen in der Nostrifikation von jenen im Beruf unterscheiden.

Für die Verfolgung dieser weiten Fragestellung war es notwendig, auch einen weiten empirischen Zugang mit unterschiedlichen Erhebungsmethoden zu wählen, die eine möglichst gegenstandsnahe Erfassung der Problematik gewährleisten. Die gewählten Methoden werden ebenfalls in diesem Abschnitt näher vorgestellt.

Der umfangreichste Teil der Arbeit ist der Darstellung der Ergebnisse aus der multiperspektivischen Erhebung gewidmet (Kap. 4.). Hier werden in zwei großen Abschnitten jeweils die institutionellen Rahmenbedingungen und Hintergründe der Nostrifikation und des Berufs, die sprachlichen Anforderungen im Lehrgang und im beruflichen Alltag der Pflege und die damit korrespondierenden Erfahrungen und Bedürfnisse von Betroffenen freigelegt und analysiert.

Für den ersten Abschnitt über die Nostrifikation (Kap. 4.1.) bedeutet das, dass zunächst die rechtlichen Bedingungen und der Ablauf des Nostrifikationsverfahrens beschrieben und im Anschluss daran der Eignungstest und der Lehrgang untersucht werden. Diesem Sprachbedarf, der auch die Sicht und Erwartungen von verantwortlicher Seite (LeiterInnen von Nostrifikationslehrgängen) miteinschließt, werden die subjektiven Sprachbedürfnisse der NostrifikantInnen gegenübergestellt. Hier geht es um eine kritische Einschätzung der Nostrifikationspraxis und der damit verbundenen sprachlichen Anforderungen aus Sicht der Betroffenen.

Im zweiten Abschnitt (Kap. 4.2.) wird das Berufsbild der Gesundheits- und Krankenpflege in Österreich vorgestellt, wobei ein besonderes Augenmerk auf den Wandel dieses Berufs von einer medizinischen Hilfsarbeit hin zu einer eigenständigen Profession und die damit verbundenen Veränderungen sowohl im Aufgabenbereich als auch im Selbstverständnis von Diplomierten Gesundheits- und Krankenschwestern/-pflegern gelegt wird. Darüber hinaus soll der Frage nachgegangen werden, welche Rolle MigrantInnen als Arbeitskräfte, aber auch als PatientInnen, in der Pflege spielen, ob und wie sie von der Forschung wahrgenommen werden und welche Konzepte es zu ihrer Integration ins Gesundheitswesen gibt.

In einem nächsten Schritt wird versucht, die Bedeutung kommunikativer Kompetenz in der Pflege herauszuarbeiten und den Sprachbedarf anhand eines Überblicks über die wichtigsten Gesprächstypen darzustellen. Diese theoretischen Vorgaben des Faches werden im Anschluss daran mit der Berufswirklichkeit und den tatsächlichen sprachlichen Handlungen von diplomiertem Pflegepersonal in Beziehung gesetzt. Dabei stütze ich mich auf linguistische Untersuchungen von Pflegekommunikation und auf Aussagen von PflegeexpertInnen, die ein sehr kritisches Licht auf den sprachlichen Umgang in der pflegerischen Praxis werfen. Beide Aspekte, sowohl die theoretischen Vorgaben als auch die tatsächliche Umsetzung, die zum Teil in großem Widerspruch zueinander stehen, bestimmen den „objektiven“ Sprachbedarf.

Im Mittelpunkt der Sprachbedürfniserhebung im Beruf steht schließlich die Auseinandersetzung mit den individuellen Sprachlern- und Sprachanwendungserfahrungen ehemaliger NostrifikantInnen, d.h. von Personen, die die Nostrifikation bereits hinter sich gebracht haben und als Diplomierte Gesund-heits- und Krankenschwestern/-pfleger tätig sind. Ihnen soll als ExpertInnen sowohl für den Nostrifikations- als auch für den beruflichen Sprachlernprozess eine starke Stimme verliehen und viel Raum für die Darstellung ihrer Erfahrungen sowie für ihre kritischen Einschätzungen des österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegesystems gegeben werden.

In der darauf folgenden Interpretation (Kap. 5.) werden die Resultate aus der multiperspektivischen Sprachbedarfs- und -bedürfniserhebung zusammengeführt und zueinander in Beziehung gesetzt, um so ein möglichst differenziertes Bild des Untersuchungsfeldes zu erhalten und etwaige Veränderungsmöglichkeiten der derzeit herrschenden Praxis ausloten zu können.

In einem Ausblick (Kap. 6.) sollen diese schließlich – vor allem in Hinblick auf den Nostrifikationslehrgang – konkretisiert und die erhobenen Sprachbedarfe und -bedürfnisse in Form von Empfehlungen für die Konzeption berufsspezifischer Deutschkurse auf verschiedenen Ebenen (berufsvorbereitend/-begleitend) an die Praxis rückgekoppelt werden. Gerade das österreichische Gesundheitssystem ist massiv auf Pflegepersonal aus dem Ausland angewiesen. Es besteht daher meines Erachtens eine gesellschaftspolitische (Mit)-Verantwortung, ein entsprechendes Sprachkursangebot zu schaffen, das den betroffenen Personen einerseits fundierte Grundkenntnisse der deutschen Sprache und andererseits die Spezifika der Fach- und Berufssprache des Pflegeberufs vermittelt. Das vorgestellte Sprachförderkonzept berücksichtigt daher sowohl den Sprachbedarf im Beruf als auch die Sprachbedürfnisse der Betroffenen und zielt auf eine umfassende Kompetenzentwicklung ab.

Aufgrund der derzeitigen Forschungslage zu diesem Thema und der sehr weit angelegten Fragestellung, die sowohl die Nostrifikation als auch die berufliche Praxis umfasst, besitzt die Arbeit explorativen Charakter. Das bedeutet auf der einen Seite, dass sich meine ursprüngliche Forschungsfrage, die sich rein auf die Nostrifikation beschränkt hatte, im Laufe des Forschungsprozesses stark in Richtung Berufsfeld ausgeweitet hat und sich aufgrund neu auftauchender Fragen neue Schwerpunktsetzungen ergeben haben. Auf der anderen Seite folgt daraus, dass das Endprodukt als Pilotstudie zu sehen ist, die sich sowohl als Sprachbedarfserhebung, im Sinne einer kritischen Analyse des Status quo, als auch als Sprachbedarfsaufdeckung versteht, die zahlreiche neue Fragen generiert und Impulse für eine Veränderung und Optimierung der derzeitigen Praxis geben will.