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wasn zuletzt?: vogelkloppe

ums tote insekt. ich lachend,

rauchend aufm hochsitz, als mir

smesser aufspringt im täschchen,

die arteria choroidea schlitzt. von nun an

alles. sehr schnell schemen. bruchstück. haft.

ausgestreckt. raffts mich. mimt budenzauber,

bis ich nach wochen zu mir zurückkomm. ein rechtes

leichlein liegt in der lakengruft, links

überlebt. oberhalb kopfes flirren die monitore,

ferngesteuert schlägts herz darauf ein: wasn das.

wasn das. wasn das. wasn ditte? wasn das. wasn

fürn graben im kopf? wasn für blutbrücken drüber?

schemen. bruchstück. haft. ich häftlingin du, epileptisch

verkrümmt. die kopffarbe ausgekoffert, haare fortan

hinfort, grau in die jahre gedehnt. da brauchts

aber keinen. aber einen: feindstaub, der mitzischelt

im untergedöns. ngedengelten

zwitscherling, sensenfräulein. oder

wer immer.

für Volker Braun

muss nicht kuckuck schrein,

kann aber klang im namen tragen und ohne unterleib sein.

ich zum beispiel habe die welt erreicht an einem eher eng zu nennenden ort

in einer eher eng zu nennenden landschaft, die, von bergen umstellt,

am thüringer becken hing. mein nest war mir sicher,

nie hatte ich furcht, der vorrat wollte nicht reichen, und dass mir

die kleider schnell platzten aus den volkseigenen nähten,

war meine wie meiner mutter und großmutter absicht.

die wände schienen noch ganz zum schutz ums familiäre gestirn

gezogen, ums tägliche zuckerei und die freitagswäsche.

die enge machte zum beispiel, dass ich sie kennenzulernen vermochte,

dass ich all ihre winkel und kleinlichen öffnungen kannte, ihren geruch,

ihre hitze, die in wechselnden streifen von kälte durchzogen schien.

ich hockte einfach im nest und wartete ab, während man mir

die füße, die finger, den kopf auf die keimende brust band, was ich genoss

um der klaren grenzen willen, die man um mich gezogen hatte.

noch wusste ich den einen, den anderen begehbaren schrank, aus dem das eine,

und nachher leicht zu verstauen schien, denn gebunden ans nest

hab ich sehr gern geklaut, bin plündernd durch die provokationen gezogen,

mit eingewinkeltem herzen, eingewinkeltem blick.

(nach aufrechtem gang kein verlangen, die hände vorm schoß.)

so einem kind wie mir haben die sachen nicht passen wollen,

die ich mit vorliebe trug, manchmal erbte und färbte in kirsch oder braun,

die ich endlerte und auftrug bis zum abmickeln,

ohne dass irgendjemand im nest davon sprach.

ich hatte immer einen aufsatz im blut reifen, der sich nicht leichtfertig

aufsagen ließ oder aufschreiben, ohne dass eine leise

ahnung seiner struktur in mir zu ankern versuchte.

so ging ich langsam ans platzen. nicht mit effekt, nicht

mit hörbarem knall, einer merklichen druckwelle gar – ich ließ nur

die beine ein bisschen baumeln über den rand, ein buch in der hand,

inzwischen von kindern umstellt, deren zungen bös zu reden verstanden.

zuerst lösten sich auf sehr einfache weise zwei knoten

in tief gelegenen gefäßen, ließen so manches organ

oder die milz, die mich fortan zu schützen meinte vor legionellen und

wundbrand. später leckten die adern luft. arme, beine und kopf lösten sich

von der brust, dass druckstellen sichtbar wurden, ich aber im großen und

ganzen, was dechiffriert natürlich im kleinen und halben nur hieß,

wirklich ein dickes ei blieb, fremdgelegt in ein (wenn auch)

enger werdendes nest und von unterleibslosen vögeln

mit falschem (wenn auch) futter gestopft.