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Über dieses Buch:

Hach, Chris! Süßer, süßer Chris! Franzi ist fast 16 und schon lange in den großen Bruder ihrer besten Freundin verliebt … Nun, endlich, sind sie ein Paar! Aber wer hätte gedacht, dass jetzt nichts einfacher, sondern alles noch viel komplizierter wird? Denn Franzi muss nicht nur mit ihrem eigenen Liebesleben klarkommen, sondern auch noch mit dem ihrer anhänglichen Single-Mutter. Die ist nämlich gerade selbst bis über beide Ohren verknallt – will sich das aber nicht so richtig eingestehen. Franzi muss es irgendwie schaffen, ihre Mutter an den Mann zu bringen! Doch um die nächste Ecke wartet schon ein weiteres Liebeschaos …

 

Über die Autorin:

Susanne Oswald, Jahrgang 1964, lebt mit Mann und Mops in Neuried, zwischen Elsass und Schwarzwald. Hier schreibt sie und erlebt in ihrer Fantasie so manches Abenteuer. Gemeinsam mit ihrem Mann betreibt sie eine Senfmanufaktur, die Senferia. Sie träumt von fünf Ziegen und zwei Alpakas, erntet gerne selbst gesäte Tomaten und findet zwischen Steinen und Pflanzen immer wieder neue Geschichten, die erzählt werden wollen. Sobald ihr ein Fundstück in die Hände fällt, setzt sie sich an ein ruhiges Plätzchen und fängt an zu tippen.

Die Autorin im Internet: www.susanneoswald.de und www.facebook.com/AutorinSusanneOswald

 

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Originalausgabe April 2015

Copyright © 2015 dotbooks GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Maria Seidel, atelier-seidel.de

Titelbildmotiv: Thinkstockphoto/Hemera/istock

 

ISBN 978-3-95824-197-8

 

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Susanne Oswald

Liebe heißt Chaos

Roman


dotbooks.

1. Kapitel
Panik vom Feinsten

 

Chris. Oh, mein süßer Chris. Es fühlte sich so gut an, in seinen Armen zu liegen. Was für ein Glück, dass ausgerechnet meine beste Freundin Lotte so einen schnuckeligen Bruder hat! Genüsslich kuschelte ich mich an seine Brust. Genau so hatte ich es mir vorgestellt: unser erstes Mal! Alles war perfekt. Beinahe hätte ich wie ein zufriedenes Kätzchen geschnurrt.

Seine Hände waren so zärtlich. Sanft berührte er meine Wange und beugte sich zu mir herunter. Ich konnte seinen Atem spüren. Leise flüsterte er mir Koseworte ins Ohr, knabberte an meinem Ohrläppchen und ließ mich wohlig erschauern.

»Franzi, aufwachen. Ich muss mit dir sprechen!«

Meine Hirnwindungen waren zäh wie Kaugummi, und Moms Stimme drang nur langsam in mein Bewusstsein. Ich brummte und drehte den Kopf weg. Nicht stören! Ich kuschle gerade.

Schon rüttelte sie an meiner Schulter.

»Franzi, los jetzt, wach auf! Es ist wichtig!«

Hätte mir eigentlich klar sein müssen, dass Ignorieren nichts bringen würde.

Okay.

Okay, okay, okay.

Eine kluge Tochter weiß, wann sie verloren hat, und mein wunderbarer Traumchris hatte sich ohnehin inzwischen verabschiedet. Zu schade! Aber gleich nachher würde ich den echten Chris küssen, da konnte ein Traum sowieso nicht mithalten. Ich würde mit den Fingern die Konturen seines Gesichts nachfahren, zärtlich in die Tiefe seiner Wangengrübchen stupsen und meine Hände über seinen Hals ganz langsam …

»Franzi, hey!« Wieder ein Schulterrüttler. Weit entfernt von der Sanftheit, von der ich gerade träumte.

Ich seufzte.

Jetzt war Eva, meine Mom, gerade mal zwei Tage aus London zurück, und schon war es um meinen Schlaf schlecht bestellt. Also wirklich. Was konnte es so Wichtiges geben, dass es den Verlust meiner jugendlichen Schönheit wert war? Ich sage nur: Frühaufstehallergie.

Damit war nicht zu spaßen. Wenn es dumm lief, bekam ich Trillionen Pickel und sah in kürzester Zeit aus wie ein Streuselkuchen. Als ob ich das meinem Chris zumuten könnte. Das wäre nicht mal ein vegetarischer Leckerbissen – immerhin bin ich aus Fleisch und Blut. Und Chris ist Vegetarier durch und durch.

Genau wie ich.

Also fast – irgendwie.

Ursprünglich hatte ich geplant, die Zeit zu nutzen, in der meine Mutter in England weilte, um eingefleischte – hihi, ich muss immer noch über den doofen Wortwitz lachen – Vegetarierin zu werden. Eine bessere Gelegenheit hätte ich mir nicht wünschen können.

Mom ließ mich nämlich nie allein – bis auf dieses eine Mal. Volle zwei Wochen! Ich wurde wirklich erwachsen. Cool. Echt.

Okay, okay, im Laufe der momfreien Tage dann doch nicht komplett cool, und so erstrebenswert war es in Wirklichkeit gar nicht, erwachsen zu sein. Fast erwachsen genügte vollkommen. Das gab mir die Möglichkeit, die nervigen Seiten des Erwachsenseins nicht alle tragen zu müssen. Doof darfst du sein, du musst dir nur zu helfen wissen. Jetzt, nachdem die Wogen, die ich in der momfreien Zeit ausgelöst hatte, sich wieder als sanftes Alltagsplätschern präsentierten – Eva hatte den Haushalt wieder im Griff, und alles war im Lot –, könnte ich mir durchaus auch vorstellen, demnächst wieder ein bisschen Freiheit zu genießen.

Unterm Strich war es so schlecht ja doch nicht gewesen.

Dann könnte ich auch einen neuen vegetarischen Anlauf nehmen. So richtig sattelfest war ich leider immer noch nicht, wenn es um fleischlose Ernährung ging. Besonders, wenn die Duftschwaden frisch gekochter Hühnersuppe unter der Tür hindurch in mein Zimmer schlüpften, verlor mein Verstand doch immer wieder gegen meine Fleischeslust. Für den Genuss eines Tellers Hühnersuppe nahm ich die Last auf mich, eine Hühnermörderin zu sein. Pfui! Ja, ich schämte mich dafür. Aber nicht genug, um es zu lassen. Echt ein Wunder, dass Chris mich trotzdem mochte.

Überhaupt war das mit Chris und mir ein Wunder. Ich hatte mich ihm von meiner allerschlechtesten Seite präsentiert, hatte mich bei jeder Gelegenheit zum Oberdeppen gemacht und ihm dann auch noch – als Höhepunkt aller Romantik – quasi vor die Füße gekotzt. Und er? Liebte mich. Einfach so. Mit allen Peinlichkeiten.

Leider hatten wir kaum Gelegenheit gehabt, unsere Liebe auch auszuleben. Kaum waren wir zusammen, da war Moms Londonaufenthalt auch schon vorbei gewesen, und es war Schluss mit Freiraum.

Vielleicht konnte ich mit Gustav sprechen, damit er Mom wieder auf Geschäftsreise schickte? Immerhin hatte ich nach ein paar kleineren Anlaufschwierigkeiten das Leben als Hausherrin eigentlich ganz gut gewuppt. Ich meine, hey, für das Chaos konnte ich doch echt nichts. Immerhin hatten Trude und Erwin, unsere Goldfische, überlebt. Kater Paul auch. So what?

Vermutlich hatte ich bei Gustav aber schlechte Karten. Er war zwar Moms Chef, aber wenn es um sie ging, tanzten Herzchen in seinen Augen. Vermutlich würde er alles dransetzen, damit sie ganz und gar in seiner Nähe blieb.

Und ich wusste was, was Mom nicht wusste.

Ich war inzwischen hinter ihrem Rücken Gustavs Vertraute geworden. Wir hatten uns während ihrer Dienstreise angefreundet. Er hatte sogar bei mir um ihre Hand angehalten. Als großzügige Tochter musste ich ihm selbstverständlich die Erlaubnis erteilen. Schließlich durfte ich mich dem Glück meiner Mutter nicht in den Weg stellen. Ja, ich gebe es zu, ganz uneigennützig war meine Zustimmung nicht. Wenn Mom mit Gustav beschäftigt wäre, hätte sie nicht so viel Zeit, sich in mein Liebesleben einzumischen. Dass ich demnächst ein eigenes und höchst feines Liebesleben haben würde, stand außer Frage. Es sei denn, die Pickel durch die Frühaufstehallergie würden es verhindern. Und wieso? Nur weil Mom eine Panikattacke nach der anderen hatte.

Trotz früher Morgenstunde fuhr ein Blitz in meine müden Hirnwindungen.

Vielleicht wäre Gustav die Zweisamkeit ja was wert? So eine eigene kleine Franzi-Wohnung zum Beispiel?

Aber ob dafür fast erwachsen reichen würde? Von komplett erwachsen hatte ich die nächste Zeit die Nase voll.

Es war schon cool, dass ich mich seit Moms Heimkehr nicht mehr mit Müllabfuhrterminen und Katzenfutter rumplagen musste. Ich geb es zu, das Leben mit Mom, die mir notfalls den Hintern hinterhertrug, hatte durchaus auch Vorteile – zumindest, wenn eben diese Mom mir nicht gerade den Schlaf raubte.

Ich schickte den Ideenblitz wieder dorthin, wo er hergekommen war, und grub meine Nase tiefer ins Kissen.

»Fraaanziiii! Jetzt wach endlich auf!«

Mom rüttelte an meinem Arm.

Ächz! Beinahe wäre ich wieder weggeschlummert, aber gegen meine hysterische Mutter war kein Kraut gewachsen.

Träge hob ich den Kopf ein bisschen aus dem Kissen.

»Was denn? Können wir nicht später reden?« Ich blinzelte, kniff die Augen aber sofort wieder zu. Mom hatte für Festbeleuchtung gesorgt.

»Nein«, kam prompt ihre Antwort. »Jetzt. Wir müssen jetzt reden. Später bin ich vielleicht tot.«

Ihre Stimme zitterte.

Tot. Soso.

Seit Gustav ihr am Sonntag von der Ballonfahrt erzählt hatte, drehte Mom am Rad. »Ach du meine Güte« und »Gustav ist doch völlig verrückt« hatte ich in den letzten knapp zwei Tagen ungefähr eine Trillion Mal gehört. Von daher ließ mich die Ankündigung von Moms baldigem Ableben erst mal kalt.

»Kein Problem. Ich spreche auch mit dir, wenn du das Sterben hinter dir hast. Hauptsache, du lässt mich weiterschlafen.«

»Franzi!«

Ups. So klang echte Empörung. Zeit aufzugeben. Ich drehte mich mit einem Ruck um und setzte mich hin. Das grelle Licht der Deckenlampe stach mir in die Augen und zerstörte garantiert sämtliche Sehzellen. Nach 5,8 Sekunden ließ der Schmerz etwas nach.

»Also gut«, sagte ich und gähnte. »Ich bin wach. Was gibt es denn so Dringendes?«

Moms Blick flackerte.

»Franziska, du weißt, dass ich dich sehr, sehr liebe.« Sie nahm mein Gesicht in beide Hände und kam ganz nah an mich ran. Beinahe Nase an Nase. »Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben.«

Jaja, schon recht. Ich sagte nur: Gustav! Das heißt, nein, genau das sagte ich nicht, weil Mom ja keine Ahnung hatte, dass ich eine Ahnung hatte … also schwieg ich. Mom hingegen redete weiter.

Dabei wusste ich schon seit Monaten, dass ihre Gefühlsschmetterlinge Walzer tanzten. Inzwischen übten sie sogar den Hochzeitswalzer, nur Mom schnallte einfach null und nichts.

Sie saß da neben mir auf der Bettkante wie ein zusammengefallenes Soufflé.

»Wenn du darauf bestehst, dann sage ich selbstverständlich diese Ballonfahrt ab.« Sie knibbelte ihre Finger, und zwischen den Worten tanzte verzweifelte Hoffnung. Jetzt nahm sie mein Gesicht in ihre Hände und starrte mich an. Flehend.

Hallo? Wie bitte? Absagen? Gustavs und meinen wunderbaren Plan über den Haufen werfen?

Wir hatten Moms Geschäftsreise genutzt, um endlich mal Tacheles zu reden und die Liebe der beiden in die richtige Spur zu bringen. Es war nämlich so, dass Mom dachte, dass ich dachte, sie dürfe sich nicht mehr verlieben. Was für ein Quatsch.

In Mom hatte sich die Überzeugung festgesetzt, dass ich keinen Mann in ihrem Leben dulden würde. Echt jetzt. Erwachsene sind so unflexibel.

Eine verliebte Mutter war genau das Richtige für mich. Gerade jetzt, wo ich endlich meinen Traumtypen eingefangen hatte. Das war harte Arbeit, und ich gedachte, den Erfolg bis in den großen Zeh hinein auszukosten. Eine Mutter, die ihre Nase in mein Liebesleben steckte, konnte ich jetzt überhaupt nicht brauchen.

Gustav kam also genau richtig. Dann wäre sie mit eigenem Kram beschäftigt, und ich könnte in aller Ruhe an meinem Chris knabbern – oder wonach auch immer uns der Sinn stand. Nur weil ich den Typen, den sie vor Jahren angeschleppt hatte, ein bisschen aufs Korn genommen hatte, hieß das doch nicht, dass es bis in die Ewigkeit so bliebe. Hey, erstens bin ich eine Frau und zweitens ein Teenager, niemand auf der ganzen Welt hat also mehr Recht als ich, seine Meinung zu ändern. Die Welt ändert sich nun mal. Alle 0,12 Sekunden gibt es eine Veränderung. Und bei weiblichen Teenies öfter. Sehr oft. Über meine Anti-Mamas-Liebesleben-Phase war ich längst hinaus. Aber nichts da. Mom gab mir überhaupt keine Chance, ihr das klarzumachen. Nur weil der Typ damals so viel Humor hatte wie ein eingefrorener Hummer und sich nach meinem Einsatz (ich sage nur: Spinat fliegt prima, und Zahnpasta ist gut für Schuhe) aus unserem Leben gebeamt hatte, war das Thema Liebe für Mom tabu. Sie glaubte wirklich, ich sei blind. Mütter!

Genau deshalb hatte ich mit Gustav gemeinsam den Plan der Pläne geschmiedet, und mit etwas Glück käme Mom innerhalb kürzester Zeit unter die Haube. Gustav war nämlich total okay. Ein Chef zum Verlieben sozusagen. Verliebt war Mom sowieso schon lange – ihr fehlte es nur an Mumm, mir gegenüber diese Liebe einzugestehen.

Jetzt drehte meine heimlich total verknallte Mom komplett durch.

Ich schob meine Müdigkeit zur Seite.

»Mom, jetzt hör aber auf. Du bist ja hysterisch. Ich will, dass du in diesen Ballon steigst und dich köstlich amüsierst. Capito? Darf ich dich daran erinnern, dass du schon seit einer Ewigkeit oder sogar noch länger, genau davon träumst?«

»Aber …« Mom atmete tief durch und entließ mein Gesicht endlich wieder in die Freiheit. »Ach, Franzi. Träumen ist doch etwas komplett anderes. Im Traum kann man sich alles vorstellen. Ich habe im Leben nie damit gerechnet, dass dieser verrückte Traum Realität werden könnte. Was ist, wenn der Ballon abstürzt? Wenn er Feuer fängt oder es Probleme bei der Landung gibt? Da kann so viel passieren, erst neulich habe ich …«

»Halt!«, rief ich, packte meine durchgedrehte Mutter sanft an den Schultern und schüttelte sie leicht durch. »Erde an Eva, Erde an Eva, jemand zu Hause?« Ich wartete ein paar Sekunden. »Mom, jetzt komm mal wieder runter. Ballon fahren ist sicherer als Auto oder Fahrrad fahren. Selbst Fußgänger leben gefährlicher. Es gibt sogar Statistiken, die das belegen. Vergiss jetzt mal alle Was und Wenn und sieh zu, dass du fertig wirst. Gustav ist bestimmt jeden Moment da, um dich abzuholen.«

Mom schniefte und wischte sich mit dem Handrücken über die Augen.

»Vielleicht hast du recht. Aber, Kind, hör zu. Falls doch etwas passiert: Ich habe gestern Abend mein Testament geschrieben. Von Hand, mit Datum und Unterschrift, so dass es auch gültig ist. Wenn mir etwas geschieht, soll es dir an nichts fehlen. Natürlich hast du Omama, aber bei ihr kannst du nicht bleiben, ich glaube, das wäre nicht gut für euch beide. Sie ist ja nicht mehr die Jüngste, vermutlich wäre sie mit der Verantwortung für einen 15-jährigen Teenie überfordert.«

Ich schnaubte empört. Als ob ich schwierig wäre. Außerdem war ich fast 16 und konnte sehr gut auf mich selbst aufpassen. Immerhin hatte ich das gerade erst zwei Wochen lang bewiesen, während Mom in London ihren Stars hinterhergejagt war. Okay, also mehr oder weniger gut. Ich dachte an die Scherben, das fliegende Popcorn und die etwas aus dem Ruder gelaufene Party. Aber Mom ließ sich durch das Schnaufen und meinen empörten Gesichtsausdruck ohnehin nicht aus der Bahn werfen. Sie redete weiter. »Deshalb habe ich gestern mit Conni telefoniert. Sie wäre bereit, dich als Pflegetochter anzunehmen. Du könntest zu Lotte ziehen. Unser Haus würde vermietet werden und damit die Kosten …«

Es klingelte. Was für ein Glück! Mir schwirrte der Kopf, und ich brauchte Schlaf. Dringend.

»Prima. Du hast also mein komplettes Leben geregelt und dafür gesorgt, dass es mir in den nächsten hundertfünfzig Jahren an nichts fehlt. Das ist doch eine klare Ansage. Dann steht deinem Vergnügen ja jetzt nichts mehr im Weg. Wie wäre es, wenn du endlich schaust, dass du fertig wirst. Gustav wartet!«

Mom seufzte, schniefte, knutschte mein Gesicht ab und zögerte immer noch.

»Raus jetzt! Hab Spaß und lass mich schlafen«, fauchte ich sie extra forsch an. Ich warf mich auf mein Kissen zurück und zog mir die Decke über den Kopf.

Kurz darauf hörte ich das leise Klacken der Tür und Moms Schritte, wie sie die Treppe runterging. Herrje, was für ein Theater.

Ich versuchte, wieder einzuschlafen. Vielleicht konnte ich ja mit dem Traum da weitermachen, wo ich unterbrochen worden war? Aber Mom hatte ganze Arbeit geleistet. Ich war wach.

 

Dienstag, 1. Mai

6.02 Uhr – ich fass es nicht!

Meine Güte, sind Erwachsene albern. Jetzt hat Mom es tatsächlich geschafft, mich um meinen Schönheitsschlaf zu bringen. Prima. Sie ist auf dem Weg zum ultimativen Vergnügen mit ihrem Chef und künftigen Mann, und ich sitze hier: mitten in der Nacht und hellwach! Das ist einfach unfair. Was mach ich jetzt?