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Benjamin Fässler

GEIST

GESELLSCHAFT

DROGE

Über das einseitige und oberflächliche Denken

Benjamin Fässler

GEIST

GESELLSCHAFT

DROGE

Über das einseitige und oberflächliche Denken

IMPRESSUM

Verlegt durch:

NACHTSCHATTEN VERLAG AG

Kronengasse 11

CH-4502 Solothurn

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© 2008 Benjamin Fässler und © 2008 Nachtschatten Verlag

Grafik / Typografie: Sven Sannwald, Barbara Blankart, Solothurn

Lektorat: Erick van Soest, Solothurn

Druck: Druckerei&Verlag Steinmeier GmbH, Deiningen

Printed in Germany

ISBN 978-3-03788-138-5
eISBN 978-3-03788-257-3

Wir danken der Gemeinde Feldbrunnen und der Bertold-Suhner-Stiftung (Herisau) für ihre grosszügige finanzielle Unterstützung.

Alle Rechte der Verbreitung durch Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, elektronischer digitaler Medien und auszugsweiser Nachdruck nur unter Genehmigung des Verlages erlaubt.

INHALTSVERZEICHNIS

Impressum

Vorwort von Albert Hofmann

Vorwort des Autors

Einleitung

ERSTER TEIL: GEIST UND GESELLSCHAFT

1. Zwei Wege zur Erkenntnis: RATIO und INTUITION

Die Arbeitsmethode

Informationsquelle und Bewusstseinszustand

Der Umgang mit der Welt

Das Paradigma

2. Die RATIO

Allgemeines zur Evolution

Die stammesgeschichtliche Entwicklung der RATIO

Grundprinzipien und Grundstrukturen

Von den Reflexen zum ratiomorphen Apparat

Vom ratiomorphen zum rationalen Denken

Die Entwicklung von Bewusstsein, Denken und Sprache

Bemerkungen zur RATIO

Die individuelle Entwicklung der RATIO

Die Problematik des „Angeborenen”

Die Entwicklung der Intelligenz des Kindes

Das Denken der „Primitiven”

3. Die INTUITION

Das Unbewusste

Sigmund Freud und das persönliche Unbewusste

C.G. Jung und das kollektive Unbewusste

Das transpersonale Unbewusste

Stanislav Grof und die perinatalen Matrizen

Aussergewöhnliche Bewusstseinszustände

Spontane aussergewöhnliche Bewusstseinszustände

Provozierte aussergewöhnliche Bewusstseinszustände

Gemeinsamkeiten aussergewöhnlicher Bewusstseinszustände

Ansichten über Rausch und Ekstase

Der Traum

Der Nacht- oder Schlaftraum

Der Tagtraum

Die Kreativität

Mythen, Märchen und Rituale

Die Mythen

Die Märchen

Die Rituale

Der Schamanismus

Ansichten über „Primitive” und „ Wilde”

Die Schamanen

Erfahrungen in Todesnähe

Ansichten über Sterben und Tod

Nah-Tod-Erfahrungen (NTE)

Erfahrungen Sterbender

Mystik, Spiritualität und Meditation

4. Die Gefühle

Herkunft und Bedeutung der Gefühle

Über die Seele

5. Die Ganzheit des Menschen

Erkenntnisse aus der Hirnforschung

Aufbau und Grundfunktionen des Gehirns

Entwicklung und Reifung des Gehirns

Die Wahrnehmung

Die Rolle der Gefühle

Über Stress

Bewusstsein und Unbewusstes

Linke und rechte Hemisphäre

Hirn und Geist

Die Ganzheit des Geistes

Die Ganzheit des Organismus

Die Einheit mit der Mitwelt

6. Über Wahrheit

Wahrnehmung und Wahrheit

RATIO und Wahrheit

Sprache und Wahrheit

Die Konstruktion der Wahrheit

Wissenschaft und Wahrheit

INTUITION und Wahrheit

ZWEITER TEIL: DER WANDEL VON GEIST UND GESELLSCHAFT

7. Eine kleine Religions- und Kulturgeschichte

Von der Steinzeit zum Christentum

Aspekte des Christentums

8. Über Selbstverwirklichung und die moderne Gesellschaft

Die verhinderte Selbstverwirklichung

Aspekte der modernen Gesellschaft

Die sekundäre Selbstverwirklichung

9. Unser Umgang mit dem Drogenthema

10. Über Drogen

Definition und Herkunft der Drogen

Wirkung und Gefahren der Drogen

Dämpfende Drogen

Stimulierende Drogen

Psychedelische Drogen

Die Motive zum Drogenkonsum

11. Drogen gestern

Drogen in der frühen Kulturgeschichte

Drogen in der westlichen Zivilisation

12. Drogen heute und morgen

Das heutige Drogenproblem

Wie weiter?

Über den Autor

Quellenverzeichnis

VORWORT VON ALBERT HOFMANN

An dieser Stelle sei das Vorwort wiedergegeben, das Albert Hofmann zu meinem Buch „Drogen zwischen Herrschaft und Herrlichkeit“ geschrieben hat. Dies einerseits darum, weil das Grundthema im Prinzip dasselbe ist wie im neuen Buch „Geist – Gesellschaft – Droge“, nur dass hier die Gewichtung der einzelnen Themen stark geändert wurde. Andererseits soll es eine Hommage an Albert Hofmann sein, den grossen Forscher, Denker und Menschen, der kürzlich im 103. Lebensjahr verstorben ist.

Im vorliegenden Buch, das sich zur Hauptsache mit dem Drogenproblem befasst, sind zwei erkenntnistheoretische Kapitel vorangestellt, »Über Erkenntnis und Wahrheit« und »Über Selbstverwirklichung und spirituelle Wege«, die mit Bezug auf die Drogenproblematik abgefasst sind. Sie liefern eine Basis, von der aus der grosse Fragenkomplex rund um die Drogen tiefer begründbar, sozusagen von höherer Warte behandelt werden kann. Das ist von grosser Bedeutung, denn nur allzuhäufig werden Drogendiskussionen von einem engen, von persönlichen Interessen bestimmten Standpunkt aus geführt und ergeben daher nur selten sachlich begründete Resultate, die allgemein anerkannt werden können. Das gilt nicht nur für Diskussionen auf dem Gebiet der Drogen, sondern fast überall, wo es um die Allgemeinheit betreffende Probleme geht. Es kann daher nicht genug auf die Notwendigkeit der Beachtung der von Menschenmeinung unabhängigen, natürlichen Gegebenheiten und Wahrheiten hingewiesen werden und auf die Notwendigkeit der immer wieder und überall zu stellenden Sinnfrage.

Wenn man die Sinnfrage in ihrer allumfassenden Bedeutung stellt, nämlich die Frage nach dem Sinn unserer menschlichen Existenz, dann, glaube ich, kann man sie auf eine Art beantworten, die allgemeine Zustimmung finden dürfte. Alle grossen Religionen und Philosophien sind im Grunde aus der Suche nach dem Sinn der Schöpfung und dem Sinn des menschlichen Lebens hervorgegangen, und sie geben auch eine Antwort auf die allesumfassende Sinnfrage. Die Antworten, so verschieden sie sind, enthalten alle ein Glücksversprechen: Das Glück der ewigen Seligkeit im christlichen Himmel, das Glück im sinnenfrohen Paradies des Islam, das irdische Glück der Epikuräer. Und schon vor über 2000 Jahren stellte Aristoteles an den Anfang seiner Nikomachischen Ethik die Frage: Was suchen die Menschen? – und er befand: Sie suchen Glück als höchstes Gut und letztes Ziel.

Auch bei den Philosophen der Neuzeit geht es letztlich um die Suche nach Glück und Sinn. Um nur einen der modernen Philosophen zu zitieren, Ludwig Markuse kommt in der Einleitung seines Buches »Philosophie des Glücks, zum Schluss: »Wer aber auf das Glück verzichtet, erfüllt sein Dasein nicht.« Was Religionsgründer und Philosophen vom letzten Sinn unseres Daseins sagen – Glück sei Sinn und Endziel unseres Lebens – muss wahr sein, denn der gegenteiligen Verkündigung – der Sinn unseres Lebens sei, unglücklich zu sein – könnte wohl niemand beistimmen. Es gibt zwei Bereiche, in denen die Menschen das Glück suchen, im Bereich des Habens oder des Seins, auf materiellem oder auf spirituellem Gebiet. Heute wird, vor allem in der westlichen Welt, das Glück hektisch im Haben gesucht, im materiellen Besitz; mit unterschiedlichem Erfolg. Es gibt immer mehr Reiche und Superreiche, aber kaum immer mehr Glückliche; auf der anderen Seite aber immer mehr arme, gar im Elend lebende Menschen, die meistens sehr unglücklich sind. Was hat die Anhäufung von Geld, und damit Macht, bei Einzelpersonen oder Konzernen, die keine Verantwortung tragen für das öffentliche Wohl, für einen Sinn? Die Verantwortung für das öffentliche Wohl liegt beim Staat, zum Beispiel die Sorge um die Arbeitslosen. Der Staat hat aber keine Macht in der Wirtschaft, von der das Wohl der Bevölkerung entscheidend abhängt. Verantwortung und Macht triften heute immer mehr auseinander, mit katastrophalen Folgen. Die Frage nach Sinn in der heutigen Entwicklung im Hinblick auf Menschenglück ist unschwer zu beantworten.

Was ist Glück? Glück lässt sich wissenschaftlich nicht definieren. Es ist ein Letztes, nicht weiter Erklärbares. Glück lässt sich nur umschreiben, als ein besonderer Zustand des menschlichen Bewusstseins. Glück gehört in die Kategorie des Seins. Es ist also nicht etwas, das man haben kann. Was man auf der Suche nach Glück sucht, ist in Wirklichkeit nicht das Glück selbst, sondern man sucht das, von dem man glaubt oder hofft, dass es uns glücklich macht. Was die Ursache von Glück sein könnte oder sein sollte, darüber ist schon seit der Antike diskutiert worden. Von den Ansichten über: Was ist Glück? – oder eben richtiger, über das, was glücklich macht, möchte ich aus unserer Zeit nur eine herausgreifen, jene des Philosophen, der zwar selber nicht glücklich war, der aber sehr tief über das Wesen der menschlichen Existenz und über das Glück nachgedacht hat, jene von Friedrich Nietzsche. Er schrieb: »Das Glück des Menschen beruht darauf, dass es für ihn eine undiskutierbare Wahrheit gibt.«

Früher, in vielleicht glücklicheren Zeiten, galten die Dogmen der Kirchen als undiskutierbare Wahrheiten. Heute sind es die Ergebnisse der Naturwissenschaft, die als undiskutierbare Wahrheiten gelten, und die das alte, religiöse Weltbild unglaubwürdig gemacht haben. Die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse erwiesen ihre Wahrheit dadurch, dass sie sich praktisch anwenden liessen. Sie bildeten die Basis, auf der sich alle die Technologien und Industrien aufbauten, die zum materiellen Reichtum und Komfort der westlichen Welt geführt haben. Das naturwissenschaftliche, einseitig materialistische Weltbild ist zum Mythos unserer Zeit geworden. Dieses Weltbild ist zwar undiskutierbar wahr, aber es beinhaltet nur die eine Hälfte der Wirklichkeit, nur ihren materiellen, messbaren Teil; alle physikalisch und chemisch nicht fassbaren Dimensionen des Daseins, zu denen die wesentlichen Merkmale des Lebens gehören, fehlen: Liebe, Freude, Schönheit, Schöpfergeist sind weder wäg- noch messbar, sind also im materialistischen naturwissenschaftlichen Weltbild nicht vorhanden. Das materialistische Weltbild beruht auf einem folgenschweren Dualismus, auf einer Weltsicht, in der sich der Mensch als getrennt von der Umwelt erlebt. Ein solches dualistisches Welterleben hat sich zuerst in Europa herausgebildet. Es war schon wirksam im jüdisch-christlichen Weltbild: Ein über der Schöpfung thronender Gott, sein »Macht euch die Erde Untertan…«. Die Naturwissenschaften sind ein Produkt des europäischen Geistes. Sie bildeten die Grundlagen für die Entwicklung von Technik und Wissenschaft und der sich darauf aufbauenden weltweiten Technisierung und Industrialisierung. Die dualistische, titanenhafte Einäugigkeit, die nur noch das von Menschenhand Gemachte sieht und als die eigentliche Wirklichkeit betrachtet, ist die Grundursache der heutigen weltweiten ökologischen, ökonomischen, sozialen und geistigen Probleme und Krisen. Eine solche einseitig materialistische Weltsicht entwickelt sich besonders in einer toten, technischen Umwelt in den grossen Städten, und sie wächst mit ihnen. Es wäre sinnlos und dumm, wenn man die Wirklichkeit von all dem, was man täglich erlebt und durch die Massenmedien zu hören und zu sehen bekommt, bestreiten würde. Es stellt aber, wie schon erwähnt, nur die Hälfte der menschlichen Wirklichkeit dar. Was daher heute dringend notwendig, not-wendend ist, ist ein heller, klarer Blick, mit dem wir der Ganzheit der Welt und des Lebens und unseres Eingebundenseins gewahr werden. Wer offene Augen und ein offenes Herz hat, sieht auf unserem wunderbaren Raumschiff trotz grosser Zerstörung immer noch ursprüngliches Leben: Die geheimnisvolle Welt der Ozeane, die begrünten Kontinente und die Schönheit ihrer wundervollen Geschöpfe der Pflanzen- und Tierwelt. Aber meistens schauen wir mit trüben Augen und mit durch Gewohnheit abgestumpften Sinnen in die Welt, erkennen nur noch den von Menschenhand geschaffenen Teil der Wirklichkeit und suchen in ihr, wie in einem selbst angefertigten Mandala, Glück und Sinn. Blickten wir doch besser in den Kelch einer Blume, einer Blüte, die an Vollkommenheit und Schönheit alles von Menschen Erzeugte tausendmal übertrifft, denn sie ist mit Leben erfüllt; vom gleichen Leben wie der Schauende; und beide, der Schauende und was er betrachtet, sind Manifestationen des einen, gleichen Schöpfergeistes. Als Augenöffner, als Hilfsmittel, um die Fähigkeit eines vertieften, visionären Erlebens der Wirklichkeit zu erlangen, sind die verschiedenen Methoden der Meditation entwickelt worden: Yoga, Fasten, Atemübungen, Isolation und so weiter.

Besonders wirkungsvoll lässt sich die Meditation durch Zuhilfenahme von entheogenen Drogen gestalten, denn die pharmakologische Wirkung dieser Psychopharmaka besteht in einer enormen Steigerung der Sinnesempfindungen, vor allem des Sehens und Hörens und in einer Veränderung des Bewusstseins im Sinne einer Erweiterung und Steigerung der Sensibilität. Weil dabei die Höhen und Tiefen des Seins in ungewohnter Intensität erlebt werden, besteht die Gefahr, dass das Erlebte nicht sinnvoll ins Bewusstsein integriert werden kann. Der Gebrauch entheogener, oder wie sie auch genannt werden, psychedelischer Drogen ist daher in alten Kulturen stets in einen religiös-zeremoniellen Rahmen eingebaut worden. Dann kann das Erlebnis zu dem werden, wonach der Mensch seit jeher im Tiefsten sucht, zur unio mystica und der damit verbundenen Glückseligkeit. Die auf Meditation beruhende Entfaltung von persönlicher Religiosität, die durch die Anwendung entheogener Drogen unterstützt werden kann, beginnt den kirchlichen Glauben zu ersetzen. Das alte religiöse Weltbild, das auf dem Glauben an Dogmen beruht, verliert immer mehr an Glaubwürdigkeit, weil es, wie schon ausgeführt, der objektiven Wahrheit und Wirklichkeit, die von der Naturwissenschaft erschlossen wurde, widerspricht.

Der evolutionäre Sinn der naturwissenschaftlichen Erkenntnisse besteht daher wahrscheinlich nicht in erster Linie darin, dass sie die Grundlagen für die weltweite Technisierung und Industrialisierung lieferten, sondern dass sie das Bild der universell gültigen materiellen Wirklichkeit enthüllten, das bei meditativer Betrachtung und Erleuchtung transzendiert und zur Grundlage einer neuen universalen Geistigkeit werden könnte.

Publikationen wie das vorliegende Buch, die die Rolle der entheogenen Drogen in diesem Prozess darlegen, verdienen daher grosse Verbreitung und Beachtung.

Albert Hofmann

VORWORT DES AUTORS

Nachdem mein erstes Buch „Drogen zwischen Herrschaft und Herrlichkeit“ bald vergriffen war, trug ich mich lange mit dem Gedanken, das Buch nach den notwendigen Korrekturen neu herausgeben zu lassen. Irgendwann reifte dann die Überzeugung, dass das Buch mit einer völlig anderen Gewichtung neu geschrieben werden sollte. Und zwar sollte das Hauptgewicht auf den „erkenntnistheoretischen“ Teil, nämlich auf das Verhältnis zwischen Verstand und Intuition, insbesondere auf das einseitige und oberflächliche Denken gelegt werden und das Drogenthema sollte nur noch als kurze Illustration des Grundthemas dienen. Nach erneutem intensiven Literaturstudium wurde dann das Buch völlig neu umgearbeitet. Dabei fanden verschiedene im ersten Buch besprochene Themen wieder Eingang, wurden aber stark erweitert. Zudem wurden einige neue Aspekte eingeführt, die das Grundthema näher zu beleuchten im Stande sind.

Auf die ständige Aneinanderreihung männlicher und weiblicher Formen wurde bei Personen ebenso verzichtet als auf die etwas mühsame Formulierung wie etwa „LeserInnen“ – wo nicht besonders erwähnt, sind natürlich die Frauen auch mitgemeint. Um den Lesefluss nicht zu sehr zu behindern, wurden die an den hochgestellten Zahlen ersichtlichen Quellenangaben nur relativ spärlich eingestreut – vor allem an wichtigen Stellen und bei Zitaten. Die interessierte Leserschaft kann sich im ausführlichen Literaturverzeichnis am Ende des Buches einen Überblick über die Quellen verschaffen. Ich habe mich bemüht, möglichst wenige wissenschaftliche Fremdwörter zu benutzen und wo es nicht zu umgehen war, diese zu erklären bzw. zu beschreiben. Obwohl das bildhafte Element in diesem Buch eine wichtige Rolle spielt, musste leider auf Bilder verzichtet werden, da das Buch sonst viel zu umfangreich geworden wäre.

Ohne eine finanzielle Fremdunterstützung hätte dieses Buch nicht erscheinen können. Hauptsponsor ist meine Wohngemeinde Feldbrunnen, und einen namhaften Betrag hat auch die Bertold-Suhner-Stiftung (Herisau) aus meinem Heimatkanton geleistet. Diesen Institutionen bin ich für ihre Unterstützung zu grossem Dank verpflichtet.

Einen herzlichen Dank gebührt auch meinen Freunden Max Schreier, Bruno Rossi und Rolf Bühler, die das Manuskript gelesen und mir viele wertvolle Rückmeldungen und Anregungen gegeben und bei der Korrekturlesung mitgeholfen haben. Ein besonderer Dank geht auch an meinen Lektor, Erick van Soest, mit dem mich eine angenehme Zusammenarbeit verband und dessen Arbeit weit über die übliche Lektoratsarbeit hinausging. Schliesslich danke ich auch dem Verlegerteam Roger Liggenstorfer und Barbara Blankart für die Herausgabe des Buches.

Benjamin Fässler

EINLEITUNG

Hauptthema dieses Buches ist der menschliche Geist, wobei „Geist“ bzw. „geistig“ – analog zum englischen „mind“ bzw. „mental“ – mit „Psyche“ bzw. „psychisch“ gleichgesetzt wird. Nach dem hier verwendeten Konzept besteht der Geist oder die Psyche aus drei Anteilen: aus dem Verstand oder der Ratio, aus der Intuition und aus den Gefühlen. Diese drei Teile sind nicht nur untrennbar miteinander verwoben, sondern auch in engem Wechselspiel mit der Umwelt, insbesondere mit der menschlichen Gesellschaft verknüpft.

Die Kernthese des Buches besteht darin, dass wir unsere geistigen Fähigkeiten und Möglichkeiten viel zu wenig ausschöpfen und vor allem unausgewogen nutzen. Die gewaltigen Probleme unserer modernen Welt, vornehmlich die ökologischen und gesellschaftlichen Probleme, haben ihre Wurzeln im einseitigen und oberflächlichen Denken. Einseitig ist das Denken, weil keine Harmonie zwischen der Ratio und der Intuition besteht, sondern vielmehr das Hauptgewicht auf dem Verstandesmässigen liegt und das intuitive Element stark verkümmert ist – hinzu kommt ein vielfach mangelhafter bewusster Umgang mit den Gefühlen. Oberflächlich ist das Denken, weil das Rationale oft nicht korrekt durchgeführt wird, was bedeutet, dass es häufig kein sorgfältiges, hinterfragendes Denken, sondern ein automatenhaftes und stark durch Vorurteile beherrschtes Denken ist.

Um diese These zu untermauern, werden Wesen und Funktionsweise der psychischen Elemente – Ratio, Intuition und Gefühle – zunächst mehr oder weniger voneinander getrennt in ausführlicher Weise besprochen, um dann wieder zu einer Einheit, zur Ganzheit des Menschen, zusammengefügt zu werden. Im Weiteren wird gezeigt, wie sich – in groben Zügen betrachtet – im Laufe der Zeit ein Wandel in Geist und Gesellschaft vollzogen hat, in dem der Verstand immer mehr die Oberhand über die Intuition gewonnen hat. Die gewandelte Denkweise bewirkte zunehmende Veränderungen im Handeln der Menschen, was in der Folge zu den immer grösser werdenden Problemen führte. Das oberflächliche und einseitige Denken lässt sich schliesslich am Drogenthema und hauptsächlich an der Drogenpolitik eindrücklich illustrieren.

Obwohl ein ganzes Kapitel dem Thema „Wahrheit“ gewidmet ist, sei hier schon die Überzeugung ausgesprochen, dass es für uns keine absolute Wahrheit, sondern nur verschiedene relative Wahrheiten, unterschiedliche Sichtweisen gibt. Das gilt natürlich auch für all das in diesem Buch Vorgebrachte. Für praktisch alle hier dargelegten Sichtweisen gibt es auch andere Ansichten – naturgemäss musste eine Auswahl getroffen werden, die natürlich subjektiv ist: meine Auswahl. Die Leserinnen und Leser sind eingeladen, sich in die dargelegten Ansichten zu vertiefen und herauszufinden, wo für sie „etwas dran“ ist und sich gegebenenfalls näher damit zu befassen. Auch werden keine Patentrezepte vorgelegt, vielmehr werden alle Interessierten dazu angehalten, eigene Erfahrungen zu machen: Selber intensiv wahrzunehmen, eigenständig und sorgfältig zu denken, sich mit den eigenen Gefühlen auseinanderzusetzen und all die Bereiche der Intuition selber zu erfahren – um dann daraus eigene Schlüsse und Konsequenzen zu ziehen.

Für jeden Menschen, der sich anschickt, ein Handwerk zu erlernen, dürfte es selbstverständlich sein, sich als Erstes mit den dazu notwendigen Werkzeugen vertraut zu machen, das heisst deren Funktionsweise und Anwendungsbereich kennenzulernen. Es ist nicht einzusehen, warum dies nicht auch im Bereich der geistigen Werkzeuge gelten sollte. Will man seinen Erkenntnis- und Denkapparat richtig einsetzen, müssen auch dessen Funktionsweise und dessen Grenzen bekannt sein. Und damit sollten sich eigentlich alle Menschen befassen, denn jeder braucht ständig seine geistigen Werkzeuge. Aus diesem Grund sollen in den folgenden Kapiteln diese Werkzeuge eingehend behandelt werden.

Angesichts der Vielfalt und der Komplexität der Themen können verschiedene Themen nur angeschnitten werden; auch werden gewisse Vereinfachungen nicht zu umgehen sein.

Ich habe mich dabei um oberflächliche Genauigkeit, um genaue Oberflächlichkeit bemüht. Ebenso muss betont werden, dass wir in gewissen Bereichen – etwa bei der Psychologie von Tieren oder unserer Vorfahren – vielfach auf Mutmassungen angewiesen sind. Auch wenn es sich nicht um „gesicherte Erkenntnisse“ handelt, sind es doch Vorstellungen, wie es sein oder gewesen sein könnte.

ERSTER TEIL:
GEIST UND GESELLSCHAFT

1. Zwei Wege zur Erkenntnis: RATIO und INTUITION

An den Beginn dieses Kapitels seien fünf Beispiele gestellt, die erahnen lassen, was mit den zwei Wegen zur Erkenntnis gemeint ist. Die Beispiele werden zunächst nur kurz oder überhaupt nicht kommentiert, sodass die Leserinnen und Leser sich ihre eigenen Gedanken dazu machen können. Im weiteren Verlaufe wird dann auf diese Beispiele zurückzukommen sein.

Beispiel 1:

a) 3 + 5 - 2 - 1 + 13 + 9 - 7 = ?

b)

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Zeichnung: Claudia Jossi

Bei 1a), der Rechenaufgabe, gelangen wir zur Lösung, indem wir schrittweise logisch denkend vorgehen. Bei 1b), der Abbildung der Mickey Mouse hingegen, erkennen wir diese Figur schlagartig – sofern sie uns bekannt ist.

Beispiel 2: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile.“

Beispiel 3: „Das Herz öffnen“

Für den Herzchirurgen bedeutet dieser Satz, das körperliche Organ „Blutpumpe“ mit dem Skalpell aufzuschneiden – für den Verliebten, den Dichter und für den Mystiker bedeuten diese Worte etwas völlig anderes…

Beispiel 4: „Die Welt besteht nicht aus Atomen, sondern aus Geschichten.“

Beispiel 5: Was ist nun wahr: Die naturwissenschaftliche Evolutionstheorie oder die Schöpfungsgeschichte der Bibel?

Hirnforschungen des letzten Jahrhunderts haben ergeben, dass die linke und die rechte Hirnhemisphäre unterschiedlich funktionieren, dass der Mensch so etwas wie ein „Zwei-Geist-Wesen“ ist. Ganze Listen gegensätzlicher Funktionen der beiden Grosshirn-Hemisphären wurden aufgestellt. Mit der Zeit erkannten die Wissenschaftler, dass das Trennende und Andersartige der beiden Hirnhälften bis hin zum „gespaltenen Bewusstsein“ allzu stark betont worden war. Wohl bestehen gewisse Unterschiede zwischen den Funktionen der beiden Hemisphären, doch besitzen beide auch Eigenschaften ihrer „Gegenseite“, vor allem aber muss die sich ergänzende, gegenseitig abhängige Zusammenarbeit beider Hemisphären hervorgehoben werden: Das Hirn ist ein untrennbares Ganzes. So ist es sinnvoller, nicht von zwei gegensätzlichen Hemisphären, sondern von zwei verschiedenen Arten des Denkens zu sprechen. Dabei ist hier der Begriff des Denkens in einem umfassenderen Sinne als sonst üblich gemeint: Er umfasst nicht nur die logischrationale Tätigkeit, sondern die gesamte psychische Tätigkeit, die zu einer Erkenntnis führt – und das Ziel des Denkens ist ja Erkenntnis.

Die beiden Arten des Denkens werde ich mit zwei Begriffen belegen, welche ebenfalls in einem weiter gefassten Sinne als allgemein üblich zu verstehen sind und deswegen gross geschrieben werden sollen: RATIO* („linkshemisphärisch“) und INTUITION* („rechtshemisphärisch“). Und wenn doch hin und wieder von links- oder rechtshemisphärischem Denken die Rede sein wird, so sollen diese Begriffe in Anführungszeichen gesetzt werden, um daran zu erinnern, dass es sich um unterschiedliche Denktypen handelt, die nicht einfach einer Hirnhälfte zugeordnet werden können. Im Grunde genommen ist es nicht einmal korrekt, die RATIO der linken und die INTUITION der rechten Hemisphäre zuzuordnen, denn dies stimmt nur etwa für zwei Drittel der Menschen196.

Die psychischen Vorgänge, die wir Denken nennen, gehen im Spannungsbereich zweier Pole vonstatten, nämlich der beiden Grundtypen des Denkens: RATIO und INTUITION. Wir werden diese beiden Begriffe nicht genau definieren, da jede genaue Definition* den Fehler in sich birgt, künstliche Grenzen zu ziehen und damit natürliche Zusammenhänge zu zerreissen. Vielmehr werden wir die beiden Begriffe näher erläutern, indem wir sie einander gegenüberstellen und sie beschreibend umkreisen. Dies bietet auch Gelegenheit, einige wesentliche Grundbegriffe in groben Zügen zu beleuchten – verschiedene Themen werden später dann ausführlicher zur Sprache kommen. Bei der Gegenüberstellung der beiden Denktypen werden wir sehen, dass nicht nur die „linkshemisphärische“ und die „rechtshemisphärische“ Funktion, sondern auch RATIO und INTUITION nicht klar zu trennen sind, was wiederum Ausdruck dessen ist, dass die beiden Denkformen nicht einfach Gegensätze sind, sondern sich zueinander komplementär verhalten, sich gegenseitig zu einem Ganzen ergänzen.

RATIO INTUITION
ARBEITSMETHODE linear-sukzessivanalytisch dualistisch-polar simultan-synthetisch holistisch monistisch
  Sprache, Begriffe Bilder, Symbole, Metaphern
  digital analog
BEWUSSTSEIN „Normal-Bewusstsein“ „Aussergewöhnliche Bewusstseinszustände“
QUELLE Aussen (Sinnesorgane) Innen (Unbewusstes)
UMGANG MIT DER WELT „Haben“, „Macher“ Überleben „Sein“ Leben
PARADIGMA Altes Paradigma Neues Paradigma

Die Arbeitsmethode

Das erste Unterscheidungsmerkmal der beiden Denkformen zeigt sich in der Arbeitsmethode, in der Art und Weise, wie die Inhalte des Denkens verarbeitet werden. Eine der Grundbedeutungen des lateinischen Wortes „ratio“ ist „Rechnung, Berechnung“. Die RATIO ist also eine Art der Verrechnung, sie ist die Art und Weise, wie Informationen verrechnet oder behandelt werden, also eine Art des Denkens. Und diese Verrechnungsart besteht darin, dass sie die Informationen linear und sukzessive, das heisst in einer Linie und Stück um Stück, Schritt um Schritt verarbeitet. Damit ist verbunden, dass dies analytisch geschieht, das heisst die Informationen werden zergliedert, in einzelne Teile zerlegt, wodurch Grenzen gezogen werden.

Diese Vorgehensweise zeigt sich nicht nur beim eigentlichen Denkprozess, sondern schon bei der Wahrnehmung, insbesondere beim Vorgang des Sehens. Betrachten wir beim obigen Beispiel 1 die dargestellte Rechenaufgabe, so wandert unser Augenmerk schrittweise von einem Zeichen zum nächsten, bis wir schliesslich zur Lösung gelangen.

Für das lineare Denken ist charakteristisch, dass es ein „Wenn-dann-Denken“ ist: Wenn etwas so ist, dann folgt daraus, dass… Es ist ein monokausales* Denken, das nur eine Ursache in Betracht zieht. Damit ist oft auch ein besonderer, starrer Wahrheitsanspruch verbunden, indem nur eine Wahrheit gilt, was den Boden für Intoleranz darstellt.

Das sukzessive Element, das heisst das schrittweise, nach und nach sich vollziehende Vorgehen dieses Denktyps bedeutet, dass der Erkenntnisvorgang Zeit benötigt.

Das analytische Moment zeigt sich besonders augenfällig in den modernen Naturwissenschaften. Die Welt wird in immer kleinere Teile aufgeteilt: Wie mit einem Teleobjektiv richtet sich der scharfe Blick auf die einzelnen Details. Bei dieser streng fokussierten Sichtweise besteht die Gefahr, dass die Beziehungen zwischen den Teilen übersehen werden und die Übersicht auf das Ganze verloren geht.

Die INTUITION geht einen anderen Weg: Sie verarbeitet die Informationen simultan, also gleichzeitig, und synthetisch*-holistisch*, also ganzheitlich, was bedeutet, dass die Informationen zu einem Ganzen zusammengefügt werden. Wiederum kann dies auch an der Wahrnehmung beim Beispiel 1 illustriert werden, und zwar am Bild der Mickey Mouse. Der Blick wandert nicht von einem Detail zum anderen. Vielmehr wird die Figur als Ganzes auf einen Schlag erkannt – vorausgesetzt natürlich, dass man sie überhaupt kennt.

Der „rechtshemisphärische“ Denktyp zerlegt nicht in Teile, sondern fügt Teile zu einem übergeordneten Ganzen zusammen, er nimmt Ganzheiten, Zusammenhänge, Beziehungen, Muster, Gestalten wahr.

Zum Beispiel 2: Der Ausspruch „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“, der auf Aristoteles (384 bis 322 v. u. Z.) zurückgeht, soll an einem Beispiel veranschaulicht werden: Gibt man mehreren Künstlern je hundert weisse und schwarze Mosaiksteine mit dem Auftrag, damit ein Bild zu schaffen, bleibt die Summe der Mosaiksteine jeweils dieselbe – die erarbeiteten Bilder dürften sich aber deutlich voneinander unterscheiden. Je nach der Anordnung der Steine innerhalb der Fläche des jeweiligen Mosaiks ergibt sich ein anderes Muster, ein anderes Ganzes. In diesem Ganzen sind also nicht nur die Summe aller Teile, sondern auch deren Beziehungen zueinander enthalten – das „Mehr“ ist nicht quantitativer, sondern qualitativer Natur. Das Vorgehen der INTUITION ist kein lineares, monokausales „Wenn-dann-Denken“, sondern es erkennt – oder „erspürt“ – Beziehungen, vielfältig verbundene Ursache-Wirkungsnetze und damit anerkennt es auch, dass es viele Wahrheiten gibt, was die Grundlage für Toleranz darstellt.

Ein besonderes Merkmal der INTUITION besteht darin, dass der Erkenntnisvorgang keine Zeit benötigt, das heisst, dass er plötzlich geschieht. Wir kennen diese Plötzlichkeit des Auftauchens der Erkenntnis beim „Ah-Erlebnis“ durch das Überwältigtwerden von etwas sehr Schönem, beim „Aha-Erlebnis“ des plötzlichen Bescheidwissens und beim „Haha-Erlebnis“ beim Verstehen eines Witzes. Obwohl der Begriff einen negativen, „esoterischen“ Beigeschmack hat, kann durchaus von „Erleuchtung“ gesprochen werden, zumal man ja gerne sagt: „Es ist mir ein Licht aufgegangen“. Dies ist nicht nur ein subjektiver Prozess, sondern er ist bisweilen auch objektiv von aussen erkennbar, indem sich das Gesicht in dem Augenblick „erhellt“, in dem sich der „erleuchtende“ Verstehensprozess abspielt. Bei einem besonders intensiven Erlebnis kann es dazu kommen, dass das Gesicht förmlich „strahlt“. Wie eng die beiden Hirnhemisphären zusammenarbeiten, erkennt man auch daran, dass das „linkshemisphärische“ linear-analytische Denken – etwa bei der Lösung der obigen Rechenaufgabe – immer wieder durch die „rechtshemisphärischen“ Elemente des Verstehens, der kurzen Erleuchtungen, unterbrochen wird.

Während sich die RATIO auf Details fokussiert und dabei Gefahr läuft, die Übersicht zu verlieren, verhält es sich bei der INTUITION umgekehrt. Wie in einem Weitwinkelobjektiv nimmt sie Übersichten, Gesamtsituationen, Zusammenhänge, Harmonien wahr, während sie die präzisen Details aus den Augen verliert. Sie ergibt also ein eher unscharfes, verschwommenes oder gar nebulöses Bild, was noch dadurch unterstrichen wird, dass Ganzheiten und Beziehungs-Netzwerke häufig eher als vages Gefühl oder als ein „Gespür“ denn als klare Gedanken erfasst werden.

In Zusammenhang mit dem Analytischen, Trennenden der RATIO steht auch ihre Tendenz zum dualistischen, polaren Denken. Dieses teilt in Zweiheiten, in gegensätzliche Pole auf wie etwa „gut – böse“ oder „richtig – falsch“. Im Gegensatz dazu ist für die INTUITION das Monistische*, das Einheitsprinzip, kennzeichnend, das aus der ganzheitlichen Verarbeitungsmethode erwächst. Nun sind wir natürlich tatsächlich überall von Gegensätzen umringt. Es geht nicht darum, diese Gegensätze zu verneinen. Probleme ergeben sich aber dann, wenn die Gegensätze auf ein „Entweder-Oder“ fixiert werden, anstatt zu anerkennen, dass es sich um ein „Sowohl-als-Auch“ handelt und die Gegensätze nur verschiedene Aspekte desselben sind. Wie die Gegensätze zusammengehören, lässt sich augenfällig an jenem Ding illustrieren, auf den sich der Begriff „Polarität“ bezieht, nämlich an einem Magneten. Jeder Magnet besitzt einen Nordpol und einen Südpol, die an sich völlige Gegensätze darstellen und sich nicht vereinigen lassen. Und dennoch gehören sie untrennbar zusammen. Zerteilt man einen Magneten nämlich in zwei Teile, haben wir nicht je einen Nord- und einen Südpol vor uns, sondern zwei neue Magneten mit wieder je einem Nord- und einem Südpol. Es gibt keine gesonderten Nord- und Südpole. Ein Magnet wird dadurch zu einem solchen, dass er die beiden Pole in sich vereinigt. Ein anderes Beispiel sind die Begriffe „Leben“ und „Tod“, die wohl den krassesten Gegensatz überhaupt darstellen. Aber auch sie hängen zweifellos untrennbar zusammen: ohne Leben kein Tod – ohne Tod kein Leben. Gegensätze sind nichts weiter als die sich ergänzenden Pole einer Einheit.

Das analytisch-polare Moment der RATIO hat noch eine weitere Konsequenz: Die Subjekt-Objekt-Trennung. Dem Subjekt, dem Ich oder Ego, im Zentrum steht die übrige Welt als Objekt* – als Gegenstand – gegenüber. Das holistisch-monistische Element der INTUITION führt hingegen dazu, dass man sich mit der Welt verbunden, in sie eingebunden fühlt. Dem Ich-Gefühl der RATIO steht ein ausgeprägtes Wir-Gefühl der INTUITION entgegen.

An dieser Stelle soll ein Thema zur Sprache kommen, das uns immer wieder beschäftigen wird und das ich das „Pfortenproblem“ nennen möchte. Es ist die Polarität „Offenheit – Geschlossenheit“, ein grundlegendes Dilemma, das alles Lebendige betrifft: Von der Zelle zum Organismus, vom Individuum zu sozialen Systemen: von der Familie bis zu Staaten. Jedes lebende System, zum Beispiel eine Zelle, muss zu seiner Erhaltung eine innere Ordnung aufrechterhalten. Dabei ist es darauf angewiesen, von aussen Elemente in sich hereinzunehmen: Einerseits Energie in Form von Materie – Nahrung – und eigentlicher Energie – Sonnenenergie –, andererseits Informationen, um sich in einer sich verändernden Welt behaupten zu können. Es gilt nun, die richtige Balance zwischen Offenheit und Geschlossenheit zu finden. Ist die Pforte des Systems „zu offen“, wird es von aussen überschwemmt, sodass es seine innere Ordnung nicht mehr aufrechterhalten kann, was zum Untergang, zum Tod führt. Ist die Pforte hingegen „zu geschlossen“, können zur Bewahrung der inneren Ordnung zu wenig Energie und Informationen Einlass finden, was wiederum zum Tod führt. Das Dilemma lautet demnach: Soviel Offenheit wie möglich, soviel Geschlossenheit wie nötig – oder umgekehrt. Gefragt ist also das rechte Mass und dieses rechte Mass lässt sich nie dauerhaft festlegen, sondern muss immer wieder aufs Neue je nach der bestehenden Situation und nach den vorausgehenden Erfahrungen gesucht und bestimmt werden.

Beziehen wir das Pfortenproblem auf RATIO und INTUITION, so steht der stärkeren – oder zu starken – Geschlossenheit des fokussierenden „linkshemisphärischen“ Denkens die stärkere – oder zu starke – Offenheit des ganzheitlichen „rechtshemisphärischen“ Denkens gegenüber.

Ein weiterer wesentlicher Unterschied in der Arbeitsmethode der beiden Denkformen besteht darin, dass die RATIO mit Sprache, das heisst mit Begriffen arbeitet, während für die INTUITION Bilder, Symbole und Metaphern typisch sind.

Diese Gegenüberstellung ist eng mit dem Begriff „Abstraktion“* und mit der damit in Zusammenhang stehenden Lehre von den Zeichen verknüpft. Die wohl elementarste Definition des Zeichens im weiten Sinne ist die, dass ein Zeichen etwas ist, das für etwas anderes steht. Es ist also ein Stellvertreter, es repräsentiert oder be-zeichnet etwas, es deutet auf etwas hin, hat also Bedeutung, ist Bedeutungsträger. Eine oft verwendete Einteilung der Zeichen im weiten Sinne, die auf den Sprachforscher Ferdinand de Saussure (1857 bis 1913) zurückgeht, ist jene in Signale, Symbole und Zeichen im engeren Sinne. Signale, auch Anzeichen genannt, sind Bedeutungsträger, die vom Signalisierten nicht zu trennen sind, da sie Teil von ihm sind oder mit ihm in einer kausalen Beziehung stehen. Beispiele sind etwa die Stimme eines Menschen oder der Rauch eines Feuers. Symbole oder Sinnbilder sind zwar von dem, was sie bezeichnen, verschieden, haben aber eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Bezeichneten bewahrt, sie haben einen gewissen Anteil am Symbolisierten, sind also durch dieses irgendwie begründet. Schliesslich sind Zeichen im engen Sinne Bedeutungsträger, die vom Gemeinten völlig verschieden und losgelöst sind, keine Ähnlichkeit mit und keinen Anteil an dem Bezeichneten haben, sondern willkürlich und durch Übereinkunft festgelegt worden sind. Wichtigste Beispiele für solche Zeichen sind die Wörter der Sprache, insbesondere aber die Zeichen der Schrift, die Buchstaben.

Dabei ist zu betonen, dass zwischen Signalen, Symbolen und Zeichen fliessende Übergänge bestehen. Schliesslich bleibt zu erwähnen, dass in der Literatur gelegentlich „Symbol“ als das verwendet wird, was wir „Zeichen im weiten Sinn“ genannt haben. Im Folgenden seien hier unter „Symbol“ und „Zeichen“ die im engeren Sinne verwendeten Begriffe gemeint.

Eng verknüpft mit der Abstraktion ist das Gegensatzpaar „analog – digital“. Analogie* bedeutet das Verhältnis von Ähnlichkeit oder Entsprechung zwischen zwei oder mehreren Dingen. Analoges Denken beruht auf Assoziationen, also auf gedanklicher Verknüpfung von Vorstellungen. Charakteristisch für das Analoge sind fliessende Übergänge ohne Stufen und damit auch Vieldeutigkeit und Unbestimmtheit. Im Gegensatz dazu bedeutet „digital“*, dass nicht stetig veränderliche Werte vorliegen, sondern dass diese stufenförmig in Einzelschritte aufgelöst sind. Es findet nicht nur eine Zergliederung in einzelne Teile statt, sondern es werden einzelne Teile herausgelöst, abstrahiert, und diese einzelnen Ausschnitte stehen nun unzweideutig und klar bestimmt nebeneinander. So stehen etwa in der Reihe der ganzen Zahlen klar definierte Einheiten nebeneinander – zwischen den Zahlen Eins und Zwei existieren keine Übergänge. Im Extremfall kommt es zu einer einfachen Wahl zwischen lediglich zwei Einheiten, etwa zwischen A und B, Ja und Nein oder – beim Computer – zwischen Ein und Aus beziehungsweise zwischen Eins und Null. Der Unterschied zwischen analog und digital kann gut am Beispiel der Uhr veranschaulicht werden. Die digitale Uhr zeigt die Zeit an, indem eine ganze Zahl zur nächsten springt. Bei der analogen Uhr hingegen bewegen sich die Zeiger – wenigstens von blossem Auge gesehen – kontinuierlich im Kreise herum.

Betrachten wir nun das Spektrum vom Bild bis zum Zeichen etwas näher im Lichte der Abstraktion und des Gegensatzpaares „analog-digital“. Wenn wir einen Gegenstand betrachten, erzeugen unsere Augen zusammen mit dem Gehirn ein inneres Bild. Schon dieser Vorgang stellt einen Abstraktionsprozess dar, da das Bild nicht alle physikalischen Daten der Aussenwelt enthält. Analog ist dieses Bild in dem Sinne, als es einen grossen Spielraum mit fliessenden Übergängen offen lässt. So sind zum Beispiel beim Betrachten eines Gemäldes unzählige Sicht- und Interpretationsweisen möglich. Vom Bild zum Symbol hat ein weiterer Abstraktionsschritt und schon eine gewisse Digitalisierung stattgefunden. Das Symbol hat noch Anteil an dem, was es bedeutet, sein Erscheinungsbild ist aber durch Abstraktion vereinfacht worden. Auch sind seine Interpretationsmöglichkeiten deutlich geringer geworden – es ist eindeutiger, aber immer noch vieldeutig. Nach C.G. Jung enthält das Symbol etwas Unbestimmtes, Unbekanntes, einen „unbewussten“ Aspekt, der sich dem Zugriff des Verstandes entzieht und bei dessen Deutung es der INTUITION bedarf253. Das Symbol weist auf etwas hin, lässt aber – zumindest auf den ersten Blick – vieles im Dunkeln und Geheimnisvollen: Es ist Offenbarung und Verhüllung zugleich. Der zum Symbol synonyme Begriff „Sinnbild“ weist darauf hin, dass ihm ein tieferer Sinn innewohnt. So berühren viele der unzähligen Symbole, die die Menschheit geschaffen hat, tiefe Schichten der Seele und setzen etwas in Bewegung – denken wir etwa an das christliche Symbol des Kreuzes, das tiefreligiöse Gefühle auslösen kann. Schliesslich bleibt zu erwähnen, dass nicht nur optische Bilder, sondern auch akustische Phänomene symbolische Bedeutung haben können, indem etwa eine Landeshymne das Gefühl heimatlicher Verbundenheit hervorrufen kann.

Unter „Metapher* versteht man einen bildhaften sprachlichen Ausdruck. Durch eine Analogie wird eine Bezeichnung auf eine andere herangetragen, womit Ähnlichkeit in der Bedeutung entsteht. Die Metapher vergleicht das Bekannte mit dem Unbekannten und macht dieses damit vertraut und fassbar. Sie ist eines der wichtigsten Mittel zur Schöpfung von Benennungen für Dinge und Geschehnisse, für die noch keine entsprechende Bezeichnung existiert. Und sie kann Bedeutungen vertiefen und betonen, indem Vergleiche herangezogen werden. So wirkt im Ausdruck „Er ist stur wie ein Ochse“ die Sturheit intensiver, als wenn man einfach sagt: „Er ist stur“. Und im Wort „Wirtschaftskrieg“ wird das Kämpferische und Brutale des Krieges zur Steigerung des einfachen und harmlosen Begriffes „Wettbewerb“ herausgestrichen. Wenn die Metapher in der Gegenüberstellung auf die Seite der INTUITION gerückt wurde, ist dies nicht ganz korrekt, denn sie verbindet das „rechtshemisphärische“ Analoge mit dem „linkshemisphärischen“ Digitalen der Sprache.

Sprache besteht aus Wörtern oder Begriffen und diese stellen einen weiteren Schritt im Abstraktions- und Digitalisierungsprozess in Richtung Zeichen dar. Gesprochene Worte haben mit dem, was sie bezeichnen, in der Regel nichts gemein. Ausnahmen bilden die lautmalerischen Wörter wie etwa „murmeln“ oder „zischen“, deren Aussprache das Bezeichnete in gewissem Masse nachbilden. Hingegen haben etwa die Laute, aus denen das gesprochene Wort „Haus“ bestehen, mit dem Gegenstand „Haus“ keine erkennbare Beziehung. So ist der grösste Teil der sprachlichen Begriffe willkürlich und durch Übereinkunft festgelegt. Es wäre nun aber falsch, Wörter und Begriffe als rein digital zu bezeichnen. Denn ihnen sind viele Nebenbedeutungen und Unschärfen eigen, indem sie von verschiedenen Individuen mit teils feinen Nuancen, teils aber auch mit relativ grossen Unterschieden aufgefasst werden. Auch die Sprache hat demnach ein gewisses analoges Element bewahrt.

Als eigentliche „Zeichen“ können indessen die Elemente der Schriftsprache, die Buchstaben, bezeichnet werden, die aus dem letzten Schritt der Abstraktion und Digitalisierung hervorgegangen sind. So hat etwa der Buchstabe „A“ mit dem gesprochenen Laut „A“ gar nichts mehr gemeinsam Zwischen den Zeichen „A“ und „B“ gibt es keine Übergänge, sie sind klar getrennt, also gleichsam „voll digitalisiert“. Und trotzdem hat sich auch bei diesen Zeichen ein Rest von Analogie, von Variabilität und Unbestimmtheit bewahrt. So kann etwa der Vokal „O“ offen oder geschlossen gesprochen werden.

Die wohl abstraktesten und digitalisiertesten Zeichen stellen die mathematischen Zeichen dar. Zumindest innerhalb jener Länder, die unser Alphabet benutzen, bedeutet das Pluszeichen „+“ immer eine Aufforderung zum Addieren.

Es ist nun an der Zeit, auf die eingangs aufgeführten Beispiele 3 bis 5 etwas näher einzugehen.

Zum Beispiel 3: „Das Herz öffnen.“ Dem Chirurgen steht das Herz als klar definierter Begriff im Geist und als klar definiertes und abgegrenztes, gleichsam „digitalisiertes“ körperliches Organ vor Augen, das es zu öffnen, mit klar definierten Instrumenten aufzuschneiden gilt. Für den Verliebten, den Dichter und den Mystiker bedeuten die Worte jedoch etwas völlig anderes. Das Herz stellt hier ein Symbol dar, und zwar für die Liebe. Damit kommt das später noch ausführlich zu besprechende dritte Element des Geistes neben RATIO und INTUITION, nämlich die Gefühle, ins Spiel. Die Öffnung des Herzens, also der Bereich des durch die Liebe Erfassten, nimmt dabei vom Verliebten über den Dichter zum Mystiker stetig zu, die Pforte öffnet sich immer mehr, die Liebe wird zunehmend ganzheitlicher. Die Liebe der Verliebten geht über die eigene Person hinaus und richtet sich auf ein anderes menschliches Wesen. Für manchen Dichter erweitert sich das Ziel seiner Liebe auf viele oder alle Menschen und auf die uns umgebende Natur. Schliesslich öffnet sich die Pforte beim Mystiker vollständig und seine Liebe richtet sich auf Gott, der die Unendlichkeit, den ganzen Kosmos umfasst.

Zum Beispiel 4: „Die Welt besteht nicht aus Ato men, sondern aus Geschichten.“ Dieser provokative Satz will natürlich nicht die wissenschaftliche Tatsache, dass die Welt aus Atomen besteht, verleugnen, sondern zu einer anderen Sicht auf die Welt auffordern. Die Erkenntnis, dass die Welt aus Atomen besteht, ist die Folge des „linkshemisphärischen“ analytischen Denkens, das die Welt in immer kleinere Teile bis hin zu den Atomen auflöst. Eine Welt, die aus Geschichten besteht, bringt uns eine andere Sicht. Wesentliche Elemente von Geschichten sind einerseits, dass sie von Beziehungen handeln, und andererseits, dass es sich nicht um einen Zustand, sondern um ein Geschehen, um einen Prozess handelt. Es sind Beziehungen zwischen Menschen und zwischen Menschen und der Natur. Die Beziehungen verweben die Dinge in der Geschichte zu einem Ganzen, woran wir den „rechtshemisphärischen“ Aspekt erkennen. Zudem sind die Beziehungen nicht statisch, sondern dynamisch; sie ändern sich im Verlauf der Geschichte. Hinzu kommt das symbolisch-metaphorische Element der Geschichte: Dieses schafft Sinn und Bedeutung. Das analoge Element einer Geschichte äussert sich auch darin, dass es bei den Interpretationen einen grossen Spielraum gewährt, sodass es den verschiedenen Individuen einen anderen Sinn offenbaren kann.

Zum Beispiel 5: „Was ist nun wahr: Die naturwissenschaftliche Evolutionstheorie oder die Schöpfungsgeschichte der Bibel?“ Diese Frage knüpft an das Beispiel 4 an. Die Evolutionstheorie ist wiederum das Resultat des vorwiegend analytischen Denkens. Sie zeigt auf, wie die Natur aus immer höheren biologischen Formen schliesslich den Menschen hervorgebracht hat. Die Schöpfungsgeschichte der Bibel und die unzähligen übrigen Schöpfungsgeschichten der Welt hingegen sind Geschichten, die nie wortwörtlich als historisch-naturwissenschaftliche Tatsachen hinzunehmen sind. Vielmehr haben sie symbolisch-metaphorischen Charakter und vermitteln eine Bedeutung, einen Sinn. Sie erklären die Herkunft des Menschen aus anderer Sicht und vermitteln ihm in dem Sinne Bedeutung, als sie ihm seine Stellung in der Natur und zu den Mitmenschen klären und ihm so einen Sinn für sein Leben verleihen. Die Erkenntnis, dass die Natur – und damit auch wir Menschen – aus Atomen besteht, ist sicher interessant. Sie vermag dem Menschen jedoch keinen Sinn für sein Leben zu vermitteln. Dasselbe gilt für die Evolutionstheorie. Ausser der Erkenntnis, dass wir mit den übrigen Tieren verwandt sind – und sie dementsprechend auch behandeln sollten – ergibt das Wissen, dass wir von Affen und schliesslich von immer niedrigeren Tieren abstammen, für unser Leben wenig Sinn. Es geht hier nicht darum, naturwissenschaftliche Theorien gegen Mythen oder umgekehrt auszuspielen, sondern darum, verschiedene Sichtweisen auf das Gleiche zuzulassen. Warum nicht die Evolutionstheorie neben der Schöpfungslehre stehen lassen – im Wissen darum, dass es nur verschiedene Perspektiven sind?

Informationsquelle und Bewusstseinszustand

Weitere Unterscheidungsmerkmale zwischen RATIO und INTUITION sind die Quellen, aus denen sie die Informationen beziehen, und der Bewusstseinszustand. Erstere empfängt die Informationen mittels der Sinnesorgane von der Aussenwelt, Letztere von der Innenwelt, dem Unbewussten. Während die Quelle der RATIO also aussen liegt, liegt jene der INTUITION im Inneren. Obwohl diese plakative Aussage nicht unproblematisch ist, wollen wir sie zunächst einmal so stehen lassen und uns dem Phänomen des Bewusstseins zuwenden.

Bewusstsein heisst bewusstes Sein, Wissen um das Sein, Wissen, dass etwas ist. Es ist ein Gewahr-Sein der Dinge und Situationen um mich herum ebenso wie ein Gewahrsein meiner selbst, meines Denkens und meiner Aktionen. Bewusstsein ist immer „Bewusstsein von etwas“, das heisst Bewusstsein ist gerichtete Aufmerksamkeit. Bewusst ist nur das, worauf wir gerade aufmerksam sind88.

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