Lottie Brooks und das verflixte Gefühlswirrwarr

Ich bin wieder da! Tut mir leid, dass es SO lange her ist, aber ich habe endlich ein neues Tagebuch gekauft und freu mich riesig, ab jetzt wieder von meinen aufregenden Abenteuern erzählen zu können … oder vermutlich eher peinlichen Abenteuern, wenn wir mal ganz ehrlich sind, richtig?

(Ich weiß noch nicht, welchen Ärger es gibt, aber glaub mir – und ja, ich spreche mit dir, Toby –, du willst es lieber nicht wissen!)

Jedenfalls, hast du mich vermisst?

Nein?!

Na, das ist aber ein bisschen unhöflich!

Kleiner Scherz!

Sachen, die in der letzten Woche passiert sind:

 

PS: Hamster verdienen auch nur das tollste Leben, weil ihre Lebenserwartung im Schnitt nur zwei oder drei Jahre beträgt, was unglaublich unfair ist. Aber PSSST, sagt das bloß nicht Flauschball dem Dritten und Professor Quietschington. Ich will nicht, dass sie sich aufregen.

 

PPS: Deshalb habe ich sie übrigens auch mit Cocktails in der Hand gezeichnet, weil ich das lustig fand. Aber nur um das klarzustellen: HAMSTER TRINKEN KEINEN ALKOHOL. Wenn man Gin Tonic in ihre Wasserflaschen füllen würde, würden sie mit großer Wahrscheinlichkeit DEUTLICH weniger als zwei oder drei Jahre leben. Außerdem wären meine Eltern wahrscheinlich ziemlich sauer auf mich, wenn ich den Hamstern ihren kostbaren Gin geben würde.

9.45 Uhr

Heute ist der Tag, an dem Mum nach Hause kommt, und ich kann es kaum erwarten! Ich meine, anfangs war es irgendwie lustig, nur Dad zu Hause zu haben, weil er in einigen Dingen viel entspannter ist. Zum Beispiel dreht er nicht gleich durch, wenn Toby und ich die schmutzige Wäsche rumliegen lassen oder unsere Betten unordentlich sind. Außerdem achtet er nicht so sehr darauf, wann und wie wir unsere Hausaufgaben machen, und lässt uns länger am Computer sitzen. Was das angeht, ist er einfach irre leichtgläubig. Wenn er fragt, wie lange ich schon am iPad war, antworte ich einfach: »Erst ungefähr fünf Minuten, Dad.« Und dann sagt er: »Oh, okay, mach ruhig weiter.« Normalerweise war ich dann schon ungefähr zwei Stunden am iPad. So naiv!

Dads Nachteil ist das Kochen. Nicht dass er es nicht versucht hätte – ich wünschte sogar, er hätte es tatsächlich nicht versucht und uns nur Chicken Nuggets und Pizza serviert. Dann wäre nämlich alles in Ordnung gewesen. Das Problem war aber, dass er Mum unbedingt beweisen wollte, was für ein »großartiger Ehemann und Vater« er ist. Deshalb hat er ständig Gerichte ausprobiert, die WEIT über seinen Fähigkeiten lagen, um sie dann spektakulär zu vermasseln.

Letzte Woche hat er ernsthaft versucht, ein Sonntagsessen zu machen, ohne auch nur eine der wichtigsten Zutaten zu besorgen. Wie zum Beispiel ein Huhn oder ein Stück Rindfleisch. Also gab es am Ende »Fischbraten«, was in Wirklichkeit

Toby und ich sind seitdem für immer traumatisiert!

Echt jetzt, ich habe deswegen immer noch Albträume … manchmal richtig seltsame, in denen der Lachs lustige kleine Ärmchen hat und auf einer winzigen Gitarre spielt. Das ist voll schräg.

16.16 Uhr

Juhu, Mum und Bella sind da!

Ab jetzt leben fünf Personen in diesem Haus, was wirklich verrückt ist. Oder sieben, wenn man die Hamster auch dazuzählt, was ich definitiv tue. Denn sie sind mit Sicherheit schlauer als Toby, und das reicht ja wohl als Erklärung, oder?

Jedenfalls habe ich den ganzen Nachmittag mit Bella gekuschelt. Sie riecht toll, ein bisschen wie Erdbeer-Milchshake, hmmmm.

Mum sieht allerdings total verändert aus. So richtig müde. Das habe ich ihr auch gesagt:

»Wow, Mum, du siehst aber müde aus!«

»Okay … Danke, Lottie.«

»Ja, total, du hast richtig große Tränensäcke.«

»Hmm …«

»Und schwarze Augenringe auch … und deine Haut sieht ganz grau aus.«

»Vielen Dank, Lottie!«

»Du siehst echt deutlich älter aus …«

»JA, SCHON GUT, ICH HAB’S KAPIERT. VIELEN DANK AUCH, LOTTIE

Meine Güte, wieso schrie sie mich denn gleich so an? Das war doch nur eine ganz sachliche Feststellung!

Aber ich weiß gar nicht, warum … Bisher ist doch alles ganz einfach. Bella schläft ja bloß.

GEDANKE DES TAGES:

Ich muss daran denken, Mum eine verjüngende Anti-Aging-Creme zum Geburtstag zu schenken. Das findet sie bestimmt ganz toll.

Sonntag, 23. Januar

4.24 Uhr

Bin gerade von einem wirklich verstörenden Geräusch wach geworden. Es klang ein bisschen wie ein Eichhörnchen, das von einem Fuchs verdroschen wird. Das ist jetzt vielleicht ein etwas

Jedenfalls bin ich also aufgestanden, um nachzusehen, was es war. Und was soll ich sagen, ich war völlig verblüfft, denn das Geräusch kam von Bella! Ich meine, wie kann ein einziges winziges Baby nur so viel Krach machen?!

»Was ist los? Was hat sie?!«, fragte ich Mum, die völlig verschlafen ins Zimmer gewankt kam.

»Sie hat Hunger, Schätzchen, sie braucht nur ein bisschen Milch.«

»Kann sie nicht bis zum Frühstück warten, wie ein normaler Mensch?«

Mum lachte. »Leider nicht, Lottie. Babys haben sehr kleine Mägen, daher müssen sie am Anfang sehr oft essen.«

Das kommt mir doch alles ziemlich unzivilisiert vor.

4.47 Uhr

Konnte nicht schlafen, weil ich die ganze Zeit über die Eichhörnchengeräusch-Frage nachdenken musste. Bin nach unten geschlichen, um auf meinem Handy zu googeln – ja, meine Mum ist einer von diesen nervigen Menschen, die Handys im Schlafzimmer verbieten (abgesehen natürlich von ihrem eigenen, auf das sie rund um die Uhr starren darf – unfair!).

Falls es dich auch interessiert: Ich habe herausgefunden, dass Eichhörnchen tatsächlich eine ganze Reihe von Geräuschen machen können, einschließlich Quietschen, Grunzen und Bellen. Faszinierend!

10.02 Uhr

Bin aufgewacht, weil Dad mich schüttelte und rief: »Lottie, wach auf! Alles ist gut. Ich bin ja da.«

»Was ist denn los?!« Ich war echt verwirrt.

Dad starrte mich an. »Ich dachte, du hättest einen Albtraum!«

»Nein … ich habe nur geträumt, ein Eichhörnchen zu sein.«

Um ehrlich zu sein, war es sogar ein ziemlich schöner Traum gewesen. Jedenfalls schöner, als von Mr Fischi und seiner winzigen Gitarre bedroht zu werden.

Dad seufzte erleichtert. »Oh, gut. Na, dann ist ja alles in Ordnung. Es klang nur eben so, als würdest du bellen.«

»Oh, haha, nein. Da musst du dich wohl verhört haben.«

Meine Güte, ich bin echt schräg.

O Mann, können Babys laut sein.

Bella scheint überhaupt nicht mehr schlafen zu wollen und schreit stattdessen nur noch, inzwischen schon seit zwei vollen Stunden. Nichts scheint zu helfen, egal was wir tun.

Ich habe Mum gefragt, was mit ihr los ist, und diesmal sagte sie: »Ich glaube, sie muss ein Bäuerchen machen.«

Ehrlich mal, ist es nicht ein bisschen übertrieben, stundenlang zu schreien, bloß weil man ein Bäuerchen machen muss? Ich meine, rülps doch einfach, Mädchen, wir sind hier doch unter uns!

17.47 Uhr

 

Bella schreit …

Das nenn ich mal melodramatisch!

Bin gerade frisch geduscht und nach Gänseblümchenwiese duftend aus dem Bad gekommen, als Mum sagte: »Kannst du Bella kurz halten, Lottie? Ich muss dringend mal aufs Klo.«

Ich antwortete: »Klar, kein Problem«, weil ich so eine hilfsbereite Tochter bin.

Doch kaum war Mum im Bad verschwunden, passierte es …

Bella öffnete den Mund und machte ein »Bäuerchen«. Und ich war VOLLER BABYKOTZE.

IGITT!

Tobys Kommentare waren auch absolut unnötig.

Also musste ich noch mal duschen, weil ich morgen in der Schule nicht wie eine schimmelige Schüssel Müsli riechen wollte, die man monatelang unter dem Bett vergessen hat (was ich natürlich nie getan habe).

Montag, 24. Januar

Normalerweise hasse ich Montage, aber heute war ich ziemlich froh, aus diesem lauten Irrenhaus rauszukommen, denn im Vergleich dazu kam mir die Schule wie ein Wellness-Urlaub vor. Außerdem war es ein ziemlich toller Tag, weil es aufregende Neuigkeiten gab …

Vor der ersten Stunde diskutierte ich aber erst mal mit Jess über unsere Lieblings-Fertig-Asianudeln. Meine sind die mit Huhn und Pilzen (was komisch ist, weil ich Pilze eigentlich hasse, aber ich pule sie einfach raus), und auf dem zweiten Platz sind die mit Rindfleisch und Tomaten. Jess’ Lieblingssorten sind chinesisches Chow Mein und Bombay Bad Boy. Das fand ich ziemlich beeindruckend, denn ich dachte, Bombay Bad Boy wäre total scharf. Aber vielleicht probiere ich sie auch irgendwann mal aus.

Ich glaube, ich schweife ab. Was wollte ich noch mal erzählen??

O JA! Die mega-aufregenden Neuigkeiten! Während unserer Nudeldiskussion summte plötzlich mein Handy. Es war eine Nachricht von Molly.

: OMG, DU GLAUBST ES NICHT! ICH HAB EINEN PLATZ AN DER KINGSWOOD BEKOMMEN!!!!!

Ich: OMG!!!!! ECHT JETZT?????

Molly: JA JETZT!!!!! UND WEISST DU, WAS????????

Ich: WAS?!?!?!?!?!?

Molly: ICH WERDE SOGAR IN DEINE KLASSE KOMMEN!!!!!

Ich: OMG, DAS IST JA DER HAMMEEEEEEEEEEER!!!!!

Ich habe es vielleicht mit den Großbuchstaben etwas übertrieben, aber meine Güte, ich war echt aufgeregt!

»Was ist los? Was ist los? Sag’s mir!!«, bettelte Jess, die versuchte, über meine Schulter zu schauen.

»Molly fängt nächste Woche hier an!«

»Oh, wow! Das ist ja toll! Ich kann es kaum erwarten, sie kennenzulernen.«

Ich grinste breit, denn meine beiden allerbesten Freundinnen in der Klasse zu haben, wird das ALLERTOLLSTE ÜBERHAUPT.

»Was kreischt ihr beiden denn so?«, fragte Amber und schaute zu uns herüber.

Ein Teil von mir wollte ihr am liebsten sagen, dass sie sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern soll, aber ich bin wild entschlossen, dieses Jahr erwachsener zu sein.

»Ich habe gerade eine Nachricht von meiner besten Freundin Molly bekommen. Sie geht ab nächste Woche auch in unsere Klasse«, erklärte ich.

»Deine BESTE Freundin?«, sagte Amber. »Ich dachte, Jess ist deine BESTE Freundin.«

»Na ja, schon … aber Molly auch. Ich habe eben zwei beste Freundinnen, weißt du?«

»Wirklich?« Amber lächelte geziert. »Du weißt doch, was man so sagt: Drei sind einer zu viel!«

Ich musste mir sehr viel Mühe geben, weiterhin erwachsen zu reagieren. »Ist mir egal, was man so sagt. Das wird total toll.«

Amber warf mir einen ultragelangweilten Blick zu. »Wie auch immer. Wahrscheinlich ist sie sowieso genauso eine Streberin wie ihr beide.«

Bei diesen Worten wäre ich fast explodiert, doch Jess legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter.

»Ich weiß«, sagte ich seufzend.

»Also«, sagte Jess, »wann lerne ich denn die berühmte Molly endlich kennen?«

Ich runzelte die Stirn. Eigentlich unglaublich, dass ich die beiden einander noch nicht vorgestellt hatte. Aber in der letzten Woche war so viel passiert, dass ich buchstäblich keine freie Sekunde hatte!

»Wie wäre es mit Donnerstag?«, schlug ich vor. »Komm doch zu uns, dann kannst du Molly UND Bella kennenlernen!«

»Super! Ich kann’s kaum erwarten!«

 

Als ich nach Hause kam, erzählte ich Mum, dass ich Molly und Jess zu uns eingeladen hatte. Um ehrlich zu sein, wirkte sie ein bisschen genervt.

»Ich bin doch gerade erst aus dem Krankenhaus gekommen, Schätzchen. Kann das nicht eine Weile warten?«

»NEIN! Es ist superdringend, Mum. Molly und Jess kennen sich noch gar nicht, und sie sind die beiden allerwichtigsten Menschen in meinem GANZEN LEBEN!«

Mum zog die Augenbrauen hoch. »Na, schönen Dank auch!«

»Abgesehen von meiner Familie natürlich.«

»Dann bin ich ja beruhigt.« Sie seufzte. »Okay, Schätzchen, ich bekomme das schon irgendwie hin – zwei weitere hungrige Mäuler kriegen wir auch noch gestopft, oder?«

»JUHU! Du bist die BESTE Mum, die ich JE hatte.«

»Wie viele hattest du denn schon?!«

»Haha, sehr witzig.«

Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich einfach nicht mit Jungs reden kann. Und mit »Jungs« meine ich Daniel. Immer wenn ich es versuche, fühlt sich mein Mund an, als wäre er voller Marmelade, und kein einziges Wort kommt ordentlich heraus. Heute zum Beispiel …

Nein, bevor ich das aufschreibe, fasse ich vielleicht noch mal kurz zusammen, was zwischen mir und Daniel bisher abgelaufen ist, damit wir die heutige Situation richtig einordnen können (außerdem kann ich einfach nicht genug über ihn schreiben).

 

*Schnitt zurück zur Gegenwart*

 

Wo war ich noch mal stehen geblieben? Ach ja. Beim Mit-Jungs-Reden, argh!

Also, heute hatten wir in der ersten Stunde Chemie. Ich bin immer ein bisschen aufgeregt, wenn ich weiß, dass ich Daniel sehe – und in Chemie sitzt er auch noch direkt hinter mir.

Als ich ihm begegnete, verlief unsere Unterhaltung genau so (bitte nicht lachen) …

Seufz.

Schlimmer noch, Poppy und Amber hatten es gehört und bekamen einen superlauten Lachanfall. Danach flüsterten sie die ganze Stunde über mich.

»Hast du gehört, was sie gesagt hat?«, sagte Poppy kichernd.

»Ich weiß … Laniel? So was von peinlich!«, sagte Amber.

Ich wollte mir nichts anmerken lassen, also tat ich so, als wäre ich vollkommen fasziniert von Mrs Murphys Ausführungen über die chemische Zusammensetzung einer Banane. Aber am liebsten hätte ich mich in ein Loch verkrochen und dort ACHTUNDSIEBZIG FANTASTILLIONEN JAHRE LANG Winterschlaf gehalten.

7.27 Uhr

Morgen ist der große Tag, an dem ich Molly und Jess einander vorstelle, und ich denke die ganze Zeit an nichts anderes. Ich sollte mich eigentlich freuen, dass meine beiden besten Freundinnen sich endlich kennenlernen, aber stattdessen bin ich ziemlich nervös. Ich kapier das nicht – warum sollte ich nervös sein?

»Was meinen die Leute damit, wenn sie sagen, ›Drei sind einer zu viel‹?«, fragte ich Dad, während ich mir beim Frühstück Choco Pops in den Mund schaufelte.

»Hast du diese Redensart noch nie gehört, Lottie-Potty? Es geht darum, dass in einer Gruppe von drei Leuten häufig einer das Gefühl hat, ausgeschlossen zu sein, weil die anderen beiden sich besser verstehen.«

»Oh«, sagte ich.

»Warum fragst du?«

»Einfach so … Das hat nur jemand in der Schule gesagt.«

Ich schob meine Schüssel von mir. Irgendwie war mir der Appetit vergangen, und ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch.

Was für eine Verschwendung der leckeren Choco Pops!

7.01 Uhr

Habe letzte Nacht nicht gut geschlafen. Denn ich weiß jetzt, warum ich so nervös bin. Diese blöde Amber hat mir eine Frage in den Kopf gepflanzt, die mich einfach nicht losgelassen hat. Was, wenn Molly und Jess sich nicht mögen? Ich glaube nicht, dass ich das ertragen könnte, weil ich doch beide über alles lieb habe.

Ich stellte mich vor den Spiegel und redete mir gut zu. »Hör mal, Lottie, es wird alles gut! Wir sind doch jetzt alle erwachsen (irgendwie).«

So richtig überzeugend fand ich mich allerdings nicht. Deshalb ging ich zu den Hamstern, um mich trösten zu lassen – aber sie haben mich nicht gerade beruhigt …

Also, das lief doch ganz gut. Glaube ich.

Ich meine, es war nicht perfekt, aber das wäre ja auch langweilig, oder?

Als Jess und ich von der Schule nach Hause kamen, war Mum ziemlich aufgeregt. »Lottie, ich hatte heute keine Zeit, mich ums Abendessen zu kümmern, also muss ich euch wohl eine Pizza bestellen, fürchte ich.«

»Keine Sorge, Mum. Es macht uns ÜBERHAUPT NICHTS aus, auf ein selbst gekochtes Essen zu verzichten«, sagte ich und zwinkerte Jess zu.

»Danke, Lottie. Und sag mal, könntet ihr Mädchen eine Viertelstunde auf Bella aufpassen, während ich mal eben durchsauge?«

Ich kapiere immer noch nicht, warum Erwachsene so besessen vom Staubsaugen sind. Ich sehe absolut NIE Krümel auf dem Boden, aber sie scheinen meine Mum extrem aufzuregen.

»Klar doch, Mrs Brooks«, sagte Jess. »Darf ich sie auch mal halten?«

»NATÜRLICH, JESS!«, sagte Mum, für meinen Geschmack etwas zu begeistert. »Und nenn mich doch bitte Laura.«

»Du musst ihren Kopf stützen«, sagte ich zu Jess, als Mum ihr Bella in die Arme legte.

»Ooooooh, sie ist ja so winzig und niedlich«, schwärmte Jess.

»Warte nur, bis du an ihrem Köpfchen riechst«, sagte ich und fühlte mich wie eine sehr stolze große Schwester.

Jess schnupperte an Bellas Kopf. »ERDBEER-MILCHSHAKE!«

»Ja, oder?«, sagte ich lachend.

»Das muss Molly sein«, sagte ich, und mein Magen machte einen kleinen Hüpfer, während ich in den Flur lief.

Bitte, lass das hier gut gehen, dachte ich und öffnete die Tür.

»HEY, BESTE FREUNDIN!«, rief Molly und umarmte mich.

»Selber hey«, sagte ich. »Jess ist schon da.«

Molly lächelte. »Super.«

Wir gingen ins Wohnzimmer, wo Jess immer noch mit Bella beschäftigt war.

»Aaaalso, Molly, das ist Jess, Jess, das ist Molly«, sagte ich mit Schmetterlingen im Bauch.

»Hallo, Jess«, sagte Molly lässig. »Schön, dass wir uns endlich kennenlernen.«

»Freut mich auch, Molly! Ich habe außerdem gerade Bella kennengelernt, ist sie nicht süß?«

»Sehr! Und hast du schon an ihrem Köpfchen gerochen?«

»Jawohl … Erdbeer-Milchshake, oder?«

Sie mussten beide lachen, und ich grinste. Die Schmetterlinge in meinem Magen beruhigten sich langsam, und ich wusste, dass alles gut werden würde.

Ich hätte mir überhaupt keine Sorgen machen müssen. Und alles nur wegen Ambers doofer Stichelei.

GEDANKE DES TAGES:

Ich werde NIE WIEDER auf Amber hören.

Bin mit Jess und Molly shoppen gegangen. Wir hatten alle kein Geld, also haben wir nur Sachen anprobiert. Dabei haben wir uns gegenseitig Outfits ausgesucht – je lächerlicher, desto besser.

Molly standen trotzdem alle Klamotten unglaublich gut, egal was wir für sie aussuchten. Jess und ich sahen dagegen meistens ziemlich beknackt aus. Doch Molly sah sogar in einem schlichten schwarzen T-Shirt-Kleid wie ein Supermodel aus.

Jess sagte: »Molly, darin wirkst du total erwachsen!«

»Ja, weil du einen echten Busen hast«, stimmte ich zu und bemerkte plötzlich, wie viel älter Molly wirkte, seit sie aus Australien wiedergekommen war.

»Ja, ich bin letzte Woche mit meiner Mum in die Stadt gefahren. Ich habe jetzt offiziell Körbchengröße B«, sagte sie.

  1. In meinem Brustbereich zieht es manchmal ein bisschen, was laut dem Buch, das mir meine Mum gekauft hat, bedeutet, dass »das Brustwachstum kurz bevorsteht«. Aber äh, hallo? Ich warte immer noch!! Falls irgendwer zuhört: Ich bin inzwischen schon zwölfeinhalb, also wäre es nur fair, endlich auch Brüste zu bekommen.

  2. Ich habe inzwischen genau drei Schamhaare. Oh, und einen leichten Flaum unter den Achseln. Bald werde ich mich dann vielleicht rasieren, aber im Moment ist es noch nicht nötig. Außerdem werde ich mir das nach meiner letzten Rasieraktion gründlich überlegen (siehe Tagebuch Nr. 1).

  3. Ich muss mir außerdem ständig die Haare waschen, weil ich total schnell Schmalzlocken bekomme. Früher musste ich die Haare nur zweimal in der Woche waschen, und jetzt schon jeden zweiten Tag, und selbst dann sieht meine Frisur manchmal so aus, als hätte ich am Morgen Butter hineingeschmiert. Argh! Das ist doch nicht fair????

  4. Ich habe den gefürchteten KÖRPERGERUCH entwickelt und habe das Gefühl, JEDEN Tag duschen zu müssen. Oh, wie ich die Zeiten vermisse, in denen ich noch nicht »geduftet« habe. Mir ist es ehrlich gesagt zuerst gar nicht aufgefallen, aber irgendwann hat Mum mich dezent darauf hingewiesen, und schließlich musste ich zugeben, dass sie recht hatte.

  1. Meine Haut ist auch eindeutig fettiger als früher, aber zum Glück hatte ich noch keine großen Ausbrüche, abgesehen von ein paar kleinen Pickelchen (klopf auf Holz).

  2. Von der Periode immer noch keine Spur. Zum Glück ist das bei Molly und Jess genauso. Ich frage mich, wer wohl die Erste von uns dreien sein wird?! Hoffentlich bin ich nicht die Letzte.

Zurück zum Shoppen!

Es dauerte nicht lange, bis die Verkäuferin uns schief ansah und hochnäsige Kommentare abgab wie: »Habt ihr überhaupt vor, etwas zu kaufen, Mädels?«

Ich meine, wie unhöflich! Wir waren doch erst ungefähr anderthalb Stunden im Laden.

Aus Trotz kaufte Jess eine Sonnenbrille, die auf 99 Pence reduziert war.

Bin irre aufgeregt, weil morgen Mollys erster Tag in unserer Klasse ist! Sie ist heute Nachmittag vorbeigekommen, um mir ihre Uniform zu zeigen, damit sie nicht aus Versehen irgendeinen Modefehler begeht – als würde sie so etwas je tun!

Wir haben beschlossen, morgen alle zusammen zur Schule zu gehen. Molly holt mich ab, weil sie am weitesten weg wohnt, und dann laufen wir gemeinsam zu Jess, die ziemlich nah an der Schule wohnt. Dabei wollen wir auch beim Kiosk vorbeigehen und unser restliches Taschengeld für Kaugummis ausgeben, die wir heimlich in der Doppelstunde Physik essen können (wir sitzen da ziemlich weit hinten, und Mrs Murphy ist sowieso fast blind).

Montag, 31. Januar

Molly kam, als ich gerade mit dem Frühstück fertig war. Ich hatte etwas verschlafen und war erst um 8.03 Uhr aufgewacht. Deshalb hatte ich mir die Haare nur schnell zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, ohne sie vorher zu bürsten. Mein Aussehen war mir eigentlich nicht so wichtig, aber als ich Molly ansah, wurde mir plötzlich bewusst, wie zerknittert meine Uniform war. Hätte Mum die nicht mal bügeln können?!