Image

Band 13

 

Andreas Dörr

 

 

Der
Verschollene

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Image

 

 

 

 

 

 

 

 

Twilight-Line Medien GbR
Obertor 4
D-98634 Wasungen

www.twilightline.com
www.chroniken-von-tilmun.de

1. Auflage, Juli 2020
ISBN: 978-3-96689-018-2
eBook-Edition

© 2020 Twilight-Line Medien GbR
Alle Rechte vorbehalten.

Tilmun Prime, Raumflughafen

 

„Maurizio! Du hast es auf den Punkt gebracht“, sagte Julian völlig außer Atem und schaute sich nach allen Seiten um. „Wir stehen hier inmitten eines riesigen Weltraumhafens und wir können froh sein, dass noch nicht auf uns geschossen wurde.“

In ungefähr 100 Meter Entfernung befand sich ein Raumschiff, das gerade von ein paar Arbeitern beladen wurde. Noch etwas weiter entfernt, auf der anderen Seite, waren ein paar Hangarkomplexe, die im Dunkeln lagen. Julian signalisierte den anderen, genau dort hinzulaufen. Arzu nahm Mrmpfdat auf seine Arme und lief mit den anderen in Richtung des nächsten Hangars. In den Köpfen des Terra Teams und ihren neuen Freunden drehte sich im Moment alles nur darum, so schnell wie möglich ein sicheres Versteck zu finden. Nach einer Minute erreichten sie auch den ersten Hangar, aber es kam ihnen vor, als wären sie seit Stunden gelaufen. Die Tür zum Inneren war einen Spalt geöffnet und Maurizio wollte hineinschauen, als er von Kapturi daran gehindert wurde.

„Du magst zwar durch deine Verkleidung aussehen wie ein Nukarib, aber ich denke, es wäre vorteilhafter, wenn ich zunächst hineinschaue und gegebenenfalls vorgehe“, sprach sie leise zu ihm. Maurizio nickte nur kurz und ließ sie gewähren. Kapturi steckte ihren Kopf langsam in den kleinen Spalt der Tür und schaute nach links und nach rechts. Es war dunkel, aber schemenhaft erkannte sie weiter hinten ein paar kleinere Raumschiffe und nach ein paar Sekunden war sie sich sicher, dass der Hangar nicht genutzt wurde. Jedenfalls sah sie keine Person ihrer noch einer anderen Rasse. Sie drehte sich beim Hineingehen zu den anderen um und forderte sie mit einer Handbewegung auf ihr zu folgen.

Endlich konnten sie sich ein wenig ausruhen und Julian kniete sich vor seinen Freund Mrmpfdat, der soeben von Azur sanft auf den Boden gelegt wurde, um zu sehen, wie es ihm geht. Mrmpfdat lächelte ihn an und sprach: „Wir haben jetzt keine Zeit um uns um meinen Gesundheitszustand zu kümmern. Wir müssen schauen, dass wir so schnell wie möglich von hier und diesem Planeten wegkommen“, sprach er mit leicht heißerer Stimme.

„Wir haben nicht viel Zeit! Die Nukarib sind in Alarmbereitschaft. Sie wissen, dass wir unseren Freund befreit haben, sie wissen auch, dass wir einen verbündeten haben, der mit seinen Androiden uns zur Seite steht und es ist wirklich nur noch eine Frage der Zeit, bis sie uns hier entdecken, wenn wir nicht unverzüglich ein besseres Versteck finden, wo wir in Ruhe nachdenken können, wie wir von hier wegkommen“, sprach Kapturi eindringlich auf die Gruppe ein.

„Du hast recht, Kapturi“, sprach Armin. „Aber lass uns nur mal ein paar Minuten verschnaufen. Ich denke, dass wäre jetzt angebracht.“

„Also, ich denke, es wäre von Vorteil, wenn ich und Barnu mal zu einem der Schiffe gehen, um zu sehen, ob diese flugtauglich sind. Wir brauchen keine Pause“, sprach Arzu.

„Das ist eine gute Idee“, sagte ihr Erbauer leise und lächelte dabei. Die beiden Androiden machten sich sofort auf den Weg. Maurizio sah ihnen nach und hoffte, dass sie glück haben würden. Er beobachtete sie, wie sie zunächst zu einem der linken Schiffe liefen. Dann blieben sie stehen. Etwa für fünf oder sechs Sekunden, schauten sich an und liefen dann zu dem Schiff, das ganz rechts stand, öffneten die Lücke und gingen hinein. Ein komisches Verhalten, dachte er, aber widmete sich schnell wieder dem Geschehen innerhalb der Gruppe zu.

„Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?“ unterbrach Mrmpfdat die Stille. Julian wollte ihm gerade antworten, als ein lautes Sirenensignal die Stille durchbrach. „Was ist das?“, fragte er darauf halblaut.

Kapturi und Tagma sprangen sofort auf. „Das ist ein Alarmsignal. Ich gehe davon aus, dass es wegen uns ist. Somit wird der Raumhafen hier in Alarmbereitschaft versetzt. Niemand darf landen oder starten, bis der Alarm wieder aufgehoben ist. Ich hoffe, meine beiden Androiden haben Glück und eines der Raumschiffe ist startbereit. Dann können wir von hier verschwinden.“ Kaum hatte Tagma den Satz ausgesprochen, hörten sie die Triebwerke eines der Raumschiffe im Hangar anspringen. Sofort machten sie sich alle auf den Weg. Während sie zu dem Raumschiff liefen, gingen plötzlich alle Lichter im Hangar an. Sie schauten sich, während sie liefen, nach hinten um und sahen, wie die großen Hangartore geöffnet wurden. Es konnte nur noch Sekunden dauern und die Nukarib würden den Hangar stürmen. Julian hing weiter hinter der Gruppe, da der dabei war Mrmpfdat zu tragen, was ihm sichtlich schwerfiel. Als die ersten der Gruppe das Schiff erreicht hatten, stiegen die beiden Androiden aus. Arzu feuerte auf die ersten Nukarib, die den Hangar betraten. Diese eröffneten ebenfalls das Feuer. Banu lief indes zu Julian, packte Mrmpfdat und Julian und lief mit beiden zum Schiff. Links und rechts von ihnen zischten die Geschosse der Nukarib an ihnen vorbei und Julian spürte die Angst in sich aufsteigen getroffen zu werden. Endlich erreichten auch sie das Schiff.

Die Luke wurde geschlossen und es erhob sich langsam vom Boden, doch die Geschosse der Feinde schlugen in den Rumpf des Schiffes, aber trafen keine wichtigen Komponenten.

„Festhalten!“ schrie Kapturi, die am Steuer saß, den anderen entgegen, schaltete den Antrieb ein und raste durch ein halbes Dutzend Nukarib hinaus in die Dunkelheit der Nacht.

„Das wäre geschafft!“, triumphierte Armin und grinste die anderen an. Erleichtert saßen sie hinter Kapturi.

„Es gibt ehrlich gesagt noch keinen Grund erleichtert zu sein“, sprach Kapturi. „Uns folgt ein Raumschiff. Und ich sollte euch sagen, dass wir mit diesem Schiff zwar in den Weltraum kommen, aber es ist nicht für interstellare Reisen ausgelegt. Wir kommen höchstens auf einen der Monde oder mit viel Glück nach Beruwa. Jedenfalls ist die Waffenkammer reich bestückt. Zu eurer Beruhigung, unser Verfolger dürfte kein Problem sein. Haltet euch nur gut fest. Es wird etwas turbulent.“

Nachdem sie den Satz beendet hatte, zog sie das Schiff nach oben und blieb in einer senkrechten Position, überschlug sich und schaffte sich mit einem gekonnten Manöver hinter das feindliche Schiff. „Ich denke mal, der Pilot ist ziemlich überrascht, dass ich jetzt hinter ihm bin. Ich beende mal seine Verwunderung!“ Dann drückte sie auf den Feuerknopf direkt neben dem Kontrollhebel. Ein blauer Strahl schoss direkt Backbordseits heraus und traf das Schiff am hinteren Teil. Sofort war eine dichte Rauchwolke zu sehen und das Schiff triftete nach rechts ab. „Er wird es überleben. Er wird Notlanden müssen, aber er wird es überleben“, sagte Kapturi halblaut, zog das Schiff erneut nach oben weg und flog in Richtung Weltall und beschleunigte dann Richtung Toran 3. „Wir fliegen am besten zu diesem Mond. Dort bekommt man so ziemlich alles, was man will. Nicht nur Waffen, sondern auch die Art von Raumschiffen, die uns aus diesem Sonnensystem herausbringen können und zurück zur Erde. Wir gehen auf maximale Beschleunigung. Somit sollte es sehr schwierig sein uns zu orten. Ich denke, wir sind vorerst in Sicherheit!“

Maurizio klopfte ihr auf die Schulter. Nach dem ersten Jubel entstand zunächst eine Stille, die Julian erneut nutzte, um nach seinem Freund, dem Pelasger zu sehen. Dieser lächelte ihn an und in seinem Gesicht war die Zuversicht zu sehen, die Julian aufatmen ließ. „Schön dich wieder bei uns zu haben“, sprach er zu ihm.

„Schön wieder bei euch zu sein“, erwiderte Mrmpfdat.

Julian wollte gerade seinem Freund erklären, wie sie herausgefunden hatten, dass er noch lebte, als er abermals daran gehindert wurde. Die beiden Androiden waren plötzlich lautstark in einer Diskussion, die alle an Bord aufhorchen ließ.

„Könnt ihr uns bitte aufklären um was es geht?“, sprach Tagma und Banu schaute in die fragenden Gesichter.

„Nun, wir unterhielten uns gerade darüber, ob wir euch sagen sollen, was sich im Hangar zugetragen hat, als wir zu den Raumschiffen gelaufen sind. Aber ich bin der Meinung, dass wir uns im Bezug auf das was passiert ist, einfach geirrt haben oder uns jemand einen Streich gespielt hat.“ Dann blickte er in Richtung seines Erbauers und sprach weiter: „Du solltest uns einer kompletten Diagnose unterziehen. Das halte ich für das Beste.“

„Wovon redest du da? Was meinst du damit? Was ist passiert?“, sprach dieser mit besorgter Stimme zu Banu.

„Nun, als wir zu den Raumschiffen liefen, um nachzusehen welches nun flugfähig sei, steuerten wir zunächst eines der Schiffe an die links von uns standen. Dann aber stand plötzlich vor uns ein Mann. Laut unseren Sensoren kein Nukarib. Sondern ein Mensch.“

„Wie soll denn um Himmels Willen ein Mensch im Hangar gestanden haben?“, sprach Armin verwirrt und blickte die beiden Androiden ungläubig an.

„Also, wenn ich da was dazu sagen darf“, sprach Maurizio. „Ich sah den beiden zu, als sie zu den Raumschiffen liefen und war Zeuge, als sie plötzlich für ein paar Sekunden stehenblieben und dann direkt zu dem Schiff liefen, dass uns hier rausgeflogen hat“, führte er weiter aus. „Aber ich sah dort niemanden. Niemanden außer euch beiden“, sagte er mit besorgter Stimme.

Alle waren darüber sehr verwundert. „Nun, jedenfalls sind wir entkommen und ich denke, das zählt und wir sollten die Sache nicht überbewerten. Vielleicht stand da ein Mensch, vielleicht haben euch eure Sensoren auch nur einen Streich gespielt. Wer weiß. Hauptsache ist, dass wir leben. Wir sollten uns jetzt lieber darauf konzentrieren, wie wir an ein Raumschiff kommen, mit dem wir interstellar reisen können“, sprach Armin und die anderen gaben ihm recht. Nur das sorgenvolle Gesicht von Tagma, das seine Androiden anstarrte, verriet, dass es für ihn noch keineswegs erledigt war.

„Ich werde euch beide einer gründlichen Diagnose unterziehen, sobald wir dazu die Gelegenheit bekommen“, sprach dieser halblaut und mit sorgenvoller Stimme diesen.

„Ja, und ich finde, dass wir im Moment uns auch lieber darauf konzentrieren sollen in Alarmbereitschaft zu bleiben. Laut dem Bordcomputer hier fliegen wir gleich an Tilmun Ariga vorbei. Wir sollten nicht auffallen, da wir uns in einem Nukaribschiff befinden, aber wir wissen auch nicht, inwieweit die Nachricht unserer Flucht bis zu Ariga vorgedrungen ist und wie wichtig man dort diesen Vorfall sieht. Wir sollten auf alles gefasst sein“, sprach Kapturi, die angespannt im Kommandostuhl saß.