cover

Perdita Finn

My Little Pony - Equestria Girls – Der Bandwettbewerb

Aus dem Englischen
von Susanne Schmidt-Wussow

Saga

Nach dem Drehbuch von Meghan McCarthy

 

Für alle, die über die Fehler und Unterschiede ihrer Freundinnen hinwegsehen … auch, wenn sie aus Versehen zu teuflischen Dämonen werden, die alle unterwerfen wollen.

Kapitel 1

Falsche Töne

Teenager strömten rein und rausdurch die Tür des Fast-Food-Restaurants neben der Canterlot High und plauderten fröhlich miteinander. Sie redeten über das Footballtraining und Tanz-AGs oder tratschten über die neuesten Liebschaften. Außerdem ging es um den letzten Song der Sonic Rainbooms.

Freunde fürs Leben, das wollen wir sein!“, trällerte beschwingt eine Gruppe Mädchen auf dem Weg aus dem Restaurant. Mit Chips und Getränken in der Hand eilten die Kids nach Hause zu ihren Hausaufgaben, winkten zum Abschied und schrieben sich schnell noch eine SMS. Niemand bemerkte die drei zankenden neuen Mädchen, die das Restaurant verlassen hatten, ohne etwas zu kaufen.

Adagio Dazzle warf verärgert ihre üppige pastellfarbene Mähne zurück. Aria Blaze stieß einen unzufriedenen Seufzer aus, der fast wie ein Wiehern klang, und Sonata Dusk stampfte mit dem Fuß auf, wobei sie feststellte, dass ein Menschenschuh kein so sattes Klomp zustande brachte wie ein Ponyhuf.

Ein leuchtend grünes Licht waberte zwischen den Mädchen, als sie sich aneinander lehnten. Es wickelte sich um ihre Köpfe und jedes Mädchen öffnete ganz leicht den Mund, um einen winzigen Schluck des seltsamen Lichtes in sich aufzunehmen. Einen Augenblick lang schienen die scharlachroten Anhänger um den Hals jedes Mädchens aufzuglühen …

„Das hat sich kaum gelohnt“, beschwerte sich Aria. „Ich habe dieses Fast Food so satt. Ich brauche eine richtige Mahlzeit.“

„Was hast du erwartet?“, sagte Adagio. „Die Energie in dieser Welt ist nicht dieselbe wie in Equestria. Unsere Macht hier ist begrenzt.“

Aria schob die Unterlippe vor und seufzte erneut. „Wären wir bloß nie an diesen schrecklichen Ort verbannt worden!“

„Ach, wirklich?“, erwiderte Adagio sarkastisch. „Mir gefällt es super hier.“

„Echt jetzt?“, kommentierte Sonata schnippisch. „Ich finde es hier nämlich richtig grässlich.“

„Und ich finde dich grässlich, Sonata“, schoss Aria zurück.

Sonatas Gesicht wurde vor Wut ganz rot. „Ach ja? Und ich finde, du bist die Grässlichste von allen, Aria.“

„Findest du?“ Aria drehte den anderen Mädchen den Rücken zu und starrte auf die Straße. „Ich hab gerade viel zu tun, kann ich dich bitte irgendwann anders komplett ignorieren?“

Adagio schnaubte zornig. „Eins sage ich euch: Mit euch beiden hier festzusitzen, macht diese Welt kein Stück erträglicher.“

Plötzlich hörten die Mädchen über der normalen Abendgeräuschkulisse aus Teenagergeplapper, Autogebrumm und Musik ein seltsam vertrautes Summen. Es hatte eine angenehme Tonhöhe und war gerade so hörbar, so schwach, dass es niemandem sonst auffiel. Aber die drei Mädchen hörten es und alle drehten sich sofort um.

Da sahen sie es. Am Horizont, in der Ferne, gleich hinter den Feldern der Canterlot High, kräuselte sich ganz schwach ein Licht aus allen Regenbogenfarben.

Adagios Augen weiteten sich. Aria und Sonata neben ihr waren so aufgeregt, dass sie kaum atmen konnten. Die drei Mädchen waren wie hypnotisiert von den herrlichen Farben, die den Himmel erhellten.

Adagio sprach als Erste. „Habt ihr das gespürt?“, fragte sie die anderen mit gedämpfter Stimme. „Wisst ihr, was das ist?“

Die anderen Mädchen wagten kaum, es auszusprechen. Wie konnte das sein? Es war völlig unmöglich.

Aber Adagio konnte ihre Begeisterung nicht zurückhalten. „Das ist … das ist … pure equestrianische Magie!“

Aria schüttelte ungläubig den Kopf. „Aber in dieser Welt gibt es keine equestrianische Magie.“

„Jetzt schon!“ Adagio wusste, was sie gesehen hatte. Aus unbekanntem Grund, und wie auch immer es dazu gekommen war, gab es in dieser gewöhnlichen Menschenwelt plötzlich equestrianische Magie, und sie schmiedete sofort einen Plan. „Wir werden sie nutzen, damit alle in dieser jämmerlichen kleinen Welt uns zu Füßen liegen und anbeten!“

Kapitel 2

Ponys in perfekter Harmonie

Einige Monate zuvor hatte Twilight Sparkle eine geheime Pforte durchschritten. . Als erstes Pony aus Equestria kam sie an die Canterlot High. Sunset Shimmer hatte ihr Diadem gestohlen und es in die Menschenwelt geschleudert, um mit dessen Hilfe allmächtig zu werden. Aber Twilight hatte ihr gezeigt, dass eine wahre Prinzessin sich nicht dadurch auszeichnet, dass alle anderen vor ihr kriechen, sondern dass sie andere dazu bringt, hinter ihr zu stehen.

Und genau das geschah auch, als Twilights menschliche Freundinnen an ihrer Seite kämpften, unterstützt vonden Elementen der Harmonie. Applejacks Ehrlichkeit, Fluttershys Freundlichkeit, Pinkie Pies Lachen, Raritys Großzügigkeit und Rainbow Dashs Treue erzeugten einen prächtigen Regenbogen der Freude, der die durch viel Disharmonie verbogene Krone von Sunset Shimmers Kopf fegte und zu Twilight Sparkle zurückbrachte.

Durch ihr Zusammenwirken geschah etwas Magisches mit den sechs Freundinnen – sie bekamen ein Pony-Upgrade! Zuerst wuchsen ihnen Ponyohren, dann wurden ihre Haare so kräftig und glänzend wie eine Ponymähne und schließlich wuchs ihnen auch noch ein Pferdeschweif! Sie waren nun halb Pony, halb Mädchen!

Leider mussten sich die Mädchen bald wieder von Twilight Sparkle verabschieden. Die heißgeliebte Ponyprinzessin musste nach Equestria zurück und die Pfortezwischen den Welten wurde für immer verriegelt. Doch selbst nach Twilights Fortgang wirbelte das funkelnde Regenbogenlicht weiter durch die Flure der Canterlot High. Es half allen, gut miteinander auszukommen, und es brachte die Mädchen dazu, eine eigene Band zu gründen und Musik zu machen.

Und Musik strömte nach ihren Abenteuern mit Twilight Sparkle aus den Equestria Girls nur so heraus. Sie schrieben Songs, während sie in Raritys Cabrio durch die Stadt flitzten und im Nascheckchen miteinander kicherten. Rainbow Dash liebte das Gitarrespielen fast so sehr wie ihren Sport. Applejack war ein Ass am Bass und Rarity vollbrachte Wunderwerke an ihrer Keytar. Fluttershy hatte entdeckt, dass sie ein Naturtalent am Tamburin war, und Pinkie Pie steckte all ihre Energie und Begeisterung in wilde Schlagzeugsoli. Die Sonic Rainbooms rockten! Und das Beste war: Wenn die Musik von ihnen Besitz ergriff, bekamen die Mädchen wieder ihr Pony-Upgrade.

„Hey, hey, hört her,

wir rufen’s laut:

Die Magie der Freundschaft

geht unter die Haut!“

Alle an der Canterlot High tanzten den Ponystampftanz, wenn die Rainbooms spielten. Sie verschränkten die Arme und wiegten sich im Rhythmus der Musik. Sie schwangen mit den Beinen und tanzten. Sie sprangen und klatschten in die Hände. Niemand konnte ihnen widerstehen! Nicht mal die große und mächtige Trixie. Nicht mal Sunset Shimmer!

Die Musik der Sonic Rainbooms war magisch und bei jedem Auftritt schien ihre Regenbogen-Energie die Canterlot High noch stärker zu durchdringen. Nur eine fehlte – und das war Twilight Sparkle. Wäre es nicht toll, wenn sie mit den Rainbooms singen würde? Das fragten sich Mädchen unweigerlich, auch wenn sie wussten, dass das nie geschehen würde. Trotzdem waren sie glücklich und alle anderen Kids an der Canterlot High auch, glücklicher als je zuvor. Sie ahnten ja nicht, dass eine dunkle Macht gerade in ihre schöne Welt eingedrungen war …

Kapitel 3

Sunset Shimmer hat den Blues

In der Turnhalle der Canterlot High herrschte geschäftiges Treiben. Alle waren mit den Vorbereitungen für den großen Frühlings-Benefizball beschäftigt. Sonnenstrahlen fielen auf den polierten Holzboden. Die Kids malten Plakate und verzierten Banner. Der Raum war erfüllt von Lachen und Aufregung. Einige trugen sogar ihre Canterlot-Wondercolt-Ohren und -Schweife, um ihren Teamgeist zu zeigen. Aber das wirklich Besondere an dem Ganzen war, wie selbstverständlich alle gut miteinander auskamen.

Sportlerinnen in Trainingskluft plauderten mit den Theaterkids. Mädchen, die nach der neuesten Mode gestylt waren, teilten ihre Geheimnisse mit Freundinnen in verwaschenen T-Shirts und Jeans. An der Canterlot High schien es keine Rolle zu spielen, was für Musik man hörte, welche Klamotten man trug oder was man nach der Schule machte – alle waren mit allen anderen befreundet. Dank Twilight Sparkles Magie, die sie hinterlassen hatte.

Aber als Sunset Shimmer in die Turnhalle kam, zog eine Wolke vor die Sonne. Ein paar Jungen und Mädchen sahen kurz zu ihr hin und wandten sich dann ab. Einige flüsterten miteinander. Sunset versuchte, nicht darauf zu achten. Sie wusste, dass sie immer noch nicht sehr beliebt war – nach allem, was geschehen war. Sie hatte sich einst in einen bösen Dämon verwandelt, und wollte die gesamte Schülerschaft einer Gehirnwäsche unterziehen und sie zu einer Armee rekrutieren, mit der sie in Equestria einmarschieren und das Reich erobern konnte. Aber dazu war es dann doch nicht gekommen und sie hatte ihre Lektion gelernt. Seither gab sie sich die allergrößte Mühe, freundlich zu sein.

Lächelnd trat sie auf Apple Bloom, Sweetie Belle und Scootaloo zu, die gerade ein farbenfrohes Plakat malten. Keins der Mädchen sah sie an. Sunset setzte sich neben sie auf den Boden und griff nach einem Pinsel, aus dem rote Farbe tropfte.

„Braucht ihr Hilfe?“, fragte sie so freundlich sie konnte.

Sweetie Belle hob eine Augenbraue. Scootaloo kaschierte einen Laut der Überraschung mit einem Husten. Alle drei Mädchen wechselten einen Blick, der besagte: „Meint sie das ernst?“

Apple Bloom starrte Sunset kalt an. „Äh, danke vielmals“, sagte sie. „Aber wir kommen schon klar.“

Enttäuscht legte Sunset Shimmer den Pinsel vorsichtig auf dem Rand der Farbdose ab. „Aha, verstanden“, sagte sie leise und sah sich in der Turnhalle nach einem freundlichen Gesicht um.

Da sah sie Pinkie Pie begeistert winken. „Hier drüben, Sunset Shimmer!“, schrie sie.

Sofort hüpfte Sunset quer durch die Turnhalle zu Pinkie, die mit ihren Freundinnen Fluttershy, Rarity, Rainbow Dash und Applejack an anderen Plakaten arbeitete. Diese Mädchen hatten Twilight Sparkle verteidigt, hatten die böse Sunset Shimmer aus nächster Nähe und ganz persönlich erlebt und hatten ihr trotzdem schnell vergeben.

Die anderen Mädchen und Jungen in der Turnhalle sahen Sunset Shimmer argwöhnisch nach. Sie versuchte, das gemeine Geflüster zu überhören. Aber sie fühlte sich erst besser, als sie sich bei den Equestria Girls niederließ. Sie waren ihr gegenüber offen und warmherzig und meinten es ehrlich mit ihr. Das war schon erstaunlich, musste sie zugeben.

„Ich wusste nicht, dass die ganze Schule hier ist“, gestand sie, als sie sich setzte.

Rarity hielt das glitzernde Plakat hoch, an dem sie mit Pinkie gearbeitet hatte. Pinkies Kunstwerke waren immer total glitzerlastig!

„Ziemlicher Hingucker, wenn ich uns mal selbst loben darf.“ Rarity kicherte und klopfte sich etwas Glitter vom Rock.

„Und es duftet sogar nach Kuchen!“, rief Pinkie.

„Echt?“, sagte Fluttershy. Sie beugte sich zu dem Plakat hinunter, um daran zu riechen. Als sie ihren Kopf wieder hob, war ihre Gesicht voller Glitter und Vanilleglasur.

„Ich habe Vanilleglasur als Kleber genommen!“, erklärte Pinkie Pie und leckte sich entzückt die Finger ab.

Applejack schüttelte den Kopf, als sie Fluttershys glitzerndes Gesicht sah. „Fluttershy, du hast da was …“

Fluttershy fuhr sich sanft mit der Hand über die Wange und wischte ein paar Glitzerkrümel ab. „Ist es weg?“, fragte sie.

Applejack grinste. „Noch nicht ganz!“

Sunset Shimmer kicherte mit den anderen Mädchen. Sie war froh, dass sie mit ihnen lachen konnte.

In diesem Augenblick erhob sich ein Mädchen und verkündete ungehalten: „Die große und mächtige Trixie hat keinen Kleber mehr!“