cover

Hasbro

My Little Pony - Equestria Girls - Die Geschichte von Everfree

Sarah Stonso

Saga

Für alle Musikschüler von Miss Nunnery. Singt weiter über Freundschaft!

Kapitel 1 – Ein Mitternachtsalbtraum

Twilight Sparkle wälzte sich unruhig im Bett herum und murmelte im Schlaf vor sich hin. „Nein, das kann nicht sein. Das ist nicht wahr.“

Die Sonne erhellte ihr Zimmer, aber sie schlief noch immer tief und fest. Sie hatte einen furchtbaren Albtraum, aus dem sie nicht aufwachen konnte. Sie hörte nicht, dass ihre Freunde vor der Tür standen.

„Twilight“, flüsterte Fluttershy mit sanfter Stimme. „Schläfst du noch?“

„Wenn sie noch schläft, wird sie davon ganz sicher nicht wach!“ Rainbow Dash trommelte gegen die Tür. „Twilight“, rief sie. „Der Bus zum Camp Everfree fährt in zehn Minuten ab!“

Twilight schlug ihre braun-violetten Augen auf. „Oh nein.“ Sie schnappte nach Luft. Sie hatte noch nicht mal gepackt. Was für ein Albtraum! Sie sprang aus dem Bett, stürmte zur Schlafzimmertür und riss sie auf. All ihre Freundinnen standen vor ihr – mit ihren Koffern. „Ich fasse es nicht, dass ich verschlafen habe.“ Ihr Hund Spike gähnte.

Sunset Shimmer schüttelte ungläubig ihren Kopf. „Ich auch nicht. Das sieht dir nicht ähnlich.“

„Hast du nicht so einen supernervigen Wecker, der eh eh eh macht?“, fragte Pinkie und sah sich im Zimmer um.

Twilight hob ihr Kissen hoch. Darunter versteckt lag ihr Wecker und gab ein nerviges eh eh eh von sich.

Sunset Shimmer stellte ihn aus. „Das wird schon“, versicherte sie ihrer Freundin. „Wir helfen dir beim Packen.“

Rarity durchwühlte Twilight Sparkles Kleiderschrank. Sie nahm ein wunderschönes, funkelndes Kleid von der Stange. Sie faltete es vorsichtig und legte es in Twilight Sparkles Koffer.

Applejack traute ihren Augen nicht. „Wir sind da draußen im Wald. Wann soll sie das da bitte brauchen?“

Rarity warf ihr langes, dunkles Haar hinter sich. „Selbst, wenn wir zum Mond fliegen würden, würde ich darauf bestehen, dass sie ein Abendkleid einpackt. Man weiß nie, Liebes!“

Die Mädchen rannten wie wild herum und halfen Twilight Sparkle beim Packen. Pinkie Pie fand einen ungegessenen Cupcake und stopfte ihn in eine Ecke des Koffers. Fluttershy achtete darauf, ein paar von Twilight Sparkles Lieblingskuscheltieren einzupacken. Rainbow Dash nahm ein Foto von sich beim Fußballspielen, das sie sogar signiert hatte, und legte es auf den wachsenden Haufen an Sachen. Spike legte eines seiner Kauspielzeuge dazu.

Applejack verdrehte die Augen. Sie nahm ein paar Hosen, langärmlige Oberteile, einen Badeanzug und eine Taschenlampe. Das stand auch auf der offiziellen Packliste, denn diese Dinge brauchte man im Camp.

Twilight Sparkle war überwältigt von der Situation. Sie fühlte sich erschöpft und müde. Sie war von einem Albtraum in den nächsten gerutscht. „Ich ziehe mich nur noch schnell um“, sagte sie zu den anderen und schnappte sich ein Outfit.

Sie erhaschte einen Blick von sich im großen Spiegel, der an der Kleiderschranktür hing. In einem ihrer Augen funkelte etwas. Etwas Dunkles und Kaltes. Etwas, das ihr Angst machte. Was war das?

Sie starrte ihr Spiegelbild an. Ihre Augen wurden immer dunkler. Ihr violettes Haar mit den pinken Strähnen stand wild ab. Es sah fast aus, als würde es von Flammen erleuchtet werden. Sie veränderte sich. Dunkellila Flügel wuchsen auf ihrem Rücken. Im Spiegel war Twilight Sparkle zu Midnight Sparkle geworden.

Die Equestria Girls wichen ängstlich vor ihr zurück.

Genau in dieses Monster hatte Twilight Sparkles sich auch am Ende der Freundschaftsspiele verwandelt. Sie hatte ein Portal zwischen der verzauberten Welt von Equestria und der Canterlot High geöffnet – und beinahe beide Welten zerstört.

Wie konnte das geschehen? „Sunset Shimmer hat mir geholfen, dich zu besiegen!“, schrie Twilight Sparkle verzweifelt.

Aber Midnight Sparkle übernahm die Kontrolle. Sie zeigte auf den Spiegel. Dort sah sie den furchtbaren Augenblick, als Twilight Sparkle sich in Midnight Sparkle verwandelt hatte und über ihren Mitschülern schwebte. Schwarze Löcher machten sich am Himmel breit. Auf dem Rasen der Canterlot High taten sich Risse im Erdboden auf. Dann war Sunset Shimmer aufgetaucht und hatte Midnight Sparkle mit ihrer Magie verjagt. Sie hatte Twilight Sparkle zurückgeholt. Sie hatte Twilight vor ihrem bösesten Ich gerettet.

Das Spiegelbild der Midnight Sparkle lachte hämisch. „Du und deine Freunde werdet mich nie wirklich besiegen. Midnight Sparkle ist ein Teil von dir.“

Der Spiegel zersplitterte.

Midnight Sparkle lehnte sich aus dem Spiegel heraus zu der angsterfüllten Twilight. „Ich werde immer da sein“, fauchte sie. „Ich lauere im dunkelsten Schatten deines Geistes. Ich komme zurück, Twilight!“

Midnight Sparkle winkte und Magie schoss aus dem Horn auf ihrem Kopf. Wie ein Blitz traf sie auf den Boden des Zimmers, das sich nun langsam auflöste. Das Portal öffnete sich erneut. Die Wirklichkeit verschwand!

Die Mädchen schrien.

Midnight Sparkle triumphierte. „Und dieses Mal höre ich erst auf, wenn alle Magie mir gehört!“ Sie packte Twilight durch den Spiegel an der Hand und sie begannen, miteinander zu verschmelzen. Jetzt begann auch Twilight zu verschwinden.

Was für ein Albtraum!

„Twilight! Twilight!“, bellte Spike.

„Nein! Halt!“, schrie Twilight.

„Twilight, wach auf!“, jaulte Spike.

„Halt!“

Erschrocken fuhr Twilight hoch. Sie hatte geschlafen. Die ganze Zeit. Sie war nicht in ihrem Zimmer zu Hause. Sie war nicht zu spät dran für den Bus zum Camp Everfree. Sie saß schon in dem Bus – und all ihre Freundinnen starrten sie an.

Pinkie Pie kicherte. „Wir können nicht anhalten, Dummerchen! Wir sind doch noch nicht da.“

Twilight Sparkle war außer Atem und zitterte am ganzen Körper. Was für ein schrecklicher Albtraum. Es war nicht wahr, oder? Sie würde sich nicht wieder in Midnight Sparkle verwandeln. Das würde sie nicht. Das konnte sie nicht. Oder doch?

Kapitel 2 – Tagträume im Bus

Sunset Shimmer machte sich Sorgen um ihre Freundin. „Hey, geht’s dir gut?“, flüsterte sie.

Twilight zwang sich zu lächeln. „Mir geht’s gut“, sagte sie.

Aber Sunset Shimmer glaubte ihr nicht. Auch sie hatte sich schon mal in eine Dämonin verwandelt und hatte versucht, die Canterlot High zu beherrschen – genau wie Twilight Sparkle. Auch sie hatte danach Albträume gehabt. Sie hatte lange gebraucht, um sich davon zu erholen. Sie würde Twilight Sparkle im Auge behalten.

Pinkie Pie hüpfte auf ihrem Platz auf und ab und ihre Locken hüpften mit ihr mit. „Wir werden so viel Spaß haben“, quietschte sie. „Wir rösten Marshmallows und essen Marshmallows und schlafen auf Marshmallow-Kissen!“

Rainbow Dash schüttelte den Kopf. „Das werde ich wohl eher nicht tun.“

„Du vielleicht nicht“, kicherte Pinkie Pie. Sie zog ein weiches Marshmallow-Kissen aus ihrem Rucksack.

Vorne im Bus klatschte Direktorin Celestia in die Hände. „Achtung, Schüler! Wir sind fast da, aber bevor wir ankommen, wollte ich nur sagen, wie stolz wir darauf sind, dass ihr das Geld für diesen Klassenausflug gesammelt habt.“

Vizedirektorin Luna strahlte neben ihr. „Als wir in eurem Alter waren, haben wir in diesem Wald die wundervollsten Erinnerungen gesammelt und das werdet ihr ganz sicher auch.“

„Also, wer freut sich auf Camp Everfree?“, rief Direktorin Celestia.

Alle Schüler im Bus jubelten – außer Twilight Sparkle.

Ihr Traum lenkte sie noch immer ab. Sie starrte aus dem Fenster, während der Bus scheppernd immer tiefer in den Wald hineinfuhr. Die Bäume waren üppig bewachsen und grün.

Angeführt von Direktorin Celestia, sangen die Schüler im Bus ein Lied.

Wirst du vergessen oder gehst du in die Geschichte ein?

Wird das alles erzählt oder ein Geheimnis sein?

Singt man ein Lied für dich und verrät, was du getan?

Komm, entscheide dich!

Denn nur darauf kommt es an

Oh-oh-oh-oh-oh

Du bist Teil der Geschichte von Everfree!“

Jedes der Mädchen dachte verträumt an die Campingabenteuer, die ihnen bevorstanden. Fluttershy hoffte, viele Tiere des Waldes kennenzulernen – Eichhörnchen, Kaninchen und Eulen. Applejack wollte wandern und die Wälder erkunden. Sie wollte vom Weg abgehen, sich verlaufen und dann aus eigener Kraft wieder zurück zum Camp finden. Pinkie Pie dachte hingegen an Marshmallows und wie man sie über dem Lagerfeuer von allen Seiten perfekt goldbraun rösten könnte, sodass sie innen noch weich und klebrig wären. Rarity dekorierte in Gedanken schon ihre Hütte, die Bäume und den Steg am See, denn nur weil man in der Wildnis war, musste man ja seinen Sinn für Stil nicht aufgeben. Für alle Fälle hatte sie auch jede Menge Tücher eingepackt. Rainbow Dash stellte sich vor, wie sie durch den Wald flitzte. Sie würde bis zum Gipfel des Berges und zurück sausen. Sunset Shimmer hingegen träumte schon von all den Geschichten, die sie sich am Lagerfeuer erzählen würden, und von den Liedern, die sie gemeinsam singen könnten. Es würde ein ganz wundervoller Aufenthalt werden!

Doch Twilight Sparkle machte sich Sorgen. Der Sonnenschein warf das Spiegelbild ihres Gesichts an das Busfenster. Sie verwandelte sich doch nicht wieder in Midnight Sparkle, oder? Ein Zittern durchlief sie. Sie konnte nicht aufhören, an ihren Albtraum zu denken.

Die anderen Kinder sangen weiter.

„Schönes erlebst du hier. Freu dich darauf und sei dabei!

Finde zu dir selbst und mach dich von Ängsten frei!“

Twilight Sparkle schluckte. Sie wollte nie wieder ein dunkler Stern sein.

Der Bus drang immer tiefer in den Wald vor und die Bäume standen immer dichter beieinander. Sie sahen knorrig und gruselig aus. Die Ranken winkten wie Tentakel. Die Schüler waren aufgeregt und gleichzeitig ein wenig verängstigt. Sie sangen, um sich selbst Mut zu machen.

„Anerkennung kannst du finden

Und Enttäuschung sicherlich

Die Natur lernst du hier kennen

Und du lernst viel über dich

Wirst du vergessen oder gehst du in die Geschichte ein?

Wird das alles erzählt oder ein Geheimnis sein?

Kehrst du zurück nach Haus’

Sind sie alle stolz wie nie

Du warst Teil der Geschichte von Everfree!“

Niemand bemerkte das leuchtende Augenpaar, das sie durch dunkelgrüne Blätter beobachtete. Aber die Augen sahen sie. Sie waren bereit.

„Hurra!“, riefen die Camper, als ein riesiges Schild endlich die Ankunft an ihrem Zielort verkündete. Sie waren im Camp Everfree!