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THE
REBOUND
EFFECT

 

Teil 1-3 *
Joshi

 

2016

 

* original geschrieben Mai 1998-July 1998
nach einer Idee von
A.M./J.S. deutsche Fassung

 

 

 

 

 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Diese Geschichte interessiert mich nicht. Genaugenommen interessieren mich Geschichten überhaupt nicht. Sie lenken nur ab. Lenken ab vom Wesentlichen. Meinetwegen können die Personen einer Geschichte zwei Stunden auf einem Stein hocken und nichts passiert. Das ist ja schon was. Und eines der wesentlichen Elemente jeder Geschichte ist der Grund. Der Grund, die Basis, der Ausgangspunkt, da wo alles beginnt. Wenn es denn sein muss, auch Geschichten. Dieses Buch ist nicht Science Fiction, auch auf die üblichen, mir zu einfachen Mittel von Horror habe ich gänzlich verzichtet. Ich erwähne das, um der Enttäuschung vorzubeugen es wimmele hier nur so von fliegenden Wesen und sich verwandelnden Irgendwas. Nur so viel noch zu diesem Buch. Die Personen darin. Sie sind nicht erfunden. Es gibt sie wirklich. Sie sind nur ein bisschen anders zusammengesetzt. Von dem einen der Kopf, vom anderen die Beine, die Stimme des dritten, die Gestik des vierten und so weiter. Jede Person neu zusammengesetzt. Sie laufen hier frei herum. Deshalb ist die eigentlich spannende Geschichte dieses Buches seine Entstehung. Aber wie gesagt. Geschichten interessieren mich nicht. Und was steht immer am Anfang?

  Joshi 2016

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1. Kapitel – Der Grund

Der Grund, warum Harry Vincent bei Rebound Effect angefangen hatte, waren die unglaublichen Bedingungen. Bei näherem Betrachten kamen einem diese Bedingungen aber so unvorstellbar und unglaublich gar nicht mehr vor. Man musste nur bereit sein, einen bestimmten Punkt zu überschreiten, einen Punkt in seinem Kopf - eine unsichtbare Linie - und wer das konnte, wurde Angestellter der Firma Rebound Effect, mehr war es nicht. Ganz einfach. Dieses `Living on the Edge´ war das Entscheidende. Es machte die Mitarbeiter der Firma risikofreudiger, das tägliche Erleben bewusster und jeden Einzelnen sensibler. Harry ließ sich auf die Couch fallen und schnippte die Programme durch. In keiner Firma war die Quote der Fernsehgucker so niedrig wie hier. Wen interessierte schon das Gesabbel anderer? Die ständig grinsende und zu allem bereite Teenagerlaache, mit der man tagaus, tagein übergossen wurde, mit ihrer bis ins Detail geplanten Lebensfreude, die den Zuschauer animieren sollte. Hier verlor sie vollkommen ihre Bedeutung. Was sollten diese 20-jährigen einem alten Hasen wie mir schon vormachen? dachte Harry. Und genau um die ging es ja bei Rebound: Die alten Hasen. Angefangen hatte alles mit der immer wichtiger werdenden Spezialisierung. Natürlich war der Idealangestellte 18 Jahre alt, langjährige Erfahrung, feste Vorstellungen und trotzdem noch formbar. Am besten gleich alles zusammen. So machte sich Jeff Rebound daran, solch illusorischem Unfug ein Ende zu bereiten. In seiner eigenen Firma. Er brauchte keine karrieregeilen Jungspunde, deren Arbeitseifer sich auf Zahlenmanipulation und Blendung beschränkte. Er wollte Mitarbeiter, die im Leben stehen, nicht ewig um den heißen Brei rumredeten. Entscheidungen mussten her und vor allem Mut. Mut zu Entscheidungen. Dafür benötigte man aber leider ein klein wenig Lebenserfahrung. Und wer von den Jungen in diesen Fernsehprogrammen hatte das schon? Und wer von denen hätte auch auf die Älteren gehört? Wen Altaufgebackenes noch als etwas Neues begeisterte, der konnte das wirklich Neue wohl kaum erkennen. Tja, dachte Harry, wir älteren können gelassener sein, wir haben doch viel mehr kleine Kniffe drauf. Ist eben ein Unterschied, den man als Jüngerer kaum nachvollziehen kann, Liebe mit 55 oder mit 15. Fernsehen, dachte Harry, Fernsehen. Erst neulich hatte Bloke ihn gefragt, wann endlich einmal jemand käme und den Mut fände, das, was er erfunden hatte, auch wieder abzuschaffen! O.k., man hatte die Möglichkeiten ausgelotet, aber jetzt war es genug damit, sollte der doch, der das Ding entwickelt hatte es auch wieder mit ins Grab nehmen. Aber nein, er verpisst sich, und wir müssen den Rest ausbaden. 'Rebound hat mir die Augen geöffnet', dachte Harry - und schlief ein.

 

2. Kapitel – Abschied

Namen: Fields, Webber, Bechmann, ihre Zahlencodes wurden auf dem Bildschirm eingeblendet, diesen Monat drei Personen und nur Männer. Alle passten mit Kurzdaten und Photo gerade noch so auf das Format des Bildschirms, alle drei hatten eine wichtige Gemeinsamkeit: Sie waren Angestellte der Firma Rebound Effect. Der kleine Raum in dem die tägliche Datendurchsicht aller Firmenmitglieder stattfand war absichtlich kühl gehalten. Mit seinen nackten Kachelwänden sollte er eine angemessen ernsthafte Atmosphäre schaffen. Jeder Mitarbeiter musste hier eine Nacht in einem Tauschverfahren arbeiten, es war der unangenehmste Ort im ganzen Haus, wahrscheinlich der ganzen Stadt. Der Mann, der den Computer bediente, drückte die Übertragungstaste, damit die Nachricht in den Versammlungs-raum geschickt werden konnte, zur 9.00 Uhr Sitzung, die täglich stattfand. Er tippte mit der Kuppe des Zeigefingers gegen den Bildschirm, als wollte er sie alle drei noch ein letztes Mal grüßen. Macht’s gut, Chelsea, Mick, Joe, flüsterte er, es war ein Abschied für immer, und keinem fiel der Job hier vor diesem Bildschirm leicht, aber irgendjemand musste es ja tun.

                                                     

3. Kapitel – Der Biber

Susan ging die breiten Marmorstufen des Empfangsgebäudes

hinauf, mit ihren spitzen Absätzen sah es leichter aus als es war. 'Ab jetzt gilt‘s', dachte sie und ließ sich nichts anmerken. Sie hatte ihren Vorladungsbrief für die Bewerbung in der Tasche und konzentrierte sich noch einmal auf den Gesprächsablauf, auf das, was sie sagen wollte und was besser nicht, es hieß, dass nur ein einziges Vorstellungsgespräch über die Einstellung entschied, also hatte sie sich einen ganzen Tag vorher ausgeruht, und nun ihre Bewerbungskleidung angelegt: kniehoher Rock, Bluse, eng anliegenden Blazer und Schuhe, Schuhe mit spitzen Absätzen. Auf einem Steinportal waren die berühmten Worte eingemeißelt: Ein Tag ist ein Tag. ... der Leitspruch der Firma Rebound Effect. Sie hatte kein gutes Gefühl und wäre am liebsten wieder umgekehrt, hätte den Termin einfach abgesagt, aber jetzt war es zu spät, das kleinste Zögern und unweigerlich würde das zu einer Ablehnung führen. In der Empfangshalle, verschwenderisch weiträumig angelegt, mit einem Springbrunnen in der Mitte und altem Kuppelbaustil roch es nach frischer Minze, sie fühlte sich sofort etwas wohler. All das hier versprühte einen Hauch von Luxus, es war ein angenehmer Ort, die Fensterkuppel ließ genug Sonnenlicht herein, man war nur leicht geblendet und dennoch konnte Susan an der Anzeigetafel ihren Namen mühelos ablesen. Zimmer 5005, 2. Etage, noch einmal tief durchatmen. 2. Stock? Wie langweilig. Dann nahm sie den Fahrstuhl, was denn sonst? Nach dem Anklopfen öffnete sich die Tür durch einen Summer. Sie trat in den Raum ein, nicht zu schwungvoll, aber auch nicht zu zögerlich, immer natürlich bleiben. Der Raum war fast leer, Teppichboden, ein schwerer Holztisch, ein Stuhl. Auf dem Tisch ein Bildschirm, der einen Herren zeigte, der stets wiederholte: `Bitte warten, etwas Geduld, setzen Sie sich bitte 'Na toll', dachte sie, geht das jetzt so weiter? Ich rede hier also mit Robotern? Seit Erklimmen der Marmorstufen hatte sie noch mit niemandem geredet, es kam ihr vor wie eine Ewigkeit, sie musste darauf achten, dass ihr der erste Ton nicht im Halse stecken blieb. Gerade als sie sich etwas auf den Bildschirmherrn eingestellt hatte, ging die Tür auf, es erschien ein Mann in den 40ern, legerer aber seriöser Anzug, Krawatte, es roch nach Herrenparfum. „Guten Tag!“ sagte er und reichte ihr die Hand. 'Alter Trick', dachte Susan, ein zu leichter Händedruck konnte schon das Ende des Gesprächs bedeuten. Paula hatte ihr vorher alles genau erklärt, ein Zeichen von schwacher Persönlichkeit und so. Sie gab ihm ihre Hand und drückte bestimmt zu. „Mein Name ist Harry Vincent“, fuhr er fort: „Setzen Sie sich doch bitte. Ich weiß, es ist nicht einfach, aber wir haben genug Zeit.“ Das klang schon besser. Sie bemühte sich, das Angebot anzunehmen und sich zu entspannen. „Susan Lauren?“ fragte er formell, sie nickte, zog dabei den Brief aus der Tasche, um ihn bereit zu halten. „Fairerweise sollten Sie wissen, dass dieses Gespräch per Video aufgezeichnet wird, aber keine Angst, Frau Lauren, dies ist ein kurzes, aber klares Vorstellungsgespräch und kein Casting für einen Kinofilm.“ Er grinste ihr etwas zu unverschämt, aber was soll‘s, dachte sie sich, er sitzt dort und ich sitze hier. So sind die Spielregeln. „Sie wissen, was für ein Unternehmen die Firma Rebound Effect ist und wie die Bedingungen für eine Einstellung aussehen? Wir sind ein spezielles Unternehmen das alle Berufssparten abdeckt, vom Brötchenverkäufer über Elektrovertreter bis hin zum Baugewerbe, alle Berufsbereiche sind mit einbezogen, und das sehr erfolgreich. Wir führen keine langwierigen quälenden Tests durch, erst recht keine schriftlichen, ein einfaches Gespräch genügt, stets in gleicher Länge von 20 Minuten, und dann hören Sie von uns, schriftlich, versteht sich!“ Es ging noch eine Weile so weiter. Susan fand die richtigen Worte und als sie das große Gebäude verließ hatte sie ein fast euphorisches Gefühl, so einfach war das. Und tatsächlich, es dauerte keine zwei Wochen, bis ein DIN-A4 Umschlag in ihrem Briefkasten lag, mit den bekannten Firmenlettern und dem bekannten Firmenlogo, dem knabbernden Biber, es war so einfach, dass sie den Satz, der ihre Ablehnung ausdrückte, fast überlesen hätte.

                                                     

4. Kapitel - Ein Tag

Ein Tag ist ein Tag, dass man ihn lebt, eine Woche ist eine Woche, dass man sie lebt, ein Monat ist...An diesem Morgen war Harry nicht gerade gut drauf. Es war Wochenende, Samstag, und er hatte sich freiwillig bereit erklärt, den kleinen Frühstückseinkauf zu übernehmen. Der letzte Abend mit Paula war seit Wochen endlich wieder sehr harmonisch verlaufen und sie hatten sogar einmal ausgefallen gelacht und für ein paar Stunden die Anspannung der letzten Wochen vergessen können. Doch nun, und es mochte erst halb zehn Vormittags sein, bei dem Trubel auf den Straßen, dem in der Luft stehenden Sommergestank und Krach von überall her. Nun schleppte er sich mit Muskelspannen in den Schultern durch die Straßen. 'Schöner Freiwilliger bist du', dachte er sich, 'nun ja, was soll‘s?' Also durch. Harry stieg in die Hochbahn, es waren ja nur vier Stationen. Dann, so schnell es ging, den Supermarkt hinter sich bringen und zurück nach Hause. Es gab noch viel zu erledigen, er musste noch einmal zurück ins Büro, Disketten sichern und drei oder vier unerledigte Videos durchsehen, aber das alles wollte er erst später überdenken. Paula hatte ihm gesagt, er solle einen Gedanken nach dem anderen fassen und zwar dann, wenn sie dran wären, sonst würde er noch verrückt im Kopf und da hatte Paula verdammt recht. Die einfahrenden Züge auf dem Bahnsteig, das Gedränge, den Stehplatz, all das bemühte er sich so entspannt wie möglich zu betrachten: 'Distanz, Distanz', hatte Paula gesagt. Distanz schützt dich. Er beobachtete einen jungen Mann, höchstens Anfang zwanzig, mit dicken Brillengläsern, eine Pudelmütze auf dem Kopf, wie er gerade einen Joghurtbecher vorsichtig öffnete und den Deckel fein säuberlich ableckte. Auf den Knien etwas Käse, neben sich eine halbe Salami: Frühstück in der S-Bahn. Es gab viele von denen, dachte Harry, mein Gott so jung, aber dann fiel ihm ein, dass jeder für sich selbst und so weiter. Interessiert beobachtete er wie der Junge nun aus dem Deckel einen provisorischen Löffel faltete, aha, jetzt kannst du noch was lernen. Harry überlegte wie er wohl diesen Löffel selbst geformt hätte. Die Geschicklichkeit dieses Jungen erfreute ihn, der Trick war das diagonale Knicken und nochmals entgegengesetzte Falten der Außenseiten des Foliendeckels. Nicht schlecht, dachte er beeindruckt und wünschte in Gedanken Guten Appetit. Zehn Uhr - Harry stand vor dem Supermarkt und ließ sich geduldig mit dem Pulk der Menge durch die immer aufwendiger werdenden Sicherheitsschranken bugsieren, das Stehlen hatte in letzter Zeit immer mehr Überhand genommen, war wohl nur eine Frage der Zeit, bis man seinen Ausweis zum Einkaufen mitführen musste.

 

5. Kapitel - Die glückliche Kuh

Im Supermarkt empfand Harry das Treiben im Zeitraffermodus. In seiner derzeitigen Morgenverfassung war er selbst eher auf Zeitlupe eingestellt oder am besten gleich auf Pausentaste. Um ihn herum der Lärm rollender Einkaufswagen, die krachend über den Staniolboden geschrammt wurden und immer wieder aneinander knallten. Korbwagen auf kleinen Rädern, verstärkt mit dünnen Metallverstrebungen, von ihren Benutzern wie kleine Panzer vor sich her geschoben. Platz machen, um die Kurven lenken, vorbei an den nächsten hohen Regalen, hinein in Hacken, Wadenbeine und was immer sich ihnen in den Weg stellte. Wer diese Dinger konstruiert hatte, der musste geahnt haben, was stabile Einkaufswagen aushalten müssen. Dazu die ständigen Lautsprecherdurchsagen - nicht enden wollender Sonderangebote - und das ziellose Umherschwirren der Einkaufenden, die noch immer glaubten, sich Zeit nehmen zu können. Zeit zu vergleichen. Das Entziffern kleinster Druckbuchstaben, die wertvollen Inhaltsangaben. Es musste ja alles drin sein, wonach der Körper verlangte. Klangvolle Namen wurden da geheimnisvoll aufgesagt. Wer das zu sich nahm, war gestählt für den Tag. Stabilisatoren, Aufbaupräparate, Nitritpökelsalze, ein einziges Stärken mit kampferprobten Mitteln. In kleinsten Buchstaben, so dass man anhalten und genau hinsehen musste. An einem Samstagmorgen? Die hatten Humor. Zur Seite gedrängt, überrumpelt, gnadenlos entmachtet von Professionellen, den Geübten, den Königen der Supermärkte, die ein Leben lang trainierten, um sich durch Marathone von Einkaufsmorgen hindurch zu schlagen. Wie immer, am Samstagvormittag, rissen sie sich gegenseitig die Waren aus den Händen. Die einen bewaffnet mit Kopftüchern, gleich in Gruppen angetreten, um geschickt mit Kinderwagen andere am Zugang zu den aufgebauten Ständen zu hindern. Die Gegenparteien waren aber auch nicht schlecht. Gerüstet mit Bierfahnen, ausgebreiteten Armen und ständig vor sich her brüllenden Parolen, dass doch jeder gefälligst da einkaufen solle, wo er herkommt und eben das Übliche, das würde sich wohl nie ändern. Wenn Harry ehrlich war, aber ganz ehrlich, so genoss er es auch wiederum. Wer hier rauskommt, sagte er sich, den kann so leicht nichts mehr erschüttern. Also noch mal rekapitulieren. Brot, Schmierfett, Gemüse, Whiskey und noch irgendetwas? Verdammt, der Zettel, wo war der Zettel? Von wegen, nichts mehr erschüttern, egal, wir werden sehen, er schnappte sich einen der herumliegenden Pappkartons und stakste los. Worüber hatten Paula und ich gestern nur so viel gelacht? Ach ja, fiel es ihm wieder ein, meine Füße. Er hatte stinkige Käsefüße gehabt und sie dann in der Badewanne stehend in ganzer Anzugsmontur abgewaschen. Danach stanken sie noch immer und Paula hatte ihm geraten: Morgen aber ab mit dir in die Käseabteilung, da bist du gut aufgehoben, da fällst du nicht so auf. Und er erinnerte sich, wie er leicht darüber sauer geworden war, denn er bestand darauf, dass man mit ihm, zumindest aber er selber immer auffiele. Ja, ja, Käse, das war‘s. Also den gleich als erstes, auf zur Käseabteilung. Als er dann vor den gekühlten Regalen stand: Auch noch suchen, wie hieß bloß diese Sorte? Ist doch sowieso überall das gleiche drin. Er hätte doch lieber bei ihr im Bett bleiben sollen. Aber seine Paula wollte nun mal nur diesen einen, ganz plötzlich, auf einmal, nie zuvor davon gehört, aber heute, am Samstag, wenn alles und jeder einkaufen ging - leichte Panik ergriff ihn bei diesem Gedanken - dann musste es genau dieser eine sein. „Suchen Sie etwas Bestimmtes?“ hörte er plötzlich eine weibliche Stimme von der Seite fragen. Gelangweilt, noch ganz in Gedanken vertieft und ohne sich zur Seite zu drehen, antwortete er: „Äh, ja, die glückliche Kuh / La Vache qui rie.“ aber es klang eher irritiert als cool, wie es eigentlich hätte sein sollen. „Die was?“ fragte die freundliche Stimme. „Na, diesen Käse! Gibt hier so viel Milchzeugs, wie soll man denn da durchblicken? Wer braucht denn das alles?“ Die Stimme ließ nicht locker: „Ich kenne Sie, ich kenne Sie vom Sehen, aus dem Bus, ungewöhnlich für einen Mann ihres Alters mit dem Bus zu fahren!“ Was immer diese dumme Pute von ihm wollte - Geflügelabteilung links - aber an so einem Morgen wie diesem? Konnte man denn nicht mal mehr im Supermarkt seine schlechte Laune genießen? Harry hatte sich ganz darauf eingestellt, überall gefährlich rum zu grummeln, fies zu schnauzen und ebenfalls anderen kleine Wege an den Regalen abzuschneiden, all die kleinen Spielchen, die ihm sonst bei anderen immer so auf die Nerven gingen und nun sollte ihm dieser Morgenspaß durch eine aufdringliche Begleiterin genommen werden? Wo kommen wir denn da hin, wenn einem nicht mal mehr die schlechte Morgenlaune gehörte? Sicherheitshalber, und auch nur, um etwas Orientierung zu erlangen drehte er sich erst einmal um und sah verdutzt in ein provokant fröhliches Gesicht, das sogar sehr hübsch war. 'Kenne ich sie?' dachte er verunsichert, aber erst einmal brachte er überhaupt keinen Ton heraus. Mit ihrem aufdringlichen Sind-wir-heut-gut-drauf-Einkaufswagengeschiebe erinnerte sie ihn an die fleischgewordene Umsetzung dieser debilen Morgenradio-sprecherinnen. Widerlich, einfach widerlich, und er merkte wie er sich beim innerlichen Buchstabieren dieses Wortes langsam besser fühlte. Die Wangennmuskeln konnten sich so richtig austoben: Wi-der-lich! Busfahren? Er fuhr schon seit Jahren mit dem Bus. Autos? Fahrräder? Viel zu gefährlich. Auf der Straße krank werden, aber richtig, was? Leider funktionierte der eingerichtete Pendelverkehr seiner Firma, - zur Prophylaxe vor Verkehrsunfällen - nicht immer. Auch Herrn Rebounds Kapazitäten schienen wohl begrenzt, so dass Harry die öffentlichen Verkehrsmittel vorzog. Einkaufswagen? In den letzten Monaten lagen so viele Pappkartons in den Supermärkten herum, dass man nur zu zu-greifen brauchte. Die Einkaufswut schien immer größere Ausmaße anzunehmen, so dass die wenigen Angestellten der Supermarktketten mit dem Auffüllen der Regale kaum noch hinterherkamen. Verdammt, dachte Harry, wer braucht denn 20 Käsesorten? Glückliche Kuh, murmelte er leise vor sich hin, als das Auf-ihn-Eingerede seiner Begleiterin kein Ende nehmen wollte. Die erging sich gerade in einer Thematisierung vom Überfluss dieser Welt und der Ohnmacht gegenüber jeglichen Kommerzverhaltens. Außerdem war ihm dieser Name so suspekt, dass es wohl keine schlechte Idee gewesen wäre, gleich den ganzen Bestand dieses Käses aufzukaufen. „Mein Name ist übrigens Susan!“ Häh? Aber sie sah wirklich nicht schlecht aus. Harry nahm diese Pappkartons inzwischen sogar schon in den Bus und nach Hause mit. Mir doch egal ob die sehen was ich eingekauft habe. Diese bemitleidenden Gesichter, danke, dabei waren es doch gerade sie, die bemitleidet werden mussten. Und zugegeben: Dieser leichte Pennerlook gefiel ihm ausgezeichnet, und man erhielt auch leichter einen Sitzplatz, manchmal musste Harry dann minutenlang aus dem Fenster sehen, um sich das Loslachen zu verkneifen, wenn sich die ungläubigen, stirnrunzelnden Gesichter wieder auf seine Gestalt legten, er hatte ein Gespür dafür entwickelt, man konnte lernen zu fühlen wie man beobachtet wurde. 'Gewöhn dich dran', dachte er, 'wer guckt hat nichts gesehen', denn dann, wenn alle glaubten unbeobachtet ihn beobachten zu können, drehte er sich um, sah sie kurz an und manchmal gestattete er ihnen noch eine kleine theatralische Sterbeszene mit weit von sich geworfenen Armen, zähnefletschendem Ich-fress-dich-Grinsen, aber das Entdecktwerden der Beobachter allein reichte oft schon aus, wegzuckende Köpfe und erstaunte, aufgerissene Augen zu ernten. Paula hatte schon recht, er machte immer noch viel zu viel kindischen Blödsinn. Harry grinste bei dem Gedanken säuselnd vor sich hin. Doch in dem Moment riss sie seinen rechten Arm nach vorne und rief: „Da ist sie, ach, sieht sie nicht wirklich glücklich aus?“ und verschränkte die Arme zusammen klatschend in schwärmerischer Kleinmädchenpose vor ihrem Körper. „Häh? Was?“ Tatsächlich, eine kleine runde rote Packung mit einer kauenden Kuh drauf: Die glückliche Kuh / La Vache qui rie. Musste eine Scheißarbeit gewesen sein, dieses behäbige Vieh zu so einem süffisanten Gesichtsausdruck zu bringen. „Wau, Fantastisch!“ quakte Harry gelangweilt, so ein Scheiß, dachte er bei sich. „Wie haben Sie denn das geschafft?“ „Tja“, nahm sie den Ball triumphierend auf. „Ich bin eben eine Frau!“ Klasse, dachte er, so ein Stuss, aber schon leistete er sich den Kraftaufwand, etwas Interesse zu heucheln, denn immerhin hatte sie seine `Glückliche Kuh´ entdeckt. „Wie war doch gleich Ihr Name?“ „Na, Sie sind aber heute unkonzentriert, wohl schlecht gelaunt?“ Mmh, könntest Recht haben, er sah sie lieber noch einmal von der Seite an, nicht schlecht, dachte er erneut, sie ist also eine Frau. Wär ich bloß im Bett geblieben, die Whiskeyabteilung dürfte jetzt wohl flachfallen.

 

6. Kapitel – 7 Taler

Sie kam zu ihrem Einkaufswagen zurück, den er kurz gegen seinen heißgeliebten Pappkarton eingetauscht hatte, peinlich, dachte er, so fängt es an, toller Tag. Du siehst aus wie ein Stück Scheiße, hast dich extra beim Losgehen nicht im Spiegel kontrolliert, weil‘s in dieser Verfassung sowieso keinen Sinn macht, und jetzt bereust du es, bloß weil da diese dahergelaufene Person ihren Einkaufswagen vollpackt, mit genau den Sachen die du immer gerne bei deiner eigenen Frau gesehen hättest. Aber Paula war stets diszipliniert wie eine Hochleistungssportlerin. Ganz anders Susan. Ihr erster Griff ging zum Metaxa 7 Taler, schwupp folgten jede Menge Süßigkeiten und Knabberzeug, all diese tödlichen Dinge, die eine Frau in der heutigen Zeit in ihrem Figurbewusstseinswahn noch höchstens von einem geheimen Boten beschaffen ließ und dann möglichst über drei verschiedene Schaltstellen, um die Verfolger abzuschütteln. „Dafür haben Sie aber eine ganz ansehnliche Figur“, entglitt es ihm erneut, als er staunend jeden Neuzugang im Einkaufswagen mit unterdrückten 'Uuhs' und 'Oohs' kommentieren musste. Schon wieder war es passiert, hoffentlich hat sie‘s nicht verstanden, dachte er, sonst stehe ich hier noch da wie einer dieser flirtenden VolIidioten, die sich Samstags im Supermarkt ihre Wochenendunterhaltung aufreißen, aber schon war es passiert. „Danke “, grinste sie zurück und als sie dann auch noch schwungvoll eine Tageszeitung, keines dieser üblichen Mistblätter, in den Wagen lancierte wie ein Hühnchen am Spieß, blieb ihm nur noch ein großäugiges Staunen. Um sich nicht mit noch einer blöden Bemerkung vollkommen lächerlich zu machen, wollte er lieber, konnte sich aber dann doch nicht zurückhalten: „So etwas lesen Sie?“ Und als hätte sie darauf gewartet: „Nein Sie Witzbold! Daraus mache ich eine Tüte und dann kommt all dieses Zeug da hinein“, ihr rechter Arm kreiste mehrmals magisch über den Inhalt des Einkaufswagens und wie der Blitz dachte Harry, dass er sich beim Bauen einer Tüte, so sie ihn jetzt dazu aufforderte, wohl ziemlich blamieren würde, ein Mann musste einfach eine Tüte bauen können.

 

7. Kapitel – Auto-Café

Susan hatte es verdient, dachte er, noch immer der Meinung den Überlegenen, Großzügigen mimen zu können, wo auch immer sie herkam, eine Bekanntschaft wie diese sollte zumindest mit einer erholsamen Pause, einem Milchkaffee oder ähnlichem besiegelt werden. Seine wenigen Einkaufsutensilien in ihrem Wagen zwischenzuparken, sie zu einem gemeinsamen, sofortigen Kaffeetrinken zu animieren und ein geübt kaschierter Blick in den Rückspiegel ihres Wagens waren bei Harry eins. Drei Minuten später schon saßen sie sich gegenüber in irgendeinem Café, gleich um die Ecke. So ein Zufall diese Person, dachte er. Wenn der wüsste, dass es Zufälle im Leben nicht gibt, dachte Susan. Fast im gleichen Moment hatte sie diesen Gedanken, aber noch war sie in der besseren Position, er hatte keinen Verdacht geschöpft, diesen Vorteil galt es zu nutzen. Männer sind doch alle gleich dumm, einmal gelernt, können sie aus ihrer antrainierten Führungs-und Beschützerrolle nicht mehr raus, zum Totlachen blöd. Schon beim Hinsetzen an den kleinen Fensterplatz erkannte sie an ihm die gleichen Bewegungen, wie vor zwei Wochen, bei diesem 20-Minuten-Gespräch, nur, dass er nun etwas anders gekleidet war, so man es so nennen konnte und sein Herrenparfum gegen verschwitzte Haare und ein unrasiertes Kinn eingetauscht hatte. Aber er erkannte sie wohl immer noch nicht, wie hätte er auch sollen, bei diesen vielen Vorstellungen und ihr Video, hatte er bestimmt gleich in den Orkus gekippt. Wenn diese ganze Showmasche überhaupt stimmte, aber Paula wusste davon. Susan hatte sie in ihrer Verzweiflung aufgesucht und sie war sehr nett und zuvorkommend gewesen, aber auch das konnte ein Trick sein, vielleicht wollte sie Susan nur ins offene Messer laufen lassen? Männer mochten etwas vertrottelt und eingebildet selbstbewusst sein, aber Frauen waren Killer, das stand mal fest. Nur weil beide getrennt lebten und sich wohl nur ab und zu trafen, für eine Frau war das Grund genug, jede Konkurrentin in die Wüste zu schicken. „Was machen Sie beruflich?“ fächerte sie den Smalltalk über das Kaffeetischchen und Harry schien jeder Satz von ihr recht zu sein. „Sie entschuldigen mich", entgegnete er kurz und verschwand auf der Toilette, um sich das Gesicht und die Hände zu erfrischen. Ah, er wurde langsam wieder klarer. „Rebound.“ sagte er bereitwillig, als er wieder zurückgekommen war und sich zur ihr an den Tisch setzte. „Oh!“ tat Susan begeistert. „Da habe ich mich schon zweimal beworben, aber jedes Mal haben sie meine Bewerbung wieder zurückgeschickt.“ Es hatte keinen Zweck, sie musste die Kurve kriegen. „Man hört einiges von dieser Firma, es würde mich interessieren was genau die ominösen Bedingungen sind, um dort zu arbeiten?“ Harry stutzte etwas, sie redete in einem anderen Tonfall und entschieden zu konzentriert. Er strich sich mit dem rechten Daumen mehrmals über die Innenfläche seines Mittelfingers, den linken Arm übertrieben lässig über die Lehne des anderen Stuhls gelegt, in bequemer Sitzhaltung, leicht nach vorne verrutscht, beobachtete er sie. Und noch etwas stimmte nicht bei ihr, sie redete zu lange. Harry nahm das Gespräch wieder auf. „Aber Sie können es doch jede Woche in der Zeitung lesen. Ständig versuchen vorlaute Journalisten die Firma zu denunzieren. Als wollten sie es nicht wahrhaben, dass es Leute gibt, die freiwillig so etwas tun. Es ist aber ein ganz gewöhnlicher Arbeitsvertrag, oftmals wissen nicht einmal die engsten Familienangehörigen davon.“ „Weiß es denn Ihre Frau?“ Harry nahm etwas kleinlaut eine weniger bequeme Sitzhaltung ein. „Ich bin geschieden. Meine Frau und ich, naja, sie wollte das nie, dass ich da arbeite. Ich habe sie von Anfang an eingeweiht, bin eben immer so ein dummer Esel, ein Prediger für offene Verhältnisse.“ Er lachte, hob beschwörend die Arme: „Offen, Offen: Öffnet Euch, Brüder und Schwestern!“ Er war im Begriff aufzustehen. „Und nun meine Lieben Schafe......“ doch sie hielt ihn am Ärmel zurück und lachte ebenfalls, es schien ihr zu gefallen. Jetzt aber genug mit dem Blödeln: „Hören Sie, es gibt doch kaum noch vernünftige Jobs“, wurde Harry ernst. „Ich kenne ‘zig Freunde die verdienen weniger mit Arbeit als ohne und dann was für eine Arbeit, das macht doch keinen Spaß mehr. Die Steuern, Versicherungen, inzwischen sind die Mietnebenkosten doch schon selbst fast eine Miete.“ Sie tat interessiert und stützte ihr Kinn auf ihre Hände. Mietnebenkosten, aha, wie spannend. „Kurz gesagt: Meine Frau Paula und ich hielten den Druck einfach nicht mehr aus. Wir verdrängten das alles. Am Anfang war es wunderbar, großartig, auch das Arbeitsklima. Viele Fortbildungen, Reisen, ich fing seit langem wieder an, nicht zur Arbeit zu gehen, sondern arbeiten zu gehen, verstehen Sie?“ Sie nickte ihm zu: „Ich verstehe!“ Harry schwärmte weiter: „Man konnte sich in allem, was einen interessierte, fortbilden. Design, Mode, Literatur, Qualitätsseminare, einfach alles. Ich war auch nie krank. Ich habe ja sogar weiter geraucht. Als ich dann das erste Mal doch erkrankte, veränderte sich schlagartig alles. Ich hätte das nie für möglich gehalten: Mit einem Mal veränderte sich alles. 30 Tage sind eine verdammt kurze Zeit, wenn’s einem an die Gurgel geht.“ „Dann stimmt das also was man sich erzählt?“ fragte sie gespannt. Harry nickte „Rebound ist eben anders, nach 30 Tagen ist Sense!“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung. „Das ist wie eine Zeitbombe, aber bei mir ging es gut, ich hatte die Frist nie überschritten, konnte immer wieder rechtzeitig arbeiten gehen, nur ...“, er suchte nach den richtigen Worten, „…im Unterbewusstsein blieb es haften. Gott, seitdem planten wir den Urlaub nur noch in bestimmte Gebiete, alles musste sicher sein, immer öfter sagte meine Frau Dinge zu mir wie: Pass‘ gut auf dich auf! Und schon wurde der ganze Tag für mich ein einziges Auf-mich-aufpassen. Im Winter zu Weihnachten bekam ich einen Schal geschenkt“, er schmunzelte. „Gottverdammt, einen Schal. Wir standen unter dem Weihnachtsbaum, ich hielt dieses Ding in der Hand, hielt es hoch und wir fingen an zu weinen, wir weinten beide, wegen eines Schals“, er schluckte. „Einfach lächerlich!“ Sie gönnte ihm eine kurze Bedenkzeit und versuchte ihn etwas aufzumuntern. „Aber es war doch auch bestimmt eine gute Zeit? Bewusster leben?“ Er empfand diese Frage, diesen kindischen Tonfall, als hätte sie ihm die Wahl zwischen einer Pampelmuse ins Gesicht oder Eiswürfeln in die Hose angeboten. Sie lehnte sich zurück und seufzte „Es tut mir leid, ich wollte das mit Ihrer Frau wirklich nicht.“ „Aber nein!“ versuchte er seine schmalen wutaufkeimenden Augenschlitze zu entschärfen. „Aber doch, es geht mich nichts an, meine Mutter hatte schon recht, sie sagte immer, meine dumme Neugier bringt mich noch mal in Teufels Küche, es ist fürchterlich, ich will immer alles wissen, dabei merke ich am Schluss, es wäre besser gewesen, ich hätte nicht gefragt!“ Kleine Tränen sammelten sich in ihren Augen und drohten jeden Moment als reißende Bäche ihren Weg ins Freie zu suchen. Also doch ein versauter Tag, schoss es Harry durch den Kopf. Sie atmete kräftig durch: „Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt gehe!“ sie stand auf, Harry saß regungslos da, dann kam sie doch zurück, und mit einer einladenden Armbewegung holte sie einen zerknitterten Schein aus ihrem Portemonnaie. „'tschuldigung - ganz vergessen!“ legte den Schein auf den Tisch und ging. Er saß immer noch regungslos da, machte sich nicht einmal die Mühe, nachzusehen, ob sie auf das angeknitterte Papier vielleicht nicht doch eine versteckte Nachricht gekritzelt hatte, so was gibt’s ja. Dann, ohne sich auch nur ein kleinstes Stück nach vorne zu beugen, nahm er den Schein, drehte ihn einmal um, aber er entdeckte nichts. Tja,..... so also geht das. Wie sollte es auch sonst gehen? Harrys Kopf war leer. Dieser Tag war Mist. Reden ist ohnehin Mist. Ich werde diesen Kurs über 'Gedankenumleitung' nächste Woche wohl doch belegen, vielleicht ist ja noch ein Platz frei und irgendjemand ist abgesprungen.

 

8. Kapitel - Die Straße

Plötzlich sprang Harry auf, seine Sachen, sie waren noch in ihrem Auto, der Whiskey, und was hatte sie noch gleich gesagt? Zweimal abgelehnt? Diese kleine Wichtigtuerin, die nehm ich mir vor. Hier stimmt etwas nicht. Er rannte auf die Straße. Leute vorbeischieben, drängeln, das konnte er selbst auch ganz gut, das aggressive Hupen überhörte er glatt, ihr Auto sah er schnell, nur nicht sie, als er sie dann fast umrannte und sie leicht aufschreiend die Arme hob, entfuhr ihm nur ein „Gottseidank, dass ich Sie noch antreffe. Bitte, so können wir doch nicht auseinander gehen, geben Sie mir noch eine Chance!“ Susan musste sich noch ein paarmal bitten lassen, aber seine Entschlossenheit zeigte ihr, dass sie ruhig ein wenig bockig und ärgerlich auf sich selbst sein durfte, bevor sie beide erneut im nächsten Café landeten - und richtig - als Harry schon glaubte, sein Bitten und Betteln würde nicht erhört, machte sie nur eine einzige Bewegung. Sie öffnete die Wagentür:

„Aber diesmal nehmen Sie Ihre Sachen lieber gleich mit!“