Über Carsten Brosda

Foto: Hernandez für Behörde für Kultur und Medien

Dr. Brosda, Jahrgang 1974, ist Senator für Kultur und Medien in Hamburg sowie Vorsitzender des Kulturforums der Sozialdemokratie und Co-Vorsitzender der Medien- und Netzpolitischen Kommission des SPD-Parteivorstandes. Nach einem Studium der Journalistik und Politikwissenschaft wurde er mit einer Arbeit über »Diskursiven Journalismus« promoviert. Er war u.a. Leiter der Abteilung Kommunikation des SPD-Parteivorstandes und arbeitet seit 2011 in Hamburg, zunächst als Leiter des Amtes Medien, ab 2016 als Staatsrat für Kultur, Medien und Digitalisierung und seit Februar 2017 als Senator.

 

Zum Cover

Gold ist die Farbe der Demokratie und der Vielen. Golden schimmert auch die Fassade eines Wohnhauses auf der Hamburger Veddel, die der Künstler Boran Burchhardt im Sommer 2017 mit Blattgold belegte – und so eine kontroverse Debatte über Möglichkeiten und Grenzen der Kunst auslöste. Der vergoldete Ziegel auf dem Cover – der »Stein des Anstoßes« – war Teil der Ausstellung zur Aktion in der Galerie Mathias Güntner.

Endnoten

Willy Brandt: Grußwort an den Kongress der Sozialistischen Internationale in Berlin. 15. September 1992. [Abgerufen unter: https://www.willy-brandt-biografie.de/wp-content/uploads/2017/08/Grusswort_Willy_Brandt_SI_1992.pdf]

Philipp Ruch: Schluss mit der Geduld. Jeder kann etwas bewirken. Eine Anleitung für kompromisslose Demokraten. München 2019, S. 151ff.

Vgl. Boran Burchhardt/Galerie Mathias Güntner (Hrsg.): Veddel vergolden. Hamburg 2018.

Vgl. Theodor W. Adorno: Minima Moralia. Reflexionen aus dem beschädigten Leben. Berlin und Frankfurt am Main 1951, S. 428.

Infratest dimap: ARD-Deutschlandtrend September 2019. [Abgerufen unter: https://www.infratest-dimap.de/fileadmin/user_upload/DT1909_Bericht.pdf]

Vgl. Achille Mbembe: Democracy, Mobility and Circulation in a Planetary Age: An Ethics of Consequences. Rede anlässlich der Eröffnung der Lessingtage am Thalia Theater, Hamburg 2017. [Hier nachzuhören: https://www.youtube.com/watch?v=K8mSvf 9FPCg]

Vgl. Jürgen Habermas: Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus. Frankfurt am Main 1973.

Vgl. Talcott Parsons: The Social System. London 1951.

Christina Weiss: Stadt ist Bühne. Kulturpolitik heute. Hamburg 1999, S. 9.

Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, in: ders.: Werkausgabe. Band XI. Schriften zur Anthropologie, Geschichtsphilosophie, Politik und Pädagogik. Hrsg. v. Wilhelm Weischedel. Frankfurt am Main 1968, S. 55. [Zuerst veröffentlicht 1783.]

Jürgen Habermas: »Die Einheit der Vernunft liegt in der Vielheit ihrer Stimmen«. In: Merkur, Heft 1/1988, 42. Jg., S. 114.

Olaf Scholz: Hoffnungsland. Eine neue deutsche Wirklichkeit. Hamburg 2017.

Vgl. Andreas Reckwitz: Die Gesellschaft der Singularitäten. Zum Strukturwandel der Moderne. Berlin 2017.

Vgl. Robert D. Putnam: Bowling Alone: The Collapse and Revival of American Community. New York 2000.

Vgl. Francis Fukuyama: Identität. Wie der Verlust der Würde unsere Demokratie gefährdet. Hamburg 2019.

Vgl. Hans Küng/Karl-Josef Kuschel (Hrsg.): Erklärung zum Weltethos. Die Erklärung des Parlamentes der Weltreligionen. München 1993.

Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Werkausgabe VII. Hrsg. v. Wilhelm Weischedel. Frankfurt am Main 1968, S. 51.

Philipp Ruch, a.a.O., S. 191.

Karl Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. 2 Bände. Bern 195758.

Ernst Bloch: Das Prinzip Hoffnung. Berlin 1954, S. 1279.

Stephane Hessel: Empört Euch! Berlin 2011.

Vgl. Carsten Brosda: Die Zerstörung. Warum wir für den gesellschaftlichen Zusammenhalt streiten müssen. Hamburg 2019.

Vgl. John L. Austin: Zur Theorie der Sprechakte (How to do things with words). Stuttgart 1986.

Hannah Arendt: Vita activa oder Vom tätigen Leben. München 1960.

Vgl. zum Folgenden: Jürgen Habermas: Theorie des kommunikativen Handelns. Zwei Bände. Frankfurt am Main 1981.

Vgl. auch zum Folgenden: Steven Levitsky/David Ziblatt: Wie Demokratien sterben: Und was wir dagegen tun können. München 2018.

Ebd., S. 115.

Vgl. Colin Crouch: Postdemokratie. Frankfurt am Main 2008.

Simon Stephens: »The empty stage«, Rede anlässlich der Jubiläumsfeier 175 Jahre Thalia Theater. Hamburg 2018. [Hier nachzuhören: https://www.thalia-theater.de/beitraege/647]

Christina Weiss, a.a.O., S. 13.

Vgl. Otto Groth: Die unerkannte Kulturmacht. Grundlegung der Zeitungswissenschaft (Periodik). 7 Bände. Berlin 19601972.

Vgl. Carsten Brosda: Diskursiver Journalismus. Journalistisches Handeln zwischen kommunikativer Vernunft und mediensystemischem Zwang. Wiesbaden 2007.

Zitiert nach: http://www.bloomberg.com/view/articles/2018-02-09/has-anyone-seen-the-president

Gemäß Report von 2017, abgerufen unter https://freedomhouse.org/report/free dom-press/freedom-press-2017

Heinz Bude: Das Gefühl der Welt. Über die Macht von Stimmungen. München 2016, S. 24f.

Wolfgang R. Langenbucher: »Verantwortbarer ›Katastrophenjournalismus‹? Fragen zum Ergebnis der Tagung«. In: Rainer Flöhl/Jürgen Fricke (Hrsg.): Moral und Vermittlung in der Wissenschaftsvermittlung. Die Aufgabe von Wissenschaftler und Journalist. Mainz 1987, S. 148.

Theodor W. Adorno, a.a.O., S. 428.

Philipp Ruch, a.a.O., S. 152.

Ebd., S. 159.

Rüdiger Bubner: »Adornos ästhetische Theorie oder Warum wir Kultur brauchen«, in: Der Tagesspiegel vom 5.9.2003. [Abgerufen unter: https://www.tagesspiegel.de/kultur/kunst-zeigt-die-welt-von-ihrer-anderen-seite/445328.html]

Vgl. dazu Armin Nassehi: Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft. München 2019, S. 110f.

Michiko Kakutani: Der Tod der Wahrheit. Gedanken zur Kultur der Lüge. Stuttgart 2019.

Vgl. Max Horkheimer/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt am Main 1969. [Erstausgabe 1944.]

Vgl. Jürgen Habermas, a.a.O., 1981.

Vgl. ebd.

George Orwell: 1984. Übersetzt von Michael Walter. Berlin 1984, S. 101.

Falk Richter: Theater und Politik. Eröffnungsrede beim Festival »Körber Studio Junge Regie 2019« am Thalia Theater Hamburg. [Abgerufen unter: https://nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=16921:falk-richters-eroeff nungsrede-beim-festival-koerber-studio-junge-regie-2019-am-thalia-theater-ham burg&catid=101&Itemid=84]

Philipp Ruch, a.a.O., S. 160.

Eigene Übersetzung. Im Original: »Speaking truth to power is never easy, Mr. President. Art is about inclusion. The Humanities include a vibrant free press. You have attacked both. […] We know the importance of open and free dialogue […]. Your words and actions push us all further away from the freedoms we are guaranteed.« So äußerte sich Kal Penn, Mitglied des President’s Committee on the Arts and the Humanities, in einem Tweet vom 18.8.2017.

Eigene Übersetzung. Im Original: »We cannot sit idly by […] without speaking out against your words and actions.«

Hanno Rauterberg: Wie frei ist die Kunst? Der neue Kulturkampf und die Krise des Liberalismus. Berlin 2018, S. 12.

Ein Begriff, der zuletzt 2019 im Rahmen der Feierlichkeiten zum 20jährigen Bestehen des Amtes der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien nachgerade inflationär in der Aufgabenbeschreibung des Amtes verwendet wurde.

Eigene Übersetzung. Im Original: »Due to fears that Trump regime retaliation would threaten her visa status, the vocalist on this recording of ›Rata de dos Patas‹ has requested, that we delete all reference to her identity. We believe her fears are entirely justified and have complied with her wishes. We thank her for her wonderful performance and for her great courage in making the recording at all. And we look forward to a day, when political and artistic expression is no longer under the shadow of such vindictive and racist repression. Venceremos.«

Zitiert nach Peter Laudenbach: »Wir müssen lernen, uns dagegen zu wehren. Warum Künstler gegen die Rechten demonstrieren«. In: Süddeutsche Zeitung vom 17. Mai 2019.

Vgl. »Kampffeld Kultur. Theater, Opernhäuser und Museen im Visier der Neuen Rechten«. In: Süddeutsche Zeitung vom 28. August 2019, S. 10f.

Zitiert nach Kampffeld Kultur, a.a.O., S. 10.

Vgl. auch zum Folgenden: Thomas Meyer: Identitäts-Wahn. Die Politisierung des kulturellen Unterschieds. Berlin 1997, S. 45ff.

Ebd., S. 46.

Zitiert nach https://marcjongen.de/afd-fraktion-erhaelt-vorsitz-in-3-ausschuessen/

Vgl. Michael Bartsch: »Nicht mehr über Politik reden. Kuschen vor der AfD: Im Mittelsächsischen Theater Freiberg kann die Neue Rechte missliebige Diskussionen erfolgreich unterbinden«. In: die tageszeitung vom 15. Mai 2019, S. 16.

Vgl. Thomas Rogers: Demands of Far-Right Party Unsettle Artists in Germany. In: New York Times vom 19. Juli 2019. [Abgerufen unter: https://www.nytimes.com/2019/07/19/arts/afd-germany-culture.html]

Gemeinsame Erklärung der Kulturminister der Länder zur kulturellen und künstlerischen Freiheit. Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 13.03.2019. [Abgerufen unter: https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/veroeffentlichungen_beschluesse/2019/2019_03_13-Erklaerung-kulturelle-und_kuenstl-Freiheit.pdf]

Armin Nassehi, Muster, a.a.O., 2019, S. 53.

Hanno Rauterberg, a.a.O., S. 15.

Ebd., S. 16.

Der Text des Gedichtes lautet »avenidas / avenidas y flores / flores / flores y mujeres / avenidas / avenidas y mujeres / avenidas y flores y mujeres y / un admirador« [deutsch: »Alleen / Alleen und Blumen / Blumen / Blumen und Frauen / Alleen / Alleen und Frauen / Alleen und Blumen und Frauen und / ein Bewunderer«]

https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/asta-der-alice-salomon-hochschule-will-ein-gedicht-von-der-fassade-entfernen-lassen-15172671.html

https://www.nmz.de/online/kunst-unter-druck-wie-die-buendnis-90-die-gruenen-zur-kunstfreiheit-stehen

Wolfgang Ullrich: »Auf dunkler Scholle«. In: Die Zeit, Nr. 21, vom 16. Mai 2019, S. 42.

Vgl. https://www.kuenstlersozialkasse.de/service/ksk-in-zahlen.html

Johann Hinrich Claussen: »So klingt das Gegenteil von Freiheit«. In: Die Zeit vom 31. Mai 2017. [Abgerufen unter: https://www.zeit.de/2017/23/g20-gipfel-elbphilhar monie-hamburg]

Vgl. Kent Nagano/Inge Kloepfer: Erwarten Sie Wunder! Expect the unexpected. Berlin 2014.

Vgl. Werner Irro: »Mit großem Vergnügen und mit tiefer innerer Zustimmung …«. Helmut Schmidt und die schönen Künste. Bremen 2018.

Zitiert nach ebd., S. 59ff.

Vgl. Helmut Schmidt: »Politischer Rückblick auf eine unpolitische Jugend«, in: ders. u.a.: Kindheit und Jugend unter Hitler. Berlin 1992, S. 188254.

Helmut Schmidt: Was ich noch sagen wollte. München 2015, S. 45.

Zitiert nach Werner Irro, a.a.O., S. 28.

Zitiert nach ebd., S. 30.

Zitiert nach Michael Köhler: »Fürsprecher der Künstler. Kulturpolitiker Helmut Schmidt«. Deutschlandfunk vom 10.5.2015. [Abgerufen unter: https://www.deutsch landfunk.de/kulturpolitiker-helmut-schmidt-fuersprecher-der-kuenstler.691.de.html?dram:article_id=336465]

Burkhard Reinartz: »Johann Sebastian Bach ›Zur Ehre Gottes und Recreation des Gemüths‹«, Deutschlandfunk vom 13.12.2013. [Abgerufen unter: https://www.deutsch landfunk.de/johann-sebastian-bach-zur-ehre-gottes-und-recreation-des.886.de.html?dram:article_id=271897]

Ebd.

Zitiert nach Rick Fulker: Helmut Schmidt: »Mehr als ein Liebhaber der Musik«. Deutsche Welle vom 11.11.2015. [Abgerufen unter: https://www.dw.com/de/helmut-schmidt-mehr-als-ein-liebhaber-der-musik/a-18843259]

Zum Beispiel bei der 9. Hamburger Zeit-Matinee am 19. Oktober 2003. [Transkript abgerufen unter: https://www.zeit.de/politik/Interview_031030]

Helmut Schmidt: Vorwort, in: Georg Lührs u.a. (Hrsg.): Kritischer Rationalismus und Sozialdemokratie. Berlin 1975, S. X.

Ebd.

Zitiert nach Werner Irro, a.a.O., S. 28.

Ebd., S. 26.

Peter Rühmkorf: Haltbar bis Ende 1999: Gedichte. Reinbek bei Hamburg 1987, S. 108.

Vgl. Ernst Bloch, a.a.O., S. 1242.

Reichspost Nr. 151 vom 1. April 1913, S. 7. [Abgerufen unter: http://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=rpt&datum=19130401&seite=07]

Zitiert nach Werner Irro, a.a.O., S. 28.

Frz. »Point de vue du Gras«.

Hans Matthias Kepplinger: Darstellungseffekte. Experimentelle Untersuchung zur Wirkung von Pressephotos und Fernsehfilmen. Freiburg im Breisgau 1987, S. 303.

Lars Eidinger im Interview mit Johanna Adorján: »Ich bin schon ziemlich abhängig davon«. In: Süddeutsche Zeitung vom 27. April 2018. [Abgerufen unter: https://www.sueddeutsche.de/leben/lars-eidinger-im-interview-ich-bin-schon-ziemlich-abhaengig-davon-1.3957372?source=rss&reduced=true]

Walter Benjamin: »Über einige Motive bei Baudelaire«. In: ders.: Gesammelte Schriften. Bd. 1.2. Frankfurt am Main 1980, S. 630.

Vgl. Gabriel Almond/Sidney Verba: The Civic Culture. Political Attitudes and Democracy in Five Nations. Princeton 1963; dies.: The Civic Culture Revisited. Boston, Toronto 1980.

Steven Levitsky/David Ziblatt, a.a.O., S. 119f.

Paolo Bianchi/Christoph Doswald: Gegenspieler: Andy Warhol/Joseph Beuys. Frankfurt am Main 2000, S. 20.

Roger Hallam im Gespräch mit Raphael Thelen: »Wenn eine Gesellschaft so unmoralisch handelt, wird Demokratie irrelevant«. [Abgerufen unter: https://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/extinction-rebellion-gruender-roger-hallam-wenn-eine-gesellschaft-so-unmoralisch-handelt-wird-demokratie-irrelevant-a-1286561.html]

Karl Marx: Das Kapital – Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band. Der Produktionsprozeß des Kapitals. [Karl Marx/Friedrich Engel, Werke, Band 23]. Berlin 1967.

Vgl. Michael Hardt/Antonio Negri: Empire. Die neue Weltordnung. Frankfurt am Main, New York 2003.

Vgl. Karl Polanyi: The Great Transformation. Politische und ökonomische Ursprünge von Gesellschaften und Wirtschaftssystemen. Frankfurt am Main 1978. [Erstausgabe 1944.]

Vgl. Antonio Gramsci: Gedanken zur Kultur. Frankfurt am Main 1987; Max Horkheimer/ Theodor W. Adorno, a.a.O.

Vgl. Anthony Giddens: Die Konstitution der Gesellschaft. Grundzüge einer Theorie der Strukturierung. Frankfurt am Main, New York 1995.

Margret Thatcher im Interview mit Woman’s Own, London 23. September 1987. Vollständig lautet das Zitat: »They are casting their problems at society. And, you know, there’s no such thing as society. There are individual men and women and there are families. And no government can do anything except through people, and people must look after themselves first. It is our duty to look after ourselves and then, also, to look after our neighbours.«

Karl Marx: Thesen über Feuerbach, in: ders./Friedrich Engels: Ausgewählte Schriften in zwei Bänden. Band 2. Berlin 1981, S. 372.

Johann Gottfried Herder: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit, In: ders.: Sämtliche Werke, Bd. V. Hrsg. von Bernhard Suphan. Berlin 1891, S. 509.

Vgl. Albert Camus: Der Mythos des Sisyphos. In neuer Übersetzung. Reinbek bei Hamburg 1999. [Frz. Erstausgabe 1942.]

Vgl. auch zum Folgenden: Körber-Stiftung: Die superdiverse Stadt. Empfehlungen und Praxis, Hamburg 2017. [Abgerufen unter: https://www.koerber-stiftung.de/fileadmin/user_upload/koerber-stiftung/redaktion/handlungsfeld_demografischer-wandel/pdf/2017/Koerber-Stiftung_Broschuere__Superdiverse_Stadt.pdf]

Terry Eagleton: Kultur. Berlin 2017, S. 188.

Francis Fukuyama, a.a.O., S. 209.

Initiative kulturelle Integration des Deutschen Kulturrates: Zusammenhalt in Vielfalt. 15 Thesen zu kultureller Integration und Zusammenhalt, Berlin 2017. [Ab- gerufen unter: https://www.kulturelle-integration.de/wp-content/uploads/2019/06/Thesen-IKI_deutsch_neu.pdf]

Vgl. Thomas de Maizière: Leitkultur für Deutschland, was ist das eigentlich? ›Wir sind nicht Burka‹«, in: BILD am Sonntag vom 29. April 2017. [Abgerufen unter https://www.bild.de/politik/inland/thomas-de-maiziere/leitkultur-fuer-deutschland-51509022.bild.html]

Francis Fukuyama, a.a.O., S. 191.

Zitiert nach Carsten Meyer-Tönnesmann: »Imperator der Kunst, Ein Porträt zum 100. Todestag«, in: Zeit online vom 9. Januar 2014. [Abgerufen unter: https://www.zeit.de/2014/03/alfred-lichtwark-kunst-todestag/komplettansicht]

Hilmar Hoffmann: Kultur für alle. Frankfurt am Main 1984.

Vgl. Thomas Renz: Nicht-Besucherforschung. Die Förderung kultureller Teilhabe durch Audience Development. Bielefeld 2016.

Ulli Koch: Was kann Kulturvermittlung? Und warum braucht sie Communities? Das internationale Symposium Kulturvermittlung 2017. [Abgerufen unter: https://kul turkonzepte.wordpress.com/2017/03/01/was-kann-kulturvermittlung-und-warum-braucht-sie-communities-das-internationale-symposium-kulturvermittlung-2017/]

Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchung zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft. (Neuauflage mit aktualisierendem Vorwort.) Frankfurt am Main 1990, S. 105.

Wolfgang Tillmans im Interview mit Chris Dercon: »Dies zu verteidigen«. In: Monopol – Magazin für Kunst und Leben, August 2017. [Abgerufen unter: https://www.mono pol-magazin.de/wolfgang-tillmans-interview-chris-dercon]

Vgl. https://www.museumvereniging.nl/media/nmv_more_than_worth_it.pdf

Joachim Baur: Messy Museums. Über Ordnung und Perspektiven des Museums, in: Reinhard Johler u.a. (Hrsg.): Kultur_Kultur. Denken, Forschen, Darstellen. Münster 2013, S. 401410.

Vgl. Thomas E. Schmidt: »Der Vorhang hoch und alle Säle offen«. In: Die Zeit, Nr. 31, vom 28. Juli 2005.

Zitiert nach Hartmut John: »Hülle mit Fülle. Museumskultur für alle – 2.. In: ders./Anja Dauschek (Hrsg.): Museen neu denken. Perspektiven der Kulturvermittlung und Zielgruppenarbeit. Bielefeld 2008, S. 16f.

Suay Aksoy: Keynote zur ICOM-Konferenz »Difficult issues«, Helsingborg/Schweden 21.9.2017. [Abgerufen unter: http://www.icom-helsingborg-2017.org/conference/blog/blog_home/suay-aksoys-speech]

So zum Beispiel Antonio Rodriguez in ihrem Vortrag »The politics of diversity: excluding identities from the inclusivity moment« auf der ICOM-Konferenz in Helsingborg/Schweden am 22.9.2017.

Hannes Vollmuth: »Macht Platz«. In: Süddeutsche Zeitung vom 6./7. April 2019, S. 3.

Didier Eribon: Rückkehr nach Reims. Berlin 2016.

J. D. Vance: Hillbilly-Elegie. Die Geschichte meiner Familie und einer Gesellschaft in der Krise. Berlin 2016.

Christina Weiss, a.a.O., S. 24.

Ebd., S. 14.

Vgl. Richard Florida: The Rise of the Creative Class: And How It’s Transforming Work, Leisure, Community, and Everyday Life. New York 2002.

Vgl. Richard Florida: The New Urban Crisis. How Our Cities Are Increasing Inequality, Deepening Segregation, and Failing the Middle Class – and What We Can Do About It. New York 2017.

Jeffrey Speck: Walkable City. How Downtown Can Save America, One Step At A Time. New York 2013.

Vgl. Doug Saunders: Die neue Völkerwanderung. Arrival City. München 2013.

Zitiert nach Daniela Krautsack: Kreative kulturelle Initiativen: Stadträume zur Vermittlung von zeitgenössischer Kunst und zur Förderung interdisziplinärer Zusammenarbeit. O.O. 2017. [Abgerufen unter: https://www.stadtmarketing.eu/kunst-im-urbanen-raum/]

Zitiert nach ebd.

O.V.: »München soll leuchten. Was der neue Konzertsaal über die gegenwärtige Rolle der Kultur sagt«. Kommentar. In: Der Spiegel, Nr. 44 vom 28. Oktober 2017.

Jörn Rüsen: Strukturwandel der kulturellen Öffentlichkeit – Folgen für die Kulturpolitik. In: Kulturpolitische Mitteilungen. Zeitschrift für Kulturpolitik der Kulturpolitischen Gesellschaft 110, III/2005, S. 35.

Alexander Mitscherlich: Die Unwirtlichkeit der Städte. Anstiftung zum Unfrieden. Frankfurt am Main 1976.

Zitiert nach Carsten Meyer-Tönnesmann, a.a.O.

Ingeborg Bachmann: Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar. Rede zur Verleihung des Hörspielpreises der Kriegsblinden. In: dies.: Werke. Band 4 (Essays Reden Vermischte Schriften). München 1978, S. 276.

Jörn Rüsen: Zeit und Sinn. Strategien historischen Denkens. Neuausgabe. Frankfurt am Main 2012, S. 152.

Martin Buber: Das echte Gespräch und die Möglichkeit des Friedens. Dankesrede Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Frankfurt am Main 1953, S. 9. [Abgerufen unter: https://www.friedenspreis-des-deutschen-buchhandels.de/sixcms/media.php/ 1290/1953_buber.pdf]

Ralph Giordano: Die zweite Schuld. Oder: Von der Last Deutscher zu sein. Köln 1987.

Ralph Giordano: Rede anlässlich der Preisverleihung im Ernst Deutsch Theater, Hamburg 27. Januar 2014. [Hier nachzuhören: https://bertini-preis.hamburg.de/bertini-preis/der-preis/ralph-giordano-mischte-sich-ein-wenn-andere-schwiegen/rede-ralph-giordano-2014/]

Vgl. Aleida und Jan Assmann: »Wahr ist, was uns verbindet«. Dankesrede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises 2018. [Abgerufen unter: https://www. goethe.de/ins/hu/de/kul/mag/21434671.html]

August Bebel: Reichstagsrede gegen die Kolonialpolitik in Deutsch-Ostafrika vom 26. Januar 1889. [Abgerufen unter http://germanhistorydocs.ghi-dc.org/docpage.cfm?docpage _id=2877&language=german]

Achille Mbembe: Kritik der schwarzen Vernunft. Berlin 2014.

https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/45668/stellungnahme_des_senats_zu_dem_ersuchen_der_buergerschaft_vom_13_juni_2013_bericht_des_kulturausschusses_ueber_die_drucksache_20_3752_aufarbeitung_de.pdf

Zitiert nach Redemanuskript vom 29.11.2017. [Abgerufen unter: http://www.elysee.fr/declarations/article/discours-du-president-de-la-republique-emmanuel-macron-a-l-universite-ouaga-i-professeur-joseph-ki-zerbo-a-ouagadougou/]

ICOM – Internationaler Museumsrat: Ethische Richtlinien für Museen von ICOM. Paris 2010, S. 22.

Vgl. Deutscher Museumsbund e.V.: Empfehlungen zum Umgang mit menschlichen Überresten in Museen und Sammlungen. O.O. 2013.

Jürgen Zimmerer: »Kulturgut aus der Kolonialzeit – ein schwieriges Erbe?«. In: Museumskunde, Band 80, 2/15, S. 24.

Vgl. Felwine Sarr/Bénédicte Savoy: Zurückgeben. Über die Restitution afrikanischer Kulturgüter. Berlin 2019.

Vgl. auch Annette Rein: »Respektvolle Beziehungen, vor allem aber auch Restitution«. In: Museum Aktuell, Nr. 253, S. 19f.

Zitiert nach https://www.deutschlandfunk.de/namibias-chefkuratorin-zu-kolonialer- raubkunst-die.1773.de.html?dram:article_id=434108

Ebd.

Vgl. Deutscher Museumsbund e.V.: Leitfaden zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten. 2. Fassung. Berlin 2019.

Achille Mbembe: Dankesrede anlässlich der Verleihung des Gerda Henkel Preises 2018.

[Hier nachzuhören: https://www.gerda-henkel-stiftung.de/preistraeger-2018?page_ id=99597]

Achille Mbembe, a.a.O., 2014, S. 330.

Armin Nassehi, a.a.O., 2019, S. 42.

Vgl. Johannes Weber: »Zum 350. Geburtstag der Tageszeitung am 1. Juli 2000«. In: Arnulf Kutsch/ders. (Hrsg.): 350 Jahre Tageszeitung. Forschungen und Dokumente. Bremen 2002, S. 922.

Vgl. Jürgen Habermas, a.a.O., 1990.

Vgl. Clayton M. Christensen: The Innovator’s Dilemma. Warum etablierte Unternehmen den Wettbewerb um bahnbrechende Innovationen verlieren. Aus dem Amerikanischen übersetzt und überarbeitet von Kurt Matzler und Stephan Friedrich von den Eichen. München 2011. [US-Erstausgabe 1997.]

Armin Nassehi, a.a.O., 2019, S. 35.

Sascha Friesike: Digitalisierung kann man nicht kopieren. Vortrag anlässlich der 31EUROPACE Konferenz. Berlin 2018. [Hier nachzuhören: https://www.youtube.com/watch?v=KpOATWoj48w]

Vgl. Arnold Gehlen: Der Mensch – Seine Natur und seine Stellung in der Welt. Frankfurt am Main 2016. [Erstausgabe: Berlin 1940.]

Ross Goodwin im Interview mit Michael Moorstedt: »Wie Computer zu Poeten werden«. In: Süddeutsche Zeitung vom 29. Mai 2018. [Abgerufen unter: https://www.sueddeutsche.de/digital/kuenstliche-intelligenz-wenn-computer-zu-poeten-wer den-1.3993986]

Vgl. Walter Benjamin: Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit. In: ders.: Gesammelte Schriften. Band 1.2. Frankfurt am Main 1980, S. 431469.

Douglas Adams: Salmon Of The Doubt. Hitchhiking the Galaxy One Last Time. New York 2002, S. 115.

Vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung: Daten und Fakten zum deutschen Innovations- und Forschungssystem. Datenband Bundesbericht Forschung und Innovation. Berlin 2018. [Abgerufen unter: https://www.bmbf.de/upload_file store/pub/Bufi_2018_Datenband.pdf]

Vgl. Richard Florida, a.a.O., 2002.

Vgl. Bundesministerium für Wirtschaft und Energie: Monitoringbericht Kultur- und Kreativwirtschaft 2018 Kurzfassung. Berlin 2018. [Abgerufen unter: https://www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Wirtschaft/monitoringbericht-kultur-und-kreativwirtschaft-2018-kurzfassung.pdf?__blob=publicationFile&v=10]

Vgl. Hamburg Kreativ Gesellschaft: 2. Kreativwirtschaftsbericht für Hamburg. Hamburg 2016. [Abgerufen unter: https://kreativgesellschaft.org/kreativwirtschaft/kreativwirtschaftsbericht-fur-hamburg/]

Vgl. https://www.buchmesse.de/news/arts-european-manifesto

Martin Blach u.a.: Kreativiert Euch! Damit Deutschland wieder genial wird. Berlin u.a. 2018.

Vgl. ebd., S. 86f.

Friedrich Karl Fromme: »Warum Naumann die ›Kulturhoheit‹ nicht im Grundgesetz findet«. In: Die Welt vom 19. November 2000. [Abgerufen unter: https://www.welt.de/print-welt/article548136/Warum-Naumann-die-Kulturhoheit-nicht-im-Grund gesetz-findet.html]

Michael Naumann: »Zentralismus schadet nicht«. In: Die Zeit, 45/2000. [Abgerufen unter: https://www.zeit.de/2000/45/Zentralismus_schadet_nicht]

Vgl. Andreas Reckwitz, a.a.O.

Vgl. Gemeinsame Erklärung der Kulturminister der Länder zur kulturellen und künstlerischen Freiheit, a.a.O.

Vgl. https://www.zeit.de/serie/deutschland-spricht

Willy Brandt, a.a.O.

»Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer.« Diese Worte richtete Willy Brandt 1992 an den Kongress der Sozialistischen Internationale in Berlin.[1] Drei Jahre nach dem Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus in Osteuropa und in einer Zeit, in der deshalb viel vom Ende der Geschichte die Rede war, fokussierte der ehemalige sozialdemokratische Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger auf die unbedingte Offenheit der Moderne. Er betonte, dass kein gesellschaftlicher oder kultureller Zustand jemals als endgültig erreicht angesehen werden könne, sondern dass die Werte und Normen offener, freiheitlicher und demokratischer Gesellschaften immer wieder aufs Neue begründet und gesichert werden müssten. Nicht einmal die wiederholte Anwendung der in der Vergangenheit erfolgreichen Strategien reiche aus, um Sicherheit und Beständigkeit zu erreichen. »Darum – besinnt Euch auf Eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll«, mahnte Brandt.

Alles in der Moderne ist kontingent und muss ständig neu errungen werden – kultur- und geistesgeschichtlich hat der ehemalige Bundeskanzler damit an eine Selbstverständlichkeit aufgeklärter Gesellschaften erinnert. Entsprechend oft sind seine Worte seitdem zitiert worden. Und doch scheint es, als wäre hinter den rituellen Beschwörungen der »Höhe der Zeit« das Bewusstsein für den revolutionären Gehalt dieser Verflüssigung aller Tradition in der Freiheit individueller und gesellschaftlicher Selbstbestimmung unscharf

Hierbei geht es nicht nur um politische und gesellschaftliche Vereinbarungen. In der Praxis sind es oftmals kulturelle und auch künstlerische Strategien, die an die Bruchkanten dieser antagonistisch aufeinander bezogenen Zusammenhänge heranführen, um allzu selbstverständlich Unterstelltes in Zweifel zu ziehen, individuelles Bewusstsein zu schaffen und gemeinschaftliche Bearbeitung und Verständigung zu ermöglichen. Der Gründer des Zentrums für politische Schönheit Philipp Ruch plädiert leidenschaftlich dafür, diese besondere Kraft der Kunst anzuerkennen. Sie ist für ihn »der dritte Modus neben einer freien Wissenschaft und Presse, sich mit Gesellschaft auseinanderzusetzen« und damit zugleich »der Königsweg […], um die Welt zu verändern«.[2] Leider aber ist das Bewusstsein für die zentrale Rolle kulturellen und künstlerischen Handelns in unserer Gesellschaft oftmals bedauerlich unterentwickelt. Viel zu oft werden Kunst und Kultur nur als schmückendes Beiwerk, manchmal sogar als störende Fremdeinflüsse empfunden.

Ein besonders intensives Beispiel dafür ist das Projekt »Veddel vergolden« von Boran Burchhardt gewesen, das 2017 für aufgeregte Debatten sorgte, weil der Künstler sich in einem der ärmsten Stadtteile Hamburgs daran machte, gefördert von der Kulturbehörde, eine Hauswand mit echtem Blattgold zu belegen.[3] Auf dem Titel dieses

Nur erahnen kann der Betrachtende, welche Störungen und Widerstände der Künstler überwinden musste, um ein Projekt zu realisieren, das die Diskussionen, den Schaffensprozess und die Nachwehen im Stadtteil ausdrücklich mit einschließen sollte. Nach einer Indiskretion aus der Jury ging es schnell vor allem um die Frage, ob es angemessen sei, 85000 Euro für ein Kunstwerk auszugeben, solange noch Lücken in der sozialen Infrastruktur des Stadtteils klaffen.

Diese Debatte mutete von Anfang an kleingeistig an. Wer Mittel für Kunst gegen Mittel für Kitaplätze oder soziokulturelle Einrichtungen aufrechnet, der kann gleich die Kulturförderung im Ganzen abschaffen. In öffentlichen Haushalten ist das Geld von vornherein bestimmten Zwecken und Aufgaben gewidmet. Darunter gibt es in der Regel auch einen (meist zu gering dotierten) Posten für Kunst im öffentlichen Raum, dessen Mittel im konkreten Fall über eine unabhängige Kunstkommission von Expertinnen und Experten an Projekte vergeben wird. Das ist sinnvoll investiertes Geld.

Nicht nur im Sinne der Freiheit der Kunst war es genau richtig, an genau diesem Ort, der Veddel, ein solches Projekt wie die Goldene Wand zu realisieren. Es stellt mit künstlerischen Mitteln unsere gewohnten Denkweisen in Frage. Solche Kunstprojekte bringen uns dazu, im Kopf beweglich zu bleiben und den Blick auf Menschen und Orte zu richten, die sich sonst unserer Wahrnehmung vielleicht entziehen. Boran Burchhardt berichtete nach Abschluss der Vergoldung, dass das Projekt – trotz aller Diskussion auch im Viertel – einen zunächst unerwarteten zusätzlichen Effekt habe: Die Leute gingen aufrechter und schauten nach oben. Sozialpsychologisch lässt sich leicht

Die künstlerische Intervention in den Alltag hinein hat dringend notwendige kontroverse Debatten und Diskurse ausgelöst – darunter neben einer neuerlichen Befassung mit den sozialen Ungleichheiten in der Stadt auch eine notwendige klärende Markierung der Freiheitsräume der Kunst, die eben nicht der demokratischen Zustimmung bedürfen, sondern auch in schroffem Widerspruch zu Partizipationsanliegen stehen können. Und er hat nebenbei auch die Zwänge der Kulturpolitik aufgedeckt, die bei allen grundsätzlichen Erwägungen letztlich immer wieder vor der einen, sehr pragmatischen Frage steht: Wie kann die Gratwanderung zwischen Kunstfreiheit einerseits und gesellschaftlicher Relevanz andererseits bei eigentlich niemals wirklich ausreichend Mitteln für die Kulturförderung gelingen?

Natürlich sind kulturelle und künstlerische Angebote Sand im oft geräuschlosen Getriebe einer an der Oberfläche ordentlich funktionierenden Gesellschaft. Im Sinne Theodor W. Adornos bringt die Kunst Chaos in die Ordnung.[4] Sie hat das Privileg, Fragen stellen zu dürfen, ohne die Antworten darauf finden zu müssen, wie es – zu Recht – von der Politik erwartet wird. Aber genau in dieser Handlungsentlastung begründen sich auch die gesellschaftsprägenden Potenziale von Kunst und Kultur. Sie fordern genaues Hinsehen, Nachdenken, Haltung, Position. Sie streben danach, herauszufinden, was uns ausmacht, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen, wie wir Gegenwart gestalten können und welche Verantwortung wir für die Zukunft haben.

Die Mahnung Willy Brandts hat insofern nicht nur eine politische, sondern vor allem auch eine relevante kulturelle Dimension. Gerade aktuell bekommen wir in unserer Gesellschaft eindringlich vor Augen geführt, dass nichts von Dauer ist und dass bereits die nachlässige Unterstellung, es könnte anders sein, das Erreichte umso dramatischer gefährden kann: Mit Blick auf die Freiheit der Kunst und der Meinungsäußerung, die Akzeptanz auch kritischer und kontroverser Positionen und den Respekt vor dem kulturell und sozial Anderen

Nicht nur in Deutschland, sondern in vielen Industrienationen lassen sich populistische Rückschritte feststellen; die Beschwörungen traditioneller und oft apodiktischer Positionen von Würde, kultureller Homogenität und nationaler Selbstbestimmung werden zunehmend dröhnender. »Es ist ein Geistesgefecht«, singt Herbert Grönemeyer im Sommer 2019 in seinem Song »Fall der Fälle« und fordert: »Kein Millimeter nach rechts.« Die drängende und schmerzhaft eindeutige Aufforderung des Songtextes hat einen mehr als eindeutigen Hintergrund. Die sich zunehmend verbreitende rechtspopulistische bis rechtsextreme Kritik an den demokratischen Zuständen richtet sich frontal gegen die erreichte Versöhnung der individuellen Freiheit mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie propagiert stattdessen, dass es unsere Gesellschaft mit der Gewährleistung der Freiheit zu weit getrieben hätte und wir uns wieder stärker um die Gewährleistung einer schützenden Gemeinschaft kümmern müssten.

Schon im Jahr 2017 haben wir in dieser Hinsicht eine Bundestagswahl erlebt, die durchaus als Zäsur betrachtet werden kann – weniger wegen des Wahlergebnisses und des Einzugs einer rechtspopulistischen Partei in den Deutschen Bundestag, sondern vor allem angesichts der vorgebrachten Gründe für dieses Erstarken einer gesellschaftlichen Bewegung, die sich gegen Offenheit, Vielfalt und Freiheit richtet und die damit in letzter Konsequenz einen kulturellen Kampf heraufbeschwört. Die Alternative für Deutschland fokussierte zu diesem Zeitpunkt schon längst nicht mehr nur auf die vermeintliche Aufgabe nationalstaatlicher Souveränität in der europäischen Währungspolitik oder auf einen vermeintlich ungesteuerten Zuzug geflüchteter Menschen in die Bundesrepublik. Vielmehr verknüpfte sie inzwischen zunehmend solch oberflächliche Konturierungen mit einem offensichtlich tiefsitzenden Unbehagen an der freiheitlichen und offenen Gesellschaft der Moderne. Der damaligen Wahltagsbefragung des ARD-Deutschlandtrends zufolge hatten die Wählerinnen und Wähler der AfD zu 95 % große Sorgen, »dass wir einen

Diese Zahlen zeigen: Populistische Strategien greifen eine angesichts der vielfältigen kulturellen, wirtschaftlichen und technischen Umbrüche unserer Zeit offensichtlich durchaus virulente Krisenempfindung vieler Bürgerinnen und Bürger auf. Statt dieses Gefühl aber zu nutzen, um aufgeklärt und selbstbestimmt die Regeln unserer Gesellschaft aus der Vielfalt ihrer Bürgerinnen und Bürger heraus zu bestimmen, propagieren sie die Rückkehr in eine überwundene Form traditionell vorgegebenen Sinns. Dies lässt sich vor allem bei den Identitären oder gar Faschisten beobachten, die am rechten Rand die Rückkehr zur Nation fordern, manches Mal aber auch bei den religiös motivierten Fundamentalisten, die eine Heimkehr in die Geborgenheit einer Glaubensgemeinschaft versprechen. Es geht darum, einzelne Vorstellungen und Werte dem Diskurs zu entziehen und absolut zu setzen. Wir erleben deshalb derzeit eine gesellschaftliche Debatte, die anders als in der Vergangenheit nicht nur wirtschafts- oder sozialpolitisch, sondern tatsächlich in weiten Teilen kulturpolitisch motiviert ist – ohne diese Fundierung explizit zu benennen.

Die Verfechter der für diese Debatte ursächlichen rückwärtsgerichteten Strategien bedienen sich jener Mechanismen der Relativierung von Wahrheitsansprüchen und der Vielfalt der Informationen, die einstmals den Fortschritt der aufgeklärten Gesellschaft ermöglicht haben – und entwerten sie durch Inflation, statt sie offen zu bekämpfen. Sie fluten unsere öffentliche Kommunikation mit einer unüberschaubaren Fülle an nicht nachvollziehbaren und kaum mehr aufzuklärenden Behauptungen und unterminieren gleichzeitig jene Mechanismen, die ehemals zur Bestimmung der Antworten auf

Kunst und Kultur geraten als Trägerinnen einer weitgehend unbedingten Freiheit mit als Erste ins Visier der Gegner einer offenen Gesellschaft. Die im Herbst 2018 veröffentlichte »Erklärung der Vielen« ist ein Fanal dafür, wie weit diese bedrohliche Entwicklung schon vorangeschritten ist. In einem zu Recht aufsehenerregenden Schritt haben sich bundesweit viele Kultureinrichtungen wechselseitig der Unterstützung bei rechtspopulistischen und rechtsextremen An- und Übergriffen auf ihre freie Programmgestaltung versichert. Das ist ein beunruhigendes Zeichen dafür, dass es erstarkende Kräfte in unserer Gesellschaft gibt, die versuchen, eine Art Kulturkampf loszutreten, indem sie fortschrittliche und unbequeme Kulturprojekte, Festivals oder Einrichtungen diskreditieren und attackieren. Meist laufen diese Versuche der Einschüchterung (noch?) ins Leere, weil der Konsens der Freiheit stabil ist. Aber wenn Kunst aus Angst vor Auseinandersetzung verhindert wird – wie 2018 bei der Absage des Auftritts der Band Feine Sahne Fischfilet durch das Bauhaus Dessau oder beim Abbau einer vergoldeten Erdogan-Statue bei der Wiesbadener Biennale –, dann wird nicht nur Freiheit einzelner Künstlerinnen oder Gruppen eingeschränkt. Dann werden in einem generellen Sinn die Grenzen des Sagbaren und Zeigbaren verengt und die

Es ist daher höchste Zeit, sich aus der demokratischen Mitte heraus der Kultur und ihrer Leistungen für den Grundkonsens unserer offenen, vielfältigen und freien Gesellschaft – mithin für unseren Gesellschaftsvertrag – zuzuwenden. Kurz: Es ist allerhöchste Zeit, auf die kulturpolitische Herausforderung von rechts auch kulturpolitisch zu reagieren.

Es geht dabei um nichts weniger als um die Voraussetzungen moderner Gesellschaftlichkeit. Die Erfahrbarkeit eines auch kulturellen Zusammenhangs ist essenziell für die Positionierung des Einzelnen in der Gemeinschaft. Die Redewendung, dass keine Heimat hat, wer im (digitalen) globalen Dorf zu Hause ist, ist hinlänglich widerlegt: Es gehört zu den liebenswürdigen und hartnäckigen Anachronismen des Menschen, dass er eine Heimat braucht. Sichern können wir sie unter den Bedingungen der Moderne aber nur über den bisweilen anstrengenden Weg von der Freiheit der Einzelnen zur Freiheit in der Gemeinschaft. Dieser Weg führt durch gesellschaftliche Räume, die sich oftmals an kulturellen und künstlerischen Angeboten öffnen. Unsere Kultureinrichtungen sind solche Räume der Freiheit, des riskanten, des spekulativen Denkens, in denen Freiheit in Gemeinschaft erfahren und verhandelt werden kann.

Weil sich aber die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Freiheiten mit zahlreichen tiefgreifenden und durchaus auch verunsichernden Umbrüchen verbinden lassen, wachsen die gesellschaftlichen Ängste – mit Blick auf den gegenwärtigen Alltag ebenso wie in der zukünftigen Perspektive. Der Philosoph Achille Mbembe beobachtet überall auf der Welt vom Armenviertel bis hin zum Silicon Valley, dass sich das Gefühl in die Menschen hineinschleiche, die Welt könne angesichts der großen Entwicklungen unserer Zeit jederzeit endgültig zu Ende gehen. Bereits 2017 – also weit vor den diese Wahrnehmung noch einmal zuspitzenden Protesten von Fridays For Future – stellte er fest, dass sich die Zukunft dem Nichts öffne und so

Derartig negative Utopien treffen nicht nur unsere Gesellschaft ins Mark, sondern sie fordern gerade Künstlerinnen und Künstler heraus, den Ursprüngen der sich daraus entwickelnden Emotionen nachzuspüren. Hier liegt oft ein Kern anthropologischer Zuversicht begründet, der angesichts solch düsterer Erzählungen an Bedeutung gewinnt. Denn warum sind Menschen überhaupt künstlerisch und schöpferisch tätig? Warum malen, schreiben, spielen wir? Warum schaffen wir Räume jenseits der Realität, in denen wir spekulative Welten erschaffen? Weil wir auf Erkenntnis und auf Erkennen hoffen. Weil wir uns fallen lassen wollen, um aufgefangen zu werden. Weil wir vertrauen und Verantwortung übernehmen. Und weil wir uns jene Geschichten erzählen wollen, aus denen menschliche Gemeinschaft in gemeinsamer Weltsicht entstehen kann.

Das sind Kernfragen einer offenen, modernen Gesellschaft. Und in einer sich stetig, zum Teil in rasantem Tempo wandelnden Gesellschaft müssen wir diese Fragen beständig neu verhandeln. Es ist oftmals die unmittelbare Kraft von Kunst und Kultur, die uns auf diese Fragen stößt und sie mitten in unsere Gesellschaft hineinträgt. Erst in vollständiger und zweckbefreiter Freiheit entfalten Kunst und Kultur die gesellschaftliche Wirkung, die wir nicht funktional erwarten dürfen. Sie lehren uns somit seit Jahrhunderten in allerbester Form den Disput, die Neugier auf andere Sichtweisen und andere Argumente, und sie befähigen uns, die eigene Wahrnehmung zu schärfen und Sachverhalte zu kontextualisieren.

Die Begegnung mit Theater und Literatur, mit Tanz, Kunst und Musik ermöglicht Kommunikation über kulturelle und nationale Grenzen hinweg und öffnet den Weg hin in eine international vernetzte Welt, in der durch die Mittel der Kunst aus und von der Welt erzählt wird. In diesem Sinne kann die Kunst dem negativen Messianismus unserer Zeit eine zutiefst diesseitige und säkulare Botschaft der Hoffnung und der Zuversicht entgegenbringen. Sie wirkt durch

Immer wieder trifft man Künstlerinnen und Künstler, deren Schaffen getragen ist von dem unbedingten Willen, auf eine bessere Welt hoffen zu dürfen, und die genau deshalb Versuchsanordnungen über die Möglichkeit schaffen, das richtige Leben im Richtigen zu leben. Oft orientieren sich künstlerische Angebote deshalb unmittelbar an der Gesellschaft, in der sie entstehen, prüfen und kritisieren sie und motivieren so zum Nachdenken und zum Handeln. Die Freiheit der Kunst ist immer auch eine Aufforderung, sie auszuleben und auszutesten. Dass ihre Anwendung öffentlich und privat nicht nur abstrakt ermöglicht, sondern auch konkret gefördert wird, ist notwendig und richtig. Denn die unbequemen Wahrheiten auszuhalten, mit denen uns die Kunst konfrontiert, ist nicht nur eine Haltungsfrage, sondern ein Ausweis unserer Demokratiefähigkeit. Hier liegt die Kunst der Demokratie in all ihrer vielfältigen Bedeutsamkeit begründet.

Wer heutzutage die Möglichkeiten der Freiheit und der Vielfalt bewahren will, steht daher zunächst vor der Aufgabe, eben jene realen oder virtuellen Räume zu sichern, in denen das gesellschaftliche Gespräch und damit der stets prekäre öffentliche Vernunftgebrauch stattfinden können. Dabei geht es vor allem um jene abstrakten Verfahren, die auch in Zukunft legitime Verständigungen zwischen den Vielen ermöglichen. Nur so kann es gelingen, den sehr

Dass dies weniger leicht ist, als es in solch einer dahingeworfenen Forderung den Anschein haben mag, liegt auch daran, dass die Vernunft der Aufklärung in ihrer in den letzten Jahren kulturell und technisch auf die Spitze getriebenen Verengung vielfach kritisierbar geworden ist und keinesfalls mehr unumstritten den Königsweg zu einer humanen Gesellschaft weist. Sie muss auf Vorwürfe wie den des Eurozentrismus oder des Technizismus sensibel reagieren, um ihre gesellschaftliche Kraft und Legitimation entfalten zu können. Sie muss sich davor hüten, funktionalistisch und zweckrational zu erkalten, um ihren inneren Bezug zur Leidenschaft eines idealistischen Humanismus zu erhalten.