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Titel

Das Konfetti-Komplott

Maja von Vogel

Kosmos

Umschlagillustration von Ina Biber, Gilching

Umschlaggestaltung von Sabine Reddig

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© 2020 Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-440-50048-4

eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Zwei Esel zum Verlieben

»Mein Gott, ist der süß!«, stellte Franzi verzückt fest.

Kim nickte. »Echt zum Knutschen.«

»Ich hab mich auch sofort in ihn verliebt«, gab Marie zu. »Hat er nicht tolle Augen?«

»Ja, so sanft und gleichzeitig unergründlich.« Kim seufzte. »Wunderschön!«

Franzi kicherte. »Wenn Holger und David euch hören könnten, wären sie garantiert eifersüchtig.«

»Holger ist genauso verschossen in Adam wie ich.« Marie streckte den Arm über den Zaun und rief: »Komm her, Dicker!«

Ein Esel mit struppigem, grauem Fell trabte über das gefrorene Gras auf sie zu. Schnauze und Bauch waren hell. Er senkte den Kopf und schnupperte an Maries Hand. Weiße Atemwolken stiegen aus seinen Nüstern in die kalte Februarluft.

»Warte, ich hab was für dich.« Franzi zog einen Apfel aus der Jackentasche und bot ihn dem Esel an. Blitzschnell schoss Adams Kopf nach vorne, und seine weichen Lippen streiften Franzis flache Hand, bevor der Apfel in seinem Maul verschwand und er krachend kaute. »Das schmeckt dir, was?« Franzi kraulte den Esel zwischen den langen Ohren.

»Adam ist ein richtiger Vielfraß.« Marie lächelte. Ein eisiger Windstoß fegte über den Hof und sie schlug den Kragen ihres Wintermantels hoch. In diesem Moment kam ein zweiter Esel aus dem Stall am anderen Ende der Wiese. »Darf ich vorstellen? Das ist Eva.«

Die Eseldame näherte sich ihnen vorsichtig, blieb jedoch in sicherem Abstand zum Zaun stehen und betrachtete die Mädchen. Sie war etwas kleiner als Adam und ihre kurze Mähne stand struppig ab.

»Hallo, Eva«, sagte Franzi. »Du bist ja eine ganz Hübsche.«

»Sie ist ein bisschen schüchtern«, stellte Marie fest.

»Kein Problem, wir werden bestimmt noch Freunde.« In Franzis Stimme schwang nicht der Hauch eines Zweifels mit.

Marie grinste. Franzi lebte auf einem alten Bauernhof, hatte selbst ein Pony namens Tinka und liebte Tiere über alles. Sie freundete sich sogar mit den Silberfischen im Bad an.

»Woher haben deine Großeltern die Esel eigentlich?«, fragte Kim.

»Sie haben sie zusammen mit dem Haus übernommen«, erklärte Marie. »Die Vorbesitzer sind ins Altenheim gezogen, dorthin konnten sie Adam und Eva nicht mitnehmen.«

Oma Agnes und Opa Herbert, die Eltern von Maries Stiefmutter Tessa, waren vor zwei Wochen aus Dettingen in die Stadt gezogen, um näher bei Marie und ihrer Familie zu sein. Nach längerer Suche hatten sie ein hübsches kleines Häuschen direkt am Waldrand gefunden und wohnten nun gar nicht weit von der Villa der Grevenbroichs.

»Marie!«

Marie fuhr herum. Ihr kleiner Bruder Finn rannte über den Hof auf sie zu und warf sich in ihre Arme. Er trug gefütterte Stiefel und einen Schneeanzug, an dem Tannennadeln und Erde klebten. Oma Agnes und Opa Herbert folgten ihm etwas langsamer.

»Hallo, Finn!« Marie strubbelte ihm durch die Haare. »Wie war’s im Kindergarten?«

»Super!« Finn strahlte. »Oma Agnes und Opa Herbert haben mich abgeholt. Das machen sie jetzt jeden Freitag.« Praktischerweise lag auch Finns Waldkindergarten gleich um die Ecke.

»Schön!« Marie lächelte ihren Großeltern zu.

»Wartet ihr schon lange?«, fragte Oma Agnes besorgt, nachdem sie die Mädchen begrüßt hatte. »Und das bei der Kälte! Ihr seid bestimmt ganz durchgefroren.«

»Kein Problem.« Marie nickte zu den Eseln hinüber. »Ich hab Franzi und Kim in der Zwischenzeit mit Adam und Eva bekannt gemacht.«

»Die beiden sind toll, oder?«, schwärmte Opa Herbert. »Sie sind uns schon richtig ans Herz gewachsen.«

»Kommt doch rein und wärmt euch auf«, schlug Oma Agnes vor. »Wie wär’s mit einem heißen Kakao?«

»Gerne!« Kim nickte begeistert. Sie liebte Süßigkeiten und besonders Schokolade über alles – völlig egal, ob warm oder kalt, flüssig oder fest.

Die Freundinnen folgten Oma Agnes und Opa Herbert zum Haus. Finn hüpfte nebenher. Opa Herbert schloss die Tür auf und sie betraten einen kleinen Windfang. Marie half Finn, seine dreckverkrusteten Stiefel und den Schneeanzug auszuziehen, bevor sie durch einen schmalen Flur in die Wohnküche marschierten. Der Raum war groß und hell. Die kleinen Sprossenfenster gingen zum Garten hinaus und die Decke wurde von wuchtigen, uralten Holzbalken gestützt. Die Wände waren schneeweiß gestrichen und es roch noch leicht nach frischer Farbe.

»Wie gemütlich!« Kim ließ sich auf eine Eckbank aus dunklem Holz fallen, auf der bunte Kissen lagen.

»Ist das ein echter Feuerofen?« Franzi zeigte auf einen wuchtigen gusseisernen Ofen in der Ecke, während sie neben Kim auf die Bank rutschte.

Opa Herbert nickte. »Den haben wir auch von den ehemaligen Besitzern übernommen. Er ist schon fast ein Museumsstück, aber er funktioniert noch. Sehr praktisch, falls mal der Strom ausfällt.«

Oma Agnes goss Milch in einen Topf und stellte ihn auf den Herd.

»Sie haben es wirklich schön hier«, stellte Kim fest.

Oma Agnes nickte. »Uns gefällt es auch sehr. Es war wirklich ein Glücksfall, dass wir dieses Haus bekommen haben.«

»Allerdings muss noch einiges gemacht werden.« Opa Herbert zeigte auf die Sprossenfenster. »Die Fenster sind nur einfach verglast, die müssen wir austauschen. Und im Frühling will ich das Dach neu decken, bevor es anfängt durchzuregnen.«

»Im Garten gibt es auch eine Menge zu tun.« Oma Agnes gab zuckerfreies Bio-Kakaopulver in die Milch und fügte noch einen Löffel Honig hinzu. Sie achtete sehr auf gesunde Ernährung und verzichtete weitgehend auf weißen Industriezucker. »Das Gemüsebeet ist völlig verwildert. Außerdem träume ich schon lange von einer Kräuterspirale, einem speziellen Beet für Küchenkräuter, das sich wie ein Schneckenhaus in die Höhe windet.«

»Cool!« Franzi war sofort Feuer und Flamme. »Wir könnten Ihnen helfen, die Spirale zu bauen. Das macht bestimmt Spaß.«

»Danke für das nette Angebot.« Oma Agnes rührte den Kakao gleichmäßig mit einem Schneebesen um, während sie ihn langsam erwärmte, damit er nicht anbrannte. »Darauf komme ich gerne zurück.«

»Ich hab Hunger!«, krähte Finn dazwischen.

Opa Herbert ging zu einem himmelblau gestrichenen Küchenbuffet, das neben dem alten Ofen stand, zog eine Schublade auf und holte eine Packung Schokokekse heraus.

Oma Agnes runzelte die Stirn.

»Ein paar Kekse haben noch niemandem geschadet.« Opa Herbert zwinkerte seinem Enkel zu und stellte die Packung auf den Tisch. Im Gegensatz zu seiner Frau hatte er eine Schwäche für Süßigkeiten. Früher hatte es deswegen oft Streit zwischen den beiden gegeben. Inzwischen war Oma Agnes zum Glück viel lockerer geworden und akzeptierte, dass ihr Mann zwischendurch hin und wieder ein Stück Schokolade oder einen Keks naschte.

»Lecker!« Finn stopfte sich sofort einen kompletten Keks in den Mund.

Oma Agnes goss den Kakao in vier Becher und schnitt schnell noch eine Banane und einen Apfel auf. »Freut ihr euch schon auf Karneval?«

»Jaaa!«, rief Finn mit vollem Mund. »Ich gehe als Wildschwein.«

»Das passt zu deinen Tischmanieren.« Marie wischte sich einen Kekskrümel von der Wange.

Finn streckte ihr die Zunge raus.

»Wisst ihr schon, als was ihr geht?«, fragte Franzi.

Kim schüttelte den Kopf. »Dieses Jahr ist mir noch nichts Tolles eingefallen. Aber ich will auf jeden Fall zum großen Rosenmontagsumzug. Kommt ihr mit?« Sie nahm sich ebenfalls einen Keks.

»Klar!« Marie nickte.

»Ich bin auch dabei«, sagte Franzi. »Das lasse ich mir bestimmt nicht entgehen.«

Die Küchentür flog auf und Maries Stiefschwester Lina stürmte herein. In der ersten Zeit, nachdem Tessa und Lina zu Marie und ihrem Vater gezogen waren, hatten sich Marie und Lina oft gestritten. Inzwischen verstanden sich meistens ganz gut.

»Hallihallo!«, rief Lina und ließ sich neben Franzi auf die Bank fallen. Sie trug einen Trainingsanzug und ihre rotblonden Haare waren zu einem Zopf gebunden. »Was lässt du dir nicht entgehen?«

»Den Umzug am Rosenmontag.«

»Super!« Lina nahm sich ein Stück Apfel. »Dann könnt ihr mir zujubeln. Ich fahre nämlich mit meiner Klettergruppe auf dem Wagen vom Sportverein mit. Wir haben gerade beim Training darüber gesprochen. Wir gehen alle als Affen – weil wir so gut klettern können.«

»Witzig.« Franzi grinste.

»Kommt ihr nach dem Umzug auch ins Jugendzentrum?«, fragte Lina. »Da steigt am Rosenmontag eine große Faschingsparty.«

»Mal sehen.« Marie zuckte etwas unschlüssig mit den Schultern und nippte an ihrem Kakao. Er schmeckte überraschend gut, auch ohne Zucker.

»Wenn ihr Kostüme braucht, könnt ihr gerne einen Blick in unsere Verkleidungskiste werfen«, bot Oma Agnes an. »Die meisten Sachen stammen noch aus Tessas Kinder- und Jugendzeit. Beim Umzug war ich kurz davor, den alten Kram wegzuschmeißen, aber dann habe ich es nicht übers Herz gebracht.«

»Au ja!« Marie nickte begeistert. »Ich würde mir die Sachen total gerne ansehen.«

»Die Kiste steht im Keller, ich hol sie.« Opa Herbert ging hinaus.

In diesem Moment klingelte es in Maries Handtasche. Schnell zog sie ihr Handy hervor.

»Hallo?«

»Wo bleibst du denn, Marie? Ich warte schon seit einer halben Stunde auf dich!« Die melodische Stimme ihrer Gesangslehrerin klang ziemlich ungehalten.

Marie wurde es heiß. »Mist! Die Gesangsstunde hab ich total vergessen. Tut mir leid, Frau Marr. Können wir den Termin verlegen?«

»Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig. Warte, ich schaue gleich mal, wann es passt.« Es raschelte am anderen Ende der Leitung, während die Lehrerin in ihrem Kalender blätterte. »Wie wäre es nächsten Dienstag um vier?«

»Klar, Dienstag um vier ist prima! Vielen Dank – und entschuldigen Sie bitte die Umstände.«

Marie verabschiedete sich und ließ das Handy sinken. »Ich hab den Gesangsunterricht verschwitzt. Wie peinlich! Eigentlich hatten wir für heute eine Extrastunde ausgemacht.«

»Ist doch nicht so schlimm.« Kim knabberte an ihrem dritten Schokokeks. »Das kann doch jedem passieren.«

»Ja, aber mir passiert es leider nicht zum ersten Mal«, murmelte Marie. In letzter Zeit hatte sie öfter Termine vergessen oder durcheinandergebracht. Sie hatte einfach zu viel zu tun!

»Du weißt schon, dass wir Dienstagnachmittag verabredet sind, oder?«, fragte Franzi. »Wir haben ein Detektivclubtreffen.«

Kim, Franzi und Marie waren nicht nur Freundinnen, sondern auch erfolgreiche Detektivinnen. Seit Kim den Detektivclub Die drei !!! gegründet hatte, waren ihnen schon viele Verbrecher ins Netz gegangen. Zuletzt hatten sie im Herbst in einem unheimlichen Spukhotel ermittelt und waren dabei echten und falschen Geistern auf die Spur gekommen.

Marie schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Stimmt! Daran hab ich gar nicht mehr gedacht. Verdammt, was mache ich denn jetzt? Wenn ich den Termin noch mal verlege, ist Frau Marr bestimmt stinksauer.«

»Heißt das, dein Gesangsunterricht ist dir wichtiger als der Detektivclub?« Franzi runzelte empört die Stirn.

»So hat Marie es sicher nicht gemeint«, sagte Kim schnell. »Wir können uns doch einfach einen Tag später treffen, oder?«

Marie zückte ihr Handy und öffnete den Kalender. »Mittwoch bin ich eigentlich mit Holger verabredet, aber das kann ich umlegen.«

»Wie gnädig von dir«, bemerkte Franzi.

Marie ignorierte den spitzen Tonfall ihrer Freundin. Sie überlegte kurz, ob es wirklich eine gute Idee war, das Date mit Holger zu verschieben. Wahrscheinlich würde er nicht gerade begeistert sein. Zumal sie in den vergangenen Wochen mehrere Treffen kurzfristig hatte absagen müssen. Dieser verdammte Freizeitstress! Daran musste sie dringend etwas ändern. Die Frage war nur, wie …

»Hier kommt der Kostüm-Service.« Opa Herbert betrat mit einem großen Karton die Wohnküche und stellte ihn mitten im Raum ab.

»Cool!« Marie sprang auf und öffnete den Deckel. Ein leicht muffiger Geruch nach Mottenkugeln und Keller stieg ihr in die Nase. Mit spitzen Fingern zog sie ein rot-schwarzes Marienkäferkostüm hervor und hielt es hoch. »Das hat Tessa früher getragen?«

Oma Agnes nickte. »Ich erinnere mich noch genau. Da war Tessa in der ersten Klasse. Sie hat dieses Kostüm geliebt, auch wenn es am Bauch etwas gespannt hat.«

Marie musste sich das Lachen verbeißen. Es fiel ihr schwer, sich ihre zierliche und schlanke Stiefmutter als pummeligen Marienkäfer vorzustellen.

Franzi und Kim knieten sich neben Marie auf die Holzdielen und die Mädchen wühlten eifrig in den alten Kostümen.

»Wow, der ist ja toll!« Kim griff nach einem schwarzen, spitz zulaufenden Hut mit breiter Krempe und setzte ihn sich auf den Kopf.

»Ein bisschen zerknautscht, aber ansonsten absolut hexenmäßig«, stellte Marie fest. »Sieht super aus!«

»Wie findet ihr die?« Franzi zog eine schwarze Maske aus dem Karton und streifte sie über, sodass nur noch ihre grünen Augen zu sehen waren. »So könnte ich glatt als Zorro gehen.«

»Oder als Bat-Girl!« Kim hatte einen Haarreif mit Fledermausohren entdeckt und steckte ihn in Franzis rote Haare.

»Franzi, die Superheldin«, sagte Marie. »Das passt zu dir. Fehlt nur noch ein schwarzer Umhang, dann ist das Kostüm perfekt.«

»Wäre das nicht was für dich, Marie?« Kim hielt eine rote Federboa und eine farblich dazu passende Maske hoch, deren Form an züngelnde Flammen erinnerte.

»Steht dir bestimmt gut.« Franzi lachte. »Du spielst doch gerne mit dem Feuer, oder?«

Marie setzte die Maske auf und schlang sich die Federboa um den Hals. Die Federn schmiegten sich weich an ihre Haut, rochen allerdings etwas staubig. »Moment, bin gleich wieder da.«

Marie stand auf und ging in den Flur, um einen Blick in den Spiegel neben der Garderobe zu werfen. Prüfend rückte sie die feuerrote Maske zurecht und drehte den Kopf von rechts nach links. Die Farbe passte gut zu ihren Haaren. Fehlten nur noch der richtige Lippenstift und ein feuriges Make-up …

Lina kam aus der Küche. »Spitze!« Sie reckte einen Daumen in die Höhe.

»Als Feuermädchen falle ich im Jugendzentrum bestimmt auf«, stellte Marie fest. »Mit wem gehst du zur Party?«

»Mit Anouk und ein paar anderen aus der Klettergruppe.« Lina sah plötzlich nachdenklich aus. »Kann ich dich mal was fragen?«

»Klar.« Marie zupfte eine blonde Strähne unter der Maske hervor. »Worum geht’s?«

»Also … na ja … es gibt da jemanden …«, druckste Lina herum.

»Bist du etwa verliebt?« Marie löste den Blick von ihrem Spiegelbild und sah Lina aufmerksam an.

Lina wurde rot. »Nein … ja … vielleicht …« Sie seufzte. »Es ist irgendwie kompliziert.«

»Liebe ist meistens kompliziert«, stellte Marie fest. »Das ist ganz normal.«

Gelächter drang aus der Wohnküche und Finn erschien auf der Türschwelle. »Schaut mal!«, rief er begeistert. »Ich bin eine Waldfee.«

Er steckte in einem Feenkostüm aus hellgrünem Tüll, das ihm noch etwas zu groß war. Dazu hatte er sich silbern glänzende Flügel umgeschnallt und schwenkte einen Zauberstab.

Marie lachte. »Steht dir ausgezeichnet. Kannst du auch zaubern?«

Finn nickte ernst. »Ich zaubere alle Bäume grün und beschütze die Tiere im Wald.« Beschwingt hüpfte er wieder zu den anderen.

Marie sah ihm lächelnd nach, dann wandte sie sich an Lina. »Was wolltest du mich gerade fragen?«

Lina winkte ab. »Vergiss es.«

»Aber …«, begann Marie.

»War nicht so wichtig.« Hastig verschwand Lina auf die Toilette und schloss die Tür hinter sich.

Marie runzelte die Stirn. Ob Lina in einen Jungen aus ihrer Klasse verliebt war? Oder war es jemand aus der Klettergruppe? Wahrscheinlich traute sie sich nicht, ihrem Schwarm ihre Gefühle zu gestehen. Oder er war bereits mit einer anderen zusammen. Am besten, sie sprach Lina in einem ruhigen Moment noch einmal darauf an. Vielleicht konnte sie ihr ja ein paar Tipps geben – oder sie zumindest trösten, wenn sie Liebeskummer hatte.

Marie warf einen letzten Blick in den Spiegel, zupfte die Federboa zurecht und ging zurück in die Küche.

Die Narren sind los

Detektivtagebuch von Kim Jülich
Donnerstag, 20:03 Uhr

Gestern haben wir ein Detektivclub-Treffen im Hauptquartier abgehalten. Leider gibt es nichts Neues. Weit und breit kein Fall in Sicht! Vielleicht ist es den Verbrechern einfach zu kalt …

Aber was soll’s, so haben wir mehr Zeit für die Karnevalsvorbereitungen. Ich weiß jetzt endlich, als was ich dieses Jahr gehe: als Hexe! Okay, das klingt jetzt nicht gerade originell, aber ich habe einen tollen Hexenhut in der Verkleidungskiste von Oma Agnes und Opa Herbert entdeckt. Dazu ein paar gruselige Accessoires und natürlich das passende Make-up. (Marie hat versprochen, mich zu schminken.)

Am Rosenmontag wollen wir zum großen Umzug in die Stadt, abends ist eine Party im Jugendzentrum. Ich freu mich schon total! Übrigens habe ich gerade recherchiert, woher der Begriff »Karneval« eigentlich kommt. Wahrscheinlich wurde er vom lateinischen Begriff für die Fastenzeit abgeleitet: »carne levare«. »Carne« ist das lateinische Wort für »Fleisch« und »levare« bedeutet so viel wie »wegnehmen«. Das Wort »Fasching« ist aus dem mittelhochdeutschen »vast schang« entstanden, womit das Ausschenken des Fastentrunks gemeint war. Spannend, oder?

Heute sagt man »Karneval« hauptsächlich in Norddeutschland und im Rheinland. »Fasching« feiert man in Süddeutschland, Sachsen und Österreich. In manchen Regionen sagt man auch »Fastnacht«, »Fasnet« oder »Fassenacht«. So viele Bezeichnungen für ein- und dasselbe Fest. Verrückt! Oder besser gesagt: total närrisch!

Geheimes Tagebuch von Kim Jülich
Donnerstag, 20:46 Uhr

ACHTUNG: Pfoten weg von meinem Tagebuch! Sonst kriegt ihr es mit Kim, der bösen Hexe, zu tun. Während der närrischen Tage stehe ich auf der Seite der dunklen Magie, und glaubt mir, Ben und Lukas, meine neugierigen Zwillingsbrüder: Hexe Kim kennt keine Verwandten!

Gerade hat David mir das neuste Kapitel für unseren Roman geschickt. Mich hat es sofort in den Fingern gejuckt! Am liebsten würde ich gleich weiterschreiben …