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Beate Liegton

Wahre Liebe gibt es nicht?

Liebesroman





BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

Das ganz normale Leben

Hallo. Mein Name ist Beate. Ich bin 35 Jahre alt und lebe alleine in einer Zweizimmerwohnung. Ich habe einen guten Job im Büro und einen sehr netten und sehr süßen Chef. Ich verdiene genug Geld, gehe manchmal mit Freundinnen in die Kneipe oder ins Kino. Meine Eltern leben in Hamburg in einer sehr großen Altbauwohnung im zweiten Stock.

Mein Leben ist langweilig. Wenn ich nicht telefoniere, gucke ich Fernsehen oder gehe in die Badewanne. Ich hab nicht groß Lust zu kochen, daher gibt es bei mir oft Pizza oder was vom Chinesen. Ich finde Essen langweilig, aber ich trinke gerne Kaffee.

Ich sitze gerade am Schreibtisch in meinem Wohnzimmer an meinem PC. Ich habe nichts anderes zu tun, sehr oft, als über mein Leben nachzudenken. Wenn ich so weiter mache, bin ich vierzig und habe immer noch kein Kind. Wie kann man denn auch ein Kind haben, ohne einen Mann zu haben und Sex? Ich finde meinen Chef süß. Aber dazu später.

Es gab in meinem Leben schon so ein/zwei große Lieben. Ich hab den Mann kennengelernt, wir unterhielten uns, machten Verabredungen, trafen uns im Cafe`oder einer Kneipe. Es war immer sehr nett. Wenn der Abend sich neigte und ich müde wurde, brachte mich der Mann nach Hause, kam noch etwas zu mir in die Wohnung, auf ein Schluck Wasser. Tja und wie es dann so ist... es wird gemütlich und gemütlicher, kuschelig, intim. Eine alte Geschichte, die sich immer und immer wieder ergibt und jeder schon mal mitgemacht hat. Ich hab keine Lust mehr dazu. Ich fühle mich einsam und verlassen. Natürlich bin ich ein Mensch und ich brauche Zärtlichkeit und Intimität, jedoch ist das nicht alles. Ich will geliebt werden. So wie Liebe wirklich ist. Ich möchte ein Verlangen spüren, ein Begehren und Hingabe. Es muss wie Feuer sein, entstanden aus einer Glut, die sich nur durch eine Geste oder ein Wort entfachen kann. Ich will mich verlieben.

Mit meinem letzten Freund war ich sieben Jahre zusammen. Das ist eine lange Zeit. Liebe ist nur am Anfang schön. Meistens ist es so, dass der Partner jemand anders kennenlernt oder andere Interessen entwickelt, sodass man nicht mehr zusammenpasst. Wir trennten uns. Ich war sehr traurig und bin inzwischen auch geläutert von den Männern. Sex ja, und dann? Nein, ich möchte alleine bleiben. Ich glaube nicht mehr an die große Liebe. Liebe, richtige, echte Liebe gibt es nicht mehr. Die Trennung von meinem damaligen Freund ist jetzt ein Jahr her.

Ich bin heute Abend alleine, wie immer. Ich hol mir einen Kaffee nach dem anderen, stecke mir eine Zigarette an und denke nach. Manchmal guck ich Pornos. Pornos sind zwar sehr interessant, jedoch finde ich es besser, Sex selber zu machen. Ich hör mir nie den Ton an bei Pornos und spul immer schnell vor. Die Szenen dauern meistens zu lange und sind nicht immer wirklich gut. Selten mal, dass es sich lohnt, länger hinzugucken und wirklich zu sehen, dass sich da geil abspielt. Die Nummern sind okay, aber nein. Sex machen ist besser als Sex gucken. Eindeutig. Deswegen aus damit und weg damit. Ich masturbiere sowieso jeden Abend vor dem Schlafen gehen. Ich mag das. Aber was red ich hier. Ich wollte etwas über mich und meine Ansicht zum Unverständnis der wahren Liebe erzählen und nicht plaudern über das, was sowieso jeder macht, wenn er oder sie alleine ist.

Ist so.

Es ist jetzt 22 Uhr und ich muss morgen früh raus. Um 8 Uhr muss ich im Büro sein. Ich krieg immer ganz weiche Knie, wenn ich an meinen Chef denke. Ich sitz direkt vor seinem Büro und schaue manchmal durch die Glastür, um ihn heimlich zu beobachten und anzuhimmeln. Er ist ein großer, sehr sportlicher Mann. Dieter, mein Chef, hat einen sehr muskulösen Körper. Ich denke, er trainiert ein bisschen. Er hat immer ein Hemd an und trägt Jeans. Sein Parfüm ist klasse und haut mich immer um, sobald ich in seiner Nähe bin. Und ich muss oft zu ihm. Dieter ruft mich immer an und hat wichtige Sachen mit mir zu besprechen. Was ich noch alles an Post erledigen muss und wo ich noch etwas abholen muss. Es ist immer so: Arbeit, Arbeit, Arbeit. Aber Gott sei Dank ich habe eine Job und verdiene Geld. Mir geht es sehr gut. Ich weiß gar nicht, ob Dieter eine Freundin hat oder verheiratet ist. Ich fand Dieter bisher immer süß, aber erst jetzt, wo ich ernsthaft über ihn nachdenke, merke ich, ich weiß gar nichts über ihn. Mein Chef sieht gut aus, riecht gut, aber sonst? Ich schätze mal, ich hab was gefunden, worum ich mich kümmern werde in nächster Zeit. Ich mach jetzt den PC aus, gehe duschen und putz mir die Zähne. Sowieso. Komm ich heute oder morgen. Wenn ich komme, dann sowieso alleine.

Auch heute Abend ist wie jeder Abend. Wenn ich alles erledigt habe für mein Bett, zieh ich mich aus, sodass ich nur noch ein T-Shirt und ein Schlüpfer anhabe. Ich leg mich ins Bett, stecke meine Hand in meinen Schritt und schlafe ein.

Als ich am nächsten Morgen die Augen auf mache, ist es 6 Uhr. Mein Wecker klingelt unbarmherzig. Ich mach ihn aus und er geht wieder an. Ich mach den Wecker wieder aus und er geht noch mal an. Wenn der Wecker das dritte Mal klingelt und ich endlich aufstehe, wünsche ich mir, dass bald Wochenende ist. Bis Bald da ist, dauert es noch drei Tage. Heute ist Dienstag.

Ich geh ins Bad, putz mir die Zähne und wasche meine Hände und mein Gesicht. Mir ist noch nicht ganz klar, was ich heute anziehe, jedoch zieh ich mich an. Ich ziehe mich nicht unbedingt sexy an, aber schon so, dass man etwas in meinen Ausschnitt gucken kann. Manchmal trage ich eine Hose oder einen Rock. Ich trage nicht zu sehr auf, möchte aber trotzdem schick sein. Wenn ich angezogen bin, gehe ich in die Küche, trinke kurz einen Kaffee und verschwinde aus der Wohnung in Richtung Bus. Heute regnet es und ist etwas kalt, sodass ich mir einen Regenschirm mitgenommen habe und eine Herbstjacke, Manchmal begegnet mir mein Chef auf dem Weg zur Arbeit. Dieter fährt auch Bus im Herbst. Im Sommer kommt er oft mit dem Motorrad zu Arbeit. Nur heute, da es bereits anfängt kälter zu werden, treffe ich ihn im Bus.

Dieter sitzt bereits an der Bushaltestelle und begrüßt mich. „Guten Morgen, Beate. Alles gut? Du siehst müde aus. Hast Du nicht gut geschlafen?“

Ich antworte: „Doch, doch. Das Wetter macht mir nur zu schaffen. Ich wäre heute lieber im Bett geblieben. Guten Morgen, Dieter.“

Nicht, dass ich nicht gerne mit meinem Chef rede, aber muss das sein? So früh am Morgen, wenn es noch dunkel ist und ich müde. Ich hasse es, mich unterhalten zu müssen jetzt.

Ich setze mich neben ihn, rede nichts und warte, bis der Bus kommt. Ich schau ungern jetzt zur Seite, kann es mir aber nicht verkneifen. Dieter! Ein Mann wie aus einem Bilderbuch. Er hat einen Knie langen, dunkelblauen Trenchcoat an, Jeans und schwarze Schuhe. Wie immer sieht er blendet aus. Er ist frisch rasiert und sein Parfüm riecht bis mir gut. Ich halte es nicht aus, immer nur neben ihm zu sitzen, ihm zuzuhören und .... Ach was denn? Dieter ist ein Mann und mein Chef. Nichts desto Trotz würde ich gerne wissen, ob er eine Freundin hat oder sogar verheiratet ist. Dieter ist in meinem Alter, so um die 37 Jahre alt. Er hat braune Augen und braune kurzgeschnittene Haare. Er ist immer sehr gepflegt. Jedoch, trotz dass er sehr gepflegt ist und sehr nett, ist er ein Frechdachs. Ich mag das sehr gerne und finde ihn lustig. Nur hab ich keine Ahnung, wie ich ihn fragen soll, ob er liiert ist oder nicht. Ich werde auf jeden Fall keine Kollegen fragen, denn dann wüsten alle sofort, wo es langgeht. Ne ne. Lieber nicht.

Als der Bus endlich kommt, stehen wir beide auf und steigen ein. Ich habe eine Monatskarte, Dieter zieht sich sein Ticket beim Busfahrer. Ich sitze am liebsten ganz hinten in der letzten Reihe. Dort nehmen wir auch Platz. Ich und Dieter.

Als wir uns hingesetzt haben, fängt Dieter an mit mir zu reden: „Beate. Wir kennen uns jetzt schon eine Weile. Du arbeitest gerne in meiner Firma und fühlst Dich auch sehr wohl, wie es aussieht und ich bin sehr mit Dir zufrieden. Ich würde Dich gerne auf Fortbildung schicken, damit ich Dich an die Front schicke. Ich möchte, dass Du in meinem Büro einen Platz bekommst und direkt mit mir zusammen arbeitest. Ich brauche eine fähige Schreibkraft, der ich nicht nur auf Band spreche, sondern die auch in der Lage ist, Protokoll zu führen bei wichtigen Sitzungen. Hättest Du Lust dazu? Über die Gehaltserhöhung reden wir nach der Schulung. Was denkst Du?

Ich bin noch zu müde und kann nicht gleich antworten: „Dieter, Du bist der Chef, den ich mir immer gewünscht habe. Ich bin mit Dir auch zufrieden. Nur, lass uns bitte im Büro noch mal darüber reden. Dort kannst Du mir auch erklären, was Du genau vorhast. Ich muss erst noch einen Kaffee trinken, bevor ich ernst machen kann mit dem, was Du mir gerade vorgeschlagen hast. Okay?“

Dieter nickt mir wohlwollend zu. Er sieht so aus, als ob er einen Plan hat. Für was auch immer?

Sowieso, ob nun Dieter oder Paul oder sonstwer: Männer sind alle gleich. Ich hab nichts gegen eine Gehaltserhöhung und auch nichts dagegen gegenüber dem wohl bestaussehenden Chef aller Zeiten zu sitzen, der auch noch gut riecht. Ich dachte, schauen wir mal.

Es dauert eine Zeit bis wir unsere Haltestelle erreichen. Der Bus muss ungefähr neun Mal halten, bis wir aussteigen können. Es regnet in Strömen, als wir aussteigen. Da nur ich einen Regenschirm mit habe, kommt Dieter mit unter meinen Regenschirm. Er wirkt etwas gedrungen, da er sich klein machen muss, um sich zu mir quetschen. Normal hakt man sich in solcher Situation ein. Ich bin froh, dass Dieter darauf verzichtet trotz des Notstandes. Ich finde Dieter zwar sehr nett. Aber einen Chef nettzufinden, reicht. Und weil Dieter außer nett zu sein auch noch gut aussieht, ist es mehr als genug für einen Chef. Ich merke gerade, ich fange wieder an zu schwärmen.

Kurz nach dem wir den Fahrstuhl des großen Bürogebäudes verlassen, trennen sich unsere Wege. Dieter geht direkt in sein Büro, ich setz mich an meinen Schreibtisch. Zuvor muss ich mich entkleiden. Meine Jacke ist trotz des Regenschirms nass geworden, nur meine Haare bleiben einigermaßen trocken. Nach kurzer Zeit kommt eine Kollegin und bringt mir einen großen Stapel voller Post und Schreibkram von einer Etage höher, den ich weiter bearbeiten muss. Kurz vor der Frühstückspause klingelt mein Telefon. Ich seh schon an der Nummer, wer es ist. Es ist Dieter. Da ich ihn von meinem Schreibtisch aus sehen kann, guck ich zu ihm rüber. Dieter winkt mir zu, um mich zu sich zu rufen. Als ich in seinem Büro bin, fragt er mich, was ich nun von seinem Vorschlag von einer Fortbildung halte.

„Chef. Ich finde die Idee gut. Was hast Du genau vor? Was soll ich machen und wo soll ich hin?“

„Ich möchte Dich für eine Woche nach Bad Homburg schicken. Das ist nicht zu weit von hier. Ich werde Dir dort ein Hotelzimmer mieten, da Du kein Auto hast, um täglich nach Hause zu fahren. Du sollst einen Kurs machen, in dem Du lernst, Protokolle zu führen, um diese sinnvoll auszuwerten. Das ist keine schwere Sache, jedoch sehr wichtig für mich. Ich brauche innovative Mitarbeiter, die Veränderungen formen. Wir wollen erfolgreich bleiben und uns optimieren.“

„Okay Boss. Sobald Du das Datum hast, sag mir Bescheid. Ich hab gleich Frühstückspause. Bis nachher oder irgendwann noch viel später!“

Ich grinse Dieter fies an und gehe in die Kantine. Als ich mit dem Frühstück fertig bin und zurück an meinem Schreibtisch komme, um weiter zu arbeiten, fällt mir eine Broschüre auf. Es ist ein Hausprospekt von einem Hotel in Bad Homburg und eine offizielle Einladung für eine Fortbildung. Thema: „Sekretärinnen sollen nicht nur schreiben können, sondern auch Geschriebenes sinnvoll verarbeiten.“ „Okay!?!“, denke ich, „wenn mein Chef sagt, ich brauch das und er steht drauf, warum nicht? Eine Woche raus und woandershin ist es auf jeden Fall wert. Wo auch immer das hinführen wird?“

Ich sehe mir die Einladung genauer an und lese den Namen des Referenten. Nun, ich kann nicht sagen, dass ich aus den Wolken falle, aber der Referent ist mein Chef. Ich kann seinen Namen sehr deutlich lesen: Dieter Prag. Da ich den Zettel noch unterschreiben muss, gehe ich zu Dieter ins Büro. Ich will nicht immer so viel reden: „Dieter. Danke. Ich hab den Zettel unterschrieben. Ich hab gelesen, in zwei Wochen soll es losgehen. Nun denn. Sehr schön.“

„Ich danke Dir Beate. Ich freue mich sehr, dass Du mit willst. Du bist meine Beste hier.“

Ich sage kein Wort und gehe. In meinen Kopf war es etwas durcheinander, weil ich nicht wusste, was Dieter .... Ach Dieter. Was mach ich mir Gedanken? Dieter ist mein Chef und ein Mann. Ich frage mich nur, warum ich?

Der weitere Tag ist wie immer. Ich telefoniere, bearbeite meine Aufgaben, hole mir einen Kaffee. Manchmal kommt eine Kollegin an meinen Schreibtisch, um etwas zu schwätzen und mir noch mehr Arbeit zuzustecken. Als es Feierabend ist, beschließe ich noch etwas einzukaufen. Nicht weit von meinem Büro ist ein Supermarkt und ich brauche noch Toast fürs Frühstück, so mein Gedanke. Mein Chef ist immer der Letzte, der das Büro verlässt. Er schließt ab und macht überall das Licht aus. Die Putzfrauen kommen bei uns immer sehr früh am Morgen. Noch vor Dienstbeginn. Nach dem Einkaufen steig ich in den Bus.