image

image

JÜRGEN DREWS, 1933 in Berlin geboren, studierte an der Freien Universität Berlin und in Innsbruck, habilitierte sich in Heidelberg, wurde dort Professor für Innere Medizin sowie Professor für Molekulare Genetik an der Medical School des Staates New Jersey, USA. Von 1976–1998 leitete er die weltweite Forschung und Entwicklung großer international tätiger Pharmafirmen, zuletzt als Mitglied der Konzernleitung von Hoffmann-La Roche, Basel.
Er ist heute freiberuflich tätig und lebt in der Nähe von München und im Tessin, Schweiz. 2004 erhielt er den Beckmann Preis der »American Laboratory Association« für bedeutende Beiträge zur Arzneimittelforschung.

Drews veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Artikel sowie etliche Fachbücher, z. B. »In Quest of Tomorrow’s Medicines« (Springer, New York, 2000). Daneben publizierte er mehrere Romane, u. a. »El Mundo oder Die Leugnung der Vergänglichkeit« (2003), »Menschengedenken« (2005), »Das Mörderspiel« (2006), »Wie wir den Krieg gewannen« (2007) sowie Erzählungen und Gedichtbände.
Bei Buch&media sind von ihm erschienen: »Der verschwundene Pianist« (Roman, 2009), »Unter der Himmelsuhr« (Roman, 2010), »Wendelins Traum« (Roman, 2012), »Das andere Gesicht« (Sechs Erzählungen, 2013), »Wo aber Gefahr ist« (Roman, 2015), »Jonas – Hundegeschichten« (2016), »Glück und Entfremdung« (Roman, 2017) sowie »Der Weg nach Repente« (Roman, 2018).

Jürgen Drews

Alfred

oder die Frage
nach Recht und Ordnung

Roman

image

Weitere Informationen über den Verlag und sein Programm unter
www.buchmedia.de

eins

Als Hermann Witte an diesem Dienstag nach Hause kam, müde, erschöpft, im Gesicht und an den Händen noch schwarze Reste von der Arbeit unter Tage, saßen seine Kinder bereits am Küchentisch, löffelten ihre Kartoffelsuppe und kauten zwischendurch das dünn mit Margarine bestrichene Schwarzbrot. Helene, seine Frau, stand noch am Herd und rührte in einem Topf.

»Da biste ja endlich«, sagte sie, als Hermann die Küchentür öffnete, um seine Ankunft zu melden. »Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Ist wieder was passiert im Schacht?«

Hermann schüttelte den Kopf. »Nischt is passiert«, beruhigte er seine Frau, »nur der Fahrstuhl hat mal wieder jeklemmt, war aber nichts Ernstes. Ich wasch mich nur schnell«, sagte er und verschwand im Hausflur. Kurz darauf hörte man Wasser durch eine Leitung rauschen.

»Unsere Schule ist heute umbenannt worden«, erklärte Alfred, der älteste Sohn, der bei Tisch immer links von seinem Vater saß. Ihm gegenüber hatte Helene ihren Platz und links von ihr saßen Anna und Fritz, die beiden jüngeren Kinder.

»Wie heißt sie denn jetzt?«, fragte Fritz, aber Helene winkte ab. »Warte noch einen Moment, bis Vater wieder zurück ist, den interessiert das doch auch.« Alfred, der in die Runde geblickt hatte, konzentrierte sich auf seinen Teller.

»Das Gymnasium?«, löcherte Fritz seinen Bruder.

»Natürlich das Gymnasium.« Alfred schüttelte den Kopf. »Dieselbe Schule, in die du auch bald gehen wirst, wenn du dich nicht ganz blöde anstellst.«

»Ist es ein schöner Name?«, fragte Anna.

»Gleich«, murmelte Alfred. Aber da war sein Vater ja schon wieder bei seiner Familie, wischte sich mit einem mitgebrachten Handtuch noch einmal übers Gesicht und setzte sich auf seinen Platz neben Alfred. Helene, die eine frisch gefüllte Suppenschüssel auf den Tisch stellte, setzte sich ebenfalls.

»Sie heißt jetzt Adolf-Hitler-Schule«, platzte Alfred heraus und musterte die Gesichter seiner Eltern und Geschwister.

»Was soll denn das? Wer oder was heißt Adolf-Hitler-Schule und seit wann?«, wollte Hermann wissen.

»Na, unsere Schule, das Schalker Gymnasium«, erläuterte Alfred.

»Denen kann’s ja wohl nicht schnell genug gehen«, brummte Witte und fing an zu essen.

»Der Direktor, Herr Schönauer, hat heute alle Klassen in der vierten Stunde in die Aula bestellt und hat eine Rede gehalten. Aus Anlass der Ernennung von Adolf Hitler zum Reichskanzler.« In Erinnerung an diese Ankündigung starrte Alfred seine Geschwister an, als müsse er sie von der Größe des Augenblicks überzeugen.

»Muss Alfred jetzt auf eine andere Schule gehen?«, fragte Anna ihre Mutter.

»Nein, das hat mit den Schülern doch gar nichts zu tun.« Helene richtete einen fragenden Blick auf ihren Mann, als wolle sie zunächst seine Meinung hören, bevor sie sich ausführlicher äußerte.

»Wir müssen abwarten«, sagte Hermann, »unser Freund war der Hitler ja bisher nicht.«

»Wir haben nicht für ihn gestimmt«, ergänzte Helene, »aber vielleicht bringt er ja was zustande.«

»Der Schönauer hat eine große Rede gehalten, und zum Schluss haben wir alle das Deutschlandlied gesungen«, erzählte Alfred.

Sein Vater schüttelte den Kopf. »Ist schon merkwürdig«, sagte er, »der Kerl ist noch nicht einmal eine Woche im Amt, und schon muss dieser Schönauer aus dem humanistischen Gymnasium in Schalke eine Adolf-Hitler-Schule machen. Meinst du nicht auch, Lene?«

»Ist schon ein bisschen komisch«, entgegnete Helene.

»Ein bisken is jut«, bestätigte Hermann und gähnte.

»Leg dich hin«, forderte Helene ihn auf. »Es wird nichts so heiß gegessen, wie’s gekocht wird.«

Hermann nickte, aber die Nachricht vom Namenswechsel hatte ihn in eine gewisse Unruhe versetzt. Er wandte sich an seinen Ältesten. »Sag mal, Alfred, was hat der Schönauer denn so von sich gegeben? Du hast doch erwähnt, dass er eine große Rede gehalten hat. Etwas davon musst du doch behalten haben?«

Alfred hob den Kopf und zögerte einen Augenblick, als habe er seinen Vater nicht verstanden. »Ach ja, unser Ruderverein soll aufgelöst werden, ›mit sofortiger Wirkung‹, hat er gemeint, und anstelle des Geräteturnens wird Boxen als zusätzlicher Sport eingeführt.«

»Aber du bist doch gern gerudert, und jetzt sollst du holterdiepolter damit aufhören?«

»Nein, du musst nicht immer das Schlimmste denken, Papa. Der Ruderverein wird unter der Leitung der Hitlerjugend weitergeführt. Auch das Boxen soll bei der Hitlerjugend stattfinden. Also, wenn’s dich beruhigt, am Boxen werde ich nicht teilnehmen, aber mein Rudern mach ich natürlich weiter. Das läuft im Rahmen des Dienstes.«

»Na, das sind doch wichtige Veränderungen. Ich habe immer geglaubt, der Schönauer sei ein bedachter Mann – und jetzt diese Eile. Gefällt mir nicht, aber was soll’s?« Hermann Witte ging zur Tür. Bevor der den Raum verließ, drehte er sich noch einmal um.

»Ich geh schon mal nach oben«, sagte er zu Helene, »kommst du auch?«

Helene nickte. »Bin gleich bei dir«, sagte sie und stellte die abgegessenen Teller in die Spüle. »Nur das Geschirr muss ich noch versorgen.«

Immer, wenn Hermann zur Frühschicht eingeteilt war, kam er zwischen ein und zwei Uhr nach Hause, aß mit der Familie zu Mittag und legte sich dann ein paar Stunden ins Bett, um zu schlafen. Helene hatte sich angewöhnt, einen Teil dieser Zeit neben ihm zu verbringen. Oft wurde Hermann dann wach und unterhielt sich mit seiner Frau. Zu besprechen gab es immer etwas. Dinge, die seine Arbeit betrafen, die Kinder: Anna, Fritz und Alfred. Anna war ein liebes, sanftes Mädchen, die an ihren Eltern und Geschwistern, besonders aber an ihrem älteren Bruder hing und ihrer Mutter zur Seite stand. Erst vor zwei Jahren hatte der Hausarzt, Doktor Röbling, bei Anna eine bereits im Jugendalter auftretende Form der Zuckerkrankheit festgestellt. Bisher war es gelungen, die Krankheit durch Diät und viel körperliche Bewegung zu beherrschen. Aber die Eltern wussten, dass die Krankheit die Tendenz hatte, fortzuschreiten. Mit großer Aufmerksamkeit verfolgten sie deshalb die in jüngster Zeit unternommenen Versuche, die Krankheit durch die Verabreichung von Insulin unter Kontrolle zu bringen. Aber heute wollte Hermann über die beiden Jungens sprechen. »Aus gegebenem Anlass«, sagte er und unterdrückte ein Gähnen. Helene meinte, er solle erst einmal eine Runde schlafen, aber Hermann war beunruhigt über die Veränderungen am Schalker Gymnasium. »Ich mache mir Sorgen um Alfred, er wird demnächst zwölf Jahre alt und ist noch so naiv.«

»Gutmütig ist er«, widersprach Helene. »Und eben auch gutgläubig«, ergänzte Hermann. »Ich will verhindern, dass er diesen Nazis auf den Leim geht.«

»Noch ist da keine Gefahr. Der Ruderverein besteht weiter, der verantwortliche Sportlehrer ist dieser nette junge Lehrer, Doktor Kerkow heißt er, mit dem sich Alfred gut versteht.« Sie lag jetzt neben ihm und stützte sich auf ihren linken Ellenbogen, um ihm in die Augen sehen zu können. »Wenn du dir schon Sorgen machst, dann denke auch mal an Fritz. Der kommt jetzt in die Flegeljahre, liest alles von Karl May, was er in der Bibliothek findet oder sich von seinen Freunden leihen kann. Das wäre ja nicht weiter schlimm, aber er tut sein Bestes, um die dort geschilderten Abenteuer und Heldentaten von Old Shatterhand, Winnetou und Kara ben Nemsi in der Umgebung von Gelsenkirchen nachzuleben – unter Ausnutzung der örtlichen Verhältnisse. Natürlich gibt es bei diesen Spielen hier und da zerbrochene Fensterscheiben. Lagerfeuer breiteten sich aus, worüber sich die Kleingärtner beschwerten, na, von alledem bekommst du nichts mit. Ich habe das bisher immer auf eigene Faust geregelt. Neulich haben die Bengels aus den Schläuchen von alten Autoreifen ein Floß gebaut, mit dem die ›Westmänner‹ dann den Coloradofluss, sprich die Ruhr, überqueren wollten. Unerwarteter Weise löste sich das Floß inmitten des munter dahinströmenden Flusses in seine Bestandteile auf und zwang die Flößer, sich an den zum Glück gut aufgeblasenen Schläuchen festzuhalten, um mit einiger Mühe das gegenüberliegende Ufer zu erreichen. Weißt du, was er mir gesagt hat, als ich ihn deswegen zur Rede stellte? ›Es war ungefährlich, die meisten von uns können schwimmen, nur der kleine Hartmuth hat gezetert und um Hilfe gerufen.‹ Ich glaube, dass unser Fritz oft der Anstifter von solchem Unfug ist. Seine Spielkameraden, von denen ich einige kenne, verehren ihn als ihren Anführer, habe ich gehört. Von den zugehörigen Eltern vernehme ich hingegen wenig Gutes. Einerseits mögen sie Fritz, weil er ein so fröhlicher und offener Kerl ist, andererseits fürchten sie, dass doch einmal etwas Ernstes passiert bei diesen Spielen. Du solltest mal mit ihm reden.«

Hermann versprach es, aber Fritzens Unternehmungen beunruhigten ihn im Augenblick nicht besonders. Dafür gingen ihm Alfreds Erzählungen nicht aus dem Kopf. Hermann Witte, der sich schon als Lehrhauer für die Rechte seines Berufsstands eingesetzt hatte und seit Jahren als Anhänger der Sozialdemokraten galt, hatte die Machtergreifung der NSDAP und die unmittelbar darauf folgende Umbenennung des Schalker Gymnasiums in ›Adolf-Hitler-Schule‹ als das Wetterleuchten einer neuen Zeit empfunden, die irgendwann zu einem neuen Krieg führen und in einer Katastrophe enden könne. Helene versuchte, seine Sorgen zu zerstreuen. »Du machst dir zu viele Gedanken«, meinte sie, »denk lieber mal an deine Gesundheit.«

»Tue ich ja«, lächelte Witte und zog seine Frau an sich. »Ich bin doch der Gesundheitsbeauftragte in unserer Zelle, muss dafür sorgen, dass die Hauer regelmäßig zur Kontrolluntersuchung gehen, lasse die Tiefenarbeiter auf Wurmerkrankungen untersuchen und sorge dafür, dass Leute, die jahrelang unter Tage gearbeitet haben, mal etwas anderes machen.«

»Vielleicht wird alles weniger schlimm als du fürchtest. Dieser Hitler hat wenigstens Energie und bringt was voran. Was wir bisher hatten, war ja nicht gerade das Gelbe vom Ei.«

Ja, sie ist eine gute Frau, dachte Witte, der jetzt müde wurde und schon fast schlief. Solange du da bist …, war sein vorerst letzter Gedanke.

zwei

Trotz der markigen Worte, die der Direktor Schönauer anlässlich der Umbenennung des von ihm geleiteten Schalker Gymnasiums gefunden hatte, änderte sich am Leben in der Schule zunächst wenig. Dabei hätte ein anderer Name der Stimmung in der Schule viel besser entsprochen als der Name und Titel des frisch ernannten Reichskanzlers. Die Rede ist von Heinrich Spörl, einem Anfang der dreißiger Jahre des vergangenen Jahrhunderts beliebten Schriftsteller, der es auf amüsante Weise verstand, sich über deutsche Kleinstädte mit ihren Schulen, Stammtischen und Denkmälern lustig zu machen. Er verspottete seine Landsleute nach Strich und Faden, ohne dass seine Leser merkten, dass sie selbst, die braven deutschen Spießbürger, die so viel Wert auf Ordnung und auf die eigene Würde legten, gemeint waren. Alfred Witte und seine Altersgenossen bezogen aus seinen Büchern Anregungen, die ihnen bei der Veralberung ihrer Lehrer nützliche Dienste leisteten. Nicht alle Lehrkräfte eigneten sich gleichermaßen für diese Art von Unfug. Schönauer zum Beispiel, der sich seit der Umbenennung der Schule durch ein stolz zur Schau getragenes Parteiabzeichen als Nationalsozialist zu erkennen gab, war viel zu humorlos, um über Anspielungen und gut gemeinte Scherze hinwegzusehen. Ganz im Gegenteil: Er sah in ihnen beabsichtigte Kränkungen, die geahndet werden mussten. Einige freche Tertianer, deren Väter im Bergbau arbeiteten, nahmen fröhlichen Anstoß an Schönauers Parteiabzeichen. Einer dieser Knaben, Siegfried (Sigi) Acker, stellte in der Werkstatt seines Vaters Parteiabzeichen her, die schon wegen ihrer Größe auffallen mussten. Er hatte aus einer dünnen Blechplatte kreisrunde Plaketten von der Größe eines Markstücks geschnitten, diese Plättchen in den Farben der NSDAP bemalt und mit Anstecknadeln versehen. Als die zweiundzwanzig Schüler zur Begrüßung ihres Direktors, der sie in Deutsch und Latein unterrichtete, aufstanden, wusste Schönauer, der wie gewohnt sein echtes Parteiabzeichen trug, zunächst nicht, wie er sich verhalten sollte. »Mir fehlen die Worte«, sagte er verdutzt. »Setzen!« Von einigen Plätzen kam unterdrücktes prustendes Gelächter. Nun entschied sich Schönauer für eine schärfere Gangart. »Wenn ich diese Abzeichen nur als Teil einer albernen Maskerade betrachtete, dann könnte ich ja darüber hinweggehen«, sagte er mit schneidender Stimme. »Leider aber handelt es sich hier wohl um etwas Ernsteres. Ich trage das Zeichen der NSDAP aus voller Überzeugung für unsere Partei, den Führer Adolf Hitler, dessen Namen unsere Schule seit einiger Zeit trägt, und für die vielen aufrechten Deutschen, die auf dem Schlachtfeld ihre Gesundheit und ihr Leben für unser Land geopfert haben. Ich denke aber auch an die vielen Landsleute, die in unseren Städten auf die Straßen und Plätze gegangen sind, um gegen die Schmach von Versailles, die Besetzung des Rheinlandes und die erniedrigende Behandlung unserer Nation durch die sogenannten Siegermächte zu protestieren. Und diese Dinge sind zu ernst, um darüber Witze zu reißen. Wer hatte diese Idee?« Schönauer schwieg, atmete aber hörbar tiefer ein und aus und klopfte mit den Knöcheln seiner zur Faust geballten rechten Hand auf sein Katheder.

»Also?«

In der letzten Reihe des Klassenzimmers erhob sich eine Hand.

»Ja, Acker? Hast du etwas zu sagen?«

Sigi Acker erhob sich etwas träge von seinem Sitz.

»Herr Studienrat, Sie haben unsere Maskerade, wie Sie das nennen … ja, wie soll ich sagen … Sie haben uns missverstanden. Sie müssen schon entschuldigen, wenn unsere Abzeichen nicht ganz echt wirken. Aber es war keine böse Absicht damit verbunden. Diese Abzeichen sind ja keine Fälschungen. Bestenfalls handelt es sich um Nachbildungen. Natürlich tragen Sie ein echtes Abzeichen. Wir verstehen ja auch, warum Sie das tun und wollten Ihnen auf humorvolle Weise zeigen, dass wir Sie unterstützen.« Das klang echt, nicht spöttisch oder herausfordernd. »Entschuldigen Sie, aber da haben Sie uns missverstanden.« Acker hatte stockend gesprochen, in einem Ton, der eher verlegen klang oder Betroffenheit zu verraten schien. Er hatte seine Rolle gut einstudiert. Seine Antwort auf Schönauers Rede war bühnenreif. Der Direktor wurde unsicher. Wenn jetzt nicht einige Tertianer, die weiter hinten saßen, gekichert hätten, wäre er Acker auf den Leim gegangen. Aber so? Eine merkwürdige Mischung aus gespieltem Ernst und einer gewissen Hinterlist war da im Spiel. Ein paar Sekunden lang wusste Schönauer nicht, was zu tun sei. Schließlich fasste er sich. »Was immer die wahren Gründe für diese geschmacklose Maskerade waren, ja, Acker, ich bleibe bei meiner Definition, sie ist in meinen Augen gründlich misslungen. Ich sehe aber, dass in dieser Schule und besonders in eurer Klasse Nachholbedarf besteht.« Er legte eine Pause ein, musterte die jungen Gesichter, sah Alfred Witte, der als Klassenprimus galt, freundlich und arglos zu ihm aufblicken. Einen Moment lang verspürte er Unsicherheit. »Nachholbedarf«, wiederholte er, »ja, der besteht. Strafarbeit. Ihr schreibt bis zur nächsten Stunde, morgen also, einen Aufsatz. Thema ›Womit ich Deutschland nützen kann‹.« Er überlegte einen Augenblick. »Ja, das ist ein angemessenes Thema. Kein Mumpitz, keine gefälschten Parteiabzeichen, sondern eine klare Frage an einen jeden von euch. Überlegt gut, was ihr dazu sagen wollt. Die Arbeit wird für die Zeugnisse bewertet.«

Die Klingel ertönte, die Stunde war zu Ende. Schönauer verabschiedete sich mit einem deutlich gesprochenen »Heil Hitler.« »Haittla«, scholl es zurück, lustlos, undeutlich, fast verwaschen. Ein ganz inhomogener Haufen, dachte Schönauer auf seinem Heimweg. Seine Anordnung, diesen lächerlichen Vorfall wie eine Staatsaktion zu behandeln, ärgerte ihn jetzt. Mit diesen Bengeln konnte er doch kein geordnetes Gespräch über Beiträge zur Zukunft ihres Landes führen. Er würde die Aufsätze lesen, sich aber nicht dazu äußern. Was erwartete er denn von diesen Elf- oder Zwölfjährigen? Einige von ihnen wie dieser Alfred Witte hatten wohl durch ihre Eltern eine gewisse Prägung erfahren, aber der Rest? Vielleicht wäre es kein dummer Gedanke, den Alfred Witte einmal zu einem ruhigen Gespräch einzuladen. Worüber, fragte sich Schönauer. Über Gott und die Welt, antwortete er sich selbst. Was gefällt ihm an der Schule, was gefällt ihm nicht. Wohin gehen seine beruflichen Wünsche, seine politischen Überzeugungen? Er ist ja schon im Jungvolk. Mit den Eltern sollte er sich auch einmal unterhalten. Wenn er versuchte, seinen eigenen Stärken und Schwächen auf den Grund zu gehen, kam er zu dem Schluss, dass er häufig über die Köpfe dieser Zwölfjährigen hinweg redete, nicht genügend auf sie einging und kaum versucht hatte, zu seinen Schülern ein persönliches Verhältnis zu schaffen. Er war immer darauf aus gewesen, Disziplin herzustellen und zu erhalten, aber auch Gerechtigkeit walten zu lassen und Verlässlichkeit zu predigen: »ein Mann ein Wort«. Mit den höheren Klassen war ihm das gelungen, aber diese Tertianer waren so ganz anders.

Auch Alfred machte sich auf dem Heimweg seine Gedanken. Er hatte den Einfall von Sigi Acker eigentlich ganz lustig gefunden, aber dem Schönauer lag wohl sehr viel an seiner Parteizugehörigkeit, so viel, dass er Ackers Witz mit den Parteiabzeichen als Kränkung empfinden musste. Das tat ihm leid. Wir kennen den Schönauer ja noch gar nicht so gut, haben ihn erst vor einem Jahr als Klassenlehrer bekommen. Vielleicht könnten sie ihn mit ihren als Strafarbeiten verordneten Aufsätzen wieder etwas versöhnen. Aber womit könnte ich meinem Land denn nützen, überlegte Alfred. Er wollte mit seinem Vater darüber sprechen, der war doch immer politisch interessiert – bewegte sich allerdings auf einer anderen Wellenlänge als Schönauer.

»Na, da biste ja«, empfing ihn seine Mutter, die am Herd stand und Kartoffelpuffer buk. Ein kleiner Stapel fertig gebratener Puffer stand schon neben ihr auf einer vorgeheizten Platte.

»Gib’s zu, du musstest nachsitzen«, stichelte Anna, »was haste denn angestellt?«

»Was soll er angestellt haben?«, fragte Hermann etwas gereizt. Er hörte Zweifel am guten Benehmen seines Ältesten nicht gern. »Komm, Alfred, setz dich zu mir, die Kartoffelpuffer sind vorzüglich, und Apfelmus gibt’s auch dazu, aber wasch dir vorher die Hände.« Das tat Alfred und noch während er sich die Hände abtrocknete, erzählte er, dass seine Klasse von Schönauer zu einer Strafarbeit verdonnert worden sei. »Womit ich Deutschland nutzen kann, ist das Thema.«

»Na, da müsst ihr den Schönauer ja ganz schön geärgert haben, wenn er euch so ein Thema verpasst. Was willst du denn schreiben? Schon überlegt?«

»Noch nicht sehr intensiv. Ich wollte ein paar Sätze über das Stipendium schreiben, das mir den Besuch eines Gymnasiums ermöglicht. Dafür bin ich der Regierung dankbar.«

»Und wie willst du diese Dankbarkeit zeigen?«

»Indem ich gute Leistungen erbringe, Schwächeren in meiner Schule unentgeltlich Nachhilfeunterricht gebe, wenn sie es nötig haben – so in der Art.«

Hermann zerteilte einen Kartoffelpuffer auf seinem Teller, trank einen Schluck Kaffee und nickte zustimmend. »Klingt ja ganz vernünftig, was du sagst, ist aber alles noch ein bisschen kurzfristig gedacht. Der Herr Schönauer will sicher wissen, wie du dir deine fernere Zukunft vorstellst? Was willst du denn werden? Wohin zieht es dich? Arzt, Rechtsanwalt, Minister, Soldat, ein hoher Offizier vielleicht. Jetzt mit der neuen Regierung steht das Militär sicher wieder hoch im Kurs.« Hermann lächelte bei dem Versuch, sich Alfred als Offizier vorzustellen.

Der hatte sich an den Tisch gesetzt und seinen Teller mit Puffern gefüllt. Der Duft der frisch zubereiteten Speise stieg ihm verführerisch in die Nase. »Du hast noch was vergessen«, grinste er. »Ich könnte Bergmann werden wie du, oder?«

»Ja, was oder?«

»Bauer, das könnte mein Lieblingsberuf werden. Immer draußen arbeiten, Tiere um mich haben, Pferde, Kühe, ein paar Schweine, einen Teich mit Enten und Gänsen, Katzen, die auf Mäusejagd gehen und Hunde, die mir Gesellschaft leisten, wenn ich auf dem Feld arbeite oder im Wald zu tun habe.«

»Das wär’s doch«, lächelte seine Schwester.

»Ja, aber wir sollten einen Aufsatz schreiben, und das Thema heißt: Womit kann ich meinem Land nützen.«

»Entschuldige, das hatte ich ganz vergessen«, spöttelte Anna.

»Alle diese Berufe, die Papa genannt hat, auch der Bergmann und der Bauer, könnten mir Freude machen. Man muss sie nur mit Fleiß und Freude ausfüllen, ein guter Arzt sein, ein ehrlicher Rechtsanwalt, ein anständiger Minister, ein tapferer Offizier oder ein fleißiger Bauer oder Bergmann wie unser Vater.« »Jetzt hast du’s«, rief Helene von der Spüle her, und auch Vater Witte schien zufrieden. »Na also«, sagte er, »das ist doch mal ein vernünftiger Gedanke. »Das ›Wie‹ ist vielleicht wichtiger als das ›Was‹.«

Zur Überraschung der Tertianer ließ Schönauer die nächste Deutschstunde verstreichen, ohne die Strafarbeit mit einer Silbe zu erwähnen. Als Sigi Acker, der nicht wie alle anderen das Ende der Stunde herbeigesehnt hatte, begriff, dass Schönauer heute nicht mehr auf die Strafarbeit zurückkommen werde und einige Mitglieder der Klasse schon dabei waren, ihre Bücher und Federhalter zu verstauen, reckte er seine Hand empor. Zunächst nahm Schönauer von Acker keine Notiz. Um zehn Uhr lärmten aus der Nähe und Ferne schrille Klingeln, um den Beginn der großen Pause anzukündigen. Die Kirchturmuhr zeigte bereits fünf Minuten nach zehn, und Schönauer tat, als befinde er sich noch bei Schiller. »Ihr Matten, lebt wohl, ihr sonnigen Weiden! Der Senne muss scheiden, der Sommer ist hin.«

Noch einmal reckte Sigi Acker die Hand empor. »Ja, Acker, was ist. Ich habe bemerkt, dass du dich gemeldet hast, aber ich wollte diesen schönen Satz noch zu Ende bringen.«

Acker stand auf. »Entschuldigen Sie bitte, Herr Direktor, aber wir sollten doch heute die Strafarbeiten abgeben.«

»Du nimmst mir das Wort aus dem Mund, Acker. Witte? Wir haben uns ein bisschen verspätet. Sei so gut, sammle die Arbeiten ein und bringe sie in mein Sekretariat. Sag dem Fräulein Mörfelden, ich hätte dich geschickt. Wir sprechen in der nächsten Deutschstunde über eure Arbeiten und über die Zensuren.« Mit diesen Worten verschwand er.

Herbert Kohlrausch, der Klassensprecher, hatte diesen Wortwechsel mit angehört. Sobald Schönauer das Klassenzimmer verlassen hatte, stellte er Sigi Acker zur Rede. »Sag mal Sigi, bist du noch zu retten? Der Alte hätte die Strafarbeiten glatt vergessen, und du bist so freundlich, ihn daran zu erinnern.« Kohlrausch war ein guter Schüler, besonders tüchtig in den naturwissenschaftlichen Fächern und in Sportarten wie Gewichtheben, Rudern und neuerdings Boxen. »Dir kann’s ja egal sein, Sigi, du stehst ja überall gut, aber für andere ist es nicht so einfach.«

Sigi verteidigte sich: »Spiel dich nicht so auf, Herbert. Glaubst du denn im Ernst, dass Schönauer eine Strafarbeit vergisst? Der tut doch nur so, studiert die Arbeiten sorgfältig, zieht daraus seine Schlüsse, und eines Tages hält er dir deine Arbeit unter die Nase, coram publico, du denkst längst an andere Dinge, bist schlecht vorbereitet, und in nullkommanix hat sich deine Deutschnote um einen Punkt verschlechtert. Da ist es doch besser, wenn du zu einem Stoff gefragt wirst, den du noch drauf hast.«

»Es macht doch keinen Sinn, über diese blöde Klassenarbeit zu streiten«, warf Alfred ein. »Vielleicht vergisst Schönauer sie wirklich – oder nie?«

drei

Doktor Schönauer, Direktor des Adolf-Hitler-Gymnasiums und Klassenlehrer der Tertia, vergaß die von ihm verlangte Strafarbeit nur zum Schein. Nachdem er einige Aufsätze gelesen hatte, darunter einen sehr optimistisch gestimmten, fast fröhlichen Text, dann eine zweite, von Herbert Kohlrausch verfasste Meinungsäußerung und eine, wie er fand, unaufrichtige Arbeit von Sigi Acker, traf ihn ein Geistesblitz: Was ihm da von Fräulein Mörfelden mit auf den Heimweg gegeben worden war, enthielt nicht weniger als zweiundzwanzig Selbsteinschätzungen und Perspektiven ebenso vieler Jungen, die alle durch ein bestimmtes Milieu geprägt worden waren. Schon die Arbeit von Alfred überraschte ihn durch ihre Offenheit, Frische und Gutmütigkeit. So hatte er Alfred im Unterricht noch gar nicht erlebt, so zupackend und so energisch. War das wirklich der Alfred, den er aus dem Deutschunterricht kannte? Herbert Kohlrausch, ja, das könnte stimmen. Schönauer wusste, dass Herberts Vater ein viel gefragter Ingenieur war, und, so dachte er beim Lesen von Herberts Aufsatz, der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.

Sigi Ackers Arbeit überraschte ihn. Er kannte Acker als einen aufgeweckten, aber auch etwas faulen Jungen, dessen wichtigste Begabung es war, die Meinungen und Wünsche seiner Lehrer intuitiv zu erfassen und seine Beiträge zum Unterricht, sein Benehmen, ja, sogar sein Äußeres nach den vermeintlichen Erwartungen seiner Lehrer zu richten. Und dieser Sigi hatte einen Aufsatz verfasst, in dem er sich als einen zukünftigen Soldaten darstellte, der es durch Selbstbeherrschung, Einsatz und persönliche Tapferkeit zum Kommandeur einer größeren Truppeneinheit bringen wollte. Divisionskommandeur würde er gern werden, um in einem seiner Meinung nach unvermeidlichen weiteren Krieg die »Schmach von Versailles« zu tilgen. Deutschland müsse wieder groß und stark werden, denn, so schrieb Acker, nur militärische Stärke würde Deutschlands Nachbarn beeindrucken und die Durchsetzung seiner gerechten Ansprüche ermöglichen.

Schönauer fühlte sich, als er Sigis Aufsatz las, ausgesprochen unwohl. Obwohl er mit dem Inhalt der Arbeit ganz einverstanden war, fühlte er sich dennoch peinlich berührt. Hätte ein anderer Schüler, Klaus Köhler, ein stiller, aber intelligenter Junge, eine gleich oder ähnlich lautende Arbeit vorgelegt, hätte er sich vermutlich gefreut, beim Lesen von Sigis Aufsatz hingegen führte er sich an der Nase herumgeführt. Woher hatte der Junge das, fragte er sich. Hatte Acker nicht auch diese Idee mit den nachgemachten Parteiabzeichen gehabt? Vielleicht wollte Acker ihn auf eine subtile Art lächerlich machen, indem er sein Äußeres, aber auch seinen Sprechstil und die von ihm vermittelten Inhalte verhöhnte? Aufpassen, Schönauer, aufpassen!! notierte er sich in dem Taschenbüchlein, in dem er die Leistungen seiner Schüler im Unterricht bezifferte, hinter Ackers Namen.

Von einem der Schüler, Ernst Stiefel, meinte der Direktor zu wissen, dass er aus einer jüdischen Familie stammte, die erst vor fünf oder sechs Jahren aus einem kleinen polnischen Dorf an der Weichsel ins Ruhrgebiet gekommen war und ihren Namen von Sternberg in Stiefel geändert hatte. Damals, so erinnerte sich Schönauer, hatten sich viele Polen im Ruhrgebiet niedergelassen. Sie verdienten hier besser als in ihrem eigenen Bergbau und bereicherten einige Fußballvereine, allen voran den FC Schalke 04, durch ihr elegantes Kombinationsspiel, das in Gelsenkirchen und bald in ganz Deutschland als der bewunderte und von Gegnern gefürchtete »Schalker Kreisel« bekannt wurde. Polnische Namen, darunter auch jüdisch-polnische, waren damals also recht geläufig und nicht unbeliebt. Dennoch muss der Textilhändler Sternberg mit Geschick und Ausdauer den Austausch seines jüdischen Namens gegen einen deutschen Namen betrieben haben – mit Erfolg, wie Schönauer zugab. Vermutlich hat er einen willigen Freund und Helfer kennengelernt und ihn überreden können, Sternberg in Stiefel zu verwandeln und als Religionszugehörigkeit ›katholisch‹ in das Einwohnerregister der Stadt Gelsenkirchen eintragen zu lassen. In einem während der letzten Jahre zunehmend antisemitisch geprägten Umfeld führten die Stiefels, durch einen biederen deutschen Namen wirkungsvoll getarnt, ein eher zurückgezogenes Leben. Dem Tertianer Stiefel kam dieser Umstand ebenso zugute wie sein blonder Haarschopf, seine blauen Augen und sein völlig akzentfreies Deutsch, das er allerdings nach Belieben in ein rheinisch gefärbtes Idiom abgleiten lassen konnte, wenn die Situation es erforderte. Stiefel, dessen Vater in Gelsenkirchen ein angesehenes Textilgeschäft führte, hatte in seinem Aufsatz die Absicht geäußert, dem Beispiel seines Vaters zu folgen und ein Geschäft aufzubauen, das durch die gediegene Qualität seiner Waren und sein ehrliches und zuvorkommendes Geschäftsgebaren bekannt würde. Natürlich würde er – wie sein Vater – besonders tüchtige Angestellte am Erfolg des Unternehmens teilhaben lassen.

Ja, ja, die Väter, dachte Schönauer, nachdem er alle Arbeiten gelesen hatte. Fast jeder Aufsatz ließ etwas vom Beruf, vom Wesen und Leben des Vaters erkennen. Wenn er diese Arbeiten zum thematischen Gegenstand des Unterrichts machte, vielleicht sogar einige Aufsätze oder Auszüge vortragen ließ und zwei oder drei Unterrichtsstunden dafür ansetzte, würde es vermutlich Streit geben. Zu unterschiedlich waren die Meinungen und Wünsche der Tertianer – und die dahinter stehenden Vorstellungen der Väter. Wäre es nicht geschickter, wenn er durch weitere Aufsätze zu ähnlichen Themen noch mehr von den Wünschen und Vorstellungen seiner Schüler und deren Familien, besonders den Vätern, erführe? Schönauer sah sich als »moderaten Nationalsozialisten« und gab sich mit diesen Worten auch nach außen hin zu erkennen. Aber wusste er, wie die politischen Dinge in Deutschland sich weiter entwickeln würden und wie er als Schuldirektor und Lehrer am zweckmäßigsten darauf reagieren müsse? Eine auch ins Einzelne gehende Kenntnis seiner Schüler und ihrer Väter könnte ihm diese Aufgabe erleichtern. Diese Strafarbeit würde er nicht bewerten und auch nicht zensieren. Den Jungen würde er von Zeit zu Zeit anspruchsvollere Aufsatzthemen geben. Sie kamen allmählich in ein Alter, in dem sie sich auch mit der politischen Welt da draußen beschäftigen müssten. Er würde diese Klasse ja bis zum Abitur führen und freute sich darauf.

Jedenfalls kam Schönauer, der die Arbeiten im Studio seines Einfamilienhauses gelesen hatte, zu der Überzeugung, dass er als Antwort auf seine zornige Forderung nach einer Strafarbeit eine ganz unerwartete, vielleicht sogar unverdiente Antwort erhalten hatte, und beschloss, diesem Fingerzeig seines Schicksals gewissenhaft zu folgen. Er würde die Schule, dieses gediegene, aber auch etwas verstaubte Gymnasium, langsam und behutsam in ein nationalsozialistisches Institut verwandeln und damit anderen Kollegen, die vor ähnlichen Aufgaben standen wie er selbst, Vorbild sein. Mit dieser Vorstellung stand er vorläufig allerdings noch ziemlich einsam da, denn das Schalker Gymnasium war nie eine politische Anstalt gewesen. Selbst in den turbulenten zwanziger Jahren hatten sich politische Erörterungen auf die eingehende Lektüre antiker Historiker wie Herodot, Thukydides und Xenophon beschränkt. Schon hier wollte Schönauer Änderungen einführen. Der Geschichtsunterricht müsste sich auf Beispiele konzentrieren, die das Wesen und die Ursache großer Kriege enthielten. Der Konflikt Griechenlands mit dem Perserreich könnte als Beispiel für den Kampf eines kleinen, aber elitären Volkes gegen die Barbaren des Ostens dienen, und die römische Geschichte könnte als Paradebeispiel für den Aufstieg, die Blüte und den Verfall eines großen Reiches gelten.

Schönauer geriet ins Schwärmen. Die von ihm betriebene Umbenennung des Schalker Gymnasiums war nur ein erster Schritt zur Einführung einer neuen Erziehung und zur Schaffung eines neuen Milieus. Kleine und einige größere Schritte würden folgen. So würde er vorgehen.

Aber so ging es nicht voran. Noch handelte es sich bei den Lehrern der Adolf-Hitler-Schule weitgehend um ältere Herren, die ihren Schülern Werte und Vorstellungen vermittelten, die aus dem Fundus ihrer eigenen Erinnerungen an das Kaiserreich stammten. Und da sehr konservative Haltungen einiger älterer Lehrer bei ihren Schülern sehr gegensätzliche Reaktionen auslösten und darüber hinaus auch zu dummen Streichen Anlass gaben, vollzog sich der Wandel vom Schalker Gymnasium zur Adolf-Hitler-Schule nicht so flott, wie Schönauer es sich gewünscht hätte.

Junge, fachlich gut ausgebildete und dabei dem neuen Regime loyal ergebene Lehrkräfte waren nicht leicht zu finden. Junge Lehramtskandidaten gab es zwar, aber politisch waren die meisten von ihnen nicht besonders interessiert. Und die bereits nationalsozialistisch geprägten Kandidaten und Kandidatinnen waren fachlich nicht sonderlich kompetent. So ergab es sich, dass etliche Lehrer das Pensionsalter bereits überschritten hatten und dennoch im Amt blieben, weil Schönauer oder die Schulbehörde sie darum bat.

Einer dieser großväterlichen Gestalten, die das Pensionsalter längst überschritten hatten, war Doktor Heinrich Pirkheimer. Er unterrichtete Kunstgeschichte und künstlerische Gestaltung, also Zeichnen und Malen. Schon von Weitem sah man dem hünenhaft gewachsenen Mann an, dass er nicht mehr ganz gesund war. Stets mit einem Gehstock unterwegs, wirkte er selbst mit seinem Stock schwerfällig. Er hatte Mühe beim Treppensteigen, und selbst die ein oder zwei Schritte zu seinem erhöht stehenden Katheder fielen ihm schwer. Wenn er einen guten Tag hatte, konnte Pirkheimer ein temperamentvoller und – so fand Alfred – sogar mitreißender Lehrer sein. Aber gute Tage gab es für den schweren Mann, dessen Gesicht sich bei Anstrengungen oder Aufregungen schnell rötete, nicht allzu viele. Da ihm im Stundenplan der Tertia oft die fünfte oder sechste Stunde zugewiesen wurde, kam es vor, dass er die Klasse mit immer leiser werdender Stimme um Ruhe bat. Wenn trotz seiner Ermahnungen immer wieder Lärm aufbrandete, trat er den Rückzug an. »Je lauter ihr redet, desto leiser werde ich sprechen.« Half auch diese Finte nichts, versprach er ihnen mit geheimnisvoll wispernder Stimme: »Wenn ihr jetzt ganz leise eure Bücher einpackt und auf Zehenspitzen den Raum verlasst und auf den Gängen kein Wort redet, dann dürft ihr heute ausnahmsweise früher nach Hause gehen. Aber leise, Herrschaften, leise, sonst wird es solche Ausnahmen nie mehr geben.« Während die Klasse seiner Aufforderung folgte, versank Pirkheimer in eine Art Dämmerzustand, der fast wie Schlaf wirkte. »Vielleicht schläft er wirklich«, schlug Sigi Acker eines Tages vor, »wir könnten es ja mal prüfen.«

Über das ›Wann‹ und ›Wie‹ wurde in der Pause vor der letzten Stunde beraten. »Wir nehmen seine Krücke und hängen sie an eine der Lampen«, meinte Peter Witzgall, der bei derartigen Streichen einer der Hauptideenspender war.

»Gute Idee«, sekundierte Sigi Acker, »aber wer macht’s? Wenn er wach wird, gibt’s Zores.« Plötzlich war eine Mehrheit dafür, dass Alfred diese Aufgabe übernehmen sollte. Er sei nun mal der Klassenprimus, und ihm würde am wenigsten geschehen, wenn er bei seiner Tat erwischt würde.

»Nein«, Alfred weigerte sich.

»Warum nicht?«, fragten seine Freunde.

»Mir tut Pirkheimer leid. Er kann sich nicht selbst helfen. Er ist krank, das sieht doch jeder.«

»Streber«, antwortete Sigi. »Immer wenn’s Ernst wird, drückst du dich.«

»Ich habe Gründe«, erwiderte Alfred. »Ich kann diese Schule nur besuchen, weil ich ein staatliches Stipendium habe. Wenn ich so etwas tue, dann weiß ich nicht …«

»Feigling«, giftete Sigi Acker, und andere stimmten ihm zu.

»Passt auf«, Herbert Kohlrausch hatte einen Einfall. »Wir können Alfred nicht mit so etwas belasten. Außerdem hat er Recht. Wir können Pirkheimer einen Schrecken einjagen, aber wir dürfen ihn nicht in Gefahr bringen. Stellt euch vor, er versucht, seinen Stock zu angeln und bricht sich dabei ein Bein.«

»Also?«, fragte Ernst Stiefel. »Lassen wir’s bleiben.«

»Sobald die sechste Stunde vorbei ist, muss jemand von uns den Stock von der Lampe nehmen und ihn Pirkheimer geben. Er muss ihm dabei etwas Freundliches sagen, zum Beispiel ›wir wollten nur wissen, ob Sie wirklich schlafen‹. Niemand wird etwas davon erfahren«, meinte Kohlrausch.

»Unter diesen Umständen machst du es?«, fragte Sigi an Alfred gewandt.

»Ich weiß nicht.«

»Wenn’s rauskommt, sind wir alle Schuld«, versicherte Sigi.

Alfred schaute in die Runde. Einerseits fühlte er sich geschmeichelt, dass seine Freunde eine so hohe Meinung von ihm hatten. Andererseits fürchtete er die Konsequenzen, wenn es die gäbe.

»Also gut«, murmelte er.

Und da kam Pirkheimer schon, erklomm die kleine Empore, auf der sein Pult stand, und stellte seinen Gehstock gegen die Wand hinter seinem Platz. Einen besonders müden Eindruck machte er heute, fand Alfred. Und in der Tat: Sobald alle saßen und erwartungsvoll zu ihm aufschauten, fing er an über die Hitze des Tages zu klagen und stellte es seinen Schülern frei, leise, leise nach Hause zu gehen, »aber silentium, Herrschaften, sonst war es das letzte Mal.« Dann versank er in seinen mittäglichen Dämmerzustand. Alle verließen das Klassenzimmer, verhielten sich mucksmäuschenstill, sie hatten ja inzwischen gelernt, wie man das macht. Alfred ging als Letzter hinter dem ruhig atmenden Pirkheimer vorbei, ergriff den Stock und hängte ihn an eine Deckenlampe in der Nähe der Eingangstür. Er musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um die Operation geräuschlos zu vollenden. Die Uhr auf dem Gang zeigte halb zwei. Um zwei Uhr zehn würde die Schulglocke läuten und die letzte Stunde beenden. Als er vor das Schulgebäude trat, zeigte die Kirchturmuhr ein Uhr fünfunddreißig. Eine Armbanduhr besaß Alfred nicht. Er würde sich auf die Kirchturmuhr verlassen müssen.

Er war in Unruhe. Vielleicht hatte Pirkheimer schon entdeckt, in welch prekärer Lage er sich befand. Eigentlich hatte Alfred das Ende der Stunde abwarten wollen, aber plötzlich packte ihn sein Gewissen. Was sie da mit Pirkheimer machten, war kein übermütiger Scherz, sondern eine ernsthafte Kränkung. Obendrein war es die Verhöhnung von Pirkheimers Schwerfälligkeit – Hinfälligkeit? Was geschah, wenn Pirkheimer versuchte, an seinen Stock zu kommen und dabei stürzte? Dieses Risiko dürfte er nicht eingehen. Also? Zurück zur Schule. Leise betrat Alfred das Gebäude, pianissimo, wie Pirkheimer es ihnen angeraten hatte. Vor der Tür des Klassenzimmers lauschte er angestrengt. Kein Laut. Gelegentlich drang die Stimme eines anderen Lehrers aus einem angrenzenden Zimmer hinaus auf den Flur. Er öffnete die Tür des Klassenzimmers um einen Spalt. Pirkheimers Sitz war leer, aber da stand er ja plötzlich neben ihm, wie aus dem Boden gewachsen. Alfred erschrak. »Entschuldigen Sie, Herr Professor«, stammelte er. »Ich habe meine Federtasche liegen lassen, die wollte ich nur schnell holen.«

Pirkheimer starrte ihn an, blickte dann zu der Lampe über ihren Köpfen auf den leise hin und her pendelnden Stock.

»Wie ist der denn da hingekommen?«, fragte Alfred verschüchtert und eilte zu seinem Platz, tat so als fände er seine Federtasche, steckte den imaginären Gegenstand in seinen Schulranzen und eilte zurück zu seinem Lehrer. »Das frage ich mich auch«, donnerte ihm Pirkheimer entgegen. »Wäre der junge Herr vielleicht so gütig …«

»Aber natürlich«, flüsterte Alfred, kletterte auf das nächste Pult, erreichte den an der Lampe hängenden Stock ohne Mühe und reichte ihn seinem Lehrer.

»Wer war das?«, fragte Pirkheimer mit drohender Stimme. Alfred schwieg. »Na, wird’s bald?«, brüllte er.

»Ich wei… weiß es nicht«, stotterte Alfred. Pirkheimer lief rot an. »Ich weiß es wirklich nicht.«

»Rede keinen Unsinn. Der Stock ist also von allein auf die Lampe geflogen?«

»Nein, ich habe die ganze Zeit hier gewartet, um Ihnen den Stock zu geben, wenn Sie wach werden. Wir wollten Sie ja nicht in Schwierigkeiten bringen.« Alfred schwieg, sah zu Boden, schämte sich, hob sein Gesicht, um Pirkheimer in die Augen zu blicken. »Wir haben verabredet, dass wir den Namen nicht verraten«, sagte er mit allmählich fester werdender Stimme. »Die anderen haben mir so zugeredet, dass ich’s schließlich getan habe.«

»Und dann?« Pirkheimer zog eine Taschenuhr aus seiner Weste und sagte deutlich: »Kurz vor zwei Uhr. Du bist also nicht nach Hause gegangen?«

Alfred schüttelte den Kopf. »Ich bin einmal um die Schule gelaufen und habe dauernd nach der Kirchturmuhr geschaut.«

Pirkheimer nickte. Der Junge sagte offenbar die Wahrheit. Außerdem hatte er kurz nach vollbrachter Tat eingesehen, dass dies kein harmloser Scherz war. »Also gut«, sagte er und lächelte nun sogar. »Vielleicht wirst du auch einmal einen Stock brauchen, um einigermaßen sicher zu gehen. Du warst wenigstens ehrlich und hast den Stock nicht einfach hängen lassen. Dieses Mal werde ich also Gnade vor Recht ergehen lassen, wenn du mir versprichst, so etwas nie wieder zu tun – ich meine, nie wieder in deinem Leben.« Alfred bekam feuchte Augen. Nicht anfangen zu flennen, befahl er sich, und er brachte es fertig, »ich verspreche es« zu sagen. Pirkheimer streckte seine rechte Hand aus, und Alfred ergriff sie bereitwillig und nickte: »Nie wieder«, wiederholte er.

»Dann gehen wir jetzt?«, schlug Pirkheimer vor, und die beiden machten sich auf den Weg. Schönauer, der aus einem anderen Klassenzimmer kam, sah, wie sie die große Treppe hinunterstiegen, der große massige Mann, der sich mit seiner linken Hand am Treppengeländer hielt und sich mit der Rechten auf seinen Stock stützte, und neben ihm freihändig, aber seine Schritte denen des alten Lehrers anpassend ein schlanker Junge, den kannte er doch! Das war doch Alfred Witte aus der Tertia. Er sah auf seine Armbanduhr.

Die sechste Stunde war noch nicht vorbei, und die beiden strebten zum Ausgang. Mit Pirkheimer würde er einmal reden müssen.

vier

Pirkheimer hielt Wort. Gegenüber der Klasse bestand seine Reaktion auf den Vorfall, dass er von nun an den Stock immer quer über sein Pult legte und dem Grinsen einiger Tertianer mit einem halb spöttischen, halb belustigten Lächeln begegnete.

Pirkheimers Verschwiegenheit und der leise Spott, den er fortan im Umgang mit der Tertia pflegte, zeigten Wirkung. Gegenüber Alfred mischte sich in den Spott manchmal ein Hauch von Vertrautheit. Die Tertianer wussten, dass sie zu weit gegangen waren. Sie wurden sich klar darüber, dass ihrem Streich, den sie einem Behinderten gespielt hatten, etwas Schäbiges anhaftete, und sie waren beeindruckt, sogar beschämt von der Verschwiegenheit, mit der Pirkheimer den Vorfall überging. Besonders betroffen fühlte sich Alfred, der die Reaktion seines Lehrers zum Anlass nahm, sein eigenes Verhalten gegenüber anderen Menschen einer gründlichen Prüfung zu unterziehen. Dabei wurde ihm bewusst, dass er dazu neigte, es allen recht machen zu wollen. Beispiele aus seiner Familie fielen ihm ein, vor allem aber seine Tendenz, als Klassenprimus dem Druck seiner Mitschüler auch dann nachzugeben, wenn er von der Haltung oder den Handlungen, die sie von ihm verlangten, nichts hielt und sie innerlich sogar ablehnte. Seine Eltern bemerkten den Wandel, der in ihrem Ältesten vorging: Er zeigte mit einem Mal eine lebhafte Bereitschaft, sich an häuslichen Arbeiten zu beteiligen wie Kohlen aus dem Keller zu holen oder seiner Mutter beim Abwasch zu helfen. Seine Eltern freuten sich über seine plötzliche Hilfsbereitschaft. Auch seine Geschwister Anna und Fritz fanden es gut, wenn der ältere Bruder mehr tat als sie selbst. Seine Mitschüler reagierten auf die Veränderungen in Alfreds Verhalten mit Zutraulichkeit und – wenn sie im Unterricht etwas nicht verstanden hatten – mit der Bitte, ihnen zu helfen. Ihr Klassenlehrer Schönauer erkannte den Stimmungswandel in seiner Tertia und hatte die Idee, Alfreds veränderte Rolle für seine pädagogischen Absichten zu nutzen. Warum, sagte er sich, sollte er diesen Jungen, von dem augenscheinlich positive Impulse ausgingen, nicht mit einigen schwächeren Kandidaten umgeben, die von ihm und seinem Beispiel profitieren könnten? Nach einigem Überlegen entschloss er sich, die Klasse neu zu ordnen. Wenn er nur die Nachbarn von Witte auswechselte, würde diese Maßnahme zu den üblichen Spekulationen Anlass geben. Also löste er sein Problem auf weniger verfängliche Weise. Er setzte Alfred in die Mitte des Klassenraums. Sein neuer Nachbar wurde Bernhard Wimmer, ein sensibler Junge, der sich vor jeder Klassenarbeit fürchtete und leicht ins Stottern geriet, wenn er im Unterricht aufgerufen wurde. Hinter Bernhard und Alfred saßen von nun an Felix Lampe und Gerhard Zorn, die beide zu den schwächeren Schülern der Klasse gehörten. Alfred kannte sie ja alle, über Felix Lampe hatte er oft herzlich lachen müssen, wenn der eine an ihn gerichtete Frage mit ratlosem Schweigen beantwortete. Bei Lampe geht wieder das Licht aus, dachte er dann, aber er behielt dieses Bonmot für sich. Gerhard Zorn war der Sohn eines Bergarbeiters. Er war groß und muskulös, bewegte sich langsam und sprach auch sehr langsam, was er gegenüber Schönauer mit dem Umstand begründete, dass er eben »etwas mehr Zeit« zum Nachdenken brauche als andere. Sowohl Lampe als auch Wimmer und Zorn waren sehr zufrieden mit ihrer Neuplatzierung in Alfreds unmittelbarer Nachbarschaft.

Die Leistungen der drei neuen Nachbarn verbesserten sich langsam. Es hätte schneller gehen können, sagte sich Schönauer, aber gut Ding will eben Weile haben.

Eines Tages kam er schnellen Schrittes in das Klassenzimmer marschiert, knallte einen Stapel von Schulheften auf sein Pult und rief im Befehlston: »Kohlrausch, bitte Hefte verteilen. Wir schreiben einen Aufsatz.«

Die Ankündigung drückte auf die Stimmung. Es gab Getuschel, Verabredungen über wer wem wann vielleicht helfen könnte. Alfred saß gelassen inmitten der ihm zugeordneten »Schwachen«, und Schönauer freute sich offenbar über die Verwirrung, die er mit seiner Ankündigung gestiftet hatte. »Hätte er auch einen Tag früher sagen können«, murrte Wimmer.

»Das Thema«, trompetete Schönauer, »lautet ›Klaus Mewes, der Fischer von Finkenwerder‹. Ich gehe davon aus, dass alle sich an das Buch erinnern. Wir haben es ja hier im Unterricht ausführlich besprochen. Bitte keine einfache Nacherzählung schreiben, sondern eine Besprechung des Buches. Was will Gorch Fock uns mit seinem Roman sagen? Was für ein Mann ist dieser Klaus Mewes? Bitte um kurze Aufsätze, so als wäret ihr alle Literaturkritiker und würdet das Buch für die Leser eurer Zeitung vorstellen.« Er schaute auf seine Uhr. »Wenn wir die Pause dazu benutzen, haben wir fünfzig Minuten Zeit. Also los!«