9783747200971.jpg

 

 

 

Krimi-Logo_sr.jpg 

 

 

 

Killen McNeill

 

Hassberg

Frankenkrimi

 

 

 

ars vivendi

 

Vollständige eBook-Ausgabe der im ars vivendi verlag erschienenen Originalausgabe (Erste Auflage November 2019)

 

© 2019 by ars vivendi verlag GmbH & Co. KG, Bauhof 1, 90556 Cadolzburg

Alle Rechte vorbehalten

www.arsvivendi.com

 

Lektorat: Stephan Naguschewski

Umschlaggestaltung: FYFF, Nürnberg

Motivauswahl: ars vivendi

Coverfoto: © Rula Sibai / Unsplash

 

Datenkonvertierung eBook: ars vivendi verlag

 

eISBN 978-3-7472-0104-6

 

N N M H

 

Inhalt

Erster Teil

Zweiter Teil

Epilog

Danksagung

Der Autor

 

Erster Teil

 

Prolog

Der Todesvogel

Samstag, 19. Mai 2018, 4:58 Uhr

 

Früher starben die Leute im Dorf Hassberg daheim; sie siechten oft tagelang dahin und lagen auch nachts bei offenem Fenster. Der Ort war von Wäldern umzingelt; Waldkäuze gaben ihren Ruf in der Nacht von sich. Ku-witt riefen sie. »Kumm mit« haben die Hassberger in ihren Häusern gehört und es als Aufruf an die Dahinsiechenden verstanden. Wenn morgens die Seele entwichen war und die Kranken mit aufgerissenen Augen tot im Bett lagen, dann wussten die Familien, dass ihre Angehörigen dem Todesruf des Waldkauzes gefolgt waren.

Jetzt ist es finstere Nacht im Rauenwald oberhalb von Hassberg. In der Baumhöhle einer Buche sitzt ein Waldkauz und beobachtet die Szenerie unter sich. Ku-witt ruft er, als sich von links und rechts zwei Paar Lichtkegel von Taschenlampen aufeinander zubewegen. Nur er sieht alle vier; sie nähern sich von verschiedenen Seiten des Bergkamms.

Ku-witt.

Ku-witt. Kumm mit.

Unter dem Waldkauz kommen sich die zwei Menschenpaare in der Dunkelheit immer näher. Noch wissen sie nichts voneinander, aber bald würden sich ihre Lichtkegel kreuzen. Dann gehen auf einmal zwei von ihnen aus.

Ku-witt. Kumm mit.

Lautlos erhebt sich der Waldkauz in die Nachtluft.

 

Nicht die Nachtigall

Samstag, 19. Mai 2018, 5:18 Uhr

 

»Was war denn das?«

»Eine Eule. Hat wahrscheinlich eine Maus erwischt. Also, ich finde, wir könnten uns duzen, jetzt, wo wir die Morgendämmerung im Wald miteinander verbringen. Ich bin der Siegfried.«

»Ja, das weiß ich schon, Siegfried. Und ich bin die Sieglinde.«

»Passt irgendwie gut zusammen, findest du nicht? Da, das war sie, die Nachtigall, hast sie gehört? Und da noch mal. Geh mal her und schau in die Richtung. Deine Augen müssten sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt haben, die Taschenlampen sind ja schon ein bisschen schwach. Da siehst du sie auf ihrem Ast sitzen. Komm, geh her, stell dich vor mich hin, ich halte dich fest. Jetzt schau meinen Arm entlang. Siehst du sie?«

»Ach Gott. Es ist so dunkel.«

»Aber es wird schon heller. Du schaust zu weit nach oben. Da unten ist er, auf dem Haselstrauch. Links vor der Eiche.«

»Wie du dich auskennst. Ja. Jetzt sehe ich ihn. Ach Gott. Wie romantisch. Der kleine Kerl. Süß.«

»Gell? Ich hab dir wirklich nicht zu viel versprochen, oder?«

»Nee. Schön.«

»Das Aufstehen hat sich doch gelohnt, oder?«

»Auf jeden Fall.«

»Das ist das Nachtigallmännchen. Das singt, weil es einsam ist. Das singt sein schönstes Lied für eine Unbekannte.«

»Ich habe gar nicht gewusst, dass du so eine dichterische Ader hast.«

»Ich weiß, wie’s ihm geht. Mir geht es auch so.«

»Jetzt übertreibst. Du bist doch verheiratet.«

»Ach, weißt du, Sieglinde, in einer Ehe kann man auch einsam sein.«

»Deine Frau ist doch nett.«

»Für so etwas wie das hier hat sie gar keinen Sinn. Um vier Uhr aufstehen und in den Wald gehen. So etwas findet sie spinnert. Was ich dich fragen wollte, Sieglinde, hast du eigentlich einen Freund?«

»Nee, mit dem Beruf ist es auch nicht so einfach. Männer tun sich schwer damit. Es schreckt sie ab, wenn sie hören, was ich bin.«

»Das verstehe ich überhaupt nicht. So gut, wie du aussiehst. Pass auf, jetzt kommt die Dämmerung, siehst du es? Da, durch die Bäume, die Sonne.«

»Mensch, ich bin so froh, dass du mich überredet hast, mitzugehen. Es ist so schön, wie der Wald jetzt zum Leben erwacht.«

»Mmh, du riechst gut. Wie wär’s mit einem Kuss, Sieglinde? Zur Verbrüderung.«

»Aber Siegfried. Wo ich doch deine Pfarrerin bin.«

»Ist doch gut, wenn die Pfarrerin sich mit dem ersten Kirchenvorstand gut versteht.«

»Na, wenn man das so sieht … Was war das? Das war nicht die Nachtigall. Das war mehr, ich weiß nicht, mehr wie an der Kasse von einem Supermarkt.«

»Hier gibt es doch keinen Supermarkt.«

»Aber du hörst es doch auch. Da, schon wieder.«

»Verdammt. Das sind bestimmt solche Schatzsucher mit ihren Sonden.«

»Da, schau, Taschenlampen. Oh Gott. Wenn man uns hier sieht, was wird man denken? Und überhaupt, wenn man unsere zwei Autos nebeneinander am Parkplatz sieht. Ich gehe besser zurück.«

»Bleib doch da, Sieglinde. Gleich kommen die anderen Vögel dazu.«

»Nee, das ist mir jetzt zu riskant.«

Sieglinde ist fort.

Verflucht und zugenäht. Jetzt, wo er sie fast so weit hatte. Das mit der Nachtigall ist normalerweise eine sichere Sache. Da schmelzen sie dahin, die Weiber, die sich früher so gestellt haben. Früher hätte so ein Weib wie die Sieglinde ihn gar nicht wahrgenommen. Und früher hätte er sich an so ein Weib gar nicht herangetraut. An so ein besseres Weib. Hätte nicht gewusst, was man so sagt. Aber inzwischen ist aus dem Siegfried ja auch etwas Besseres geworden. Jetzt schauen ihn die Frauen ganz anders an, wo er Ortssprecher, Kirchenvorstand, größter Bauer im Ort ist und so ein Auto fährt.

Sagen wir es, wie es ist, jetzt, wo er viel Geld hat.

Jetzt muss er sich gar nicht mehr so anstrengen, jetzt fallen ihm auch solche Weiber wie reife Äpfel in den Schoß. Auch jüngere Frauen. Und dann kommen solche Deppen mit ihren Metalldetektoren dazwischen. Na, denen wird er es zeigen.

Es pingt tatsächlich wie ein Codescanner an der Kasse, immer lauter, immer näher. Dazu das Rascheln von Turnschuhen im Laub. Und da wischen Lichtkegel über den Waldboden. Jetzt hört Siegfried die Stimmen.

»Sachma, kannste nich gleich ausschließen, dass dett Drecksding alle Kronkorken und Bierdosen ufffindet?«

»Nee, weeste, dett is ja dit Problem. Wenn man de Toleranz so anhebt, dann reajiert dit Jerät jar nich mehr. Dann lieber die paar Kronkorken in Koof nehm und dett Jold von de Nibelungen gleech dazu, verstehste?«

Berliner. Um Mitternacht losgefahren, damit sie hier in der Morgendämmerung loslegen können und dann abhauen, bevor sie jemand erwischt.

Und schon sind sie da, auf der Lichtung, und die Taschenlampen wandern über Siegfrieds Lederschuhe, über seine Brax-Hose, seine Lederjacke und hinauf zu seinem Gesicht. Er hält die Hand davor.

»Ey, Alter, wat iss’n dit?«

»Mach das Scheißding aus!«, ruft Siegfried.

»Immer mit de Ruhe, Meesta.«

Die Taschenlampen gehen aus. Als seine Augen sich wieder an die Dunkelheit gewöhnen, schälen sich zwei austauschbare junge Männer heraus, in Cargohosen, Anoraks, mit Wollmützen, Bärten. Einer hat einen Metalldetektor, der jetzt um seine Fesseln baumelt. Der andere hält einen Spaten.

»Was habt ihr hier zu suchen?«, fragt Siegfried.

»Hier in Jottwedeh? Na, wat man so sucht, Meesta. Münzen, keltischen Schmuck, Kriegsjeräte und dit allet.«

»Und dett Jold der Nibelungen«, fügt der andere dazu.

»Und warum so früh?«

»Na, der frühe Vogel, weeste.«

»Dass euch keiner erwischt, glaub ich eher.«

»Nu mach nich so n Jewese!«

»Sachma, wat jeht dir dett an? Watt bist du’n für n Fatzke? Biste hier der Obermacka, oda wat?«

»Ich bin der, dem dieser Wald gehört. Ich bin der, den ihr um Erlaubnis hättet fragen müssen. Ich bin der, der gleich die Polizei anruft und euch abholen lässt, wenn ihr nicht sofort verschwindet. Der bin ich.«

»Ach, dett biste.«

»Dett isser.«

»Hörma, ick gloob, der is tatsächlich der Obermacker.«

»Gloob ick och.«

»Wolltest du dich nich drum kümmern?«

»Um wat?«

»Na, um die Jenehmijung, du Nille!«

»Ach, die Jenehmijung! Nee. Dit warst immer du.«

»Na, sieht so aus, als ob wir tatsächlich nen kleenen Fehler in de Planung hamm. Weeste watt? Ick gloob, wir machn lieba n Abjang.«

»Jute Idee.«

Die zwei kehren um.

»Wie tief geht das Ding überhaupt?«, fragt Siegfried.

»Wat?«

»Bis wie tief könnt ihr etwas aufspüren?«

»Na, dit kommt druff an. Wat willste denn find’n? Jold? Metall? Eene Leiche? Wat? Kiek net so. War nur een Spaß.«

Der andere schüttelt mit dem Kopf. »Eene Leiche spürt dit sowieso nich uff. Da könnte eene Leiche oben liejen, dit Ding macht keenen Piepser.«

»Ick meene nur.«

»Vielleicht ne Leiche mit viel Joldplomben im Mund.«

»Metall, zum Beispiel«, sagt Siegfried. »Stahl, so was. Ja, aus dem Krieg zum Beispiel.«

»Der hier jeht nur bis sechs Zentimeta. Aber es jibt andere, die jehen bis zwee Meta. Aber grabe mal zwee Meta, Meesta. Da biste erschossen.«

»War nur eine Frage. Und jetzt schaut, dass ihr wegkommt.«

»Allet klar, Meesta.«

»Nix für unjut. Sachma, steht hier überall um fünf so een Obermacka herum und passt oof?«

»Haut ab!«

 

Zwei Meter. Scheiße. Da hat er natürlich nicht daran gedacht, damals, vor vierunddreißig Jahren. Na, es hilft alles nichts. Der muss jetzt gleich behoben werden, der Fehler von damals. Bevor die ganzen Wanderer und Rentner und Freizeitdeppen hier oben alle unterwegs sind. Siegfried läuft zu seinem Geländewagen zurück, einem Mercedes-AMG G 65, den er extra für den Ausflug waschen und polieren hat lassen.

Alles für die Katz.

Inzwischen ist es taghell. Er holt einen Spaten vom Laderaum und stapft zurück in den Wald, in seinen Wald. Wo war das wieder genau? Damals ist er mit dem Bulldog samt Anhänger und Minibagger hochgefahren. Das geht jetzt nicht, würde zu viel Aufsehen erregen. Also alles mit der Hand. In seinen schönen Schuhen, Hose und Lederjacke. Scheiße und noch mal Scheiße. Es war auf jeden Fall links vom Wanderweg, ein ganzes Stück. Da war doch immer so ein besonderer Stein mit einem Hexengesicht. Genau, der hier. Und jetzt ein ganzes Stück nach unten, wohin keiner mehr von dem Weg oben aus sehen kann. Also hier irgendwo muss es gewesen sein, bei diesen Fichten, die damals ganz klein waren. Die Jungs vom Dorf haben sich jahrelang an ihnen bedient, kurz vor Weihnachten. Haben sich eingebildet, der Siegfried kriegt das gar nicht mit. Und? Hat sich der Siegfried aufgeregt? Ist er etwa zur Polizei gerannt und hat die angezeigt? Und hat man ihm dafür gedankt?

Na also.

Und jetzt eben ein Stück nach hinten, ins Unterholz, nicht, dass einem beim Fichtenklau etwas auffällt.

Also hier. Wenn, war es ein guter Ort, weil der Boden aussieht, als wär hier seit hundert Jahren kein Mensch zugange gewesen.

 

Knirsch. Vorsicht jetzt, ganz langsam, etwas Grünlich-Weißes erscheint, aha, das müsste es sein, genau, der Schädel, jetzt vom Spaten eingedrückt. Mensch, so ein Pech, hätte es nicht das Rückgrat sein können, jetzt muss er alles nach unten ausheben. Es geht hier nur um die Taille. Alles andere ist scheißegal.

Die Lederjacke hat er über einen Ast gehängt, aber seine Schuhe, Hose und Hemd sind voller Dreck und er selbst ist ganz verschwitzt. Er hat sich seine morgendliche Anstrengung anders vorgestellt. Seiner Frau braucht er meistens nicht viel zu erklären, seine kleinen Ausflüge sind ihr wurscht, aber für das hier muss er schon eine Erklärung finden, weil es zur Sparte Ordnung gehört. Er kann ja wohl schlecht heimlich die Waschmaschine füttern. Außerdem weiß er gar nicht, wie sie funktioniert.

Also, was ist denn passiert? Na klar, Reifenpanne im Wald, Reifenwechsel.

Der Schädel ist jetzt freigelegt. Eingeschlagene Stirn, leere Augenhöhlen, der Unterkiefer hängt weg, als ob die Leiche lauthals lacht.

Grins nicht so, du Trottel. Hast dir damals Wunder was eingebildet, was du mir anhaben kannst. Und, hat es dir was geholfen? Niemand hat jemals nach dir gesucht oder gefragt. Nicht einmal vermisst haben sie dich. Kein Hahn hat nach dir gekräht. Hast immer so einen Schneid bei den Weibern gehabt. Alle wollten sie was von dir. Bloß weil du Gitarre gespielt, gesungen und mit deinen langen Haaren um dich geworfen hast. Und wo sind die jetzt? Was meinst du, wie viele Weiber ich gehabt habe, in den ganzen Jahren, wo du da liegst? Und alles bloß, weil du gemeint hast, du könntest deine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute stecken. Schau bloß, was von dir übrig geblieben ist. Wie armselig du da liegst. Von deinen Kleidern keine Spur, von deinem ganzen Scheißangeber-Ami-Zeug, alles verrottet. Dein Brustkorb total zusammengefallen. Das Rückgrat, das so etwas einen Menschen zusammenhalten kann, Wahnsinn. Vorsicht jetzt hier, sachte, sachte, aha, dachte ich mir, der breite Angebergürtel ist noch da, Leder, klar. Und da ist er. Der Riesenklunker von einer Schnalle. Harley-Davidson mit einem Totenkopf drauf. Passt zu deinem eigenen Totenkopf. Habe ich mir doch richtig gemerkt. Wenigstens habe ich mich nicht getäuscht, und das Graben hat sich gelohnt. Ob ein Detektor so etwas tatsächlich aufspüren kann? Egal. Der Kerns Siegfried ist nicht da, wo er jetzt ist, weil er etwas dem Zufall überlässt. Also Gürtel mit Schnalle rausholen, igitt, das Becken fällt zusammen. So, jetzt wirst du wieder zugeschüttet, und obendrauf schichte ich Laub und Geäst und niemand wird jemals daraufkommen, dass du da drunterliegst.

Jetzt grinst du immer noch so, als ob du was weißt, was ich nicht weiß. Lachst dich ganz scheckert.

Gar nichts weißt du. Oder doch? War da was? Wolltest du noch was sagen? Ich höre. Letzte Chance, nein?

Mit dem Spaten haut Siegfried mitten hinein in den Schädel. Es knirscht wie bei einem Axthieb in morsches Holz, Knochensplitter und Zähne fliegen auseinander. Siegfried bleibt gebückt über dem Grab stehen und schnauft tief ein; dann steigt in ihm eine Springflut der Wut hoch, eine altbekannte Wut aus seiner Kindheit und Jugend. Sie breitet sich in ihm aus wie ein lange nicht gesehener Gast in einem vertrauten Gemäuer, und er drischt auf das Skelett ein wie ein Berserker, bis das Grab wie ein klein gehackter Salat aussieht und seine Kleider, seine Hände und sein Gesicht mit grün-weißen Spreißeln und braunen Erdklumpen zugekleistert sind.

Ku-witt.

 

Gras über die Sache

Sonntag, 20. Mai 2018

 

»Kilian.«

»Hallo, Lena. Ich bin’s, der Eddi. Kennst mich noch?«

»Eddi? Ich kenne keinen Eddi.«

»Pumpernickelwürfel? Russische Eier? Fliegenpilze? Tutti-Frutti-Pudding? Na? Mensch, Lena, Kochen am Sonntagnachmittag bei der Helga!«

»Ach Gott, doch nicht Eddi Caspar?«

»Ja, ja, genau der. Der Hanswurst.«

»Meine Güte, Eddi, ist das lange her. Das Letzte, was ich von dir gehört hab, war, dass du in Berlin so Jingles gemacht hast für Werbung.«

»Genau, da bin ich noch, mit dem Konzertpianisten ist es nichts geworden. Hab zu spät mit dem Klavierspielen angefangen. Aber von den Jingles kann ich sehr gut leben. Kennst du den?« Er summt ein paar Takte durch das Telefon.

»Oh Gott, ja. Warte, das mit dem alten Kerl im Bett: Hast du Kontineasy zu Haus, musst du nachts dann nicht mehr raus. Ist das von dir?«

»Ja, das hat dann die Australienreise letztes Jahr bezahlt. Oder das, hmm-hmm-hmm-hmm-hmm?«

»Ich hab’s gleich. Der Elektromarkt. So blöd sind nur wir

»Fast. Wie blöd kann man sein. Das war mein Peugeot iOn. Wie geht’s dir, Lena?«

»Gut, gut. Mein Mann ist vor zwei Jahren gestorben und ich bin alleine, aber es geht mir inzwischen ganz gut. Wir waren einundvierzig Jahre lang verheiratet, die meisten davon waren schön, und wir haben drei Kinder, denen geht’s auch gut, was will man mehr. Also, das ist die Kurzfassung. Das ist ja eine Überraschung. Ich habe oft an dich gedacht. Wie geht es dir? Du hast dich ja nie mehr gemeldet.«

»Mir geht es auch gut. Ich bin auch alleine, mein Freund ist vor drei Jahren gestorben. Wir waren immerhin einundzwanzig Jahre zusammen. Ich bin ja schwul, ich war’s damals schon, ich hab’s mir ja nicht ausgesucht, nur war es nicht so einfach, damals in Hassberg, mit dem ganzen Fußball und der Kirchweih und der Freiwilligen Feuerwehr und den Schlachtschüsseln und was es alles so gab.«

Sein Brummbass ist ein paar Töne tiefer als früher, aber während er weiterspricht, sieht Lena den jungen Eddi immer klarer vor sich; dünn, hochgewachsen, lange, dunkle Haare, die er so gerne mit der Hand nach hinten wischte, und wie er dann dazu schaute, wie die ganzen Kerle damals auf den Bravo-Bildern. Die dicke Brille, den ausgeprägten Adamsapfel, sein scheues Lächeln, seine Klassikplatten unter dem Arm und seine Töpfe im Rucksack. Wie schaut er jetzt aus? Stellt er sie sich jetzt auch vor, wie sie damals war, auf der Schwelle zur Frau, fohlenhaft, die langen, schwarzen Haare? Und der bäuerliche Unterkiefer, auf dem sich ein Lächeln richtig ausbreiten kann, das Lächeln, das ihr jahrelang abhandenkam. Sie ist immer noch schlank, aber die Haare sind jetzt zu einem rot gefärbten Pixie-Cut geschrumpft. Und das Lächeln? Sie schaut in den Spiegel neben dem Telefon und lächelt. Ja, ist wieder da. Aber von Krähenfüßen begleitet.

»Schwul, ja, das dachte ich mir schon«, sagt sie. »Nicht damals, da wäre ich nicht daraufgekommen, da wusste ich gar nicht, dass es so was gibt. Aber später. Da habe ich mir gedacht, der Eddi, klar war der schwul. Aber wieso Schlachtschüsseln, was hat das damit zu tun?«

»Weiß ich auch nicht so genau. Ich kenne hier auf jeden Fall keinen Schwulen, der eine Schlachtschüssel isst.«

»Na ja, wird wohl nicht so einfach sein in Berlin, oder? Weiß dort überhaupt jemand, was eine Schlachtschüssel ist?«

»Stimmt auch wieder.«

Lena muss lachen. »Schön von dir zu hören, Eddi.«

»Ja, Mensch, Lena.«

»Mensch, Eddi.«

»Es wäre schön, wenn wir uns wieder mal sehen könnten, Lena. Deswegen rufe ich eigentlich an. Hast du mitgekriegt, was die in Hassberg inzwischen aufgezogen haben mit dem Sonnwendfeuer? Auf dem Falkenstein, wo wir früher gegrillt haben. Is Falkenstaafeier – ich bin dabei?«

»Ich habe schon gehört, dass das inzwischen ein Riesending ist. Aber ich geh nicht nach Hassberg. Ich bin seit damals nie mehr dort gewesen. Du weißt schon, warum. Erinnerst du dich an die Kirchweih 1970?«

»Ja, ja, ich weiß schon. Aber es ist ja ewig her. Wäre es nicht lustig, zusammen da hinzugehen? Das muss ein Riesending sein, da oben auf dem Herrgottsgarten. Letztes Jahr war sogar bei uns in Berlin eine Sendung darüber, und ich hab das auf Facebook verfolgt. Da kommen die Leute von überallher. Das Feuer sieht man bis Schweinfurt und Iphofen. Dieses Jahr habe ich mir gedacht, ich geh mal hin, und dann bist du mir eingefallen. Na, was sagst du, Lena? Die anderen sind mir wurscht, aber mit dir würde ich hingehen. Wir haben uns doch damals gut verstanden. Du bist eigentlich die Einzige, die ich noch sehen will. Wir brauchen uns ja gar nicht bei den anderen zu erkennen geben. Wahrscheinlich kennen wir sowieso niemanden mehr dort. Und uns kennt eh keiner mehr.«

»Na ja, ich möchte dich auch wiedersehen. Es wäre kein Problem, da hinzugehen, ich bin ja als Reporterin für die Schweinfurter Nachrichten unterwegs, und wir sollen jemanden hinschicken. Bisher habe ich es vermieden, nach Hassberg zu gehen, ich habe immer geschaut, dass die mich woanders einteilen, aber vielleicht hast du recht, und es ist wirklich Zeit, Gras über die Sache wachsen zu lassen. Hast du jemals wieder etwas von Helga und Ingrid gehört?«

»Von Helga weiß ich nichts, Ingrid geht’s, glaub ich, gut. Sie hat den Siegfried geheiratet, Kinder gekriegt, hat den großen Bauernhof, alles, was sie wollte.«

»Doch nicht den Siegfried?«

»Ja, den Siegfried.«

»Gott. Wenn ich den Namen höre, wird’s mir schon schlecht. Das mit dem Gras ist vielleicht doch nicht so einfach.«

»Und wie wär’s mit ›den Tatsachen ins Gesicht sehen‹? Oder mit ›die Wahrheit ans Licht bringen‹?«

Lena schnauft tief durch. »Ja, vielleicht hast du recht.«

 

Hannah

Samstag, 16. Juni 2018

 

Zum Walter darfst du gehen, aber nicht weiter, hat Oma gesagt. Mach dem Walter einen schönen bunten Salat, so wie ich es dir gezeigt habe, hat Mama gesagt. Aber Vorsicht vor den Stacheln. Und pass auf die Autos in der Gasse auf. Ja, und denk dran, nicht weiter als bis zum Walter, hat Oma gesagt.

Die Mama und die Oma sind jetzt fort, Oma ist zu Hause bei Opa und Mama ist im Krankenhaus, sie bekommt ein Kind, und dann kommt sie wieder. Es wird ein Junge sein, er hat schon einen Namen, obwohl er noch gar nicht draußen ist, Benjamin heißt er, und Hannah muss ihn lieb haben, sagt die Mama. »Warum?«, hat Hannah gefragt.

»Du hast doch den Walter lieb«, hat die Mama gesagt. »Und genauso wirst du Benjamin lieb haben.«

»Können wir nicht den Walter zu uns holen und den Benjamin im Krankenhaus lassen?«

»Ach, Hannah, das ist jetzt halt so.«

Das ist jetzt halt so. Der Satz wirkt in Hannah nach. Sie geht die Hintertreppe hinunter zum Garten. Ihr blondes Haar ist in zwei Schwänzchen links und rechts gebunden und schwankt mit ihrem runden Kopf bei jedem Schritt mit. Der Garten breitet sich vor ihr aus; ihr Reich. Letztes Jahr war er aber viel größer; ein Feld, vor zwei Jahren war er riesig; ein Universum. Das ist ihre früheste Erinnerung; sie sitzt im Garten, die Beine ausgebreitet, ein Knie aufgeschürft von einem vergessenen Sturz, der Schorf ist schön trocken und weiß; sie zupft daran und er lässt sich wunderbar in einem Stück abziehen. Die Mama hat sie abgestellt, links in ihrem Blickfeld hängt sie Wäsche vor dem Treibhaus auf, von rechts kommt Walter durch das Gras auf sie zugehoppelt, schwarz mit seinen weißen Innenohren. Er ist aus seinem Gehege entkommen. Seine Ohren wedeln. Hannah verhält sich ganz still. Er kommt ganz nah heran und schnuppert an ihrem Gesicht. Seine Nasenlöcher sind riesengroß und rosafarben und bewegen sich rauf und runter und hin und her. Dann legt er sich neben sie hin, fast so groß wie sie, und sie spürt seine Wärme und wie sein Körper beim Schnaufen bebt.

Heute Nachmittag wird Papa den Rasen mähen, aber jetzt ist er schön hoch, da ist er ihr am liebsten, da verschwinden ihre nackten Füße darin und die bunten Blumen trauen sich, aus dem Grün zu schauen. Sie bleibt jetzt stehen in ihrem blauen Röckchen und dem Walter-T-Shirt, wo der Walter vorne drauf ist, hat ihre Mama letztes Jahr zum Geburtstag gemacht und ist vom Internet gekommen. Jetzt ist es ihr zu eng, aber es ist immer noch ihr Lieblingsshirt. Hannah schaut hinunter zum Walter auf ihrem Bauch und gurgelt vor Lachen, weil das Gras weiter darunter ihre Füße versteckt und es aussieht, als endeten ihre dicken, nackten Beine an den Fesseln. Ein Dickerchen ist sie, sagt ihr Opa, schau die Bäckli an, mein Lieber, wie sie runterhängen, das hat sie nicht von seiner Seite, sondern von der Familie ihres Vaters, von den Melbers. A Melberla ist sie halt, sagt der Opa. Die sind alle so. Kein Wunder, wie die so fressen. Die Oma war schon so dick, dass sie, wie sie einmal in Haßfurt in die Telefonzelle zum Telefonieren gegangen ist, ein Weckla mit zwei Bratwürsten mit reingenommen hat, es gegessen hat und dann nimmer rausgekommen ist, und die Feuerwehr musste die Telefonzelle mit der Rettungsschere aufsägen. Sagt der Opa. Papa sagt, das stimmt gar nicht. Der Opa macht bloß wieder Quatsch.

Sind die Melbers alle so dick, weil sie so viel fressen, oder müssen sie so viel fressen, weil sie so viel Hunger haben?, fragt sich der Opa. Und dass du mir fei nicht so fett wirst, sagt der Opa zu Hannah. Ihr macht das nichts aus, wenn der Opa so redet. Das ist doch bloß der Quatschopa. Der Walter hat auch immer so einen Hunger. Dem hängen die Bäckchen auch so runter, und da sagt keiner was.

Wo sind jetzt die Farbtupfer, die der Walter so gerne frisst? Da, viele Weiße mit gelben Knöpfchen. Sie heißen Kamele, aber sie schauen gar nicht so aus. Hannah pflückt einige mit ihren Blättern und legt sie vorsichtig in ihre blaue Plastikdose. Ein paar Schritte weiter holt sie die ganz Gelben; die Löwenzähne, die auch nicht so ausschauen wie die Zähne von Löwen im Tiergarten, wenn sie gähnen. Jetzt die grünen Blätter von Mamas Beet unter dem Küchenfenster, vom Peterla, das auch nicht wie ein Peter aussieht. Weiß-gelb, gelb, grün. Das Rote fehlt noch, ja, die Bären, die Himmelbären von der Hecke draußen, die gar nicht blau sind, sondern rot. Hannah geht durch die offene Gartentür hinaus zum Weg hinter dem Haus und läuft hinüber zur anderen Seite. Der lose Kies in der Mitte des geteerten Wegs sticht in ihre nackten Fußsohlen, aber da hat sie schon Hornhaut. Da sind aber keine Himmelbären mehr, jetzt fällt es Hannah wieder ein, sie hat sie alle gegessen, gestern. Oma hat geschimpft, weil das weiße T-Shirt ganz rot war vor lauter Bären. Keine Himmelbären mehr für Walter, oje. Dabei mag er sie so gerne.

Aber wo ist dem Walter sein Stall? Er war doch immer gleich hinter Mamas Garten, in der Wiese nebenan. Ach, da steht er, weiter oben in der Wiese, weiter um die Ecke, neben dem Haus, wo der Mann manchmal herausschaut. Walter hat ein neues Haus.

Es raschelt. Walter steht auf seinen Hinterfüßen, fasst das Gitter seines Geheges mit seinen Vorderpfoten und schaut die Gasse hinunter zu ihr.

»Hallo, Walter.« Hannah deutet auf ihr T-Shirt und läuft auf ihn zu. »Guck, das bist du.« Auch die Gasse ist geschrumpft, seit sie mit der Mama das erste Mal zum Walter gelaufen ist, da ging ihr die Böschung an der Gassenseite fast zum Kopf, und jetzt ist sie nur noch bauchhoch.

Sie ist schon am Gehege. Und Walters tropfende rosa Nase stupft am Gitter. Hannah steigt auf die Böschung, um über das Gitter reichen zu können, weil die Löcher im Gitter zu kleinmaschig sind, um die Blätter durchzuschubsen. »Kamele, Löwenzähne und Peterla«, belehrt sie den Walter und holt die Blüten aus der Plastikdose. »Aber keine Himmelbären. Das ist jetzt halt so.«

Dem Walter fällt scheinbar auch nichts ein gegen dieses älteste aller Totschlagargumente. Er streckt die Vorderpfoten hoch am Gitter, beschnuppert das Grünzeug in Hannahs Hand und frisst es. Es kitzelt, ist warm und nass. Walter macht ein gurrendes Geräusch. Hannah lacht und schaut hoch. Und da sieht sie die Himmelbären. In der Hecke vom nächsten Garten. Rot glänzen sie aus dem Grün heraus.

Nicht weiter als bis zum Walter. Aber der arme Walter mag doch die Himmelbären so gerne. Und es ist nicht viel weiter, nur ein paar Schritte. Mama ist ja nicht da.

»Warte mal, Walter«, sagt Hannah. Eins – zwei – drei – vier … Sie zählt die Schritte zur nächsten Hecke – fünf – sechs – sieben – acht – neun – zehn – elf – zwölf … Schon da. Und da ist auch ein Zaun, auf den sie aufsteigen kann, um besser an die Himmelbären zu kommen. Sie braucht beide Hände, also klemmt sie die Plastikdose unter dem Kinn ein. So. Oben. Sie greift nach den Beeren und die Plastikdose fällt von unter ihrem Kinn auf die Hecke. Sie versucht, die Dose mit den Händen zu erreichen, aber sie rüttelt nur an der Hecke und die Dose rutscht durch und landet klappernd auf der Innenseite der Hecke. Scheißikackarsch, sagt Hannah leise. Das sagt der Sinan im Kindergarten. Susi schimpft dann. Aber irgendwie gefällt es Hannah, wenn Sinan es sagt. Sie steigt wieder hinunter. Wenn sie der Mama sagt, wo die Dose ist, wird Mama wieder schimpfen. Ah, da ist eine Gartentür, fünf Schritte noch. Ein rostiges Ding, nur angelehnt. Hannah stemmt ihren pummeligen Körper dagegen und sie geht quietschend auf.

Ein neues Reich öffnet sich. Hier mäht aber kein Papa den Rasen, und hier räumt keine Mama auf und pflanzt Beete. Aus dem verwilderten Rasen ragen zwei alte Autos, die langsam in sich zusammenfallen und ihre zerschlissenen Sitze nach außen quetschen, eine braun befleckte Badewanne, einige ausgebaute Fenster und ein Haufen Kacheln. Dahinter steht ein Wohnhaus, dem hinten eine Küche aus roten Backsteinen angebaut wurde, mit hässlichen, vergilbten Gardinen. Haben die gerade gewackelt? Hannah bahnt ihren Weg vorsichtig an allem vorbei.

Zu so was sagt der Opa »Geschlamp«.

Da liegt die blaue Dose. Sie bückt sich und hebt sie auf. Direkt vor ihr, in der Ecke, liegen versteckt die Himmelbären. Ganz weich und süß sehen sie aus. Mmmm. Einer für Walter, einer für Hannah. Sie lassen sich ganz locker nehmen. Einen schiebt sie sich in den Mund und drückt ihn mit der Zunge gegen den Gaumen. Der süße Saft läuft ihr die Kehle hinunter. Mmmm. Jetzt pflückt sie drei für Walter und legt sie in die Dose.

»Hab ich dich!« Zwei Hände umfassen ihre Waden von hinten. Große Hände mit Schwielen, die in Hannahs pummelige Waden drücken. Sie versucht, sich umzudrehen, aber die Hände lassen sie nicht los.

»Wem gehörst denn du?« Die Stimme ist fistelig und trotzdem rostig, wie die Geräte im Garten, eine Stimme, die nicht oft gebraucht wird. »Wie heißt du?«

»Hannah.«

Die Hände lassen los.

Sie dreht sich um. Der Mann ist klein und dünn, ein Bauch schaut aus seinem karierten Hemd wie eine Kanonenkugel. Bleich ist der Mann, hat eine Glatze und schwitzt durch ein unrasiertes, von tiefen Falten zerfurchtes Gesicht. Er ist alt, noch älter als der Opa, die Schulternähte an seinem Hemd hängen schon mitten an seinen dünnen Oberarmen.

»Gehörst du zu die Melbers?«, fragt er.

»Ja.« Hannah versucht zu lächeln, aber ihr Mund zittert.

»Und du kommst zu mir in den Garten und klaust meine Himbeeren?«

»Die sind für den Walter.«

»Für den … ach, für den Hasen. Aber du hast doch selber welche gegessen. Wissen deine Eltern, dass du hier bist? Darfst du einfach in fremde Gärten gehen und Sachen klauen?«

»Ich hab doch bloß meine Dose geholt.«

»Und Himbeeren geklaut.«

»Da.« Hannah streckt ihm die Dose entgegen.

Der Mann betrachtet die Himbeeren argwöhnisch. »Die kann ich jetzt nimmer brauchen. Wissen deine Eltern, dass du hier bist?«

»Hannah!«, ruft eine Stimme.

»Das ist mein Papa«, sagt Hannah. »Ich muss jetzt gehen.«

»Wo ist denn deine Mama?«

»Die Mama ist im Krankenhaus und kriegt den Benjamin.«

»Aha«, sagt der Mann. »Dann gehe ich mit und sag deinem Papa, dass du bei mir im Garten warst und Himbeeren geklaut hast.«

Hannahs Gesichtszüge entgleisen und Tränen schießen ihr in die Augen. Wenn der Mann dem Papa sagt, dass sie weiter als bis zum Walter gegangen ist, kriegt sie zu ihrem vierten Geburtstag nächste Woche keinen Stoffwalter.

»Aha, der Papa weiß nicht, dass du hier bist. Also gut, ich sage nichts. Aber du musst mir versprechen, dass du wiederkommst. Versprichst du das?«

»Ja.«

Er betrachtet sie mit seinen Augen, die hell wässrig glänzen, wie Kieselsteine in einem Bach.

»Weißt du, der Walter gehört mir. Das ist mein Hase. Und ich kann mit ihm machen, was ich will. Ich kann aus ihm einen Hasenbraten machen, wenn ich will, und ihn aufessen. So ein Hase schmeckt doch gut.«

»Bitte nicht.«

»Aber nur wenn du nichts zu deinem Papa oder zu deiner Mama sagst, und nur wenn du wiederkommst. Verstehst du?«

»Ja.«

»Schöne Beine hast du, so fesche, stämmige.« Seine Hände umfassen noch einmal ihre Waden, dann rutschen sie hinauf zu ihren Knien. Seine Daumen drücken in ihre Kniescheiben, dann lässt er sie los. »Und jetzt gehst.«