image

Dieses E-Book ist die digitale Umsetzung der Printausgabe, die unter demselben Titel bei KOSMOS erschienen ist. Da es bei E-Books aufgrund der variablen Leseeinstellungen keine Seitenzahlen gibt, können Seitenverweise der Printausgabe hier nicht verwendet werden. Stattdessen können Sie über die integrierte Volltextsuche alle Querverweise und inhaltlichen Bezüge schnell komfortabel herstellen.

Basiswissen für Buckfastimker – zur siebten Auflage

40 Jahre, nachdem die Welt der Imker erstmals von Bruder Adams Betriebsweise und Vorgehensweise in der Zucht erfuhr, die für manchen Imker und Bienenwissenschaftler etwas revolutionär Neues darstellte, haben sich gegenwärtig die Imker, die nach Bruder Adams Betriebsweise arbeiten, als „Buckfastimker“ zu zahlreichen Imkerorganisationen im In- und Ausland zusammengeschlossen. Bruder Adams Publikationen, unter anderem die vorliegende, wurde in fünf Sprachen übersetzt.

Bruder Adam „Meine Betriebsweise“ ist ein Standardwerk der Imkerliteratur, dessen Inhalt so aktuell ist wie zum Zeitpunkt des ersten Erscheinens. Einstiegsliteratur für Imkeranfänger, Basiswissen für den Buckfastimker oder für den, der es werden will. Seine Art der Bienenzucht ermöglicht Berufsimkern ein wirtschaftliches Arbeiten, Hobbyimkern höchsten Freizeitspaß.

Der wirtschaftliche Erfolg in Bruder Adams Betriebsweise basiert auf der Zuchtarbeit. Die Imker profitieren heute von der wissenschaftlichen Forschungsarbeit Bruder Adams, seinen Erkundungsreisen in Sachen Honigbiene. Das Leben eines Mönches eignete sich auf eine besondere Weise für ein solches Vorhaben. Bruder Adam arbeitete über 70 Jahre an demselben Projekt, bei dem sich nicht nur Erfolge eingestellt haben, sondern auch so mancher Rückschlag hingenommen werden musste, der von der Klostergemeinschaft getragen wurde. Seine engsten Freunde außerhalb des Klosters haben Bruder Adam stets selbstaufopfernd unterstützt.

Die Neugierde und Spannung, was sich aus dieser oder jener Herkunft von Königinnen züchterisch verwerten lässt, das Planen neuer Reisen und die wachsende Bestätigung seiner Arbeit, durch die imkerlichen Erfolge seiner Schüler und vielleicht sogar die Anfeindungen manchen Zweiflers trieben Bruder Adam vorwärts.

Er besaß für mich immer bewundernswerte Energie. Bis ins hohe Alter hatte er nicht nur einen scharfen Verstand, sondern blieb auch körperlich topfit. Seine letzte Forschungsreise führte ihn zu einer afrikanischen Hochgebirgsbiene auf die Höhenlagen des Kilimandscharo, und das im Alter von 89 Jahren!

Wenn es um die Bienen ging, war er nicht zu bremsen. Es war eigentlich eher selten, dass wir über persönliche Dinge sprachen, schnell kamen wir auf die Bienen zurück. Glück für mich, dass ich meine Englischkenntnisse nicht bemühen musste, konnte man doch jedes Detail in der gemeinsamen Muttersprache diskutieren.

Bruder Adam hatte wirklich eine bewundernswerte Geduld, Hunderten von interessierten Imkern auf Versammlungen oder bei sich zu Hause die jeweils immer und immer wiederkehrenden ähnlichen Fragen zu beantworten.

Die Natur züchtet nicht auf Leistung, die Natur züchtet nur auf den Erhalt ihrer Art. Viele Bienenrassen haben aber für den Imker hochinteressante Einzeleigenschaften. Durch theoretische Überlegungen angeregt, trat er als Mann der Praxis erstmals den Beweis an: Erwünschte Eigenschaften lassen sich von unerwünschten trennen. Auf dem Weg der Kreuzungszucht können neue Eigenschaften erstellt werden, die in der Natur nicht vorkommen. Diese erwünschten Eigenschaften lassen sich in einem Stamm in Form einer homogenen erbfesten Verbindung vereinen. Auch wenn die Honigbienen in züchterischer Sicht eine Sonderstellung einnehmen, gelten trotzdem auch hier die Vererbungsgesetze Gregor Mendels. Für die Leistungen auf dem Gebiet der Bienenzucht erhielt Bruder Adam etliche Ehrungen. Unter anderem wurde er 1973 von Elizabeth II. mit dem O.B.E. (Order of the British Empire) ausgezeichnet, erhielt das Bundesverdienstkreuz, die Ehrendoktorwürde der Universität Uppsala und wurde zum Ehrendoktor der Agrarwissenschaften der Universität Exeter ernannt.

Zu den züchterischen Fragen kommen die arbeitstechnischen Dinge in Bruder Adams Imkerei dazu, die in seinem vorliegenden Buch auf leicht verständliche Weise beschrieben werden. Das Beutensystem ist von verblüffender Einfachheit, in dem jede Königin ihre volle Leistung in uneingeschränktem Brutraum beweisen kann. In der Klosterimkerei arbeitet man sehr effektiv. Wenige Personen betreuen eine hohe Völkerzahl und beschränken sich bei den Betriebsmitteln auf das Wesentliche.

Ich habe Bruder Adam zum richtigen Zeitpunkt kennengelernt, nämlich als Imkeranfänger. Doppeltes Glück, dass er das biblische Alter von 98 Jahren erreichte. Obwohl uns ein Altersunterschied von 55 Jahren trennte, hatte ich fast 20 Jahre mit ihm gemeinsam. Auch er war daran nicht ganz „unschuldig“, dass ich mein Bienenhobby zum Beruf gemacht habe. Für seine tatkräftige Unterstützung bin ich zutiefst dankbar.

Den Erhalt seiner Buckfast-Biene sah Bruder Adam optimistisch: „Angesichts der Tatsache, dass sich unsere Biene einer weltweiten Verbreitung erfreut, sollte deren Erhaltung keine besonderen Schwierigkeiten verursachen. Vorausgesetzt, die Züchter halten sich an unsere Richtlinien und lassen sich von keinen dilettantischen oder pedantischen Vorschriften auf Irrwege leiten. Zudem sollte man sich auf internationaler Ebene gegenseitig helfen. Jedoch ohne jegliche eigenbrötlerische Bedenken. Die Auslese und Entwicklungsmöglichkeiten werden sich dann auf eine weltweite Basis erstrecken.“

Angerstein, Mai 2001

Thomas Rueppel M. A.

Landesverband Niedersächsischer Buckfastimker e.V.

Zur achten Auflage

Enttäuscht mussten Imker, die eine „Pilgerreise“ nach Buckfast unternommen haben, feststellen, dass das Kloster seine Imkerei inzwischen aufgegeben hat. Doch Bruder Adam behält seinen festen Platz in der Imkereigeschichte. Die achten Auflage seines Buches ist kein Rückblick; sie ist die Aufforderung zum Blick nach vorn.

Die Bienen durch Eigenschaftsselektion auf eine Weise zu verändern, dass diese mit neuen Bedrohungen, wie dem Parasiten Varroamilbe, zurechtkommen und ihr Auskommen in bienenfeindlicher Agrarlandschaft finden, ist für jeden Bienenhalter zur wichtigsten Aufgabe geworden.

Den Lesern, die mit Bienenhaltung begonnen haben oder dies planen, sei an dieser Stelle mitgeteilt, dass Bruder Adam bis zum Schluss ohne Varroamilben arbeiten konnte, da diese in England noch nicht angekommen waren. Mit seinen letzten Kreuzungsversuchen mit Bienen vom Kilimandscharo erhoffte er sich Eigenschaften zu finden, die uns mit dem neuen Problem helfen könnten. Erprobt wurden neue Kombinationszuchten zur Problemlösung daher auf dem Kontinent, wo der Parasit schon allgegenwärtig war. Bruder Adams Freund Raymond Zimmer erprobte oft die neuen Zuchtprodukte in der Gegend von Colmar.

Allein zu diesem Thema Varroamilbe muss sich der interessierte Leser daher um den inzwischen sehr umfangreichen Lesestoff bemühen, welcher Wege aufzeigt, die das erfolgreiche Arbeiten dennoch ermöglichen. Zuchtinteressierte Imker haben sich in Vereinen zusammengeschlossen – wie der Gemeinschaft der Europäischen Buckfastimker. In fast jedem Bundesland arbeiten Buckfast-Landesverbände, die heute die Arbeit Bruder Adams auf der Belegstelle Sherburton/Dartmoor, auf einer sehr stattlichen Anzahl von Inselbelegstationen, sicheren Landbelegstellen, Hochgebirgsbelegstellen in den Alpen oder alternativ durch die instrumentelle Besamung von Bienenköniginnen fortsetzen. Nicht nur in Deutschland, nein, in allen angrenzenden Ländern und inzwischen schon weit darüber hinaus.

Jeder Imker hat ein Bienenvolk, welches am besten abschneidet und mit Unbilden aller Art wie harten Wintern oder Krankheiten zurechtkommt oder sich durch besondere Findigkeit, Flugvermögen oder Langlebigkeit der Arbeitsbienen auszeichnet. Beginnen Sie damit Ihre Zuchtauslese, vermehren Sie genau hier und nutzen Sie die Drohnengruppen der Belegstellen. Dazu müssen Sie Ihre Völker beobachten und kontrollieren.

Vertrauen Sie auf Ihr Urteilsvermögen, denn Ihre Bienen werden es Ihnen beantworten oder, wie Bruder Adam sagt: „Let the bees tell you.“

November 2018

Thomas Rueppel M.A.

Landesverband Niedersächsischer Buckfastimker e.V.

Zum Geleit

Heiland, segne du die Bienen, die durch Wachs dem Altar dienen, die durch Honig uns ernähren, die uns Fleiß und Ordnung lehren.

Dieser Segensspruch ziert das inmitten der Natur gelegene Bienenhaus unserer Abtei in Ottobeuren. Er gibt eine tiefe benediktinische Weisheit im Umgang mit Bienen wieder – Kerzenwachs als kostbares Gut für die Liturgie, Honig als Heil- und Nahrungsmittel für den Menschen seit alters her, Fleiß und Ordnung als Ausdruck menschlichen Miteinanders. Wie die Biene stetig für ihr Volk wirkt, so bleibt der Mönch bei seiner Arbeit, ohne Ablenkung und im Dienst an Gott und seiner Gemeinschaft. Die Gedanken und Ideen von Bruder Adam aus der Abtei Buckfast finden auch heute noch Anwendung bei uns – so z. B. bei der Aufzucht von Bienenköniginnen. Daher wünschen wir seinem Buch einen nicht nur unter Benediktinern großen Leserkreis.

Bruder Gebhard Mathies OSB

Imker der Benediktinerabtei Ottobeuren

Zum Geleit

Wenn spätere Imkergenerationen einmal nachforschen werden, wann und durch wen die deutsche Imkerei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts die entscheidenden Anstöße erhielt, das betriebswirtschaftliche Prinzip „kleiner Brutraum – mittlere Volksstärke – mittelgroße Beute“ und „Wirtschaftsvölker = Reinzuchtvölker“ in Frage zu stellen und durch das Prinzip „maximaler Brutraum – starke Völker – große Beuten“ und „Wirtschaftsvölker = (im weitesten Sinne) angekreuzte Völker“ zu ersetzen, dann werden als Zeitpunkt die Jahre zwischen 1950 und 1970 und der Name Bruder Adam mit genannt werden müssen.

Sieht man von den verschiedenen Veröffentlichungen von und über Bruder Adam und die Klosterimkerei Buckfast ab, so sind es vor allem zwei Ereignisse, die wesentlich dazu beigetragen haben, die Prinzipien, nach denen in Buckfast gearbeitet wird, den deutschsprachigen Imkern bekannt zu machen: die richtungweisenden Vorträge Bruder Adams in Hannover (1953, Zucht) und Kassel (1960, Betriebsweise). Sie bilden die Grundlage dieses Buches.

Wir müssen Bruder Adam dankbar sein, dass er dem Rat seiner deutschen Freunde gefolgt ist, die Erfahrungen seines Imkerlebens als Buch vorzulegen. Einmal werden dadurch die umfassenden Erfahrungen dieses Praktikers gesammelt festgehalten, zum anderen wird die Diskussion, um die es heute im deutschsprachigen Raum imkerlich geht, neue Impulse erhalten. Das Buch ist also, obwohl es vornehmlich Vergangenes und Gegenwärtiges behandelt, echt in die Zukunft gerichtet.

Keiner – sei er Bienenwissenschaftler, Vereinsführer, Liebhaber-, Nebenerwerbs- oder Berufsimker –, der den Umbruch der Imkerei in Mitteleuropa heute denkend miterlebt, kann an den Erfahrungen und Thesen Bruder Adams vorbeigehen. Und jeder, der sich mit diesen Erfahrungen auseinandersetzt, wird für seinen ganz persönlichen imkerlichen Erfolg Nutzen daraus ziehen. Vorbedingung ist lediglich, vorurteilslos und aufgeschlossen die Dinge, die Bruder Adam abhandelt, zu durchdenken und auf unsere Verhältnisse zu übertragen.

Es geht in diesem Buch nicht darum – das sei ausdrücklich betont –, Beute, Betriebsweise und Zucht, wie sie in Buckfast durchgeführt werden, nach Deutschland zu importieren. Wohl aber geht es darum, die deutschen Imker mit den Grundprinzipien zu konfrontieren, nach denen seit mehreren Jahrzehnten in Buckfast erfolgreich gearbeitet wird. Diese Grundwahrheiten aber gelten überall. Sie müssen zwar für andere betriebswirtschaftliche Gegebenheiten gut durchdacht und gegebenenfalls abgeändert werden, sind aber grundsätzlich nicht abhängig von den jeweiligen zufälligen klimatischen oder trachtbedingten Verhältnissen. Armbruster hat einmal festgestellt: „Ich kenne keinen tüchtigeren lebenden Imker und Züchter als Bruder Adam.“ Diesem Urteil muss ich, der ich Bruder Adam seit Kassel persönlich kenne sowie die Imkerei Buckfast mehrere Tage besuchte, voll zustimmen und noch hinzufügen: „Ich kenne keine besser, zweckmäßiger und schöner eingerichtete Imkerei als die des Klosters Buckfast, geleitet von Bruder Adam.“ In Buckfast ist alles aus einem Guss: Biene, Betriebsmittel, Betriebsweise, Zucht, Königinnenerneuerung, Bienenpflege, Ernteergebnis, Honiggewinnung und -vermarktung, alles ist bis ins Letzte auf die dortigen Verhältnisse durchdacht; Theorie und Praxis stimmen überein!

Dieses Buch Bruder Adams ist nicht nur interessante imkerliche Lektüre. Es wird vielmehr jeden, der an den Fortbestand der Imkerei glaubt und dafür arbeitet, nicht mehr loslassen. Wer Bruder Adam gehört oder gelesen hat, wird ein anderer Imker. Das Buch ist deshalb auch mehr als ein imkerlicher Ratgeber. Es ist ein Imkerbuch, zu dem der gern mehr als einmal greifen wird, dem es darum geht, die Grundlagen seines imkerlichen Tuns immer wieder neu zu durchdenken. Und wer so stets an sich arbeitet, wird mehr Freude und auch mehr wirtschaftlichen Erfolg auf seinem Bienenstand haben. Erfolg aber ist nicht nur die stärkste Triebfeder des Menschen schlechthin, sondern darüber hinaus bezüglich der Imkerei auch der sicherste Garant, dass sie fortbestehen wird.

Altenwalde-Gudendorf, im März 1969

K.-A. Eickmeyer

Vorwort zur ersten Auflage

Die Bienenhaltung im deutschen Sprachgebiet befindet sich an einem Wendepunkt. Fortschrittliche Imker haben erkannt, dass die traditionellen Verfahren in eine Sackgasse führen, in der keine nennenswerte wirtschaftliche Entwicklungssteigerung mehr erreichbar ist. Dieser Stillstand führte mancherorts bereits zu schmerzlichen Rückschritten. So folgte im Sommer des vergangenen Jahres dem Buch über meine Reiseerlebnisse „Auf der Suche nach den besten Bienenstämmen“ nun ein weiteres über die wesentlichen Erkenntnisse und praktischen Erfahrungen, die im lmkereibetrieb des Klosters Buckfast gewonnen wurden.

In den vergangenen Jahren erläuterte ich die Buckfast-Betriebsweise mehrfach in den Vorträgen und Aufsätzen im In- und Ausland. Meine Ausführungen fanden besonders auch bei deutschen Hörern und Lesern ein gutes Echo. Fortschrittliche Imker, die meine Erkenntnisse übernahmen, erzielten überdurchschnittliche Ergebnisse. Diese Tatsache ermutigte mich, in meine vorliegenden Darlegungen über die Betriebsweise auch Ausführungen über die Zuchtverfahren und Zuchtmaßnahmen mit einzuarbeiten – beruht doch der wirtschaftliche Erfolg meiner Betriebsweise zum wesentlichen Teil auf der Zucht.

Mitunter hört man die Meinung, die Buckfast-Betriebsmaßnahmen seien wohl brauchbar für England, nicht aber für Mitteleuropa. Nun, vor 50 Jahren äußerte man in England ganz ähnliche Meinungen über Neuerungen, wie sie damals aus Amerika kamen. Trotzdem sind diese Neuerungen im Lauf der Zeit zum Allgemeingut geworden, und ich habe vieles davon nutzbringend in den Buckfast-Betrieb eingebaut. Ähnlich dürfte sich der Verlauf während der nächsten Jahrzehnte in Mitteleuropa gestalten. Zudem besteht noch Grund zu der Annahme, dass in manchen Gegenden des deutschen Sprachraumes weit bessere Durchschnittserträge – die ja doch per Saldo entscheidend sind – von Natur aus zu erreichen sind als in England.

Eine entsprechende Anpassung des imkerlichen Betriebes an die jeweiligen Umweltverhältnisse ist immer und selbstverständlich Voraussetzung. Überstürzungen in den Umstellungsmaßnahmen würden nicht zu den erwünschten Resultaten führen. Die Imker müssen sich vielmehr zunächst über Entwicklungen, Vor- und Nachteile klar sein, sie müssen sich auch über das Warum und das Für und Wider eingehend informieren. Blindes Nachahmen wäre in jedem Fall von Übel.

Die zweckentsprechende Anwendung des hier im Buch Gesagten bedarf zunächst der Durchdenkung, danach der Anpassung an die Standortbedingungen des eigenen Betriebes. Nicht zuletzt wird es sich als nötig erweisen, einige liebgewonnene, doch überholte Ansichten und Traditionen zu opfern.

Buckfast Abbey in Devon, Frühjahr 1969

Bruder Adam

Vorwort zur dritten Auflage

Es sind nunmehr 17 Jahre verflossen seit jenem Vortrag in Kassel, in dem unsere Betriebsweise erstmals in deutscher Sprache erläutert wurde. In der deutschen Bienenhaltung hat sich inzwischen eine weitgehende Umwälzung eingestellt. Der eigentliche Anlass zu dieser Entwicklung war jedoch ohne Zweifel der Vortrag in Hannover im März 1953, in dem die wirtschaftlichen und züchterischen Vorteile eines unbeschränkten Brutraumes hervorgehoben wurden.

Wie immer, wenn fortschrittliche Anregungen in Erwägung kommen, so wurde auch hier die Richtigkeit oder, genauer gesagt, deren Anwendungsmöglichkeit unter mitteleuropäischen Verhältnissen bezweifelt. Es wurde nicht erkannt, dass gewisse Richtlinien eine universelle Gültigkeit haben. Als falsch erwiesen sich auch jene Annahmen, die davon ausgingen, dass die Trachtmöglichkeiten in Süd-Devon weit günstiger seien als diejenigen im deutschen Sprachgebiet.

Die im Vorwort zur ersten Auflage erwähnten Bedenken haben sich inzwischen weitgehend als unberechtigt und irreführend erwiesen. Wie ich schon Jahre zuvor vermutete, sind die Trachtverhältnisse in Mitteleuropa weit günstiger und zuverlässiger als in Südwest-England. Soweit nach den neuen Richtlinien geimkert wurde, waren die tatsächlichen Durchschnittserträge in Mitteleuropa während der vergangenen 15 Jahre weit höher als die unsrigen. In dem ungewöhnlich guten Sommer 1976 wurden sogar Durchschnittserträge geerntet und Spitzenleistungen erreicht, wie man sie sonst nur in Australien für möglich gehalten hatte. Solche Erträge konnten bei uns in England noch nie auch nur annähernd erreicht werden.

Diese dritte Auflage enthält keine weiteren Ergänzungen unserer Betriebsweise, Zuchtverfahren und Zuchtmaßnahmen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil sich auf diesem Gebiet keine besseren Methoden finden ließen. Es wurde jedoch dieser Auflage ein weiterer Abschnitt hinzugefügt, der sich auf die hygienischen Maßnahmen bezieht, die wir in einer modernen Bienenhaltung für nötig erachten. Neu hinzugefügt haben wir auch, aufgrund vieler Anfragen, Anweisungen zur Herstellung von Met.

Buckfast Abbey in Devon, Ostern 1978

Bruder Adam

Vorwort zur fünften Auflage

Dieses Buch füllte in der Imkerliteratur eine Lücke. Es erschien bisher in nicht weniger als fünf Sprachen: Deutsch, Englisch, Französisch, Griechisch und Schwedisch.

Obwohl es in verschiedenen Teilen der Welt erschien, waren keine Textänderungen oder Ergänzungen nötig. Die wesentlichen Prinzipien bewähren sich offensichtlich überall. Es wurden jedoch Sinn und Zweck gewisser Maßnahmen nicht immer voll erkannt. Deshalb war es nötig, diese Auflage mit zusätzlichen Hinweisen zu ergänzen. Manche Maßnahmen mögen als geringfügig erscheinen, ihre Folgen jedoch können entscheidend sein.

Maximale Leistungsergebnisse pro Volk zu erreichen, war von jeher wesentlichstes Zuchtziel; dazu sind Königinnen höchster Güte unerlässlich. Wenn deren Entwicklung auf irgendeine Weise verhindert wird, ist die Entfaltung ihrer erbbedingten Leistungseigenschaften entsprechend gehemmt. In jeder neuzeitlichen Bienenhaltung ist die tatsächliche Güte einer Königin letztendlich der entscheidende Faktor, wenn es um die Wirtschaftlichkeit geht.

Buckfast Abbey in Devon, Ostern 1988

Bruder Adam

Biene, Beute, Betriebsform

Allgemeines

Meines Erachtens ist die Betriebsweise eine unerlässliche Vorbedingung, die jedem Volk in den gegebenen Verhältnissen die günstigsten Möglichkeiten zur besten Entwicklung und höchsten Honigleistung verschafft. Jede Betriebsweise muss allerdings auf die Eigenschaften und Besonderheiten der verwendeten Biene abgestimmt sein. Die Beute spielt eine nicht unwesentliche Rolle. Die Zucht bildet jedoch die eigentliche Grundlage, auf der unser Erfolg beruht.

Es ist nun meine Aufgabe, die vier Hauptfaktoren, wie sie in unserem Imkereibetrieb in jedem gegebenen Fall in Betracht kommen, im Einzelnen ausführlich zu erörtern, vor allem das Warum, Für und Wider hervorzuheben.