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»Im Garten geschieht kaum etwas, das keine Auswirkung auf das gesamte System hat. Fast alles hängt zusammen, ist Ursache oder Wirkung.«

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VORWORT

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DER GARTEN IST VOLLER LEBEN. Vieles ist sichtbar, vieles geschieht aber auch im Verborgenen. Doch alles hängt zusammen. Wie beispielsweise das Efeu, das jeden freien Platz nutzt, um sich auszubreiten. Dadurch schafft es Lebensraum für Spinnen und Käfer, damit auch für Vögel, die zwischen seinen Blättern Nistplätze und Futter finden. Die Natur ist ein Gefüge, das sich über Millionen von Jahren entwickelt hat. Der Garten ist ein Teil davon.

Welche Rolle spielt der Mensch dabei? Eine entscheidende. Denn der Garten ist ein Stückchen Land, das eine menschengemachte Vergangenheit hat. Unberührte Natur gibt es in unseren Breiten nicht mehr. Der Mensch steht ihr auch nicht gegenüber, vielmehr ist er Teil von ihr. Ein Teil, der seit Hunderten von Jahren entscheidend eingreift und verändert. Zeit, zumindest einige der Zusammenhänge besser zu verstehen. Und wo ginge das besser als im Garten!

Dieses Buch nimmt Sie mit auf eine Reise durch den Jahreslauf. Von den ersten Knospen im Winter bis zu den letzten Beeren im Herbst, von der Mispel hoch in der Baumkrone bis zu den Springschwänzen im Boden. Beim Verstehen, dass es sich um ein großes Ganzes handelt, wird auch die eigene Rolle deutlicher: Der Mensch beherrscht nicht, er gibt nur eine Richtung vor, in die sich alles entwickeln soll. Verstehen führt ganz nebenbei auch zu der Erkenntnis, dass manche Probleme selbst gemacht sind. Etwa, dass ein Rittersporn im Schatten nie richtig wachsen wird, dass Blattlausbefall sich meist von ganz alleine löst und dass das große Aufräumen im Herbst sogar kontraproduktiv ist. Gehen Sie mit auf die Reise. Schauen Sie, verweilen Sie, lassen Sie sich inspirieren!

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EINLEITUNG

VON DEN ERSTEN HAMAMELISBLÜTEN bis zur letzten Hagebutte, vom hungrigen Zitronenfalter bis zum Igel im Winterschlaf: Dieses Buch führt durch das Jahr. Dabei stehen jedoch nicht Monatsnamen im Vordergrund, sondern das, was gerade im Garten passiert: Knospen, die sich öffnen, Früchte, die reifen, und Laub, das fällt. Die Kapitel sind nach dem phänologischen Kalender eingeteilt – nach dem, was erscheint und zu beobachten ist da draußen. Die Dunkle Erdhummel sowie der Giersch sind dabei Ihre Begleiter durch den Jahreslauf.

Was ist im Frühsommer im Garten zu sehen, und was genau geschieht im Spätherbst? Warum hat der Krokus einen kurzen Stängel, wo kommen von einem Tag auf den anderen die ganzen Blattläuse her, und wohin verschwindet eigentlich das Herbstlaub? Vieles entzieht sich einem schnellen Blick und geschieht eher im Verborgenen. Doch auch hinter all dem, was sichtbar ist, gibt es so manchen Zusammenhang, der sich kaum erahnen lässt – was macht zum Beispiel die Ameise mit der Bläulings-Raupe? »Das grüne Wunder« versucht, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Doch nur ein kleiner Bruchteil all dessen, was im Garten vor sich geht, lässt sich auf diesen Seiten beleuchten.

Im Garten geschieht kaum etwas, das keine Auswirkung auf das gesamte System hat. Fast alles hängt zusammen, ist Ursache oder Wirkung. Darüber hinaus ist das Stückchen Land hinter dem Haus Teil der Umwelt – der Landschaft oder der Stadt, in der es liegt. Es kommen jede Menge Einflüsse von außen, aber jeder einzelne Garten hat auch eine kleine, nichtsdestoweniger entscheidende Rolle darin. Naturgesetze, menschengemachte Einflüsse – alles spielt ineinander. Garten und Menschen umgibt ein großes Ganzes. Das fällt umso stärker auf, wenn etwas nicht mehr so ist, wie es war, seit wir uns erinnern können. Insekten sterben, und das in alarmierender Zahl. Tiere wie Schwebfliegen und Wespenspinnen sind uns nicht so nah wie Kaninchen oder Rotkehlchen, wenig bekannt und oft keine Sympathieträger. Doch wovon ernähren sich dann die Vögel, die wir im Garten so schätzen? Auch ihre Zahlen sinken. Je mehr verloren geht, desto mehr wird uns der Wert dessen, was einmal gewesen ist, bewusst.

Daher hilft: Hinschauen. Aufmerksam betrachten, was da im Garten vorgeht. Auch hinter die Borke, unter die Erde, in das Samenkorn gucken. Den großen Schatz erkennen und den Wert, den selbst Winziges wie das Ei eines Schmetterlings oder ein mikroskopisches Bodenlebewesen hat. Alles hat seinen Platz und seine Aufgabe in dem Gefüge, das sich über Jahrtausende entwickelt hat und funktioniert. Dazu ist es wichtig, Zusammenhänge zu erkennen. Denn so idyllisch der Garten auch wirken mag: Hier spielen sich ungeahnte Kämpfe ab, bei denen es ums Überleben geht. Pflanzen wetteifern um die besten Plätze in dem Bestreben, möglichst viel Licht abzubekommen. Das Spinnennetz, achtlos zerrissen, wurde unter Mühen gesponnen, um Nahrung einzufangen. Bienen fliegen unermüdlich von Blüte zu Blüte, um ihre Nachkommen füttern zu können. Vögel verteidigen ihr Revier in dem Bestreben, einen der selten gewordenen Nistplätze zu ergattern.

Wer das weiß und erkennt, kann besser entscheiden, was er in seinem Garten tun will. Wo und wie er eingreift. Wo die eigenen Vorstellungen Priorität haben und wo sie vielleicht zugunsten des bestehenden Gefüges in den Hintergrund treten könnten. Auch wenn die Brennnessel nicht zu den Lieblingsgewächsen gehört, kann sie in einer Gartenecke leben und dort Nahrung für Schmetterlingsraupen bieten. Möglichkeiten gibt es viele. Selbst wenn es nur ein bisschen ist: Wenn viele etwas tun, kann das schon eine ganze Menge bewirken!