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[4]Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Print: ISBN 978-3-7910-4488-0 Bestell-Nr. 10331-0001
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ePDF: ISBN 978-3-7910-4490-3 Bestell-Nr. 10331-0150

Martin Schütte

Mitarbeiterorientierte Unternehmensführung

1. Auflage, September 2019

© 2019 Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH

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Produktmanagement: Dr. Frank Baumgärtner

Lektorat: Friederike Moldenhauer, Hamburg

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[1]

Hinweis zum Urheberrecht

Abbildung

Schäffer-Poeschel Verlag für Wirtschaft · Steuern · Recht GmbH, Stuttgart

[11]Abbildungsverzeichnis

Abb. 1.1: Renditeformel
Abb. 2.1: Wir brauchen ein neues Bild vom Unternehmen
Abb. 2.2: Die Rollen der Personalfunktion
Abb. 2.3: Was muss die Personalfunktion noch selbst machen?
Abb. 3.1: Differenzierung der Kapitalsorten
Abb. 3.2: Definition Humankapital
Abb. 3.3: Saarbrückener Formel
Abb. 3.4: Personalbarometer
Abb. 3.5: Personal-Risiko-Portfolio
Abb. 3.6: Human Potenzial Index, Beispiel Personalstrategie
Abb. 3.7: Visualisierung einer Befragung am Beispiel Unternehmenskultur Hypo-Bank
Abb. 3.8: Kulturbarometer der Hypo-Bank
Abb. 4.1: Der Fokus des Managements verschiebt sich
Abb. 4.2: Bedürfnispyramide nach Maslow
Abb. 5.1: Werbung für die Hypo-Bank mit »Querdenkern«
Abb. 5.2: Potenzial-Matrix
Abb. 5.3: Stresskurve (Abbildung mit freundlicher Genehmigung von Dr. Uwe Klein)
Abb. 6.1: Führungskonzept der »ermächtigten Eigeninitiative«
Abb. 7.1: Kommunikation bei Veränderungsprozessen
Abb. 9.1: Kriterien der Unternehmensentwicklung nach Probst und Raisch
Abb. 9.2: Klassisches Vorgehren bei der Strategieentwicklung
Abb. 9.3: Kommunikation nach dem Kaskadenmodell
Abb. 9.4: Entwickeln einer Strategie
Abb. 9.5: Lean vs. Learn-Management nach Fuchs
Abb. 10.1: Teamarbeit nach der Wurzelmethode
Abb. 11.1: Gleiche Chancen nur bis zum Studienabschluss
Abb. 11.2: Analyse der Altersstruktur im Unternehmen
Abb. 11.3: Alternsgerechte Gestaltung der Arbeitsplätze bei Audi

[13]Abkürzungsverzeichnis

ABS Asset Backed Securities
ADT Attention Defizit Trait
AEG Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft
AfA Abschreibung auf Anschaffungen
AUB Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger
BetrVerfG Betriebsverfassungsgesetz
BMAS Bundesministerium für Arbeit und Soziales
BTX Bildschirmtext
BV Bayerische Vereinsbank AG
CEO Chief Executive Officer
CHRO Chief Human Resources Officer
CRS Corporate Social Responsibility
DAX Deutscher Aktien Index
DCF Discounted Cash Flow
DGFP Deutsche Gesellschaft für Personalführung e.V.
DKP Deutsche Kommunistische Partei
EDV Elektronische Datenverarbeitung
EZB Europäische Zentralbank
FH Fachhochschule
GG Grundgesetz
HCC Human Capital Club e.V.
HCTM Human Capital Transparency Monitor
HPI Human Potential Index
HR Human Resources
HV Hauptversammlung
Hypo Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank AG
ITT ITT Co., amerikanischer Technologiekonzern
KI Künstliche Intelligenz
KonTraG Gesetz zur Kontrolle und Transparenz im Unternehmensbereich
KPD Kommunistische Partei Deutschland
KVP Kontinuierlicher Verbesserungsprozess
MBA Master of Business Administration
MMU Mitarbeitermeinungsumfrage
MTU Motoren- und Turbinen-Union
NGO Non-Governmental Organization
OFK Oberer Führungskreis
PS Privatkunden und Service
PVP Porsche Verbesserungsprozess
SZ Süddeutsche Zeitung
[14]VDI Verband Deutscher Ingenieure
VUCA Volatile, Uncertain, Complex, Ambiguous
ZEW Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung
ZfW Zentrum für Forschung und Wissenstransfer

[15]Teil I Warum ist das ein Thema für die Unternehmensführung?

[17]1 Warum Mitarbeiterorientierung?

1.1 Die Bedeutung der Mitarbeiter für den Erfolg des Unternehmens

Verbal sind die Mitarbeiter im Topmanagement flächendeckend angekommen. Es gibt kaum einen Geschäftsbericht oder eine Grundsatzrede eines Vorstandsvorsitzenden, in denen die Mitarbeiter nicht als wichtigster Vermögenswert, als Kapital, Ressource oder ähnliches beschrieben und gelobt werden. Auch in Befragungen äußern sich Manager entsprechend. Schon 2006 bezeichneten Führungskräfte als größte strategische Herausforderung, die Potenziale der Mitarbeiter zu nutzen (63 Prozent).1 Im Jahr 2012 nannten von IBM befragte Unternehmenschefs mit 71 Prozent die Mitarbeiter als den wichtigsten Faktor für nachhaltigen Erfolg.2 Das ist auch berechtigt, denn sie sind tatsächlich das wichtigste Kapital und damit Erfolgsfaktor für das Unternehmen. Das ergibt sich aus folgenden Gründen:

1.1.1 Nur Mitarbeiter schaffen Wert

Auf Managementebene wird viel zu wenig reflektiert, dass von den Ressourcen, mit denen das Unternehmen arbeitet, nur die Mitarbeiter Werte schaffen können. Das Finanzkapital allein schafft keine Werte und das Sachkapital verursacht nur Kosten, wenn es nicht bewegt und genutzt wird. Die Einzigen, die Werte schaffen und die andere Ressourcen einsetzen können, sind die Mitarbeiter (Tab.1.1). Nur sie können handeln und dafür sorgen, dass mit ihrem Handeln und mit ihrem Einsatz der Ressourcen des Unternehmens Werte geschaffen werden.

Finanzkapital Sachkapital Humankapital
Passiv/Objekt Passiv/Objekt Aktiv/Subjekt Agiert, reagiert Hat eigenen Willen bzw. eigene Interessen
Schafft allein keine Werte (abgesehen von Kapitalmarktverzinsung) Allein reiner Kostenträger Schafft Werte

Tab. 1.1 Merkmale der unternehmenseigenen Ressourcen

Das Besondere der Mitarbeiter, was sie von den anderen Ressourcen des Unternehmens unterscheidet, ist, dass sie keine Objekte sind, sondern Subjekte mit eigenen Vorstellungen, Zielen und Motiven. Die entscheiden darüber, ob sie sich überhaupt, nur mäßig oder engagiert für das Unternehmen einsetzen oder gar nur Dienst nach Vorschrift machen. Sie können Mitarbeiter auf allen Ebenen auch dazu bringen, nicht für, sondern gegen die Ziele und Interessen des Unternehmens zu handeln und ihm Schaden zuzufügen. Bekanntlich wurden ganze Weltkonzerne durch kriminelles Handeln ihres Topmanagements in den Abgrund geführt, wie z.B. Worldcom oder Enron.

All das müsste genügen, um klarzumachen, warum sich das Management mit den Mitarbeitern mit demselben Aufwand, derselben Intensität und Systematik beschäftigen muss, wie es das hin[18]sichtlich der anderen Ressourcen gewohnt ist. Leider ist das nach wie vor überhaupt nicht der Fall, denn die Agenden der Vorstandssitzungen werden weiterhin von den anderen Themen dominiert.

1.1.2 Die Mitarbeiter sind der strategische Erfolgsfaktor Nr. 1 im globalen Wettbewerb

»Europas Reichtum liegt im Wissen und Können seiner Menschen: Dies ist der Schlüssel zu Wachstum, Beschäftigung und sozialem Zusammenhalt« (Berliner Erklärung zu Europa, März 2007).3 Das gilt insbesondere für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland. Gleichzeitig sind Mitarbeiter der entscheidende Differenzierungsfaktor im Wettbewerb. Wissen, Können, Erfahrung, Engagement, Kreativität, Risikobereitschaft und andere Fähigkeiten der Mitarbeiter inklusive des Managements entscheiden darüber, wer sich im Wettbewerb letztlich durchsetzt. Der Kreis an Talenten, die über diese Eigenschaften verfügen, ist naturgemäß begrenzt. Deswegen werden nur die Unternehmen in diesem Wettbewerb überleben, denen es gelingt, diese Talente zu gewinnen und an sich zu binden. Anders ausgedrückt: Die Kernkompetenzen des Unternehmens, mit denen es sich am Markt behauptet, sind immer die Kompetenzen der Mitarbeiter, d.h. des Humankapitals.4 Schon Peters und Waterman betonten die echte Mitarbeiterorientierung als Kennzeichen der Spitzenunternehmen und zitieren den IBM-Chef Thomas J.Watson, dessen wichtigste Überzeugung die Achtung vor dem Einzelnen sei. Gleichzeitig bezeichnen sie es als größte Katastrophe, dass die Realität bei den meisten Unternehmen aus reinen Lippenbekenntnissen bestehe.5 Auch die von Pfläging untersuchten Ausnahmeunternehmen sehen in ihren Mitarbeitern den einzig wahrhaften Wettbewerbsvorteil.6 Dieser Vorteil ist auch nachhaltig, da er kaum kopierbar ist, worauf der neue Audi-Chef Bram Schot hinweist: »Wir leben in einer Zeit, wo alles kopierbar ist. Nur die richtige Kultur und die richtigen Leute sind es nicht.«7

1.1.3 Qualifizierte Mitarbeiter sind die einzige knappe Ressource

Dabei sind qualifizierte Mitarbeiter für deutsche Unternehmen die einzige wirklich knappe Ressource. Kapital gibt es im Überfluss und auch Rohstoffe sind in ausreichendem Umfang vorhanden und verfügbar. Der einzige Engpass sind qualifizierte Mitarbeiter. Fachkräftemangel ist ein wichtiges Anliegen von Wirtschaft und Politik. Die Bundesagentur für Arbeit sieht zwar noch keinen flächendeckenden Mangel an Fachkräften, jedoch stellt sie regional und in wichtigen Berufsfeldern, wie in technischen Berufen, IT sowie Gesundheit und Pflege, bereits einen Mangel fest.8 Nach dem Ingenieurmonitor des Verbands Deutscher Ingenieure (VDI) ist die Engpassrelation (offene Stellen/Arbeitslose) bei den Ingenieurberufen bundesweit in 2017 um 25 Prozent auf 326/100 gestiegen.9 In Bayern fehlten 2017 den Unternehmen 227.000 Fachkräfte mit einer erwarteten Verdoppelung auf 451.000 bis 2035.10 Diese Entwicklung hält an und wird sich mit der demografischen Entwicklung weiter verschärfen, die in Deutschland zu einem dramatischen Rückgang der Bevölkerungszahlen und damit einhergehend einem sinkenden Arbeitskräftepotenzial sowie einer ebenso deutlichen Verschiebung der Altersstruktur führt. Nach der aktuellen Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Bundesamts sinkt der Anteil der Erwerbsfähigen (Alter 20–64) von 2013 bis 2030 um 10 Prozent und bis 2060 um 31 Prozent bei gleichzeitigem Anstieg der Rentenbezieher um 50 bzw. 91 Prozent.11

[19]1.1.4 Die Mitarbeiter sind ein wesentlicher, häufig der größte Kostenfaktor

In der globalisierten Welt tobt nicht nur ein scharfer Wettbewerb um die qualifiziertesten und innovativsten Produkte und Mitarbeiter, sondern auch ein gnadenloser Kostenwettbewerb. Je qualifizierter die Mitarbeiter und ihre Arbeitsplätze sind, desto höher sind die Kosten. In den meisten Branchen sind die Personalausgaben der mit Abstand größte Kostenblock, auch wenn mit steigender Kapitalintensität ihr Anteil an den Gesamtkosten und damit ihr Gewicht tendenziell abnimmt. Auch damit haben die Mitarbeiter einen entscheidenden Einfluss auf den Unternehmenserfolg.

1.1.5 Mitarbeiter sind auch ein Risikofaktor

Da die Mitarbeiter den entscheidende Erfolgsfaktor für das Unternehmen darstellen, sind sie gleichzeitig ein entsprechendes Risiko für den Erfolg, wenn das Unternehmen nicht die richtigen Mitarbeiter hat, die Mitarbeiter sich nicht engagieren oder sogar gegen die Interessen des Unternehmens agieren.

Bedeutung der Mitarbeiter
  • Nur Mitarbeiter schaffen Wert.
  • Sie sind der strategische Erfolgsfaktor Nr. 1.
  • Qualifizierte Mitarbeiter sind die einzige knappe Ressource.
  • Sie sind ein bedeutender Kostenfaktor.
  • Sie stellen auch einen Risikofaktor dar.

1.2 Was bringt die Zukunft?

Die berechtigte Frage lautet, ob diese zentrale Rolle und Bedeutung der Mitarbeiter für den Erfolg der Unternehmen auch in Zukunft noch gelten wird. Auslöser sind die technologischen Entwicklungen, die zu Recht als digitale Revolution bezeichnet und empfunden werden. Automatisierung, Roboterisierung, Künstliche Intelligenz (KI) und soziale Medien verändern nicht nur die Arbeitswelt, sondern alle Bereiche unseres Lebens dramatisch. Wird es in Zukunft überhaupt noch Arbeit im herkömmlichen Sinne geben, die von Menschen verrichtet wird, und brauchen wir dann noch Unternehmen oder andere Formen der organisierten Zusammenarbeit? Diese Frage spitzt Bestseller-Autor Yuval Noha Harari in seiner Vision zu, dass der Mensch dabei ist, die Gesetze der Evolution endgültig zu entschlüsseln und selber aktiv gestalten zu können, d.h. die Gattung Mensch abzuschaffen und durch Wesen der künstlichen Intelligenz zu ersetzen. Der Homo sapiens (sein erstes Buch) wird zum Homo Deus, also Gott.12 In dieser Welt haben Mitarbeiter und Unternehmen und damit auch mitarbeiterorientierte Unternehmensführung keinen Platz.

1.2.1 Ein Blick zurück

Bevor wir voreilige Schlüsse ziehen, lohnt ein kurzer Blick zurück. Revolutionäre Entwicklungen sind nicht neu. Schon seit Jahrzehnten sehen sich die Unternehmen einem wachsenden und sich beschleu[20]nigenden Veränderungsdruck ausgesetzt, der durchaus revolutionären Charakter hat. Dazu gehören Globalisierung mit dem weltweiten Kosten- und Qualitätswettbewerb, demografische Entwicklung mit sinkenden Bevölkerungszahlen und steigender Lebenserwartung in den Industriestaaten, Macht der globalen Kapitalmärkte mit der Fixierung auf kurzfristige Renditesteigerungen (Shareholder-Value), Ende des quantitativen Wachstums und der Krise des Wohlfahrtstaates, Entstehen der Wissensgesellschaft und den beschriebenen technologischen Entwicklungen. Hinzu kommt eine wachsende Zahl an Kriegen in vielen Regionen und damit verbundene Migrantenströme. Diese Entwicklungen betreffen nicht nur die Unternehmen, sondern erfassen alle Bereiche von Gesellschaft und Staat. Diese Veränderungen führen zu einem allgemeinen Gefühl von Unsicherheit und Angst, weil gewohnte Strukturen und Gewissheiten infrage gestellt zu werden scheinen.

Solche Zeiten des Umbruchs der Verhältnisse und Zusammenbruchs der gewohnten Ordnungen hat es immer wieder gegeben, sei es nach verheerenden Kriegen wie dem Dreißigjährigen Krieg, den beiden Weltkriegen, bahnbrechenden Erfindungen wie dem Buchdruck oder der der Dampfmaschine, Elektrizität, Eisenbahnen, die die industrielle Revolution auslösten, oder auch als Werteordnungen wie das mittelalterliche Weltbild durch die Renaissance und Aufklärung abgelöst wurden. Begleitet wurden diese Umbruchszeiten immer von Propheten, die glaubten, die langfristigen Folgen dieser Umbrüche vorhersagen zu können. In neuerer Zeit gehören dazu z.B. Oswald Spengler mit der Vorhersage des Untergangs des Abendlandes (1912), John Maynard Keynes mit der Prophezeiung von Massenarbeitslosigkeit (1930), Francis Fukuyama nach der Wende mit dem Ende der Geschichte (1992), Jeremy Rifkin mit dem Ende der Arbeit (1995) als Folge der Digitalisierung und jetzt Yuval Noha Harari mit dem Ersatz des Menschen durch künstliche Intelligenz. Die tatsächliche Entwicklung nahm jeweils einen anderen Verlauf. Neu allerdings ist die ungeheuerliche Geschwindigkeit und Bandbreite der jetzigen Veränderungen, die nahezu alle Bereiche zu erfassen scheint.

1.2.2 Management der permanenten Veränderung

Zusammenfassend kann man behaupten, die einzige Gewissheit und Konstante ist der permanete Wandel13 und er vollzieht sich immer schneller und radikaler. Die Auswirkungen werden immer komplexer und gleichzeitig unsicherer, da die Folgen mehrdeutig und nicht vorherzusagen sind (Ambiguität). Die amerikanischen Militär-Strategen nennen das Umfeld, auf das sie sich einstellen, deshalb VUCA, d.h. volatile, uncertain, complex, ambiguous14. Für Unternehmen und die Mitarbeiter bedeutet das, dass ihre Bereitschaft und Fähigkeit, sich diesem Wandel zu stellen und sich zu verändern, die entscheidende Voraussetzung und Bedingung ist, um sich in diesem Umfeld behaupten zu können. Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit sind damit der Schlüssel zum Überleben.15 Diese Einstellungen zu fördern und zu erhalten wird zur Hauptaufgabe der Unternehmensführung. Das gilt natürlich auch für das Topmanagement selbst. Seine Mitglieder gehören auch zu den Mitarbeitern des Unternehmens. Sprechen wir von Mitarbeitern, geht es um alle im Unternehmen Beschäftigten, also auch die Führungskräfte inklusive des Topmanagements. Ein weiteres gemeinsames Merkmal der Entwicklungen ist, dass das Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung umso stärker wächst, je grundlegender der Wandel ist. Die beiden Stanford-Professoren James C. Collins und Jerry I. Porras beschreiben dieses Phänomen in ihrer Analyse der langfristig erfolgreichsten Unternehmen. Sie betonten, dass der Wandel zwar eine Konstante sei, aber nicht die Einzige (»change is a constant, but not the only constant«). Wichtig sei, sich auch auf das zu besinnen und herauszuheben, was sich nicht verändert und erhalten bleibt. Sie nennen das das Sowohl-als-auch [21](»No tyranny of the Or – embrace the genious of the And«), bildlich wird dies im Yin-Yang-Symbol ausgedrückt. Das Erfolgsgeheimnis jener untersuchten langjährig erfolgreichen und visionären Unternehmen sei, dass sie diese doppelte Aufgabenstellung bewältigen: »Preserve the Core and stimulate Progress.«16 Die Balance zwischen diesen beiden Polen zu halten, ist auch das Selbstverständnis der von Pflägling beschriebenen Ausnahmeunternehmen.17 Diese Aufgabe wird umso wichtiger, je stärker und schneller der Veränderungsdruck zunimmt. Es kommt darauf an, das, was bleibt und sich nicht verändert, als ruhenden Pol herauszuarbeiten, der Orientierung und Sicherheit gerade in der Zeit permanenter Verunsicherung geben kann. Denn jede Veränderung verunsichert und löst Widerstand bei den Betroffenen aus. Diesen ruhenden Pol, der langfristige Orientierung gibt, können Grundwerte, Leitbilder oder Visionen bilden. Sie beschreiben das, was bei aller Veränderung der Kern der Aufgabenstellung, des Selbstverständnisses oder der Zielsetzung des Unternehmens ist und bleiben soll. Beispiele sind »Freude am Fahren« (BMW), »die Firma existiert, um Schmerz und Krankheit zu lindern« (Johnson & Johnson), »gemeinsames Ziel, Menschen den Aufstieg zu ermöglichen« (Mischkonzern Mahindra, Indien) oder »Du sollst keine Produktidee töten« (3 M). Allen ist gemeinsam, dass sie Gültigkeit behalten, auch wenn sich die Produkte, der Vertrieb, die Organisation, der Kundenkreis oder andere Unternehmensmerkmale wesentlich verändern. Diese Leitbilder schaffen damit Vertrauen bei den Beteiligten, vor allem den Mitarbeitern und Kunden. Diese doppelte Aufgabe, die Veränderungsfähigkeit und -bereitschaft zu erhalten und gleichzeitig Orientierung und Sicherheit zu geben, ist zentrale Aufgabe des Managements. Was bringt also die Zukunft? Die einzig sichere Konstante ist der Wandel. Das heißt, dass die zentrale Herausforderung darin besteht, gleichzeitig Veränderung und Kontinuität zu managen.

Veränderung muss von den Mitarbeitern umgesetzt werden. Jede Veränderung im Unternehmen kann nur von und durch die Mitarbeiter umgesetzt werden. Nur sie können aktiv etwas bewirken, deswegen rückt der Einzelne nochmal mehr in den Fokus, je stärker der Veränderungsdruck ist. Veränderung bedeutet immer, dass die Betroffenen ihr Verhalten ändern müssen. Verhaltensänderungen können nicht angeordnet werden, sondern müssen von der Person selbst vorgenommen werden. Widerstand dagegen ist die natürliche Reaktion, denn niemand ändert sein Verhalten gerne. Dieter Frey spricht vom »Grundgesetz des Widerstands«.18 Er beinhaltet, dass es keine substanzielle Veränderung ohne Widerstand gibt und eine Nichtbeachtung zu Blockaden führt. Klaus Doppler spricht von Widerstand als »dem siamesischen Zwilling von Veränderungen.«19 Zusammengefasst gilt: »The only person, who likes change is a wet baby.«

Zukunft

Nichts ist so ungewiss wie die Zukunft, aber als sichere Merkmale können angenommen werden:

  • permanenter Wandel, der sich immer schneller und radikaler vollzieht
  • die Auswirkungen werden immer komplexer
  • Ambiguität, d.h. die Richtung der Auswirkungen ist nicht vorherzusagen
  • glaube keinen Propheten, die die Richtung kennen, z.B. das Ende von …
  • Veränderungsbereitschaft und -fähigkeit sind der Schlüssel für ein erfolgreiches Bestehen in diesem Umfeld
  • gleichzeitig wächst das Bedürfnis nach Sicherheit und Orientierung (»preserve the core and stimulate progress«)
  • die Herausforderung ist das Management des permanenten Wandels
  • der muss von den Mitarbeitern realisiert werden.

[22]1.3 Wie sieht die Praxis aus?

1.3.1 Die Situation

Die Praxis in den meisten deutschen Unternehmen entspricht leider nicht den verbalen Lobpreisungen der Mitarbeiter, die das Management abgibt. Sie beschränken sich häufig auf Sonntagsreden und Festvorträge. Christian Scholz20 beschrieb die Situation mit der Aussage: »In guten Zeiten wird der Mitarbeiter unverbindlich als Kapital gewürdigt und in schlechten Zeiten verbindlich als Kostenfaktor wegrationalisiert.« Der Abbau von Mitarbeitern zur Senkung der Kosten war bisher tatsächlich Standardreaktion der meisten Unternehmen, wenn sich deren wirtschaftlichen Lage verschlechtert. Ein Hoffnungsschimmer ist allerdings, dass in der letzten Rezession die meisten Unternehmen in Deutschland zum ersten Mal versuchten, ihre Mitarbeiter zu halten und dafür erhebliche Kosten in Kauf genommen haben. Das war sicherlich dem Fachkräftemangel und der Angst geschuldet, bei wieder anziehender Konjunktur keinen Ersatz am Arbeitsmarkt zu finden. Ob damit ein generelles Umdenken verbunden ist, muss bezweifelt werden. Denn im rauen Unternehmensalltag werden die Mitarbeiter primär noch als Kostenfaktor und nicht als entscheidender Vermögenswert angesehen. Ein trauriger Beleg dafür wurde auf dem jüngsten Zukunfts-Forum Personal (September 2014) der HR Alliance geboten. Sie tagte im Post-Tower in Bonn, dem Sitz der Deutschen Post AG, mit 400.000 Mitarbeitern dem größten Arbeitgeber in Europa. Die Eröffnung sollte durch den Personalvorstand, Angela Titzrath, erfolgen, die allerdings nicht antrat, da sie kurz vorher nach nur zweijähriger Amtszeit das Unternehmen wieder verlassen hatte. An ihrer Stelle begrüßte der Vorstandssprecher des Unternehmens Frank Appel die Gäste mit dem entwaffnenden Statement, die Aufgabe von HR sei, »die besten Leute zu den niedrigsten Kosten« heranzuschaffen und sich nicht mit strategischem Gedöns aufzuhalten.21 Diese Denkungsart ist kein Einzelfall. So erklärte Reinhold Würth, Inhaber der Würth-Gruppe, noch 2005 in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung: »[viele Unternehmen sind] seelenlose Maschinen voller Eiseskälte, prozessgesteuert, renditefixiert.«22 Einer der weltweit führenden Management-Gurus, der Harvard-Professor John P. Kotter sagte 2014: »[…] seit 50 Jahren wird darüber geschrieben, wie menschliches Potenzial freigesetzt und für geschäftliche Herausforderungen genutzt werden kann. Aber wer, außer Start-ups, hat das umgesetzt?«23 Die Untersuchungen des The Conference Board haben übereinstimmend ergeben, dass die CEOs weltweit Personal als die größte Herausforderung für das Unternehmen ansehen, das Personalwesen aber nur als acht- oder neunwichtigste Konzernfunktion einstufen.24 Deshalb besteht noch eine enorme Diskrepanz zwischen der geäußerten und tatsächlichen Wertschätzung der Mitarbeiter in großen Unternehmen. Dafür gibt es mehrere Gründe.

1.3.2 Gründe für die Situation

1.3.2.1 Fehlendes Verständnis für »weiche« Faktoren

Alle Aspekte, die den Wert des Mitarbeiters für das Unternehmen ausmachen, zählen zu den sogenannten weichen Faktoren. Das sind z.B. seine Fähigkeiten, Kompetenzen, Erfahrung, seine Kreativität und Einfallsreichtum, sein Engagement, Motivation und Commitment, seine Identifikation mit dem Unternehmen und seine Loyalität genauso wie seine Kooperationsbereitschaft, Teamfähigkeit oder Führungskompetenz. [23]Diese Faktoren werden als »weich« bezeichnet, weil sie sich dem Messen und Bewerten mit den klassischen betriebswirtschaftlichen Instrumenten entziehen. Sie können nur erkannt und beschrieben, aber nicht in »harten« Zahlen, Kennziffern oder Geld ausgedrückt werden (s. dazu Kap. 3).

Von der Ausbildung und ihrem Selbstverständnis her sind die meisten Manager auf »harte«, messbare Größen fixiert. Ihre Ausbildung ist weitgehend vom Bild des Homo oeconomicus dominiert, der streng rational denkt und sein Verhalten nach einer kühlen Kosten-Nutzen-Rechnung ausrichtet. Sein Credo lautet: »what you can’t measure, you can’t manage«,25 und das Selbstverständnis des harten Machers ist darüber hinaus: »bringen Sie mir Zahlen, Fakten, bevor wir weiterreden«. Diese einseitige Zahlenfixierung blockiert das Verständnis für den Wert der Mitarbeiter, der durch die weichen Faktoren bestimmt ist.

Harte vs. weiche Faktoren

Folgender Ausspruch stammt von Albert Einstein, jemandem, der sich mit Zahlen wirklich auskannte: »Not every thing, that counts, can be counted, and not every thing, that can be counted, counts«. Genau das trifft für den Wert der Mitarbeiter und seine weichen Faktoren zu. Was gezählt werden kann, die Kosten, Kapazitäten oder Kennzahlen, die berichtet werden, weil sie erhoben werden können, sind nicht entscheidend. Hingegen sind die weichen Faktoren, wie Kompetenz, Engagement oder Loyalität wichtig, allerdings können sie nicht gemessen werden und kommen deshalb in der reinen Zahlenwelt vieler Manager nicht vor.

Sprenger bringt diese Haltung auf den Punkt und spricht vom »Störfall Individuum. Nichts ist unangenehmer als die Unkalkulierbarkeit des Individuums.«26 Der Management-Guru David Norton fasst den Sachverhalt so zusammen: »Human Capital, the asset that is the most important, the least understood and the least susceptible to management.«27 Damit verbauen sich Führungskräfte den Zugang und das Verständnis für die Bedeutung und den Wert von Mitarbeitern sowie die Faktoren, die für ihr Engagement und ihre Leistung entscheidend sind. Diese zu gewährleisten und zu beeinflussen ist der Kern der Verantwortung von Managern. Die Realität sieht anders aus: »97 % der Dinge sind nicht messbar, aber Manager verbringen 97 % ihrer Zeit damit.«28 Dabei geißelten Peters und Waterman schon 1983 das zahlenfixierte, analytisch-rationale Managementmodell mit den Schwachstellen Konzentration auf die Kosten statt auf die Erträge, abstrakte Management-Philosophien statt klarer Führung und eine grundsätzlich negative Einstellung durch die Fixierung auf Fehler. Darüber hinaus herrschte übergroße Kompliziertheit und Inflexibilität sowie schließlich das Ausblenden von Wertvorstellungen. Als Hintergrund führten die Autoren den »Elfenbeinturm der Analyse« an, weil das Planen für Topmanager interessanter sei als die Entwicklung absatzfähiger Produkte. Die von ihnen genannten Erfolgsunternehmen wie 3M und Johnson & Johnson hätten dagegen niemanden, den man als Unternehmensplaner bezeichnen könnte.29

1.3.2.2 Der Druck der Kapitalmärkte

Die Zahlenfixierung des Managements wird verstärkt durch den Druck der Kapitalmärkte auf die Unternehmen, die auf die Finanzierung durch sie angewiesen sind. Auch die Kapitalmärkte sind fixiert auf Zahlen, nämlich die Rendite des eingesetzten Kapitals und die laufende Steigerung der Renditeziele. Ihre Perspektive ist einseitig ausgerichtet auf die Interessen der Investoren (Shareholder-Value), und [24]damit vernachlässigen sie zwangsläufig die Kunden- und vor allem auch Mitarbeiterperspektive. Gleichzeitig ist der Erwartungshorizont der meisten Investoren extrem kurzfristig, da der Druck auf den Unternehmen lastet, vierteljährig über die Geschäftsentwicklung und Zielerreichung zu berichten (Quartalsdenke). Die Kurzfristigkeit verleitet das Management dazu, sich auf die Kosten zu konzentrieren, denn eine Steigerung der Rendite ist kurzfristig leichter zu erreichen, indem Kosten reduziert werden, als Erträge zu steigern (Abb. 1.1).

Abbildung

Abb. 1.1: Renditeformel

Deshalb sind die Bildungsbudgets die bevorzugten Kandidaten für Streichaktionen, weil Aus-, Weiterbildungs- und Entwicklungsmaßnahmen Ausgaben sind, auf die man kurzfristig problemlos verzichten kann, da sie ohnehin auf das Ergebnis keinen unmittelbaren Einfluss haben. Auch auf strategischer Ebene beherrscht die kurzfristige Renditeorientierung das Denken der internationalen Investoren. Sie üben Druck auf die Unternehmen aus, die Geschäftsfelder und Unternehmensbereiche so zu positionieren, dass sie kurzfristig, z.B. innerhalb von fünf Jahren, Renditeziele erreichen, andernfalls das Unternehmen sich von ihnen zu trennen hat (Portfoliomanagement). Das ist einfacher und kurzfristiger zu realisieren als eine mühsame, Investitionen erfordernde Sanierung und Weiterentwicklung von Geschäftsfeldern. Eines der ersten und abschreckendsten Beispiele in Deutschland war die Hoechst AG, die unter dem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Dormann (1994–2004) in einzelne selbstständige Geschäftsfelder zerlegt und innerhalb von fünf Jahren komplett verkauft oder fusioniert worden ist. Damit verschwand eines der größten Flaggschiffe der deutschen Wirtschaft. Die Rendite lässt sich noch einfacher steigern, wenn man die Bemessungsgrundlage, das Eigenkapital, reduziert, z.B. durch die bei Investoren beliebten Programme zum Rückkauf der eigenen Aktien durch die Unternehmen. Das hebelt unmittelbar die Rendite und reduziert gleichzeitig das für Zukunftsinvestitionen oder als Risikopuffer zur Verfügung stehende Eigenkapital. Diese kurzfristige Renditeorientierung geht zulasten einer langfristigen und nachhaltig erfolgreichen Entwicklung. Sie entspricht der vorherrschenden angelsächsischen Auffassung von Kapitalmärkten, widerspricht jedoch völlig unserem auf nachhaltige Entwicklung ausgerichteten Verständnis einer sozialen Marktwirtschaft mit Sozialbindung des Eigentums (GG Art. 14 II). Darauf sollten wir uns als einen Standortvorteil besinnen und die Unternehmen zu einer nachhaltigen Entwicklung verpflichten. Das führt dazu, dass wir uns auf die eigentlichen Werttreiber für den Erfolg des Unternehmens konzentrieren, nämlich die Mitarbeiter und die Faktoren, die sie nachhaltig zu Höchstleistungen im Unternehmen bringen. Ein solches Verständnis liegt auch im wohlverstandenen Interesse jedes auf langfristigen Erfolg ausgerichteten Investors und fördert den eigentlichen Shareholder-Value, eine nachhaltige Steigerung des Unternehmenswerts. Eine Mitarbeiterorientierung steht damit in keinerlei Widerspruch zu den Erwartungen eines nachhaltigen Investors, sondern erfordert sogar eine Konzentration auf die entscheidenden Werttreiber für den Unternehmenserfolg, die Mitarbeiter und die Kunden.30

1.3.2.3 Konterkarierende Rahmenbedingungen in den Unternehmen

Die volle Entwicklung und der Einsatz des Potenzials der Mitarbeiter für das Unternehmen werden häufig durch die in großen Unternehmen vorherrschenden Rahmenbedingungen behindert oder sogar konterkariert. Dazu zählen starre Hierarchien, Top-down-Entscheidungsprozesse, eine Misstrauenskultur mit ausgeprägten Anweisungs- und Kontrollsystemen oder ein unglaubwürdiges Topmanagement. Jede Hierarchie entfernt mit jeder Stufe das Management von den Mitarbeitern, zieht die Verantwortung nach oben und führt zu entsprechenden Entscheidungen. Das verhindert die notwendige Delegation von Verantwortung und Entscheidungskompetenz an die Mitarbeiter und untergräbt eigenständiges Denken und Handeln. Das gleiche gilt für die Kommunikation in beide Richtungen. Jede Hierarchiestufe behindert, verlangsamt und verfälscht die Kommunikation von Unternehmensentscheidungen an die Mitarbeiter, die die eigentlichen Kompetenzträger in ihrem Aufgabenbereich sind. Somit wird verhindert, dass ihr Wissen und ihre Erfahrung nach oben fließen und bei den Entscheidungen berücksichtigt werden können. Das geht zulasten der Qualität, Geschwindigkeit und Akzeptanz von Entscheidungen. Naturgemäß führt das zu Widerstand und ist der Hauptgrund, warum die Mehrzahl von Veränderungsprojekten in großen Unternehmen scheitert oder zumindest ihre Ziele nicht erreicht. Eine besondere Gefahr stellen die sich häufenden Glaubwürdigkeitskrisen des Topmanagements dar. Beispiele sind die völlig abgehobenen Vergütungen der Führungsspitze, besonders bei gleichzeitigen Spar- und Restrukturierungsprogrammen, die Verkündung von extremen Renditezielen (Eigenkapitalrendite von 25 Prozent der Deutschen Bank) und gleichzeitigem Stellenabbau. Ein weiteres Beispiel ist die skandalöse Delegation von Verantwortung für lange geduldetes und gefördertes Fehverhalten (Korruption) nach unten durch die Vorstände und Aufsichtsräte bei Siemens und im VW-Konzern. Solche Glaubwürdigkeitsverluste untergraben die Loyalität und Identifikation der Mitarbeiter und Führungskräfte mit ihrem Unternehmen, die alle Eigenschaften und Voraussetzungen dafür sind, dass sie Höchstleistungen erbringen können und wollen.

Merkmale der Situation

Die Praxis entspricht nicht der verkündeten Bedeutung der Mitarbeiter. Die Gründe sind:

  • die Zahlenfixierung des Managements
  • fehlendes Verständnis für die »weichen« Faktoren, die den Wert der Mitarbeiter ausmachen
  • Druck der Kapitalmärkte
  • konterkarierende Rahmenbedingungen in den Unternehmen