Cover

Table of Contents

Titel

Impressum

Widmung

Präambel

Kapitel 1: Das Naturtalent

Kapitel 2: Die Ausbildung

Kapitel 3: Der erste Einsatz

Kapitel 4: Die Katastrophe

Kapitel 5: Auftrag ausgeführt

Kapitel 6: Die Flucht

Kapitel 7: Der Maulwurf

Kapitel 8: Unternehmen Garibaldi

Kapitel 9: Auf Eis gelegt

Kapitel 10: Payback

Kapitel 11: Einsatz im Libanon

Kapitel 12: Zurück in der Heimat

Kapitel 13: Du sollst nicht töten

Kapitel 14: Auf der Jagd

Kapitel 15: Rückkehr in die Vergangenheit

Kapitel 16: Operation Vergeltung

Über den Autor

Rainer Schmidt

 

 

 

 

Michael Benton

 

Die

Toten

des Tiefen Staates

 

 

 

 

Thriller

 

 

 

 

 

DeBehr

 

Copyright by: Rainer Schmidt

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

Erstauflage: 2018

ISBN: 9783957535924

Umschlaggrafik Copyright by Fotolia by Sergey Nivens, pixelfreund

Alle Personen sowie die Handlung sind frei erfunden. Auftretende Ähnlichkeiten von Namen und Personen sind daher rein zufällig. Die Nennung von Örtlichkeiten oder Einrichtungen dient lediglich als Hintergrund dieser fiktiven Geschichte.

weiss.jpg

 


Dieses Buch widme ich meinem Enkel Julius,

den ich sehr lieb habe.

Ein besonderer Dank geht an meinen Sohn Andy

für seine professionelle Unterstützung bei der

Waffenrecherche.

Ich danke auch meiner Frau Santa für ihren Support und ihre immerwährende Liebe.

Ti amo!

 

Präambel

Wie sah meine Zukunft aus? Gab es überhaupt noch eine Zukunft für mich? Meine Gedankengänge erdrückten mich fast. Ich saß in meinem Haus am Monte Igueldo, einem Berg seitlich der Stadt San Sebastian an der Biskaya im spanischen Baskenland. Von meinem Schreibtisch aus, der vor dem riesengroßen Fenster in der ersten Etage stand, hatte ich einen grandiosen Ausblick auf die halbmondförmige Bucht mit der kleinen Insel Santa Clara. Würde ich diese Idylle jemals wirklich genießen können?

Ich befand mich auf der Flucht und spürte meine Jäger in jeder Sekunde. Einst war ich selbst ein Jäger, diente einer gerechten Sache in Diensten meines Vaterlandes. Zumindest war es mein Verständnis von Gerechtigkeit, das mich zu einem Killer gedeihen ließ, der im Auftrag seiner Regierung unbequeme Staatsfeinde aus dem Weg räumte.

In den letzten Jahren war ich ein Vollstrecker innerhalb einer Grauzone, aber außerhalb der gesetzlichen Legalität. Ich war Befehlsempfänger und Liquidator für schwierige Fälle, die nicht anders gelöst werden konnten. Es war ein Job, der Kaltblütigkeit und Nervenstärke erforderte.

Skrupel waren nicht angebracht, aber genau die kamen auf, als es zu einem Auftrag kam, der eindeutig nicht mit meinem Gewissen in Einklang stand. Terroristen oder Drogenbosse, derer man mit dem Gesetz nicht habhaft werden konnte, waren nach meinem Verständnis auszuschalten. Wenn es aber darum ging, einen Politiker aus den eigenen Reihen zu töten, war das eiskalter Mord und somit nicht zu rechtfertigen.

Da waren meine Bedenken und meine Weigerung, den Auftrag auszuführen, das Versagen während der Durchführung, aber auch das Wissen um diesen mörderischen Plan und den Namen des Auftraggebers. All das hatte mich letztlich selbst auf die Abschussliste gebracht.

Nun galt es, dieser Maschinerie zu entkommen und zu überleben. Ich kenne die Gepflogenheiten meiner Gegner. Spielen wir das Spiel!

Mein Blick schweifte über den Horizont. Immer wieder blitzte die Sonne durch die weißen Wolken, die der kräftige Wind vor sich her blies.

                                                                      

 

Kapitel 1: Das Naturtalent

Die peitschenden Schussgeräusche, das Geknatter der automatischen Waffen um mich herum auf dem Schießgelände einer Polizeisondereinheit nervten und machten mich unruhig. Hannes, der "Grenzschützer", wie ihn alle nannten, bemerkte meine Unruhe und sagte: "Da gewöhnt man sich dran. Irgendwann, wenn man oft hier ist, nimmt man es gar nicht mehr wahr." Er hatte mich an einem feuchtfröhlichen Abend bei einem Nachbarschaftstreffen spontan hierher eingeladen, um mir mal zu zeigen, was seinen Alltag so ausmacht. Er war Ausbilder einer Einheit, die bei terroristischen Aktivitäten als schnelle Eingreiftruppe zur Stelle sein sollte. Seine Aufgabe war es, Scharfschützen auszubilden. Hörte sich spannend an und ich war neugierig, was ich wohl zu sehen bekommen würde. Ich befand mich mitten in einem Hochsicherheitsbereich, den "Normalsterbliche", wie er es bezeichnete, niemals betreten durften. Doch dank seiner Position und meines Hausausweises des Deutschen Bundestages war es möglich geworden, hier mal Einblick zu nehmen.

Ich war Mitarbeiter im protokollarischen Dienst des Deutschen Bundestages und meine Aufgabe war es, Abläufe bei Besuchen ausländischer Delegationen zu planen und zu organisieren. Als Mitglied eines großen Teams war ich unterwegs im Kanzleramt, dem Auswärtigen Amt, in der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft, im Verteidigungsministerium und bei diversen Anlässen im Gästehotel der Bundesregierung.

Ich hatte mir im Haus eines Arbeitskollegen in einem Vorort unserer Hauptstadt ein Zimmer gemietet, das Wochenende verbrachte ich in meinem Heimatort gut hundert Kilometer entfernt. Bei meinem Arbeitskollegen lernte ich eines Tages den "Grenzschützer" Hannes kennen. Ein grobschlächtiger, großgewachsener und vor allem trinkfester Geselle, der aber mit seinem trockenen Humor durchaus Sympathie erwecken konnte. Man unterhielt sich, tauschte sich aus und so kam es irgendwann zu der Einladung ins Trainingszentrum, wo er als Ausbilder tätig war.

"Hier", wurde ich aus meinen Beobachtungsgedanken geweckt, "probier doch auch mal". Hannes hielt mir eine Pistole griffseitig vor die Nase und meinte, ich solle doch mal versuchen, die Figur am Ende der Schießbahn zu treffen. "Puh, hab noch nie so’n Ding in der Hand gehabt", antwortete ich. "So haben wir alle mal angefangen", sagte er und stülpte mir die Ohrenschützer über. "Volles Magazin und jetzt los." Er drehte mich zur Schießbahn. Jetzt wurde ich aufgeregt, ich spürte meinen Puls am Hals. Ruhig, Brauner, ganz ruhig. Ich atmete tief durch, hob die Waffe langsam von unten hoch und visierte das Ziel an. Feuer, das Ding ging urgewaltig los, lag aber gut in der Hand und so jagte ich meine acht Schuss in Richtung der Zielfigur. Stille, rechts und links von mir war es still. Ich nahm die Ohrenschützer ab und sah, dass Hannes und drei der benachbarten Schützen auf den Monitor starrten, der die Einschläge der Kugeln im Ziel gut sichtbar darstellte. "Sensationell", murmelte er, "wahrscheinlich Anfängerglück.“ Alle acht Geschosse waren im sogenannten "schwarzen Bereich" gelandet. "Glück gehabt", dachte ich nur und war stolz, ein bisschen Eindruck hinterlassen zu haben. "Gleich noch mal bitte", hörte ich Hannes hinter mir. Was soll’s, Ohrenschützer wieder auf, langsam die Waffe von unten nach oben, Feuer. Die Geschosse bellten aus meiner Waffe, die wieder gut in meiner Hand lag. Eine Art Glücksgefühl machte sich in mir breit. Ja, ich hatte Spaß an dem, was gerade ablief.

Wieder Stille, vier Leute am Monitor, vier Augenpaare, die mich fast argwöhnisch musterten. Alle Projektile waren im "schwarzen Bereich" eingeschlagen. "Das ist kein Zufall mehr", sagte Hannes, "alle Achtung!" Man klopfte mir anerkennend auf die Schulter. Ich selbst hatte keine Erklärung dafür.

"Also, wenn Du Lust hast, komm doch mal zum Training her", sagte der Grenzschützer, "Du kannst auch morgens oder am Nachmittag kommen.“ Er wusste um meine komplizierten Dienstzeiten, die sich über die Mittagszeit und am Abend bis spät in die Nacht erstreckten. "Mit Deiner Anwesenheit hier am Schießstand, das kriegen wir schon hin", fügte er hinzu, was mich allerdings überraschte.

Wir nahmen noch einen Kaffee in der Kantine, bevor ich mich auf den Weg ins Regierungsviertel machte. Im Auswärtigen Amt warteten Vorbereitungen für den Besuch einer Auslandsdelegation auf mich. Im Büro des Außenministers fand ein Gespräch zwischen einer Gruppe jugoslawischer Diplomaten und dem deutschen Minister des Auswärtigen samt seiner engen Berater statt. Es herrschte dort in Jugoslawien eine ziemlich desolate Situation. Das Land kämpfte ums Überleben. Die wirtschaftliche Situation gestaltete sich sehr schwierig. In dem Gespräch heute ging es natürlich ums Geld. Die Gäste erschienen pünktlich und ich führte sie in das Besprechungszimmer. Die beiden Servicemitarbeiter reichten Kaffee, Tee und Wasser. Ein paar Tabletts mit Kanapees, kleine Häppchen mit Feinkost belegt, vermittelten den Eindruck einer relaxten Runde. In Wirklichkeit aber war die Stimmung nervös und angespannt. Mit seiner bekannten diplomatischen Art vermittelte der Minister aber den angereisten Vertretern aus Jugoslawien, dass die Bundesrepublik die Zusammenarbeit mit dem Balkanstaat vertiefen wolle. Das lockerte die Mienen in der Runde deutlich auf. Man einigte sich auf ein weiteres Treffen, an denen auch der Wirtschaftsminister und wichtige Vertreter der Wirtschaft und der Banken teilnehmen würden.

Nach der Verabschiedung der Delegation stand noch die Besprechung der nächsten zeitnahen Anlässe im Büro des Ministers an. Genaue Planung, präzise Abläufe und natürlich auch Einzelheiten zu dem, was jeweils gereicht werden sollte, wurden festgelegt. Auch die Auswahl der Mitarbeiter, die Zutritt zum Büro des Außenministers haben sollten, wurde beschlossen. Ein absolutes Vertrauen und absolute Zuverlässigkeit sind hier das Maß aller Dinge. Selbstverständlich ist dem eine mehrmalige Sicherheitsüberprüfung vorausgegangen.

Beim Herausgehen nahm mich der Minister zur Seite und sagte: "Michael, haben Sie nicht Lust, ausschließlich für mich zu arbeiten?" Er nannte mich beim Vornamen, sagte aber "Sie“ zu mir. Das war von Anfang an so und war so etwas wie vertrauensvoller Abstand. Vertrauen mit diskreter Distanz. Dieser Mann hatte meinen ganzen Respekt, hatte mich so oft durch seine menschliche Größe beeindruckt, dass es mir nun leicht fiel, seine Frage mit einem freudigen "Ja" zu beantworten. Meine Überraschung war gemischt mit Stolz und ich sagte: „Danke für Ihr Vertrauen, Herr Minister, ich werde sehr gerne für Sie tätig sein!"

Das war ein Tag voller Überraschungen, ein Tag, der mein Leben beeinflussen und meinen Werdegang in neue Bahnen lenken würde. Ich war überrascht über mein Empfinden am Morgen auf dem Schießstand und überrascht über diese Offerte des Außenministers, für ihn zu arbeiten. Zum einen hatte ich ein Talent, eine Empfindung an mir entdeckt, zum anderen wurde mir ein geheimer Wunsch erfüllt, den ich schon lange hegte. Ein spannendes Leben aus dem Koffer stand mir bevor, Reisen in ferne Länder, große Persönlichkeiten aus nächster Nähe, aber auch harte Arbeit.

"Ah, ein neues Gesicht!" Vor mir stand eine junge, hübsche Frau Mitte zwanzig, lange dunkle Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre braunen Augen schauten mich herausfordernd an. "Michael Benton", sagte ich und streckte ihr meine Hand entgegen. "Ich bin Trainingsgast hier."

"Melanie Beyer, aber alle nennen mich hier Emma", sagte sie und drückte meine Hand. Ein ziemlich fester Händedruck für ein Mädchen, dachte ich erstaunt und probierte ein Lächeln. "Ich habe heute Morgen die Aufsicht auf dem Schießstand", lächelte sie zurück. "Ich brauche Deine Berechtigungskarte und Deinen Dienstausweis. Außerdem musst Du Dich noch ins Anwesenheitsbuch eintragen, ist Vorschrift", sagte sie.

"Oh", erwiderte ich, "einen Dienstausweis hab ich nicht, ich bin von Hannes Wegmann zum Training eingeladen worden. Ich habe nur meinen Hausausweis für die Regierungsgebäude. Mit dem bin ich auch hier hereingekommen. An der Pforte wusste man Bescheid."

"Du meinst Oberst Wegmann, hier heißt er Oberst Wegmann", wurde ihr Tonfall etwas schärfer. "So, so, der liebe Hannes hat mal wieder ein Opfer gefunden, interessant", murmelte sie weiter, "ich werde das überprüfen!"

An der Waffenausgabe bekam ich mein Objekt der neu entdeckten Leidenschaft: Eine SIG P225, das wusste ich inzwischen. Es war die Standardwaffe der deutschen Polizei und des deutschen Bundesgrenzschutzes. 2 Magazine und eine Kunststoffpalette mit etwa 200 Schuss Munition, eine Schutzbrille und ein Ohrenschutz gehörten ebenso dazu. Ich nahm alles und Emma geleitete mich zu meinem Platz. Jetzt spürte ich es wieder, dieses Gefühl. Es kribbelte und wie ein leichtes Frösteln kroch es mir hinterrücks die Wirbelsäule herauf. War es Aufgeregtheit, war es so etwas wie ein Adrenalinschub? Ich konnte es nicht einordnen, aber es war geil.

Ich füllte beide Magazine mit jeweils 8 Schuss der Munition Kaliber 9 mm, schob das erste Magazin in die Waffe bis zum Klick. Fertig. Dann setzte ich die Schutzbrille und den Ohrenschutz auf und orientierte mich in Richtung Ziel. Fast kam es mir vertraut vor, obwohl ich es doch erst zweimal anvisiert hatte. Emma beobachtete jede meiner Aktivitäten mit viel Skepsis, das spürte ich. Ich zog den Schlitten der Waffe durch. Die erste Patrone war im Lauf. Einmal tief durchatmen. Wie beim ersten Mal zog ich die Waffe langsam von unten nach oben bis zur Augenhöhe. Als ich abdrückte, spürte ich wieder dieses Kribbeln im Nacken. Die Geschosse krachten aus der Waffe, die wie ein verlängerter Arm für mich war. In Sekunden war das Magazin leer und ich hörte Emma kreischen: "Das darf doch nicht wahr sein! Das gibt’s doch gar nicht! Wo hast Du das denn her?" Alle Einschüsse waren wieder im schwarzen Bereich gelandet. Die anderen Schützen drängten sich um den Monitor und schauten sich dann erstaunt zu mir um. "Der Wegmann ist doch ein Schlitzohr", sagte einer, "wo findet er nur immer diese Leute?"

War das jetzt ein Kompliment? Wie meinte er das nun? Egal, jetzt nicht nachdenken, vor allem jetzt nicht nachlassen. Ich absolvierte meine Schießübungen und hatte auch eine Superquote. Hannes kam kurz vor Ende meiner ersten Trainingseinheit dazu und warf Emma einen fragenden Blick zu. Sie sagte nichts, nur ihr Daumen ging hoch und ich sah ein leichtes Grinsen in seinem Gesicht. "Wer hätte das gedacht", sagte er zu mir, "bis morgen dann."

"Bis morgen dann? Meinte er wirklich, ich komme jetzt jeden Tag? Mal sehen, es soll ja auch Spaß machen. Außerdem sind meine Tage im Ministerium lang. Mein Minister schont sich nicht, aber auch nicht seine Mitarbeiter", waren meine Gedanken.

Heute begann der Tag im Ministerium für mich um sechs Uhr in der Früh. Für acht Uhr war eine Gesprächsrunde mit Frühstück angesetzt. Das bedeutete, ein buntes Frühstück für 16 Leute zu organisieren und anzurichten. Es hatten eben nur sehr wenige Leute Zutritt zu diesem Trakt des Außenministers. Ein absoluter Hochsicherheitsbereich, der ein großes Büro für 2 Sekretärinnen, das Büro des Außenministers, ein Badezimmer, eine kleine Küche, einen Besprechungsraum für etwa 20 Personen und eine Toilette beinhaltete. Alles in allem mein Reich von rund 300 qm. Ich fuhr mit dem Aufzug hinauf in die sechste Etage. Hier befand sich die Küche des Hauses, wo für viele hundert Mitarbeiter jeden Tag gekocht wurde. Der Küchenchef, ein weißhaariger, knorriger Haudegen, der schon viele Schlachten geschlagen hatte, begrüßte mich mit „Morgenstund hat Gold im Mund“, oder so ähnlich. "Es gibt schönere Momente", erwiderte ich, "hast Du an die Weintrauben für den Herrn Minister gedacht?"

"Aber ja, zuckersüß und kernlos, so wie er sie mag", sagte er. Es war eine Leidenschaft unseres Chefs, zum Frühstück frische Weintrauben zu naschen. Ein Wunsch, den er nie äußerte, aber jeder im Haus wusste das.

Ich packte alles, was ich brauchte, auf einen großen Servierwagen: Geschirr, Gläser, Bestecke. Dazu Brot, Brötchen, Schinken, Eier, Käse, Wurst, Konfitüre, Orangen- und Tomatensaft, frische Früchte, eine Schüssel Obstsalat, Joghurt, Cerealien und Trinkmilch. Einen Salatkopf, Tomaten und geraspelte Karotten zum Garnieren und natürlich die Weintrauben.

Die gesamten Vorbereitungen verschlangen fast eine Stunde, dann war alles bereit. Ich ging in die kleine Küche, um Kaffee und Tee aufzubrühen. Der Minister hatte schon in seinem Büro telefoniert und kam jetzt zu mir in die Küche. "Alles bereit, Michael? Bitte sagen Sie mir Bescheid, wenn die Herren antraben."

„Selbstverständlich gerne", erwiderte ich. Ja, ich fühlte mich wohl in meiner Aufgabe. Ich hatte einen Chef, dessen Art und dessen Umgangsformen ich mochte. Er konnte sich meiner absoluten Loyalität sicher sein.

Ich hatte noch etwas Zeit und ich dachte an den freien Nachmittag. Schießtraining? Aber wofür? Ich war nie Soldat, war auch nicht traurig darüber. Dann stand in meinen Gedanken plötzlich Emma vor mir mit erhobenem Zeigefinger und sagte: "Komm schon her, ich will wissen, ob Du ’ne Eintagsfliege bist oder das Zeug zu einem Großen hast." Zu einem Großen? Was könnte sie damit meinen? Blödsinn, ein bisschen Peng-Peng und etwas Trefferglück, das macht keinen Großen aus. Okay, hab ja nichts Besseres vor heute Nachmittag.

Die Besprechung begann pünktlich um acht, das Frühstück mundete allen. Ich kam mit dem Kaffeekochen kaum nach. Es ging um ein internationales Außenministertreffen, welches in zwei Wochen in Schottland stattfand. Ich durfte dabei sein. Meine erste Reise mit dem Außenminister. Es prickelte wie beim Schießtraining.

 

Kapitel 2: Die Ausbildung

                                                                                                                                                                                 "Denk dran, 5 mal Brust, 5 mal Kopf, immer im Wechsel", kommt es zu mir herüber. Der Übungsleiter, ein schlacksiger Mitdreißiger mit einer äußerst einprägsamen Stimme steht gerade ein paar Meter weiter bei Mark, einem Mitglied der Lehrgangsgruppe und erklärt ihm den genauen Ablauf der Schussfolge aus seinem M24, einem bewährten Scharfschützengewehr. Ich denke, überhaupt irgendetwas zu treffen, wird schwierig. Man kann das Ziel auf 500 Meter kaum erkennen. Doch dann schaue ich durch mein Zielfernrohr, einem Leupold 10 x 42 Ultra oben auf der Waffe. Deutlich kann ich nun die Konturen und die beiden Zielfelder auf der Zielfigur erkennen. Damit kann man was anfangen.

Seit einer Woche bin ich jetzt hier in der Nähe von Gifhorn in Sichtweite der innerdeutschen Grenze zur sogenannten DDR. Eigentlich sollte ich doch zu dieser Zeit mit meinem Chef, dem Außenminister anlässlich des Ministertreffens in Schottland weilen. Aber es kam anders. Eine Woche vor Reiseantritt rief mich Doktor Bischoff, der Reisekoordinator des Auswärtigen Amtes, in sein Büro. "Hallo Mike", begrüßte er mich, „bitte setzen Sie sich doch." Ich setzte mich in einen der beiden Sessel vor seinem Schreibtisch und war gespannt, was er von mir wollte. "Es ist so, dass wir Sie auf Wunsch des Herrn Außenministers für die Reise nach Schottland in der nächsten Woche fest eingeplant hatten", eröffnete er das Gespräch. "Leider sind unsere Kontingente bereits ausgeschöpft, sprich, die Delegation ist zu groß. Wir müssen deshalb auf einige der eingeplanten Leute verzichten. Bedauerlicherweise gehören Sie auch dazu. Ich kann verstehen, dass Sie jetzt ganz sicher enttäuscht sind", führte er weiter aus. "Ich versichere Ihnen aber, beim nächsten Mal sind Sie wieder an Bord. Damit Sie nicht allzu traurig sind, habe ich auch ein Trostpflaster für Sie! Wir haben von Ihrem Talent erfahren, dass Sie ein begnadeter Schütze sind und haben uns gedacht, dass Sie wahrscheinlich Spaß daran haben, an einem Lehrgang für Scharfschützen teilzunehmen. Der findet ab der nächsten Woche in Gifhorn statt und dauert zwei Wochen. Ich soll Ihnen sagen, der Oberst und auch Emma sind ebenfalls dabei", schloss er seine Ausführung.

Natürlich war ich zunächst enttäuscht, hatte mich doch sehr auf die erste Reise mit dem Team des Außenministers gefreut. Aber die Option für die Zukunft und dieser Lehrgang, wie hatte es Dr. Bischoff verpackt? Ach ja, Trostpflaster. Ich wusste gar nicht, dass es Trostpflaster für gestrichene Reiseplätze gab. So gab ich mich den Gegebenheiten hin, nickte brav und drückte meine Freude über die Lehrgangsteilnahme dadurch aus, dass ich mich per Händedruck bedankte. Dr. Bischoff schob mir ein Formular über den Schreibtisch und sagte: "Bitte unterschreiben Sie hier unten rechts, ich werde alles andere für Sie veranlassen. Haben Sie viel Spaß in Gifhorn und berichten Sie mir, wenn Sie wieder zurück sind!"

"Danke, das werde ich", sagte ich und verließ das Büro.

"Hast Du nachts keine Zeit zum Träumen?" Emmas Stimme holte mich aus meinen Gedanken zurück. "Das Ziel ist da vorne und jetzt zeig mal, was Du drauf hast."

"Ja, klar doch", sagte ich und schob das Magazin in die Waffe. Zehn Mal Kaliber 7,62, eine tödliche Botschaft. Ich klemmte den Schaft vor die Schulter, legte die Wange an, schloss das linke Auge um mit dem rechten durch die optische Hilfe mein Ziel anzuvisieren. Feuer frei, Kopf-Brust ... je fünfmal.

Das Auf und Ab mit dem Fadenkreuz, der leichte Rückschlag bei jedem Schuss, das Repetieren des Gewehrs und der Auswurf der Patronenhülsen waren die Dinge, die gewöhnungsbedürftig waren und deshalb immer und immer wieder trainiert wurden. Ziel war es, die Schussfolge flüssig und gleichmäßig und mit einer höchstmöglichen Trefferquote hinzukriegen. Nach einer Woche schaffte ich es immerhin, von den zehn Geschossen im Magazin durchschnittlich sechs ins Ziel zu bringen. Die Distanz von 500 Metern war enorm und ich befand mich mit meiner Quote in guter Gesellschaft. Hannes, der "Grenzschützer" hatte gerade ein komplettes Magazin versemmelt und schimpfte wie ein Rohrspatz. Natürlich war das Gewehr schuld. "Es zieht nach rechts", tobte er und alle lachten. Dann korrigierte er das Zielfernrohr und tatsächlich brachte er mit der nächsten Schussfolge acht Treffer ins Ziel, drei oben und fünf unten. Er war rehabilitiert und grinste in die Runde.

Emma schoss sehr souverän sechs bis acht Treffer pro Magazin. Allerdings war es schon ihr dritter Lehrgang. Es war beeindruckend, wie cool und abgeklärt sie ihre Waffe handhabte. Es schien alles wie einprogrammiert bei ihr abzulaufen. Offensichtlich hatte sie bemerkt, dass ich sie beobachtete. "Meine Autogrammkarten sind leider im Spind, ich geb Dir später eine", rief sie mit einem Augenzwinkern. "Ich danke, nehm ich doch gerne", zwinkerte ich zurück. Sie hatte etwas Faszinierendes, ich empfand eine ausgeprägte Sympathie für sie. Das Gesamtbild dieses gut aussehenden Mädchens beeindruckte mich ziemlich. Sie hatte einen ungeheuren Ehrgeiz, eine eiserne Entschlossenheit und eine geduldige Ausdauer. Sie ließ sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen, wurde nur laut, wenn es die Umstände erforderten, niemals emotional. Das Wort Stress war für sie tatsächlich nur ein Wort. Sie hatte die Gabe, Hektik einfach abprallen zu lassen. Ihre permanent gute Laune war dazu ansteckend.

Ich lud die Waffe nochmals und schoss ein weiteres Magazin leer. Sechs Treffer, drei oben und drei unten. Emma lächelte herüber und sagte: "Das ist nicht schlecht, was Du hier ablieferst. Es gab Teilnehmer, die haben nach zwei Wochen nicht einen Treffer zu verzeichnen gehabt, waren aber ausgezeichnete Pistolenschützen. Es sind eben völlig verschiedene Schießtechniken und die Langwaffe liegt nicht jedem."

"Das stimmt wohl", antwortete ich, "ich hab ja noch eine ganze Woche. Das wird schon noch besser."

Nur noch eine Woche, hätte ich sagen sollen. Die Zeit flog dahin. Mir gefiel es hier gut und bei dem Gedanken, nächste Woche wieder im Ministerbüro meinen administrativen Aufgaben nachzukommen, bekam ich ein leicht flaues Gefühl in der Magengegend. Emma schien meine Gedanken zu erraten und sagte: "Wird schon nicht Dein letzter Ausflug in Freiheit und Abenteuer gewesen sein. Bei guter Führung nehmen wir Dich bestimmt noch mal mit." Sie lachte und begab sich mit ihrem Gewehr in Richtung Waffenkammer. Das Auseinandernehmen und Reinigen der Waffe stand an. Auch das gehörte dazu.

Am Abend war ein Ausflug in den nächsten Ort geplant. Dort gab es eine Pizzeria und da bei allen der Appetit auf Pizza bestand, wollten wir uns abends mit zwölf Leuten unseren Gelüsten hingeben. Mmmhh, bei dem Gedanken an Pizza lief mir das Wasser im Mund zusammen.

 Die Pizzeria "Da Enzo" hatte dieses typisch italienische Flair. Es roch nach Oregano und Olivenöl.

Der Wirt begrüßte uns mit einem breiten Grinsen und einem freundlichen "Buona sera" und ging voraus zu einem reservierten Tisch im hinteren Bereich des gut besuchten Restaurants. Die obligatorische schmachtend schmalzige Italo-Schlagermusik rieselte aus verschiedenen Lautsprechern auf die Gäste herab und man konnte sich dem Fernweh nach Italien nicht entziehen.

Insgesamt fühlten wir uns wohl und die Freude auf eine knusprige Pizza wuchs zusätzlich durch die köstlichen Düfte, die der Kellner jedes Mal mitbrachte, wenn an den benachbarten Tischen die georderten Speisen serviert wurden.

Die Bestellungen wurden aufgegeben, die Getränke kamen und man hatte Zeit, sich zu unterhalten sowie die südländische Atmosphäre auf sich wirken zu lassen. In einem Nebenraum stand ein großer Billardtisch und der eine oder andere unserer Jungs bekundete schon, nach dem Essen eine Runde zu spielen zu wollen.

Im Moment standen ein paar Typen um den Tisch herum, die etwas Unbehagen ausstrahlten. Nicht, dass sie unangenehm aufgefallen wären, sondern von ihrer Äußerlichkeit: Langhaarig, bärtig, in Ledermontur, teilweise in ärmellosen Westen, sodass man ihre umfangreichen Tattoos sehen konnte. Sie machten einen insgesamt grobschlächtigen und gewaltbereiten Eindruck auf mich, auch durch den Umgangston, den sie untereinander pflegten.

Die Pizza kam und all unsere Träume wurden erfüllt. Es schmeckte allen und der Stimmungspegel stieg insgesamt. "Prost!" Emma saß neben mir und hielt mir ihr Rotweinglas entgegen. Ich nahm mein Glas und stieß leicht mit ihr an: "Prost, Emma, auf Dein Wohl und unsere Freundschaft!"

"Wir sind also Freunde?", fragte sie.

"Na, ich hoffe doch. Jedenfalls wäre es schön", antwortete ich. Sie lächelte vielsagend, sagte aber nichts weiter und wendete sich wieder ihrer Pizza zu. Ich beobachtete sie von der Seite und stellte fest, wie schön sie doch war. Ein leichtes Kribbeln kroch in mir hoch. Sie musste hellseherische Fähigkeiten haben, denn sie sah mich an und sagte: "Wir werden uns noch gut kennenlernen, Michael. Freundschaft braucht Zeit, um Vertrauen aufzubauen. Ich hab da schon etwas Erfahrung, aber Du bist auf einem guten Weg."

"Danke", sagte ich und dachte nur, sie ist nicht nur schön, sondern auch klug.

Nach einiger Zeit stieg der Geräuschpegel bei Tisch wieder. Ein sicheres Zeichen, dass man nach und nach mit dem Essen fertig war. Hannes und zwei seiner Tischnachbarn standen auf und steuerten auf den Nebenraum mit dem Billardtisch zu. Die rockerähnlichen Gestalten hatten aufgehört zu spielen und widmeten sich diversen alkoholischen Getränken. Als Hannes und seine beiden Kameraden den Raum betraten, drehten sie die Köpfe und ihr vermeintlicher "Häuptling" rief ziemlich laut: "He, Ihr Befehlsempfänger, verpisst Euch! Hier dürfen nur Erwachsene spielen!" Hannes machte nicht den Eindruck, als sei er sehr beeindruckt, nahm sich einen Queue und baute die Billardkugeln auf. "Du hörst wohl schlecht, ich sagte, verpisst Euch", sagte der "Häuptling" und baute sich vor Hannes auf. Er überragte ihn um Haupteslänge und wirkte insgesamt massiv überlegen gegenüber Hannes. Aber Hannes war die Ruhe selbst und antwortete laut verständlich: "Dies hier ist ein frei zugänglicher Billardtisch und wir wollen eine Partie spielen. Wo ist Dein Problem?" Ein wilder Schwinger in Richtung Hannes war die Antwort des "Häuptlings" und gleichzeitig der Startschuss für die vier anderen Rocker, in das Geschehen einzugreifen. Auch wir am Tisch sprangen jetzt auf und stürmten in Richtung Billardraum. So kam es, dass die vier zurückwichen und Hannes nun allein dem "Häuptling" Manieren beibringen musste.

Dem Schwinger wich Hannes geschickt durch einen Sidestep mit einer halben Drehung aus. Durch die halbe Drehung hatte er seinerseits jetzt den Raum, um gezielt mit dem Ellenbogen den Solarplexus des "Häuptlings" zu treffen, der danach förmlich in einen heftigen Aufwärtshaken fiel und wie ein Stein zu Boden sackte. In Sekundenbruchteilen waren die

Hoheitsrechte über den Billardraum geklärt und die "Rocker" schleiften ihren "Häuptling" nach draußen. Ich war ziemlich beeindruckt und Emma neben mir raunte: "Wenn er böse wird, ist er nicht zu bändigen. Ich glaube, ein Elefant wäre dann chancenlos gegen ihn!"

Es wurde noch ein schöner Abend und nach einigen Runden Grappa trollten wir uns in Richtung Stützpunkt, um noch einige Stunden Schlaf zu nehmen. Eine weitere Woche hartes Training lag vor uns.

 

Kapitel 3: Der erste Einsatz

Der Landrover schnurrte die sich windende Gebirgsstraße des Tramuntana-Massivs auf Mallorca in Richtung Valdemossa hinauf. Der Fahrer hatte es offensichtlich nicht eilig. Ich drehte mich um und sah auf das verträumte Port de Soller hinab. Das tiefblaue Meer dahinter entspannte mich für einige Momente, ließ fast Urlaubsstimmung in mir aufkommen. Was vor mir lag, ließ aber keine Emotionen dieser Art zu und deshalb waren meine Gedanken schon nach wenigen Sekunden wieder auf meine Aufgaben konzentriert. Emma saß neben mir und war eingeschlafen. Ihr Kopf lehnte an meiner Schulter und ihr Atem ging gleichmäßig. Die Fahrt mit dem Schnellboot von Barcelona nach Mallorca war nicht ihr Fall. Das ständige Auf und Ab und das Aufschlagen der Bootspitze auf die Wellen hatten ihr ziemlich zugesetzt, sodass sie heilfroh war, als wir im Hafen anlegten.

Ein alter mallorquinischer Bauernhof in der Nähe von Soller war für die nächsten Tage unser Quartier. Nach einer halben Stunde Fahrt erreichten wir unser Ziel und bogen in die Einfahrt ein. Pepe, unser Kontaktmann, ein einheimischer, braungebrannter Naturbursche begrüßte uns in akzentfreiem Deutsch: "Hola, guten Tag! Ihr müsst Emma und Michael sein. Herzlich willkommen!" Er nahm zwei Gepäckstücke und sagte: "Ich gehe voran und zeige Euch Eure Zimmer." Wir folgten ihm zu dem sehr schönen und behaglich anmutenden Haupthaus, welches inmitten einer grünen Oase, umgeben von mehreren Nebengebäuden, stand. Die Nebengebäude bestanden aus Schuppen, Stallungen und einer großen Scheune. Eine absolute Idylle, dachte ich. Die Zimmer waren zwar spartanisch ausgestattet, aber durchaus mit Flair und zweckmäßig. Ich schaute nach draußen auf einen Hain mit Oliven- und Zitronenbäumen. "Hier kann man’s aushalten, oder?" Emmas Stimme holte mich aus meinen Gedanken zurück. Sie lehnte im Türrahmen und lächelte. "Leider werden wir nicht viel Zeit haben, uns diesen schönen Dingen hinzugeben", ergänzte sie, "heute Abend kommen Paco, Erwin und Mark, um unsere Aktion zu besprechen.

Die "Aktion", wie sie sich ausdrückte, war, den "Traumkönig von Mallorca", den "King of Dreams", auszuschalten. Bernie Holtmann, ein Deutscher, wurde so genannt, weil er den deutschen Drogenmarkt dominierte. Skrupellos und brutal vertrieb er seine harten Drogen sogar auf den Schulhöfen. Er verkaufte den Minderjährigen seine "Träume" in Form von Heroin und Kokain und trieb sie unweigerlich in die Sucht und somit in den Tod. Alle Versuche, seiner habhaft zu werden, waren gescheitert. Er verschanzte sich hinter legal betriebenen Nachtlokalen und Diskotheken, zahlte Steuern und lebte das Leben eines Biedermanns, der niemals ein Verbrecher sein könnte.

Die Wahrheit aber war, dass er ein gut durchdachtes und funktionierendes Milliardengeschäft betrieb, dessen Hintermänner in den Kartellen Mexikos und Kolumbiens die Fäden zogen. Man überschwemmte den Drogenmarkt über Mallorca und Sizilien mit Stoff und es gab keine legale Möglichkeit, dies zu unterbinden. Die Liquidierung "Bernies" sollte eine neue Gangart sein, die Dinge in den Griff zu bekommen.

Vor nunmehr etwa 8 Monaten hätte ich nicht gedacht, dass ich daran teilnehmen würde.

Doktor Bischoff im Auswärtigen Amt rief mich an und bat mich zu einem Gespräch in sein Büro.

Wie immer begrüßte er mich freundlich mit "Hallo Mike, wie geht’s?"

"Danke, bestens“, antwortete ich.

"Darf ich Ihnen zwei Herren vorstellen, das heißt, Oberst Wegmann kennen Sie ja schon. Dann ist da noch Herr von Weyen, ein Beamter des Bundesnachrichtendienstes. Bitte nehmen Sie doch Platz, meine Herren!"

Wir setzten uns in die Ledersessel um einen kleinen runden Tisch, auf dem Kaffeetassen und eine Kanne mit Kaffee standen. "Hannes", sprich Oberst Wegmann, schenkte Kaffee ein, während Doktor Bischoff das Gespräch eröffnete: "Lieber Mike, wir kennen uns jetzt schon eine Weile und Sie sind mir in dieser Zeit sehr ans Herz gewachsen. Der Herr Außenminister ist voll des Lobes über Ihre zuverlässige, präzise und diskrete Arbeit. Oberst Wegmann beschreibt Sie als disziplinierten und ehrgeizigen, immer nach Optimalem suchenden Mann. Was soll ich sagen? Solche Leute braucht unser Land! Das sind urdeutsche Tugenden, die man nicht mehr so oft findet. Kurz, können Sie sich vorstellen, Aufgaben für Ihr Vaterland zu übernehmen, die über das normale Vorstellungsvermögen hinausgehen, aber absolut wichtig und erforderlich sind?"

Nun schaltete sich Herr von Weyen in das Gespräch ein und sagte: "Michael, ich darf Sie doch so nennen, oder? Wir haben von Ihren außergewöhnlichen Ergebnissen beim Schießtraining erfahren und fragen uns, ob Sie sich vorstellen können, diese Fähigkeit für Ihr Volk und Land zum Einsatz zu bringen. Wir, das sind der Bundesnachrichtendienst mit all seinen Mitarbeitern, die unser Land vor feindlichen Angriffen und Attacken schützen und all unsere Kraft und unser Können zum Wohle Deutschlands einsetzen. Einen Mann wie Sie können wir gut brauchen."

"Sie meinen, ich soll meine Schießfähigkeiten für mein Land einbringen? Wie stellen Sie sich das vor? Auf wen soll ich schießen?", fragte ich in die Runde.

"Nun, es gibt viele Feinde, die uns ständig großen Schaden zufügen. Im Grunde befinden wir uns im Krieg. Vieles kann man legal mit Recht und Gesetz bekämpfen, aber es bleibt eine enorme Grauzone", führte Herr von Weyen weiter aus. "Wenn Sie grundsätzlich bereit wären, uns zu helfen, wird Oberst Wegmann als Ihr Ansprechpartner Ihnen alles detaillierter erklären können. Natürlich räumen wir Ihnen eine ausreichende Bedenkzeit ein. Da gibt es sicher eine Menge Dinge, über die Sie sich im Klaren sein müssen. Der Einklang mit Ihrem ‚normalen Leben‘ da draußen, mit Ihrem privaten Umfeld, muss für Sie zu stemmen sein. Der finanzielle Hintergrund ist dabei kein Problem. Das ist großzügig geregelt.“

In meinem Kopf hämmerte es. Das ist ja wie im Film, dachte ich. Mein Gott, was ist, wenn ich "Nein, danke" sage. Doktor Bischoff schien meine Gedanken zu lesen und sagte: "Mike, Sie tun nichts Schlechtes. Sie dienen einer gerechten Sache für Ihr Vaterland. Sie tun nichts anderes, was jeder Soldat ableistet. Nur hat nicht jeder Mensch solche Eigenschaften wie Sie. Deshalb brauchen wir Sie. Jeder wird auch verstehen, wenn Sie Nein sagen. Wir und auch Sie werden dieser Offerte mit Diskretion begegnen, egal, zu welchem Entschluss Sie auch kommen.

"Ich schlage vor, wir treffen uns in einer Woche wieder und ich bitte Sie, Michael, Stillschweigen über unser heutiges Gespräch zu bewahren", schloss Herr von Weyen. Alle standen auf und ich stellte fest, dass niemand auch nur einen Schluck Kaffee zu sich genommen hatte. "Hannes", der Oberst hielt mich am Arm und sagte: „Ich bringe Dich nach Hause, da können wir unterwegs noch reden."

Das war gut, genau, was ich jetzt brauchte. Mir war schwummrig und ich konnte meine Gedanken nicht ordnen. Eine Woche hatte ich Zeit für diese schwerwiegende Entscheidung. Fragen über Fragen taten sich auf. Wie ist die genaue Aufgabenstellung? Kann ich die gestellten Anforderungen erfüllen? Wie gehe ich mit meinem Gewissen um? Bin ich ein Killer? Wie reagiert meine Psyche?

Meine Fragen wurden komplett und ausführlich von Hannes beantwortet. Er nahm sich in den Tagen nach dem Gespräch viel Zeit und erläuterte mir die präzise Aufgabenstellung, erklärte mir, welch strapaziöse Ausbildung vor mir liegen würde und zerstreute all meine Bedenken bezüglich meiner Moral und meiner Psyche. Er unterstrich die Wichtigkeit, dem Vaterland zu dienen und mit dem persönlichen Einsatz einen Teil zur Sicherheit und zum Schutz der Nation beizutragen. Viele große Worte, die mich beeindruckten und mich sogar stolz machten, denn man hatte ja mich auserwählt, diesen Part zu übernehmen.

Meine Entscheidung fiel nach drei Tagen. Ich fragte mich, was ich denn zu verlieren hätte und kam zu einem "Nichts". Meine zukünftigen Aufgaben waren doch ehrenvoll und von höchster Stelle vorgegeben. Meine anfänglichen Bedenken wichen der Neugierde auf die Zeit, die vor mir lag. Ich teilte meinen Entschluss dem Oberst, sprich Hannes, mit. Er reagierte mit einem entspannten Gesichtsausdruck und einem Schulterklopfen und sagte: "Ich werde Doktor Bischoff informieren."

Schon zwei Tage später saßen wir wieder in der Viererrunde zusammen und ich schaute in zufriedene Gesichter. Herr von Weyen übergab mir einen Vertragsentwurf, in dem im Wesentlichen die Verpflichtung zur Geheimhaltung aller Dinge, die mit meiner Tätigkeit in Staatsdiensten zu tun hatten, festgehalten wurde. Wie in jedem ordentlichen Arbeitsvertrag gab es natürlich auch eine festgeschriebene Vergütung und eine Urlaubsregelung. Den einzigen Unterschied, den ich erkennen konnte, war eine unregelmäßige Arbeitszeit und eine unbedingte Reisebereitschaft. Gut, sagte ich mir, das hätte ich bei einer Tätigkeit für den Außenminister auch gehabt. Meine Ausbildung war gleichzeitig auch Probezeit und hatte eine vorgegebene Dauer von sechs Monaten. In dieser Zeit konnte von beiden Seiten mit einer vierwöchigen Frist gekündigt werden. Danach wurde der Vertrag unbefristet und die Kündigungszeit verlängerte sich auf sechs Monate. Ich konnte keine Fußangeln erkennen und so unterschrieb ich.

Hannes erklärte mir, dass ich sowohl in Hangelar, dem Standort der GSG 9, einer Spezialtruppe für Sondereinsätze jeglicher Art, als auch im bayrischen Deggendorf sowie in Gifhorn ausgebildet würde. Die Ausbildung habe einen theoretischen und einen praktischen Teil. Neben einem extremen körperlichen Training mit Nahkampftechnik, Optimierung von Kondition, Motorik und Bewegungsabläufen, würden mehrere sogenannte Assessment Center, Stresstests und Seminare zur Stressbewältigung zum Tragen kommen. Im Assessment Center käme es darauf an, bestimmte Aufgabenstellungen zu einer möglichst perfekten Lösung zu bringen. Ein Gremium sollte dann entscheiden, ob ich den Anforderungen der ausgewiesenen Position entsprechen würde. Die erweiterte Scharfschützenausbildung und ein Überlebenstraining sollten die Vorbereitung abrunden. Für den nächsten Tag aber standen eine erneute Sicherheitsüberprüfung und ein Gesundheitscheck auf dem Plan.

Ganz schön heftig, aber durchaus spannend. Das eigentliche Problem aber war mein Erklärungsverhalten in meinem privaten Umfeld und den bisherigen Arbeitskollegen gegenüber. In irgendeiner Form, das wurde mir erst jetzt klar, würden sich Engpässe auftun und mich zum Schwindeln zwingen. Der Umstand, über nichts sprechen zu dürfen war dabei nicht so neu. Ich musste herausfinden, wie andere in meiner Situation damit umgehen.

Die folgenden Wochen waren geprägt von Stress, Anstrengung und Selbstzweifeln, ob der eingeschlagene Weg wohl der richtige war. Nachts im Bett lag ich oft stundenlang wach, trotz der anstrengenden Ausbildung tagsüber, grübelte darüber nach, wie ich mit der Zukunft umgehen würde. Mein Körper veränderte sich enorm. Durch das äußerst harte Training baute ich doch einiges an Gewicht ab und Muskulatur auf. Meine Konstitution und meine Kondition wurden von Woche zu Woche besser und ich fühlte mich gut dabei. Zuhause erklärte ich, dass ich in meiner Freizeit ein Fitnessstudio aufsuchte und mich sportlich betätigen würde.

Auch die Theorie kam nicht zu kurz. Waffenkunde, psychologisches Training, Stressbewältigung und Sprachtraining in Spanisch und Englisch ließen die grauen Zellen rauchen. Trotz häufiger Ortswechsel, mal Deggendorf in Bayern, mal Gifhorn in Niedersachsen, dann wieder Hangelar bei Bonn, stellte ich fest, dass meistens vertraute Gesichter um mich herum waren. Der Oberst war nur noch sporadisch dabei, aber zum Beispiel Emma war fast bei allen Übungseinheiten und Seminaren anwesend.

Sie hatte mein ganzes Vertrauen und deshalb sprach ich sie stets offen an, wenn es eine Frage gab. Sie erzählte mir von einer ähnlichen Offerte, wie man sie auch mir unterbreitet hatte. Sie war unverheiratet, wollte ursprünglich Ausbilderin werden, sah aber in dem Angebot des Auswärtigen Amtes und des Bundesnachrichtendienstes eine Chance für sich. Ihr ausgeprägter Sinn für Gerechtigkeit hatte sie dazu bewogen, sich in deren Dienst zu stellen. Daran mitzuwirken, Verbrecher größten Kalibers ihrer gerechten Bestrafung zuzuführen, Verbrechern, denen über Recht und Gesetz nicht beizukommen war, stellte eine Berufung für sie dar.

Ich war von ihren Ausführungen beeindruckt, sie kamen klar und überzeugt über ihre Lippen. Sie nahm mir mehr und mehr meine Zweifel und Ängste und überzeugte mich, dass ich das Richtige tat.

Die Tests wurden sämtlich bestanden, das Schießtraining lief bestens, nur das Überlebenstraining gestaltete sich als enorme Hürde. Feuer- und Schlafstellen zu bauen war relativ einfach, aber schon die Nahrungssuche über Waldbeeren hinaus war eine hohe Herausforderung, den Faktor Ekel auszuschalten. Maden und Heuschrecken werden mit Sicherheit nicht mein Lieblingsgericht. Aber auch diese Erfahrung hat sein Gutes, man kann sich wieder richtig auf einen Teller Nudeln freuen!

Die Zeit verging wie im Fluge. An die soldatische Kampfkleidung hatte man sich während der praktischen Ausbildung gewöhnt, Jeans und legere Freizeitbekleidung waren in Seminaren und Schulungen angesagt. Jetzt kam das Thema Bekleidung bei den bevorstehenden Einsätzen zur Sprache. Was waren das für Einsätze? Tagsüber oder nachts? In welcher Gegend oder in welchem Land? War es kalt oder warm? Es stellte sich heraus, dass praktisch alle Punkte zum Tragen kamen. Abhängig vom jeweiligen Einsatz würde uns die entsprechende Kleidung und auch die entsprechende Ausrüstung zugeteilt werden. Alles erst, nachdem der Einsatz feststand. Bei den Nachteinsätzen wurden tiefschwarze Hosen, Jacken, Pullover, Overalls eingesetzt, Nachtsichtgeräte und Schusswaffen mit Schalldämpfern, schwarz beschichtete Messer. Alles, um möglichst keinerlei Reflektionen auf Mond-/Sternenlicht oder irgendwelche Leuchtkörper abzugeben.

Bei Einsätzen in freier Natur würde somit auch der Tarnanzug zum Einsatz kommen und im sogenannten "Großstadt-Dschungel" eben normale Zivilbekleidung. Bei der Abschlussbesprechung wies der Ausbildungsleiter nochmals auf die Wichtigkeit der bevorstehenden Aufgaben hin und die damit verbundene absolute Geheimhaltungspflicht. Er wünschte uns allen Glück und Erfolg, verbunden mit dem Wunsch, uns alle gesund in den nächsten Fortbildungsmaßnahmen wiederzusehen.

Zunächst standen jetzt ein paar freie Tage an, aber schon nach einer Woche klingelte das Telefon und ich wurde nach Bonn ins Auswärtige Amt beordert. Doktor Bischoff und Herr von Weyen begrüßten mich zunächst mit Glückwünschen zur absolvierten Ausbildung. Oberst Wegmann, für mich Hannes, kam kurze Zeit später zur Runde hinzu. "Nun, mein lieber Mike, ist es soweit", begann Herr von Weyen, "Sie haben unsere Erwartungen nicht nur erfüllt, wir sind uns sicher, dass Sie unser Mann der Zukunft sind, was die speziellen Aufgaben für Sie angeht." Anspannung und eine Gänsehaut überfluteten meinen Körper in diesem Moment. Was kommt da jetzt?

Es war die "Aktion Traumkönig", die Maßgabe, diese Zielperson mit einem Spezialkommando unter allen Umständen auszuschalten. Die Rechtfertigung dazu wurde durch einen Diavortrag und eine Registratur mit allen Details über die Person Bernie Holtmann dargestellt. Eine Aneinanderreihung von Verbrechen der übelsten Art in Bezug auf Drogenhandel, Mord, Menschenhandel, Prostitution, Gewalt und Korruption stellte sich der Hilflosigkeit der Justiz gegenüber, der es in jahrelangen Bemühungen nicht gelungen war, diesen Kopf vor Gericht zu stellen. Man musste etwas tun, man war verpflichtet zu handeln. Man musste sich gegen den Drogenverkauf an Jugendliche stellen. Die Konsequenz war, dieses Monstrum durch eine neue Art und Weise verschwinden zu lassen. Natürlich konnte man damit nichts endgültig unterbinden, aber zumindest Unterbrechungen und schwierigere Neuausrichtungen bei den Drogenbossen in Südamerika erzwingen. Die Frage, die es hier bei der Beschlussfassung zur Gründung einer Eliteeinheit gab, war aber die, wie moralisch angreifbar ist damit ein Staat, der sich als Auftragskiller aufspielt?

Eine Fotoserie zeigte diesen Bernie Holtmann als liebevollen Vater mit seinem zehnjährigen Sohn beim Reiten, beim Golfspielen und als weltmännischen Gastgeber bei einer Gartenparty mit allerlei halbseidenen Promis umgeben. Ein fast lupenreines Image, wenn man die Wahrheit nicht kannte.

Die Details zum Einsatz sollten später in Hangelar erläutert werden. Der genaue Anreisetermin, Unterbringung, Kontaktpersonen und die Einzelheiten zur Durchführung der Mission würden die Teilnehmer dort erfahren.   

Jetzt war ich hier, auf Mallorca, zusammen mit Emma. Wir waren die Auserwählten. Für uns beide der Ersteinsatz. Motorengeräusch weckte mich aus meinen Gedanken. Ich schaute aus dem Fenster und sah einen Geländewagen durch die Einfahrt kommen. Das mussten Marc, Erwin und Paco sein. Damit waren wir komplett für die Lagebesprechung beim Abendessen.

Das war also das Team. Pepe als ansässiger Mallorquiner, ohne wirkliche Vergangenheit. Es war einfach nichts aus ihm herauszubringen. Er überzeugte durch eine stoische Ruhe, mit einer außerordentlichen Präzision bei allem, was er tat. Egal, ob er kochte oder eine Maschine reparierte, er war durch nichts in Rage zu bringen. Er sprach wenig, aber wenn, dann kamen kluge Worte über seine Lippen. Er verstand es, Logik in die Praxis umzusetzen. Insgesamt baute man sehr schnell Vertrauen zu ihm auf. Trotz seiner stämmigen Figur bewegte er sich sehr flink und ich war erstaunt, welch enorme Kondition er an den Tag legte, wenn ihm mal eines seiner Schafe ausgebüxt war und er es wieder einfing. Pepe mochte so Anfang bis Mitte vierzig sein.

Marc war ein junger Mann von 26 Jahren, Vater Engländer, Mutter Deutsche. Er war als Zeitsoldat bei der Bundeswehr ein gut ausgebildeter Schütze, hatte nahezu alle Führerscheine, die man als zeitverpflichteter Soldat machen konnte, sprach Deutsch, Englisch und Spanisch und fiel durch großspurige Sprüche auf. Ähnlich wie ich, war er zu der neuen Truppe gekommen. Er war, wie Emma mir erzählte, ein sehr guter und sicherer Fahrer.

Erwin kam ebenfalls von der Bundeswehr, war ungefähr vierzig Jahre alt und hatte trotz dieses Alters weißgraue Haare, die er als Bürstenhaarschnitt trug. In der Vergangenheit war er Ausbilder einer Spezialeinheit der Bundeswehr. Er machte auf mich den Eindruck eines Analytikers und eines strategisch denkenden Menschen, der nichts dem Zufall überließ. Er war der Leiter des gesamten Einsatzes.

Paco war gebürtiger Kubaner, 35 Jahre alt, mit 1,95 Metern ein wahrhaftiger Hüne. Er sprach außer seiner spanischen Muttersprache ein breites texanisches Englisch und etwas gebrochen Deutsch. Seine Vergangenheit blieb weitestgehend dunkel. Nur so viel sickerte durch, dass er viele Jahre für den US-Geheimdienst CIA tätig war, sowohl in Kuba als auch in Kolumbien und Nicaragua. In Kuba wurde er enttarnt, gefangen genommen und kam durch einen Austausch wieder zurück in die USA. Durch seine Enttarnung war seine Tätigkeit als Top-Agent natürlich nicht mehr möglich, aber wie man sieht, gab es neue Aufgaben für ihn. Er machte auf mich einen sehr sportlich trainierten Eindruck, was sich später bei einer Demonstration seiner verschiedenen Kampfsporttechniken bestätigte. Außerdem zeigte er beim Schießtraining eine enorme Schnelligkeit und eine hohe Trefferquote aus der Bewegung heraus. Das heißt, er lief sowohl mit der Handfeuerwaffe als auch mit dem Gewehr und schoss aus den unmöglichsten Situationen, hatte dabei immer beste Treffer zu verzeichnen. Aus dem Stand heraus war er fast nur mittelmäßig.

Emma und mich brauche ich an dieser Stelle nicht noch mal vorstellen. Diese bunte Truppe war also zum Erfolg verdammt und ich habe niemals herausgefunden, wer sie zusammengestellt hatte. Wer waren die Hintermänner? Ein internationales Konsortium? Eine internationale Interessengemeinschaft zur Neuordnung der weltlichen Gerechtigkeit?

Wir trafen uns alle zum Abendessen im Wohnraum des Haupthauses. Im offenen Kamin flackerte ein gemütliches Feuer, denn am Abend nach Sonnenuntergang wurde es empfindlich kühl hier oben in den Bergen.

Es gab gegrilltes Spanferkel mit einem sehr feurigen Ratatouille. Pepe war ein ziemlich guter Koch, der uns immer wieder mit seinen Künsten überraschte. Ein leicht gekühlter mallorquinischer Rotwein aus seiner eigenen Produktion rundete das Mahl perfekt ab und die Stimmung hätte nicht besser sein können.