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Sara-Maria Lukas

Hard & Love 4: So long, Butterfly!

Erotischer Roman

© 2018 Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

info@plaisirdamourbooks.com

© Covergestaltung: Mia Schulte

© Coverfoto: Andrey Guryanov – Adobe Stock

ISBN Taschenbuch: 978-3-86495-364-4

ISBN eBook: 978-3-86495-365-1

 

Sämtliche Personen in diesem Roman sind frei erfunden.

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Autorin

 

 

Kapitel 1

 

New York, Sommer

 

Autos hupen, Menschen schieben sich aneinander vorbei und die Leuchtreklamen an den Hochhäusern blinken und blitzen in bunten Farben. Wie oft hat Rosie Fotos dieses Ortes gesehen, wie oft die Sehnsucht gespürt, endlich New York zu besuchen, und nun ist sie da. Sie reißt die Arme hoch und dreht sich tanzend im Kreis. „Ich liebe diese Stadt! Ich reise übermorgen nicht ab, ich bleibe einfach hier!“

Steffi schüttelt mit gespielt strenger Miene den Kopf und zieht Rosie an ihre Seite, damit ein junges Pärchen unbeschadet vorbeigehen kann. „Sehr geehrte Frau Rosemarie Fischer, Sie haben einen Studienplatz in Hamburg und in einer Woche beginnt das neue Semester.“

„AHH! Rette mich einer vor dieser viel zu pflichtbewussten Kommilitonin!!!“

Lachend schubst Steffi sie vorwärts. „Du wirst brav mit mir in den Flieger steigen, und wenn ich dich gefesselt zum Airport schleppen muss.“

Rosie legt seufzend den Arm um die Schultern ihrer besten Freundin, während sie weiterschlendern und die riesigen Lichtreklamen an den Hochhäusern bewundern. „Könntest du nicht ein heißer, muskulöser Typ sein, der mich gefesselt zum Airport schleppt und dann in einem Privatjet auf eine einsame Insel entführt, um verbotene Spiele mit mir zu spielen?“

Steffi verdreht die Augen. „Du und deine Fantasien. Ich wette, wenn du es erleben würdest, fändest du diesen SM-Kram nicht mehr so toll, wie du jetzt glaubst.“

„Irgendwann probiere ich es aus.“

„Okay, aber nicht hier auf dem Times Square.“

Glucksend schüttelt Rosie den Kopf. „Okay, ich füge mich in mein Schicksal als brave Studentin.“

Sie atmet tief durch und lässt das Flair der Weltstadt auf sich wirken. Die Rundreise durch die USA, für die sie auf einem gemeinsamen Konto jahrelang gespart haben, ist viel zu schnell zu Ende gegangen. Die letzte Station war New York. Seit drei Tagen besuchen sie die typischen Touristenattraktionen, und übermorgen geht es schon wieder nach Hause. Nach Hamburg, wo Milan wartet, der Freund aus Kindertagen, inzwischen Kommilitone und Favorit ihrer Mutter, was die Position als zukünftiger Verlobter ihrer Tochter betrifft. Er hat ihr seine Liebe gestanden, kurz bevor sie mit Steffi zu der lange geplanten Reise aufgebrochen ist, und sie hat ihm versprochen, ihm nach ihrer Rückkehr eine Antwort zu geben. Ja, er würde wirklich perfekt zu ihr passen. Fast rutscht ihr ein spöttisches Lachen über die Lippen. Milan ist genauso langweilig wie alles andere in ihrem traurigen Dasein. Kurz vor der Reise ist sie nach einer Feier betrunken mit ihm im Bett gelandet – blöder Fehler, denn danach stammelte er ihr was von seinen Gefühlen vor. Fuck! Sie will keinen schüchternen Mann, der brav wochenlang wartet, ob die Frau, in die er sich verguckt hat, mit ihm zusammen sein will, und der beim Sex ständig fragt, ob es auch schön für sie sei. Blöderweise ist sie zu feige gewesen, ihm das gleich zu sagen.

Wenn sie nicht aufpasst, verpasst sie die aufregenden Seiten des Lebens. Warum studiert sie noch mal Erziehungswissenschaften? Ach ja, weil ihr nach dem Abi nichts Besseres eingefallen ist. Ihr ganzes Dasein ist so langweilig wie ihr Name. Rosemarie, die Vierte nach ihrer Mutter, ihrer Oma und ihrer Uroma.

„Puh“, stöhnt Steffi mit einem Blick auf die Armbanduhr. „Es ist gleich Mitternacht, meine Füße glühen und ich bin todmüde. Lass uns die nächste U-Bahn-Station suchen und zum Hotel fahren.“

Rosie nickt widerwillig. „Okay, aber morgen Abend kommen wir noch mal hierher zurück, ja? Diese Straße ist in der Nacht der Hammer. Die Atmosphäre, die Geräusche, die Menschen, alle so unterschiedlich und diese Lichter überall. Ich könnte stundenlang nur gucken, und wir waren auch noch in keiner einzigen Bar. Ohne Barbesuch können wir definitiv nicht nach Hause fahren.“

Steffi nickt. „Tagsüber Central Park, abends Manhattan, Times Square, Cocktails schlürfen. Alles klar, Chefin, und jetzt“, sie sieht sich suchend um, „da lang, Richtung Neunundvierzigste, an der Ecke ist eine Subway Station.“

Steffi übernimmt wie immer die Führung. Ihr Ortssinn ist genauso perfekt wie ihr Sprachtalent, etwas, wovon Rosie nur träumen kann. Sie versteht gerade mal das Nötigste, weil die New Yorker viel schneller reden als die Lehrer damals in der Schule. Sie findet nicht die richtigen Vokabeln, wenn sie was sagen möchte, und würde sich jeden Tag verlaufen, wenn sie kein Navi auf dem Handy hätte.

 

„Lass uns noch in einen Supermarkt gehen und etwas zu trinken besorgen“, schlägt Rosie vor, als sie in der U-Bahn sitzen und bereits einige Stationen Richtung Brooklyn gefahren sind.

Steffi zieht die Stirn kraus. „Muss das sein? Die Gegend ums Hotel herum ist nicht unbedingt die sicherste.“

„Du wolltest so günstig wie möglich wohnen, also haben wir keine Minibar, und ich habe Durst.“

Steffi seufzt. „Okay, aber nur, wenn wir einen Laden an der Hauptstraße finden.“

Rosie verdreht die Augen. „Uns klaut schon keiner.“

Sie haben das Hotel gewählt, weil es direkt gegenüber einer U-Bahn-Station liegt, also müssen sie eigentlich gar nicht nachts durch abgelegene Straßen wandern. Nachdem sie nun ausgestiegen sind und die Subwaystation verlassen haben, wenden sie sich allerdings nach rechts, denn ungefähr zweihundert Meter weiter leuchtet das Schild eines dieser kleinen Läden, die vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet haben.

Es sind nur wenige Fußgänger unterwegs und sie kommen zügig voran. Unbehelligt betreten sie das hell erleuchtete Geschäft, in dem man so ungefähr alles kaufen kann, was man zum Überleben in einer Großstadt braucht. Außer ihnen ist kein Kunde da, und der junge Typ an der Kasse beachtet sie nicht, sondern tippt auf seinem Handy herum.

Während sie die Regale entlangwandern, wird die Tür aufgestoßen und von draußen ist das Röhren PS-starker Motoren zu hören. Rosies Blick zuckt hoch. Drei Männer schlendern herein.

„Mist“, flüstert Steffi. „Lass uns abhauen.“

Rosie runzelt die Stirn. „Quatsch. Die wollen auch nur was kaufen.“

„Und wenn nicht? Die sehen nicht gerade friedfertig aus.“

Steffi hat recht. Sie wirken wie kampferprobte Rocker, haben überall Tattoos und tragen schwarze Lederhosen. Unter den engen T-Shirts wölben sich mächtige Muskeln auf. Die schweren Stiefel sind vorn mit Eisenbeschlägen versehen und an den Gürteln der Typen klimpern Metallketten. Ihre Gesichter sind kaum zu erkennen. Lange, strähnige Haare hängen über die Wangen herab. Zwei tragen Vollbärte, der dritte hat eine Baseball-Cap tief in die Stirn gezogen. Vor dem Laden warten weitere Rocker mit Motorrädern und drei Autos, zwei sind große Pick-ups. Die Scheinwerfer sind an und die Motoren laufen.

„Die sind gleich wieder weg, ihre Kumpels warten draußen“, murmelt Rosie, ohne den Blick von der Gruppe abzuwenden. Zum Glück stehen sie ganz rechts in der Ecke am letzten Regal, und der Kassenbereich ist schräg gegenüber, also weit weg, sodass die Typen sie beim Reinkommen nicht gesehen haben.

Die Kerle schlendern im Laden herum, greifen nach Bierdosen und Tüten mit Salzgebäck, dann wenden sie sich zur Kasse.

Okay, die kaufen wirklich nur ein. Gleich werden sie rausgehen. Beruhigt greift Rosie nach einer Flasche Limonade.

„Nein!“, keucht Steffi plötzlich und Rosies Blick zuckt nach vorn.

Einer der Typen hält eine Pistole in der Hand und bedroht den Jungen an der Kasse. Rosies Knie werden weich, sie zittert und die Limonade rutscht ihr aus der Hand. Die Flasche landet auf dem Boden und zerspringt in tausend Teile. Im gleichen Moment knallt es ohrenbetäubend und Steffi kreischt: „WEG HIER!“

Rosie rennt kopflos Richtung Tür und wird prompt von einem der Männer am Arm gepackt. Sie schreit auf, der Typ presst sie rückwärts gegen seine Brust und eine Pranke legt sich fest über ihren Mund.

„Fuck“, brüllt einer. „Where is the other one?“ Er rennt in den hinteren Teil des Ladens, eine Metalltür knallt, dann herrscht Stille.

Rosie ist keines klaren Gedankens mehr fähig, wehrt sich wie ein wildes Tier, aber die Arme des Mannes sind so stark wie Schraubzwingen, sie hat nicht den Hauch einer Chance, sich zu befreien. Der Typ stinkt nach Rauch und Schweiß und auf dem Tresen neben der Kasse ist furchtbar viel Blut zu sehen. Die Bilder und Eindrücke zucken durch ihren Kopf wie Blitze.

Der dritte Typ kehrt zurück. „Get out! Hurry up!“, brüllt er und alle rennen los.

Rosie kommt ins Stolpern und wird halb hängend mitgezogen. Sie will schreien, kann aber nur durch die Nase schnaufen und glaubt, zu ersticken, weil viel zu wenig Luft in ihre Lungen gelangt. Rücksichtslos wird sie draußen auf harten Metallboden geworfen, in ihrem Knie sticht es plötzlich so heftig, als ob jemand seitlich ein Messer hineingebohrt hätte, und in ihrer Nase knirscht etwas, als sie mit dem Gesicht aufschlägt.

Ihre Hände werden auf den Rücken gezerrt und Klebeband um ihre Augen und ihren Mund gewickelt. Es stinkt nach Plastik und zerrt schmerzhaft an ihrer Haut. Sie hört ein Ratschen und Knistern, während auch ihre Hände und Füße mit Klebeband umwickelt werden. Sie kann sich nicht mehr bewegen, ist vollkommen hilflos. Tiefe, raue Männerstimmen reden und fluchen, aber sie versteht kein Wort.

So aufgeregt wie sie ist, sind ihre mageren Englischkenntnisse gar nicht mehr abrufbar. Ihr Herz rast, in ihr schreit es nur immer NEIN, NEIN, NEIN, NEIN. Gleichzeitig glaubt sie, zu ersticken, weil durch ihre Nase viel zu wenig Luft bis in ihre Lungen vordringt, und der pochende Schmerz im Knie und in ihrer Nase macht sie wahnsinnig.

Das Auto fährt sehr schnell. Immer wieder wird ihr wehrloser Körper in Kurven oder beim scharfen Bremsen auf dem harten Metallboden hin und her gerollt. Ihr Kopf donnert mehrmals gegen eine Kante, in ihrem Knie brennt es wie Feuer, es tut furchtbar weh, aber ihre Schmerzensschreie ersticken hinter ihrem verklebten Mund.

Irgendwann scheint der Wagen auf einen Highway abzubiegen. Das Geräusch wird gleichmäßiger und sie liegt ruhiger. Ihr Verstand arbeitet wieder. Wo ist Steffi? Konnte sie fliehen? Anscheinend war sie schlauer als Rosie und ist nicht kopflos zum Eingang, sondern zu einer Hintertür gelaufen. Gott sei Dank. Steffi wird die Polizei rufen, die werden sie befreien. Und wenn nicht? Sterben. Sie wird sterben, die Typen werden sie umbringen. Plötzlich ist sie ganz sicher, dass ihr letztes Stündchen geschlagen hat. Oh Gott! Sie will noch nicht sterben, sie will leben! Leben! Leben!

Allmählich weicht die Panik Erschöpfung und Resignation. Die Männer scheinen sie nicht zu beachten. Liegt sie auf einer Ladefläche? Nein, dann müsste sie Wind spüren. Es muss ein geschlossener Transporter sein. Ihre Hose ist nass, es ist warme Nässe. Hat sie gepinkelt? Oder blutet sie? Vielleicht verblutet sie gerade und stirbt jetzt. Wo fahren sie hin? Wie lange liegt sie schon so da? Hat Steffi es wirklich geschafft? Oder hat der Typ sie vor der Tür einfach umgebracht? Und der Junge an der Kasse? Das viele Blut? Ist der tot?

Sie will was sehen! Die absolute Dunkelheit vor ihren Augen ist furchtbar. Als wäre sie schon tot! Sie schabt mit der Schläfe über das Metall, aber das Klebeband lässt sich nicht einen Millimeter verrücken.

Bremsen, Kurve, Gas geben. Ein paar Mal, und jedes Mal zuckt der fiese Schmerz durch ihr Knie. Dann hält der Wagen. Türen schlagen. Stimmen. Rufe, Lachen, Reden. Die Silben ergeben keinen Sinn. Rosi versucht, sich zu konzentrieren, um wenigstens einzelne Worte in dem Kauderwelsch zu verstehen, aber das gelingt ihr nicht. Es stinkt nach Öl und Benzin, gemixt mit Urin und totem Tier. Der Wagen fährt erneut los, hält aber gleich darauf wieder an und der Motor wird ausgeschaltet. Eisen scheppert, als ob ein Tor geschlossen wird. Jemand packt sie mit festen Griffen an den Oberarmen. Es müssen zwei der Männer sein.

Sie schleifen ihren wehrlosen Körper zwischen sich mit. Rosies Füße haben keine Chance, Bodenkontakt zu finden, ihre Beine schaben wie nutzlose Anhängsel über holprige Steine. Nach einer gefühlten Ewigkeit lassen die Männer sie los, und sie landet unsanft der Länge nach auf feuchtem Erdboden. Es stinkt muffig und irgendwie scharf, vielleicht nach einem Mix aus Klo, Fäulnis und Mülldeponie. Ihr Knie scheint zu zerspringen.

Männer grölen, einer packt sie und hebt sie an. Sie steht einen winzigen Moment und schwankt, dann stemmt er sie hoch und sie landet kopfüber über seiner Schulter. Eine harte Hand prallt auf ihren Po, Finger graben sich in ihre Pobacke und halten sie so fest.

Wieder lachen tiefe Männerstimmen auf gemeine, gehässige Weise. Nur wenige Minuten später lässt der Typ sie runter und erneut knallt sie hart auf steinigen Boden. Ihr Hüftknochen wird so fies geprellt, dass sie schreien will, aber nur ein Wimmern dringt durch den Knebel. Schritte scharren auf dem Stein um sie herum. Ein Feuerzeug zischt.

Eine Weile scheinen die Männer sie zu vergessen.

Keiner kümmert sich um sie, und Rosie will die Beine anziehen, um sich zusammenzurollen, als könnte sie sich dadurch schützen, aber ein neuer fieser Stich im Knie lässt sie innehalten. Das Bein beginnt zu zittern. Verzweiflung, Erschöpfung und der Schmerz lassen ihren Widerstandswillen schrumpfen. Sie hört die Stimmen immer leiser, wie durch dichten Nebel. Lethargie breitet sich in ihrem Kopf aus, gegen die sie sich nicht wehren kann. Wozu auch? Sie wird sowieso sterben, also ist alles egal.

Ein schwerer Schuh an ihrem Oberschenkel schiebt ihren Körper mit einem Ruck ein Stück nach hinten, und Rosi schreit auf, doch jedes Geräusch wird von dem Klebeband vor ihrem Mund erstickt. Die Männer reden. Vielleicht über sie, denn manchmal ist eine Stimme ganz nah, kräftige Finger packen sie an der Schulter und rollen sie auf den Rücken. Sie landet auf den gefesselten Händen, die Haut auf ihrem Handrücken schrammt über den Steinboden. Brennender Schmerz.

Kräftige Finger packen sie am Hals.

„Quiet! Don’t cry.“ Die Stimme ist kalt, eindringlich und sehr deutlich.

Rosi versteht und nickt. Im gleichen Moment zerrt ihr der Typ mit einer schnellen Bewegung das Klebeband vom Mund und sie schreit vor Schmerz auf.

„Shut up, bitch!“, faucht er so dicht vor ihrem Gesicht, dass ihr seine Spucke auf die Wangen tropft, während er in ihre Haare packt und ihren Kopf nach hinten zieht.

„Nein, nein, bitte, ich bin ja still“, wimmert Rosie und presst die Lippen zusammen, um alle Geräusche zu unterdrücken.

Wieder reden alle. Sie versteht einzelne Worte. „Language“, sagt einer, „Money“ ein anderer. „Death.“ „Nice Girl.“ „Sex.“ Heiseres Lachen. Grölen. Eine Hand greift an ihre Brust, Stoff reißt und ihr Oberkörper ist entblößt.

Oh Gott, sie werden sie vergewaltigen. „Nein, bitte nicht, bitte nicht. Bitte, bitte, bitte“, stammelt sie kopflos, schüttelt immer wieder den Kopf und versucht erneut, sich einzurollen. Rüde Tritte gegen ihre Beine sind das Ergebnis. In ihrem Knie explodiert irgendwas. Ihr Körper will irrsinnigerweise panisch wegrobben, bis ein harter Griff an ihren Schultern sie stoppt.

„Shut up! Where are you from? Europe?“

„Yes! Yes! Europe!“, bestätigt sie eilig in der irrealen Vorstellung, dass die Männer sie in Ruhe lassen werden, wenn sie erfahren, dass sie eine Touristin ist.

Geräusche. Jetzt reden sie leiser, sie versteht wieder nichts mehr. Sie dreht den Kopf hin und her, um die Stimmen orten zu können. Gehen die Männer weg? Die undurchdringliche Schwärze vor ihren Augen macht sie wahnsinnig. Wenn sie doch wenigstens Schatten sehen könnte!

Plötzlich wird eine der rauen Stimmen lauter. Rosie versteht „John“ und „German mother“. Eine deutsche Mutter? Ihr Herz schlägt schneller. Hilft ihr jemand?

Schritte nähern sich, mal wieder greifen Hände an ihre Oberarme und schleifen ihren Körper über den Boden, bis sie schräg gegen eine Wand stößt. Sie lassen sie los und gehen weg. Die Stimmen werden leiser, aber sie verschwinden nicht. Es scheint ein großer Raum zu sein, vielleicht eine Halle. Eine Weile rührt sie sich nicht. Ihre Füße und ihre Stirn stoßen gegen Stein. Sie liegt also mit dem Rücken zum Raum und dem Gesicht zu einer Wand gedreht da. Jeder Knochen und jeder Muskel in ihrem Körper tun weh.

Die lange unbequeme Haltung, zahllose Prellungen und Abschürfungen und das verdammte Knie sorgen für konstantes Brennen in allen Nervenbahnen. Ihr Mund ist trocken, sie würde so gerne etwas trinken. Aber das Schlimmste ist die Angst, diese lähmende Angst. Wie es sich wohl anfühlt, erschossen zu werden? Vielleicht lassen sie sie einfach hier liegen, und sie wird verdursten, weil niemand sie findet. Oder sie vergewaltigen sie und hauen dann ab. Vielleicht töten sie sie, bevor sie abhauen und ihre Leiche an diesem schrecklichen Ort verwesen lassen.

Rosi schluckt und Staub kratzt in ihrer Kehle. Sie kann ein trockenes Husten nicht unterdrücken.

Plötzlich nähern sich wieder Schritte. Eine leichte Berührung an ihrem Arm. Sie zuckt zusammen.

„Ganz ruhig“, murmelt eine tiefe Stimme, sehr leise, aber deutlich und in ihrer Muttersprache.

Kapitel 2

 

„Ganz ruhig, keine Angst.“

Die Hand legt sich leicht an ihren Hals, genau da, wo der Puls dicht unter der Haut zu spüren ist, und augenblicklich fühlt sich Rosie in Sicherheit. Die Stimme ist anders als die der anderen Männer. Die ruhige, raue Tonlage und die deutsche Sprache sind wie eine Erlösung. Plötzlich konzentriert sich alle Hoffnung auf diese Worte, diese Stimme und diesen Mann. Sie wimmert leise, möchte sich aufrichten und sich an ihn pressen, damit er sie umarmt, beschützt und mitnimmt, wo immer er auch hingeht.

„Bleib ganz ruhig, dann passiert dir nichts“, murmelt er eindringlich dicht an ihrem Ohr.

Sie riecht ihn, saugt seinen Geruch tief in sich ein, denn er bedeutet Sicherheit. Dieser Mann ist John mit der deutschen Mutter. Er wird ihr helfen, er wird sie beschützen, er ist ihr Anker, ihre Chance, nicht den Verstand zu verlieren. Sie nickt vorsichtig.

„Tut dir außer dem Knie noch was weh? Bist du verletzt?“

„Ich weiß nicht. Die Nase ist dick. Alles tut weh“, haucht sie heiser.

Von hinten brüllt jemand was. John lacht gehässig und tätschelt ihr auf gemeine Art die Wange. Enttäuschung schlägt wie eine schwarze Welle über ihr zusammen. Sie schluchzt laut auf.

„Ruhe!“, motzt er und die anderen lachen wieder.

„Bitte, ich tu nichts, ich sag nichts. Bitte hilf mir, bitte“, flüstert Rosie und klammert sich an die Hoffnung, dass er auch Deutscher ist und sie allein deswegen rettet.

Von hinten hört man böse klingende englische Worte. John ruft im gleichen Ton was zurück und die Männer lachen.

Seine Hand legt sich über ihren Mund. „Ich helfe dir, aber du darfst nicht laut werden, Mädchen, reiß dich zusammen“, murmelt er jetzt leise, aber eindringlich, und sie presst die Lippen aufeinander. Sie kapiert und nickt. Er wird ihr helfen, aber das dürfen die anderen nicht merken.

„Gut. Sehr gut.“ Seine Hand streicht ganz kurz und unauffällig über ihre Wange, bevor sie verschwindet. Seine Worte sind wie ein Rettungsring, an den sie sich klammert. Er weiß, was sie tun muss, um zu überleben. Sie muss ihm nur gehorchen, dann wird alles gut. Diese Erkenntnis ist irreal und gleichzeitig real. Wahrscheinlich völlig verrückt. Ihre Gehirnzellen funktionieren einfach nicht mehr richtig, aber das ist egal, für sie ist es ab dieser Sekunde Gesetz, ihm zu gehorchen. Wenn sie auf ihn hört, ist sie in Sicherheit, und es wird alles gut.

„Wie ist dein Name?“, fragt er leise.

„Rosemarie Fischer“, wispert sie.

„Adresse?“

„Hamburg, Studentenheim. Ich studiere in Hamburg.“ Sie hustet, ihr Mund ist so trocken, dass sie die Worte kaum rausbringt.

„Wo wohnen deine Eltern?“

„Dortmund. Aber die sind nicht da, die sind mit dem Wohnmobil unterwegs, irgendwo in Spanien, ich weiß nicht, ich …“

Sein Finger legt sich für einen kurzen Moment über ihre Lippen. „Scht … schon gut.“

Sie ist still. Ihr Herz schlägt so laut, dass es in ihrem Kopf dröhnt. Und dieser Durst, dieser schreckliche Durst. Ihre Mundhöhle ist so trocken wie eine Wüste.

Sie leckt sich über die spröden Lippen.

„Hast du einen Ausweis dabei?“

Sie schluckt und nickt. „Innen in der Jeans. Versteckt.“

Er fasst sie am Oberarm und dreht sie vorsichtig auf den Rücken. Dabei hält er ihren Kopf, bis sie schräg auf ihren gefesselten Händen liegt. Er öffnet ihren Hosenknopf und den Reißverschluss ihrer Jeans. Die Männer grölen und applaudieren. Ihre Bauchmuskeln beben und ihr Herz klopft schneller.

„Ganz ruhig.“ Seine Hand legt sich erneut an ihre Wange, wieder ist es nur ein kurzer Moment, aber so wichtig und tröstlich für sie. „Beachte sie nicht. Konzentrier dich auf mich“, murmelt er.

Sie atmet aus und schafft es, zu nicken.

„Tender as a virgin“, poltert er grinsend und alle johlen.

„Das machst du sehr gut.“ Er flüstert wieder und sein leises Lob sorgt für ein Vibrieren in ihrem Bauch. Sie saugt es wie ein lebensrettendes Serum in sich auf. Alle ihre Sinne konzentrieren sich auf ihn. Sie spürt seine Fingerspitzen sanft auf der Haut unter ihrem Bauchnabel, während er die schmale, versteckte Gurttasche öffnet, die sie tief innen am Stoff mit Nieten befestigt hat, um Taschendieben keine Chance zu geben.

Er zieht ihre Geldbörse mit Kreditkarte und Ausweis heraus.

„Du musst ruhig bleiben, dann passiert dir nichts, hast du das verstanden?“

„Ja“, wispert sie.

Er sagt nichts mehr, aber sie spürt, dass er sie am Bein berührt. Seine Hand nähert sich ihrem verletzten Knie. Sie zuckt in Erwartung neuen Schmerzes zusammen. Aber der bleibt aus.

 Einen Moment ist es still, dann drückt er ganz kurz ihren Unterarm, entfernt sich und sie hört nun wieder nur von Weitem englische Wortfetzen.

Er geht! Er lässt sie allein! Er hat gelogen! Er hilft ihr nicht! Die Verzweiflung überfällt sie mit neuer Intensität, und sie muss die Lippen fest zusammenpressen, um nicht laut um Hilfe zu schreien. Nein, er wird wiederkommen. Er muss wiederkommen. Er kommt wieder. Er kommt wieder. Wie ein Mantra wiederholt sie den Satz in ihrem Kopf, während kühle Luft über ihren nackten Bauch streift.

Er kommt wieder, er kommt wieder, er kommt wieder, er kommt wieder … Permanent spricht sie die Worte im Geiste, um nicht verrückt zu werden und schreien zu müssen, doch er kommt nicht zu ihr zurück. Resignation nimmt ihr allmählich alle Kraft. Seine Stimme und seine Berührungen … Irgendetwas tief in ihrem Herzen weiß, dass dieser Mann sie beschützen wird. Ihre Fantasien von Dominanz und Unterwerfung fallen ihr ein.

Was hat Steffi gesagt? Du und deine Fantasien. Ich wette, wenn du es erleben würdest, fändest du diesen SM-Kram nicht mehr so toll, wie du jetzt glaubst.

Sie hört ihr albernes Glucksen, als ob sie immer noch auf dem Times Square neben ihr stehen würde. Ist das wirklich heute gewesen? Nicht in einem anderen Leben? In einer anderen Welt? Wenn sie Steffi erzählt … falls sie sie jemals wiedersieht … Der Typ ist ein Verbrecher und trotzdem sehnt sie sich nach ihm! Vielleicht ist es das Stockholmsyndrom. Dabei ist er einer von denen und wird sie töten! Das ist doch irre! Fast bricht sie in hysterisches Kichern aus. Sie wird verrückt. Das muss es sein. Ja, sie wird verrückt vor lauter Schmerz, Angst und Durst.

Musik geht an. Die Typen scheinen zu feiern. Niemand kümmert sich um sie. Lautes Lachen, manchmal Fluchen. Spielen sie? Vielleicht ein Kartenspiel?

Rosie weiß nicht, wie viel Zeit vergeht, sie liegt in einer Art schmerzumnebeltem Dämmerzustand auf der Seite, so, wie John sie hingelegt hat. Ihr Kopf ist unbequem geneigt und drückt hart auf den Steinboden. Ihr Knie beruhigt sich. Der Schmerz ist zwar latent vorhanden, aber sie kann ihn jetzt aushalten. Sie streckt die Zunge raus und versucht in der irrealen Hoffnung, so ihren Durst löschen zu können, über den Stein zu lecken. Doch da ist nur Staub, keine Feuchtigkeit.

Plötzlich nähern sich Schritte und sie hält die Luft an. Er ist es. Sie weiß, dass er es ist, und ihr Herz klopft vor lauter irrer Hoffnung schneller.

„Keine Angst“, murmelt die tiefe, ruhige Stimme dicht an ihrem Ohr. Dann sagt er was laut in Englisch. Sein Tonfall ist gehässig und die Typen grölen.

Sie zuckt zusammen.

Seine Hand legt sich wieder an ihren Hals. „Du musst mir jetzt vertrauen und gehorchen“, sagt er leise, aber bestimmt. „Egal, was ich sage oder mache, du wirst nicht schreien oder dich mir verweigern. Hast du das verstanden?“

„Ja“, wispert sie ohne zu zögern, wie hypnotisiert von seiner Stimme.

Irgendeiner fragt: „What do you say to her?“ Der Tonfall ist misstrauisch und mürrisch. John antwortet irgendwas, die anderen grummeln, manche lachen und rufen etwas in aufforderndem, anfeuerndem Ton, aber Rosie versteht keine Silbe.

Ihr Verstand klammert sich so konzentriert an den Gedanken, dass dieser Mann sie beschützt, dass sie nicht auf die englischen Worte achtet. Sie sind wie Geräusche. Nur das deutsche „Du wirst mir jetzt gehorchen“ wiederholt sich im Rhythmus ihres Pulsschlages in ihrem Kopf. Sie muss ihm nur gehorchen, dann wird er sie beschützen.

Er hebt sie hoch und trägt sie. Im Knie zieht es, aber sie presst die Lippen zusammen und gibt keinen Laut von sich. Er muss groß sein und viel Kraft haben, denn er scheint sie mühelos zu tragen und seine Brust fühlt sich muskulös an. Ihre Nase landet an weichem Stoff. Ein T-Shirt vermutlich. Es riecht wie er. Grölen von allen Seiten. Er redet laut, lacht trocken und sie spürt das Vibrieren in seiner Brust. Es ist wieder irgendwas Englisches, und sie versucht gar nicht erst, es zu verstehen. Die Stimmen werden aufdringlicher, als wenn sie sich den anderen nähern.

Er legt sie auf etwas Weichem, einer Matratze oder einer Couch vielleicht, ab. Es stinkt nach Rauch und muffiger Feuchtigkeit, so wie das uralte Sofa aus dem Keller ihrer Großeltern, als sie es für den Sperrmüll rausgeschleppt haben.

Er geht und augenblicklich ist die Panik wieder da. Rosie zittert und ihr Herz scheint zu zerspringen. Er brüllt irgendwas. Die Wörter „Bear“ und „Drink“ kann sie identifizieren. Einen Bären trinken? Erneut lauteres Lachen und schrille Musik. Schritte. Die Matratze senkt sich an der Seite neben ihrer Brust, sie spürt ihn am Körper. Er ist es. Sie riecht ihn. Gott sei Dank. Er ist wieder da. Sein Arm legt sich um ihre Schultern und er hebt ihren Oberkörper an. „Trink.“

Kühles Metall berührt ihre Lippen, und sie begreift, dass es eine Getränkedose ist. Gierig beginnt sie, zu trinken. Es ist herrlich wohltuend. Bier. Sie schmeckt Bier. Natürlich, es ist Bier, kein Bär.

Er zieht die Dose weg. „Langsam, sonst verschluckst du dich.“ Das ist keine Warnung, sondern ein Befehl. Seine Stimme klingt selbstsicher und dominant. Er ist es anscheinend gewohnt, dass man ihm gehorcht, und das tut sie auch. Er flößt ihr einige Tropfen ein und sie schluckt dankbar.

Wieder mürrisch klingende Fragen von den anderen.

„Fuck“, flucht er leise und räuspert sich. „She’s supposed to hold on for a while, right?“, poltert er grob und laut, aber sie hat keine Ahnung, was das heißt. Das ist auch egal. Trinken. Nur Trinken ist wichtig und dass er da ist. John. Sie schluckt und schluckt, bis er die Dose wegzieht. Ein Wimmern löst sich aus ihrer Kehle.

„Still.“

Gehässiges Lachen von hinten. Er redet wieder laut. Anscheinend über sie. Was sagt er? Alkohol. Er sagt was über Alkohol und trinken. Nice. Be nice? Submissive. Das versteht sie. Sie ist submissiv? Fragt er sie was auf Englisch? Nice? Nett? Gehorsam?

„Sag Ja“, murmelt er und sie stößt ein heiseres „Ja“ aus.

Erneutes Grölen von allen Seiten.

„Sehr gut, Rosemarie.“ Er flüstert wieder. „Das machst du sehr gut. Vertrau und gehorche mir.“

„Ja.“

„Du bist wunderschön. So schön wie ein bunter Butterfly. Kennst du das Wort? Weißt du, was es heißt?“ Seine Stimme ist dicht an ihrem Ohr und seine Finger streicheln unauffällig ihren Nacken.

„Schmetterling“, flüstert sie.

„Genau, Schmetterling. Du bist jetzt mein kleiner Butterfly.“

„Ja.“

Seine Hand legt sich an ihre Taille und sein Daumen streichelt auf ihrer Haut hoch und runter, hoch und runter, langsam und sanft. „In dem Bier war eine Medizin. Dir wird gleich nichts mehr wehtun und du wirst keine Angst mehr haben. Du wirst dich leicht und gut fühlen, mein kleiner Butterfly. Weißt du, was SM ist?“

„Ja“, keucht sie.

„Du magst SM, nicht wahr?“

„Ja. Ich glaube.“

„Stell dir einfach vor, das hier wäre eine SM-Session, in der ich erwarte, dass du gehorsam bist. Hast du so was schon mal gemacht?“

„Nein.“

„Aber davon geträumt, stimmt’s?“

„Ja.“

„Konzentrier dich auf mich und gehorche mir. Hab keine Angst, falls dir schwindlig wird. Ich halte dich. Nur ich bin wichtig. Ich passe auf dich auf. Hast du das verstanden?“

„Ja.“

„What are you whispering?“, fragt einer der Männer deutlich gereizt.

„A marriage proposal, you jerk“, antwortet ein anderer spöttisch und alle johlen.

Johns Hand drückt nachdrücklich ihre Schulter. „Du bist sehr mutig, schöner Butterfly. Vergiss die anderen, nur du und ich zählen. Okay?“

Sie schluckt und nickt. Sie versteht, worum es geht. Sie müssen den anderen etwas vorspielen. Die anderen dürfen nicht wissen, dass John auf ihrer Seite ist. Sie muss jetzt mitmachen, damit sie beide überleben.

„Du bist mein Dom“, wispert sie und er streichelt über ihre Wange. „Ja, das bin ich.“

„Danke.“

„Du bist sehr stark. Ich mag starke Frauen. Halt jetzt für mich still. Beweise mir, dass du mir vertraust.“

Sie nickt unmerklich. Ja. Sie wird für ihn mutig sein und stillhalten, egal was er tut, denn er tut es nur, um sie zu retten.

Etwas Kaltes drückt sich an ihre Haut und sie hört das Reißen von Stoff. In der gleichen Sekunde kapiert sie es. Er hat ein Messer und zerschneidet ihre Hose. Die Männer johlen.

Er ist vorsichtig an ihrem Knie und eine Minute später hat er auch das andere Hosenbein zerschnitten. Die Bluse war sowieso schon zerrissen. Sie ist also so gut wie nackt. Selbst der Slip ist weg. Sie kann ihre Füße bewegen, das Klebeband ist auch verschwunden. Es tut nichts mehr weh. Er hat recht gehabt. Es geht ihr gut. Sie fühlt sich wunderbar leicht. Das muss ein tolles Medikament sein.

Sie ist nackt und alle Männer begaffen sie, aber das macht nichts. John ist ja da. Ihr John ist da und beschützt sie. Er wird stolz auf sie sein. Die Männer sollen ihn beneiden, weil sie für ihn stark und mutig ist. Es geht ihr gut, und sie fühlt sich, als ob sie schweben würde. Kühle Luft erreicht ihren Venushügel. Die Männer johlen und lachen. Das irritiert sie. Macht sie es nicht richtig? Macht sie was falsch? Sie stöhnt und kneift unwillkürlich die Knie zusammen.

„Nicht. Hör auf damit.“ Seine befehlende Stimme hypnotisiert ihren Verstand.Natürlich. Sie tun ja so, als ob er ihr Dom wäre. Ja, sie hat das verstanden und sie kann das. Die anderen dürfen nicht merken, dass er auf ihrer Seite ist, sonst würden sie beide sterben. Das darf sie nicht vergessen. Die Medizin entspannt sie wie eine Droge. In ihrer Klit pulsiert es. Das muss auch durch die Medizin kommen. Sie hatte ja auch mit Milan Sex, als sie betrunken war. Ihr Körper reagiert auf Johns dominante Stimme, weil ihr Verstand betäubt ist. Das weiß sie, und es ängstigt sie nicht, weil sie mutig ist und John vertraut. Sie öffnet die Beine.Seine Finger zwängen sich zwischen ihre Oberschenkel, drücken ihre Füße auseinander und sie lässt es geschehen. „So ist es gut, schöner Schmetterling“, lobt er sie ganz leise und umfasst sie fest an der Taille.

Sie spürt tausend Blicke auf ihre Mitte gerichtet, aber sie gerät nicht in Panik, sondern ist stolz. Er hat gesagt, sie mache es richtig, und nur er ist wichtig. Fast will sie kichern. Alles ist so einfach. Als ob sie betrunken wäre.

„So ist gut. Du bist sehr mutig, kleiner Butterfly.“ Seine Stimme und seine festen, aber nicht schmerzhaften Berührungen vermitteln ihr Sicherheit. Ihre Gedanken werden immer flüchtiger und leiser. Jetzt gehört sie John. Ihrem John. Sie spielt, nein, sie ist seine Sub, er kann sich darauf verlassen, dass die anderen nichts von der Täuschung merken.

Seine Finger spielen mit ihren Brustwarzen, rollen sie hart und ihr Körper reckt sich ihm entgegen. Die Arme schmerzen nicht mehr, sie ist wehrlos, so wehrlos wie in ihren Träumen. Alle Geräusche werden leiser. „Bitte“, keucht sie schamlos.

Raues Lachen. Seine Hände wandern tiefer, ein Finger reibt über ihre Klit, schiebt sich zwischen ihre Schamlippen und sucht die Öffnung zu ihrer Vagina. Sie stöhnt, dann werden alle Geräusche leiser und leiser und leiser.

Kapitel 3

 

Es ist dunkel. Immer noch ist alles dunkel. Hat sie geschlafen? Ist sie wach oder ist sie vielleicht schon tot? Wo ist sie? Die Muskeln in ihren Schultern sind taub und sie fühlt immer noch das Klebeband um ihre Handgelenke. Nein, sie ist nicht tot, sie lebt. Sie versucht, sich zu bewegen, doch eine feste Hand drückt auf ihren Bauch. Sie friert, aber im Rücken ist es weich und warm. Sie kapiert, dass sie an einen Körper gepresst wird.

„Ganz ruhig. Sei leise. Alles ist gut“, raunt John an ihrem Ohr und legt seine Hand fest auf ihren Mund, als sie ein Wimmern ausstößt. „Du musst still sein. Hörst du?“

Sie nickt und seine Hand auf ihren Lippen wird leichter. Sein Daumen streichelt über ihr Kinn. Langsam kann sie sich orientieren. Er ist es, der sie hält. Immer noch dröhnt Musik, und Stimmen sind zu hören, aber nur leise. Manchmal ist ein lautes Schnarchen zu hören.

„Ruh dich aus, Rosemarie. Dir passiert nichts, du musst nur ruhig sein.“

Sie nickt wieder und entspannt sich. Es ist gut, ihn am Rücken und Po zu fühlen. Sein Herz schlägt gleichmäßig und sein Atem weht sanft über ihren Hals. Er riecht nach Schweiß, aber das ist nicht schlimm, sie mag seinen Geruch.

Die Zeit scheint stillzustehen. Alles ist so unwirklich. Seit wann ist es vor ihren Augen so undurchdringlich dunkel? Seit einem Tag? Oder erst seit ein paar Stunden? Vielleicht schon mehrere Tage? Hat sie geschlafen oder war sie bewusstlos?

Plötzlich bewegt er sich hinter ihr. Wieder hält er ihr den Mund zu.

„Wir werden jetzt aufstehen, kleiner Butterfly, und du wirst keinen Ton von dir geben. Hast du das verstanden?“, raunt er an ihrem Ohr.

„Ja“, wispert sie.

„Sehr gut.“ Seine Lippen berühren ihre Wange, dann schiebt er seinen Arm unter ihren Körper. Alle Muskeln protestieren und in ihrem Knie brennt es, aber sie presst den Mund fest zu und lässt keinen Pieps hören.

Er hebt sie hoch, und ihr Gesicht landet an dem herrlich weichen Stoff, der sich um seine Brust schmiegt.

Er geht langsam und sie hält ganz still. Eine Tür wird leise geöffnet und wieder geschlossen. Noch ein paar Schritte, noch eine Tür. Kühle Luft trifft ihren nackten Körper. Sie erschauert. Sie sind draußen, und sie möchte fragen, wohin er sie bringt, aber sie bleibt ganz still, so, wie er es befohlen hat. Vielleicht ist sie doch gestorben und er trägt sie in einen Wald, um sie unter einem Baum abzulegen. Oder er geht mit ihr dorthin, um sie zu töten. Wie er es wohl macht? Vielleicht legt er seine warmen Hände um ihren Hals. Sie hat keine Angst. Für ihn wird sie es mit Mut ertragen, zu sterben. John soll stolz auf sie sein.

Er trägt sie lange. Manchmal scheint er sich zu bücken und irgendwo durchzusteigen, manchmal geht er schnell, manchmal langsam, und ab und zu streifen Blätter oder Äste ihren nackten Körper. Schließlich bleibt er stehen. Es piept kurz. Eine Autotür. Ja, er öffnet eine Autotür und setzt sie auf einen Sitz.

„Beug dich vor, kleiner Butterfly.“

Sie gehorcht und spürt, dass er ihre Fesseln zerschneidet. Ihre Arme fallen nach vorn und die Muskeln in ihnen scheinen zu explodieren. Sie kann ein Stöhnen nicht unterdrücken.

John legt seine Hand an ihre Wange. „Ich weiß, Kleines. Es wird gleich besser. Bald hast du alles überstanden.“

Er legt etwas Raues, Warmes über ihren Körper. Eine Decke. Ja, er deckt sie bis zum Hals zu und klemmt den kratzigen Wollstoff unter ihren Schultern fest. Dann zieht er den Gurt um ihren Oberkörper und lässt ihn einrasten. Kurz danach setzt er sich neben sie, startet den Motor und fährt los. Es ruckelt und hoppelt, als ob sie über einen Feldweg rollen, und ihr Herz klopft immer lauter. Wohin bringt er sie?

„Muss ich jetzt sterben?“

„Nein, keine Angst. Dir passiert nichts mehr.“

Sie hat nicht gemerkt, dass sie laut gesprochen hat, und ihre Stimme klang auch ganz fremd, so rau, ganz leise.

Seine Antwort beruhigt sie sofort. Sie ist bei John. Sie glaubt ihm, sie vertraut ihm. Alles wird gut.

Nach einigen Minuten hält er noch mal an, biegt ab und gibt Vollgas. Er spricht nicht. Stille. Nur der Motor surrt leise. Es ist ein anderer Motor als der, mit dem sie hergebracht wurde. Ein anderes Auto.

Wohin fahren sie? Rosie will die Hand heben und über ihre Augen wischen, doch jede Bewegung ist so schmerzhaft, als hätte sie schrecklichen Muskelkater, nein, es ist viel schlimmer, unbeschreiblich fies.

Sie hat wohl gestöhnt, denn seine Hand legt sich auf ihren Unterarm. „“