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W. A. Travers, Wilfried A. Hary

STAR GATE 067-068: Nergaard

…und „Planet der Rätsel“


Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor siehe WIKIPEDIA unter Wilfried A. Hary: http://de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary


BookRix GmbH & Co. KG
80331 München

STAR GATE – das Original – 067-068

  

STAR GATE – das Original - 067:

Nergaard

von W. A. Travers: Tot Geglaubte leben länger – bekanntlich!“

 

STAR GATE – das Original - 068:

Planet der Rätsel

von Wilfried A. Hary: ...die auf keinen Fall gelöst werden wollen!

 

 

STAR GATE – das Original - 067:

Nergaard

von W. A. Travers: Tot Geglaubte leben länger – bekanntlich!“


In Band 13 der Serie schilderte uns Autor Hermann Schladt vom »MAFIA-Experiment«: Es gibt eine dritte Kraft im Konzert der multinationalen Konzerne im Wettbewerb um die Entwicklung funktionierender Transmitter namens Star Gate, die gleichfalls in dieser Richtung forscht und offensichtlich kurz vor dem Durchbruch steht. Es ist einer der kleineren Konzerne, der nicht so stark im Licht der Öffentlichkeit steht und aus alter Tradition lieber im Verborgenen arbeitet. Der Konzern heißt MAFIA und hat seinen Sitz in Neapel, im ehemaligen Italien.

Doch MAFIA geht einen Sonderweg – und verursacht mit ihrer Art von Star Gate ... perfekte Klone! Was sie nicht einmal ahnen: Nicht sie bewirken das, sondern sie schaffen mit ihrer Versuchsanordnung lediglich die Verbindung zu einer geheimnisvollen Kraft, die das Äthermorph beherrscht (in alten SF-Romanen gern auch Hyperraum genannt). Für diese Macht eine gute Gelegenheit, Materie zu werden beziehungsweise von sich den perfekten Klon der transmittierten Person zu erschaffen. Und dann gelingt es Original und Klon, sich wieder zu vereinen – mit unglaublichen Folgen...


DIE HAUPTPERSONEN:

Max Nergaard – als Survival-Spezialist beim Konzern MAFIA nicht ganz freiwillig Versuchsperson bei einem perversen Experiment, das es nur bei einem Konzern geben kann: Eben bei MAFIA!

Xybrass – Der Dhuul, der sich wieder einmal in die Belange der Menschheit einmischt – und Nergaard rettet. Nur um diesem ein äußerst ungewöhnliches Angebot zu machen...

Kar-On-Por – Führer einer Schaustellertruppe, die Grausiges erleben musste...


Impressum:

Urheberrechte am Grundkonzept zu Beginn der Serie STAR GATE - das Original:

Uwe Anton, Werner K. Giesa, Wilfried A. Hary, Frank Rehfeld

Copyright Realisierung und Folgekonzept aller Erscheinungsformen (einschließlich eBook, Print und Hörbuch) by www.hary-production.de

Diese Fassung: © 2013 by HARY-PRODUCTION ISSN 1860-1855

Canadastr. 30 * D-66482 Zweibrücken * Telefon: 06332-481150 * www.HaryPro.de * eMail: wah@HaryPro.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck und Vervielfältigung jedweder Art nur mit schriftlicher Genehmigung von Hary-Production.

Coverhintergrund: Anistasius * Titelbild: Gerhard Börnsen

Lektorat: Werner Schubert


Vorwort


Während der Lift sanft nach oben glitt, wurde der zunächst verdoppelte und inzwischen »wiedervereinte« Nergaard immer sicherer im Umgang mit den Energieströmen in seinem Innern, die er sich zwar nicht erklären konnte, die er jedoch leitete und manipulierte.

Sein zweites Ich war so perfekt mit seinem ersten Ich verschmolzen, dass er beide Erinnerungen besaß – die Erinnerungen von beiden Ichs an alles, was sie unabhängig voneinander erlebt hatten. Doch die Erinnerung des zweiten Ichs, wer oder was es wirklich war, fehlte. Von Anfang an. Seit es entstanden war. Es wusste nicht mehr, dass es ein Teil – die Inkarnation dieses Teils! – der geheimnisvollen Macht war, die das Äthermorph beherrschte...

Mit einem Ruck hielt die Kabine an. Es bedurfte nur eines Gedankens, und die zuvor blockierte Tür öffnete sich unter einem leisen Summen der Servos.

Ein Bündel von Schockstrahlen schoss Nergaard entgegen. Schon fast unbewusst bildete sich sein PSI-Schild, der die Strahlen um ihn herum leitete. Wirkungslos fuhren sie hinter ihm in die Wand des Aufzugs.

Der Survival-Spezialist setzte seine Flucht aus dem gigantischen Laborkomplex des Konzerns MAFIA fort. Er trat mit vorgetäuschter Ruhe aus der Kabine und schritt ohne besondere Eile den großzügig angelegten Flur entlang in Richtung Ausgang, der jetzt nicht mehr weit entfernt lag. Rings um ihn herum sanken die Schützen, die es wagten, ihm zu nahe zu kommen, in tiefe Bewusstlosigkeit, ohne Chance, sich dagegen zu wehren. Die er nicht erreichte, weil sie zu weit weg waren, wichen noch weiter von ihm zurück.

Ein leises Wundern über seine neuen Fähigkeiten blieb ganz hinten in seinem Denken.

Beinahe nur als Hintergrundgeräusch hörte er die Befehle, die allenthalben um ihn herumschwirrten. Dann erkannte er Parisis Stimme, die Stimme des Sicherheitschefs, im gewissen Sinn also der rechten Hand von Volpone, des sogenannten Paten, auch wenn sie durch einen Lautsprecher verzerrt klang – und Hass brandete unwillkürlich in ihm auf.

»Er darf auf keinen Fall entkommen!«, brüllte Parisi. »Ab sofort wird wieder scharf geschossen. Nehmt Waffen, die Kugeln verschießen! Schocker, ja sogar tödliche Energiestrahlen können ihm nichts anhaben!«

Nergaard grinste jetzt. Sein Hass verflog so schnell, wie er aufgekeimt war. Das Gefühl der Überlegenheit wurde unbändig. Es fiel ihm nicht mehr schwer, die Struktur seines Schutzfeldes ein wenig zu verändern. Das genügte: Auch Kugeln würden ihm nun nichts anhaben können.

Schon schlug ihm ein heftiges Sperrfeuer entgegen. Die Geschosse prallten von seinem Schirm ab und jaulten als Querschläger in die Wände.

Mehrere Schützen, die meinten, dem Unbewaffneten ungedeckt entgegentreten zu können, wurden von diesen Querschlägern getroffen und sanken stöhnend zu Boden. Aber auch diejenigen, die unverletzt blieben, sich jedoch in Reichweite von Nergaards geistigen Fähigkeiten befanden, sackten nach und nach zusammen und streckten im wahrsten Sinne des Wortes ihre Waffen. Darunter sogar solche, die in Deckung lagen und von Nergaard nicht gesehen werden konnten. Er konnte sie mit seinen neu erwachten Extrasinnen in einem gewissen Umkreis erspüren und ausschalten.

Durch die heftigen Angriffe wurde seine Flucht zwar verlangsamt, letztlich konnte man ihn aber nicht aufhalten. So erreichte er schon nach kurzer Zeit das Freie und trat auf das weitläufige Außengelände des MAFIA-Konzerns hinaus.

Über Neapel ging gerade die Sonne auf und übergoss den Himmel mit leuchtenden Farben. Zwischen zwei riesigen Betonklötzen, Verwaltungsgebäude des Konzerns, war der Gipfel des Vesuvs zu sehen. Eine immer weiter zerfasernde weiße Wolke hing seitlich von seiner Spitze. War es Rauch oder wirklich nur eine Wolke? Nergaard wusste es nicht. Es war ihm auch egal. Tief atmete er die frische Luft ein.

Doch seine Flucht war noch lange nicht zu Ende. Zunächst musste er das riesige MAFIA-Gelände verlassen und dann die Verfolger, die Parisi hinter ihm herschicken würde, abschütteln. Offene, gewaltsame Angriffe würde man sicherlich nicht mehr wagen, sobald er das Gelände verlassen und die Stadt erreicht hatte. Nergaard hoffte, in den engen Gassen der Altstadt seine Verfolger endlich abschütteln und unerkannt untertauchen zu können. Was dann zu tun war, darüber machte er sich jetzt noch keine Gedanken. Erst einmal musste ihm die Flucht dorthin gelingen...

Sobald er den freien Platz vor dem Gebäudekomplex über den unterirdischen Laboranlagen betreten hatte, hinderte ihn eine weitere Maßnahme Parisis am schnelleren Vorankommen. Der hatte nämlich Scharfschützen mit weit tragenden Gewehren auf den Dächern der umliegenden Gebäude platziert, die Nergaard jetzt mit Explosivgeschossen eindeckten. Zwar konnten auch diese seinen PSI-Schutzschirm nicht durchdringen, doch warfen ihn die heftigen Explosionen immer wieder zurück.

Mühsam nur arbeitete er sich voran.

Da erregte ein neues Geräusch seine Aufmerksamkeit. Motorengedröhn ertönte, lautes Rasseln und Klirren.

Er sah sich um.

Gerade bogen von zwei Seiten gepanzerte und bewaffnete Kettenfahrzeuge auf den Vorplatz ein. Die Geschützrohre schwenkten herum, bis sie in seine Richtung zielten.

Nergaard blieb abrupt stehen. Er konzentrierte sich mit aller Macht auf seine neuen Kräfte. Würden sie auch dem widerstehen können?

Er wusste es nicht. Aber mit seinen geschärften Sinnen konnte er noch sehen, wie die Panzer unter den Abschüssen der Spezialgranaten zurückruckten. Den Donner der Schüsse konnte er nicht mehr hören. Dieser erreichte die Stelle, an der er stand, erst nach dem Einschlag.

Vorher schon verging die Welt für ihn in einem gleißenden Blitz.

Und dann war es nur noch finster – so finster, wie kein Schwarz es darstellen konnte.

War es die Finsternis des ... Todes?

Hermann Schladt


1


Das Erwachen kam schlagartig. Er riss die Augen weit auf und spitzte gleichzeitig die Ohren.

Seine Augen nahmen ein diffuses Licht auf, das nicht hell genug war, um ihn zu blenden.

Eine Decke über ihm, die metallisch schimmerte – hoch genug, seiner Schätzung nach, um aufrecht stehen und sogar die Arme nach oben ausstrecken zu können. Und er wusste, zumindest wenn er tief genug in seinen verschütteten Erinnerungen grub, dass er nicht gerade klein gewachsen war.

Seine empfindlichen Ohren nahmen eine kaum wahrnehmbare Geräuschkulisse auf, die er noch nie zuvor gehört hatte. Da war er ganz sicher. Obwohl er sich nicht einmal mehr daran erinnern konnte, wer er eigentlich selbst war.

Er hob den Kopf, was ihm ziemlich schwerfiel. Er lag offensichtlich auf einer Art Liege. Das Polster war weich und hatte sich seinen Konturen so perfekt angepasst, dass es ihm möglichst bequem wurde.

Der Raum war kahl. Es gab nur diese eine Liege, die nicht einmal kniehoch war. Zwar hatte man ihn nicht gefesselt, aber wenn er die Hände heben wollte, ging das nicht. Er fühlte sich so unendlich erschöpft.

Ein sehr leises, zischendes Geräusch, das dennoch die seltsame Geräuschkulisse im Hintergrund übertönte: Eine Öffnung bildete sich dort, wo vordem nur glatte Wand erkennbar gewesen war. Die Öffnung war weitaus heller als das diffuse Dämmerlicht im Innern des Raumes. Ein hoher Schatten stand in dieser Öffnung, von hinten beleuchtet. Ein menschlicher Schatten?

Nun, den Umrissen nach zu urteilen ... Allerdings konnte man das Gesicht nicht erkennen. Bis der Schatten näher trat.

Das Gesicht war ihm völlig unbekannt.

Nein, kein Mensch. Oder hatte man schon einmal einen Menschen mit goldenen Augen gesehen? Die schulterlangen Haare hingen locker herab. Der Fremde deutete ein Lächeln an.

»Na endlich, Max!«

Max? Er lauschte dem Wort nach und versuchte, sich zu erinnern, ob er wirklich so hieß. Aber sein Erinnerungsvermögen versagte grundlegend.

»Max Nergaard!«, bekräftigte der Fremde und nickte dazu. »Ich weiß, es wird noch ein Weilchen dauern, bis deine Erinnerungen völlig zurückkehren. Normalerweise wärst du ja sowieso tot. Du hast deine Kräfte offensichtlich überschätzt. Die Leute von Parisi hätten dich durchaus in deine Atome zerblasen können, obwohl du in deiner Überheblichkeit das nicht einsehen wolltest. Aber da ist noch etwas in dir, was dir die Flucht ermöglichte – letztlich! Ein äußerst unkontrollierbares Etwas, das dir leider nur im Augenblick höchster Lebensgefahr, Millisekunden vor dem Tode, zur Verfügung steht. Aber da es unkontrollierbar ist für dich, birgt es andere Gefahren: Du weißt nämlich nie, wohin die Reise gehen wird!«

Der Erwachte hatte nicht die leiseste Ahnung, wovon der Typ überhaupt sprach.

Dieser kam noch einen Schritt näher und verbeugte sich mit einem ironisch anmutenden Lächeln. »Gestatten: Xybrass! Es ist nicht das erste Mal, dass ich mich einmische. Diesmal tat ich es, um dir das Leben zu retten, Max. Denn du hast dich in der letzten Millisekunde erwartungsgemäß wegteleportiert. Allerdings bist du ungefähr tausend Meter über dem Geschehen materialisiert und anschließend bewusstlos in den Abgrund gestürzt. Vielleicht hätte ein weiterer Impuls dich erneut teleportieren lassen – aber nur vielleicht! – und wohin?« Xybrass schüttelte wie tadelnd den Kopf. »Nein, nein, Max, so geht das natürlich nicht. Ich bezweifle stark, dass es überhaupt einen zweiten Impuls gegeben hätte. Ohne Bewusstsein? Du befandest dich in einem ziemlich desolaten Zustand, um es einmal so zu umschreiben. Eine Millisekunde vor dem Tod war leider zu knapp. Zu viel Energie der Detonationen hatte schon auf deinen Körper einwirken können. Es hat dich zwar nur verletzt und nicht gleich gänzlich zerfetzt, doch du bist völlig hilflos in die Tiefe gesegelt, um letztlich doch am Boden zu zerschellen – und endgültig zu sterben.«

»Wo-wovon redest du eigentlich die ganze Zeit?«, ächzte der Erwachte. »Wer, um alles in der Welt, soll ich sein? Max? Und wer ist ... Max?«


2


Xybrass schien das belustigend zu finden, sonst hätte er doch wohl nicht gelacht? Es war ein durchaus menschlich wirkendes Lachen. Wären die goldenen Augen nicht gewesen ... Oder war das nur Maskerade? Vielleicht Kontaktlinsen?

Xybrass winkte mit beiden Händen ab.

»Nun mal langsam, Max: Ich spiele dir nichts vor. Ich bin tatsächlich Xybrass. Wer sonst? Klar, du kennst mich noch nicht. Aber schließlich bist du hier, um mich kennenzulernen, auf meinem Raumschiff. Willkommen an Bord! Hatte ich vergessen, das zu sagen?« Er lachte schon wieder.

Es war eigentlich ein freundliches, nettes Lachen – wieso war es dem Erwachten trotzdem unsympathisch?

Dann wusste Max, warum: Der Typ hatte ganz offensichtlich seine Gedanken gelesen! Denn er hatte nichts dergleichen gesagt, sondern nur gedacht.

»Ich verbitte mir, in meinem Kopf herumzuforschen!«, rief er ärgerlich.

Das strengte ihn so sehr an, dass vorübergehend Sterne vor seinen Augen tanzten und er den Kopf wieder zurücklegen musste. Es gelang ihm nur noch, den Kopf so weit zu drehen, dass er Goldauge wieder im Blick hatte.

Die Sterne vor seinen Augen verschwanden.

»Ich sehe schon, du benötigst nicht nur eine Rückkehr deiner Erinnerungen, sondern vor allem jede Menge Erklärungen, und wie ich sehe, bist du so ungeduldig, dass ich damit nicht länger warten darf. Obwohl du dich noch lange nicht erholt hast von deinem Beinahetod! Ich musste einiges flicken. Das heißt, eigentlich hat das die automatische Medoeinheit an Bord durchgeführt, in meinem Auftrag. Ich habe sie ein wenig mit zusätzlichen Daten füttern müssen.«

Xybrass gab sich nach wie vor Mühe, wie ein Mensch zu wirken. Der Erwachte ahnte jedoch, dass zumindest in dieser Beziehung Goldauge ihm etwas vormachte. Anscheinend, um sein Vertrauen zu gewinnen. Dabei bewirkte er nur das Gegenteil.

Schon wieder las Xybrass seine Gedanken. Sein Gesicht verfinsterte sich kurz. »Also gut, Max, ganz wie du willst. Ich lasse also das menschliche Gehabe.«

Sein Gesicht wirkte jetzt wie eine starre Maske. Er stand über Nergaard wie ein Fels. Dabei wirkte er nicht einmal besonders kräftig. Nergaard war überzeugt davon, ihn spielend leicht besiegen zu können – wenn er sich endlich wieder besser fühlte.

Nergaard?

Er wunderte sich darüber.

Max Nergaard?

Verdammt noch eins, das war er ja selbst – tatsächlich!

Mehr jedoch sickerte nicht wieder in sein Gedächtnis zurück.

Er fixierte das Gesicht mit den goldenen Augen über ihm. Der Blick aus diesen goldenen Augen war unverwandt auf ihn gerichtet. Der Fremde musste nicht ein einziges Mal blinzeln.

Was war er? Ein lebendiges Wesen oder doch vielmehr eine Art Roboter?

Max war geneigt, eher das Letztere anzunehmen.

Und was war nun mit den versprochenen Erklärungen?

»Die kommen sofort, Max. Gut, dass du dich wenigstens wieder an deinen Namen erinnerst. Du warst auf der Flucht vor den Schergen von MAFIA. Zwar hast du das vergessen, aber ich helfe dir jetzt ein wenig auf die Sprünge, indem ich in Kurzfassung die Geschehnisse zusammenfasse: MAFIA hat versucht, ein Star Gate zu bauen. Dabei wurdest du als Versuchsperson benutzt. Das hast du freiwillig getan – beziehungsweise du hast eingesehen, dass du keine Chance hattest, dich gegen den Wunsch des Paten zu sträuben. Dabei wurdest du allerdings nicht nur teleportiert mit dem Gerät, sondern ... verdoppelt. Beide Ausgaben von dir flohen – und trafen sich auf der Flucht. Mehr noch: Beide haben sich wiedervereinigt. Seitdem hast du Zugang zu PSI-Energien. Allerdings bist du in keiner Weise in der Lage, diese wirklich zu beherrschen. Damit kannst du nicht nur kämpfen, sondern eher noch dich selbst umbringen. Es wäre so, als würde man einem Kleinkind den Zünder einer Atombombe in die kleinen Händchen drücken. Du hast gar keine Vorstellung, was du noch alles lernen musst, bis du eines Tages wirklich in der Lage sein wirst, zumindest einigermaßen damit umzugehen. Und auch dann musst du äußerst vorsichtig sein, damit der Schaden niemals größer wird als der mögliche Nutzen. Wie gesagt: Du kannst dich locker damit auch selbst umbringen.

Und dann hast du diese Kräfte benutzt, um dir selbst die Flucht zu ermöglichen. Klar, dass Parisi, der Sicherheitschef von MAFIA, etwas dagegen hatte. Er hat alles versucht, dich aufzuhalten. Dein Leben war ihm längst nicht mehr wichtig. Er wollte dich tot sehen – und fuhr am Ende im wahrsten Sinne des Wortes schwerste Geschütze auf. Hast du eine Ahnung, was das für Zerstörungen angerichtet hat? Der Schaden geht in die Millionen. Es hat sogar Menschenleben gekostet. Das alles war Parisi egal. Hauptsache, man würde dich vernichten.

In diesem Hölleninferno hast du dich instinktiv wegteleportiert. Wie schon erwähnt: Einen Kilometer über das Geschehen. Dort habe ich dich abgefangen und in mein Raumschiff versetzt. Das ist nun schon einige Tage her.«

»Aber wieso?«, begehrte Max auf. »Wieso ...?« Er hielt inne und benötigte einen weiteren Anlauf: »Wie bist du überhaupt auf mich aufmerksam geworden?«

»Aha, ich sehe, dass du es endlich akzeptierst, an Bord meines Raumschiffs zu sein.«

»Habe ich überhaupt eine andere Wahl, als dir zu glauben?«

»Natürlich nicht, Max, aber deine Einsicht verkürzt alles auf ein erträgliches Maß. Ich hatte fast schon befürchtet, dir stundenlang zureden zu müssen. Jetzt kann ich mich weiterhin kurzfassen. Also: Ich habe dich zurechtgeflickt, so gut es eben ging. Es waren einige Operationen nötig, kann ich dir versichern. Trotz extrem beschleunigter Heilung hat das Ganze einige Tage irdischer Zeitrechnung gedauert. Während dieser Zeit war ich mit dir unterwegs. Wir sind also längst nicht mehr im Solsystem, in dem deine Heimatwelt Erde um ihre Sonne kreist.«

»Wo denn sonst?«

»Das würdest du nicht begreifen, Max«, wich Xybrass der Frage aus. »Ich habe noch anderes zu tun, als mich um dich zu kümmern, das kannst du mir glauben. Doch nichts davon hat auch nur im Entferntesten mit dir zu tun.«

»Also gut, weiter«, brummte Max missmutig. Wenn doch nur diese vermaledeite Schwäche aus seinen Gliedern weichen würde! Er hasste es, vor diesem Typen im wahrsten Sinne des Wortes daniederzuliegen, während dieser dozierend auf ihn herabschaute! Er wollte endlich aufstehen, sich aufrichten, aufrecht vor diesem Typen stehen, dem er an Körpergröße in nichts nachstand. Das wäre wichtig gewesen für sein Selbstwertgefühl.

Doch die Schwäche blieb in seinen Gliedern, und Xybrass fuhr ungerührt fort: »Inzwischen bist du zwar gesund, doch dauert es noch weitere Tage, bis du dich wieder frei bewegen kannst. Nicht nur, weil die Operationen dich so sehr geschwächt haben. Ich habe deine Aktivitäten künstlich eingeschränkt, damit du die nötige Ruhe behältst.«

»Wie bitte? Ich fühle ich deshalb so schwach, weil du nachgeholfen hast?«

Zähneknirschend enthielt sich Max einer Entgegnung. Feindselig schielte er nach den goldenen Augen.

»Und wenn ich da nicht mitmache?«, knurrte Max Nergaard angriffslustig.

»Also gut«, schränkte Max ein, »ich soll also lernen, mit Dingen umzugehen, an die ich mich zur Zeit sowieso nicht erinnern kann. Außer meinem Namen weiß ich nichts. Aber wie soll ich lernen? Wie stellst du dir das überhaupt vor? Soll ich im Weltall herumreisen – mit dir als mein Lehrer?«

»Kyphorer?«, echote Max verständnislos.

»Nein, halt, warte noch: Du hast mir immer noch nicht gesagt, wie du überhaupt auf mich aufmerksam wurdest.«

»Phönix?« Max lauschte dem Wort nach – und war sicher, es nie zuvor gehört zu haben, zumindest nicht als Bezeichnung für einen Planeten.

»Wie – wie willst du vorgehen, um mich dort zu integrieren – außer einer gewissen Vorbereitung durch Hypnoschulung?«

»Nur, weil mir nichts anderes übrig bleibt!«, betonte Max Nergaard.

»Teleporter? Aber, das gibt es doch gar nicht – eigentlich«, widersprach Max schwach.

Es waren die letzten Worte, die Max noch bewusst aufnehmen konnte, ehe sein Körper endlich seinen Tribut forderte und ihn hinüberführte in einen tiefen und zunächst weitgehend traumlosen Schlaf von unbestimmbarer Länge...