Gewidmet dem Konsens zwischen Mann und Frau
und
all jenen, die dieses Buch möglich gemacht haben
Hilfe
ich werde Vater
Männer im Schwangerschaftskonflikt
© 2018 Ulrich Wanderer (Hrsg.)
Umschlaggestaltung, Illustration: Ulrich Wanderer Lektorat, Korrektorat: Silvia Maurel
Autoren: Martina Anezeder, Mag.(FH)Dieter Breitwieser-Ebster, Darko D., Michaela Kober, Mag. Emma Ott, Mag. Hubert Steger, Mag. Ulrich Wanderer
Verlag: myMorawa von Morawa Lesezirkel
978-3-99084-152-5 (Paperback)
978-3-99084-153-2 (Hardcover)
978-3-99084-157-0 (e-Book)
Printed in Austria
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Die vorliegenden Texte spiegeln die Erfahrung, Meinung und Expertise der jeweiligen Autoren wider.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Du wirst Papa!
Können wir reden?
Zum Verhalten des Mannes
Gemeinsam weiter
Wie kam es zur Gründung der MASK
Die Idee entsteht
Der Mann als Opfer und Aggressor?
Meine persönliche berufliche Herkunft
Recht des Kindes
Gründung der MASK
Ziel der Beratung
Einfluss des Mannes
Wer sind die Berater
Unabhängigkeit der MASK
Förderungen
Kosten
Die rechtlichen Aspekte der Vaterschaft
Rechte und Pflichten des Mannes
Ehelichkeitsvermutung, eheliche/uneheliche Abstammung
Vaterschaftsanerkenntnis
Gerichtliche Vaterschaftsfeststellung
Obsorge
Zum Geld
Kontaktrecht
Erfahrungsbericht aus der Beratung von Burschen und Männern in Schwangerschaftskonflikten
Zur Männerberatung Wien
Ungewollte Schwangerschaft
Das Beratersetting und die Berater
Aus dem Blickwinkel der Burschen/Männer
Was sind die Fragen, Wünsche, Hoffnungen und Bedürfnisse der Burschen/Männer?
In welchem emotionalen Zustand kommen die Burschen/Männer?
Sind die Fragen eher emotionaler Natur oder sachlich?
Was sind die Hauptängste der Männer bzw. auch die Hauptanliegen?
Welche Pro- und welche Contra - Argumente zur Austragung des Kindes gibt es bei den ratsuchenden Burschen und Männern?
Welche Vaterschaftskonzepte lassen sich bei den Ratsuchenden vermuten?
In welchen Lebensphasen befinden sich die Betroffenen?
Welche längerfristigen Erfahrungen gibt es?
Wird eine Entscheidung längerfristig bereut?
Zusammenfassung
Informationen zum Verein „Papainfo“
Ein Beispiel aus der Beratungspraxis
Die 16. Woche
Seelen - Allein
Salerno, Italien, Februar 2003
Zurück zu Februar 2003
Juni 2003
Juli 2003
August 2003
Im achten Monat der Schwangerschaft…
Das Ende?
Zeit heilt.
Und Paulina?
Und Andreas?
Was ich daraus gemacht habe?
Und die Angst?
Wie geht es Frauen, deren Schwangerschaft vom Partner/Erzeuger (vielleicht auch erst vorerst) nicht befürwortet wird?
Einleitung
Fallbeispiel
Der dazugehörige Mann
Ausnahmesituation
Kinder verändern das Leben
Abbruch
Folgen für das Kind
Nicht alle nehmen Unterstützung in Anspruch
Somatoforme Störungen
Ich hätte abgetrieben werden sollen?
Zusammenfassung
Darko´s Geschichte
Persönliche Einleitung
Trennung von der Kindesmutter
Erziehung von getrennten Eltern
Gerichtlicher Obsorgestreit
Nach dem Konflikt der Kompromiss
Der Alltag als alleinerziehender Vater
Kompromiss oder Mediator einschalten
Schwangerschaftskonfliktberatung in der Praxis
Was ist Beratung?
Was ist Schwangerschafts(konflikt)beratung?
Eine Schwangerschaft beginnt
Entscheidung beider Eltern für das Kind
Entscheidung der Mutter für das Kind trotz ablehnender Haltung des Vaters
Die Mutter lehnt das Kind ab, der Mann steht zu seiner Vaterschaft
Beide Elternteile lehnen die Schwangerschaft ab
Fehlgeburt und Abortus
Conclusio
Junge Väter – Ein Blick auf das Vaterwerden im Jugendalter. Eindrücke aus der Beratung
Einleitung
Statistik
Aus dem eigenen Leben
Wo liegt der Unterschied zu ungewollter Elternschaft in jungen Jahren?
M.
Die Eltern der Partnerin
Verantwortung wird abgegeben
Der weitere Weg
Keine Anleitung – kein Führerschein
Männlich, 20, dreifacher Vater
Abtreibung als einzige Alternative?
Aufklärung, Verhütung, Empowerment
Nachwort
Vorwort
Der Begriff der Schwangerschaftskonfliktberatung wird üblicherweise mit der Unterstützung und Beratung der Mütter in Verbindung gebracht.
Die Beraterinnen der diversen Beratungsstellen leisten hier großartige und wichtige Arbeit in der Unterstützung und Begleitung der werdenden Mütter.
Die dazugehörigen Männer finden in der Regel den Weg in die Schwangerschaftsberatungen entweder gar nicht oder maximal auf Umwegen. Dabei sind gerade sie es, die als Stütze und Halt der Frau die Sicherheit geben können, die in einer Zeit der Verunsicherung besonders wichtig ist. Ist der Mann aufgrund der Nachricht über die Schwangerschaft der Partnerin verunsichert, überträgt sich diese Stimmung oftmals auch auf die Frau. Dennoch ist sie es, die im Endeffekt über den Fortgang der Schwangerschaft entscheidet.
Dieses Buch hat sich zum Ziel gesetzt, den Schwangerschaftskonflikt aus Sicht des Mannes zu beleuchten.
Diverse Autorinnen und Autoren beschreiben aus höchst unterschiedlichen Blickwinkeln das Thema des Mannes, welcher von der Nachricht "Ich bin schwanger" nicht nur positiv berührt ist.
Experten aus dem Bereich der Männerberatung schildern ihre Praxiserfahrungen ebenso, wie eine Beraterin mit Schwerpunkt Schwangerschaftskonfliktberatung bei Paaren. Eine Hebamme berichtet in eindringlichen Worten über ihre höchstpersönliche Erfahrung und ihre Gefühle. Auch die Auswirkung der Reaktion des Mannes auf den Fortgang der Schwangerschaft und die Gesundheit der Beteiligten wird im vorliegenden Buch thematisiert.
Die juristischen Aspekte der Vaterschaft, die Gründungsgeschichte der MännerAnlaufstelle bei SchwangerschaftsKonflikten MASK und mehrere höchstpersönliche Fallgeschichten runden das Buch ab.
Mögen die vorliegenden Texte all jenen eine Anregung sein, die in den ersten Tagen der Unsicherheit, welche sich aufgrund einer ungeplanten Schwangerschaft bei beiden Elternteilen einstellt nach Halt suchen.
Sie finden in diesem Buch Erfahrungsberichte ebenso, wie auch Kontaktadressen zu spezialisierten Beraterinnen und Beratern, welche sich dem Ziel verschrieben haben, den Konsens zwischen Mann und Frau hinsichtlich der Schwangerschaft zu erarbeiten.
Ich möchte mich auch ausdrücklich bei jenen bedanken, die mir erlaubt haben, über unsere Gespräche zu schreiben. Euer Beispiel wird vielen anderen eine Stütze sein!
Du wirst Papa!
Ulrich Wanderer
Wie bitte? Das ist mir zu viel, das geht doch nicht, wie soll ich das denn bitte schaffen?
Natürlich ist es nahezu unmöglich sich dieser Aufgabe zu stellen. Freilich, man ist so überhaupt nicht darauf vorbereitet Vater zu sein. Nein. Ich kann es nicht, ich … nein.
Kommen Ihnen, verehrter Leser, diese Gedanken vielleicht bekannt vor? Oder vielleicht in einem anderen Kontext? Tauschen wir das Wort "Vater" durch "Chef" aus oder auch Ehemann oder einen von den so unendlich vielen Begriffen, die überfordern können. Wie soll ich das nur schaffen? Ich schaffe es nicht, drum mache ich es nicht.
Oder auch… ich mache es, drum schaff ich es. Nein, es ist keine kleine Aufgabe vor die der Mann gestellt wird, informiert ihn die Frau von ihrer Schwangerschaft, aber es ist eine Aufgabe, die seit vielen tausend Jahrtausenden immer wieder die Männer (wie auch die Frauen) gefordert hat.
Die Existenz der Menschheit beweist, es kann gelingen. Für eine unüberschaubar große Zahl der werdenden Eltern war die Nachricht überraschend, ungeplant und wohl nicht rein positiv. Viele haben sich für und viele gegen das Kind entschieden.
Es ist eine zu treffende Entscheidung, welche am besten gemeinsam getroffen werden kann. Gemeinsam mit der Partnerin, denn sie ist a la long die einzige Ansprechpartnerin, die ebenso - ja noch mehr - von der entstandenen Schwangerschaft betroffen ist, als der Mann.
Können wir reden?
"Du, können wir reden?" Selten bedeutet eine solche Gesprächseinleitung etwas Gutes. Mit diesem Satz werden Krisen thematisiert, werden Trennungen eingeleitet oder auch andere minder erfreuliche Themen angesprochen. Nun, manchmal auch ungeplante Schwangerschaften.
Doch zum Reden gehören dann zumindest zwei. Wie reagiert man(n) in dieser Situation? Freilich, handelt es sich um ein Wunschkind, so wird die Reaktion eine freudige sein, doch die Erfahrung zeigt, dass ein durchaus beträchtlicher Teil der positiven Schwangerschaftstests keine primär positiven Reaktionen bewirkt. Der Mann hat nun mehrere Möglichkeiten auf diese Situation zu reagieren:
Er kann sich über die Schwangerschaft freuen. (nun, dann wird er wohl kaum einen Text aus einem Buch über Schwangerschaftskonfliktberatung lesen)
Er kann versuchen, die Verantwortung über das Kind, über die Schwangerschaft alleine der Frau zu überlassen.
Er kann versuchen, die Frau dahingehend zu beeinflussen, dass sie seinen Standpunkt billigt bzw. sogar übernimmt.
Er kann mit der Frau in einen offenen Dialog eintreten und mit ihr gemeinsam einen Weg durch die kommenden anstehenden Entscheidungen zu finden.
Alleine der Frau die Verantwortung zu überlassen, ist ein Weg, der zwar kurzzeitig der einfachste zu sein scheint, der jedoch langfristig auch in einer rein selbstzentrierten Sicht in vielerlei Hinsicht Probleme schaffen kann.
Entscheidet sich nämlich die Frau für das Kind, so ist in weiterer Folge die Kommunikation zwischen Vater und Mutter bzw. Kind massiv beeinträchtigt. Nachdem die rechtlichen Ansprüche des Kindes gegen den leiblichen Vater (so dieser als Vater auch benannt wird) durch Gericht und Jugendwohlfahrt durchgesetzt werden können, ist es grundsätzlich ratsam für den unterhaltspflichtigen Vater eine gewisse Gesprächsbasis mit der Mutter zu haben.1 Wenngleich diese auch noch im späteren Verlauf der Elternschaft verbessert werden kann, so spielt dennoch das Verhalten des Vaters in den allerersten Tagen der bekannten Schwangerschaft eine wesentliche Rolle.
Zum Verhalten des Mannes
Die Möglichkeit die Frau in ihrer Entscheidung zu beeinflussen, wird von vielen dahingehend missinterpretiert, dass der Mann die Frau durch eine gewisse Machtausübung (sei es rhetorisch oder körperlich) zu einer ihm genehmen Entscheidung drängen könnte. Selbst wenn die Frau im konkreten Fall dem Willen des Mannes folgen sollte, so wäre für die weitere Zukunft die Beziehung tiefgreifend beeinträchtigt.
Vielmehr besteht aber auch die Möglichkeit durch reflektiertes Handeln seitens des Mannes der Frau zu signalisieren, dass sie in einer sehr schwierigen Situation im Mann einen Begleiter und Unterstützer finden kann, dass weitere Entscheidungen ab sofort gemeinsam besprochen werden können und alle Argumente erläutert werden können.2 Im Dialog besteht auch die Möglichkeit, dass die Beziehung gestärkt aus einer Situation hervorgeht, welche in den ersten Momenten eher einen möglicherweise verständlichen, aber jedenfalls kontraproduktiven Fluchtreflex ausgelöst hatte.
Gemeinsam weiter
Gemeinsam können dann in ergebnisoffenen Gesprächen mit Beratern alle Möglichkeiten erörtert werden. Sollte die Entscheidung dann dahingehend getroffen werden, dass die Schwangerschaft fortgesetzt wird, so stehen die diversen Beratungsstellen3 für Fragen der Elternberatung, Paarberatung, aber auch bei der Suche nach finanziellen Unterstützungen zur Verfügung. Ebenso stehen die Beratungsstellen für den Fall zur Verfügung, dass die Schwangerschaft nicht fortgesetzt werden sollte und danach Gesprächsbedarf besteht.
Sie finden im Anhang des Buches ein umfassendes Verzeichnis von Beratungsstellen, welche Sie im gegebenen Fall kontaktieren können.
1Der Autor arbeitet als Beratungsjurist in Familienberatungsstellen und war über längere Zeit als Berater für alleinerziehende Eltern in der Kontaktstelle für Alleinerziehende tätig.
2Um eine möglichst neutrale Gesprächsführung zu ermöglichen, stellt die MASK (MännerAnlaufstelle bei SchwangerschaftsKonflikten) auch gerne Kontakt zu Familienberatungsstellen, Beratern und Mediatoren her.
3Auch hier sei auf das Netzwerk der MASK unter
www.ichwerdevater.at verwiesen, ebenso wie auch auf
www.familienberatung.gv.at, www.beratungsstellen.at,
www.alleinerziehende.at.