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Wache an der Horse Guards Parade

HIGHLIGHTS | GEHEIMTIPPS | WOHLFÜHLADRESSEN

»Es ist schwer, die richtigen Worte für London zu
finden. Es ist kein freundlicher Ort; es ist nicht
gefällig oder heiter oder bequem oder frei von
Schande. Es ist nur großartig.«

Henry James

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Löwen auf dem Trafalgar Square

INHALT

Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen

Willkommen in London

ZENTRUM

  1 Westminster Abbey, Whitehall & Co

  2 Rund um St James’s

  3 Trafalgar Square & The Strand

  4 Covent Garden

  5 Soho

  6 Marylebone & Regent’s Park

  7 Holborn & Bloomsbury

  8 British Museum

  9 City of London

10 Museum of London

11 Clerkenwell

WESTEN

12 Knightsbridge & South Kensingten

13 Hyde Park & Kensington Gardens

14 Chelsea

15 Chelsea Physic Garden

16 Fulham

17 London Wetland Centre

18 Notting Hill

19 Maida Vale & Little Venice

SÜDEN

20 Battersea Park

21 South Bank

22 Southwark

23 Tate Modern

24 Borough Market & Maltby Street

25 Brixton

26 Greenwich

OSTEN

27 Tower of London

28 Spitalfields

29 Brick Lane

30 Whitechapel Gallery

31 Shoreditch

32 Hoxton

33 Hackney & Dalston

34 Queen Elizabeth Olympic Park

35 Docklands

36 Walthamstow

NORDEN

37 Primrose Hill

38 Hampstead

39 Highgate Cemetery

40 Camden

41 King’s Cross

42 Islington

43 Stoke Newington Church Street

UMGEBUNG & AUSFLÜGE

44 Chiswick House

45 Kew Gardens

46 Syon House & Park

47 Richmond

48 Hampton Court Palace

49 Windsor Castle

50 Epping Forest

REISEINFOS

London von A bis Z

Kleiner Sprachführer

Register

Impressum

MEHR WISSEN

Streetfood

Grünes London

Street-Art

MEHR ERLEBEN

Ein Wochenende in London

Echt London

London für Kinder und Familien

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Big Ben: Seit September 2012 heißt der berühmte Uhrturm offiziell Elizabeth Tower.

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Wachablösung am Buckingham Palace

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Londonerin auf dem Weg zur Queen

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In Richmond überrascht die Themse mit pastoralen Momenten – anschauen!

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Londoner Stadttypen sind gern exzentrisch und individuell.

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Die tube bringt einen in London überallhin.

DAS SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

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Die Stimmen der kleinen Sänger begleiten die tägliche Abendandacht in der Westminster Abbey.

image Klangerlebnisse in Westminster Abbey und St Paul’s Cathedral (S. 36/S. 82)

Diese beiden grandiosen Bauwerke bieten die beste Einführung in die britische Geschichte und die der Stadt London. Die Mauern von Westminster Abbey und St Paul’s Cathedral, Krönungs- und Grabkirchen gleichermaßen, bergen faszinierende Geschichten von Königen und Königinnen, Kriegen, Politik, Kunst und Kultur. Weniger bekannt: Fast jeden Sonntag spielen Organisten auf der großen Orgel der St Paul’s Cathedral 30-minütige Konzerte, die besondere Momente und im Gegensatz zur Besichtigung der Kirche kostenfrei sind. Genau wie die täglich vom Chorgesang des berühmten Knabenchors der Westminster Abbey begleiteten Messen, die jeder besuchen kann, ohne Eintritt zu zahlen. Ein Kirchenrundgang ist dann nicht möglich, aber ein besonderes Musikerlebnis in einer einzigartigen Umgebung hinterlässt auch bleibende Eindrücke.

image Hohe Kunst in der National Gallery (S. 51)

Am Trafalgar Square thront mit der National Gallery eine Riesenschatztruhe: Eine der besten Kunstsammlungen der Welt mit Werken von der Renaissance bis zum frühen 20. Jahrhundert ist hier eintrittsfrei zu besichtigen. Ein Geschenk für Londoner und die vielen internationalen Besucher der Stadt, das man nicht genug würdigen kann. Botticelli, Cézanne, Constable, Monet, Rembrandt, Renoir, Titian, Turner, van Gogh, da Vinci – eine grandiose Fülle von Wunderbarem und ein ganz besonderer Ort in dieser an Kulturhöhepunkten wahrlich nicht armen Stadt.

image Eine grüne Oase im Victoria & Albert Museum (S. 102)

Das V&A, wie es die Londoner nennen, mit seiner weltweit größten Sammlung von Kunstgewerbe und Design ist überwältigend gut: Die Fülle und Bandbreite an Exponaten sucht ihresgleichen. Ein Traum für neugierige Menschen. Neben den Designschätzen und kunsthandwerklichen Kleinoden aus jeder Epoche und jedem Winkel der Welt gehört eine Auszeit im zauberhaften John-Madjeski-Garten des Museums zu jedem Besuch: eine grüne Oase an unerwarteter Stelle – typisch für London.

image Londoner Momente auf der South Bank (S. 150)

Bei einem Spaziergang auf dem Thames Path vom London Eye bis zur Tower Bridge zeigt sich das faszinierende Panorama der Stadt von seiner besten Seite. Das Kulturzentrum des Southbank Centre mit Museen, Konzerthallen, Kinos und Theater ist wie ein Wohnzimmer an der Themse, ein urbaner Garten auf dem Dach der Queen Elizabeth Hall, ein Kleinod zwischen viel Beton und mit garantiert guten Aussichten. Dazu ein Glas Pimm’s in der Hand – so lieben Londoner ihre South Bank.

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Futuristisch – der neue Anbau der Tate Modern

image Besondere Ein- und Ausblicke in der Tate Modern (S. 162)

Die Weltklassekunstsammlung der Tate Modern ist genauso spektakulär wie der Bau des bekannten Architekturbüros Herzog & de Meuron, in dem sie sich befindet: Ein altes Kraftwerk lockt die Welt ans Südufer der Themse in ein Museum für Gegenwart und Zukunft. Im Rücken der Industriekathedrale wurde im Sommer 2016 ein neuer Anbau eröffnet. Von der Aussichtsgalerie sieht man, wie die Stadt sich wandelt – und die elegante Kuppel der St Paul’s Cathedral am anderen Themseufer trotzdem weiter mühelos die Blicke auf sich zieht.

image Gastronomische Entdeckungsreise südlich der Themse (S. 166)

Im Borough Market neben der London Bridge am Südufer der Themse sind Foodies im siebten Himmel. Der uralte Markt ist in seiner derzeitigen Inkarnation voller kulinarischer Verheißungen das Produkt eines in den 1990er-Jahren wiedergefundenen Interesses an Lebensmitteln direkt vom Erzeuger. Inzwischen ist diese Ecke der Stadt ein Garant für besondere gastronomische Entdeckungen, mit Cafés und Restaurants rund um den Borough Market und dem wunderbaren Maltby Street Market weiter südlich, wo einige der originellsten Streetfood-Anbieter der Stadt in postindustrieller Umgebung auftischen.

image Grandioses in Greenwich (S. 174)

Anfahrt auf der Themse, das atemberaubende Barockensemble des Old Royal Naval College, der Blick vom Greenwich Park auf die Stadt, das Maritime Museum, der Greenwich Markt, Spaziergänge und Pubs am Fluss – Greenwich ist das perfekte Ausflugspaket. Wer das Gelände des UNESCO-gelisteten Old Royal Naval College erkundet, kann in der Painted Hall, die als »Sixtinschen Kapelle Großbritanniens« bekannt ist, ein grandioses Deckengemälde sehen. Und wird dabei musikalisch begleitet, wenn Probenklänge von Studenten des hier ansässigen Trinity Laban Conservatoire of Music and Dance aus offenen Fenstern dringen.

image Trendy sein im East End (S. 196)

Märkte, coole Shops, Restaurants, Bars, eine einzigartige Street-Art-Szene in Shoreditch, faszinierende Zeugnisse einer langen Geschichte der Immigration in Spitalfields und die berühmtesten Bagels der Stadt auf der Brick Lane: Das East End ist trendy, hip und schön trubelig, besonders am Wochenende mit einer Großauswahl an originellen Märkten. Das Zentrum der Stadt hat sich in den letzten Jahren in den Osten ausgebreitet, die Besucher wandern mit und entdecken London abseits von Buckingham Palace und Big Ben.

image Den Blick von oben in Hampstead (S. 228)

Ein Dorf im Norden Londons. Literaten und Intellektuelle lieben Hampstead schon seit Jahrhunderten. Durch Hampsteads Gassen zu streifen ist ein besonderes Londoner Vergnügen und eine Möglichkeit, die Stadt ganz anders kennenzulernen. Zusatzbonus: der wilde Hampstead Heath Park mit Traumblicken auf die Stadt und eines der charmantesten Pubs der Stadt names »Holly Bush« in einem charaktervollen alten Häuschen.

image Ein Pint an der Themse (S. 261)

Ganz im Westen, wo London dörflich ist, liegt das urige Pub »The White Swan« direkt am Fluss: Drinnen eng, verwinkelt und im Winter mit Kaminfeuer sehr gemütlich, gibt es draußen direkt am Wasser einen der besten Biergärten in London. Klein, aber ungeheuer charmant und, wenn die Flut kommt, auch mal kurz unter Wasser. Das stört hier aber niemanden. Dann steigt man eben auf die Sitzbank oder packt das Glas und stellt sich ein paar Meter weiter hinten vors Pub, wo es auch noch eine Terrasse direkt am Haus gibt. Hier an einem lauen Sommerabend sitzen – das bleibt in besonders guter Erinnerung.

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Unzählige kulinarische Verheißungen bieten Londons Foodmarkets.

WILLKOMMEN in London

Die Queen, afternoon tea, schwarze Taxen, Fish & Chips, rote Doppeldeckerbusse, Punks, Beatles auf dem Zebrastreifen, gentlemen’s clubs, Soldaten mit Bärenfellmützen. Luxusboutiquen, Obdachlose, Sozialbauten, pastellfarbene Häuser, Modehochburg, Designschmiede, schicke Mütter, reiche Oligarchen, arbeitslose Jugendliche, alte Meister, Street-Art. London ist eine Stadt voller Symbole und ein Ort der Gegensätze.

Die Stadt stand einst im Mittelpunkt einer Weltmacht und ist nun Hauptstadt einer Insel, die hartnäckig ihren Platz am Rande Europas behauptet. Brexit hin oder her – und die Londoner haben mehrheitlich für remain gestimmt –, die Stadt ist nach wie vor ein globales Finanzzentrum, Geburtsort von Musik- und Modetrends, innovativ und rasant unterwegs im digitalen Zeitalter und voller verschrobener Traditionen. London nimmt Menschen aus aller Welt auf, gleichmütig und ohne viel Aufhebens. Jeder kann Londoner werden, und London macht es keinem einfach. London ist einfach gnadenlos faszinierend.

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Typisch im Stadtbild: schwarze Taxen

Kein Wunder also, dass London ein Besuchermagnet und schon seit Jahren Top-Reiseziel bei Städtereisen weltweit ist. Buckingham Palace, Tower, Big Ben, Westminster Abbey: Jeder will es sehen. Aber London ist mehr als die Summe seiner Touristenattraktionen. London ist eine energiegeladene Stadt mit einer 2000 Jahre alten Geschichte, Kulturhochburg und Trendsetter. London ist – ganz einfach – nie langweilig.

Historische Vielfalt und urbane Neuerfindung

Was London für den Besucher so faszinierend macht, sind in erster Linie die vielen Monumente einer glorreichen Geschichte. Zu bestaunen sind mittelalterliche Banketthallen, die an die Macht der Zünfte in der City of London, dem historischen Kern der Stadt, erinnern, und die großartigen Kirchen des Architekten Sir Christopher Wren (1632–1723), vor allem sein Meisterwerk, die St Paul’s Cathedral. London glänzt durch seine vielseitige viktorianische Architektur des britischen Empire. Elegante georgianische Plätze aus der Zeit der vier Hannoveraner Könige zwischen 1714 und 1830 bieten Momente der Ruhe. Die engen Gassen in der City sind am Wochenende, wenn die Finanzwelt ausgezogen ist, ein Paradies für neugierige Stadtforscher. Gemischt wird all das mit immer mehr modernen Bauten, viel Glas, Stahl und ungewöhnlichen Formen.

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Souvenirstand mit The Coade Lion am Südende der Westminster Bridge

Dazwischen fließt die Themse, an deren Ufer sich von Windsor im Westen bis Greenwich im Osten königliche Paläste bzw. deren Überbleibsel reihen. Man findet dort idyllische Wege und urbane Uferpfade, Lagerhäuser und zahlreiche Monumente der Industrialisierung. Im London der Neuzeit haben diese auf geniale Weise andere Aufgaben gefunden: Die Tate Modern im ehemaligen Kraftwerk der Bankside Power Station ist eine Londoner Erfolgsgeschichte. Das größte Museum der Welt für moderne Kunst ist ein Besuchermagnet.

Man weiß in London eben, wie wichtig eine gute Inszenierung ist und das in jeglicher Hinsicht: Die Museen, Galerien und Kunstinstitutionen der Stadt haben sich im letzten Jahrzehnt neu erfunden und rausgeputzt, ob nun das Royal Opera House oder das ehrwürdige British Museum. Touristen brauchen neue Hingucker: Europas größtes Riesenrad, das London Eye, steht seit dem Millennium sichtbar am Südufer der Themse im Zentrum der Stadt und gehört inzwischen genauso zur Kulisse wie die Houses of Parliament am anderen Ufer.

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Bitte lächeln: Wachen an der Horse Guards Parade

Megalopolis

Was an London am meisten überwältigt und das Alltagsleben anstrengend macht, ist die schiere Größe der Stadt. Sie erstreckt sich über fast 50 Kilometer von Westen nach Osten und hat inzwischen 8,6 Millionen Einwohner. London ist eine Mega-Metropole, die aus einer Ansammlung von Dörfern entstanden ist und in ihrer ethnischen Vielfalt in Europa ihresgleichen sucht. Jeder dritte Londoner wurde nicht in Großbritannien geboren; in manchen Stadtteilen sind es über 50 Prozent. Mehr als 300 Sprachen werden in der Stadt gesprochen.

Die Römer als Stadtgründer waren quasi die ersten Einwanderer, gefolgt von Angeln und Sachsen, Wikingern und Normannen. Innerhalb der letzten vier Jahrhunderte hat die Stadt eine Einwandererwelle nach der anderen absorbiert, von den Hugenotten im 17. Jahrhundert bis zu Immigranten aus den ehemaligen Kolonien in der Karibik und dem indischen Subkontinent nach dem 2. Weltkrieg. Und die Völkerwanderung geht weiter: London ist eine kleine EU mit einem besonders großen Kontingent an Franzosen und Polen und auch um die 50 000 Deutschen.

Der Londoner

Wenn Londoner von überall herkommen, gibt es den Londoner dann überhaupt? Allein am Geburtsort kann man es nicht festmachen, dazu leben in London zu viele Nicht-Londoner. Der Londoner zeichnet sich eher durch eine spezifische Geisteshaltung aus, ein inneres Achselzucken, das man sich angesichts des täglichen Chaos genauso angewöhnt wie einen schnellen Schritt. Londoner pflegen oft eine gewisse Hassliebe zu ihrer Stadt. Offener Stolz ist selten, lieber wird leise gemosert. Wenn etwas passiert wie beispielsweise die Unruhen und Plünderungen im Sommer 2011, steht der Londoner allerdings sofort mit dem Besen auf der Straße und macht deutlich: So geht keiner mit unserer Stadt um. Wie auch immer man die bunte Masse an Londonern charakterisieren möchte, Stadtbewohnern kann man auf jeden Fall viel zumuten. Und insgeheim sind sie darauf auch ein bisschen stolz.

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Weltbekannt und voller Geschichte(n): die Westminster Abbey

London erleben

Londonbesucher sind von so viel Stadt auf einmal gleichermaßen fasziniert wie überfordert, und der klassische Tourist hat leider selten mehr als ein Wochenende Zeit. Die Stadt macht es einem zudem nicht einfach, denn es gibt keinen wirklich zentralen Ort, auf den sich das Interesse fokussiert. London ist nicht das Ergebnis von zentraler Stadtplanung, sondern eines Prozesses der Agglomeration. Dörfer und Siedlungen, die einst den Kern umringten, wurden nach und nach aufgesaugt. Bei der Masse an Angeboten sollte man sich daher auf keinen Fall überfordern. Am besten wählt man je nach Interessenlage und Zeitbudget aus und konzentriert sich auf bestimmte Dinge. Kunstinteressierte (es gibt über 300 Museen und Kunstsammlungen!) werden genauso glücklich wie Einkaufswütige; Musikfreunde, wonach sie auch suchen, werden eine Weltklasseauswahl antreffen. Wer sich für Tanz und Theater interessiert, wird ernsthaft mit Umzugsgedanken spielen müssen. Die Stadt hat die schönsten Parks und eine kulinarische Szene, die vibriert wie kaum eine andere in Europa.

Wo ist was?

Der Versuch, Ordnung in das Chaos zu bringen, startet am Trafalgar Square. Wenn London überhaupt eine Art Zentrum hat, dann hier, wo Nelson’s Column und die National Gallery stehen. Direkt südlich und gut zu Fuß in Angriff zu nehmen, liegen Whitehall und Westminster. Hier konzentrierte sich für jahrhundertelang die königliche, politische und kirchliche Macht und finden sich einige von Londons bekanntesten Sehenswürdigkeiten: Big Ben, Houses of Parliament und Westminster Abbey. Nördlich sind die vornehmen Straßen und Plätze von St James’s, Mayfair und Marylebone seit der Restauration (Wiedereinsetzung der Monarchie) im 17. Jahrhundert traditionell Spielwiese der Betuchten. Einige der geschäftigsten Einkaufsstraßen der Stadt liegen hier auch: Piccadilly, Bond Street, Regent Street und die menschenüberflutete Oxford Street.

Östlich von Piccadilly Circus bilden Soho, Chinatown und Covent Garden das Herz des West-End-Entertainmentbezirks mit der größte Konzentration an Theatern, Kinos, Clubs, Geschäften, Restaurants und Cafés der Stadt. Auf Covent Garden folgt im Norden das Universitätsviertel Bloomsbury, in dessen Zentrum das British Museum steht, eine gewaltige Schatzkiste und architektonisches Highlight mit einem grandiosen überdachten Innenhof. Nördlich liegen die Straßenzüge um die Bahnhöfe King’s Cross und St Pancras mit der British Library. Zwischen West End und City bildet Holborn eine weniger besuchte Ecke, die mit Besonderheiten überrascht wie dem exzentrischen Sir John Soane’s Museum und den historischen Inns of Court, wo die Anwaltschaft der Stadt lernt und arbeitet. Clerkenwell, ein angesagtes Stadtviertel östlich von Holborn und am Nordrand der City gelegen, hat mit seinen modernen Restaurants und Gastropubs (Pubs mit Restaurant) viel Zugkraft entwickelt, spiegelt aber gleichzeitig die klösterliche Vergangenheit Londons wieder.

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In der City treffen hochmoderne Bürotürme wie der Gherkin auf das alte London.

Zurück an der Themse und östlich von Westminster liegt das ursprüngliche Herz der Stadt, die City of London oder kurz City genannt, die kurioserweise gleichzeitig der älteste als auch (architektonisch) modernste Teil der Stadt ist. Hier siedelten sich einst die Römer an. Im Mittelalter handelte, arbeitete und lebte London hier, und die guilds (Zünfte) hatten das Heft in der Hand. Die City, heute ein globales Finanzzentrum, hatte immer und bis heute besondere Privilegien, einen eigenen Lord Mayor (Bürgermeister) und eine eigene lokale Verwaltung. Der historische Festumzug der Lord Mayor’s Show jedes Jahr im November ist eine der uralten Traditionen, die hier noch gepflegt werden.

London brennt

Der Große Brand von 1666, der die City fast komplett zerstörte, hatte nachhaltige Auswirkungen auf die Entwicklung der Stadt. Auch wenn der Stadtteil wieder aufgebaut wurde, reduzierte sich die Einwohnerzahl erheblich. Eine Abwanderung in Richtung Süden über den Fluss und nach Westen setzte ein. Die historischen Hauptsehenswürdigkeiten in der City sind der Tower und die St Paul’s Cathedral. Im Osten folgt das alte Arbeiterviertel East End und die ehemaligen Hafenanlagen der Docklands. Die faszinierende Geschichte der Immigration im East End lässt sich in Nachbarschaften wie Spitalfields, der Brick Lane und Shoreditch nachverfolgen. Einen festen Platz auf der Agenda von Besuchern aus aller Welt haben die vielen Märkte. Spitalfields Market, Brick Lane und der Columbia Road Flower Market sind absolute Besucherhits. Künstler und Ausgehlustige haben Shoreditch & Co sowieso für sich entdeckt. Die Docklands bilden seit dem Umbau alter Lagerhäuser in teure Appartements und dem Neubau bombastischer Bankenhäuser einen Kontrast zum East End.

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Bushaltestelle der etwas anderen Art am Albert Embankment

Kulturhochburg an der Themse

Ein Sprung über die Themse führt im Zentrum der Stadt zur heißgeliebten South Bank und dem Kulturzentrum Southbank Centre – nicht schön, aber unglaublich ergiebig. Daneben dreht sich elegant das London Eye. Weiter östlich auf dem Thames Path entlang steht an der Bankside Shakespeare’s Globe Theatre und führt die moderne Millennium Bridge von St Paul’s über die Themse zur Tate Modern. Noch weiter im Südosten Londons und gegenüber den Docklands ist Greenwich das Juwel in diesem Teil der Stadt. Es beherbergt das prachtvolle UNESCO-Weltkulturerbe Maritime Greenwich mit dem Old Royal Naval College, dem königlichen Park und Observatorium.

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Am Themseufer bei den Houses of Parliament führen viele Wege direkt zu Sehenswürdigkeiten.

Westlich des Zentrums liegen die wohlhabenden Viertel Chelsea und Kensington als besondere Orte, um einzukaufen, Kultur zu erleben und spazieren zu gehen. Das weltberühmte Kaufhaus Harrods findet sich in Knightsbridge, die Ansammlung der drei Weltklassemuseen Victoria & Albert, Natural History und Science Museum in South Kensington. Hyde Park und Kensington Gardens bilden hier nicht nur die größte Parkanlage in Zentrallondon, sondern auch eine Art große, grüne Trennlinie zwischen Zentrum und dem wohlhabenden Westlondon. Auch Notting Hill gehört zum Ensemble und liegt nordwestlich von Kensington Gardens.

Im Norden der Stadt konzentriert sich das Interesse auf Camden und sein Gewirr an Märkten um den Regent’s Canal, der von Westen kommend am Nordrand des Regent’s Park entlang bis zu den Docklands führt. Weiter nördlich liegt die dörfliche Enklave von Hampstead, wo der wunderbare Hampstead Heath Park eine legendäre Aussicht auf die Stadt bietet.

In der Röhre

Um den fein ausgearbeiteten Plan »Things to do in London« umsetzen zu können, ist vor allem eines wichtig: effizient von einem Ort zum anderen kommen. Dabei geht ohne die Londoner U-Bahn gar nichts. Die sogenannte tube ist das älteste U-Bahn-Netz der Welt. Seit 1863 rattert sie unter- und zum Teil oberirdisch durch die Stadt. Das System ist überlastet; seit Jahren wird renoviert, um die alten, engen Röhren auf Vordermann zu bringen. Neue, moderne Stationen sind entstanden, aber solch ein altes Riesennetzwerk zu erneuern, ist eine Mammutaufgabe.

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Ohne die U-Bahn läuft nichts. Und manchmal ist auch mit ihr genauso …

Angesichts all dessen ist es erstaunlich, wie effizient das System trotzdem funktioniert. Henry Beck, technischer Zeichner bei den Londoner Verkehrsbetrieben, erfand 1933 die handliche tube map und gleichzeitig ein kleines, pragmatisches Kunstwerk, das auf Tassen, T-Shirts und Postern verewigt ist. Auch Einsteiger finden sich schnell zurecht; in den Stationen weisen Schilder, auf denen die jeweilige Linie mit allen Haltestellen aufgeführt ist, nach dem ganz einfachen Muster der Himmelsrichtungen den Weg: Es geht entweder westbound, eastbound, northbound oder southbound. Man muss nur die richtige Farbe finden, die gewünschte Station und los geht’s.

Ein paar Regeln sind zu beachten, dann macht man sich als Tourist bei Londonern automatisch beliebt: Auf den Rolltreppen herrscht das Prinzip »rechts stehen, links gehen«. Links muss für Eilige freigehalten werden, und Londoner haben es oft sehr eilig. Außerdem ist es verpönt, an den Eingangs- und Ausgangsschranken Auflaufunfälle zu verursachen. Also: immer das Ticket bereithalten, das sowohl zu Beginn als auch am Ende der Reise benötigt wird. Das ist entweder eine Travelcard oder eine Oyster Card, die auf ein Touchpad gelegt wird. Beim Einsteigen ist es wichtig, immer erst die Fahrgäste aussteigen zu lassen. Diese einfache und doch so essentielle Regel wird ja gerade in Deutschland gerne missachtet, wo das Prinzip »Losstürmen« gilt. Nicht in London. Jeder kommt mit. Außer es ist so voll, dass wirklich keiner mehr reinpasst. Und das passiert im Berufsverkehr morgens häufig. Deshalb ist angeraten, unter der Woche, wenn möglich, erst nach 9 Uhr loszufahren.

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Stadtpalast in Maida Vale, einer schönen Wohngegend am nördlichen Rand von Westminster

Kultur, gerne mal eintrittsfrei

London ist Heimat von vier UNESCO-Kulturdenkmälern: Der Tower, Westminster Abbey, Maritime Greenwich und die Kew Gardens haben es auf die Liste geschafft. Ganz oben auf der Agenda stehen für London-Touristen vor allem die Museen und Galerien der Stadt. London hat einige der besten Kunstsammlungen der Welt und ein begeisterndes Angebot an Kunst und Design. Das Beste daran: Einen Großteil davon gibt es kostenlos. Das sollte man in einer teuren Stadt wie London nicht verachten. Eintrittsfrei sind z.B. folgende: Victoria & Albert Museum, Science Museum, Natural History Museum, Tate Britain, Tate Modern, National Gallery of Art, National Portrait Gallery, Wallace Collection, Museum of London mit seinem Ableger in den Docklands, British Museum, Imperial War Museum, National Maritime Museum und Geffrye Museum.

Dazu kommt eine vielfältige Auswahl an kleineren Museen und Sammlungen. Nicht zu vergessen: London ist eines der globalen Zentren des zeitgenössischen Kunsthandels. Die Landschaft an kommerziellen Galerien ist entsprechend prominent besetzt: Gagosian, White Cube, Haunch of Venison, Victoria Miro, um nur einige in der Kunstszene bekannte Namen zu nennen. Eine lebendige, alternative Kunstszene mit vielen kleinen Galerien ist in den letzten Jahren im East End entstanden. Wer sich für Kirchenkunst und Denkmäler interessiert, wird in Westminster Abbey und der St Paul’s Cathedral einige der feinsten Arbeiten der Gotik, des 17. Jahrhunderts und des viktorianischen Zeitalters finden. Und wer London über die Sommermonate und im Frühherbst besucht und sich den Eintritt für die State Rooms des Buckingham Palace gönnt, wird erschlagen von der Royal Collection, die hier in Teilen zu sehen ist.

Auch eine Art von Kultur, die frei zu genießen ist, sind die Parks und Grünanlagen der Stadt. London wäre nicht London ohne St James’s Park, Green Park, Hyde Park, Kensington Gardens und Regent’s Park, die im Zentrum die großen grünen Lungen bilden. Daneben gibt es überall in der Stadt kleinere, abseits der Touristenrouten gelegene und sehr zu empfehlende Parks, z.B. den Holland oder Battersea Park.

Essrevolution

Essen in London ist vielfältig und bunt. Die Stadt kocht seit einigen Jahren modern British, und dahinter verbirgt sich die Neuauflage traditioneller Gerichte, zum Teil mit mediterranen und orientalischen Einflüssen sowie frischen Produkten. Damit einher geht ein Konzept, das in den 1990er-Jahren geboren wurde und ohne das man sich Londons Restaurantszene gar nicht mehr vorstellen könnte: das Gastropub – Pub und Restaurant in einem. Essen konnte man in Pubs schon immer, wollte man aber angesichts der Qualität vielleicht nicht unbedingt. Jetzt wird vielerorts auf hohem Niveau gekocht. Das erste Pub dieser Art in London hat sogar schon einen Michelin-Stern. Ganz nebenbei hat das multikulturelle London den großen Vorteil, jede Küche der Welt anbieten zu können – indisch, fernöstlich, karibisch, italienisch, französisch, skandinavisch …

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Strawberry Hill: ein exzentrischer Gotikpalast in Twickenham im Westen der Stadt

Da Essen zum Lifestyle geworden ist, gibt es in London nicht nur ein überwältigendes Angebot an Restaurants, sondern auch an Märkten und innovativen kulinarischen Ideen; Street-Food ist der absolute Renner. Praktisch für Besucher sind die Londoner Fast-Food-Ketten, die nichts mit McDonalds & Co zu tun haben. Bei »Pret A Manger«, Vorreiter dieser Bewegung, »Eat« oder »Crussh« gibt es frische Sandwiches, Suppen, viel leichte asiatische Kost und kleine Desserts. Immer eine Option für ein erschwingliches Essen sind Ketten wie »Wagamama«, »Itsu«, »Giraffe«, »Leon« oder »Byron Burger«. Und wenn alle Stricke reißen, sind die Supermärkte von Marks & Spencer die beste Anlaufstelle. Die Auswahl an Sandwiches und kleinen Mahlzeiten stellt auch verwöhnte kontinentale Gaumen zufrieden.

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Moderne britische Küche besinnt sich auf Traditionelles, Frisches und Lokales.

Einkaufen

Briten sind Einkaufsweltmeister, und London ist das absolute Nirwana. Hier werden neue Einkaufstrends geboren, und Geschäft ist nicht einfach Geschäft. Beispiel: Der Burberry Super Store, der im September 2012 auf der Regent Street öffnete, ist nicht nur der größte Burberry-Laden der Welt, sondern steht als Prototyp für die neue Art des Einkaufens im 21. Jahrhundert, wo sich digitale und physische Welt mit allerlei Hightech-Ausrüstung treffen.

Die britische High Street als Synonym für bekannte Modeketten und Marken ist ohne Zweifel kaum zu überbieten, was Vielfalt anbelangt und die Schnelligkeit, mit der Trends in erschwingliche Mode umgesetzt werden. London hat den Ruf, eine unglaublich teure Einkaufsstadt zu sein. Das stimmt nicht. Natürlich gibt es Luxuseinkaufsstraßen wie die Sloane Street oder Bond Street. Aber genauso gibt es Modenirwanas für Jedermann. Neben den offiziellen Schlussverkaufszeiten nach Weihnachten und im Sommer findet immer irgendwo ein sale statt. Und wenn reduziert wird, dann kräftig.

Wo geht man einkaufen? Da gibt es natürlich die berühmte Oxford Street – für Londoner die schlimmste Straße der Stadt; alle Touristen stürmen hin. Wer nervenaufreibende Menschenmassen mag, bitte schön. Aber es geht genauso gut und nicht so überfüllt in der Kensington High Street, King’s Road oder Regent Street. Zu empfehlen sind auch Covent Garden mit seinen vielen Boutiquen und die renovierte Carnaby Street in Soho. Für individuellere Einkaufstouren empfiehlt sich Notting Hill. Secondhand und Kuriositäten gibt es auf den Märkten der Stadt und viele sogenannte independent shops in der Stoke Newington Church Street im Nordosten der Stadt und in Shoreditch, Spitalfields und Brick Lane. Londoner charity shops, in denen gespendete Kleidung für einen guten Zweck verkauft wird, sind in den reichen Gegenden wie Chelsea und Kensington Fundgruben für kaum getragene Designerware.

London radelt

Auf Londons Straßen hat eine Revolution stattgefunden. Vor 15 Jahren waren Fahrradfahrer noch Exoten. Heute radelt eine ganze Armee durch die Stadt. Ausgerüstet wie für eine Tour-de-France-Etappe (Fahrradfahren ist kein Spaß in London!), düsen sie über die Straßen, schlängeln sich zwischen Bussen und Autos durch. Fahrradwege gibt es in London traditionell keine; inzwischen wird daran gearbeitet und es werden u.a. sogenannte Cycle Superhighways eingerichtet. Besucher können das vor einigen Jahren eingeführte Leihfahrradsystem nutzen und mitmachen (und sollten dabei sehr aufmerksam sein!).

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Flanieren auf der Brompton Road, wo Harrods und Harvey Nichols zum Einkaufen verführen

Gen Osten

Eine der auffälligsten Londoner Bewegungen der letzten Jahre ist die in Richtung Osten. Die Renaissance des East End startete mit Künstlern, die alte Lagerhäuser und Industriestrukturen für sich entdeckten, der Mittelstand folgte, und die berühmte Gentrifizierung setzte ein. Typisch für London, hier wie überall in der Stadt, ist die geografische Durchmischung sozialer Schichten, wo Sozialbauten in unmittelbarer Nachbarschaft von teuren Immobilien stehen.

Der Bau des Olympischen Parks in Stratford, einem sozial benachteiligten Stadtviertel im Bezirk Newham, setzte ein deutliches Zeichen für den Osten. Hier wurden neue Wohnungen gebaut und die Infrastruktur mit Schulen und öffentlichen Einrichtungen verbessert. Das Einkaufszentrum Westfield Stratford City direkt am Olympic Park zieht Shopper an. Dazu kommen interessante kleine Ecken der Alternativkultur in unmittelbarer Nachbarschaft, die Künstler, Kreative und junge Unternehmer für sich erobern. Es tut sich einiges.

Drei London-Tipps

Es gibt noch drei wichtige Dinge, die der London-Tourist beachten muss. Erstens: Wenn die Wahl besteht, ob man ein, zwei oder auch mehr Stationen mit der U-Bahn fahren oder laufen soll, bitte zu Fuß gehen. Es dauert oft nur geringfügig länger, und nur wer läuft, lernt London wirklich kennen. Zweitens: neugierig sein und von der Hauptstraße abbiegen. In London kann jeder seine individuellen Entdeckungen machen, die in keinem Reiseführer stehen, z.B. ein schönes Häuschen, einen ruhigen Platz, ein gemütliches Café. Und drittens: alles erwarten und sich über nichts wundern. Kurz gesagt: einfach vorübergehend Londoner werden.

Steckbrief London

Lage: London liegt an der Themse im Südwesten der Insel Großbritannien auf 51 ° 30' nördlicher Breite und 0° 8' westlicher Länge. Durch das Royal Greenwich Observatory in Greenwich wurde der Nullmeridian festgelegt.

Fläche: 1570 Quadratkilometer

Einwohner: 8,6 Millionen (2015). Bis 2030 soll die 10-Millionen-Marke erreicht werden.

Währung: Pfund Sterling

Zeitzone: UTC+0

Geografie: London liegt 15 Meter über dem Meeresspiegel und erstreckt sich 44 Kilometer nördlich und südlich der Themse entlang. Die Gezeiten der Nordzeit machen sich stark bemerkbar. Im Südosten der Stadt wurde bei Woolwich die Thames Barrier gebaut, um die Stadt vor Überschwemmungen zu schützen.

Politik und Verwaltung: London ist verwaltungstechnisch in 33 Stadtbezirke, sogenannte boroughs, eingeteilt, inklusive der City of London und City of Westminster. Zu Letzterer gehört der Großteil des Londoner Stadtzentrums. Die boroughs haben eine eigene Finanz- und Kommunalpolitik. Die City of London, das historische Zentrum der Stadt, hat verwaltungstechnisch einen Sonderstatus mit eigenem Bürgermeister. Die Greater London Authority (GLA) koordiniert die Zusammenarbeit der Stadtbezirke.

Wirtschaft und Tourismus: Im Großraum London wird rund ein Fünftel des Bruttoinlandsprodukts Großbritanniens erwirtschaftet. Dies basiert in erster Linie auf dem Dienstleistungssektor und neben der Finanzdienstleistungsindustrie v.a. auf dem Tourismus. Jährlich besuchen rund 30 Millionen Touristen die Stadt, mehr als die Hälfte davon aus dem Ausland. Touristen geben in London jährlich über 8 Milliarden Pfund aus.

Religion: Rund 60 Prozent Christen (meist Anglikanische Kirche). Circa 16 Prozent haben keine Religion. Etwa 9 Prozent sind Muslime, 4 Prozent Hindus und 2 Prozent Juden.

Bevölkerung: London spricht mehr als 300 Sprachen. Jeder dritte Londoner gehört entweder einer ethnischen Minderheit an oder wurde im Ausland geboren. Seit den 50er-Jahren kamen v.a. Menschen aus den ehemaligen Kolonien nach London. Inder stellen die größte Minderheit dar. Relativ hoch ist auch der Anteil der Bevölkerung aus Schwarzafrika, der Karibik, Pakistan und Bangladesch.

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Breites Angebot an Bildern und Gemälden entlang Piccadilly

Geschichte im Überblick

43 Kaiser Claudius erobert Britannien. Münzfunde lassen auf die Gründung der Siedlung Londinium am Themseufer um 50 n. Chr. schließen.

60 Der keltische Stamm der Icener begehrt gegen die römische Fremdherrschaft auf und zerstört Londinium unter der Führung ihrer Königin Boudicca. Die Aufständischen werden niedergeschlagen, die Stadt wieder aufgebaut.

200 Eine Verteidigungsmauer wird um die Stadt gebaut. Rund 50 000 Menschen leben im antiken London.

410 Die römischen Truppen ziehen sich aus Britannien zurück und werden im Zuge der Völkerwanderung von den germanischen Stämmen der Angeln und Sachsen verdrängt.

604 Unter dem Namen Lundenevic wird London zur Hauptstadt des angelsächsischen Königreichs Essex.

886 Alfred der Große, König von Wessex, schlägt endgültig die Wikinger, die wiederholt London angegriffen hatten. Die Stadtbefestigung wird ausgebaut und London als Handelshafen etabliert.

1066 Der Normanne Wilhelm der Eroberer besiegt König Harold in der Schlacht von Hastings und wird in der Westminster Abbey zum König gekrönt.

1078 Der White Tower, Kern des heutigen Tower of London, wird zur Verteidigung gegen Angriffe von außen und zur Absicherung gegen die aufmüpfigen Londoner Bürger gebaut.

1176 Der Bau der Old London Bridge als erste Steinbrücke über die Themse beginnt (Fertigstellung 1209). Bis 1750 bleibt sie die einzige Themsebrücke im heutigen Stadtzentrum.

1189 König Richard Löwenherz ernennt den ersten Lord Mayor (Bürgermeister).

1215 Der Adel Britanniens trotzt König Johann Ohneland weitgehende Rechte und Freiheiten ab; der Herrscher unterzeichnet die Magna Charta, die Londons städtische Autonomie begründet.

1348 Die Pest erreicht London. Innerhalb von zwei Jahren sterben rund zwei Drittel der Bevölkerung. Weitere verheerende Epidemien folgen.

1455–1485 Im Rosenkrieg kämpfen die beiden Häuser York und Lancaster um die Krone. Heinrich VII. besiegt schließlich Richard III., letzter König aus dem Hause York, und wird 1485 gekrönt. Die Tudorepoche, eine Zeit des Wohlstands, beginnt.

1534 König Heinrich VIII. vollzieht den Bruch mit der römischen Kirche, da ihm der Papst nicht gewährt hatte, die kinderlose Ehe mit Katharina von Aragon zu annullieren.

1535 Der Humanist Thomas Morus weigert sich, Heinrich VIII. die Treue zu schwören, wird im Tower hingerichtet und somit der erste katholische Märtyrer des Landes.

1558 Elizabeth I. besteigt den Thron. Während ihrer Regierungszeit floriert das Land.

1571 Eröffnung der Londoner Börse

1599 Eröffnung des Globe Theatre

1605 Vereitelung des Gunpowder Plot: Der Katholik Guy Fawkes wollte Jakob I. und das Parlament in die Luft sprengen.

1642–1649 Bürgerkrieg in England: Die Royalisten um Karl I. kämpfen gegen die Anhänger des Parlaments. Der König wird hingerichtet und Oliver Cromwell übernimmt als Lord Protector die Macht.

1666 Der Große Brand, der in einer Bäckerei in der Pudding Lane ausbricht, zerstört große Teile Londons. Zum Architekten des Wiederaufbaus wird Christopher Wren benannt, der unter anderem die St Paul’s Cathedral errichtet.

1694 Gründung der Bank of England

1702 Die erste Tageszeitung der Welt, The Daily Courant, wird in der Fleet Street gedruckt.

1714 Mit Georg I. aus dem Haus Hannover besteigt zum ersten Mal ein deutscher Fürst den englischen Thron. London wächst, der Handel vervielfacht sich, und London wird zur weltweit bevölkerungsreichsten Stadt.

1837–1901 Herrschaft von Königin Victoria, die als Erste den Buckingham Palace als Residenz nutzt.

1851 Die erste Weltausstellung findet statt. London ist Zentrum der industrialisierten Welt und größte Stadt Europas (2,5 Millionen Einwohner).

Ende 19. Jh. Der Großraum London besteht aus 28 Stadtbezirken (boroughs) und hat über 6 Millionen Einwohner.

1939–1945 Im Blitz der deutschen Luftwaffe wird London schwer zerstört, vor allem im Osten und den Docklands.

1952 Krönung von Elizabeth II.

2000 Zur Verwaltung von London wird die Greater London Authority (GLA) eingesetzt und Ken Livingstone zum ersten Bürgermeister gewählt. 2008 wird er von Boris Johnson abgelöst.

2005 Islamische Terroristen verüben Bombenanschläge auf U-Bahn-Züge und einen Bus; 56 Menschen werden getötet.

2011 Im April heiratet Prinz William Katherine Middleton in der Westminster Abbey. Im Sommer kommt es zu schweren Auseinandersetzungen in sozial benachteiligten Vierteln Londons.

2012 London richtet zum dritten Mal nach 1908 und 1948 die Olympischen Spiele aus.

2014 London feiert den 255. Geburtstag des British Museum (Eröffnung 1759) und den 450. Geburtstag von William Shakespeare.

2016 Sadiq Khan wird zum neuen Bürgermeister gewählt und ist damit erster Bürgermeister muslimischen Glaubens, der eine europäische Metropole regiert.

EIN WOCHENENDE IN LONDON

1. TAG

16:00 CHARAKTERVOLLER START IN DER LAMB’S CONDUIT STREET

Verkehrsberuhigte Zonen sind rar in London. Ein Geheimtipp mitten in der Stadt: Die kleine Lamb’s Conduit Street in Bloomsbury mit Shoppingperlen für Individualisten und einem wohltuenden Mangel an Ketten. »Starbucks« & Co gibt es hier nicht, dafür kleine Geschäfte, Cafés, Restaurants und zwei wunderbare viktorianische Pubs, »The Lamb« und »The Perseverance«. Schlendern, schauen und bei einem Pint in Alt-Londoner Atmosphäre tauchen. Oder um die Ecke auf der Doughty Street eine Mini-Ruheoase entdecken: Im Dickens Museum versteckt sich ein kleines Café mit Garten, wo das Getöse der Großstadt draußen bleibt und ein Brunnen zwischen alten Mauern und viel Grün plätschert.

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18:00 EINE DOSIS KULTUR IM BRITISH MUSEUM

Direkt um die Ecke wartet eine kulturhistorische Schatzkiste, die an Freitagen bis 20.30 Uhr ihre Türen öffnet: Neben seiner immensen Fülle an Exponaten bietet das British Museum dann zusätzlich Vorträge, Filmvorführungen oder Musik- und Tanzdarbietungen. Tipp: die 20-minütigen spotlight tours für kurze Einblicke in ausgewählte Bereiche der Sammlung.

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20:00 FREIE AUSWAHL AUF DER SOUTH BANK

Rüber auf die South Bank: Am Südufer der Themse ist rund um die Royal Festival Hall, dem Herzstück des Soutbank Centre, immer etwas los. An der Themse entlang in Richtung Osten lebt London zu jeder Jahreszeit im Freien mit Musik, Menschen, Essen und Trinken; im BFI (British Film Institute) gibt es Filme, in der Royal Festival Hall Konzerte und ein buntes Kulturprogramm. Tipp für ein Dinner mit Themseblick (reservieren!): das Restaurant im Oxo Tower. Oder Drinks im »Rumpus Room« im 12. Stock des Mondrian Hotel.

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2. TAG

8:00 INS HISTORISCHE ZENTRUM LONDONS

In der City, wo unter der Woche die internationale Finanzszene Hektik verbreitet, herrscht am Wochenende Ruhe. Perfekt für Stadtspaziergänger, die nach anderen Perspektiven Ausschau halten: Die älteste Ecke der Stadt liegt gleichzeitig im Fokus von Londons Bauwut; Glas- und Stahltürme ragen in den Himmel, dazwischen uralte Gassen und historische Häuser.

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10:00 ENGLISCH FRÜHSTÜCKEN IM EAST END

Wenn schon London, dann richtig: Ein traditionelles englisches Frühstück – genannt fry-up – muss in einem typisch Londoner Café – genannt caff – eingenommen werden. Nirgendwo geht das besser als bei »E. Pellici« in Bethnal Green. Die Kult-Location im East End wird in der dritten Generation von derselben Familie geführt, Mama Maria steht in der Küche, und das Retro-Dekor ist einfach klasse.

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12:00 JETZT ABER: SHOPPING IN COVENT GARDEN

Rund um die alten Markthallen hat sich in den letzten Jahrzehnten ein extrem vielseitiges Einkaufsparadies entwickelt: im Zentrum die Covent-Garden-Markthalle mit kleinen Läden und einem Markt, dann Long Acre, Floral und Neal Street für Marken und Trendiges, und noch ein Stück weiter nördlich Seven Dials mit sieben urbanen Shoppinggassen, die sich um einen kleinen Platz drängen.

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14:00 »KURZ MAL« IN DIE NATIONAL GALLERY

An diesem Kulturschatz kommt kein Londonbesucher vorbei: Mitten in der Stadt am Trafalgar Square bietet die National Gallery ganz umsonst große Kunst. Die Lieblingsepoche rauspicken, sich nicht allzusehr stressen und dann von den Stufen der benachbarten Kirche St Martin-in-the-Fields aus den Trubel Londons beobachten.

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16:00 AFTERNOON TEA IM GROSSEN STIL? UNBEDINGT!

Jetzt geht’s zum vorgezogenen Abendessen, denn ein traditioneller afternoon tea in einem der gehobenen Hotels der Stadt (immer reservieren!) mit Sandwiches, Scones und Kuchen sättigt ziemlich – und kostet auch einiges, wenn man sich für die »volle Packung« entscheidet, z.B. im Mandarin Oriental mit Blick auf den Hyde Park. Oder – nicht ganz so opulent und günstiger (aber in genauso schöner Umgebung) – in der »Orangery« auf dem Gelände des Kensington Palace in Kensington Gardens. Falls es Zeit und Budget erlauben, ist das kleine royale Anwesen übrigens auch einen Besuch wert. Und im frei zugänglichen Shop gibt es allerlei Originelles an königlichen Mitbringseln.

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18:00 SPAZIERGANG AM THEMSEUFER

Am Chelsea Embankment am Nordufer der Themse geht London gern mal eine Runde schlendern. Ruhe vom Straßenverkehr darf man hier zwar nicht erwarten, aber das macht nichts, so ist London eben. Man kommt dafür an der Tate Britain vorbei, hat schöne Blicke auf den Battersea Park im Süden und kann, je nach Jahreszeit, die abends erleuchtete Albert Bridge in all ihrer Pracht genießen. Und: auf einer Bank entlang des Wegs eine Pause einlegen!

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20:00 TRUBEL IN SOHO

Noch mal rein in die Menge: Londons kompaktes Ausgehquadrat im West End ist ein Gewusel von Straßen, Gassen und vielen Menschen. Einfach mal der Nase nach losmarschieren, die Leute beobachten und in der »Bar Italia« einen Espresso trinken.

22:00 EIN SPÄTES DINNER BEI DISHOOM

»Dishoom« in Covent Garden, ein beliebtes indisches Restaurant, eingerichtet im Retro-Brasseriestil, serviert bis spät in den Abend zu guten Preisen viel Leckeres. Praktisch: Auf der Karte stehen auch viele kleine Gerichte, falls der Hunger nicht mehr ganz so groß ist.

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3. TAG

9:00 FRÜHSTÜCK IM FEINEN BELGRAVIA

Im »Tomtom Coffee House« genießt man eine gute Tasse Kaffee und seine Frühstückseier fernab vom Touristenrummel. Das Minicafé mit wenigen Sitzplätzen liegt an der charmanten Elizabeth Street in Belgravia. Eine Zeitung mitnehmen und sich wie ein Stadtteilbewohner fühlen (und wer sich hier eine Wohnung leisten kann, ist praktischerweise automatisch auch immer gut betucht …).

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11:00 MORGENRUNDE IM BESUCHERLIEBLING TATE MODERN

Seit 2016 der neue Anbau – das Switch House – eröffnet wurde, gibt es in der Tate Modern noch mehr zu sehen. Abgesehen von zeitgenössischer Kunst in allen Formen und Varianten bietet die Themsesüdlage außerdem wunderbare Blicke auf die Kuppel der St Paul’s Cathedral, am besten von der Viewing Gallery im Switch House.

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13:00 KÖSTLICHKEITEN AUS ALLER HERREN LÄNDER

Nach der Kultur kommt der Hunger, und wer in dieser Ecke der Stadt unterwegs ist, sollte das gastronomische Sammelsurium des Maltby Street Market testen: Rund 30 Gehminuten südöstlich der Tate Modern (durch die Bermondsey Street gehen!) versammeln sich jede Woche Streetfood-Anbieter, Lebensmittelhändler und Minirestaurants unter einer alten Bahnlinie. Macht Spaß und schmeckt.

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15:00 EINE LETZTE SEHENSWÜRDIGKEIT

Zum Abschluss noch mal Tourist spielen: Vom Maltby Street Market sind es nur wenige Minuten bis zur Tower Bridge. Wenn genug Bilder geknipst wurden, bieten sich je nach Zeit- und Interessenlage zwei Möglichkeiten: Butler’s Wharf, direkt neben der Tower Bridge am Südufer, mit seinem Netzwerk an alten viktorianischen Speicherhäusern, heute ein Mix aus Wohnungen, Restaurants und Geschäften. Oder gegenüber der Tower mit seiner fast tausendjährigen Geschichte.

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ZENTRUM

1Westminster Abbey & Co

2Rund um St James’s

3Trafalgar Square

4Covent Garden

5Soho

6Marylebone & Regent’s Park

7Holborn & Bloomsbury

8British Museum

9City of London

10Museum of London

11Clerkenwell

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Westfassade Houses of Parliament

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1 Westminster Abbey, Whitehall & Co

Kirche und Staat

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Am nördlichen Themseufer im Zentrum der Stadt versammeln sich einige der Hauptsehenswürdigkeiten Londons. Wie praktisch für den Besucher, der hier neben Westminster Abbey auch die Houses of Parliament, Big Ben und Whitehall mit zahlreichen monumentalen Regierungsgebäuden auf einen Schlag abarbeiten kann. Danach geht’s am besten in ein typisch englisches Pub.

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Die Houses of Parliament mit der Reiterstatue von Richard Löwenherz

Die Westminster Abbey beeindruckt mit ihren Dimensionen und ganz viel Geschichte. Hier werden seit dem 11. Jahrhundert Monarchen gekrönt und beigesetzt, und auch alles, was ansonsten Rang und Namen hat, liegt hier begraben – Politiker, Künstler, Wissenschaftler und Schriftsteller. Über 3500 sind es insgesamt. Täglich drehen Tausende von Besuchern aus aller Welt ihre Runden über deren letzte Ruhestätte. Mit einer Ausnahme: Auf den Grabstein des unbekannten Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg im Längsschiff darf niemand treten. Der auf den französischen Schlachtfeldern gefallene Soldat wurde 1920 als Letzter in der Westminster Abbey beigesetzt. Seitdem gibt es aus Platzgründen nur noch Gedenkplaketten.

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Wandmalerei im Chapter House

GUT ZU WISSEN

AM BESTEN FRÜH – ODER SPÄT

Keine andere Ecke Londons wird täglich von so vielen Menschen frequentiert. Der Bürgersteig vor den Houses of Parliament steht voller Menschen mit Fotoapparaten, aus der Westminster-U-Bahn-Station strömen die Massen, über die Westminster Bridge donnert der Verkehr. Entspanntes Schlendern ist hier nicht möglich. Um von der Westminster Abbey mehr zu haben als nur Gedränge, sollte man am besten um 9.30 Uhr vor der Tür stehen. Und für Nachtschwärmer: Houses of Parliament & Co entfalten gerade im Mondschein ihren ganz besonderen Reiz!

Gotisch-grandioser Bau

Die erste in der langen Reihe an Beisetzungen war die von Eduard dem Bekenner (1004–1066), der die Westminster-Kirche und -Abtei an der Stelle eines seit 750 v. Chr. bestehenden Benediktinerklosters ab 1045 bauen ließ. 1161 wurde er heiliggesprochen. Sein Schrein hinter dem Hochaltar ist einer der interessantesten Orte der romanischen Kirche. Besucher haben nur Zugang, wenn sie an einer der von Kirchendienern geleiteten Touren teilnehmen (empfehlenswert!). An dieser Stelle erbaute Eduard seine Kirche, bevor Heinrich III. (1207–1272) die heutige Westminster Abbey im gotischen Stil um diesen Kern herum zwischen 1245 und 1269 errichten ließ.