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555 Dinge

die ein

WELTREISENDER

wissen sollte Klaus Viedebantt

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Inhalt

Überall ist Wunderland …

Europa

Albanien 1 Andorra 6 – Belgien 11, 12, 13, 14, 15 Bosnien-Herzegowina 2 Bulgarien 16, 17, 18, 19, 20 Dänemark 21, 22, 23, 24, 25 Deutschland 26, 27, 28, 29, 30 Estland 33, 35 Finnland 36, 37, 38, 39, 40 Frankreich 41, 42, 43, 44, 45 Georgien 46, 47, 48, 49, 50 Griechenland 51, 52, 53, 54, 55 Großbritannien 56, 57, 58, 59, 60 Irland 60, 61, 62, 63, 64, 65 Island 66, 67, 68, 69, 70 Italien 71, 72, 73, 74, 75, 174 Kroatien 76, 77, 78, 79, 80 Lettland 31, 32, 35 Liechtenstein 7, 8 Litauen 34, 35 Luxemburg 81, 82, 83, 84, 85 Malta 86, 87, 88 – Mazedonien 3 Moldawien 91, 92, 95 Monaco 96, 97, 98, 99, 100 Montenegro 4 Niederlande 101, 102, 103, 104, 105 Norwegen 106, 107, 108, 109, 110 – Österreich 111, 112, 113, 114, 115 Polen 116, 117, 118, 119, 120 Portugal 121, 122, 123, 124, 125 Rumänien 126, 127, 128, 129, 130 Russland 131, 132, 133, 134, 135 – San Marino 9, 10 Schweden 136, 137, 138, 139, 140 – Schweiz 141, 142, 143, 144, 145 Serbien 5 Slowakei 146 – Slowenien 151, 152, 153, 154, 155 Spanien 156, 157, 158, 159, 160 Tschechien 147, 148, 149, 150 Türkei 161, 162, 163, 164, 165 Ukraine 93, 94, 95 Ungarn 166, 167, 168, 169, 170 Vatikan 171, 172, 173, 175 Weißrussland 176, 177, 178, 179, 180 Zypern 89, 90

Amerika

Argentinien 261, 262, 263, 264, 265 Belize 203, 204 Bermuda 181, 182, 183, 184, 185 Bolivien 266, 267, 268, 269, 270 Brasilien 271, 272, 273, 274, 275 Chile 276, 277, 278, 279, 280, 285 Costa Rica 209, 210 Ecuador 221, 281, 282 El Salvador 211, 212 – Galapagosinseln 284 Grönland 186, 187, 188, 189, 190 Guatemala 201, 202 Guayana 286 – Honduras 206, 207 Islas de Baia 208 Kanada 191, 192, 193, 194, 195 Karibik 226, 227, 228, 229, 230, 231, 232, 233, 234, 235, 236, 237, 238, 239, 240, 241, 242, 243, 244, 245, 246, 247, 248, 249, 250, 251, 252, 253, 254, 255, 256, 257, 258, 259, 260 Kolumbien 287 Mexiko 216, 217, 218, 219, 220 Nicaragua 213, 214, 215 Panama 221, 222, 223, 224, 225 Paraguay 288 Peru 283, 291, 292, 293, 294, 295 Suriname 289 Uruguay 296, 297, 298, 299, 300 USA 196, 197, 198, 199, 200 Venezuela 290

Nahost

Abu Dhabi 322, 323, 324, 325 Dubai 321 Iran 301, 302, 303, 304, 305 Israel 306, 307, 308, 309, 310 Jordanien 311, 312, 313, 314, 315 Saudi-Arabien 316, 317, 318, 319, 320

Asien

Afghanistan 326, 330 Bangladesch 331, 332, 333, 334, 335 Bhutan 336, 337, 338, 339, 340 Brunei 341, 342, 343, 344, 345 Burma 396, 397, 398, 399, 400 China 346, 347, 348, 349, 350, 351 Hongkong 353, 354 Indien 356, 357, 358, 359, 360 Indonesien 361, 362, 363, 364, 365 Kambodscha 370, 371, 372, 373, 374, 375 Macao 355 Malaysia 381, 382, 383, 384, 385 Malediven 386, 387, 388, 389, 390 Mongolei 391, 392, 393, 394, 395 Nepal 401, 402, 403, 404, 405 Nordkorea 406, 407, 408, 409, 410 Pakistan 411, 412, 413, 414, 415 Philippinen 416, 417, 418, 419, 420 Singapur 421, 422, 423, 424, 425 Sri Lanka 426, 427, 428, 429, 430 Südkorea 376, 377, 378, 379 Tadschikistan 327, 330 Taiwan 431, 432, 433, 434, 435 Thailand 436, 437, 438, 439, 440 Tibet 352 Tokio 366, 367, 368, 369 Turkmenistan 328 Usbekistan 329 Vietnam 441, 442, 443, 444, 445

Ozeanien

Australien 448, 449 Kiribati 446, 447 Mikronesien 467 Nauru 470 Neuseeland 450, 451, 452, 453, 454, 455, 456 Niue 469 Papua-Neuguinea 457, 458, 459, 460, 461 – Samoa 462, 463, 464, 465, 466 Tonga 471, 472, 473, 474, 475 Tuvalu 468

Afrika

Ägypten 476, 477, 478, 479, 480 Äthiopien 481, 482, 483, 484, 485 Elfenbeinküste 538, 539 Gambia 536, 537 Kapverden 487, 488, 489, 490 Kenia 491, 492, 493, 494, 495 Madagaskar 496, 497 Makaronesien 486 Marokko 501, 502, 503, 504, 505 Mauritius 498, 499 – Mosambik 506, 507, 508, 509, 510 Namibia 511, 512, 513, 514, 515 Sambia 516, 518 Senegal 540 Seychellen 500 Simbabwe 517, 519, 520 Südafrika 521, 522, 523, 524, 525 Tansania 526, 527, 528, 529, 530 Tunesien 531, 532, 533, 534, 535

Die Pole und der Mond

Antarktis 541, 542, 543, 544, 545 Arktis 546, 547, 548, 549 Grönland 550 Mond 551, 552, 553, 554, 555

Impressum

Überall ist Wunderland …

… überall ist Leben – so leitet Joachim Ringelnatz sein wohl bekanntestes Gedicht ein (die nächsten zwei frechen Zeilen wollen wir hier einmal züchtig überspringen). Recht hat er, der »Kuttel Daddeldu«, überall gibt es Wundersames zu bestaunen, auch in den eigenen Breiten: In Sachsen-Anhalt etwa reift eine Käsedelikatesse, die Milben mit ihrem Verdauungsprozess schaffen.

Auf einem griechischen Eiland sucht man als Tourist an Ostern besser volle Deckung: Denn dann beschießen sich die Gemeinden zweier orthodoxer Kirchen mit selbst gebastelten Raketen. Und der schrägste Weltrekord findet sich in Abu Dhabi: Dort neigt sich – pardon, Pisa! – das mit 18 Grad Neigung schiefste Gebäude der Welt. Der Torre pendente in der Toskana bringt es nur auf vier Grad.

»Überall ist Leben« – und eine der schönsten Lebensäußerungen ist fraglos das Küssen. Insbesondere, wenn der Kuss mit einem auf 15 Jahre garantierten Liebesglück einhergeht. Vorausgesetzt, man knutscht in der »Kussgasse« im mexikanischen Guanajuato. Und nach 15 Jahren legt man nach, zumal die Stadt, ein Weltkulturerbe, auch abseits von Lippenbekenntnissen eine Reise wert ist. Ein wesentlich robusteres Zeichen der Zuneigung findet sich viel weiter südlich: In der Antarktis passieren die meisten Kreuzfahrtpassagiere zwei Bergspitzen, die nach einer im südpolaren Großraum bekannten Sekretärin benannt wurden.

Unser Planet ist reich an Kuriosem und Überraschendem und manch Überraschendes kann durchaus peinlich werden – wenn es nämlich um die gesellschaftlichen Spielregeln in mehr oder minder exotischen Breiten geht. So kann man sich in der fast nachbarlichen Türkei viel Ärger einholen, wenn man einheimische Geldscheine bekritzelt. Stichwort Papier: Den stolzen Kubanern ist es peinlich, wenn Fremde über den häufigen Mangel an Klopapier im tropisch-sozialistischen Paradies lästern. Deshalb finden sich hier auch diverse Fettnäpfchen.

Willkommen zur Wunderland-Weltreise!

Klaus Viedebantt

EUROPA

Albanien

1Wie Pilze aus dem Boden

Albanien. Albaniens bekannteste Attraktion ist ein bizarres Erbe seines Diktators Enver Hoxha (1908–1985). Der war fast krankhaft davon überzeugt, sein Land werde von fremden Mächten erobert, und ließ überall kleine Bunker bauen, meist in Pilzform. Vier Albaner sollten bei den befürchteten Invasionen je einen der »Pilze« bemannen. Das wären insgesamt 750 000 Bunker. Es wurden wohl »nur« 200 000. Aber sie verschandeln nun die schöne Landschaft.

Bosnien-Herzegowina

2Wer den Fening nicht ehrt …

Bosnien-Herzegowina. Die gute alte Mark, sie lebt! In Bosnien-Herzegowina ist die Mark (Plural: Marka) das offizielle Zahlungsmittel, unterteilt in 100 Fenings (oder Feninga). Schon in Jugoslawien war die deutsche Mark eine inoffizielle Zweitwährung, deren Stabilität sich beim Zerfall des Staates bewährte. Als die Mark – bald mit eigenen Geldscheinen – entstand, wurde sie wertmäßig an die deutsche Währung angebunden.

Mazedonien

3Tage der offenen Tür

Vevchani. Mit seinem Karneval feiert das Dorf Vevchani in Mazedonien vom 12. bis 14. Januar das Jahresende (nach dem julianischen Kalender). Die Bürger treiben hinter selbstgemachten Masken alles Böse des alten Jahres aus. Noch gilt in vielen Häusern, dass sie zum Karneval jedermann offenstehen. Zum Abschluss des Festes werden die meisten Masken gemeinsam verbrannt – das wird dann garantiert ein gutes neues Jahr.

Montenegro

4Steinreiches Inselchen

Gospa al Skrpjela. Auch in Montenegro versetzt der Glaube die Berge nur im übertragenen Sinn. Aber eine Insel hat er dort schon geschaffen: Gospa al Skrpjela in der Bucht von Kotor. Dort versenken seit langem glücklich heimkehrende Fischer und Seeleute Steine für die Gottesmutter. Daraus wurde schließlich eine Insel, die heute eine Kirche trägt. Am 22. Juli eines jeden Jahres fahren Einwohner wie Touristen zu dieser Insel und versenken weitere Felsbrocken.

Serbien

5Schön dumm

Belgrad. Die Bürger von Belgrad haben ihr eigenes »Silicon Valley«. Diesen Spitznamen trägt nämlich der Teil der Altstadt, in dem die meisten Cafés und Bars vereint sind, weil man dort besonders häufig auf junge Belgraderinnen trifft, die sich mithilfe plastischer Chirurgie haben »aufpolstern« lassen. Spötter buchstabieren das Viertel auch gerne als »Sillycon Valley«, Bezug nehmend auf das englische silly (»dumm«).

Andorra

6Wo Papst und Präsident herrschen

Andorra. Die Gegend in den Pyrenäen kennen die meisten nur in Zusammenhang mit Wintersport oder als billiges, da steuerfreies Shoppingparadies. Dass der Zwergstaat vom französischen Präsidenten und vom Bischof in Urgell gemeinsam regiert wird, wissen die wenigsten. Beide haben zwar fast nur repräsentative Funktionen, aber da der Bischof wie alle seine Kollegen vom Papst selbst eingesetzt wird, ist Andorra laut Verfassung ein Ko-Fürstentum.

Liechtenstein

7Ärger im (Steuer-)Paradies

Liechtenstein. Das Fürstentum ist neben Usbekistan das einzige Land in Europa ohne Küstenzugang, das nur von Ländern umgeben ist, die ihrerseits ebenfalls ohne Meer sind: Österreich und die Schweiz. Eine Lage quasi wie in einem Safe. Als solcher wurde Liechtenstein denn auch genutzt: Hier hat man Milliarden Euro, Dollar und Pfund abseits des Zugriffs gieriger Finanzämter gebunkert. Aber: Temps perdu! Seit Neuestem kassiert der deutsche Fiskus auch in Liechtenstein.

8God save the Fürst

Liechtenstein. Britische Touristen fühlen sich hier ganz heimisch, wenn's offiziell wird: Die Nationalhymne des Fürstentums klingt fast wie God Save the Queen. Das bestritt auch Josef Frommelt nicht, als er 1983 dem Fürstentum seine Komposition vorstellte. Er hatte sich an ein altes Lied der Region angelehnt, dessen Melodie vielleicht von Liechtensteinern aus England mitgebracht worden war.

San Marino

9Eine zweite »Serenissima«

San Marino. Der fünfte der europäischen Zwergstaaten ist zurecht stolz auf seinen Titel als »älteste aktive Republik der Welt«. Das kleine Land in den Bergen, eine recht unauffällige Enklave in Italien – die Amtssprache ist auch Italienisch – und unweit des Adria-Badeorts Rimini gelegen, kann überdies seit dem Jahr 1600 eine der ältesten Verfassungen der Erde vorweisen. Und wie die einstige Republik Venedig trägt auch San Marino den Ehrentitel »La Serenissima«, die Verehrungswürdige.

10Leckere Türme

San Marino. Die drei Türme der Festung La Guaita auf dem Monte Titano sind nicht nur das Wahrzeichen von San Marino, sondern auch die Paten der Torta Tre Monti. Für die »Torte der drei Berge«, das kulinarische Markenzeichen der Mini-Republik, werden zwischen runde Waffellagen Schichten von Schoko- oder Haselnusscreme gestrichen, und zu guter Letzt überzieht man das Ganze mit einer Schokoladenschicht. Lecker!

Belgien

11Das Geheimnis der Fritten

Belgien. Was eint das zerstrittene Belgien? Natürlich Schokolade, Bier und Fritten. Letztere sind nicht umsonst weltberühmt, denn die möglichst von Hand geschnittenen Kartoffelstäbchen werden gleich zweimal frittiert. »Innen weich, außen kross« ist das Motto. Die Nationalspeise ist schon gesetzlich geschützt, der Welterbestatus wird angestrebt. Viele Fritteure brutzeln die Leckereien übrigens in Pferdeschmalz.

12In Esperanto-Land

Amikejo. Im deutschsprachigen Teil von Belgien sollte um das Jahr 1900 herum der erste Esperanto-Staat der Welt entstehen: Amikejo, der »Ort der Freunde«. Der 3,4 Quadratkilometer große Landstrich bei Moresnet war damals zwischen den Niederlanden und Preußen umstritten und deshalb neutral. Der Plan von Amikejo zerschlug sich letztlich, aber Esperanto-Fans pilgern noch heute in die Region, wo es Sprachkurse gibt und Restaurants die Gerichte auf ihren Speisekarten in Esperanto anbieten.

13Fische in Rotwein

Geraardsbergen. Fisch und Wein ist eine gute Kombination. Auch wenn der Fisch im Rotwein noch lebt, meinen zumindest die Belgier in Geraardsbergen, wenn sie beim »Krakelingen«-Festival am letzten Sonntag im Februar die kleinen grondlinge herunterspülen. Tierschützer haben erreicht, dass nur 20 Leute dem alten Brauch (»Lebendes revitalisiert«) folgen, ihr Ziel wäre aber: nur noch Marzipanfische ins Glas!

14Mit Krawatte in die Schlacht

Steenkerque. Der Ort in Wallonien fand 1692 zwischen Franzosen und Niederländern einen Platz in der Historie – auch in der der Mode: Weil die Offiziere der Grande Nation bei einem Überraschungsangriff ihre Krawatten nicht mehr ordentlich binden konnten, wurden die Enden des Halstuchs in Knopflöcher gesteckt. Dieser steenkirk kam in Mode und blieb es rund 50 Jahre – trotz französischer Niederlage.

15

Fettnäpfchen

Wer mit Belgiern speist, sollte aufessen, alles andere gilt als unhöflich, verschwenderisch und, insbesondere bei Privateinladungen, als Kritik an den Kochkünsten des Gastgebers. Dies kann dann auch das (quasi obligatorische) Kompliment an die Hausfrau nicht mehr herausreißen. Apropos privat: Blumen als Gastgeschenk sind immer geschätzt, nur bitte immer in ungerader Zahl – außer 13 – und keine weißen Chrysanthemen (Trauerblumen).

Bulgarien

16Gute Wünsche am Revers

Bulgarien. Am 1. März schenken sich die Bulgaren martenitsi, rot-weiße, gewebte Armbänder oder Quasten fürs Revers, die man trägt, bis man den ersten Storch, die erste Schwalbe oder den ersten blühenden Baum sieht. Dann hängt man die Bänder in einen Baum, um den Frühling zu begrüßen. Rot steht für Sonne, Leben, Feuer, Weiß für Gesundheit und Langlebigkeit.

17Duftende Ölquellen

Rozova dolina. Das »Tal der Rosen« in Bulgarien sollte man im Mai oder Juni besuchen, denn dann duftet es stark nach den Blüten. Kurz darauf werden sie geerntet und zu Rosenöl verarbeitet. Für ein Gramm des duftenden Öls, einer der teuersten Rohstoffe etwa für Parfüms, benötigt man 1000 der weißen, roten oder rosafarbenen Damaszenerrosen. Das bulgarische Tal allein liefert mindestens 70 Prozent der Welternte.

18Hort der Weisheit – und des Alters

Sofia. Die Bulgaren bezweifeln es zwar manchmal, aber ihre Hauptstadt ist ein Hort der Weisheit. Dafür steht die Namenspatronin der Stadt, die heilige Sofia – das altgriechische Wort, von dem der Name kommt, bedeutet »Weisheit«. Sofia ist überdies eine der ältesten Städte Europas, Archäologen haben dort eine 8000 Jahre alte Siedlung entdeckt. Apropos Alter: Bulgarien ist das älteste Land Europas, das nie seinen Namen geändert hat.

19Der älteste Goldschatz der Welt

Varna. Der Baggerfahrer Raitscho Marinow erlebte 1972 fünf Minuten Weltruhm. Bei Kanalarbeiten in der Nähe von Varna stieß er auf ein 6000 Jahre altes Gräberfeld, in dem Archäologen den ältesten Goldschmuck der Welt fanden, bestehend aus rund 3000 Stücken hoher Handwerkskunst. Die bisherigen Funde summieren sich auf sechs Kilogramm Gold.

20

Fettnäpfchen

Es ist verwirrend: Die Bulgaren schütteln den Kopf, wenn sie »ja« meinen, und nicken für »nein«. Glücklicherweise sind viele von ihnen an irritierte Ausländer gewöhnt, deshalb setzen sie meist gleich noch ein da (ja) hinzu. Entgegenkommende Autofahrer, die Sie anblinken, wollen Sie desweiteren nicht ärgern, sondern warnen: »Achtung, Polizei!« Und zu Privateinladungen sollte man neben den weithin verpönten Lilien oder Chrysanthemen auf keinen Fall Gladiolen mitbringen.

Dänemark

21Fahrzeugkontrolle auf Dänisch

Dänemark. Wer in Dänemarks Auto fährt, muss, bevor er sein bil (»Automobil«) startet, zuvor nicht nur Bremsen, Lenkung und Licht überprüfen, sondern auch nachschauen, ob nicht vielleicht ein Mensch unter der Karosse liegt. Es könnte ja ein Betrunkener sein! Und für diese gilt: Sitzen sie mit zwei Promille oder mehr am Steuer, sind sie nicht nur den Führerschein, sondern auch das Vehikel los.

22Silber zu Gold

Bornholm. Die Bewohner der Insel mitten in der Ostsee nennen ihre Fähigkeit, Silber in Gold zu verwandeln, »Bornholmer Alchemie«. Konkret geschieht das binnen vier Stunden über glimmendem Erlenholz, denn dann sind die silbernen Heringe zur goldenen Bornholm-Spezialität geräuchert. Mangels Heringen gibt es aber nur noch zehn Räuchereien auf der Insel – die meisten der Räucheröfen bleiben kalt.

231,40 Meter Brot

Kopenhagen. Smørrebrød sind der wohl leckerste Beitrag Dänemarks zum kulinarischen Weltatlas. Die fantasievoll belegten »Butterbrote« sind im Königreich als kleines Mittagsmahl hochgeschätzt. Der Nabel der smørrebrød-Welt ist das 1888 eröffnete Restaurant von Ida Davidsen in Kopenhagen: Seine Speisekarte ist 1,40 Meter lang und versammelt mehr als 250 verschiedene Varianten.

24Das dreifache Lottchen

Louisiana. Dänemarks erste Adresse in Sachen moderner Kunst liegt 35 Kilometer nördlich von Kopenhagen direkt an der See und heißt »Louisiana«. Mit dem US-Staat an der Mississippi-Mündung hat der Name nichts zu tun. Er stammt vielmehr vom einstigen Besitzer des Grundstücks, der so seine Ehefrauen ehrte: Er war dreimal verheiratet und jede Gattin hieß Louise.

25

Fettnäpfchen

Die Dänen sind seit der Zeit der Wikinger weltweit unterwegs. Vielleicht haben sie die Sitte, an der Tür die Schuhe abzustreifen, aus Asien mitgebracht. Für Gäste, die sie zu sich nach Hause einladen, heißt das: Sockenlochalarm! Übrigens: Die der Dame zugedachten Blumen lassen die Dänen oft am Tag zuvor schicken. Und zum Abschied gilt ein nachdrücklicher Dank als höflich.

Deutschland

26Kopflose Paddler

Donau. Zwischen Günzburg und Ulm warnt ein Verkehrsschild davor, dass hier »kopflose Paddler kreuzen«. Das Gute daran ist, dass die Sportler an der Donau zumindest nicht quasi blind in einen Bären stolpern können – so geschehen einem deutschen Touristen bei einer Portage im kanadischen Busch. Meister Petz suchte ob des ungewohnten Aggressors das Weite. Er hätte den Paddler ja auch keinen Kopf kürzer machen können …

27Der Sumpf, der zur Hauptstadt wurde

Berlin. Es ist selbstverständlich eine böswillige Unterstellung, dass es in Berlin einen (politischen) Sumpf gäbe. Geologisch ist dies jedoch eine Tatsache: In der Sprache der ersten Siedler, der Slawen, bedeutet das Wort berl oder birl schlichtweg »Sumpf«. Und 1542 entstand Berlins große Promenade, der Kurfürstendamm, als Knüppeldamm. Heute werden Knüppel in der Hauptstadt zu anderen Zwecken genutzt…

28Die Dame der Einheit

Rüdesheim. Die »Germania« hoch über Rüdesheim, eines der bekanntesten deutschen Monumente, blickt über den Rhein. Sie, 1883 errichtet, habe den damaligen Erzfeind Frankreich im Blick, heißt es oft. Falsch: Die wehrhafte Dame ist gen Süden gerichtet, ihr Blick wendet sich aber nach Osten. Der Rhein fließt hier nämlich nicht von Süd nach Nord, sondern von Ost nach West. Das Denkmal gilt der Einigung Deutschlands 1871.

29Schmackhaftes Ungeziefer

Zeitz-Würchwitz. Milben? Igitt! Doch Moment, in Sachsen-Anhalt sieht man das anders, denn dort wird der wohl weltweit einzigartige Milbenkäse hergestellt. Dazu kommt gewürzter Quark in eine Milbenkiste, wo er mithilfe der Ausscheidungen der Spinnentiere mindestens drei Monate lang reift. Kenner, so heißt es, essen die Milben im Käse mit. Würchwitz dürfte außerdem das einzige Milbenkäse-Museum des Planeten besitzen.

30

Fettnäpfchen

Das weltweit größte Volksfest, das Münchner Oktoberfest, hegt einen Dirndl-Knigge. Die Gürtelschleife an der Tracht signalisiert kundigen Mannsbildern, ob das Madl ledig ist (Schleife links) oder vergeben (Schleife rechts). Die Mittelschleife ist Jungfrauen vorbehalten, laut Münchner »Schnack« gibt es sie nur in Kindergrößen. Die inoffizielle vierte Variante: Wer links und rechts trägt, ist zwar vergeben, aber Offerten nicht abgeneigt.

Lettland

31Europas kleinste Minderheit

Kolka/Mazirbe. Die Liven in Lettland gelten als Europas kleinste ethnische Minderheit: Nur 230 haben sich registrieren lassen, 30 sprechen noch fließend Livisch. Das Fischerdorf Kolka gilt als ihr Zentrum. Die livische Kultur kann man aber am besten am ersten Augustwochenende in Mazirbe erleben, wo die Liven das Ende der Unterdrückung in der Ära der Sowjetunion feiern.

32Aus tausend Kehlen

Riga. Die Letten sind wohl das sangesfreudigste Volk der Welt, zumindest ist oder war beinahe jeder Lette Sänger in einem Chor. Diese Leidenschaft kulminiert seit dem Jahr 1873 alle fünf Jahre im Chor- und Tanzfest in Riga, zu dem die besten Vereine eingeladen werden. Eine Woche lang wippt und schwingt dann die Hauptstadt im Takt der Lieder. Das Fest hat 30 000 Mitwirkende, allein zum Schlusskonzert versammeln sich 13 000 Sänger auf der weitläufigen Freiluftbühne.

Estland

33Keine Wanzen mehr

Tallin. Es gibt einige Hotels rund um den Globus, die ein – meist kleines – Museum beherbergen. Das »Viru-Hotel« in der estländischen Hauptstadt Tallin beispielsweise konnte 1991 nach Abzug der russischen Truppen gleich ein nahezu komplett ausstaffiertes Museum übernehmen: eine hastig geräumte Abhöranlage des Geheimdienstes KGB in der obersten Etage des Hochhauses. Das Hotel versichert seinen heutigen Gästen aber: keine Wanzen mehr, in keinem Zimmer, nirgendwo.

Litauen

34Panzer gegen Mercedes

Vilnius. Touristen sind in Litauens Hauptstadt gut beraten, stets korrekt zu parken, denn der Bürgermeister hat ein striktes Programm gegen das ausufernde Wildparken gestartet. Für ein Warnvideo im Internet hat er sogar eigenhändig mit einem Panzer einen illegal abgestellten Mercedes plattgemacht. Eigentlich aber halb so wild: Die Karosse war gebraucht und eigens für diesen Zweck gekauft worden.

35

Fettnäpfchen

Die drei kleinen Ostseenationen sind stolz auf ihre dem russischen Nachbarn abgerungene Eigenständigkeit. Das Thema Russland ist bei ihnen mit vielen Emotionen befrachtet, als Gast meidet man es daher besser. Esten, Letten und Litauer mögen es auch nicht, wenn sie mit ihren Nachbarn verwechselt werden, deshalb sollte die Gemeinschaftsbezeichnung Balten nur benutzt werden, wenn sie auch passend ist. Generell sind die Bewohner des Baltikums eher zurückhaltend, Privates besprechen sie ungern.

Finnland

36Walpurgisnacht auf Finnisch

Helsinki. Am 1. Mai feiern in Finnland die Studenten: Vappu, die Walpurgisnacht, beginnt schon am Abend zuvor. Halb Finnland, ob Studiosus oder nicht, trägt dann die weißen Studentenmützen. Prominenteste Trägerin ist die hübsche und nackte »Havis Amanda« am Hafen von Helsinki. Tausende verfolgen, wie Studenten die Seejungfrau waschen, anschließend geht’s zum Massenpicknick in den Kaivopunto-Park.

37Schwitzen in luftiger Höhe

Kolari. Schwitzend bergan kann jeder. Aber im finnischen Ylläs-Skigebiet bietet sich dazu eine Sauna-Gondel an, die in die Drahtseilbahn zum 718 Meter hohen Gipfel eingehängt wird. Jeweils vier Saunagäste können das nicht ganz billige Vergnügen hinter von außen nicht einsehbaren Fenstern ganzjährig erleben.

38Gut gebrüllt

Oulu. 1987 gründeten einige seriöse Herren Mieskuoro Huunatajat, den »Chor der Schreier«. Die stets schwarze Gummikrawatten tragenden Sänger brüllen ihre Chorwerke ins Publikum, oft mit Hilfe von Megafon und Ofenrohr. Sie waren weltweit auf Tournee, treten aber auch oft in ihrer Heimat auf. Zum Repertoire gehören Bearbeitungen von Nationalhymnen und lautstark vertonte EU-Gesetze.

39Je schwerer die Frau, desto besser

Sonkajärvi. Die eigene Frau auf Händen tragen? Nicht empfehlenswert bei der Weltmeisterschaft im Ehefrauentragen, die alljährlich Anfang Juli im finnischen Sonkajärvi ausgetragen wird. Die Experten tragen ihre – nicht immer angetrauten – Frauen meist über den Schultern hängend und mit den Beinen nach vorne über den Hindernisparcours. Den Gewinner erwartet Bier, aufgewogen gegen das Gewicht seiner Partnerin.

40

Fettnäpfchen