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eISBN 978-3-99025-364-9

Layout: freya_art, Regina Raml-Moldovan

printed in EU

Anmerkung: Alle in diesem Text enthaltenen Anregungen, Beschreibungen und Tipps wurden mit großer Sorgfalt zusammengestellt und getestet. Dennoch kann aufgrund unterschiedlicher Ausgangsbedingungen und individueller Fähigkeiten nicht garantiert werden, dass die Informationen auf Ihre Situation zutreffen. Daher übernehmen Verlag und Autoren keinerlei Haftung für etwaige Verletzungen, Verluste oder andere Schäden, die aus der Umsetzung der in diesem Text angebotenen Informationen resultieren.

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Inhalt

Einleitung

Natürliche Zyklen und ihr Anfang

Das GAIA-Prinzip

GAIA-Prinzip und GAIA-Hypothese

Überblick über die Phasen des GAIA-Prinzips

Erntedank

Essenz & Rückzug

Innehalten

Vision

Wachstumsbeginn

Wachstumshöhepunkt

Reifen

Ernteschnitt

Wieder Erntedank

Natürliche Rhythmen und Grundhaltungen für alle GAIA-Phasen – der innerste Kreis

Rituale

Prozesse und Zyklen in Unternehmen

Beispiele von zyklischen Prozessen in Projekten

Entstehungsgeschichte des GAIA-Prinzips

Quellenverweise

Literaturauswahl

Einleitung

Dieses Buch ist eine Einladung und gleichzeitig ein Versprechen. Die Einladung, sich wieder an unsere Verbundenheit mit natürlichen Rhythmen zu erinnern, aus denen unsere Erde sich entwickelt, die jeder Mensch in sich spürt und die jedem natürlich-erfolgreichen Projekt zugrunde liegen.

Ein Versprechen, dass aus diesen angewandten, natürlichen Prinzipien in allen Lebens- und Wirtschaftsbereichen eine erfüllende Gegenwart und somit auch Zukunft erfolgen. Sie lassen eine Wirklichkeit entstehen, in der gutes Leben, erfüllendes Sein und nachhaltiges Wirtschaften für alle Menschen möglich ist.

Das GAIA-Prinzip ist aus einem Traum entstanden und wurde nach der Urmutter Erde GAIA benannt. Seit 2010 wird das GAIA-Prinzip von engagierten Menschen erforscht, gelebt, angewandt und weitergegeben.

Das GAIA-Prinzip ist uralt und ganz neu. Neu ist die Erkenntnis, dass es auf Unternehmen bzw. Unternehmungen übertragbar ist. Es ist kein neues Managementmodell, es ist das Lebensprinzip an sich, ein Abbild der Welt. Ein Kompass, der weise durch die Zyklen des Lebens und Wirtschaftens führt, wie ein Königsweg oder Weg der Königin.

Seitdem es auf unserem Planeten Leben gibt, folgen alle Organismen und auch unser individuelles Leben in ihren Entwicklungen einem natürlichen Wachstum, universellen Naturgesetzen und einem zyklischen Prinzip. Im Zuge der Industrialisierung, d. h. dort wo sich das Dogma des Wirtschaftswachstums über das natürliche Wachstum erhebt, wurde auch das Wissen über natürliche Zusammenhänge und ihre Wirkungsweisen weitestgehend zurückgedrängt.

Angesichts dieser Erkenntnis sind inzwischen viele nachhaltige Initiativen und vielfältiges Engagement in den unterschiedlichsten Organisationen entstanden. Obwohl sich ständig neue Technologien entwickeln, kommen wir an ökologische und ökonomische Grenzen. Vieles ist aus dem Gleichgewicht geraten und droht zusammenzubrechen. Unsere gegenwärtige Arbeits- und Lebenssituation befindet sich in einer großen Wandlungsphase. Auch Unternehmen mit ihren Organisationseinheiten und Mitarbeitenden sind lebendige, einzigartige Organismen und funktionieren folglich ebenso nach den natürlichen Zyklen des Lebens.

Besonders in Mitteleuropa spiegeln sich diese Zyklen in den Jahreszeiten und ihren spezifischen Aspekten und Eigenschaften wider. Vom Frühling bis zum Winter zeigen sie sich als Wachstum, Entfaltung, Reifen, Abschluss, Innehalten, Loslassen, Sterbenlassen und Neubeginn. Sie sind als ganz spezielle und natürliche Qualitäten vorhanden, die nicht beeinflussbar sind und unmittelbar alles Lebendige durchdringen, um es weiterzuentwickeln. Sie wirken auf unseren Körper, unsere Psyche – und auch auf Unternehmen und Organisationen.

Unsere Vorfahren bauten jahrtausendelang ihre Handlungen auf diesen Rhythmen der Natur auf und überlieferten sie uns in unserem Kulturraum. Gehen wir mit diesen Kräften, dann haben wir ein intensives, kreatives Energie- und Kraftpotential zur Verfügung.

In einem bewussten Erleben der zyklischen Qualitäten der Jahreszeiten erkennen wir, was uns erfüllt und zur Entfaltung bringt. Das Grundprinzip dieser Zyklen ist im Grunde einfach: Aufschwung, Höhepunkt, Abschwung, Tiefpunkt, neuerlicher Aufschwung. Wir nennen sie GAIA-Prinzipien. Durch das Anerkennen dieses Prinzips regenerieren sich die Kräfte und bauen sich Kompetenzen auf, verfeinert um die Erfahrungen der Vergangenheit. Eine gesunde und somit erfolgreiche Weiterentwicklung aller Systeme, Projekte und Unternehmungen ist damit möglich.

Natürliche Zyklen und ihr Anfang

Wo fangen wir am besten an, um uns wieder elegant, freudig-erfolgreich und nachhaltig in die natürlichen Zyklen hineinzubewegen? Diese Frage stelle ich gerne zu Beginn jedes Workshops. Die Antworten reichen von Frühlingsbeginn, Jahresbeginn über Winterbeginn bis zum Sterben. Jede Antwort ist richtig und ein Beginn ist zu jeder Zeitqualität möglich. Die Wurzeln einer evolutionären zyklischen Entwicklung liegen allerdings in der Tiefe und Dunkelheit. Das entspricht im GAIA-Naturjahreszyklus der Zeit Ende Oktober/Anfang November. Die Zeit, wo im Brauchtum Allerheiligen und Allerseelen gefeiert wird und die Natur ins Sterben hineingeht. Ein Baum zieht um diese Zeit deutlich sichtbar seine Kräfte immer mehr in die Tiefe und Wurzeln zurück, alles Überflüssige und nicht zur Essenz Gehörende, wie letzte Blätter, fallen zu Boden und verrotten. Nur mehr die Gerippe der Bäume sind zu sehen. Es ist die Zeit, in der wir aufgefordert sind, ebenso die Essenz unseres Seins, unserer Handlungen zu erkennen, ein Sterben in Würde zu erlauben, wo es wichtig ist, und loszulassen, was dem nächsten Zyklus nicht dienlich sein wird. So kann sich immer mehr die Seele einer Person und eines Unternehmens konstituieren und ihre ursprüngliche Bestimmung in dieser Welt zeigen. Wir kommen immer mehr an die Quelle des Lebens. Wir haben Raum geschaffen zum Hinhören und Wahrnehmen. So lange, bis es wieder zu dem magischen Moment kommt, wo sich ein tief innen liegender Funke der Begeisterung entzündet und darauf drängt, als Idee in der Welt zu brennen. Er entfacht Visionen, die unsere Welt jetzt braucht, die für uns Menschen und den Planeten eine Bereicherung darstellen, weil sie aus der Tiefe der Schöpfung kommen und immer das Ganze mit einbeziehen. Zu solchen Visionen will dieses Buch beitragen.

Deshalb beginnt jeder Zyklus in seinem natürlichen Rhythmus mit der GAIA-Qualität „Rückzug & Essenz“. Wie das Samenkorn zuerst tief in der Erde liegt und stirbt, bevor es in die Welt sprießt. Gefolgt von der GAIA-Zeitqualität „Innehalten“, was dem Winter, den Raunächten und den ersten Jännerwochen entspricht. Aus dieser tiefen Verbundenheit mit der Lebensquelle wird sich dann in passender Zeit die neue „Vision“ als Funke der Begeisterung gebären. Und wir werden staunen, wie dieser Funke zu einer Flamme wird und andere Menschen begeistert. Es ist eine Vision, die alle und beste Voraussetzungen hat, dass das daraus folgende Projekt natürlich erfolgreich wird.

Dieses Buch beginnt mit der GAIA-Zeitqualität „Erntedank“, die vor jedem „Rückzug & Essenz“ liegt. Wir in unserer industrialisierten Welt sind so weit weg von den natürlichen Zyklen, dass es zuerst die Erinnerung an die Fülle wieder braucht. Wir leben aktuell viel zu viel im Mangel. Neue Schöpfungen, Unternehmungen, Projekte, Lebenshaltungen wollen aus der Fülle entstehen. Deshalb beginnt dieses Buch damit, die Fülle zu sehen und dafür wieder dankbar zu werden. Ein Neubeginn braucht ein Bewusstsein über die eigenen Ressourcen, bevor in die Tiefe gegangen werden kann! Jeder Beginn, das GAIA-Prinzip ins Leben und in die Arbeit zu integrieren, startet zu seiner ihm innewohnenden stimmigen Zeit, deshalb kann dieses Buch bei jedem Kapitel zu lesen begonnen werden. Wo immer es die stärkste Resonanz hin gibt, da liegt der Anfang des individuellen Aufbruchs!

In großer Dankbarkeit, dass dieses Buch entstanden ist, verlegt wurde und jetzt von dir, liebe Leserin, lieber Leser, erfahren wird, wünsche ich ab der ersten Zeile eine berührende Er-Innerung und erfüllende Zeit mit GAIA und einen natürlich erfolgreichen persönlich-beruflichen Neubeginn, voll Liebe und Freude!

Veronika Lamprecht

Gastautoren und Mitwirkende:
Raimund Wiesinger, Erwin Graf, Anita Frank, Eva Peter, Mario Hickl,
Ecaterina Roncov, Ilse Kranabitter, Harald Koisser

GAIA-Akademie im Schloss Eschelberg, Mai 2018

Das GAIA-Prinzip

„Löst der Mensch sich von der natürlichen
rhythmischen Naturordnung,
wie es in modernen Zivilisationen passiert,
dann kommt es nicht nur zu
chronischen Zivilisationskrankheiten,
sondern auch zu ökosozialen Problemen.“

Univ. Prof. Max Moser; Med-Uni Graz

Das GAIA-Prinzip besteht aus acht Phasen, die sich zyklisch wiederholen und in denen die mitteleuropäische Jahreszeitenabfolge abgebildet ist.

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Das GAIA-Prinzip in seiner Grundstruktur

Das GAIA-Prinzip entspricht dem Sonnenjahr: Rechts in dieser Kreisdarstellung entwickelt sich der Aufschwung der länger werdenden Tage im Frühling, links der darauffolgende Abschwung im Herbst. Oben und unten liegen die Ruhepole von Sommer und Winter, an denen sich die Tageslänge kaum ändert. Sonnwenden und Tagundnachtgleichen liegen an den orthogonalen Achsen. Damit zeigt sich die erste Grundeigenschaft des Prinzips: abwechselnde Aktivitäts- und Ruhezeiten.1

In Mitteleuropa hat sich in jahrtausendelangen Beobachtungen natürlicher Entwicklungen auf der Erde und im Kosmos gezeigt, dass es bestimmte Tage gibt, an denen eine Zeitqualität sich abschließt und eine neue beginnt. Diese Tage markieren einen Übergang, spezielle Zeiträume und sind in ihrer Qualität und ihren Aspekten als Richtwerte und als Orientierung zu verstehen. Entsprechend zugeordnete Naturzeitqualitäten können davor oder danach spürbar vorhanden sein und sind nicht immer als abrupter Übergang erlebbar.

Alles Leben beginnt in der Dunkelheit“, zitierte auch Goethe die Weisheit unserer Urahnen. Jeder Samen reift im Schoß der dunklen Erde, jedes keimende Lebewesen entwickelt sich im Mutterleib vom Innen zum Außen. Die ursprüngliche Tageszählung begann mit der Nacht und das Jahr setzte am 1. November ein, am Tag des Sterbens, der Würdigung der Ahnen. Deshalb beginnt jeder GAIA-Zyklus mit Rückzug, Sterben, Loslassen.

Im Brauchtum haben die genannten Tage fixe Bedeutungen, die teilweise seit Tausenden von Jahren zelebriert werden. Oft ist uns die ursprüngliche Kraft dieser Tage nicht mehr bewusst und liegt wie ein „versteckter Schatz“ im Untergrund. Mythologische und geomantische Sichtweisen bringen Licht in diesen Schatz und lassen erkennen, wie viele gebräuchliche Symbole, Farben, Riten immer noch die alten Weisheiten in sich tragen.

Auf den folgenden Seiten findet sich nun eine Übersicht der acht Phasen des Prinzips, jeweils mit Bezug auf die Natur und parallel dazu mit Bezug auf die Organisation/das Unternehmen.

Jede dieser Phasen wird dann noch einzeln ausführlich erläutert.

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Das GAIA-Prinzip und seine Entsprechungen im Jahreslauf

Phase und ihre Aspekte

Bildhafte Beschreibung dieser Phase in der Natur

Mögliche Entsprechung in Organisation, Unternehmen, Projekten

Essenz & Rückzug

Ursprung, Abschied, Wurzeln

Beginn: 31.10/1.11

In der Natur wird es ruhiger. Die Pflanzen ziehen ihre Säfte in die Wurzeln zurück.

Viele Tiere beginnen ihren Winterschlaf.

Die Tage werden immer kürzer, die Dunkelheit nimmt zu. Die Menschen gedenken der Toten. Christliche Spiritualität sieht vor, im „Advent“ die „stillste Zeit“ im Jahr zu leben.

Nach getaner Arbeit, nach Erfolgen die Aktivität loslassen und zurückblicken. Wertschätzendes Feedback geben und dafür Freiräume schaffen.

Was war wesentlich, die „Essenz“? Was war der Ursprungsimpuls? Was hat sich im letzten Zyklus entwickelt?

Was können wir daraus lernen? Was darf sterben, um Platz zu schaffen für Neues?

Innehalten

Aus Stille, Kontemplation, Chaos entsteht innere Wandlung

Beginn: 21. 12.

Wendepunkt – Weihnachtsfriede. Schnee bedeckt die Landschaft, Samen ruhen darunter. Früher blieben die Menschen im Haus und lebten von den Vorräten. Werkzeuge wurden geprüft, repariert. Es wurde gesponnen, gewebt, Geschichten erzählt. Die Tage werden langsam wieder länger.

Den Beitrag zum größeren Ganzen sehen. Arbeiten ruhen lassen. Entschleunigung, Orte der Stille erlauben, Auszeit nehmen, tiefe Erneuerung zulassen. Netzwerke pflegen, neue Verbündete erkennen image Resilienz schaffen.

Die tieferliegende Ordnung wiederherstellen. „Kassasturz“: Inventur von Themen, Aufgaben, Ressourcen.

Vision

Träume, intuitives Wissen, Inspiration

Beginn: 2.2.

Schnee und Eis, erste zaghafte Knospen und Blüten zeigen sich. Verkleidung: Was wollen wir eigentlich sein? Draußen wird es heller, klarer, aber es ist noch sehr kalt. Die Vorräte gingen zur Neige, die Menschen fasteten. Zeit der Reinigung, damit Neues entstehen kann.

Welche Vision zeigt sich?

Wo entfacht sich der Funke der Begeisterung?

Klarheit schaffen. Was ist die nächste Aufgabe? Die bestmögliche Zukunft vorbereiten: Innovation zulassen und fördern. Den Weg skizzieren.

Wachstumsbeginn

Planen, Beginn von Aktion und Umsetzung

Beginn: 21.3.

Tag und Nacht sind gleich lang. Der Schnee schmilzt, die Tage sind wieder länger und wärmer. Die Keimlinge eines Samens durchbrechen die schützende Kapsel und bilden Knospen. Aussaat. Höhepunkt der Reinigungsund Fastenzeit. Erneuerung im Osterfest. Das neue Leben wird sichtbar.

Planung, Strategie, Maßnahmen und Budget festlegen, Chancen und Risiken erkennen. Rahmenbedingungen schaffen für mehr Kreativität und Talente-Förderung. Ausbildungen starten. Operativer Projektbeginn mit Start-up, Team-Building-Maßnahme und Feier.

Flow & Wachstumshöhepunkt

höchste Aktions-Intensität, Handeln

Beginn: 30.4./1.5.

Die Natur wächst wild und unbezähmbar in die Höhe, erweitert ihre bisherigen Grenzen. Strotzende, erotische, pulsierende Lebenskraft ist am Werk.
Zeit des Blühens, des Begehrens, der Schönheit und Ästhetik.

Flow, Spaß, Freude, Energie, Lust auf Ästhetik: Wie fließt Schönheit in die Arbeit ein? Humor? Anregungen von außen (z. B. Kundenfeedback) nutzen. Dialog-Methoden im Team anwenden.

Reifen

Genuss, Pflege, Feuerkraft

Beginn: 21. 6.

Wendepunkt zur Sommersonnenwende. Nährende Feuerenergie, die das Wachstum in die Höhe abschließt und stattdessen nun ein Reifen in die Breite ermöglicht. Aus den Blüten reifen Früchte. Optimales Gedeihen von Gemüse und Früchten erfordert achtsame, nachhaltige Pflege.

Feedback- und Kommunikationskultur pflegen, vor allem nach innen.

Konsolidierung und Strukturierung der Kräfte und Aktivitäten. Empowern statt Auspowern; keine Über- oder Unterforderung. Ausreifen ermöglichen. Was ist noch wichtig für eine optimale Fertigstellung?

Ernteschnitt

Entscheidung, Abschluss

Beginn: 2.8.

Die Ernte ist ausgereift und wird geschnitten, gemäht, gepflückt und haltbar gemacht. Der Doppelaspekt des Hochsommers zeigt sich in Fülle und Zerstörung. Das Getreide, die Früchte müssen zum richtigen Zeitpunkt geerntet, geschnitten werden. Auch Unreifes wird vom Feld, vom Baum genommen. Als Kompost wird es zum Dünger für die nächste Wachstumsphase.

Prüfen, was fertig ist. Den richtigen Zeitpunkt für den Abschluss, Ernteschnitt finden. Die Essenz des Gereiften erkennen. Entscheidungen treffen, auch endgültige.

Das Unfertige abschließen und die darin gebundenen Ressourcen freimachen.

Auch Fehler sind Feedback. Mut zu Fehlern! Gelerntes und Erfahrungen sichern und teilen, z. B. in MitarbeiterInnen-Gesprächen.

Erntedank

Wertschätzung, Bilanz erstellen

Beginn: 21.9.

Tagundnachtgleiche. Die Tage werden ab nun kürzer. Der Herbst ist da. Die Natur feiert sich in ihrer goldenen Pracht und zieht sich dann mehr nach innen zurück, um die Kräfte des Lebens zu erneuern für den nächsten Zyklus. Tanz, Musik, Speis & Trank. Almabtrieb.

Die Kultur der Dankbarkeit und Wertschätzung pflegen. Was ist reicher geworden? Rückschau halten. Bilanz ziehen. Erfolgsbewusstsein aufbauen, Entspannung zulassen. Erfolge feiern und nach außen kommunizieren.

Rückzug

31.10./1.11.

 

Verwelken der Blätter und Pflanzen. Absterben und Rückzug der Kräfte in die Wurzeln, unter die Erde. Die Tage werden rascher kürzer, die Dunkelheit nimmt zu …

Evaluierung – Was haben wir dazugelernt? – als Basis für das nächste Jahr/Projekt/… Rückbesinnung auf Werte und auf Gründungs-Idee, -Impuls/-Auftrag?

GAIA-Prinzip und GAIA-Hypothese

Mitte der 1960er-Jahre entwickelten die Mikrobiologin Lynn Margulis und der Chemiker, Biophysiker und Mediziner James Lovelock die GAIA-Hypothese2. Diese besagt, dass die Erde und ihre gesamte Biosphäre wie ein Lebewesen betrachtet werden kann; in dem Sinn, dass die Biosphäre – die Gesamtheit aller Organismen – Bedingungen schafft und erhält, die nicht nur Leben, sondern auch eine Evolution komplexerer Organismen ermöglichen. Die Erdoberfläche bildet bei diesem naturwissenschaftlichen Ansatz demnach ein dynamisches System, das die gesamte Biosphäre durch Rückkopplungsmechanismen stabilisiert. Diese Hypothese setzt eine Definition von Leben voraus, wonach sich Lebewesen insbesondere durch die Fähigkeit zur Selbstorganisation auszeichnen. Die Bezeichnung leitet sich von GAIA, der Erdgöttin und Großen Mutter der griechischen Mythologie, ab. Aus der GAIA-Hypothese ist die Physiologie der Erde (Geophysiologie) entstanden.

Obwohl James Lovelock für diese Erkenntnis und Behauptung zunächst aus der seriösen Wissenschaft ausgeschlossen wurde, haben sich in der Zwischenzeit auch sogenannte „seriöse“ WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und andere einflussreiche Persönlichkeiten mit der GAIA-Theory auseinandergesetzt und unterstützen diese. Damit ist dieses Wissen inzwischen offiziell anerkannt und wurde zur Basis für richtungsweisende neue Forschungen.

Das „GAIA-Prinzip“ orientiert sich unter anderem an Forschungen betreffend Selbstorganisation, zyklische Weiterentwicklung u. Ä., auch wenn der Fokus der GAIA-Theorie eher ökologischer bzw. makrobiologischer Art ist.

Warum die Umsetzung des GAIA-Prinzips in Unternehmen wichtig ist, erzählt Doris Wallner-Bösmüller:

„Ich selber habe gerne Strukturen. Die acht GAIA-Zeitpunkte lege ich als Raster über das Jahr, und das gibt mir als Struktur einen Rahmen, an dem ich mich wie an einem Kalender orientieren kann. Das Wissen über Beginn und Ende, Übergänge der Qualitäten, wirkende Energien und was ich tun kann, um diese zu unterstützen, ermöglicht eine spielerische und intuitive Umgangsweise damit. Unsere Kommunikationsmaßnahmen für externe und interne Aktivitäten plane ich ebenso nach dieser achtteiligen GAIA-Struktur: Ich überlege, wo ich „Reminder“ setzen kann, damit KundInnen an uns als Anbieter für Druckproduktionen denken. Man ist ja sehr schnell vergessen in dieser Zeit der Überangebote! Zum Beispiel mach ich zum Valentinstag etwas zum Thema „Licht-Beginn“, was mich von der Vision in den Flow bringen kann. Darauf beziehe ich mich dann im Kontakt mit den KundInnen.

Der GAIA-Zyklus gibt somit Orientierung und Halt und die dazupassenden, bewussten Rituale stellen Kraftverankerungen für mich dar. Diese setze ich sehr bewusst ein und ich kann spüren, dass es gut ist. Dadurch bin ich gut verankert im natürlich-erfolgreichen Jahreskreislauf.“

Doris Wallner-Bösmüller

Geschäftsführerin und Gesellschafterin des Familienunternehmens Bösmüller Printmanagement GesmbH & Co KG

Warum interessiert sich Ernst Gugler, Geschäftsführer und Eigentümer des Kommunikationshauses gugler*, mit dem nachhaltigsten Druckverfahren der Welt für das GAIA-Prinzip?

„Ich habe die Vermutung, dass es vernünftig ist, die Weisheit der Natur, die in ihrer Evolution Milliarden von Jahren durchlaufen hat, mit dem Jahreszyklus eines Unternehmens in Verbindung zu bringen. Das klassische Modell, das Wirtschaftsjahr an dem Kalenderjahr zu orientieren, kommt vom Steuerberater. Nach dem richtet sich dann der Jahreszyklus der gesamten Unternehmensorganisation, wie Strategie- und Budgetplanung. Ist irgendwie schräg – wer fragt sich, ob das natürlichen Zyklen entspricht?

Andererseits – ist es ein Erfolgsfaktor, wenn wir das Wirtschaftsjahr anstatt am 31.12. am 31. 3. abschließen? Es ist jedoch auffallend, dass am Jahresende alle müde sind und das Budget immer am letzten Drücker fertig wird. Vielleicht sollten wir bereits im Herbst mit dem Abschließen und Neues-heranreifen-Lassen beginnen – und uns zum Jahreswechsel eine Erholung gönnen? Und dann gehen wir mit frischer Energie in die Planung der neuen Wachstumsstrategie, die im März fertig ist. Wäre das nicht sinnvoller?

Ich empfinde die Natur als die beste Lehrmeisterin. Wenige Impulse sind schon ausreichend. Das GAIA-Prinzip ist im Grunde einfach: Ich brauche mich nur zu besinnen! Sich dafür bewusst Zeit zu nehmen, dabei die wirklich wesentlichen Fragen zu finden, konkrete Handlungsschritte und Rituale zu entwickeln, dafür ist eine GAIA-Prinzip-Begleitung empfehlenswert!“

Ernst Gugler

Geschäftsführer und Eigentümer des Kommunikationshauses gugler*

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1 Der natürliche Atemrhythmus folgt übrigens demselben Prinzip: einatmen – ausatmen – Pause. Der obere Ruhepol ist nur ein kurzes Innehalten.

2 Links zur GAIA-Theory von Lovelock & Margulis: http://www.GAIAtheory.org/overview/; http://www.GAIApartnership.org/GAIA_theory.htm; http://www.GAIAuniversity.org/

Überblick über die Phasen des GAIA-Prinzips

Nach dem voranstehenden Überblick werden in diesem Kapitel die einzelnen Phasen näher beschrieben. Nach einer kurzen Darstellung einiger Charakteristika im Jahreslauf der Natur werden Entsprechungen für die persönliche Entwicklung jedes Menschen aufgezeigt. Wie sich die jeweilige Phase in Unternehmen, in Projekten und im firmeninternen Arbeitsalltag auswirken kann, wird durch Fragen, Beispiele und Ritualanregungen aus der Praxis beleuchtet. Empfehlungen für passende Methoden, um die Zeitqualität im Unternehmensalltag optimal zu nutzen, runden die Beschreibung jeweils ab.

Das GAIA-Prinzip lässt sich aus Beobachtungen des Lebens, aus den Vorgängen in der Natur und den Weisheiten des europäischen Lebensrades, des Medizinrades und I-Gings ableiten – und nimmt darüber hinaus auch Anleihen aus dem keltischen Jahreszeitenzyklus und Festen dieser Zeit. Sinn und Inhalte dieser uralten Feste vermitteln die eine oder andere wertvolle Anregung zum Nachdenken über das eigene Unternehmen sowie Ansatzpunkte für eine zeitgemäße Entsprechung.

Grundsätzlich ist es möglich, in jeder Phase einzusteigen. Die Phase Rückzug eignet sich gut für den Beginn, da hier das Loslassen des alltäglichen Produktions- und Erfolgsdrucks und das Hinwenden zum Wesentlichen, zum Auftrag, Hauptthemen sind. Die ursprüngliche Tageszählung der archaischen Kulturen begann mit der Nacht und das Jahr setzte am 1. November ein, am Tag des Sterbens, der Würdigung der Ahnen. Deshalb beginnt jeder GAIA-Zyklus mit Rückzug, Sterben, Loslassen.

In der bisherigen GAIA-Arbeit wurde allerdings festgestellt, dass ein Beginn mit dem „Erntedank“ besonders unterstützend sein kann und für manche Menschen und Unternehmen ein Einstieg bei „Rückzug & Essenz“ eine Überforderung darstellt. Erntedank regt zu einer bewussten Wahrnehmung und Dankbarkeit gegenüber der Fülle und Erfolge an, wodurch eine grundsätzliche Ressourcenstärkung stattfindet. Erntedank betont die Bedeutung einer Wertschätzungskultur innerhalb eines Unternehmens, einer Organisation und im Leben und trägt damit auch dazu bei, dass wir aus dem Mangel in die Fülle kommen.

Wir beginnen unser zyklisches Phasenmodell deshalb mit dem Erntedank und folgen erst dann mit der Phase „Rückzug & Essenz“, die auch Goethe als Ursprung erkannte: „Alles Leben beginnt in der Dunkelheit“.

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Phase 1

ERNTEDANK

Es ist die Zeit von Dank und Wertschätzung.
Ein Blick zurück ist angesagt.
Bilanz wird erstellt.
Der Erfolg will gefeiert werden
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ZEITRAUM
20./23. September bis 31. Oktober

Was geschieht im Jahreszyklus der Natur?

image NATURQUALITÄT, MYTHOLOGIE, FESTE & BRAUCHTUM

Erntedank ist der Höhepunkt und Abschluss des GAIA-Lebens- und Entwicklungszyklus. Es ist die achte Phase des Zyklus und nach dem GAIA-Jahreslaufverständnis die letzte Qualität, ehe zu Samhain, mit Beginn der dunkelsten Phase des Jahres, das neue Jahr einsetzt. So wie bei vielen Völkern der neue Tag zum Sonnenuntergang, also mit Beginn der Nacht, begrüßt wird. Fehlt Wertschätzungskultur oder ein Fülle-Bewusstsein im Unternehmen oder Leben, dann ist die GAIA-Zeitqualität „Erntedank“ bestens für den Start in den nächsten Zyklus geeignet. Denn: Erntedank-Zeit, beginnend mit der Tagundnachtgleiche, steht als „Balancequalität“ auch für Struktur und Ordnung, bevor wir in den Rückzug und zur Essenz gehen.

Nur was einen ganzen Naturzyklus durchlebt hat, kann als nährende Ernte eingefahren werden. Und für was wir alles dankbar sein können, wenn wir den Blick bewusst darauf legen! Das gilt für jedes Unternehmen, jedes Projekt genauso wie für das persönliche Leben. Wer die Möglichkeit hat, im eigenen Garten oder Balkon den ganzen GAIA-Zyklus zu erleben, kann dies nachvollziehen: den elementaren Weg vom Säen und Pflanzen, vom Hegen und Pflegen, von der Anteilnahme am Wachsen, Reifen und Gedeihen bis zur Freude und Dankbarkeit über die Ernte. Seitdem wir im Supermarkt nebenan alles zu jeder Jahreszeit kaufen können, braucht es eine aktive Sensibilisierung für natürliche Wachstumsprozesse, was uns mit diesem Buch ein Anliegen ist!

Der Beginn der Erntedank-Zeit, 21., 22. oder 23. September, ist immer Herbstbeginn und Tagundnachtgleiche, „Äquinoktium“ von lat. aequus „gleich“ und nox „Nacht“. Dies ist der Zeitpunkt, zu dem die Sonne in einem der beiden Schnittpunkte von Ekliptik (die von uns auf der Erde im Laufe eines Jahres wahrgenommene, scheinbare Bahn der Sonne am Himmel) und Himmelsäquator steht. Genau zu diesem Zeitpunkt sind für alle Orte auf der Erde Tag und Nacht absolut gleich lang.

Zu Frühlings- und Herbstbeginn sind somit die Kräfte ausgeglichen. Ab jetzt werden die Tage kürzer und die Nächte länger, das Jahr neigt sich in die dunklere Hälfte. Die Natur zeigt sich noch einmal in ihrer goldenen Pracht, um dann die Kräfte langsam von der Ausdehnung zurück in die Wurzeln, in die Tiefe, zu Erneuerung und Regeneration fließen zu lassen.

Es beginnt jetzt eine lange Zeit des Ausruhens für die Pflanzen, das Wachstum der Bäume wird eingestellt, da keine Saftzufuhr mehr erfolgt. In dieser Ruhezeit erneuern sich die Kräfte des Lebens für den nächsten Zyklus, der auf den Erfahrungen des vergangenen aufbaut und sich gleichzeitig neu und einzigartig vielfältig entfalten wird. Ein neuer Ring im Stamm eines Baumes ist entstanden.

Der Großteil der Ernte ist abgeschlossen, in den Weingütern ist sie im vollen Gang. Die Vorbereitungen auf den Winter erreichten für unsere Vorfahren nun ihren Höhepunkt. Nur wenn ausreichend Vorräte gut eingelagert und angelegt, eingekocht und haltbar gemacht worden sind, konnte ein langer Winter überstanden werden. Frauen wussten eine Menge übers Haltbarmachen und Einkochen, in einer Zeit, in der es keine Kühlschränke gab! Der Wein wird verarbeitet, das Vieh wurde und wird von der Alm ins Tal getrieben. Die Tiere, die nicht durch den Winter gefüttert werden konnten, wurden geschlachtet und gut verwertet. Heute finden Almabtriebe zur Unterhaltung von Touristinnen und Touristen statt. Ursprünglich waren sie ein Dank an die Urmutter Erde, das Wetter und das Göttliche. Deshalb wurden die Tiere wie Göttinnen geschmückt. Dies war und ist Ausdruck der Demut dem Höheren gegenüber, dass die auch schwierige Zeit auf der Alm gesegnet gewesen war.

Dankesfeste zu Ehren der Erdgöttin, Kornmutter, Roggenmuhme, Baba, Großen Mutter sind in ganz Europa nachweisbar. Die Ernte war vollendet, es war viel Arbeit und es hat sich gelohnt. Als Dank für den Erntesegen wurde ein Büschel Getreide am Feldrand stehen gelassen und geschmückt. Oder bei der letzten Fuhre wurde eine die Kornmutter symbolisierende Figur eingefahren, um sie nach Erntedank schützend auf dem Getreidespeicher aufzubewahren. Die Vogelscheuche ist noch ein Überbleibsel dieses Brauchtums. Manchmal bleiben auch Früchte als Dank auf dem Feld liegen.

Unsere heutigen weitverbreiteten christlichen Erntedankfeste mit Erntedankkronen entstanden erst im bzw. nach dem Zweiten Weltkrieg, sind also sehr jung und stehen doch in einer uralten Tradition.

image THEMEN FÜR DIE MENSCHEN UND IHRE PERSÖNLICHE ENTWICKLUNG

Der Herbst ist die Zeit, in der die Farben in der Natur überdeutlich hervortreten und wir die Schöpfung dadurch noch intensiver und mit noch größerer Dankbarkeit erfahren. Ähnliches gilt auch für uns Menschen: Im Lauf des Lebens wird sichtbarer, wer wir geworden sind, es treten unsere Profile, unsere Stärken und Besonderheiten hervor, unsere Gestalt in dieser Welt.

Herbstzeit ist Abschluss- und Erntezeit. Zeit, Bilanz zu ziehen und dankbar zu sein, was in diesem Jahr gewachsen ist, reicher, tiefer, feiner, erfreulicher, erfolgreicher geworden ist. Auch wenn der vergangene Zyklus karg erscheint: Es gibt immer etwas, was gewachsen ist! Es ist beste Zeit dafür zu danken und es zu feiern.

Es ist aber auch Zeit zu wählen: Was ist lebenswichtig für die lange Zeit der Dunkelheit? Was soll besser zurückgelassen werden, weil es nur noch unnötiger Ballast und damit gefährdend für die Reise in die Tiefe ist? Wie das welkes Laub, das nach und nach von den Bäumen fällt.

Nochmals lädt der goldene Herbst zur Hingabe und zum ausgiebigen Feiern ein, um dann bereit zu sein für den Tod und dadurch für die Wiedergeburt. Wir stehen an der Schwelle zum Eintritt in die dunklere Hälfte des Jahres. Die Aufmerksamkeit wird auf die inneren Vorgänge der Verwandlung gelenkt, in den „Erdkessel der Göttin“, wie im Märchen Frau Holle beschrieben.

Wie jedes Jahr ist die große Schwelle von der hellen zur dunklen Jahreszeit eine Zeitqualität des Sich-Sammelns, Ein-Mittens, Nach-Hause-Kommens. Die Outdoor-Monate sind vorbei. Die Aktivitäten verlagern sich wieder mehr nach innen, wo es vieles zu „verarbeiten“ gibt. Das Tagesbewusstsein wird weniger, Unterbewusstes größer, dies alles geschieht sehr behutsam, langsam, ruhig.

Was sind die Schätze dieses Jahres? Die Einladung ist, wirklich genau hinzuschauen. Wie bei den reifen Nüssen im Gras, die auf den ersten Blick nicht sichtbar sind. Erst nach und nach gelingt das Eintauchen und Sehen der Fülle, die eingesammelt werden will.

„Manchmal ist auch Ernte da, die vor uns gesät wurde: von unseren Vorfahren oder der Natur selber! Den Nussbaum in unserem Garten hat keine Menschenhand gepflanzt! Vielleicht war es eine Maus oder ein Eichhörnchen, das seinen Vorrat nicht aufgegessen hat. Und deshalb hab ich heute kiloweise Nüsse zum Ernten! Was für leichte Fülle und großer Segen!

Das bringt mich zu der Frage: Was hinterlasse ich, das Ernte für andere Menschen sein kann? Oder auch: Wo gehe ich aus dem Weg, damit Neues ungestört wachsen kann? Die Fülle in der Natur würde uns ausreichend versorgen, wenn wir sie nicht ständig manipulieren und verändern würden, mit dem Ziel, dass wir gut versorgt sind. Wäre nicht vieles leichter möglich, indem ich mit den vorhandenen Kräften mitgehe?“

Veronika Victoria Lamprecht

Die GAIA-Zeitqualität „Erntedank“ beginnt mit dem Tag, an dem unsere Erde sich in einem Tag-und-Nacht-Gleichgewicht befindet. Auch in uns gibt es dieses Wissen um ein Gleichgewicht, vergleichbar einer inneren Waage, die unsere Schwankungen automatisch ausgleicht. Diese Zeit lädt ein, den inneren Ruhepol wieder zu spüren und von diesem Ort aus die eigene Balance zu beobachten. Was wurde in den letzten Monaten aus der Balance gebracht und hat sich jetzt wieder eingependelt? Was hat sich aufgebaut in den letzten Monaten? Und was will jetzt abgebaut werden und in die Zeit der Transformation mitgehen? Was wäre, wenn wir nicht in die innere Waage eingreifen, sondern nur beobachten, wie sie sich von selber wieder auspendelt?

„Das richtige Maß finden, um in Balance zu bleiben. Erst die Hinwendung zu etwas Höherem lässt uns reifen.“3

image ENTSPRECHUNG IM UNTERNEHMEN

Es ist die Zeit von Dank und Wertschätzung. Ein Blick zurück ist angesagt. Bilanz wird erstellt. Der Erfolg will gefeiert werden.

Nun ist Zeit für den „Kassasturz“. Es gilt, aus jedem Vorhaben Gewinn zu ziehen und diesen anzuerkennen, im Sinn des Gemeinwohls. Das kann ein materieller Gewinn im herkömmlichen Sinn sein, das können Erkenntnisse sein, die für die Zukunft wertvoll sind, das kann ein besonderes Engagement in einem sozialen Kontext sein. Denn auch erworbenes Wissen und gemachte oder erlittene Erfahrungen, die nicht unmittelbar umsetzbar sind, können sich noch als sehr wertvoll herausstellen.

Deshalb ist es gut, Momente der Entspannung einzuplanen, auch um Rückschau zu halten. Was ist gut gelungen, gut abgeschlossen worden in diesem Jahr, in diesem Projekt? Ein Perspektiven-Wechsel ermöglicht einen weiteren Blick, sodass bestmöglich Bilanz gezogen werden kann. Was wirkt nachhaltig? Welche Ernte soll wie bewahrt werden? Was will in Balance kommen? Was steht auf der Gewinn- und was auf der Verlustseite? Was waren die „success stories“? Wem wollen wir wofür danken? Was waren die „learning stories“ nach innen und außen?

Den Gewinn anzuerkennen heißt auch, ihn zu genießen und allen Beteiligten, MitarbeiterInnen und Stakeholdern Dankbarkeit und Wertschätzung auszudrücken. Feiern sind dafür ein geeignetes Mittel und auch ein Ausgleich zu den Anstrengungen des Abschlusses. Sie können auch wieder eine Balance herstellen.