R Ü D I G E R G Ö T T E R T

 

Die Truppe

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Logbuch eines

Tagediebs

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Wie wir den Pott

nach Deutschland holten

 

 

2. Auflage

Copyright © 2018 by

A CONCERT FOR THE PEOPLE – Verlag

Aehlenbach 1, D-66646 Marpingen, Tel. 06853/30373

Grafik & Design:

P-H-Design Patric Haupt (www.p-h-design.de)

 

Alle Rechte vorbehalten.

 

Kontakt zum Autor:

Rüdiger Göttert, rgoettert@web.de

 

 

Dieser Titel ist auch als

Taschenbuch-Ausgabe und Hörbuch-Version

(als CD und in digitaler Form) erhältlich.

 

Für Fragen und Anregungen:

aconcertforthepeople@icloud.com

 

Printed in the EU

ISBN: 9783963769108

 

 

 

Allen friedlich gemeinsam feiernden

 

Fans dieser Welt.

 

Vorwort

 

Grün oder Weiß - das ist hier die Frage

Am 20. Juni 2014 stand in den Zeitungen geschrieben: „Invasion der deutschen Schlachtenbummler in Fortaleza.“ Dies war der Tag vor dem zweiten Gruppenspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Ghana.

Schlachtenbummler? Der Begriff kommt aus dem 18. Jahrhundert und, wie der Name schon vermuten lässt, beschreibt er Personen, deren Hobby es war, Kriege und Schlachten zu besuchen. Man reiste in die Nähe von Schlachtfeldern, um dann aus sicherer Entfernung vor dem Kugelhagel das Treiben zu verfolgen. Es ist anzunehmen, dass zu diesem Anlass kalte und warme Getränke gereicht wurden. Die Freizeitmöglichkeiten waren wohl dünn gesät zu jener Zeit.

Also, Schlachtenbummler sind wir somit ganz bestimmt nicht. Der Begriff ist fehl am Platz.

Was ist mit „Fußballverrückte“? Das trifft es wohl eher. Die, die alles auf eine Karte setzen, um eine Fußball-WM bei den Göttern des Fußballs zu erleben. Nie war es das Ziel, ein solches Ereignis aus sicherer Entfernung zu erleben oder gar irgendetwas zu erobern. Es gibt nur ein Ziel: Mitten drin zu sein, mit zu tanzen, mit zu feiern, mit zu trauern und - wenn nötig - auch gemeinsam zu beten. Alles mit allen Sinnen erleben. Ein Fußballfest leben.

Erwähnen sollte ich an dieser Stelle, dass der gemeine Fußballverrückte kein reines Partytier ist. Er ist in einer Mission unterwegs und dessen ist er sich auch bewusst. Er weiß genau, ohne ihn geht im Endeffekt gar nix. Vergleichbar mit James Bond, der im Auftrag ihrer Majestät die Welt in Ordnung bringt.

Nehmen wir einmal an, es treffen bei einer Fußballweltmeisterschaft zwei gleich starke Mannschaften aufeinander. Welches Team wird als Sieger vom Platz gehen? Genau, derjenige wird gewinnen, der die besseren Fußballverrückten auf seiner Seite hat. Diese Weisheit ist so alt wie Murphys-Gesetz, wird aber selten in der Öffentlichkeit kommuniziert. Im entscheidenden Moment macht er jedoch den ausschlaggebenden Unterschied aus.

Ist der Fußballverrückte an diesem Tag in der Lage, sein Fußballfachwissen über Gegner, Land, Kontinent und Spielerfrauen abzurufen, weiß er noch, wie wir vor vier, vor acht oder gar vor 16 Jahren an diesem Tag gespielt haben? Liegt uns dieser Tag? Haben wir mit dem Gegner noch eine Rechnung offen? Hat er am Spieltag alle Rituale vollzogen, die richtige Kleidung angelegt und alle Fußballgötter zur Unterstützung angerufen? Wenn er dies alles aus seiner Sicht Erforderliche getan hat und die möglicherweise entdeckten Schwächen kompensieren kann, wird ein solcher Spirit entstehen, dass er, wenn auch total entkräftet, das Stadion als Sieger verlassen wird. Er hat das Spiel bewusst oder unterbewusst für seine Mannschaft, für sein Land gewonnen.

Hierzu noch eine Anekdote, die sich 1996 so oder so ähnlich bei der Europameisterschaft in England ereignet hat. Während des Viertelfinalspiels Deutschland gegen Kroatien reiste ein deutscher Fußballverrückter mit dem Omnibus in das Land derer, die den Fußball erfunden haben. Dorthin, wo Fußballspiele noch wie Gottesdienste zelebriert werden. In der Tasche einen Optionsschein für ein Halbfinale mit deutscher Beteiligung, den er sich zwei Tage zuvor in der Otto-Fleck-Schneise besorgt hatte. In London angekommen wusste er noch nicht, dass sich bald ein Lebenstraum erfüllen wird: England gegen Deutschland im Wembley-Stadion.

Bei einem Rundgang durch Londons City kam er in der Nähe von Charing Cross an einem Stand mit Fanartikeln vorbei. Da er für das große Spiel noch ein passendes Trikot benötigte, schaute er sich bei dem Inder etwas genauer um. Es gab deutsche Trikots in Weiß mit der Nummer 5 und in Grün mit der Nummer 13. Die Wahl fiel auf des Kaisers alte Kleider, also ein Trikot in weiß. Nach einigen Pints in diversen Pubs im Stadtteil Elephant & Castle war früh Feierabend, um am nächsten Tag fit für das große Spiel zu sein.

In dieser Nacht wachte er mit bangem Herzrasen und schweißgebadet auf. Angstperlen tropften ihm von der Stirn. Welche Farbe hatte das Trikot von Netzer bei der EM 1972 im Spiel gegen England? Mit einem genialen und aus der Tiefe des Raumes kommenden Günter Netzer gewannen die Deutschen am 29. April 1972 mit 3:1 hochverdient auf dem heiligen Rasen von Wembley.

Grün, die Deutschen spielten in grün! Punkt 9 Uhr nach einer schlaflosen Nacht und ohne Frühstück stand der Fußballverrückte an dem Stand des Inders und erklärte ihm mit Händen und Füßen die Erkenntnisse jener Nacht. Nach einer halben Stunde gab der Inder auf und tauschte Beckenbauer gegen Müller, weiß gegen grün. Tja, der Rest ist Geschichte. Wir gewannen im Elfmeterschießen und wurden Europameister.

 

 

Michael Recktenwald

(Michel)

 

 

 

Der Weg ist das Ziel …

 

Aber nicht immer.

 

Manchmal muss man auch ankommen.

Über uns

 

Einer für alle. Alle für einen. Vier Freunde aus dem Saarland versuchen, die Fußball-WM 2014 in Brasilien mitzuerleben. Live. Aber bis dahin ist noch ein langer Weg.

 

Seit Dezember 2013 betreiben wir einen Blog im Internet (1), in dem wir unseren Weg mit all seinen Herausforderungen und Problemen, aber auch schönen Seiten zu beschreiben versuchen.

 

Wir - das sind Michel, Norberto, Herrmann und ich, Osvaldo. Genannt:

 

… nein, dazu kommen wir später. Dem Ergebnis des Wettbewerbs zu unserer Namensgebung möchten wir an dieser Stelle nicht vorgreifen.

 

Geschrieben ist der Blog aus Sicht von Osvaldo, einem waschechten Saarländer, der mit viel Herz bei der Sache ist, dem aber nicht immer alles gelingt und der ständig Streit mit seiner Frau eben wegen dieser Brasilienreise hat.

Ziel unserer Reise

 

Wir sind Saarländer. Was liegt da näher, als zu versuchen, überall zu schwenken.

 

Unser großes Ziel ist es deshalb, am vorletzten Tag unserer Reise (18. Juni bis 7. Juli 2014), wenn wir in Rio de Janeiro sind, zu schwenken – und zwar unmittelbar vor dem ehemals größten Stadion der Welt, dem legendären Maracana.

 

Ein Schwenker samt Werkzeug ist mit im Gepäck.

 

Ob das funktionieren wird? Wir wissen es nicht. Wir werden es aber sehen (und hier fast täglich über unsere Fortschritte berichten).

 

Hey, es kann losgehen. Wir wollen nach Brasilien!

Tag 0 – Los geht’s!

  1. 1. Dezember 2013

Eigentlich bin ich ein ganz normaler Mann. Ein Typ, dessen Ehefrau ihm eintrichtert: „Osvaldo, komm nicht so spät nach Hause, hörst Du!“ Meistens bin ich zu diesem Zeitpunkt aber schon weg, die Haustüre fiel unglücklicherweise schon vorher zu.

Wenn ich mich in meinem Leben auf eines fest verlassen kann, neben den gut gemeinten Ratschlägen meiner Frau, versteht sich - dann ist es meine Menschenkenntnis. Ich erkenne Scheinriesen zum Beispiel schon von Weitem. Die haben mich als Kind immer schon bei der Augsburger Puppenkiste im dortigen Lummerland fasziniert: Von Weitem sehen sie riesig aus, je näher sie kommen, desto kleiner werden sie. Ich kann es quasi riechen, wenn jemand dummes Zeug redet oder etwas nicht ernst meint. Mag sein, dass ich nicht der hellste Stern am Firmament bin, aber bei der Menschenkenntnis, da macht mir keiner was vor. Kann ja nicht anders sein, ich habe schließlich auch Menschenverstand. An der Stelle muss ich jedes Mal etwas über mich selbst lachen. Aber es stimmt. Menschenkenntnis und Menschenverstand. Die gehören zu mir wie wie das Laub zur Lärche. Damit komme ich immer gut über die Runden.

Übermorgen treffe ich mich mit Tom und Chris. Das sind meine besten Freunde. Und da freue ich mich schon die ganze Zeit drauf. Wir wollen uns nämlich zusammensetzen und unsere Reise zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Brasilien konkret planen. Seit mehr als drei Jahren sprechen wir von nichts anderem. Und seit mehr als drei Jahren lege ich jede Woche zehn Euro ins Fußball-Sparschwein - heimlich versteht sich. Seit wir die WM in Südafrika und die Fans aus aller Herren Länder im Fernsehen bestaunt haben, möchten wir auch einmal dazugehören. Einfach mal dabeisein. Mittendrin. Der Tom, der Chris und ich, der Osvaldo.

Ich bin schon ganz heiß, wenn ich an die vielen, tollen brasilianischen Samba-Tänzerinnen denke. Da wimmelts ja nur so von denen in Brasilien. Die sollen dort überall sein. Kein Wunder, in Brasilien gibt es ja nur Strand, Strand und nochmals Strand. Sehe ich immer im Fernsehen. Die werden mir und meinen Kumpels über den Weg laufen, zwangsläufig, da bin ich mir sicher. Eine nach der anderen.

Darf bloß meine Frau nix davon erfahren.

Tag 1 – Unendliche Vorfreude auf unser Treffen

8. Dezember 2013

Meine Freunde Tom und Chris sind die nettesten, attraktivsten und besten Freunde, die man sich nur vorstellen kann. Wir haben schon viel miteinander erlebt. Wir gehen durch Dick und Dünn. Das Beste aber: „Mit denen kann man Pferde stehlen“, sage ich zu meiner Frau.

Die wird dann immer total neidisch.

Tag 2 – Meine neuen Ex-Freunde

9. Dezember 2013

Herr Malter (Tom) und Herr Steil (Chris) sind abgesprungen. Haben rumgedruckst und sich geziert. Rumgezickt wie eine Horde Hühner. Sind das Nulpen! Was haben wir uns alles versprochen. Und jetzt? Alles aus zwischen uns. Mit denen kann ich nicht mehr zusammen sein. Vorbei. Welche Versprechungen gaben wir uns, als die Fußball-WM in Südafrika lief und wir alle heiß waren auf Brasilien. Und nun? „Zu gefährlich!“ und „Auf gar keinen Fall!“ kriege ich zu Ohren. Mir fehlen die Worte.

“Schwanzeinzieher!“ rufe ich meinen mittlerweile Ex-Freunden beim Abschied zu. „Mögen Euch auf der Stelle Schrumpel-Hoden wachsen. Oder die Eier gleich ganz abfallen.“

Nun gut. Es muss weitergehen.

Tag 3 – Neue beste Freunde

10. Dezember 2013

Habe jetzt neue Freunde: Michel, Norberto und Werner, auch Herrmann genannt. Die sind wenigstens echte Freunde. Zwar neue Freunde, aber ok. Wie echte Freunde eben. Ohne Wenn und Aber und irgendwelches Rumgeeiere, wenn es ans Eingemachte geht.

Norberto und Michel kenne ich bereits seit meiner Jugend. Mit Norberto stand ich schon als 8-jähriger gemeinsam auf dem Platz. Norberto im Tor, ich im Sturm. Angeblich, weil ich da am wenigsten kaputt machen konnte. Heute ist eher neben dem Platz unsere Stärke. Muss ich unumwunden eingestehen. Aber bei der dritten Halbzeit macht mir keiner was vor. Es kam schon vor, dass das Spiel seit einer halben Stunde beendet war, ehe ich es merkte, weil ich mich an der Currywurstbude bei ein paar Bierchen festgequatscht hatte.

Und Norberto kann das auch. Er hatte schon als junger Torwart ein unglaubliches Stellungsspiel. Lief ein unerwarteter Konter der gegnerischen Mannschaft auf unser Tor zu, brauchten wir ihm nur kurz zuzurufen: „Hey, Norberto, beweg Dich mal!“ Und schon fischte er den Ball aus dem Tornetz. Gut, manchmal kamen auch spektakuläre Paraden à la René Higuita aus Kolumbien, alias El Loco („Der Verrückte“), dem legendären Keeper, der mit sensationellen Fallrückziehern Bälle von der Torlinie ins Feld zurückkatapultierte. Norberto war quasi dessen später geborene Vorgänger. Genie und Wahnsinn lagen auch bei ihm ganz dicht beieinander. Ich hatte jedenfalls immer höchsten Respekt vor Norberto.

Und Michel? Ich würde sagen, er ist die Zuverlässigkeit in Person. Ich habe mal beobachtet, wie er ein Türschloss zugedreht hat. Zweimal sogar. Und weil er auf Nummer sicher gehen wollte, hat er versucht, den Schlüssel noch ein drittes und viertes und sogar fünftes Mal umzudrehen. Wäre der Schlüssel nicht steckengeblieben, wäre er wahrscheinlich heute noch am Drehen. Ein anderer Beobachter der Situation hat mich dann aber später aufgeklärt und mir gesagt, dass er betüddelt gewesen sei und nur das Schlüsselloch nicht richtig gefunden habe.

Ein andermal habe ich erlebt, dass Michel jemandem eine SMS schrieb, nur weil es eine Minute später als verabredet werden würde. Gut, es war seine Frau. Aber trotzdem. Michel ist noch nie in seinem Leben etwas durch die Lappen gegangen. Er ist quasi der lebende Gegenentwurf zu mir.

Herrmann kenne ich noch nicht. Er ist ein Verwandter von Michel. Er wird mir beschrieben als freundlichster Mensch der Welt. Immer ein Lächeln auf den Lippen und auf dem Sprung in ein neues Abenteuer. Aber wehe, es ärgert ihn jemand, dann springt er aus der Hose.

„Kein Mensch ist vor ihm sicher, er spricht alles und jeden an, jederzeit“, erklärt mir Michel, „eigentlich ist Herrmann unbeschreiblich.“ Er habe einen unheimlichen Wissensdurst – und sei deshalb mit der Zeit zu einem wandelnden Lexikon geworden. „Würde er während des Schlafs zum Beispiel gefragt, wer das entscheidende Tor beim Endspiel um die deutsche Fußballmeisterschaft 1959 erzielte, dann würde er wie aus der Pistole geschossen antworten: Eckehard Feigenspan, 119. Minute der Verlängerung zum 5:3 von Eintracht Frankfurt gegen Kickers Offenbach am 28. Juni 1959 im Olympiastadion zu Berlin.“ Ich habe nachgesehen – es stimmt. Hätte nie gedacht, dass mal öffentlich darüber informiert werden würde, dass Eintracht Frankfurt mal deutscher Meister war. Ist heutzutage ja so gut wie ausgeschlossen. Aber schön wär's doch.

Norberto, Michel und Herrmann: Neue, echte Freunde.

Tag 4 – Schalke in schwarz-gelb

11. Dezember 2013

Wir treffen uns bei Norberto zu Hause auf ein Bier. Mein neuer Freund ist eben ein echter Freund. Irgendwie spielt Schalke an diesem Abend. Aber das interessiert niemanden. Wir müssen unseren Brasilien-Aufenthalt angehen zu planen. Angehen zu planen? Ja, erstmal überlegen, was wir überhaupt planen müssen.

Zuallererst schauen wir mal auf den Spielplan, den unser Loddar Matthäus mit ausgelost hat. Beginn am 12. Juni 2014 … Finale irgendwann im Juli. Ok, könnte gehen.

Am Schluss hat Schalke verloren an diesem Abend. … Schalke spielt doch in Schwarz-Gelb, oder?

Tag 5 – Nicht mal eben so …

12. Dezember 2013

Au Mann, au Mann. Kopfweh. Mir platzt der Schädel. Das mit den Jungs, meinen neuen Freunden, das klappt, das geht voll auf, das habe ich im Gefühl. Ein Kasten Bier weg am Abend zuvor, mal eben so. Im Grunde genommen ist es aber natürlich etwas Besonderes gewesen, also „mal nicht eben so“.

Wir liegen voll auf einer Wellenlänge.

Tag 6 – Was war da noch …?

13. Dezember 2013

Überlege, was wir vorgestern Abend besprochen haben. … Mist. Fällt mir nicht mehr ein. Ich rufe Michel an. Michel ist sehr zuverlässig. Er macht sich immer Notizen in seinen Kopf. „Ah ja, klar. Jetzt weiß ich es wieder!“ Wir hatten uns vertagt.

War ja auch kein Wunder bei dem ganzen Bier.

Tag 7 – Grad’ noch so …

14. Dezember 2013

Sitze am Computer und recherchiere. Brasilien … Mmmmhhhh … Brasilien allgemein. Mann, das liegt ja ganz schön weit auseinander. Von Nord bis Süd sind das ja mal gute … das sind schon ein paar Kilometer. Genau sagen kann ich das jetzt nicht. Kann wohl keiner so genau sagen. Ist auch egal.

Tom meldet sich. Tom. Tom … … wer? Ach ja. Herr Malter. Hatte ich schon ganz vergessen. „Ja, ja, alles ok. … Den Kindern? Ja, auch. … Und bei Dir? … Na dann ist ja gut.“ …

Weiter geht’s bei der Recherche. Müssen Unterkunft suchen. Herr Malter will sich nochmal melden. Ja, ja, ist schon ok. Kein Problem. Kannst jederzeit wieder einsteigen, gar kein Thema. …

Sogar der Äquator ist in Brasilien. Wo der überall rumläuft, denke ich noch, als es an der Tür klingelt und meine Frau reinkommt.

Schnell alles wegpacken.

Tag 12 – Kalte Füße?

19. Dezember 2013

Mann, Mann, Mann. Werde langsam unruhig. Meine neuen Freunde melden sich nicht mehr.

Ob die auch kalte Füße bekommen?

Tag 13 – Planung los!

20. Dezember 2013

Aha. Michel meldet sich. Wann wir denn in die konkreten Planungen einsteigen würden.

„SOFORT!“ rufe ich ihm zu, noch ehe er ausgesprochen hat. Geht aber nicht. Habe vergessen, dass ich auf der Arbeit bin.

Wir verabreden uns aber. Für nach Weihnachten.

Mann, die Abwarterei. Das werden die schlimmsten Weihnachten seit Jahren. Die Vorfreude liegt diesmal auf der Zeit NACH Weihnachten.

Da können die Geschenke nicht drüber weg täuschen.

Tag 20 – Ob’s klappt?

27. Dezember 2013

Morgen ist es soweit. Wir wollen uns treffen, um konkret die Flüge zu buchen.

Bin gespannt, ob meinen Freunden etwas dazwischen kommt oder ob sie es ernst meinen.

Tag 21 – Kein Zurück mehr

28. Dezember 2013

Es ist Samstag-Mittag und wir sitzen im Reisebüro. Endlich.

Aber als wenn ich es nicht geahnt hätte: Norberto kann nicht. Er war den Abend zuvor auf einer Party. Nicht lange, aber intensiv. „So habe ich ihn noch nicht gesehen“, meint Michel. Na, das kann ja noch heiter werden. Egal.

So etwa muss Norberto nach Michels Schilderung auf der Party jedenfalls ausgesehen haben:

 

Image

Wir schauen mal in den Computer und sehen uns Flüge an, die Richtung Brasilien gehen – und auch wieder zurück natürlich. Nach zwei Stunden haben wir’s: Wir fliegen am Vortag von Fronleichnam los. Fortaleza, Porto Alegre und Rio de Janeiro. Das Viertelfinale wollen wir noch mitnehmen. Danach geht’s nach Hause.

Am späten Nachmittag kommt die Bestätigung der Buchung.

Jetzt gibt es kein Zurück mehr.

Tag 22 bis 24 – Happy!

29. bis 31. Dezember 2013

Bin total happy, laufe brasilianisch tänzelnd durch unsere Wohnung und strahle wie ein Putzeimer. Da kommt meine Frau und fragt, was los sei. „Ach, nichts Besonderes“, sage ich und beiße mir auf die Zunge.

Am Ende merkt die sonst noch was.

Tag 25 – Outing

1. Januar 2014

Es ist der 1. Januar 2014. Gestehe es meiner Frau. Was die sich aufregt.

Das Jahr fängt ja gut an.

Tag 26 – Outing mit Folgen

2. Januar 2014

Hätte besser noch ein paar Monate mit meinem Outing gewartet. Jetzt hab ich ein halbes Jahr Hölle vor mir.

Au Mann.

Ist doch nix dabei bei einem kleinen Brasilien-Ausflug. Man packt seine Sachen, fliegt hin, fiebert mit, hat Spaß, lernt Leute kennen und lebt so in den Tag hinein.

Mach ich doch zu Hause auch immer so. Und irgendwann komm ich ja auch wieder zurück.

Gut, ja. Mal abgesehen von den Kosten, ok. Das ist nicht ohne.

Dafür gehen ein paar Urlaube mit meiner Frau flöten. Man kann eben nicht alles haben. Aber ansonsten … Ist doch ein tolles, fortschrittliches Land, das Brasilien.

Tag 27 – Forta-wer …?

3. Januar 2014