Inhalt

  1. Cover
  2. Weitere Titel der Autorin
  3. Über dieses Buch
  4. Über die Autorin
  5. Titel
  6. Impressum
  7. Widmung
  8. Personen
  9. Kapitel 1
  10. Kapitel 2
  11. Kapitel 3
  12. Kapitel 4
  13. Kapitel 5
  14. Kapitel 6
  15. Kapitel 7
  16. Kapitel 8
  17. Kapitel 9
  18. Kapitel 10
  19. Kapitel 11
  20. Kapitel 12
  21. Kapitel 13
  22. Kapitel 14
  23. Kapitel 15
  24. Kapitel 16
  25. Kapitel 17
  26. Kapitel 18
  27. Kapitel 19
  28. Kapitel 20
  29. Kapitel 21
  30. Kapitel 22
  31. Kapitel 23
  32. Kapitel 24
  33. Kapitel 25
  34. Kapitel 26
  35. Kapitel 27
  36. Kapitel 28
  37. Kapitel 29
  38. Kapitel 30
  39. Kapitel 31
  40. Kapitel 32
  41. Kapitel 33
  42. Kapitel 34
  43. Kapitel 35
  44. Kapitel 36
  45. Kapitel 37
  46. Kapitel 38
  47. Kapitel 39
  48. Kapitel 40
  49. Epilog
  50. Fußnoten

Paula Quinn

BEZWUNGEN
VON EINEM
HIGHLANDER

Aus dem amerikanischen Englisch von
Susanne Kregeloh

beHEARTBEAT

Für Vincent, John und Lori. Familie ist alles,
und ihr seid die allerbeste.

Personen

Captain Connor Grant

Graham Grant, Lord Huntley – sein Vater

Claire Stuart, Lady Huntley – seine Mutter

High Admiral Connor Stuart – sein Onkel

Finlay (Finn) Grant – sein Bruder

Mairi MacGregor

Callum MacGregor – ihr Vater

Kate Campbell – ihre Mutter

Rob – ihr ältester Bruder

Tristan – ihr Bruder

Colin – ihr Bruder

Lord Henry de Vere – Sohn des Earl of Oxford

Lady Elizabeth de Vere – Tochter des Earl of Oxford

König James II.

Mary of Modena – seine Frau

Davina Montgomery – Tochter von König James; verheiratet mit Rob MacGregor

Wilhelm von Oranien – Neffe und Schwiegersohn von König James

Nicholas Sedley – Captain in Prinz Wilhelms Royal Navy

Richard Drummond – Connors Lieutenant

Edward Willingham – Kornett (Fahnenjunker in der Kavallerie)

Kapitel 1

Palast von Whitehall, Frühling 1685

Du bist ein Mädchen, und ich will nicht, dass du auf dem Schlachtfeld kämpfst.«

Mairi MacGregor stand im Banketthaus des Palastes von Whitehall und starrte ihren Vater sprachlos vor Zorn und Unglauben an. Sie war ein Mädchen. Was zur Hölle war denn das für ein Grund, ihr zu verweigern, morgen früh mit ihrer Familie nach Hause zurückzukehren?

Und was hatte es damit auf sich, dass das Mädchen, das ihr Bruder aus den Händen des holländischen Admirals Peter Gilles gerettet hatte, König James’ Tochter war und sich jetzt auf dem Weg nach Camlochlin befand? Wenn die Feinde des Königs der Prinzessin bis dorthin folgten und Mairis Zuhause angriffen, dann wollte sie dort sein und helfen, sie zurückzuschlagen!

Aber es gab noch einen viel gewichtigeren Grund, warum sie nicht in England bleiben wollte. Und der hatte nur wenig damit zu tun, dass es hier heißer war als in der Hölle am Tag des Jüngsten Gerichts. Oder dass die Adligen um sie herum voller Arroganz auf ihre Hochlandtracht und ihre vermeintlich barbarischen Bräuche herabschauten.

»Vater, wenn dieser holländische Admiral Camlochlin angreift, möchte ich mitkämpfen.«

Callum MacGregor sah seine Tochter entsetzt an, doch schon bei ihrem nächsten Herzschlag lag eine unübersehbare Warnung in seinem Blick. »Komm mir nie wieder mit einem solchen Ansinnen!«

»Aber du weißt doch, dass ich ein Schwert führen kann!«, beharrte sie und verstellte ihm den Weg, als er an ihr vorbeigehen wollte.

Ja, sie wusste, wie man mit der Klinge umging, und sie hatte auch keine Angst, mit einer konfrontiert zu werden. Sie war schon viele Male in einer solchen Situation gewesen, und diese hatten sich nicht auf dem Übungsfeld ihres Vaters ergeben. Aber sie könnte ihm niemals sagen, dass sie und ihr Bruder Colin zu den Highland-Rebellen gehörten, die gegen die Covenanters1 und die Cameronianer2 kämpften, diese schottischen Presbyterianer, deren Ziel es war, ihre Lehre als die einzige Religion Schottlands durchzusetzen. Die Protestanten, von denen viele im Parlament saßen, hielten die Traditionen der Highlander mit einem Chief, der über den Clan herrschte, für barbarisch.

»Du verweigerst es mir, weil ich eine Frau bin!«

»Da hast du verdammt recht!«, sagte ihr Vater lauter, als es seine Absicht gewesen war. Er warf Lord Oddington, der an ihnen vorbeigegangen war und über die Schulter zu ihnen zurückschaute, einen abweisenden Blick zu. »Du wirst hierbleiben, Tochter!«, befahl er mit gesenkter Stimme. »Ebenso wie Colin! Ich weiß nicht, wo ihr beide euch in Camlochlin immer hinschleicht, doch dieses Mal werdet ihr das nicht tun.«

Ihre Augen wurden groß vor Beunruhigung darüber, was er vermuten mochte, trotzdem gab sie ihr Flehen nicht auf. »Aber …«

»Ich werde mich nicht überreden lassen, Mairi.« Sein Blick auf sie wurde weicher. »Du bist meine Tochter, und du wirst mir gehorchen. Du wirst hierbleiben, bis es sicher ist, nach Hause zurückzukehren. Ich liebe dich, und ich werde tun, was immer nötig ist, damit dir nichts geschieht.«

Er wandte sich ab und ging zu ihrer Mutter am anderen Ende des Saales. Mairi blieb mit einem Dutzend Flüchen, die ihr über die Lippen kamen, allein zurück.

Verdammt und zur Hölle, aber sie würde nicht auf ihrem Hintern sitzen bleiben, während man ihr ihr Leben vorenthielt! Sie war Callum MacGregors einzige Tochter, und als solche war es ihr verweigert worden, die gleiche harte Ausbildung zu erhalten, die ihre drei Brüder genossen hatten. Doch das hatte Mairi nicht davon abgehalten, trotzdem zu lernen, wie man eine Klinge führte oder einen Pfeil abschoss. Sie konnte kämpfen. Und sie wollte kämpfen.

Aber so war es nicht immer gewesen. Einst, vor langer Zeit, war sie damit zufrieden gewesen, sich ein Leben wie das ihrer Mutter vorzustellen, beschützt in den Armen eines Kriegers und von ihm bewundert. Sie hatte sich ein ruhiges Leben gewünscht, das Leben mit einem Mann, der geschworen hatte, ihr jeden Tag aufs Neue zu versichern, wie schön er sie fand, und das bis zum Ende ihrer beider Tage. Ein Leben mit ihren Kindern in einem Haus, das zu bauen er ihr versprochen hatte, ein Leben, in dem Zärtlichkeit und Liebe ihr mehr bedeuteten als Kriege aus religiösen oder politischen Gründen.

Connor Grant hatte diese Träume in Mairi geweckt und sie dann wieder zerstört, als er sie verlassen hatte, um dem englischen protestantischen König Charles zu dienen.

Mairi hatte Connor seit sieben Jahren nicht gesehen. Sie hatte ihn für immer aus ihren Gedanken und aus ihrem Leben verbannt. Aber heute Abend war er zurückgekehrt.

Sie war nicht in den Gemächern ihres Vaters gewesen, als Captain Connor Grant in Whitehall eingetroffen war und ihren Angehörigen die Neuigkeit mitgeteilt hatte: Holländer waren für den Überfall auf das Kloster St. Christopher verantwortlich. Mairi war ferngeblieben und hatte gehofft, Connor aus dem Weg gehen zu können, bis sie nach Hause zurückkehren würde. Und jetzt hatte ihr Vater ihr gesagt, dass sie hierbleiben solle.

All die Jahre, die sie damit verbracht hatte zu lernen, sich vor jeder Art von Waffe oder gar Verrat zu schützen, hatten sie nicht auf diesen Tag vorbereitet. Sie wünschte, sie wäre blind, damit sie ihre Jugendliebe nicht sehen musste, taub, damit sie ihn nicht hörte. Aber was würde es ändern, wenn sie sich so quälte? Sie kannte sein Gesicht besser als ihr eigenes. Sie war mit Connor aufgewachsen, hatte sein Gesicht jeden Tag gesehen und sich in es verliebt. Sie kannte jedes der Gefühle, die sich so offen darin widerspiegelten. Die Art, wie seine Augen für ihn sprachen, so klar und deutlich wie die Worte, die ihm über die Lippen kamen. In ihren Träumen hörte sie noch seine tiefe Stimme, die mehr wie das Brummen eines Löwen als die Stimme eines jungen Mannes klang. Connor hatte sie in den vergangenen sieben Jahren verfolgt, und dafür hasste sie ihn. Sie hasste ihn, weil er sie dazu gebracht hatte, ihr Herz an ihn zu verlieren, als sie zu jung gewesen war, um sich selbst daran zu hindern. Und sie hasste ihn dafür, dass er ihr Herz mitgerissen hatte, mit ihm von ihrer gemeinsamen Zukunft zu träumen, und ihr dann all ihre Träume genommen hatte, ohne sich noch einmal umzusehen.

Connor Grant war ein Teil ihres Lebens, den sie am liebsten vergessen würde. Aber sie könnte niemals vergessen, wie er sie an dem Tag angesehen hatte, an dem er Camlochlin verlassen hatte – voller Entschlossenheit trotz der Tränen, die sie dummerweise um ihn vergossen hatte.

Nein, Mairi wollte ihn jetzt weder sehen noch mit ihm reden. Sie war nicht sicher, ob sie das bittere Gefühl zurückhalten könnte, von ihm verraten worden zu sein, als er sie verlassen hatte … als er Schottland den Rücken gekehrt hatte und vielleicht sogar auch seinem Glauben.

Ihr Blick glitt zum Eingang. Connor würde vermutlich bald kommen. Er hatte noch eine Unterredung mit dem König gehabt, die jetzt vermutlich vorüber war, sodass er jetzt auf dem Weg zum Banketthaus war. Ihre Finger zerrten an einem losen Faden ihres Rockes, wieder und wieder, bis die raue Wolle ihr die Haut aufschürfte. Aber das war das einzige äußere Zeichen für den Aufruhr in ihr. Sie atmete ruhig, sie konnte sogar die Frau anlächeln, die auf sie zukam.

»Wenn Lady Oddington nicht aufhört, nach meinem Mann zu schielen«, sagte Lady Claire Stuart, Connors Mutter, die jetzt bei Mairi stehen blieb, »bleibt mir keine andere Wahl, als ihr die Augen auszukratzen.«

Mairi warf Lady Oddington einen mitleidigen Blick zu und seufzte. »Man sollte meinen, sie würde vorsichtiger sein, nachdem du ganz zufällig auf Lady Channings Kleid getreten bist und es ihr fast vom Leib gerissen hast.«

»Süße, das war Lady Somerset. Lady Channing hat ihre Perücke verloren, weil sich mein Ring darin verfangen hat, als ich an ihr vorbeigegangen bin.«

Mairi lachte zum ersten Mal an diesem Abend, aber ihre Heiterkeit verschwand, als ihr Blick zurück zum Eingang glitt.

»Du darfst ihm nicht böse sein«, sagte Claire leise. Sie sprach natürlich von Mairis Vater, hatte sie es doch schon vor langer Zeit aufgegeben, Mairi dabei zu helfen, die Dinge aus der Sicht Connors zu sehen.

»Du weißt, dass ich kämpfen kann, Claire.«

»Dennoch musst du ihm gehorchen. Er liebt dich.«

Ach, wie viele Male in ihrem Leben hatte sie diese Worte bereits gehört? Sie wusste, dass ihr Vater sie liebte, aber er liebte ebenso seine Söhne, und er hatte kein Problem damit, sie kämpfen zu lassen.

»Ich werde auch hierbleiben, wenn dir das ein Trost ist.«

»Das ist es«, sagte Mairi aufrichtig. Wenn sie in England bleiben musste, dann war sie froh, dass auch ihre Freundin blieb. Nachdem Claire vier Töchter bei der Geburt verloren hatte, hatte sie Mairi unter ihre Fittiche genommen, als wäre sie ihr leibliches Kind. Es war Claires Leben, dem Mairi nacheifern wollte, seit Connor fortgegangen war. Bevor Claire die großen Säle Whitehalls mit ihrer Anwesenheit geschmückt oder den Titel Lady Huntley of Aberdeen getragen hatte, war sie eine Gesetzlose gewesen, die gegen die Männer gekämpft hatte, die ihrem Cousin Charles den Thron gestohlen hatten. Doch so, wie sie jetzt aussah, in dem burgunderroten Kleid und die hellblonden Locken auf unmoderne Weise aus dem Gesicht frisiert und zu einer Haarkrone hochgesteckt, fiel es schwer, sich vorzustellen, sie einen Löffel schwingen zu sehen, ganz zu schweigen von einem Schwert.

»Ich weiß, du magst es nicht, von ihm zu reden …«

Mairi verzwirbelte den losen Faden an ihrem Rock noch heftiger. Zur Hölle aber auch, vielleicht war es gar nicht so gut, dass seine Mutter hierblieb!

»… aber ich hatte gehofft, dass ihr zwei vielleicht …«

Mairi hörte danach nichts mehr außer dem Brummen der Gamben, das von der Galerie herunterklang, und dem Grummeln von Donner, das die Wände erschütterte. Sie sah niemanden als den Mann, der am Eingang stand. Lieber Gott, war es möglich, dass er sogar noch attraktiver geworden war?

Anders als die geringeren Sterblichen bei Hofe, die bunt gekleidet wie die Pfauen in ihren aufwendig gearbeiteten Seidenroben und hochhackigen Schuhen mit den breiten Schmuckschleifen daherkamen, trug Connor hohe Stiefel über braungelben Breeches, die seine langen, muskulösen Beine fest umschlossen. Ein Claymore-Schwert hing an seiner Hüfte, und eine Pistole steckte in der Pistolentasche an der anderen. Seine Waffen verliehen ihm eine Aura von Gefahr und Autorität. Er stand abseits von den anderen, erfüllt von Selbstvertrauen und Wachsamkeit wie ein Leopard. Perfekt verkörperte er die beiden Seiten seines Erbes: hochgewachsen und elegant dank seiner englischen königlichen Ahnen, aber kräftiger gebaut und deshalb beeindruckender als jeder Engländer dank dem Highland-Blut in seinen Adern. Er trug den Militärhut mit der Straußenfeder unter dem Arm; das blonde, von bernsteinfarbenen Strähnen durchzogene Haar fiel ihm leicht ins Gesicht und streifte sein eckiges Kinn. Sein kurzer rot-weißer Mantel betonte die imposante Breite seiner Schultern, die sich auch von den Metern von Rüschen nicht verdecken ließen, die den Mantel schmückten.

Hilflos und außerstande zu reagieren, beobachtete Mairi ihn, wie er stehen blieb, um Lord und Lady Hollingsworth zu begrüßen. Er sah älter aus, erfahrener in Dingen, die sie vielleicht nie begreifen würde. Aber sein Lächeln hatte sich nicht verändert. Es war gewinnend, sinnlich und spielerisch zugleich. Und um es für jedes Mädchen mit einem Paar Augen im Kopf noch vernichtender zu machen, wurde es von einem Grübchen auf jeder Wange begleitet; das rechte war ein wenig tiefer als das linke und brauchte nur die leiseste Ermutigung, um zu erscheinen.

Als sein Blick sie traf, schnitt er wie heißes Eisen ihr Fleisch.

Der Faden in ihren Fingern riss.

»Wirst du es versuchen, Mairi?«

Sie blinzelte und sah Claire an. Was versuchen? Um nicht zugeben zu müssen, dass sie kein Wort von dem gehört hatte, was Claire gesagt hatte, nickte Mairi. »Ja, natürlich.«

»Danke, Süße! Das bedeutet mir viel.« Claire beugte sich vor und küsste sie auf die Wange, dann nahm sie sie bei der Hand und zog sie mit sich.

Verdammt! Mairi versuchte, die Fersen in den Boden zu stemmen, als ihr klar wurde, wohin Claire sie führte, doch die Freundin zog sie unerbittlich weiter.

Die Mauern des Saales schienen näher zusammenzurücken. Mairis Füße fühlten sich an, als watete sie durch kalte Melasse. Jeder Schritt, der sie näher zu Connor brachte, schnürte ihr den Magen noch mehr zusammen und ließ sie wünschen, davonlaufen zu können. Lächerlich! Sie fürchtete sich vor gar nichts! Hatte sie sich nicht bereits drei Mal mutig ins Gefecht gestürzt, als sie und ihre Verbündeten die Türen ihrer Feinde eingetreten hatten? Warum ließ sie zu, dass ihr beim Gedanken an Connor Grant die Handflächen feucht wurden, dass ihr Atem flacher ging und ihr das Herz wie verrückt in der Brust klopfte?

Weil er einst ihr Grund gewesen war zu lächeln, der Grund, warum sie geträumt und gehofft hatte. Sie hatte ihn so lange eingeatmet, dass sie nicht mehr hatte atmen können, nachdem er fort gewesen war. Aber irgendwann war es ihr wieder möglich gewesen. Und sie würde es weiterhin können.

Mairi verabscheute die Uniform, die ihn als Soldaten des Königs auswies und die sich wie eine ihn umklammernde Geliebte um seine breiten Schultern spannte, doch sie konnte nicht leugnen, dass er darin noch imposanter aussah als in der Highland-Tracht, die er früher getragen hatte.

Den Damen bei Hof schien sein Aussehen zu gefallen, wenn die Zahl derer, die ihn umlagerten, ein Indiz dafür war.

Mairi starrte die Frauen an und fragte sich, mit wie vielen von diesen vorgeblich so anständigen englischen Schlampen Connor geschlafen hatte, seit er aus Camlochlin fortgegangen war. Mit einer ganzen Reihe von ihnen, wenn die Gerüchte stimmten, die von England bis nach Schottland vorgedrungen waren. Wie hatte er ihr Herz gegen die Herzen dieser Frauen eintauschen können? Waren es deren eng sitzende Kleider oder deren maskenhaft geschminkte Gesichter mit den herzförmigen Schönheitspflästerchen auf den Wangen, was er bevorzugte? Bastard!

»Da bist du ja!« Claire ließ Mairis Hand los, als Connor sich herunterbeugte, um seine Mutter zu küssen.

Mairis verfluchte Knie wurden noch ein wenig weicher, als sie ihn jetzt vor sich sah, so nah, dass sie den Wind in seinen Kleidern riechen konnte.

»Miss MacGregor«, sagte er knapp, während er sich aufrichtete und für Mairi weder ein Lächeln noch ein Stirnrunzeln übrig hatte.

»Captain.«

Sein Kinn war mit einigen Tage alten goldfarbenen Bartstoppeln bedeckt. Es war im Laufe der Jahre kantiger und härter geworden. Oder hatte er es jetzt ihretwegen so stark angespannt?

»Nimm dich vor Lady Hollingsworth in Acht!« Claire beugte sich näher zu ihrem Sohn. Ihr Blick folgte der Frau, die durch den Saal ging. Claires Augen waren von dem gleichen Sturmblau wie Connors, als sie sich wieder auf Mairi richteten. »Sie hat Krallen.«

»Dessen sei sicher!« Connors Stimme strich über Mairis Wange wie ein sanfter Windhauch über das Moor. »Aber mich kümmern Krallen nicht.«

Mairi verzog den Mund, als sie ihn ansah, und unterdrückte das Schnauben, das ihr über die Lippen kommen wollte. Seine Worte bewiesen, dass er genau der Schuft war, von denen die Gerüchte erzählt hatten. So, wie sie ihm nichts bedeutet hatte, bedeuteten ihm auch die anderen Frauen nichts, die sein Bett und sein Lachen geteilt hatten. Mairi war stolz auf sich, dass sie nicht zusammenzuckte, als sein kühler Blick sich auf sie richtete, dieses Mal für länger als nur einen Wimpernschlag.

»Möchtet Ihr etwas sagen, Miss MacGregor?«

»Nein, Captain, nicht zu Euch.«

Heiterkeit funkelte in seinen Augen auf, aber es lag keine Wärme in ihnen. »Ach, Mairi, du hast dich nicht verändert!«

»Immerhin ist einer von uns sich treu geblieben«, entgegnete sie. Ihre Haltung wirkte so kühl und unbeteiligt wie seine.

Seine Miene verhärtete sich binnen eines Augenblicks. »Deine Zunge ist so scharf wie deine Klingen.«

Der beiläufige Blick, den er über ihre Röcke und den zwischen den Falten verborgenen Schlitz gleiten ließ, brachte ihren Magen dazu, einen Purzelbaum zu schlagen. Verdammt, sie wollte nicht hier stehen und mit Connor reden! Schließlich hatte sie ihn erfolgreich aus ihren Gedanken verbannt. Hatte endlich ihr Leben ohne ihn weitergelebt. Ihn wiederzusehen führte sie in Versuchung, sich zu erinnern. Einst hatte sie nichts mehr gewollt, als seine Frau zu sein, aber sie hatte gegen diese Erinnerungen so leidenschaftlich angekämpft, wie sie gegen die Zerstörung der Lebensweise der Highlander gekämpft hatte. Seinetwegen war sie eine Kriegerin geworden.

Als sein Blick sie wieder traf, wurde er von einem krachenden Donnerschlag begleitet, der die Wände erzittern ließ. Mairi stieß den Atem aus, den sie unbewusst angehalten hatte, und tat das Einzige, was ihr einfiel, um sich zu schützen. Sie griff an.

»Sagt, Captain Grant, spielt Ihr immer den Vorboten eines düsteren Sturmes?«

Er quittierte ihre Beleidigung mit einer sehr englisch anmutenden Verbeugung. »Nur wenn Ihr an meinem Zielort wartet.«

Mairi dachte an den Dolch, den sie um den Oberschenkel gebunden trug. Bedauerlicherweise konnte sie Connor nicht vor den Augen seiner Mutter umbringen.

Stattdessen richtete sie ein nichtssagendes Lächeln an Claire. »Ich muss gehen und Colin suchen …«

»Verzeiht, Miss MacGregor!«

Die angenehme Stimme, die neben ihr erklang, entlockte Mairi einen stummen Seufzer. Dieser Abend wurde immer schlimmer. Sie lächelte Henry de Vere, den Sohn des Earl of Oxford, an, der Lady Huntley gerade mit einer knappen Verbeugung begrüßte. Mairi hatte den englischen Adligen einen Tag nach ihrer Ankunft in Whitehall kennengelernt. Sein profundes Wissen über alles und jeden im Palast hatte sie dazu verleitet, Zeit mit ihm zu verbringen. Sollten sich irgendwelche Presbyterianer in Whitehall aufhalten, er würde es wissen. Doch mittlerweile befürchtete Mairi, dass sie zu viel Zeit mit Lord Oxford verbracht hatte, folgte er ihr doch wie ein eifriges Hündchen. Dadurch machte er es ihr sehr schwer, sich in die Zimmer der Gäste zu stehlen, um so eventuell an wertvolle Informationen zu kommen, die sie zu Hause an ihre Mitstreiter im Kampf gegen die Covenanters weitergeben könnte.

»Ich habe gehofft, mit Euch sprechen zu können, ehe die Tische abgeräumt werden. Ich möchte Euch um den ersten Tanz heute Abend bitten.«

»Nun, sehr gern, Lord Oxford.« Mairi sah eine Möglichkeit, mit seiner Hilfe der gegenwärtigen Gesellschaft entfliehen zu können, und schob den Arm unter seinen. »Aber denkt daran, dass ich nur den einen höfischen Tanz kenne, den Ihr mich freundlicherweise gelehrt habt!«

»Dann gestattet mir, Euch noch ein weiteres Dutzend zu lehren.« Lord Oxford schaute Connor an, während seine Hand sich auf Mairis stahl. »Es sei denn, dass Ihr es bereits jemand anderem zugesagt habt?«

Connor lächelte ihn kühl an und trat zur Seite. »Sie gehört für den Abend Euch.«

Mairi hätte am liebsten erst ihn und dann sich selbst geschlagen. Warum empfand sie seine beiläufige Verabschiedung wie einen Schlag vor die Brust? Sie wusste, dass er sie nicht mehr liebte – kein Mann konnte von dem Mädchen, das er liebte, sieben verdammte Jahre getrennt sein! Aber war er wirklich so gemein geworden?

Trotz ihres inneren Aufruhrs erwiderte sie mit aller krank machenden süßlichen Höflichkeit, die sie aufbringen konnte: »Hätte ich ein solches Versprechen gegeben, würde besonders Captain Grant verstehen, warum ich es breche.«

Mairi wollte den Beweis, dass ihre Spitze Connor getroffen hatte. Sie wollte ihn verletzen und ihm jeden Moment heimzahlen, den sie in ihrem Bett um ihn geweint hatte. Aber sein Lächeln kehrte zurück, als wüsste er um die Geheimnisse normaler Sterblicher und fände sie amüsant.

»Aye, doch ich würde es nicht nur verstehen«, sagte er, »sondern ich würde es sogar erwarten.«

Ein Dutzend Flüche lagen Mairi auf der Zunge, aber sie schluckte sie alle herunter und ließ sich von Lord Oxford zum Tanz führen. Sie würde Connor ignorieren. Sie würde so tun, als wäre er gar nicht da. Es war eine Strategie, die sie gegen jene Menschen einsetzte, die sie hasste.

Und ihn hasste sie ganz gewiss.

Kapitel 2

Connor sah Mairi nach, als sie mit ihrem herausgeputzten Verehrer davonging, und spannte das Kinn an, um nicht laut zu fluchen. Er hätte ihr am liebsten einen raschen Tritt in den Allerwertesten gegeben, um ihren Abgang zu beschleunigen. Wenn sie ihn auch die nächsten fünfzig Jahre noch beleidigen wollte, sollte sie das nur tun. Und wenn sie mit jedem Mann bei Hofe tanzen wollte, sollte auch das Connor recht sein. Er hatte genügend Jahre damit verbracht, sich nach ihr zu verzehren. Sie gehörte ihm nicht mehr und war frei, zu tun und zu lassen, was ihr verdammt noch mal gefiel.

Aber zur Hölle, dachte er, als er beobachtete, wie sie mit Oxford die Tanzfläche betrat, sie ist noch immer die schönste Frau, die ich je gesehen habe! Sie war sogar noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte. Mairi MacGregor war anders als all die anderen Frauen im Palast. Sie trug ihren Kiltrock, der hier so fehl am Platze aussah, mit dem unerschütterlichen Selbstvertrauen einer Königin, und sie hielt das Kinn trotzig erhoben. Die Jahre waren spurlos an ihr vorbeigegangen. In den langen schwarzen Locken, die ihr bis über den Busen reichten, fing sich noch immer das Licht, und ihre Haut war so makellos wie damals, als sie ein Mädchen von fünfzehn Jahren gewesen war. Nur ihre Augen, die so blau wie der Himmel über Camlochlin waren, blickten kälter als damals.

Die Musik schwebte von der Galerie herunter und erfüllte Connor mit den Erinnerungen an seine langen Tage hier in England, ehe er und seine Männer nach Glencoe geschickt worden waren, um den Frieden zwischen den MacDonalds und den Campbells zu wahren. Er hatte nicht nach London zurückkehren wollen, hauptsächlich weil er wusste, dass Mairi wegen der Krönungsfeier hier sein würde, aber auch weil er niemals wirklich in all diesen Prunk und Luxus des Königshofes gepasst hatte. Er war Highlander, und er konnte es nicht ertragen, von falschen Höflichkeiten und zügellosen Adligen umgeben zu sein.

Connor war erst seit einer Woche aus Schottland fort und vermisste es schon jetzt. Er wünschte, er läge in seinem Zelt, auf der kalten, harten Erde, lieber als hier, mit ihnen … mit ihr … vor allem mit ihr, und sei es auch nur für einen Tag. Connor war dankbar, dass die MacGregors am nächsten Morgen die Rückreise nach Camlochlin antreten würden.

Er hatte sein Zuhause in den Highlands nicht verlassen wollen … oder Mairi, denn er hatte beides geliebt. Aber ihm war keine Wahl geblieben. Als Cousin vierten Grades des Königs war es seine Pflicht, seinem Familiennamen zu dienen. Eine Pflicht, von der er sich nicht losgesagt, sondern sie mit Stolz erfüllt hatte. Schließlich floss das Blut eines Kriegers durch seine Adern; sein Vater, Befehlshaber der schonungslosen Garnison der MacGregors, hatte wie seine Mutter sein Leben riskiert, um dabei zu helfen, Charles auf den Thron zu setzen. Und sein Onkel und Namensvetter, High Admiral Connor Stuart, hatte vor langer Zeit Generälen getrotzt und im Tower die Qual der Folter erleiden müssen.

Die Reihe war an Connor gewesen, den Thron zu verteidigen, und er war ohne Murren gegangen. Aber Mairi hatte ihm nie verziehen, dass er sie verlassen hatte, um einem protestantischen König zu dienen. Er hatte ihr geschrieben, hatte sie gebeten, zu ihm nach England zu kommen. Sie hatte jede Bitte abgelehnt und ihm keine andere Wahl gelassen, als sie gehen zu lassen. Das war es, was sie gewollt hatte. Was sie glücklich machen würde, wie sie ihm gesagt hatte. Also hatte er sich gezwungen, sie zu vergessen und Camlochlin fernzubleiben. Er war in der Armee geblieben, nachdem seine Pflicht Charles gegenüber erfüllt gewesen war.

»Ich hatte gehofft, euer Wiedersehen würde besser verlaufen.«

Connor schaute auf seine Mutter herunter und schüttelte den Gedanken an das Wiedersehen mit einem Schulterzucken und einem kleinen Lächeln ab. »Eine Hoffnung, die dich weiterhin enttäuschen wird, wenn du an ihr festhältst.«

Claire sah ihn zärtlich an, ehe sie tief Luft holte und zur Tanzfläche schaute. »Sie wird hierbleiben.«

»Was?« Connor wurde erst bewusst, dass er laut gesprochen hatte, als seine Mutter zusammenzuckte und ihre Stimme senkte, sodass nur er sie hören konnte.

»Callum will sie nicht in Camlochlin wissen – für den Fall, dass die Holländer dorthin kommen, um nach der Tochter des Königs zu suchen. Colin wird ebenfalls in Whitehall bleiben, aus demselben Grund.«

»Welcher Grund ist das?«

»Ihre Leidenschaft für die Klinge.«

Connors Miene verfinsterte sich. »Verdammt, du hast sie ihr Training weiterführen lassen, sogar nachdem ich … und auch ihr Vater dich gebeten haben, es nicht zu tun!«

»Es ist nichts Falsches daran, dass sie weiß, wie man mit einem Schwert umgeht.« Unbeeindruckt hielt seine Mutter seinem Starren stand.

»Abgesehen davon, dass es etwas ganz anderes ist, ein Schwert auf dem Übungsplatz zu führen, als in einer realen Schlacht damit zu kämpfen. Mairi ist das nicht bewusst, sonst würde sie nicht darüber nachdenken, gegen Männer zu kämpfen, die vor Kurzem alle Nonnen eines Klosters ermordet haben.«

Seine Mutter seufzte und bedachte ihn mit einem recht mitleidigen Blick, bevor sie ihren Mann anlächelte, der sich seinen Weg durch die Menge bahnte, um zu ihnen zu kommen. »Connor, Lieber, seit du fortgegangen bist, gibt es vieles, was du nicht weißt.« Sie ließ ihm keine Zeit, über ihre seltsam beunruhigende Bemerkung nachzudenken, sondern richtete ihr strahlendstes Lächeln auf seinen Vater.

»Wie lief dein Treffen mit dem König?«, fragte Graham Grant seinen Sohn, nachdem er sich seine Mütze aus der Stirn geschoben und seine Frau geküsst hatte. »Werden wir gegen die Holländer kämpfen?«

Aye, das war es, worüber Connor sich wirklich Gedanken machen sollte. Englands neuer katholischer König James II. hatte gefährliche Feinde, die vermutlich eine unmittelbar bevorstehende Revolte planten. »Nicht, bevor James Gewissheit darüber hat, wer den Angriff auf das Kloster befohlen hat.« Sie hatten inzwischen davon gehört, dass der Earl of Argyll angeblich zurückgekehrt und an der englischen Küste gelandet sei, wo er Truppen gegen den König um sich sammelte. Der Duke of Monmouth würde ihm vermutlich bald folgen. Doch es war Prinz Wilhelm von Oranien, der am meisten zu gewinnen hatte, sollte man sich James’ Thron bemächtigen. Connor warf einen kurzen Blick auf den Neffen und Schwiegersohn des Königs, der auf der Estrade auf der anderen Seite der Halle saß. Wilhelms Frau Mary, die alle Welt für die erstgeborene Tochter König James’ hielt, war die Nächste in der Thronfolge.

Connors leise geführte Unterhaltung mit seinen Eltern endete, als Lord Hartley und dessen Tochter Eleanor bei ihnen stehen blieben, um sie zu begrüßen.

Connor lächelte, wie die Höflichkeit es gebot, aber nur allzu bald kehrten seine Gedanken zu Mairi zurück. Sie würde also in Whitehall bleiben, und er bezweifelte nicht, dass sie ihm das Leben zur Hölle machen würde. Allein schon sie anzusehen war schmerzlich. Er hatte sich geschworen, seinen Seelenfrieden wegen ihrer beständigen Zurückweisungen nicht noch einmal aufs Spiel zu setzen, doch sie wiederzusehen könnte genau das geschehen lassen. Mairi war seine Vergangenheit. Sie hatte jeden Tag davon mit ihm verbracht – kühn, mutig und leidenschaftlich in allem, an das sie glaubte, ihre gemeinsame Zukunft eingeschlossen. Connor hatte in seinen dunkelsten Nächten an sie gedacht, wenn er und seine Männer gehungert hatten und im Schnee hatten schlafen müssen, den Blick hinauf zu den Sternen gerichtet. Sie zu lieben hatte ihn durchhalten lassen, als jeder Tag zu einem Kampf geworden war. Er hatte gedacht, sie würde ihm irgendwann vielleicht vergeben, dass er fortgegangen war. Es hatte ihn fast zerbrochen, als das nicht geschehen war.

Mehr Jahre, als er sich selbst eingestehen wollte, hatte er sich eingeredet, ihr widerstehen zu können, sähe er sie wieder. Er war ein Captain der königlichen Armee, der wegen seines Könnens auf dem Schlachtfeld geschätzt wurde und dafür, dass er niemals die Kontrolle verlor, nicht einmal in schier ausweglosen Situationen. Doch er hatte das Feuer vergessen, das durch Mairis Adern pulsierte. Es lud die Nacht mit Blitzen aus Energie auf, die ihn wie wollüstige Pfeile durchbohrten, wenn sie ihn voller Verachtung ansah. Connor lächelte fast bei der Erinnerung daran, wie sie ihn angeschaut hatte, als sie ihm die Stirn geboten hatte. Mairi war noch immer die feurige Stute, die er hatte zähmen wollen. Der Gedanke, das zu tun, ließ sein Glied in seiner eng sitzenden Hose hart und schwer werden.

Connor verschränkte die Hände vor sich, als er den Blick auf Lord Oxford richtete und ihn aus schmalen Augen musterte. Was wusste er über den Sohn Charles de Veres – abgesehen davon, dass er ihn nicht leiden konnte? Die Mitglieder der Familie de Vere waren bekennende Protestanten und gehörten somit der zurzeit in England geltenden Staatsreligion an. Diese Tatsache ließ Mairis Interesse an Lord Oxford in einem seltsamen Licht erscheinen, da sie in ihrem Hass gegen die Protestanten und presbyterianischen Covenanters ebenso verbissen war, wie sie es gegen ihn, Connor, war.

»Warum stehst du hier herum und hältst Maulaffen feil, statt ihr nachzugehen?«, fragte sein Vater, nachdem die Hartleys weitergegangen waren. »Du bist Highlander, zum Teufel noch mal, Sohn! Nimm dir, was du haben willst!«

Connor ließ sich einen Drink von einem vorbeigehenden Diener reichen und lächelte seinen Vater an, während er den Becher zum Mund führte. »Wir sind aber nicht in den Highlands. Hier wird erwartet, dass die Männer sich zivilisiert aufführen. Noch wichtiger allerdings ist«, er leerte den Becher, »dass ich sie nicht will.«

»Dein Blick sagt etwas ganz anderes.«

»Dann deutest du ihn falsch«, entgegnete Connor in einem gleichmütigen Ton, der deutlich machen sollte, wie sehr ihn dieses Thema langweilte. »Hast du meine Männer gesehen?« Er schaute sich um und setzte damit der Unterhaltung ein Ende, die er nicht führen wollte.

»Aye, sie sind in den Troubadour gegangen und haben mich gebeten, dir das auszurichten.«

Ah, den Heiligen sei Dank für seine Männer und für die Schenke! Er wollte ganz gewiss nicht in diesem Saal ausharren, während Mairi die ganze Nacht hindurch mit einem Dutzend verschiedener Verehrer tanzte. »Ich werde zu ihnen gehen und erst spät zurückkommen.« Bevor er davonging, winkte er seiner Mutter zu und zauberte damit ein Lächeln auf ihr Gesicht. In ihren blauen Augen lag ein wissender Ausdruck.

Connor ging durch den Saal und beäugte Oxford, der gerade Mairi zurück an den Tisch führte. Als sie sich setzte, glitt Connors Blick über ihr feines Profil. Ihr Gesicht war wie eingeschliffen in sein Herz. Jeder Teil von ihr war das. Er betrachtete den verlockenden Schlitz in ihrem Rock, durch den er heute Abend zwei Mal ihr Knie hatte aufblitzen sehen. Dann sah er wieder hinauf zu der cremefarben schimmernden Haut ihres Dekolletés.

Sie war zur Frau herangewachsen. Ohne ihn.

Der Atem stockte ihm bei ihrem sinnlichen Augenaufschlag, als sie seinen Blick auffing und sich sofort wieder abwandte, um ihm das zu verwehren, was sie Oxford anbot: ein weiteres Lächeln.

Sie brachte sein Blut noch immer zum Sieden, auch nachdem sie ihm das Herz herausgeschnitten hatte.

Nein. Er war nicht mehr dieser bemitleidenswerte Dummkopf, der haben wollte, was ihm nicht mehr gehörte, und das trotz der Frauen, die in den vergangenen sieben Jahren versucht hatten, seine Liebe zu gewinnen, und denen das nicht gelungen war. Du Narr!, schalt Connor sich. Wie viele hatte er abgewiesen, weil ihr Haar nicht so schwarz war wie Mairis, ihre Augen nicht so blau?

Er verfluchte Mairi MacGregor und seinen Wankelmut und verließ das Banketthaus, ohne noch einmal zurückzusehen.

Connor trat ins Freie und schaute hinauf zu den schwarzen Wolken, die vorbeizogen. Es regnete noch immer nicht. Zur Hölle, es würde eine weitere schwüle Nacht geben! Er verließ den Palast durch das Tor zur Parliament Street; seine Schritte hallten laut auf dem Steinpflaster wider. Sie würde hierbleiben. Wie zum Teufel sollte er ihr aus dem Weg gehen, wenn sie am selben Ort lebten? Er wollte so weit wie nur möglich von ihr fort sein. Weit weg von der Versuchung, sie anzulächeln, sie anzustarren, sie zu erwürgen.

Er lauschte auf seine schweren Atemzüge, als er durch die engen, leeren Gassen auf den Troubadour zuging. Was er jetzt brauchte, waren ein paar Drinks und eine Dirne auf seinem Schoß. Connor erreichte die kleine Schenke und wich geschickt einem ihrer Gäste aus, der zur Tür hinausgeworfen wurde und auf seinem Hintern landete. Connor fühlte sich bereits besser. Hier würde er finden, was er brauchte … Er würde mit rauen, derben Männern zusammensitzen können, die einen Tritt ins Gesicht einer Perücke auf ihrem Kopf vorzogen.

»Connor!«

Connors finsteres Stirnrunzeln wich einem Grinsen, das so breit wie seine Schultern war, als er weiterging, um seinen besten Freund herzlich zu umarmen. »Tristan, es tut gut, dich zu sehen.«

»Und dich, alter Freund.« Mairis Bruder schlug ihm kameradschaftlich auf den Rücken. »Obwohl ich dir sagen muss, dass du ein wenig käsig um die Nase aussiehst. Vermutlich hast du meine Schwester getroffen.«

Connors Grinsen verblasste, während er den Arm um Tristans Nacken legte und ihn zu dem Tisch führte, an dem seine Männer saßen. »Aye, aber lass uns von angenehmeren Dingen reden! Wie ich sehe, hast du einige meiner Männer bereits kennengelernt.«

Ihre Wiedersehensfreude wurde kurz unterbrochen, als sie den Tisch erreichten und ein Bursche mit dunklen Locken und kaum einem Barthaar im Gesicht aufsprang. »Captain«, sagte Edward Willingham, Connors Kornett, und bot ihm seinen Becher an, ehe Connor ihm winkte, sich wieder zu setzen. »Wir hatten gehofft, Ihr würdet Euch zu uns gesellen.«

»Aye«, Richard Drummond, Connors Lieutenant, prostete ihm zu, bevor er seinen Becher in einem Zug austrank. Anschließend fuhr er sich mit dem Ärmel über den Mund und winkte einem Schankmädchen, ihm mehr zu trinken zu bringen. »Dein Freund MacGregor hat uns gesagt, du würdest dich bei deiner Rückkehr in den Palast vielleicht ziemlich trübsinnig fühlen.«

Connor warf Tristan einen garstigen Blick zu, ehe er sich auf einem Stuhl niederließ. Das war das Letzte, was er wollte: dass seine Männer erfuhren, dass er einst ein Mädchen mehr geliebt hatte als das Gefühl, am Morgen nach einer Schlacht als Sieger aufzuwachen. »Aye, mit all diesen englischen Milchbärten zusammen sein zu müssen verdirbt mir mein freundliches Naturell …«

»Ich bin Engländer.«

Connor schaute auf, als ein Mann, den er seit Jahren nicht gesehen hatte, ihm einen Schlag auf den Rücken gab, bevor er sich zu ihnen an den Tisch setzte.

Neben ihm starrte Drummond finster in seinen Becher. »Glaubt Ihr wirklich, Ihr solltet Euch damit brüsten, Captain Sedley?«

»Aber ja doch, Schotte.« Nicholas Sedley, Captain in der Marine Prinz Wilhelms, hörte auf, die vollen, sich wiegenden Hüften des Schankmädchens zu bewundern, und grinste Drummond an. Es war das gleiche Grinsen wie damals, als die drei gerade erst nach Whitehall gekommen waren und Sedley Drummond auf dem Übungsfeld niedergerungen hatte. »Während du hinter deiner Hütte Holz gehackt hast, bin ich in Künsten unterwiesen worden, deren Namen du nicht einmal aussprechen kannst.«

Obwohl Drummond im Rang unter Sedley stand, ließ er lediglich einen mitleidigen Blick zu Connor gleiten und nickte wissend. »Ein Milchbart – ich sag’s ja.«

Es fühlte sich gut an zu lachen – auch wenn es auf Kosten seines Freundes war. Nicht, dass Nick sich beleidigt fühlte, ein Weichling genannt zu werden. Er gehörte zu den Männern, die sehr genau wussten, wie fähig sie in allem waren, was sie taten, auf dem Schlachtfeld genauso wie im Schlafzimmer.

»Ich hörte, dass ihr in Glencoe zwischen einigen Clans Frieden stiften konntet.« Sedley wandte sich mit traurigem Blick an Connor. »Gibt es denn nichts Lohnenderes für dein Schwert, als die Highlander davon abzuhalten, sich gegenseitig umzubringen?«

»Es könnte etwas geben.« Connor beugte sich vor, sein Lächeln wirkte träge und doch angespannt. Sollte Wilhelm von Oranien einen Umsturz planen, würde Sedley vermutlich davon wissen. Aber würde er Connor etwas darüber sagen? »Ich habe Grund anzunehmen, dass Admiral Gilles nach England zurückgekehrt ist.«

»Oh?« Sedley zog seine schwarzen Augenbrauen hoch. »Ist Gilles nicht die rechte Hand des Duke of Monmouth?«

»So sagt man.« Connor sah Richard und Edward an. Stumm ermahnte er sie, den Angriff auf das Kloster St. Christopher nicht zu erwähnen, während ein anderes Schankmädchen ihnen eine Runde neuer Getränke auf den Tisch stellte. »Falls Gilles dem Duke of Monmouth dient, dann habe ich Anlass, mich mit seiner Ankunft zu befassen. Es sei denn, der Admiral ist gemeinsam mit dem Prinzen hergekommen.«

Sedley schüttelte den Kopf. »Ich habe nichts darüber oder über Monmouth gehört.«

Wie zum Teufel konnte es sein, dass ein Captain in der Marine Wilhelms nichts über ein kleines Flottengeschwader wusste, das heimlich an Englands Küsten festmachte? Sedley würde ihm nicht verraten, was er wusste. Er war seinem Herrn treu ergeben, und warum auch nicht? Sie waren beide Protestanten.

Connor wollte Sedley eine weitere Frage stellen, als ein hübsches blondes Schankmädchen sich auf seinen Schoß setzte.

»Nun, Captain Grant«, sagte sie, schlang die Arme um seinen Nacken und zog einen Schmollmund, »Ihr seid wieder in England und seid nicht gekommen, um mich zu sehen?«

Connor lächelte und schaute auf ihre vollen rosigen Lippen, dann schloss er die Augen und hätte fast den Kopf geschüttelt, um das Bild eines anderen, boshafteren Mundes daraus zu vertreiben. »Ich bin erst heute zurückgekommen, Vicky.«

»Ihr hättet mich rufen lassen können, Euch zu bedienen.«

Aye, warum zum Teufel hatte er das nicht getan? Vickys zarte Finger hätten geholfen, Mairi in die Vergangenheit zurückzudrängen. Warum verschwendete er jetzt seine Zeit damit, an Mairi MacGregor zu denken? Es hatte ihn vier Jahre gekostet zuzugeben, dass er sie verloren hatte, und drei weitere, sich davon zu heilen. Er wollte verdammt sein, wenn er jetzt erwog, sie wieder in sein Leben zu lassen – oder in die Nähe seines Herzens. Er würde Möglichkeiten finden, ihr aus dem Weg zu gehen. Das dürfte leicht sein in einem Palast mit fünfzehnhundert Zimmern und Hunderten Morgen Land drumherum.

»Werdet Ihr mich dann später rufen?«

Connor hatte fast vergessen, dass Vicky auf seinem Schoß saß. »Vielleicht ein anderes Mal«, wich er aus und schob sie sanft von sich herunter.

Sedley war der Einzige, der ihr nachsah, als sie davonging. Seine hellgrauen Augen verdunkelten sich vor Verlangen. »Hast du was dagegen, wenn sie mir Gesellschaft leistet?«

»Nur zu!« Es war das zweite Mal an diesem Abend, dass Connor nichts dagegen einzuwenden hatte, eine Frau einem anderen zu überlassen. Nur dass er es dieses Mal auch so meinte. Er würde morgen herausfinden, ob und was Sedley über Admiral Gilles wusste. Jetzt wollte er einfach nur die Gesellschaft seiner Männer und die seines besten Freundes genießen. Sie hatten viel nachzuholen, hatten viele Geschichten zu erzählen – und seine würden bei Weitem weniger lustig sein als Tristans, dessen war er sicher.

»Du hast mir seit mehr als einem Jahr nicht mehr geschrieben. Wie sieht es aus bei dir, du Bastard?«

»Es wird besser.« Tristan lächelte, während Connor seinen Becher zum Mund führte. »Ich wünschte, ich könnte das Gleiche von dir sagen.«

Nach einem kräftigen Schluck von seinem Bier nickte Connor und gestand sich ein, dass er das auch wünschte – wenn er an die vor ihm liegenden Tage und an Mairi MacGregor dachte.

Kapitel 3

Ich wusste nicht, dass Ihr mit Captain Grant bekannt seid.«

Mairi betrachtete Lord Oxfords Profil, während sie hinaus in die schwülwarme Nacht traten. Du lieber Gott, regnete es hier denn nie? Sie waren in England, zum Teufel noch mal!

»Ihr habt bei mir und Lord und Lady Huntley gesessen. Ihr wisst, dass wir befreundet sind.«

Er lachte kurz, offensichtlich über sich selbst. »In der Tat, das ist wahr. Ich fürchte, ich habe es vorgezogen, deren Sohn zu vergessen, ihn und die bemerkenswerte Wirkung, die er auf Frauen hat.«

Verdammt, aber sie war müde! Ihre Füße schmerzten vom Tanzen, und ihre Nerven waren seit dem Wiedersehen mit Connor zum Zerreißen gespannt. Auch deshalb, weil er danach für den Rest des Abends nicht mehr zu sehen gewesen war. Mairi hatte sich das Wiedersehen mit ihm Tausende Male vorgestellt. Sie, stark und unbeeindruckt von seinem Charme …

Aber er war heute Abend ganz und gar nicht charmant gewesen, sondern kalt und gleichgültig. Er hatte sie sogar beleidigt. Mairi wollte jetzt nicht über ihn reden. Sie wollte ins Bett gehen und diesen Tag vergessen – und die, die noch vor ihr lagen. Sie hätte nicht erlauben sollen, dass Lord Oxford sie zu ihrem Zimmer begleitete. Aber, verflixt noch mal, der Mann hätte ein Nein als Antwort nicht akzeptiert! »Was meint Ihr damit – seine bemerkenswerte Wirkung?« Ach, was zum Teufel kümmerte es sie? Mairi hatte gar nicht vorgehabt, diese Frage zu stellen. Sie wollte es nicht wissen.

»Das Erröten der Wangen. Der Atem der Damen wird kürzer. Das Funkeln in ihren Augen.« Oxford wandte sich zu ihr und sah sie an. »Die gleiche Wirkung, die er auf Euch hat.«

Mairi hätte ihm ins Gesicht gelacht, hätte ihr die Zurückweisung seiner Behauptung nicht bereits auf der Zunge gelegen. »Captain Grant hat keine derartige Wirkung auf mich. Ich mag ihn nicht einmal!«

»Er sieht recht gut aus.« Oxford wandte sich ab und verbarg die Narbe, die sich auf der Mairi jetzt abgewandten Seite seines Gesichts vom Auge bis zum Kinn hinzog.

Der bedauernswerte Mann! Mairi empfand Mitleid mit ihm. Keiner Dame bei Hofe hatte je bei seinem Anblick der Atem gestockt. Dabei war Oxford nicht unattraktiv. Genau genommen sah er sogar recht gut aus, würde er nicht diese lächerliche Perücke tragen. Seine dunkelbraunen Augen wurden von dichten Wimpern umrahmt, und seine Nase war eher schmal für einen Engländer. Allerdings musste Mairi zugeben, dass er so langweilig war wie eine rostige Klinge, bestürmte er sie doch seit dem ersten Tag, an dem sie sich ihm gegenüber freundlich verhalten hatte, mit seinen endlosen Komplimenten und seinem riesigen, wenn auch nutzlosen Wissen über alles Englische. Sie war nur deshalb freundlich zu ihm, weil sie Informationen über seine Familie sammeln wollte. Bis jetzt hatte er ihr jedoch keinen Grund gegeben zu vermuten, dass er etwas Schlimmeres war als ein gewöhnlicher Protestant. Genau genommen hatte sie herausgefunden, dass der Bruder des Earl of Oxford eine Armee aufgestellt hatte – die Horse Guard Blue –, die aufseiten des Königs stand, nachdem Charles den Thron bestiegen hatte. Lord Oxford und sein Vater waren viel zu sehr damit beschäftigt, dem neuen katholischen König in den Hintern zu kriechen, um gegen ihn zu intrigieren. Die de Veres liebten das höfische Leben mehr als ihr religiöses. Sie waren keine Glaubensfanatiker.

Wenn Lord Oxford also dazu neigte, sie zu ermüden – na und? Er war freundlich zu ihr, und das war mehr, als Mairi von den anderen adligen Gästen des Königs sagen konnte. »Lord Oxford, ich ziehe einen Mann, der sein Wort hält, bei Weitem einem vor, der sein Lächeln poliert, ehe er Mädchen damit tötet.«

Als der Blick, mit dem er sie ansah, weicher wurde, fluchte sie im Stillen. Vielleicht war es nicht besonders klug gewesen, ihm diese Antwort zu geben. Er verehrte sie ganz offensichtlich. Wie konnte sie ihm sagen, dass sie seine Gefühle nicht erwiderte, ohne zu zerstören, was von seinem Selbstbewusstsein noch übrig war?

»Bitte nennt mich Henry! Ich habe Euch in den vergangenen Tagen schon so oft darum gebeten.« Er nahm ihre Hand und führte sie an seine Lippen. Nachdem er einen Kuss darauf gedrückt hatte, sah er Mairi an. »Dann muss ich mir keine Sorgen machen, dass er Euch mir wegschnappt?«

»Natürlich nicht. Ich meine, Ihr könnt mich nicht verlieren, da ich Euch nicht gehöre.« Sie lächelte ihn bezaubernd an, um den Schlag zu mildern, den sie ihm versetzt hatte. »Ich werde sehr gern an Euch denken, wenn ich nach Hause zurückgekehrt bin. So, wie ich an alle meine Freunde denke.«

Er sah aus, als hätte sie ihm verkündet, dass man seinen Vater tot auf dem Schlosshof gefunden habe.

Zur Hölle!

»Ich werde nicht so bald nach Hause zurückkehren, wie ich es geplant hatte, und ich hatte gehofft, Ihr könntet mir noch einige Tänze beibringen.«

»Gewiss doch.« Er strahlte wieder, seine Hoffnung war von Neuem erwacht. »Und wenn Ihr mir weiterhin Eure Gunst gewährt, vielleicht kann ich dann etwas mehr gewinnen als Eure Freundschaft.«

Mairi lächelte, als sie ihr Zimmer erreichten. Zum Teufel aber auch, es würde ein sehr langer Aufenthalt werden!

»Wir werden sehen, Mylord.« Sie legte für einen kurzen Moment die Hand auf seinen Arm, dann öffnete sie die Tür und schlüpfte ins Zimmer, ehe er noch etwas sagen konnte. Rasch schloss und verriegelte sie die Tür, weil sie nicht wirklich darauf vertraute, dass er nicht in ihr Zimmer eindringen würde, während sie schlief.

»Was wird man sehen?«

Mairi zuckte zusammen und fuhr herum, als sie die Stimme ihres Bruders hörte. »Colin, musst du dich immer so lautlos wie der Wind heranschleichen?«

Er saß zurückgelehnt in einem Stuhl am Fenster und breitete jetzt die Arme aus. »Ich war bereits hier. Soll ich das nächste Mal lauter atmen, um meine Anwesenheit kundzutun?«

»Aye, das solltest du.« Sie seufzte und stieß sich von der Tür ab. In Wahrheit war sie froh, ihn zu sehen. Er war mit Rob und seinen Begleitern auf dem Weg zur Krönung von James of York gewesen, als sie kurz vor der englischen Grenze einen Umweg gemacht hatten. Mairi hatte ihn seit Wochen nicht gesehen und ihn sehr vermisst. Von ihren drei Brüdern stand Colin ihr am nächsten. Sie hatten viel gemeinsam, einschließlich ihrer Loyalität gegenüber Schottland, ihrer Liebe zum Schwert und zu Geheimnissen, die zu gefährlich waren, um sie ihrem Vater anzuvertrauen.

»Was tust du hier?«

»Ich dachte, du möchtest gern wissen, wie Connors Treffen mit dem König verlaufen ist.«

»Wie aufmerksam von dir, denn immerhin hast du drei Stunden gewartet, es mir zu berichten!« Sie durchquerte das Zimmer und schenkte jedem von ihnen einen Becher mit Wasser ein.

Connor nahm einen entgegen und wartete, bis Mairi sich auf ihr Bett gesetzt hatte. »Du schienst von demselben Mann abgelenkt zu sein, der dich soeben bis zu deiner Tür begleitet hat.«

»Das Treffen, Colin«, erinnerte sie ihn, damit er die Rede nicht auf persönlichere Dinge brachte. Ihr Bruder besaß die nahezu unheimliche Fähigkeit, Stimmungen und Gedanken zu erfassen und seine Rückschlüsse aus dem zu ziehen, was man ihm sagte –