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Krise, Krieg und Koexistenz

1415 und die Folgen für Habsburg und die Eidgenossenschaft

Peter Niederhäuser
(Hg.)

HIER UND JETZT

Inhalt

Ein Schlüsseljahr der habsburgischen Geschichte? Zur Einleitung

Peter Niederhäuser

Die Habsburgerherrschaft um 1400

Alois Niederstätter

Licht und Schatten eines fürstlichen Lebens. Herzog Friedrich IV. von Österreich

Peter Niederhäuser

Die Herrschaft Friedrichs IV. in Tirol

Gustav Pfeifer

In Acht und Bann? Überlegungen zur Frage der Ächtung Herzog Friedrichs durch König Sigmund im Jahr 1415

Günter Katzler

Vorarlberg zwischen Habsburg und Toggenburg

Alois Niederstätter

Der Thurgau – ein habsburgisches Randgebiet?

Peter Niederhäuser

Winterthur – (k)eine Reichsstadt?

Peter Niederhäuser

Schaffhausen – eine spätmittelalterliche Reichsstadt zwischen Habsburg und der entstehenden Eidgenossenschaft

Oliver Landolt

«Unseren und des richs lieben getruen»? Rapperswil als freie Reichsstadt und die Folgen

Basil Vollenweider

Die Eroberung des Aargaus 1415: Vorgeschichte, Ereignisse, Konsolidierung

Bruno Meier

Herrschaft im Wandel: Das Beispiel Lenzburg

Peter Niederhäuser

Freiburg i.Ü. 1415: Handlungsspielraum einer habsburgischen Stadt

Willy Schulze

Die Waldstädte am Rhein in der Auseinandersetzung zwischen Herzog Friedrich IV. von Österreich und König Sigmund

Andre Gutmann

Konflikt- und Kooperationspartner: Die Beziehungen zwischen Basel und Herzog Friedrich IV. von Österreich bis zum Frühjahr 1415

Bettina Fürderer

Elsass, Sundgau, Breisgau und Schwarzwald in der politischen Krise von Friedrich IV. (1415–1427)

Dieter Speck

Chronikalische Sichtweisen und Interpretationen

Rudolf Gamper

Gemeine Herrschaften und Tagsatzung: Die Folgen von 1415 für die Eidgenossenschaft

Bruno Meier

Autorinnen und Autoren

Ein Schlüsseljahr der habsburgischen Geschichte? Zur Einleitung

Peter Niederhäuser

Am Anfang steht die Eroberung des Aargaus – zumindest aus schweizergeschichtlicher Sicht. In 17 Tagen vom 18. April 1415 an habe Bern nicht weniger als 17 Burgen und Städte im habsburgischen Aargau erobert, so die populäre Überlieferung. Angesichts des triumphalen Vorstosses der eidgenössischen Orte in die habsburgischen «Stammlande» blieb Herzog Friedrich IV. von Österreich schliesslich nichts anderes übrig, als sich dem römisch-deutschen König Sigmund von Luxemburg in Konstanz zu unterwerfen. Die Eidgenossen als ebenso willige wie erfolgreiche Helfer des Königs: So fassten fortan Schweizer Chroniken und Geschichtsbücher die Ereignisse im Jahr 1415 zusammen. Dass der Aargau nicht in den Genuss schweizerischer «Freiheit» kam, sondern über Jahrhunderte eidgenössisches Untertanengebiet blieb, wurde hingegen erst in jüngerer Zeit stärker betont.

Aus dieser übergeordneten Perspektive heraus überrascht es wenig, dass die «Details» von 1415 kaum erforscht wurden: Wie begann und funktionierte die eidgenössische Herrschaft im Aargau? Waren auch andere Gebiete als der Aargau vom Zusammenbruch der habsburgischen Stellung betroffen? Und welche Bedeutung hatte das Jahr 1415 für Herzog Friedrich IV. von Österreich? Die mit zahlreichen Publikationen verbundenen Festlichkeiten zum 600-Jahr-Jubiläum des Konzils von Konstanz öffneten den Blick auf die «weltliche», reichsgeschichtliche Dimension dieser Kirchenversammlung. Einer der zentralen Protagonisten war zweifellos der habsburgische Fürst, der vor allem als Fluchthelfer von Papst Johannes XXIII. in die Annalen eingegangen ist.

Die Person Friedrichs IV. ist in den letzten Jahren nicht zuletzt dank den Forschungen des leider viel zu früh verstorbenen Innsbrucker Historikers Klaus Brandstätter stärker ins Blickfeld der Geschichtswissenschaft gerückt. Ihm verdanken wir zahlreiche fundierte Aufsätze zu dieser Schlüsselfigur der tirolischen Geschichte, die das wenig schmeichelhafte, vor allem von der südwestdeutsch-eidgenössischen Chronistik des späten Mittelalters geprägte Bild eines hochnäsigen, hinterlistigen und jähzornigen Fürsten hinterfragten und differenzierten. Eine umfassende aktuelle Biografie von Herzog Friedrich IV. fehlt allerdings, und damit stellt sich die Frage, wie denn sein Wirken in den vorderen Landen, in den habsburgischen Gebieten westlich des Arlbergs, tatsächlich ausgesehen hat.

Das vorliegende Buch greift diese Frage auf und versucht das bisherige historische Wissen aus regionalgeschichtlicher Perspektive zu ergänzen. Ausgehend von der Figur des Herzogs und seiner Politik stellen die verschiedenen Aufsätze die bisher kaum bekannten und wenig untersuchten Vorgänge in den Regionen und Städten zwischen Elsass, Vorarlberg und Uechtland vor. Wie erlebten sie den Zusammenbruch der habsburgischen Herrschaft? Welche Rolle spielte Habsburg nach 1415? Und welche Erinnerung verband sich fortan mit dieser für Habsburg wohl beispiellosen Krise? So wichtig der Aargau aus schweizergeschichtlicher Perspektive auch ist – der Reichskrieg gegen Herzog Friedrich IV. von Österreich zog fast den gesamten vorderösterreichischen Raum in Mitleidenschaft, wobei die Betroffenen unterschiedlichste Antworten auf diese existenzielle Herausforderung fanden.

Der Dank geht an alle Autorinnen und Autoren, die mit grossem Einsatz ihre Fachkenntnisse in das Buch einbrachten, sowie an den Verlag Hier und Jetzt in Baden AG und Bruno Meier, der mit grosser Geduld dieses Werk auf den richtigen Weg brachte. Der Dank gilt aber auch jenen Kantonen, Institutionen und Stiftungen, die mit ihrer finanziellen Unterstützung den Druck des Sammelbandes ermöglicht haben. Dieser erlaubt jetzt eine andere, neue Sichtweise auf die Krise von 1415, stellt Friedrich IV. von Österreich als mehr oder minder erfolgreichen «Krisenmanager» vor und steuert damit einen weiteren Baustein zur habsburgisch-eidgenössischen Geschichte bei.

Winterthur, November 2017

Die Habsburgerherrschaft um 1400

Alois Niederstätter

Im Jahr 1365 starb, gerade einmal 25-jährig, Herzog Rudolf IV. von Österreich. Mit seinem Namen ist das hochfliegende, im Fälschungskomplex der «Österreichischen Freiheitsbriefe» («Privilegium maius») zusammengefasste Herrschaftskonzept ebenso verbunden wie der für die künftige Machtstellung der Habsburger enorm wichtige Erwerb der Grafschaft Tirol (1363), der die Lücke zwischen dem östlichen Territorialkomplex und den alten Stammlanden im Westen erheblich verringerte und mit dem Brennerpass den am meisten frequentierten Alpenübergang in ihre Hand brachte.1

Wenn sich auch Rudolfs schwäbische Herzogspläne nicht hatten realisieren lassen, so war seine vorländische Territorialpolitik doch insgesamt erfolgreich: 1359 konnte das Städtchen Stein mit dem Rheinübergang erworben werden, sodass sich fortan die Rheinstrecke vom Bodensee bis Basel weitgehend in österreichischer Hand befand. 1360 verpfändete Bischof Peter von Chur die weltlichen Herrschaftsrechte seines Bistums für acht Jahre dem Habsburger. Links des Alpenrheins erwarb Rudolf die Burgen Grimmenstein (St.Margrethen, Kanton St.Gallen) und Nidberg (Mels, Kanton St.Gallen). Nach dem Aussterben der Herren von Üsenberg brachte er deren Herrschaft Kürnberg mit der Stadt Kenzingen (Landkreis Emmendingen, Baden-Württemberg), die seit 1298 österreichisches Lehen war, an sich und fasste damit auch am Kaiserstuhl im Breisgau Fuss. 1363 wurde mit dem Kauf der Herrschaft Neuburg am Rhein (Koblach) ein erster Stützpunkt im heutigen Vorarlberg gewonnen.2

Rudolfs Tod brachte die beiden jüngeren Brüder Albrecht III. (1349/50–1395)3 und Leopold III. (1351–1386)4 an die Macht. Gemäss einer kurz zuvor geschlossenen Hausordnung übernahm Albrecht als der Ältere die Leitung der Regierungsgeschäfte in den nach dem Wunsch ihres Vaters, Herzog Albrechts II., ungeteilten habsburgischen Besitzungen. Leopold, dem Rudolf in seinen letzten Lebensmonaten Verwaltungsaufgaben in Tirol und den Vorlanden zugewiesen hatte, blieb vorerst in der Umgebung seines Bruders.

Albertiner und Leopoldiner

Dass sich Albrecht III. und Leopold III. kompromisslos an das Reichsoberhaupt Kaiser Karl IV. anlehnten, machte sich rasch bezahlt. Mit dessen Rückendeckung und einer flexiblen, auf Ausgleich bedachten Politik gelang es ihnen, die Krise, die Rudolfs früher Tod ausgelöst hatte, innerhalb weniger Jahre zu meistern. Nach dieser Phase der Herrschaftskonsolidierung glückten bedeutende Erwerbungen: 1368 unterstellte sich Freiburg i.Br. ihrer Herrschaft.5 Gleichzeitig erreichte der habsburgische Machtbereich erstmals die Adriaküste. 1374 kamen die Grafschaften Mitterburg/Pisino/Pažin (Inneristrien) und die Görzer Herrschaften in der Windischen Mark auf dem Erbweg an Österreich.

Seit dem Tod ihres Bruders waren Albrecht und Leopold meist gemeinsam aufgetreten. Es mag sein, dass der Ältere den Jüngeren auf diese Weise unter Kontrolle behalten und Leopold seinerseits verhindern wollte, bei wichtigen Entscheidungen übergangen zu werden. Auf Zwistigkeiten weisen die Quellen vorerst freilich nicht hin. Erst nach der Rückkehr Leopolds von einer Preussenreise – er hatte im Winter 1371/72 als «Kriegsgast» des Deutschen Ordens an einem «Kreuzzug» gegen die «heidnischen» Litauer teilgenommen – scheint dieser von seinem Bruder zusätzliche Kompetenzen verlangt zu haben. Unter ständischer Vermittlung kam am 25. Juli 1373 in Wien ein auf zwei Jahre befristeter Vertrag zustande, der zwar noch die Unteilbarkeit der habsburgischen Erblande betonte, aber bereits eine Teilung der Zuständigkeiten verfügte: Albrecht erhielt die Regentschaft über die Herzogtümer Österreich und Steier(mark), während Krain, Tirol und die Vorlande Leopold unterstellt wurden. Neuerwerbungen konnte jeder für sich beanspruchen. Die Ministerialität blieb gemeinsam, auch die Amtsträger wurden auf Albrecht und Leopold vereidigt.6 Trotz dieser Regelung blieb das Verhältnis der beiden Fürsten angespannt.

Nach dem Auslaufen der Übereinkunft verlangte Leopold die Beseitigung des Senioratsprinzips, das den jeweils ältesten Nachkommen als Erben vorsah, und die vollständige Teilung des habsburgischen Hausguts. Dazu kam es zwar noch nicht, doch billigten weitere Abmachungen, die 1376 und 1379 geschlossen wurden, beiden Habsburgern eine weitgehend selbstständige Aussenpolitik – bis hin zum eigenmächtigen Beginnen eines Angriffskrieges – zu. Leopold erhielt nun auch die Verwaltung Kärntens sowie der Erwerbungen in Istrien, der Windischen Mark und in Oberitalien. Im Sommer 1379 erzwang Herzog Leopold, der sich offenkundig noch immer benachteiligt fühlte, einen weiteren Teilungsvertrag. Nun sollte das Los über die Verteilung der habsburgischen Länder entscheiden, ausserdem war ein Abtausch der Herrschaftsbereiche nach zweieinhalb Jahren vorgesehen. Ob diese Übereinkunft überhaupt in Kraft getreten ist, geht aus den Quellen nicht hervor.

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Abb. 1 Die männlichen Habsburger an der Wende vom 14. zum 15. Jahrhundert.

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Abb. 2 Das Kloster Neuberg an der Mürz in der Steiermark war namensgebend für die habsburgische Länderteilung 1379 (Bild: Hermann Maurer, 2016).

Neuerliche Streitigkeiten liessen es geboten erscheinen, eine dauerhaftere Lösung anzustreben. Im September 1379 trafen die Brüder im steierischen Zisterzienserkloster Neuberg an der Mürz zusammen und vereinbarten die Teilung der habsburgischen Länder. Albrecht erhielt das Herzogtum Österreich. Die übrigen Länder und Besitzungen – insbesondere die Herzogtümer Steier(mark), Kärnten und Krain, die Windische Mark, die Grafschaft Tirol sowie die vorländischen Besitzungen westlich des Arlbergs, auf nachmaligem Schweizer Boden, in Schwaben und im Elsass – gingen an Leopold. Ausserdem sagte ihm Albrecht eine Kompensationszahlung von 100 000 Gulden zu. Beide Habsburger durften weiterhin die Titel, Wappen und Banner aller Länder führen. Sie räumten sich ein gegenseitiges Erb- und Vorkaufsrecht ein; sollte einer von ihnen nur minderjährige Kinder hinterlassen, erhielt der andere die Vormundschaft bis zu deren 16. Lebensjahr. Albrecht und Leopold verpflichteten sich zudem zu gegenseitiger Hilfe und versprachen, keine gegen den anderen gerichteten Bündnisse einzugehen. An den zu erwartenden Einkünften gemessen, dürfte die Aufteilung der habsburgischen Herrschaften und Länder einigermassen ausgewogen gewesen sein.7

Indem der Neuberger Vertrag das Haus Habsburg in zwei, zeitweise in drei Linien spaltete – eine albertinische und eine leopoldinische, die sich ihrerseits in einen steirischen und einen Tiroler Zweig teilte –, «[…] begann eine fast 100 Jahre andauernde Phase der Desintegration. Anders wird man die Folgen der dynastischen Teilungsvorgänge […] nicht qualifizieren können, auch wenn einzuräumen ist, dass die Bildung kleinerer Einheiten unter Umständen positiv im Sinne einer intensiveren herrschaftlichen Durchdringung und eines effektiveren Herrschaftsausbaues wirken mochte».8

Die leopoldinische Expansionspolitik

Zu den dynamischen Aspekten, die sich auf die Herrschaftsteilung zurückführen lassen, gehören die territorialen Aktivitäten Herzog Leopolds III. im Süden und im Westen seines Machtbereichs. So verlockten die labilen Verhältnisse in Oberitalien zu Interventionen, die den Südostrand der tirolischen Landesherrschaft abrundeten. 1382 unterstellte sich die Hafenstadt Triest der Herrschaft Leopolds.9 Von Bedeutung war des Weiteren der 1375 mit den Grafen von Montfort vereinbarte Kauf ihrer Grafschaft Feldkirch im heutigen Vorarlberg. Er verkleinerte die Lücke zwischen Tirol und den althabsburgischen Besitzungen; ausserdem wurde damit ein verkehrspolitisch wichtiger Stützpunkt im Alpenrheintal gewonnen.10

Ein weiteres Ziel leopoldinischer Politik war Basel. Von Kaiser Karl IV. 1376 mit der Reichsvogtei über Basel ausgestattet, liess sich Leopold vom verschuldeten Bischof das rechtsrheinische Kleinbasel verpfänden. In weiterer Folge trachtete er – allerdings vergeblich – danach, auch die Stadt unter seine Herrschaft zu bringen. Vom Haus Kyburg erwarb er 1379 südlich des Jura Besitzungen am linken Aareufer sowie die Stadt Olten.11 Das wieder wachsende Interesse an den Stammlanden fand seinen Ausdruck auch in einer gross angelegten Revision des Pfandschaftswesens. Die ungewöhnlich umsichtig gepflegten Kontakte mit den Pfandinhabern vertieften deren Bindung an das Haus Österreich.12 1381 kaufte er von Graf Rudolf von Hohenberg dessen Hausgüter im Neckartal (untere Grafschaft Hohenberg), in der Umgebung der Städte Rottenburg und Horb sowie südwärts bei Friedingen der Donau zu (obere Grafschaft Hohenberg). Mithilfe der ihm von König Wenzel übertragenen Landvogteien Ober- und Niederschwaben hoffte Leopold, die angestrebte Vorherrschaft im deutschen Südwesten auch auf Reichsrechte zu gründen.13

Der Schlachtentod Leopolds III. bei Sempach am 9. Juli 1386 beendete diese Phase offensiver habsburgischer Territorialpolitik fürs Erste, zumal der Versuch Albrechts III., den Krieg gegen die Eidgenossenschaft fortzusetzen, 1388 mit der Niederlage von Näfels scheiterte. Von den vier Söhnen Leopolds (Wilhelm, Leopold IV., Ernst und Friedrich IV.) war Wilhelm (1370–1406), 14 als sein Vater fiel, 16 Jahre alt und damit regierungsfähig. Allerdings akzeptierte er für sich und seine Geschwister Albrecht III. als Vormund, der damit das habsburgische Hausgut in seiner Hand vereinigte.

Die Verwaltung der Vorlande übertrug Albrecht 1392 seinem Neffen Leopold IV. (1371–1411). In der Folge schlossen Albrecht und Leopold mit dem Grossteil der Fürsten und Städte im Elsass, in Schwaben und Rätien landfriedensähnliche Bündnisse: 1392 mit dem Bischof und der Stadt Chur, 1393 mit dem Bischof und der Stadt Strassburg, mit dem Bischof von Basel und den Städten Basel, Konstanz, Ravensburg, Wangen und Buchhorn, 1394 mit dem Grafen von Württemberg sowie 14 schwäbischen Reichsstädten und 1395 mit den Herzögen von Bayern sowie 15 schwäbischen Reichsstädten. Im Südwesten des Reichs sollte eine neue Friedensordnung unter österreichischer Führung aufgebaut werden.15 Nicht realisieren liess sich der Plan, die Eidgenossenschaft durch einen Bündnisvertrag zwischen Österreich und Zürich zu spalten. Im Zwanzigjährigen Frieden, den die Habsburger daraufhin mit den Eidgenossen am 16. Juli 1394 schlossen, akzeptierten sie die eidgenössischen Gebietsgewinne.16

Besonders aktiv waren die Herzöge von Österreich südlich des Bodensees.17 Dort bildeten nach dem Erwerb von Feldkirch die Herrschaften Rheineck und Rheintal auf der linken Talseite, die sich als Reichspfandschaften im Besitz der Brüder Hugo und Heinrich von Werdenberg-Heiligenberg befanden, sowie die Herrschaft Bludenz, ein Reichslehen Albrechts III. von Werdenberg-Heiligenberg, eines Bruders der Vorigen, ihre nächsten territorialen Ziele. Einen wichtigen Stützpunkt dafür gewannen die Habsburger, als ihnen Freiherr Eberhard von Sax im November 1393 seine Burg Sax mit dem Dorf Gams (Kanton St.Gallen) verkaufte. Kurz zuvor hatten sich der Churer Bischof Graf Hartmann von Werdenberg-Sargans-Vaduz, sein Bruder Heinrich und Graf Johann von Werdenberg-Sargans gegen ihre Heiligenberger Vettern verbündet. Unter dem Eindruck dieser Vorgänge verkaufte Albrecht von Werdenberg-Heiligenberg-Bludenz im April 1394 seine Herrschaft unter dem Vorbehalt der Nutzung auf Lebenszeit an Österreich.

Als sich Leopold im Juni 1395 in Feldkirch dem gegen die Heiligenberg-Rheinecker Grafen gerichteten Bündnis der Sarganser Werdenberger anschloss, waren die Würfel gefallen. Wenig später nahm ein vom Herzog selbst geführtes Heer die Belagerung von Rheineck auf, ein Kontingent der Stadt Feldkirch legte sich vor die Burg Werdenberg, während Bischof Hartmann gegen Buchs vorging. Nach kurzer Zeit mussten die Belagerten aufgeben. 1403 verzichteten die Werdenberger endgültig auf die Rheintaler Reichspfandschaften, nachdem sie im Jahr zuvor die Burgen und Herrschaften Wartau (Kanton St.Gallen) und Freudenberg (Gemeinde Bad Ragaz, Kanton St.Gallen) dem Habsburger verpfändet hatten. Leopolds Werdenberg-Sarganser Verbündete standen zwar auf der Seite des Siegers, Profit konnten sie daraus aber nicht schlagen – im Gegenteil: 1396 verpfändeten Graf Johann von Werdenberg-Sargans und seine Söhne der Herrschaft Österreich Stadt, Schloss und Herrschaft Sargans. Weitere militärische Aktionen richteten sich 1404 gegen den Besitz des Churer Bischofs Hartmann von Werdenberg im Vorarlberger Walgau. Dieser hatte sich zwischenzeitlich mit den Habsburgern überworfen und war vom österreichischen Landvogt, dem Grafen Hans von Lupfen, in Feldkirch gefangen genommen worden. Erst die als «Appenzellerkriege» bezeichneten Auseinandersetzungen der Jahre 1405 bis 1408 sollten dieser expansiven Phase ein Ende setzen.

Kompetenz und Konkurrenz

Noch immer aber schwelten die teils mit grosser Erbitterung ausgetragenen Konflikte innerhalb des Hauses Habsburg. Der Neuberger Vertrag hatte nur die Frage der Vormundschaft beim Tod Leopolds III. beziehungsweise Albrechts III. geregelt, nicht aber Normen für zukünftige Streitfälle festgelegt, insbesondere für das Problem, ob die Linien untereinander Senioratsrechte geltend machen konnten.18

Als Albrecht III. im August 1395 starb, 19 hinterliess er nur einen Sohn, Albrecht IV. Dieser war ebenso volljährig wie die drei ältesten Söhne Leopolds III., nämlich Wilhelm, Leopold IV. (1371–1411) und Ernst (1377–1424), während Friedrich IV. (1382–1439) noch unmündig war.20 Albrecht hatte in seinem Testament seinen Sohn und seinen ältesten Neffen dringend gebeten, im eigenen Interesse wie zum Nutzen der Länder das habsburgische Hausgut nicht zu teilen, sondern gemeinschaftlich und gleichberechtigt zu regieren.

Herzog Wilhelm interpretierte das zu seinen Gunsten und beanspruchte als 25-jähriger Senior des Hauses eine Vorrangstellung. Unterstützung fand er bei der Wiener Bürgerschaft, während sich der Adel des Herzogtums Österreich für eine selbstständige Herrschaft Albrechts IV. starkmachte. Eine drohende gewaltsame Eskalation des Erbschaftsstreits verhinderte fürs Erste der im September 1395 geschlossene Vertrag von Hollenburg. Albrecht und Wilhelm sollten gemeinsam regieren, jeder der beiden als Herr in der eigenen Ländergruppe und als Mitregent in jener des anderen. Leopold IV. war weiterhin die Regentschaft in den Vorderen Landen zugewiesen, Ernst und Friedrich blieben von den Regierungsgeschäften ausgeschlossen. Ein neuer Hausvertrag gestand im März 1396 Leopold die völlige Gleichberechtigung in den leopoldinischen Ländern zu.21

Nach dreimaliger Verlängerung dieser Übereinkunft wurde Ernst 1402 Mitregent in den Ländern Wilhelms, Friedrich in denen Leopolds. Ausgenommen davon blieben das Herzogtum Steier(mark) und die Grafschaft Tirol. Wilhelm beanspruchte für sich nach wie vor Senioratsrechte. Neue Streitigkeiten über die gemeinschaftliche Regierung liessen nicht lange auf sich warten. Ein Vertragswerk vom März 1404, das den Konflikt beilegen sollte, indem es gleiche Rechte für Albrecht und Wilhelm im Herzogtum Österreich vorsah, wurde noch im selben Herbst obsolet, weil Albrecht IV. an der Ruhr erkrankte und im Alter von 27 Jahren starb.

Zwar konnte sich Wilhelm die Vormundschaft über Albrechts gleichnamigen Sohn (Albrecht V., später als römischer König Albrecht II.) sichern, geriet aber deswegen mit seinem Bruder Leopold IV. in Streit. Als Wilhelm seinerseits 1406 völlig unerwartet und zudem kinderlos starb, flammten schwere Differenzen zwischen Leopold IV. und Ernst auf. Nur das Eingreifen der Stände, die ein Bündnis schlossen und Albrecht V.als künftigen Landesfürsten anerkannten, verhinderte einen offenen Krieg. Herzog Ernst, der zugunsten Leopolds auf die Vormundschaft verzichtete, erhielt das Herzogtum Steier(mark). Als Vormund Albrechts ging die alleinige Regentschaft in Österreich an Leopold, von den leopoldinischen Ländern wurden ihm Kärnten und Krain zugesprochen. Für Friedrich IV., der bereits 1404 die Regentschaft über die Besitzungen westlich des Arlbergs übernommen hatte, verblieb Tirol. Gemäss dem österreichischen Landrecht sollte Albrecht mit dem 14. Lebensjahr – also 1411 – aus der Vormundschaft entlassen werden.22

Auch damit war der Streit nicht beigelegt. Sowohl Leopold wie Ernst warben bei den Ständen um Unterstützung, Friedrich beschwerte sich, er sei übergangen worden. Während die Prälaten, Herren und Städte überwiegend auf die Seite Ernsts traten, stützte sich Leopold auf den niederen Adel. In Wien hatte sich das Patriziat überwiegend für Ernst entschieden, die Masse der ärmeren Handwerker sowie die Universität für Leopold. Nachdem die etablierten Schichten Herzog Ernst die Übernahme der Regentschaft in Österreich angeboten hatten, rückte er im November 1407 in Wien ein, Leopold musste sich nach der Wiener Neustadt zurückziehen. Es kam zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen.23

Im Januar 1408 schlossen die Habsburger Brüder Frieden. Ein ständisches Schiedsgericht entschied einige Monate später, dass Leopold zwar Vormund Albrechts bleiben, seinem Bruder Ernst aber die Hälfte der österreichischen Einkünfte auszahlen sollte. In der Folge lebten die Gewalttätigkeiten aber wieder auf, von Wien ausgehende Unruhen zogen weite Teile Niederösterreichs in Mitleidenschaft. Nach längeren Verhandlungen, zu denen die Stände abermals wesentlich beitrugen, entschied König Sigmund von Ungarn im März 1409, dass Leopold und Ernst die Vormundschaft über Albrecht V. gemeinsam ausüben und die gesamten Einkünfte aus dem väterlichen Erbe untereinander teilen sollten. Als Termin für die Volljährigkeit Albrechts, der einen eigenen Haushalt und eigene Räte erhielt, wurde der 24. April 1411 beibehalten. Erst jetzt beruhigte sich die Lage.

Was die Stände offenbar vorausgesehen hatten, trat ein: Der Tag, an dem Albrecht die Herrschaft in Österreich antreten sollte, verstrich, ohne dass Leopold und Ernst von der Vormundschaft zurücktraten. Albrecht war zu dieser Zeit aber schon der unmittelbaren Kontrolle seiner Vormünder entzogen. Wegen einer in Wien ausgebrochenen Seuche hielt er sich seit Ende September 1410 mit seinen Räten auf der Burg Starhemberg auf. Als die Stände zu Pfingsten 1411 zu einem Landtag in Eggenburg zusammentrafen, liessen sie den jungen Herzog heimlich dorthin bringen und schufen mit einer feierlichen Huldigung vollendete Tatsachen. Leopold IV. erfuhr in Wien von diesem Handstreich. Die Nachricht habe ihn, wie es heisst, derart erzürnt, dass ihn der Schlag traf. Er starb Anfang Juni 1411.24

Herzog Ernst stellte sich auf den Standpunkt, die Vormundschaft sei dem habsburgischen Hausrecht gemäss bis zu Albrechts 16. Lebensjahr zu verlängern, und schien bereit, seinen Standpunkt mit Waffengewalt zu erzwingen. Wiederum griff König Sigmund ein, der Ende September in Pressburg zwischen den Parteien vermittelte und dabei feierlich erklärte, Herzog Albrecht seine zweijährige Tochter Elisabeth zur Frau geben zu wollen. Elisabeth war das einzige Kind Sigmunds, der inzwischen auch zum römischen König gewählt worden war, die anderen noch lebenden Luxemburger waren ohne Nachkommen. Albrecht konnte somit als Erbe der luxemburgischen Länder gelten.

Angesichts dieses Schachzugs liessen sich Ernsts Ansprüche nicht mehr aufrechterhalten. Im Oktober 1411 verzichtete er auf Österreich, trat aber das Erbe Leopolds in Kärnten und der Krain an und fügte dieses dem bereits in seiner Hand befindlichen Herzogtum Steier(mark) hinzu. Friedrich IV. blieb im Besitz Tirols und der vorderösterreichischen Gebiete.25

Damit waren jene drei Ländergruppen geschaffen, die für die verwaltungsmässige Gliederung der habsburgischen Erbländer bis in die Neuzeit massgeblich sein sollten: Niederösterreich (das Herzogtum Österreich ob und unter der Enns), Innerösterreich (die Herzogtümer Steier, Kärnten und Krain, die istrischen Gebiete und das adriatische Küstenland) sowie Oberösterreich (Tirol mit den vorarlbergischen Herrschaften und die vorderösterreichischen Lande). Niederösterreich blieb vorerst in der Hand der albertinischen Linie der Habsburger, die leopoldinische hatte sich in einen steirischen und einen Tiroler Zweig aufgespalten.

Ein schwerer Regierungsantritt

Im Juni 1404 hatte, wie bereits erwähnt, Herzog Friedrich IV. in wesentlichen Teilen der Vorlande die Regentschaft angetreten und war damit Bündnispartner des seit Jahrzehnten mit seinen Appenzeller Untertanen verfeindeten Klosters St. Gallen geworden. Durch den 1402 erneuerten habsburgisch-sanktgallischen Pakt und den Eintritt der Appenzeller ins Schwyzer Landrecht zu Beginn des Jahres 1403 erhielt dieser Konflikt eine überregionale Dimension.

Im August 1404 begab sich Friedrich in den Westen, um sich für einen Feldzug gegen die Appenzeller zu rüsten und damit seine Beistandspflicht zu erfüllen. Den organisatorischen Mittelpunkt dieser Aktivitäten bildete das österreichische Schaffhausen, wichtigster städtischer Verbündeter des Habsburgers wurde Konstanz.26 Es waren aber die Appenzeller, die in die Offensive gingen, ins Rheintal vorstiessen und das seit Kurzem österreichische Altstätten belagerten. Herzog Friedrich teilte seine Kräfte. Die zahlenmässig stärkere Abteilung wandte sich gegen die mit den Appenzellern verbündete Stadt St. Gallen. Der andere Teil des Heeres hatte den Auftrag, Altstätten zu entsetzen. Beim Herannahen der österreichischen Verbände zogen sich die Belagerer jedoch in Richtung Appenzell zurück. Die habsburgische Streitmacht, der vor allem die Kontingente österreichischer beziehungsweise mit Friedrich IV. verbündeter Städte sowie Angehörige des schwäbischen Adels angehörten, folgte ihnen. Am 17. Juni 1405 kam es am Stoss zur Schlacht. Die vom beschwerlichen Anstieg bei ungünstiger Witterung geschwächten Österreicher bezogen eine verheerende Niederlage. Der vor St.Gallen stehende Heeresteil zog nach dem Bekanntwerden des Ausgangs der Schlacht am Stoss ungeordnet ab.

Infolge dieser beiden Niederlagen löste sich das bisherige Ordnungsgefüge auf. Der Grossteil der österreichischen Untertanen südlich des Bodensees schloss sich teils freiwillig, teils unter militärischem Druck mit den Appenzellern unter dem Namen «Bund ob dem See» zusammen.27

Höhepunkt und Untergang dieses Bundes lagen zeitlich nahe beieinander: Mit der 1406/07 ausdrücklich zur Bekämpfung der Appenzeller gegründeten schwäbischen St.-Jörgenschild-Adelsgesellschaft28 erwuchs ihm ein starker Gegner. Ausserdem setzten sich die Schwyzer gegen Ende des Jahres 1407 von den Appenzellern ab.29 Die Entscheidung brachte im Januar 1408 ein Gefecht vor der von einer Streitmacht des «Bundes ob dem See» belagerten Stadt Bregenz. Ein Aufgebot des schwäbischen Adels schlug den verhältnismässig schwachen Gegner vollständig, was die Appenzellerkriege beendete.

Ende März 1408 begannen in Konstanz von König Ruprecht geleitete Friedensverhandlungen. Der Schiedsspruch des Reichsoberhaupts löste den «Bund ob dem See» auf und stellte die vor dem Krieg bestehenden Herrschafts- beziehungsweise Besitzverhältnisse wieder her. Allerdings: Die habsburgische Landesherrschaft war in eine Krise geraten, «die kaum nur mit dem schlagkräftigen Agieren der Appenzeller und ihrer Verbündeten erklärt werden kann. Ins Blickfeld rückt vielmehr das Verhalten des regionalen Adels wie auch der habsburgischen Amtsleute, die als Burg- und Landvögte, aber auch als Inhaber von Pfandschaften oder als Räte einen entscheidenden Eckpfeiler der herzoglichen Macht bildeten – ein Eckpfeiler, der offensichtlich brüchig geworden war. Zu dieser Krise mögen die Auseinandersetzungen innerhalb des Hauses Habsburg um die Verteilung der Macht beigetragen haben, aber auch die akute Finanznot und die Häufung verschiedener Konflikte – so weilte Herzog Friedrich 1407/08 weitgehend in Tirol, um einen Aufstand des Adels niederzuschlagen –, die das landesherrliche ‹Krisenmanagement› überforderten. Habsburg versagte als Ordnungsmacht in den Appenzellerkriegen und in anderen regionalen Krisen offensichtlich (allzu) lange, sodass die Loyalitäten abzubröckeln begannen und der Adel wie die Städte nach neuen Perspektiven Ausschau hielten.»30

Erst 1411 wurde Friedrich wieder persönlich im Westen aktiv, indem er, um die alten Bindungen ins Gedächtnis zu rufen, eine allgemeine Lehens- und Privilegienerneuerung in den Vorderen Landen ausrief. Dieses verstärkte Engagement, das zumindest den Anschein einer wiedererlangten Stärke erweckte, beschleunigte nun auch die Bemühungen um eine Regelung der Beziehungen zur Eidgenossenschaft.31 Der Fünfzigjährige Frieden, den Zürich, Bern, Solothurn, Luzern, Uri, Schwyz, Unterwalden und Glarus unter Einbeziehung der Appenzeller 1412 mit der Herrschaft Österreich schlossen, sollte allerdings nur eine kurze Spanne der Beruhigung bringen.

Licht und Schatten eines fürstlichen Lebens. Herzog Friedrich IV. von Österreich

Peter Niederhäuser

Der Herzog sei «ain lamer Her und ain unkrieghaffter karger Her, dess Sinn und Gedenk nun uff Bargelt stuond, dess er ouch vil hatt …» – mit wenigen Worten charakterisierte die gut informierte Klingenberger Chronik, wohl ein Werk des Rapperswiler Stadtschreibers, aus dem zeitgenössischen Blick heraus Friedrich IV. von Österreich.1 Geld statt Krieg und Geiz statt Ehre, so das zugespitzte Urteil zum Verhalten des Fürsten bei Ausbruch des Alten Zürichkriegs 1436, als es in den Augen des Chronisten darum gegangen wäre, mit starker Hand die habsburgische Herrschaft wieder zu festigen. Betonte der habsburgisch orientierte Rapperswiler die Passivität des Herzogs, so skizzierte der Berner Konrad Justinger in den 1420er-Jahren ein Bild, das die Wahrnehmung Friedrichs weit stärker prägen sollte. Der Herzog «düchte sich in den Landen so stark als der Küng» und wollte der Aufforderung König Sigmunds 1414/15 zum Empfang der Reichslehen nicht folgen – was den König «verdros» und von diesem als Schmach empfunden wurde.2 Um den Hochmut und die Verschlagenheit des Habsburgers zu unterstreichen, fügte Justinger seinen Ausführungen eine historisch nicht weiter belegte Episode an: Friedrich habe die eidgenössischen Orte vor dem König fälschlicherweise des Friedensbruchs bezichtigt, was allerdings rasch durchschaut worden sei. Die wenig später folgende Eroberung des Aargaus legitimierte sich aus dieser Sicht mit dem Charakter und dem Verhalten des Habsburgers.

Friedrich IV. von Österreich polarisierte – und polarisiert – die Zeitgenossen wie die Nachwelt. Im Tirol steht vor allem der «volksnahe» Landesfürst im Vordergrund, westlich des Arlbergs gehen die Meinungen über Politik und Person hingegen weit auseinander. Sie folgen dabei meist jenen Chroniken und Berichten, die im Umfeld des Konstanzer Konzils oder in Zusammenhang mit dem habsburgisch-eidgenössischen Gegensatz entstanden sind und den Habsburger als wenig erfolgreichen, wenn nicht unfähigen, jähzornigen, kopflosen oder gar tragisch agierenden Landesherrn schildern.3 Eine umfassende Biografie, die eine differenzierte Wertung des Habsburgers erlauben würde, fehlt bis zum heutigen Tag und dürfte auch nicht allzu rasch geschrieben werden. Mit der Biografie Friedrichs verbinden sich nicht nur historische Zäsuren wie die Vorgänge auf dem Konstanzer Konzil oder der Verlust der aargauischen «Stammlande», in die Zeit Friedrichs fällt gleichzeitig eine auffallende Verdichtung der Schriftlichkeit. Weder die umfangreiche, aber disparate Überlieferung noch die geografischen Dimensionen der fürstlichen Herrschaft erleichtern den Überblick. Bei allen Vorbehalten ist jedoch klar, dass sich das Jahr 1415 tief in die Regierungszeit des Habsburgers eingeprägt hat. Es gibt wohl kaum andere Fürsten, deren Leben so eng mit einem – fatalen – Ereignis verknüpft wird. Wer war Friedrich IV. von Habsburg, und wie lässt sich in aller Kürze seine Herrschaft skizzieren?

Ein Opfer der Familienpolitik

Friedrich kam als vierter Sohn von Herzog Leopold III. und Viridis Visconti um 1382 zur Welt. Nach dem Tod seines Vaters 1386 in der Schlacht bei Sempach wuchs der Habsburger vermutlich am Hof seines Onkels Albrecht (†1395) in Wien auf, ehe er unter die Vormundschaft seiner älteren Brüder gestellt wurde. Die beiden Habsburgerlinien der Albertiner und Leopoldiner hatten im Neuberger Vertrag von 1379 ihre Erblande untereinander aufgeteilt, weitere Absprachen wie der Hollenburger Vertrag von 1395 suchten in der Folge die Interessensphären zusätzlich abzugrenzen und festzuschreiben. Leidtragender war vor allem Friedrich, der als jüngstes männliches Familienmitglied lange Zeit im Schatten seiner Brüder stand und erst nach 1400 Schritt für Schritt als selbstständig handelnder Fürst aufzutreten begann. Er wurde Mitregent in Tirol und in den Vorlanden, jenen Ländern also, die seinem älteren Bruder Herzog Leopold IV. zugesprochen worden waren. Ab 1403 begann er selbst Herrschaft auszuüben; am 6. Juni 1404 übertrug ihm sein Bruder Handlungsvollmachten für die Vorderen Lande, am 14. Mai 1406 sprach Leopold Friedrich die Regierungsgewalt zu, mit Ausnahme von Elsass und Sundgau, die Heiratsgut seiner Frau Katharina von Burgund waren.4 Erst der frühe Tod Leopolds 1411 setzte dieser schwierigen Konstellation ein Ende. Die Aufteilung in eine niederösterreichische (Albrecht), eine innerösterreichische (Ernst) und eine vorderösterreichische (Friedrich) Ländergruppe führte langfristig zu einer Art innerfamiliärem Ausgleich.

Friedrich hatte wohl keine Wahl, als er von seinem Bruder allmählich in die Regierung der vorderösterreichischen Lande eingeführt wurde. Wie weit er mit den vorländischen Verhältnissen vertraut war, muss offen bleiben. Als handelnde Person belegt ist Friedrich erstmals im April 1403, er blieb jedoch vorläufig von Leopold abhängig und begann erst ab 1404 eigenständig zu agieren; 1406 hielt sich sein Bruder ein letztes Mal westlich des Arlbergs auf. Der Zeitpunkt war nicht zufällig, überliess ihm doch Leopold 1404 mit den Vorlanden eine wenig einheitliche Landschaft, eine stark überschuldete Herrschaft und mit den Appenzellerkriegen einen Konflikt, der immer weitere Kreise zog. Der «grosszügige» Verzicht des älteren Bruders trug also durchaus ambivalente Züge. Der etwas mehr als 20-jährige Friedrich musste selbst zusehen, das Beste aus dieser Situation zu machen.

Von der Krise zur Konsolidierung

Das Itinerar und die ersten Register zeigen das Vorgehen des jungen Herzogs, der im August 1404 über den Arlberg zog und sich dann bis Februar 1407 fast ununterbrochen in den Vorlanden aufhielt.5 Seine bevorzugten Aufenthaltsorte waren Schaffhausen, Ensisheim und Rottenburg am Neckar und damit Räume verdichteter habsburgischer Herrschaft am Hochrhein, am Oberrhein und an Neckar und Donau. Das Vorgehen Friedrichs zeigt sich auf drei Gebieten besonders deutlich. Nachdem die Herzöge lange Zeit weder im Aargau noch am Neckar präsent gewesen waren, musste die habsburgische Herrschaft dringend erneuert und aktualisiert werden – darauf weisen die Einträge im erwähnten Register hin, wo sich vor allem Geschäfte aus der heutigen Deutschschweiz sowie aus der Grafschaft Hohenberg und aus Oberschwaben finden. Eine «Hauptstadt» fehlte, und die Verwaltung blieb stark regional orientiert, sodass der Fürst zu einer Reiseherrschaft gezwungen war, worauf das Itinerar hinweist. Die Übernahme der Verantwortung in den Vorderen Landen verband sich zweitens mit der Suche nach einer standesgemässen Ehefrau. Verhandlungen mit König Ruprecht von der Pfalz begannen 1404, 1406/07 heiratete dann Friedrich die Tochter des Wittelsbachers, Elisabeth, was seine Stellung und sein Gewicht im südwestdeutschen Raum stärkte.

Dies zeigte sich am dritten Schwerpunkt der ersten Regierungsjahre, dem Kampf gegen die Appenzeller. Der Streit um Abgaben zwischen dem Abt von St. Gallen und dessen Untertanen in Appenzell eskalierte um 1400. Eine Intervention der Bodensee-Städte um Konstanz schlug fehl, sodass Friedrich zum Eingreifen aufgefordert wurde. Der thurgauische Adel habe den Herzog um Hilfe angerufen, schilderte die Klingenberger Chronik die Vorgänge; der Fürst solle den Adel schützen, sei er doch Haupt des Landes und des Adels. «Das Geschray ward als gross von dem Adel und von den Stetten», dass der Habsburger tatsächlich zum Kriegszug rüstete.6 Die blutige Niederlage 1405 am Stoss und vor der Stadt St.Gallen dämpfte allerdings die Hoffnungen auf eine baldige Beilegung des Konflikts. Ganz im Gegenteil zeigte sich Friedrich IV. nicht fähig, die immer weitere Kreise ziehenden Unruhen einzudämmen. Habsburgs Versagen als «Ordnungsmacht» war so offensichtlich, dass Adlige und Städte in der Deutschschweiz Beistand bei eidgenössischen Orten suchten und in deren Burgrecht traten.7 Erst dem als Antwort auf diese Herrschaftskrise gegründeten Adelsbündnis zum St.Jörgen- oder St.Georgenschild gelang Anfang 1408 vor Bregenz ein symbolträchtiger Sieg über die Appenzeller. Der von König Ruprecht am 4. April 1408 in Anwesenheit seines Schwiegersohns in Konstanz vermittelte Friedensvertrag legte, zumindest oberflächlich, diesen Krieg bei.8

Der lange Aufenthalt Friedrichs in den Vorlanden verweist auf die Herausforderungen, die nicht nur regionalen Konflikten wie dem Gegensatz zu den eidgenössischen Orten, sondern auch strukturellen Defiziten geschuldet waren. Die räumlichen Dimensionen und die Heterogenität der habsburgischen Länder erschwerten eine effiziente Verwaltung, während Geldmangel und die Verpfändung immer neuer Herrschaftsrechte die fürstliche Politik empfindlich einschränkten. Macht musste an Amtsleute delegiert werden, der Herzog blieb jedoch entscheidende Autorität bei zentralen Fragen.9 Der Spagat zwischen diesen Anforderungen zeigte sich spätestens 1407, als Friedrich im Frühling überstürzt die keineswegs beruhigte Ostschweiz verlassen musste, um einem Adelsaufstand im Tirol entgegenzutreten. War er seit seiner Machtübernahme praktisch ausschliesslich in den Ländern westlich des Arlbergs präsent, so verbrachte er die folgende Zeit bis Frühling 1411 weitgehend im Tirol – mit Folgen für die Verwaltung der Vorderen Lande.

Angesichts dieser schwierigen Umstände war das politische Resultat dieser Periode durchaus beachtlich. Sowohl im Westen wie im Osten seines Herrschaftsgebiets gelang Friedrich bis 1412 eine weitgehende Konsolidierung der Macht. Dabei meisterte der Herzog nicht nur politische Krisen, er versuchte gleichzeitig konkurrierende Adlige zurückzubinden und die Verwaltung zu aktualisieren, zu verdichten und zu straffen. Deutlich wird das vor allem in den Vorlanden. Dort lud der Herzog 1411 die Städte und einzelne Adlige ein, Klagen über herrschaftliche Probleme einzureichen, setzte den einflussreichen Landvogt Graf Hermann von Sulz ab und klagte diesen wegen Amtsmissbrauch vor Gericht an. Er fand einen Ausgleich mit Katharina von Burgund, der Witwe seines 1411 verstorbenen Bruders Leopold, hielt 1412 grosse Lehenstage ab und besiegelte an Pfingsten 1412 im aargauischen Baden einen fünfzigjährigen Frieden mit den eidgenössischen Orten. Mit seinem forschen Vorgehen stärkte Friedrich die habsburgische Landesherrschaft, musste dabei aber gerade den Städten einige Zugeständnisse machen, blieb weiterhin im Netz der Verschuldung verstrickt und schuf sich beim höheren Adel und unter den Kirchenfürsten Feinde. Immerhin war die wenige Jahre vorher stark geschwächte Herrschaft wieder so weit gefestigt, dass der Habsburger beispielsweise im Tirol Pfandschaften zurückgewinnen, ein umfangreiches Gesamturbar anlegen und erfolgreich in die Valsugana östlich von Trient expandieren konnte.10

Eine Katastrophe mit Folgen

Die oberitalienische Politik brachte Herzog Friedrich jedoch in Gegensatz zu Sigmund von Luxemburg, der als ungarischer König seinerseits Interessen in diesem Raum geltend machte. Unabhängig von politischen Differenzen und möglichen Ambitionen Friedrichs auf die Königskrone standen sich die entfernt miteinander verwandten Männer auch bei der Frage der Vormundschaft über den minderjährigen Albrecht von Österreich gegenüber und scheinen sich zudem menschlich überhaupt nicht verstanden zu haben. Diese wachsende Kluft nahm 1415 für den Habsburger auf dem Konzil von Konstanz eine ebenso überraschende wie verheerende Wendung – jene Ereignisse sollten das (negative) Bild Friedrichs bis in die Gegenwart prägen.11

Von November 1414 bis April 1418 tagte in Konstanz das erste Konzil, das nördlich der Alpen abgehalten wurde. Der Ort und die lange Dauer verweisen auf das Gewicht einer Kirchenversammlung, die Konstanz vorübergehend zum Zentrum der abendländischen Christenheit machte. Neben Reformanliegen und Glaubensfragen stand vor allem die päpstliche Autorität zur Diskussion, rivalisierten doch drei Päpste um das höchste kirchliche Amt. Der 1410/11 neu gewählte römisch-deutsche König Sigmund suchte in dieser Situation zu vermitteln. Er war nicht nur daran interessiert, als Haupt des Reichs die zerstrittene Kirche wieder zu einen. Gleichzeitig musste er, wollte er Kaiser werden, dafür sorgen, dass ein einziger, rechtmässiger Papst an der Spitze der Kirche stand. Die Reichsstadt Konstanz war in seinen Augen ein idealer, gut zugänglicher und neutraler Ort, um die verfeindeten kirchlichen Parteien zusammenzubringen.

Konstanz war aber auch Plattform für reichspolitische Diskussionen, und Sigmund suchte die Reichsfürsten stärker an sich zu binden. Dies bekam nicht zuletzt Friedrich IV. von Österreich zu spüren, der am 6. August 1414 persönlich aufgefordert wurde, nach Konstanz zu kommen. Im Vorfeld scheint sich der König bei eidgenössischen Orten wie Bern sowie bei anderen Konkurrenten des Herzogs um einen Schulterschluss bemüht zu haben. Das königliche Hofgericht griff bereitwillig Klagen über habsburgische Übergriffe auf; diesen Verfahren konnte der Habsburger wenig entgegensetzen.

Am 20./21.März 1415 flüchteten der einzige in Konstanz weilende Papst, Johannes XXIII., und Herzog Friedrich aus der Stadt. Beide versuchten, sich mit ihrem Vorgehen aus einer wenig günstigen Situation zu befreien, und hofften wohl, die Verhandlungen am Bodensee vorläufig sprengen zu können, was sich als fatale Fehleinschätzung herausstellen sollte. Sigmund rief am 30. März zum Reichskrieg auf, schon vorher setzten sich erste Truppen gegen habsburgische Orte in Bewegung. Adlige, Reichsstädte und etwas später auch die eidgenössischen Orte nutzten die Gelegenheit, sich mit königlicher Billigung in den Besitz der Herrschaften Friedrichs zu setzen; die Stellung Habsburgs in den Vorlanden kollabierte. Herzog Friedrich war gezwungen, Johannes XXIII. an das Konzil auszuliefern; er selbst unterwarf sich am 7. Mai 1415 in Konstanz und übergab dem König bis auf Weiteres seine Länder. Ende März 1416 entfernte sich der Habsburger heimlich aus seiner Geiselhaft und zog sich ins Tirol zurück, wo er seine Stellung auch gegenüber seinem Bruder Ernst behaupten konnte. Ende April 1418 kam es zu einer vorläufigen Einigung: Der 1417 verhängte Reichsbann wurde aufgehoben, und Friedrich verpflichtete sich zur Zahlung einer hohen Entschädigungssumme von 50 000 Gulden. Dafür bestätigte der König die Reichslehen des Herzogs und erlaubte jenem die Rücklösung der mittlerweile verlorenen oder verpfändeten habsburgischen Gebiete, nachdem die seit 1415 hängigen Prozesse vor dem Hofgericht zuungunsten Friedrichs abgeschlossen worden waren.

Leere oder volle Taschen?

Friedrich fand sich im Frühjahr 1418 in einer schwierigen Lage wieder. Sein Rückhalt beschränkte sich auf das Tirol, westlich des Arlbergs blieb vorläufig alles in der Schwebe – darauf nahm der nachträgliche Beiname «mit der leeren Tasche» Bezug. Als Sigmund sich vordergründig mit Herzog Friedrich versöhnte, liess er die Frage der Rückgabe habsburgischer Gebiete bewusst offen. Die rechtliche Stellung von Städten gerade auf dem Gebiet der heutigen Schweiz, die ans Reich «genommen» wurden, aber eigentlich habsburgisch waren, blieb damit unklar.12 Der König hatte persönlich wenig Interesse an diesen Gebieten und verpfändete einen Grossteil an adlige Parteigänger und an loyale Reichsstädte. Als Resultat herrschte für längere Zeit eine Art Machtvakuum und eine politische Pattsituation. In Abwesenheit eines dominierenden Fürsten rivalisierten mehrere mittelgrosse Akteure um Herrschaft und Einfluss, ohne dass sich einer von ihnen entscheidend durchzusetzen vermochte.

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Abb. 1 Die Unterwerfung von Herzog Friedrich gegenüber König Sigmund am 7. Mai 1415 in Konstanz. Chronik des Ulrich Richental (Bild: Rosgarten-Museum, Konstanz).

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Abb. 2 Herzog Friedrich auf einem Votivbild in der Basilika Wilten in Innsbruck. Wie «realistisch» das auffallend sorgfältig gestaltete Porträt ist, bleibt umstritten (Bild: Basilika Wilten, Innsbruck).

Sigmund erlaubte Friedrich auf dem Papier die Rücklösung der Pfandschaften, hintertrieb jedoch gleichzeitig in zahlreichen Fällen entsprechende Bemühungen und betrachtete die Frage der Restitution der habsburgischen Herrschaft offensichtlich als politisches Pfand, mit dem er den Habsburger immer wieder unter Druck setzte. Erst im Lauf der 1420er-Jahre konnte Friedrich IV. von Österreich Schritt für Schritt seine Macht zurückgewinnen; südlich des Rheins blieben die alten habsburgischen Länder und Orte vorderhand verloren. Die schon um 1400 bestehende territoriale Zersplitterung hatte sich in der Zwischenzeit weiter akzentuiert. Die habsburgischen Gebiete westlich des Arlbergs waren weiter denn je von einer Vereinheitlichung und Homogenisierung entfernt, und es musste dem Herzog noch schwerer als vorher gefallen sein, hier eine aktive und längerfristige landesherrliche Politik zu verfolgen. Dazu trug auch die Abwesenheit des Fürsten bei. Hatte Friedrich im Sommer 1418 noch eine baldige Rückkehr in Aussicht gestellt, so kam er – wohl aus gesundheitlichen Gründen – nie mehr in seine vorländischen Gebiete zurück.13 Er blieb fortan ein ferner Herrscher, der zwar über seine Amtsleute präsent war, letztlich aber nur mehr indirekt als Landesherr regierte. Zu dieser «Lähmung» mochte auch der Verlust des zentralen Archivs in Baden beigetragen haben; Bemühungen zur Rückgewinnung dieser wichtigen Schriftstücke blieben zu Lebzeiten Friedrichs trotz königlicher Unterstützung erfolglos.14

Umso wichtiger wurde dafür das Tirol, wo Friedrich Innsbruck als eigentlichen Residenzort förderte. Hofstaat, Verwaltung, Verkehr und Saline trugen gleichermassen zum raschen Aufschwung des mittleren Inntals bei, neu kam eine landesherrliche Bergbaupolitik mit der gezielten Erschliessung der Bergschätze hinzu. Die Grafschaft Tirol entwickelte sich zu einem vergleichsweise modernen Fürstentum, wo Herzog Friedrich sich als durchaus fähiger Landesherr mit Sinn für Ökonomie zeigte und einen beträchtlichen Schatz anzuhäufen verstand.15 Als Senior der Familie gewann er nach dem Tod seines Bruders Ernst (†1424) auch innerhalb des Hauses Habsburg an Gewicht, stand als Vormund den Kindern von Ernst nahe, so dem späteren Kaiser Friedrich III., und kümmerte sich dabei intensiver um die Belange der innerösterreichischen Ländergruppe. Nach dem frühen Tod Elisabeths von der Pfalz heiratete Friedrich 1410 Anna von Braunschweig; 1427 kam mit Sigmund (dem Münzreichen) der Stammhalter zur Welt. Die Wahl des Vornamens überrascht angesichts der Vorgeschichte. Auch wenn Herzog Friedrich und König Sigmund im Hornberger Vertrag von 1425 einen Ausgleich fanden, blieb ihr Verhältnis zeitlebens gespannt.

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