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Titel

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Amsterdam 1696

New York

Die Personen

Karte

Das Tal hinter den Catskill Mountains

Sieghard Malzahn

 

Copyright by Sieghard Malzahn

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

Erstauflage: 2018

ISBN: 9783957536082

Grafik Copyright by Fotolia by Morphart, Thomas Reimer

Historische Daten wurden dem Internet entnommen.

 

Amsterdam 1696

In diesem Jahr war alles anders, der Winter war schnell vergangen und im Februar setzte bereits das Aprilwetter ein, es regnete ständig und wollte nicht mehr aufhören. Der Sturm peitschte dazu den Regen an die Fenster.

 Jahn und seine Mutter saßen am Tisch und frühstückten. Sie sprachen dann meistens über früher, als Jahns Vater noch mit am Tisch saß. Sie können es beide immer noch nicht vergessen, dass er eines Morgens nicht mehr aufstand.

 Er war einfach eingeschlafen mit erst 60 Jahren, das war nun schon zwei Jahre her. Auch an diesem Morgen sprachen sie darüber. Jahn stand nun auf und ging zum Fenster. Seine Mutter sah ihm nach und dachte, dass er das Ebenbild seines Vaters ist, wie er in jungen Jahren war. Groß, blond und von kräftiger Statur. Sie kann sich noch daran erinnern, als Robert und sein Bruder Clasen Wittsel, das Handelsgeschäft, gegründet hatten. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten lief es später gut und sie hatten bald zwei Schiffe, die für sie die Waren nach Amsterdam brachten. Jahns Mutter war stolz auf ihren Sohn, nur sah sie seit geraumer Zeit, dass ihm eine gewisse Unruhe zu schaffen machte. Sein Vater war auch keiner, der hinter dem Ladentisch stehen konnte, er musste die Geschäfte außerhalb erledigen, genau so war Jahn. Er stand am Fenster und sah zum Hafen. Man konnte nicht viel erkennen, es hatte sich ein Nebelschleier über die Stadt gelegt und die Schiffe im Hafen konnte er nicht sehen. Mittlerweile regnete es nun schon vier Wochen.

 Jahn drehte sich nun wieder um und sah, dass seine Mutter Tränen in den Augen hatte. „Mutter, ich kann Vater auch nicht vergessen, mein Onkel führt das Geschäft so weiter und ich bin an Vaters Stelle getreten, ich wollte sowieso lieber seine Arbeit übernehmen und nicht hinter dem Ladentisch stehen“, sagte Jahn.

„Darum geht es nicht, mein Sohn“, meinte seine Mutter, „ich merke deine wachsende Unruhe, die mir Sorgen bereitet. Ich weiß ja, dass du gerne auf einem unserer Schiffe mitfahren möchtest. Es schmerzt mich sehr, da ich dich dann auch verloren hätte.“

 „Noch bin ich ja hier“, antwortete Jahn.

 Er ging zum Garderobenständer und nahm seinen Mantel und verabschiedete sich von seiner Mutter. Vor der Tür setzte er seinen Hut auf und ging die Straße hinunter zum Geschäft. Es waren nur wenige Menschen auf der Straße, wer nicht unbedingt raus musste, blieb lieber zu Hause. Als Jahn um die Straßenecke kam, sah er den Hafen. Es war so diesig, dass die Schiffe kaum zu erkennen waren. Er wollte nur einmal nachsehen, ob die Willem schon angekommen war, die Waren aus England bringen sollte. Erst hier konnte man wahrnehmen, wie stark der Sturm war, selbst die Schiffe im Hafen schaukelten.

 Nun sah er, dass die Willem gerade in den Hafen einlief.

 Da kein Platz frei ist, muss die Willem im Hafen erst einmal ankern. Jan hat genug gesehen, er geht zum Geschäft, um Pieter die gute Nachricht zu übermitteln, dass die Willem eingelaufen ist.

Als er am Geschäft ankommt, steht die Tür schon offen. Na, dann wird Pieter oder sein Vater schon im Geschäft sein, denkt Jahn und tritt in die Tür. Da kommt ihm Pieter schon entgegen.

 „Hallo Jahn, wir müssen zum Hafen, um zu sehen, ob die Willem schon angekommen ist.“

 „Ich war schon dort, sie ist gerade eingelaufen, sie kann aber nicht anlegen, da alle Plätze belegt sind“, erwidert Jahn.

 „Ja, das habe ich mir schon gedacht, bei dem Wetter haben alle Schiffe Zuflucht im Amsterdamer Hafen gesucht. Wir müssen aber versuchen, dass wir die Stoffe von Bord bekommen, da Simon Duifken von Den Haag übermorgen schon seine Stoffe abholen möchte, und du weißt, dass er unser bester Kunde ist.“

 „Wir können nur hoffen, dass die Cornelius, die eigentlich schon auf dem Weg nach Amerika sein sollte, ausläuft, und für die Willem Platz macht“, antwortet Jahn.

 „Wir müssen vorher zum Hafenmeister gehen, damit er den Platz nicht für ein anderes Schiff vorsieht, uns würde sonst der Auftrag verloren gehen und wir bekommen Ärger mit meinem Vater“, meint Pieter.

 Beide nehmen ihre Mäntel und gehen zum Hafen.

 Je näher sie zum Hafen kommen, desto mehr nimmt der Betrieb zu, und zu ihrer Freude nimmt der Regen ab.

 Am Hafen können sie schon von Weitem den Hafenmeister erkennen, der mit Pieters Vater rege diskutiert.

 Als sie ankommen, sagt Pieters Vater: „Na, das hätte beinahe nicht geklappt, dass die Willem am Platz der Cornelius anlegen kann, da die Bergte eingelaufen ist und hier anlegen sollte.“

 „Wie kann das angehen, die Willem war doch schon im Hafen“, meint Pieter.

 „Natürlich, aber es laufen heute keine weiteren Schiffe mehr aus, da die Plegta immer noch repariert wird, und der Bootsmann von der Plegta zum Kai gerudert ist und sein Schiff angemeldet hat, bevor einer von der Willem bei dem Hafenmeister war.“

 „Und wie hast du es geregelt, dass wir doch anlegen können?“, fragt Jahn.

 „Ich kenne den Hafenmeister schon lange, ich habe ihm auch gesagt, dass wir noch eine Reparatur am Latinersegel vornehmen müssen, da es der Sturm beschädigt hat. Trotzdem musste ich ihm noch 10 Flaschen vom roten Wein anbieten.“

 „Wann können wir dann mit den Stoffen rechnen?“, meint Pieter.

„Ich hoffe, dass wir sie morgen im Lager haben“, sagt Pieters Vater.

 „Übermorgen kommt Simon Duifken, um seine Stoffe zu holen“, sagt Pieter.

 „Er kommt schon übermorgen? Woher weißt du das?“, fragt der Vater.

 „Simon war gestern Abend bei mir und hat darauf gedrungen, dass er übermorgen seine Lieferung schon benötigt“, sagt Pieter.

 „Es hat auch sein Gutes, dann wird gleich ein Teil der Ladung bezahlt, wir müssen nur heute noch Platz vorne im Lager schaffen, damit wir übermorgen gleich liefern können“, meint Pieters Vater.

Somit gehen alle drei zum Geschäft, unterdessen hat sich der Sturm gelegt und es regnet nicht mehr.

 Sie hatten 10 Stunden zu tun, damit das Lager soweit geräumt war, dass die Ladung eingelagert werden konnte.

 Bis spät in die Nacht hinein wurde dann die Ware für die Duifkens eingelagert.

 Wie abgesprochen erschien Simon Duifken am nächsten Tag, um seine Stoffe abzuholen.

 Während die Angestellten die Wagen beluden und Pieters Vater die Aufsicht übernahm, setzten sich Pieter, Jahn und Simon auf zwei Stoffballen und unterhielten sich. Sie waren alle fast im gleichen Alter zwischen 25 und 30 Jahren.

 Simon war ganz das Gegenteil von Jahn, er war so gar kein typischer Holländer, er war schwarzhaarig, außerdem kleiner und hat feinere Gesichtszüge.

 Pieter hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Jahn, war nicht so breitschultrig, aber auch blond.

 Ihre Themen waren meistens immer die gleichen, sie schwärmten von der Neuen Welt und den Möglichkeiten.

 Simon brachte auch immer neue Nachrichten mit, da er einen Lübecker Kaufmann kannte, welcher bei ihnen Waren kaufte, der auch in den ehemaligen niederländischen Kolonien war und auch bald wieder dorthin reisen wollte. Aber mehr wurde erst einmal nicht darüber gesprochen.

 Damit war das Thema erledigt, da Simons Wagen beladen waren und er Abschied nehmen musste. Er fuhr nach Den Haag zurück.

 Der Alltag nahm wieder seinen Lauf, inzwischen stiegen die Temperaturen ständig und es wurde Frühling. Der April zeigte seine beste Seite, die Sonne schien den ganzen Tag und es wurde schon richtig warm.

 Pieter und Jahn gingen zum Hafen und wollten sehen, wie weit die Reparatur an der Willem fortgeschritten ist.

 Am Hafen angekommen hörte man schon von Weitem das Geschrei der Möwen.

 Die Fischer waren dabei, ihre Netze zu säubern und warfen den Beifang über Bord. Das war für die Möwen ein gefundenes Fressen. Es war richtig warm, kein Wind regte sich, im Wasser spiegelten sich die Schiffe und einige Angler saßen am Hafeneingang und versuchten ihr Glück. Es wäre eine himmlische Ruhe gewesen, wenn nicht das Geschrei der Möwen und das aufgeregte Gemurmel der Leute gewesen wäre, die in mehreren Gruppen am Kai zusammenstanden.

 „Was ist heute hier los? So einen Lärm kennt man ja gar nicht“, sagte Jahn.

 „Die Leute stehen alle neben unserem Schiff, da muss was passiert sein“, meinte Pieter.

 Jetzt fingen beide an zu laufen. Am Kai angekommen, sahen sie, dass das Interesse nicht ihrem Schiff galt, sondern einem kleinen Segelboot, welches danebenlag. Männer trugen einen Verletzten auf einer Bahre zum Arzt, wobei die anderen alle durcheinanderriefen, man konnte nichts verstehen.

 Pieter sprach den Bootsmann von der Cornelius an, der in unmittelbarer Nähe stand.

 „Was ist passiert?“, fragte Pieter.

 Liefke, so hieß der Bootsmann, wollte zuerst nicht antworten, doch als er sah, wer ihn ansprach, berichtete er.

 „Wir waren gerade auf dem Weg nach Amerika und wollten Tabak und Felle laden, da wurden wir von Piraten ca. 60 Seemeilen vor Cornwell angegriffen.

 Wir hätten es bestimmt noch geschafft, aber einer verfolgte uns von Achtern und einer kam von vorn. Ihr wisst ja, wir haben das gleiche Pinassschiff wie ihr. Um mehr Waren an Bord nehmen zu können, haben wir auch nur acht 12-Pfund-Kanonen auf jeder Seite und am Vorder- und Achterdeck jeweils eine 9-Pfund-Kanone. Wir drehten sofort bei und wollten wieder in Küstennähe kommen, da wir nicht so einen Tiefgang haben, wie die beiden Galeonen der Piraten. Dabei kamen wir dem einen Piratenschiff, das aus Richtung England kam, sehr nah. Wir hatten unsere Stückpforten auf der Leeseite mal gerade geöffnet, da bekamen wir schon eine volle Breitseite. Wir wurden getroffen, bevor wir überhaupt einen Schuss abgeben konnten. Mittlerweile waren unsere Kanonen auf der Leeseite feuerbereit und die erste Salve traf die Piraten voll im Bereich der Stückpforten. Das reichte uns aus, um einen gewissen Vorsprung zu erreichen. Das Piratenschiff, das von uns getroffen wurde, musste erst drehen, da waren wir mit unserer schnelleren Cornelius schon zu weit weg. Sie gaben beide auf und drehten ab.

Wir waren aber so schwer getroffen, dass unser Schiff etwa 3 Seemeilen vor Cornwell unterging. Eine holländische Pinass, die von Bristol kam, war noch etwa 2 Seemeilen entfernt von uns. Jetzt mussten wir alle von Bord und versuchten, uns an etwas Schwimmendes zu klammern. Ich hatte den Mast vom Latinersegel erwischt und konnte noch Roger mit rauflegen, der vom Mast getroffen war und das Bewusstsein verloren hatte. Die meisten hatten nicht so viel Glück wie wir. Ihr seht ja, geschafft haben es nur 21 von 83. Die Pinass setzte uns in Vissingen an unserer Küste ab, wo uns ein Fischer hierher segelte. Das ist die ganze Geschichte.“

 Mittlerweile legte sich die Aufregung und die Männer gingen ihrer Arbeit wieder nach.

 Jan und Pieter gingen zum Geschäft und halfen im Lager. Am späten Abend gingen beide noch einmal zum Hafen. Von der Aufregung am Vormittag war nichts mehr zu spüren, selbst die Möwen hatten ihr Geschrei beendet. Leichter Wind ließ die im Hafen liegenden Schiffe etwas schaukeln. Selbst die sonst betrunkenen Matrosen fehlten heute.

 Schließt man die Augen, könnte man denken, man ist irgendwo auf dem Land, nur die Nase erinnert einen an den Ort, es riecht ständig nach Fisch und Teer.

 Die Sonne war am Horizont schon fast nicht mehr zu sehen und die Temperatur fiel auch gleich beträchtlich.

 Die Ruhe wurde gestört, da ein Fischerboot wieder im Hafen ankam und die Möwen aktiv wurden und dem Boot mit lautem Geschrei folgten. Jetzt stellten sich auch wieder die Händler sowie ein paar Hausfrauen ein, die den frischen Fisch kaufen wollten.

 „Ich muss immer noch an heute Vormittag denken, 62 Seemänner sind ertrunken und die schöne Cornelius ist untergegangen. Jost Freder wird jetzt auch um sein zweites Schiff, die Bowen, bangen, die Piraten werden ja noch in diesen Gewässern sein“, meinte Pieter.

 Jahn wollte ihn beruhigen „Es soll ja erst in drei Tagen eintreffen. Komm, wir gehen nach Hause.“

 Unterwegs trafen sie noch einige Seeleute, die aus den Kneipen kamen und noch über den Verlust der Cornelius sprachen. Pieters Vater stand an der Tür und wartete schon auf die beiden.

 „Na, da seid ihr ja endlich, wir müssen uns unterhalten“.

 Sie gingen in die Küche, wo schon Simon am Tisch Platz genommen hatte.

 „Hallo Simon, wen hast du mitgebracht?“, fragte Pieter.

 „Das ist Klaus Blom aus Lübeck, ich habe doch das letzte Mal von ihm erzählt.“ Simon war etwas jünger als Pieter und Jahn, Klaus‘ Alter konnte man nur schätzen, da seine Bräune dies erschwerte und er einen Vollbart trug.

 Alle setzten sich an den Tisch und Pieters Vater nahm fünf Gläser aus dem Schrank und stellte sie mit einer Flasche Rum auf den Tisch.

 „Simon hat nicht ohne Grund Klaus mitgebracht“, meinte Pieters Vater.

 „Ich glaube, er sollte uns erst einmal über seinen Vorschlag informieren.“ Alle nickten zustimmend.

 „Ich bin nicht ohne Grund hier erschienen“, sagte Klaus. „Die Umstände haben es so ergeben. Bei meinem letzten Aufenthalt in Lübeck war ich schon einmal in Den Haag bei Simon und habe mit seinem Vater, Per Duifken, gesprochen und die Situation erklärt. Mein Bruder Hans und ich haben in der ehemaligen niederländischen Kolonie – Neu Amsterdam – schon vor Jahren ein kleines Geschäft gegründet, welches mit allerlei Kleinkram handelt. Unser Handel beschränkte sich hauptsächlich auf Dinge des täglichen Bedarfs, wie Töpfe, Messer, Beile usw., die wir auch den Zwischenhändlern mitgaben, zwecks Tauschs mit den Indianern, wo wir wieder Felle dafür bekamen. In der letzten Zeit kam noch Tabak dazu, die dem Geschäft bei meinem Vater in Lübeck zusätzlichen Gewinn brachten. Durch den Zwischenhändler konnten wir auch keinen direkten Einfluss auf das Tauschgeschäft mit den Indianern nehmen und somit auch nicht auf den Gewinn. Das Gleiche betrifft auch den Warentransport von Amerika nach Europa, der nur als Beiladung auf anderen Schiffen mitgenommen wurde. Die Umstände ergaben es jetzt, durch den Tod meines Vaters in Lübeck, dass ich unser Geschäft dort verkauft habe.“

 „Du hättest doch einen Verwalter einsetzen können“, meinte Pieter.

 „Nein, das geht nicht, dann hätte mein Bruder oder ich mindestens einmal im Jahr nach Lübeck fahren müssen“, sagte Klaus. „Da fiel mir Simon ein, er hatte mir schon vor längerer Zeit von seinem Vater erzählt, dass er auch lieber die Waren direkt aus Amerika beziehen würde und nicht über Zwischenhändler. So kamen wir zu dem Entschluss, hierher zu fahren und mich mit euch zu besprechen, um gemeinsam den Handel zu betreiben.“

„Die Geschichte hatte mir Klaus vorher schon berichtet und so konnte ich mir meine Gedanken machen“, sagte Pieters Vater.

 „Die Situation ist die“, meinte Pieters Vater, „Klaus und Simon, der mit seinem Vater darüber gesprochen hat, möchte, dass ich eines meiner Schiffe zur Verfügung stelle, um die Waren von Amerika hierher zu bringen und um die Kosten so gering wie möglich zu halten.“

 „Das würde unser Geschäft auch noch mal beleben. Aber du hast ja gesehen, was gerade mit der Cornelius passiert ist“, meinte Pieter.

 „Natürlich ist immer ein Risiko vorhanden, aber das hat man auch, wenn die Ware von einem anderen Schiff mitgenommen wird. Allerdings könnten wir auch ein Schiff verlieren, dafür wäre der Gewinn aber erheblich höher“, meinte Pieters Vater.

 „Der Handel sollte über das Geschäft von Klaus in Amerika laufen?“, fragte jetzt Jahn.

 „Ja“, mischte sich jetzt wieder Klaus ein, „wir würden gemeinsam das Geschäft in Amerika betreiben und auch das Risiko gemeinsam für alles tragen.“

„Und woher bekommen wir die Pelze und den Tabak in Amerika?“, fragte Pieter.

 Jetzt schaltete sich noch mal Klaus ein. „Ich hatte mir gedacht, dass wir selbst mit den Indianern Kontakt aufnehmen und den Handel direkt betreiben. Das würde natürlich voraussetzen, dass wir auch in ein noch unbekanntes Gebiet vordringen müssten, um nicht mit den großen Handelsgesellschaften in Konflikt zu treten. Hierzu müssten wir bereit sein. Mein Bruder und ich haben dort drei Angestellte, wobei einer ein Halbblut ist, sein Vater war ein Niederländer und seine Mutter war vom Stamm der Irokesen, außerdem noch drei Sklaven.“

 „Aber wie stellst du dir das vor? Die Engländer kontrollieren dort doch fast alles, “ meinte Pieter.

 „Ja, es wird nicht leicht werden“, meinte Klaus, „aber es gibt ja immer noch genügend Landsleute von euch und uns dort, die noch immer zusammenhalten.“

„Sage mir mal, wie kommt ihr denn eigentlich nach Amerika?“, fragte Jan.

 „Das ist eine lange Geschichte", meinte Klaus, „aber ich kann sie euch kurz erzählen. Ihr wisst ja, dass eure Landsleute um 1624 bis 1667 eine Kolonie „Neu Niederlande“ an der Ostküste von Amerika gegründet haben. Die niederländische Westindien-Kompanie, WIC genannt, verwaltete die Gebiete von der Newport Bay im Osten bis zum Delawaren River im Westen und zum Sankt-Lorenz-Strom im Norden. Mit der Gründung des Forts Orange, 1624, am oberen Hudson, begann der Handel mit den Indianern der Mohawk. Hauptsächlich war es der Pelzhandel. Da 1667 die Kolonie von den Engländern übernommen wurde, kamen nicht mehr so viele Religionsflüchtlinge nach Amerika. So kam es, dass durch den Mangel an Siedlern auch andere Nationen angesprochen wurden, um nach Amerika umzusiedeln. Auch Deutsche wurden angesprochen. So kam es, dass mein Vater damit einverstanden war, dass wir es in Amerika versuchen sollten. Unser Geschäft lief auch nicht besonders. Wir bekamen von meinem Vater so viel Mittel mit, dass wir dort ein kleines Geschäft gründen konnten. Die ersten drei Jahre lief es schlecht, aber als wir mit den Zwischenhändlern der Indianer ins Geschäft kamen, wurde es besser. Pieter, dein Vater und Simons Vater hatten sich schon im Vorfeld verständigt und waren damit einverstanden, dass wir gemeinsam eine kleine Gesellschaft gründen wollen.“

 Jetzt kam Pieters Vater zu Wort.

 „Wir haben uns zwar geeinigt, dass wir eine kleine Gesellschaft gründen wollen, aber noch nicht mit unseren Kindern gesprochen, wie die Besetzung in Amerika aussehen sollte. Ich habe die Gespräche von Jahn, Pieter und Simon schon immer mitgehört, aber es ist doch immer noch etwas anderes, wenn die Träume umgesetzt werden können. Deshalb habe ich mir gedacht, es wird nur etwas daraus, wenn Pieter unser Schiff auf den Fahrten von Amerika und zurück begleitet, und Jahn und Simon sich mit ihm immer abwechseln, somit hat jeder die Möglichkeit, wenigstens einmal im Jahr nach Hause zu kommen. Wer nachher den Kontakt mit den Indianern aufnimmt, muss sich dann vor Ort ergeben. Wir brauchen jetzt noch die Meinung der Kinder, wobei wir ihnen bis morgen Zeit lassen sollten.“

 Jetzt war erst mal alles besprochen und Pieters Vater füllte die Gläser mit Rum. Alle prosteten sich zu und jeder ging erst mal seinen Gedanken nach.

 Nach dem dritten Glas Rum meldete sich Pieter.

 „Ihr kennt ja meine Meinung, ich würde dem zustimmen.“

 „Ja, wir brauchen nicht bis morgen zu warten“, meinte Jahn. Auch Simon schloss sich an.

 „Das ist gut“, meinte Pieters Vater, „da die Willem für diese Fahrten vorgesehen ist und sie bald repariert ist. Klaus sollte die Fracht zusammenstellen, da er den Bedarf der Siedler und Indianer am besten kennt.“

 „Die Liste besteht schon“, meinte Klaus.

 „Wir sollten heute Schluss machen, sonst fahren wir heute noch los“, sagte Pieters Vater und lachte. Alle stimmten in das Gelächter mit ein. Jetzt kam auch Pieters Mutter rein und wollte sehen, warum auf einmal so viel Fröhlichkeit aufkam.

 „Habe ich was verpasst?“, fragte Pieters Mutter.

 „Aber nein, Betje, ich werde dir alles später erzählen“, sagte ihr Mann und das Thema war damit erst einmal erledigt. Nach einer Stunde trennte sich Klaus und ging in sein Hotel. Pieter, Jahn und Simon gingen noch mal zum Hafen. Mittlerweile war es schon ziemlich dunkel geworden und am Hafen war wie immer in den Kneipen richtig was los. Das Wetter hatte sich auch gehalten und fühlte sich schon frühlingshaft an. Bis zum Hafen sprach keiner ein Wort, jeder hing seinen Gedanken nach. Als Erster ergriff Simon das Wort und meinte: „Im Grunde genommen wollten wir das doch schon immer, nun ist es so weit und wir sollten uns freuen.“

 „Wir freuen uns ja auch“, meinte Jahn, „aber auf einmal geht alles so schnell.“

 „Na ja, noch dauert es ja bestimmt ein paar Wochen“, sagte Pieter.

 Als sie an der Willem ankamen, sahen sie, dass immer noch an der Reparatur gearbeitet wurde. Es war so viel auf sie eingestürzt, dass sie jetzt nach Hause gingen und sich schlafen legten.

 In der nächsten Zeit lief der Alltag wie immer ab, jeder ging seiner Arbeit nach, nur Klaus stellte die Fracht zusammen und war damit den ganzen Tag beschäftigt.

 Das Wetter änderte sich auch, es wurde warm, der Frühling kehrte ein. Das erste Grün an den Bäumen verbesserte die Stimmung zusehends, da auch die Abreise immer näher rückte.

 Am 3. Mai, der Tag war wolkenlos und es wehte nur ein kleines Lüftchen, kam Pieters Vater vom Hafen und brachte die Nachricht mit, dass die Willem auslaufbereit sei.

 Am nächsten Tag wurde mit der Beladung begonnen.

 Drei Tage später war es so weit, alle trafen sich am Hafen, auch Simons Eltern waren von Den Haag angereist. Jahns Mutter sowie Pieters Familie und alle Angestellten wollten die Willem verabschieden.

 Zum Abschied wurde die Hafenkanone abgefeuert, die eigentlich nur bei der Ankunft von Schiffen betätigt wird. Aber dies war eine andere Situation, für die Willem war es die erste Fahrt nach Amerika und da machte man eine Ausnahme.

 Nur der Kapitän war amerikaerfahren, da er von der untergegangenen Cornelius angeheuert hatte.

 Alle standen an der Reling und winkten und wünschten viel Glück, Jahns Mutter konnte ihre Tränen nicht verbergen, man sah es ihr an, dass sie ihren Sohn vielleicht das letzte Mal sah. Die Willem setzte, sobald sie aus dem Hafen war, alle Rahsegel. Da nur eine leichte Brise wehte, wurden auch am Achtermast das Rahsegel und das Latinersegel gesetzt.

 Die Willem war wie alle Pinassschiffe recht schlank, dieses wurde noch verstärkt durch die hohen Rahmasten und die schmalen Segel. Sie ist kein sehr großes Schiff, hat nur eine Länge von 42 Metern sowie eine Besatzung von 114 Mann.

 Aber durch die geringe Anzahl der Kanonen konnte sie 800 Tonnen Fracht aufnehmen. Damit war sie aber etwas größer als die Cornelius.

 Der Kapitän war von der Willem begeistert, sie ist noch schneller als die Cornelius.

 Als die Willem auf der Höhe von Cornwall war, bekam die Willem mehr Fahrt, da der Wind zunahm. Der Kapitän ließ sofort auf dem Bugsprit die Blinde und zusätzlich am aufgesetzten Spritmast, der bei der Reparatur eingebaut worden war, eine Oberblinde setzen.

 Die Reise verlief die ersten drei Wochen ruhig, der Wind entsprach der Vorstellung der Mannschaft.

 Nur für Jahn, Pieter und Simon kam das große Elend gleich hinter Madeira. Sie bekamen die Seekrankheit und konnten sich auch die nächsten 14 Tage nicht so richtig davon erholen.

 Die ersten Vorboten die Möwen zeigten es ihnen an, dass sie sich der Küste näherten.

 Der Kapitän meinte, wenn der Wind so bleibt, werden sie in einer Woche ankommen.

 Am nächsten Tag, die Sonne zeigte sich gerade am Horizont, der Wind hatte sich über Nacht gelegt, läutete die Schiffsglocke. Alle kamen an Deck, der Steuermann zeigte in Richtung Süden. Alle konnten ein Schiff erkennen.

 Der Kapitän nahm sein Fernglas, konnte aber keine Beflaggung sehen.

 Er beruhigte alle und sagte: „Es könnte natürlich ein Piratenschiff sein, da die sich meistens erst kurz vor Angriff zu erkennen geben. Aber wir können unseren Kurs bei diesem Wind beibehalten die Willem ist viel zu schnell bei dieser Brise. Wir können nicht eingeholt werden.“ Da alle Segel gesetzt waren, konnten sie sowieso nur abwarten. Sie blieben an Deck und beobachteten das andere Schiff. Man sah, dass es ständig kreuzte und versuchte, näherzukommen, aber die Willem war zu schnell für sie. Zum Glück entfernte es sich immer mehr.

 Dieses war der einzige Zwischenfall bei der Überfahrt.

 In der siebten Woche näherte sich die Willem der Küste, die schon von Weitem zu erkennen war.

 Jetzt wurden schon alle unruhig, besonders Pieter, Jahn und Simon. Klaus setzte sich auf dem Deck zu den dreien und sagte: „Wir werden noch einen Tag brauchen, bis wir in New York eintreffen.“

 Das unbekannte Land erweckte bei den dreien die Neugier.

„Waren hier früher keine Indianer?“, wollte Jahn wissen.

„Doch“, meinte Klaus, „1626 hatte Peter Minuit die Felsenhalbinsel Manna-hatta, so nannten es die Lenni-Lenepe-Indianer, für Waren im Wert von 60 Gulden abgekauft. So wurde es New Amsterdam, dann übernahmen es die Engländer und 1669 wurde es nach dem damaligen Befehlshaber Herzog von York auf New York umbenannt.“

 „Leben heute dort auch noch Holländer“, fragte Simon.

 „In New York leben viele Nationalitäten, Holländer, Engländer, Franzosen und so wie ich auch Deutsche und etwa ein Drittel Sklaven.“

 

New York

 Am 28.6. lief die Willem in New York ein.

 Jetzt übernahm der Kapitän das Ruder, er kannte genau die Untiefen und Riffe, die der Halbinsel vorgelagert waren. Kaum, dass die Willem vertäut war, sammelten sich Bürger von New York an der Anlegestelle, um bei der Entladung zu helfen oder Neuigkeiten von der alten Welt zu erfahren.

 „Für die Entladung werden keine Helfer benötigt“, hatte Klaus gleich am Kai ausgerufen. Nun gingen auch Simon, Jahn und Pieter von Bord.

 Klaus sagte: „Wir werden erst einmal meinen Bruder aufsuchen, kommt, wir gehen.“

 Um das Geschäft zu erreichen, mussten sie die Halbinsel von Norden nach Süden durchqueren. Es war eine breite Straße, an der zur rechten und an der linken Seite jeweils drei Seitenstraßen abgingen. Jahn, Pieter und Simon staunten nicht schlecht, als sie die Hälfte der Insel überquert hatten und auf der linken Seite die alte Befestigung mit der viersternigen Mauer sahen. Gleich danach folgte ein größerer Platz, hier bog Klaus nach rechts ab und sie gingen parallel zum Hudson River. Schon nach etwa 200 m sahen sie ein Gebäude, das über die gesamte Länge mit einzelnen Fenstern versehen war. Vor dem Gebäude standen einige Angestellte, die sie bereits erwarteten.

 Klaus und Hans umarmten sich und die Angestellten begrüßten alle. Hans bat alle ins Haus, dazu mussten sie durch das Geschäft gehen. Über die gesamte Länge des Hauses dehnte sich der Laden aus. Pieter, Jahn und Simon waren von der Vielfalt der Waren überrascht, hier konnte man alle Dinge des täglichen Gebrauchs bis hin zu Schusswaffen erwerben.

 Hinter dem Geschäft war ein Flur, der durch das gesamte Haus führte. Gleich hinter dem Laden war die Stube auf der linken Seite, dann kam das Schlafzimmer von Hans und seiner Frau und dahinter das Zimmer seiner Tochter.

 Gegenüber war die Küche mit dem Essensraum, der folgte. Nach dem Essensraum führte eine Treppe in den ersten Stock.

 Klaus bat nun alle in die Stube, außer die Angestellten, die weiter ihrer Arbeit nachgingen. Alle nahmen auf einem Stuhl vor einem großen Tisch, der mitten im Zimmer stand, Platz. Das Zimmer war einfach eingerichtet. An der Giebelseite, am Fenster, standen zwei Truhen und an der gegenüberliegenden Seite stand eine Kommode.

Jetzt kam Hans mit seiner Frau und Tochter in das Zimmer.

 Klaus stand sofort auf und umarmte seine Schwägerin und Nichte. Nun waren alle anwesend und Klaus stellte die Neuankömmlinge vor.

 „Zu meiner linken Seite haben wir Simon von Den Haag, ihn kennt ihr ja schon vom Erzählen, da wir mit seinem Vater ja schon seit längerer Zeit Geschäfte gemacht haben. Daneben sitzt Pieter aus Amsterdam, er ist der Sohn des Schiffseigners, der uns die Waren rübergebracht hat. Neben Pieter, der große blonde Wikinger, ist Jahn, ein Teilhaber von Pieters Vater. Jahn ist natürlich kein Wikinger, er ist Holländer wie Pieter.

 Zu meiner rechten Seite sitzt Hans, seine Frau Amalie und daneben seine Tochter Julia.“

 Nun hatten alle nur noch Augen für seine Tochter. Sie waren erstaunt, dass Hans schon so eine große Tochter hatte. Mit ihren schwarzen langen Haaren, die hinten mit einer Schleife zusammengebunden waren und ihrem braunen Teint wirkte sie wie eine Südländerin.

 Simon ließ bei der Begrüßung ihre Hand gar nicht mehr los, bis Jahn ihn anstieß. Er war sichtlich erschrocken.

 Eine leichte Röte überzog das Gesicht von Simon und Julia. Nun nahmen alle wieder Platz. Hans fragte, wie die Überfahrt gewesen war und er wollte wissen, was Pieter, Jahn und Simon für Pläne hatten, da er die Absprachen nicht kannte.

 Nun war Klaus an der Reihe, um zu berichten. Alle lauschten gespannt den Ausführungen, die sich hinzogen.

 Als Klaus geendet hatte, meinte Hans: „Die Idee ist gut, nur wenn wir wirklich mit den Indianern selbst verhandeln wollen, muss wenigstens einer bereit sein, in ein unbekanntes Gebiet zu reisen.“

 „Auch hierüber haben wir uns schon Gedanken gemacht, wir hatten ja bei der Überfahrt genug Zeit“, meinte Klaus.

 „Pieter, Simon und Jahn sollten sich erst einmal hier einleben und dann wollen sie entscheiden, wer mit den Indianern verhandelt“, meinte Klaus.

 „Wir hatten schon darüber gesprochen, dass wenigstens jedes Jahr einmal jeder mit der Willem nach Hause fährt, um seine Familie zu besuchen.“

 „So, jetzt haben wir genug gesprochen, die Neuigkeiten werden wir mit einem Glas Rum begießen“, schloss Hans die Runde. Hans’ Frau stand auf, ging zur Kommode und holte Gläser und eine Flasche Rum heraus.

 Als alle angestoßen und ausgetrunken hatten, sagte Hans: „Wir werden unseren neuen Partnern nun erst mal unser Geschäft zeigen. Wir haben noch weitere drei Angestellte, einen Holländer, Pietr Kons, einen Engländer, Tom Black, sowie einen Halbindianer, John Clevers, dessen Mutter eine Irokesin und dessen Vater ein Holländer war, außerdem zwei Sklaven, die in der Schmiede arbeiten. Den älteren habe ich mit seiner Frau zusammen gekauft, den jüngeren, ihren Sohn, ein Jahr später.“

 Jetzt stand Hans auf und alle folgten ihm.

 „Im unteren Bereich wohne ich mit meiner Frau und Tochter. Speisen werden wir alle zusammen im Essensraum, auch mit den Sklaven, die von uns als solche nicht behandelt werden. Ich hoffe, dass ihr damit keine Probleme habt“, meinte Hans. Jahn, Pieter und Simon nickten, sie kannten solche Situationen gar nicht, da bei ihnen zu Hause keine Sklaven beschäftigt waren. „Für euch steht oben im Haus, neben Klaus’ Zimmer, jeweils ein Zimmer bereit“, sagte Hans.

 Am Ende des Flures machte Klaus die Tür auf und sie standen im Lagerhaus, es war recht groß mit einigen Regalen bestückt.

 „Hinter dem Lagerhaus haben wir noch einen Stall, in dem drei Pferde stehen und zwei Schweine gehalten werden“, sagte jetzt Klaus.

 Sie gingen aus dem Lagerhaus heraus, gegenüber lag die Schmiede. Man hörte schon von Weitem das Klirren und Schlagen auf heißes rotglühendes Eisen. „Wir haben den besten Hufschmied in dieser Gegend“, sagte Hans. Sie gingen hinein.

 „Der Große ist Bo und der Jüngere Jo, wir konnten ihre richtigen Namen nicht aussprechen. Sie kommen alle aus dem Senegal in Afrika“, meinte Klaus.

 „Bo hatte meinen Bruder beim Kauf darauf aufmerksam gemacht, dass er verheiratet ist, Hans brachte es nicht übers Herz, sie zu trennen, deshalb kaufte er sie beide“, sagte Klaus.

 Jo und Bo freuten sich, Klaus wiederzusehen.

 Die Sklaven wurden bei ihnen nicht wie solche behandelt, sie bekamen sogar etwas Geld, damit sie sich etwas kaufen konnten. Sie haben sich ihre Zimmer auch damit eingerichtet, die hinter der Schmiede lagen. Vor der Schmiede war noch eine Überdachung, wo die Pferde beschlagen wurden. Hinter den Gebäuden war noch ein Gelände von etwa 2000 m² Acker, der bis zum Hudson reichte.

 „So, nun werde ich euch noch eure Zimmer zeigen und dann könnt ihr eure persönlichen Dinge vom Schiff holen“, sagte Hans.

 „Bo wird den Wagen anspannen und dann fahren wir gemeinsam hin“, meinte Klaus. Als dies erledigt war, zogen sich alle auf ihre Zimmer zurück, mittlerweile war es schon spät geworden.

 Am Morgen trafen sich wieder alle im Essensraum.

 „Jetzt ist der Raum endlich mal voll“, meinte Hans. An das Frühstück mussten sich die Neuankömmlinge erst einmal gewöhnen. Denn es gab Bohnen und Speck mit Brot und Kaffee.

 Es waren alle anwesend, einschließlich der Sklaven, Bos Frau Mia bediente sie. „Wo ist eigentlich John?“, fragte Klaus.

 „Der wird gleich kommen, er war eine Woche mit dem Aufkäufer Tom Hill 10 Meilen aufwärts bei den Indianern“, erwiderte Hans.

 In diesem Moment ging die Tür auf.

 Jahn, Pieter und Simon staunten nicht schlecht, als sie einen Mann sahen, der nicht besonders groß, aber ganz in Leder gekleidet war. Am Gürtel hing ein ziemlich langes Messer.

 Auch sein Alter konnte man schlecht einschätzen, da seine Hautfarbe nicht weiß und auch nicht braun war, sie lag wohl dazwischen. Über sein Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, das seine Frohnatur zeigte.

 Das also ist John Clevers.

 „Da bin ich wieder“, meinte er nur kurz und setzte sich hin.

Simon hatte sich schon wieder gefangen und strahlte unentwegt Julia an.

 Ihr war es schon sichtlich peinlich und um ihre Verlegenheit zu verbergen, sprach sie John an.

 „John, hast du noch nicht bemerkt, dass wir Gäste haben?“

„Schon, aber ihr werdet mich schon noch informieren“, meinte er. Nun war Julia an der Reihe, alles über die Neuankömmlinge und deren Pläne zu berichten.

„Na endlich“, meinte John, „den Vorschlag habe ich Hans schon lange gemacht, die Geschäfte können wir alleine machen. Wir brauchen keine Zwischenhändler.

 Am oberen Lauf des Hudson Rivers, bevor der Mohawk River in den Hudson mündet, müssten wir südwärts gehen, da sind vielleicht nur ein paar Waldläufer, aber noch keine Händler. Dort leben meistens nur Irokesen, die wahrscheinlich noch nichts mit Weißen zu tun hatten.“

„Die Idee ist gut“, meinte Klaus, „aber das muss gut vorbereitet werden. Da du die Sprache der Irokesen sprichst, wirst du auch dabei sein.“

„Natürlich, aber wer kommt mit?“, fragte John.

 „Das ist noch nicht entschieden, wir werden es dir rechtzeitig mitteilen“, sagte Klaus.

 Nun war das Thema erst einmal erledigt und sie aßen weiter.

 Danach fuhren alle zum Schiff, um bei der Entladung mitzuhelfen, um die Waren in das Lagerhaus zu bringen. Es war auch Eisen dabei, da auch ständig neues in der Schmiede benötigt wurde.

 Es dauerte ein paar Tage, um die Waren zu entladen und im Lagerhaus einzulagern.

 Die Willem lag noch vier Wochen im Hafen, bis sie wieder beladen war, um dann wieder nach Holland aufzubrechen, aber nicht ohne Briefe von Pieter, Jahn und Simon mitzunehmen.

 Danach begann für alle der Alltag. Pieter übernahm die Aufgabe, mit Klaus die Geschäfte mit den Unterhändlern abzuwickeln. Simon half im Laden mit.

 Jahn entschied sich sofort für die Schmiede. Gleich am ersten Tag, als er in der Schmiede war, sagte Jahn zu Bo: „Ich möchte von dir alle Fertigkeiten lernen, ich war begeistert, als ich sah, was du aus so einem Stück Eisen alles fertigen kannst.“

 „Hast du das mit Hans abgestimmt?“, fragte Bo.

 „Hans meinte, ich soll es versuchen, wenn es nicht zu schwer ist“, meinte Jahn.

 „Das glaube ich nicht, wenn ich dich so ansehe“, erwiderte Bo. Jahn wollte gerade zum Schmiedefeuer gehen, als er fast gefallen wäre, denn zwischen seinen Beinen war etwas hindurchgelaufen.

 „Nanu, was war das?“, sagte Jahn und hielt sich gerade noch am Amboss fest.

 Nun konnte Jahn auch erkennen, was ihn fast zum Sturz gebracht hätte. Es war ein kleiner Welpe.

 „Diesen Wolfswelpen hat John bei seiner letzten Fahrt mit dem Zwischenhändler Tom Hill mitgebracht“, sagte Bo.

 Der Welpe setzte sich neben Jahn und sah ihn an.

 „Siehst du, er mag dich“, meinte Jo, der gerade in die Schmiede kam. Jahn kraulte ihn, und der Welpe wedelte freudig mit dem Schwanz. Nun war klar, wer sich in Zukunft um den kleinen Wolf kümmern sollte.

 An einem Morgen, es war mittlerweile Herbst geworden und draußen wurde es langsam ungemütlich, da saßen wieder einmal alle am Frühstückstisch. Da meinte Bo: „Ich glaube, ihr braucht mich nicht mehr, Jahn ist der geborene Schmied, er kann jetzt schon die Pferde besser beschlagen als ich.“ Sie sahen sich alle an, grinsten und mussten dann alle lachen.

 „Lacht nur“, meinte Bo, „habt ihr ihn euch schon mal richtig angesehen? Er ist nicht nur groß, sondern auch sehr stark für sein Alter.“ Nun sahen alle Jahn an und betrachteten den 25-Jährigen ungeniert, ihm war es sichtlich peinlich, man sah es ihm an.

 „Ich habe das schon länger beobachtet“, meinte Hans, „was er machte, war gute Arbeit. Außerdem habe ich Jahn des Öfteren mit John zusammen hocken gesehen. Gibt es etwas, was wir noch nicht wissen, Jahn?“

 Jetzt antwortete John: „Ja, es stimmt, wir waren die letzte Zeit oft zusammen, das hat auch seinen Grund. Jahn interessierte sich für das Leben der Indianer und deren Sprache sowie die Handhabung ihrer Waffen. Wir haben auch am Hudson des Öfteren einiges probiert. Ich muss sagen, mit dem Messer und dem Bogen kann er hervorragend umgehen. Aber er hatte mir schon vor einiger Zeit anvertraut, dass er gerne mit mir die neuen Kontakte mit den Indianern knüpfen möchte. Oder hast du dir das wieder überlegt?“

„Nein“, meinte Jahn, „ich würde das gerne mit John probieren, wenn ihr nichts dagegen habt.“

 Jahn sah nun alle an, besonders Pieter und Simon. Alle waren überrascht, dass sie hiervon noch nichts gemerkt hatten. Pieter hatte sich als Erster gefangen und sagte nun: „Ich bin damit einverstanden.“

„Ich natürlich auch, mir gefällt es hier besser als in der Wildnis“, erwiderte schnell Simon und sah dabei Julia an.

 Nun wurde Julia ganz rot und alle lachten wieder. Verlegen stand Julia auf und lief hinaus. Das ließ sich Simon nicht entgehen und er ging nach.

 Klaus sagte daraufhin: „Siehst du, Hans, so schnell kommst du zu einem Schwiegersohn, aber du brauchst dich nicht zu grämen, denn er ist in Ordnung.“

 „Das habe ich schon lange gemerkt, er und Julia saßen mir zu oft abends am Hudson und plauderten stundenlang. Aber jetzt mal im Ernst, die Entscheidung von Jahn begrüße ich, da er von uns der Geeignetste ist, und wenn schon John von ihm begeistert ist, können wir es nur begrüßen.“

 Alle nickten, besonders Bo, der wollte gar nicht mehr aufhören. Hans meinte schon: „Bo, du bist wohl froh, dass Jahn dich verlässt, was? So kann er dir nicht eines Tages was vormachen.“

 „So wäre es bestimmt gekommen“, meinte Bo.

 „Da nun die Entscheidung gefallen ist, wer den Kontakt mit den Indianern aufnehmen wird, müssen wir noch einige Vorkehrungen treffen. Ich würde vorschlagen, dass wir die Expedition im Frühjahr des nächsten Jahres starten“, sagte Klaus.

 „Ja, so ist es richtig“, meinte auch Hans.

 Simon ging aus dem Haus und schaute sich um, er konnte zuerst gar nichts erkennen, da die Sonne ihn blendete.

 Als er sich zum Hudson drehte, sah er Julia, die am Ufer stand, er schlenderte zu ihr hin.

 Als Simon bei ihr ankam, sprach er sie an: „Julia, warum bist du so schnell weggegangen? Sie wissen doch alle, dass wir zusammen sind.“

„Darum geht es ja auch nicht“, meinte Julia und nahm ein paar Haare, die durch den Wind vom Hudson in ihr Gesicht geweht waren, zur Seite, „du weißt doch sicherlich, dass zur Erkundung des Gebietes nicht nur Jahn und John dort hingehen werden, oder?“

 „Ja, das ist klar, aber ich werde hier bleiben, ich bin keine große Hilfe, da ich nicht einmal mit Pferden umgehen kann“, meinte Simon.

 Jetzt kam wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht und sie küsste ihn.

 „Ich werde Tom vorschlagen, der ist viel besser geeignet“, sagte Simon.

 Jetzt gingen beide wieder zu den anderen. Als sie eintraten, sahen alle sie voller Erwartung an. Nun wurde Julia schon wieder rot und Simon nahm ihre Hand und drückte sie kurz.

 „Gab es etwas, was wir wissen sollten?“, fragte Hans.

 „Nein, sagte Simon“, wir haben nur über die Zusammensetzung der Expeditionsgruppe gesprochen.“

 „Julia wollte dich bestimmt davon überzeugen, dass du nicht mitgehen sollst, was? Aber wir waren uns alle einig, dass wir das junge Glück nicht trennen sollten“, meinte Hans.

 Jetzt strahlte Julia über das ganze Gesicht und Simon drückte sie an sich.

 „Im Frühjahr entscheiden wir dann, wer mitgeht“, sagte Klaus. Damit war erst einmal alles erledigt und jeder ging seiner Arbeit nach. Jahn übte mit John am Hudson mit der Muskete und den Pistolen umzugehen und gab sich außerdem viel mit dem kleinen Wolf ab. Er war von den Schusswaffen nicht sehr begeistert, da sie auch verhältnismäßig schwer waren. Nur von den Steinschlosspistolen war er angetan, da er diese in den Gürtel stecken konnte und somit die Hände freihatte. Da sich auch Jahn die meiste Zeit, bis spät in die Nacht, in der Schmiede aufhielt, wusste keiner so recht, was er dort machte.

 Eines Tages sagte Bo beim Frühstück: „Jahn hat sich eine Armbrust gebaut, die müsst ihr euch mal ansehen, sie ist bedeutend kleiner und leichter als eine Muskete, schießt genauer und auch weiter. Er kann sie auch bequem auf dem Rücken tragen, ohne dass sie ihn behindert.“

 „Jahn, deshalb warst du immer so lange in der Schmiede?“, fragte Hans.

„Ja, ich werde trotzdem auch eine Muskete mitnehmen, aber die waren mir alle zu unhandlich“, erwiderte Jahn, „meine Armbrust besteht aus zwei Bögen. Der hintere ist etwas kleiner, damit sich die Spannkraft erhöht, deshalb darf der vordere nicht so groß sein. Die meiste Zeit hat die Anfertigung der Abschussrinne im Schaft in Anspruch genommen, da ich diese aus Eisen geschmiedet habe.“

 „Ist die Armbrust wirklich leichter als die Muskete?“, fragte Hans.

 „Ja“, erwiderte Jahn, „mindestens um die Hälfte, sie wiegt nicht mehr als 4 kg, und das Wichtigste dabei ist, dass sie noch eine Schussgenauigkeit von gut 120 m hat und etwa 350 m weit schießt. Allerdings abhängig davon, ob ich einen Eisenbolzen oder einen Pfeil mit Eisenspitze einlege.“

„So einen Bogen kann man ja nicht spannen“, meinte Klaus.

 „Doch, dafür habe ich am Erlenholzschaft einen Spannhebel angebracht, den man nach dem Spannen im Schaft versenken kann.“ Nun waren alle gespannt und warteten nur darauf, dass Jahn seine Wunderwaffe vorstellte.

 „Ich habe am Ufer des Hudsons eine Tafel sowie zwei Balken aufgebaut, wo ich geübt habe. Wir können mal rausgehen und ich zeige sie euch.“ So schnell waren sie noch nie vom Frühstückstisch aufgestanden. Es war nicht kalt, aber bedeckt, der Wind blies leicht vom Meer zum Grundstück.

 Jahn ging zur Schmiede und kam mit der Armbrust wieder raus.

 Er stellte sich an die Wand des Zimmers von Bo und spannte die Armbrust. Die Entfernung zur Tafel, die an zwei Balken befestigt war, betrug von hier aus etwa 90 m.

 „Bei diesem Wind wirst du die Tafel nicht treffen“, war Klaus überzeugt.

 „Ich werde auf den rechten Balken schießen“, meinte Jahn, „ich lege den Eisenbolzen ein, der ist nicht so windanfällig, die Tafel würde ich hiermit glatt durchschlagen“, sagte Jahn.

 Jahn legte an und schoss, es knackte kurz und der Pfeil war im rechten Balken. Nun liefen alle hin. Als Erster war Pieter dort, er versuchte, den Pfeil herauszuziehen, was ihm große Mühe bereitete.

 „Das ist ja unwahrscheinlich, wie genau du damit schießen kannst“, meinte Pieter.

 „Ja, ich habe ja auch eine ganze Zeit gebraucht, bis ich die Armbrust so weit hatte. Hier seht ihr, dass ich am Spannhebel ein Korn aufgesetzt habe, dadurch konnte ich mit der Kimme hier am vorderen Schaft das Ziel besser anvisieren.“ Alle waren begeistert und der Meinung, dass Jahn eine bessere Waffe als die Muskete geschaffen hatte, da sie leichter und schneller zu benutzen war.

 „Ich glaube, wir schicken den Richtigen zu den Indianern, er weiß sich zu helfen“, meinte Hans.

 Das konnte John nur bestätigen.

 Die nächsten Wochen liefen im gleichen Trott ab und es passierte nichts Besonderes.

 Der Winter war in seinen vollen Zügen, es war schon Februar und draußen heulte der Sturm, alle zwei Stunden mussten Pieter oder Tom rausgehen, um den Weg zum Geschäft freizuschaufeln. Abends saßen alle, bis auf die Neger, vor dem Kamin in der Stube und sprachen über die bevorstehende Reise.

 Es war wieder mal so ein Tag, an dem alle wieder vor dem Kamin saßen und über die Zukunft, sprachen, als Hans meinte: „Wir sollten uns jetzt Gedanken machen, wann wir die Reise beginnen werden.“

„Ich bin der Meinung“, sagte John, „dass wir Anfang April mit dem Schiff bis zum Ford Orange fahren sollten und dann mit zwei Pferden in Richtung der Catskill Mountains ziehen. Wir müssen ja noch eine geeignete Stelle finden und dann noch eine Behausung schaffen.“

 „Du hast recht“, meinte Klaus, „wir sollten mit den Vorbereitungen rechtzeitig beginnen.“

 „John hat die meisten Erfahrungen, er weiß auch, was die Indianer am meisten benötigen“, sagte Klaus.

 „Ich würde vorschlagen, dass Jahn, John und Pieter die Sachen zusammenstellen“, sagte Hans.

 „Um schneller fertig zu werden, nachher vor Ort, würde ich vorschlagen, dass Tom, Pieter und natürlich John und ich die Reise antreten“, meinte Jahn.

 „Mit Tom habe ich schon gesprochen“, sagte Klaus, „er geht mit. Was passiert mit dem Wolf, Jahn?“

 „So klein ist er nicht mehr, du hast ihn wohl lange nicht mehr gesehen, was?“, meinte Jahn.

 „Er ist in der Hütte, vorne bei der Tafel am Hudson, ihr habt ihn doch erst gesehen, als wir zum Balken gingen. Ich werde ihn mitnehmen, er hört sowieso nur auf mich.“

 „Den wirst du im Wald nicht mehr halten können, wenn er seine Artgenossen hört“, meinte Hans.

 „Das werden wir ja sehen, ich würde ihn schon vermissen, wenn er weggehen würde, man hat sich an ihn ja auch gewöhnt.“

„Wie heißt er eigentlich, oder hat er noch keinen Namen?“, fragte nun Pieter.

 „Grauer habe ich ihn genannt, da er nur auf diesen Namen zuerst ansprach. Ich finde, das ist passend, da er auch so aussieht. Er hat auch noch eine gewisse Wildheit, wenn der einen anspringt, bei seiner Größe, da fällt man glatt um.“

 Nun regte sich Amelie, die ansonsten meistens nur dabei saß und nur zuhörte. Sie sagte: „So, nun möchte ich mich mal äußern. Bevor ihr auf Reisen geht, werden Julia und Simon noch heiraten.“ In diesem Moment sahen sich Julia und Simon ganz entgeistert an.

 „Warum wissen wir noch nichts davon?“, meinte Julia, „müssten wir nicht zuerst damit einverstanden sein?“

 „Soll das heißen, ihr wollt nicht?“, fragte nun ganz ungläubig ihre Mutter.

 „Doch, doch, aber wir wurden ja gar nicht gefragt“, sagte Julia.

 „Ich bin der Meinung, dass ihr euch nicht immer heimlich treffen müsst, wir kennen ja eure Zuneigung. Und außerdem sind wir jetzt noch alle zusammen, wer weiß, wann John und Jahn hier wieder aufkreuzen“, meinte ihre Mutter.

 „So, nun wurde ich auch komplett übergangen“, meinte der Vater, „aber die Argumente von deiner Mutter sind richtig. Wenn ich einen Vorschlag machen darf, würde ich sagen, dass wir den Priester im März mit der Trauung beauftragen sollten. Was meint ihr beiden dazu?“

 Simon umfasste nun Julia und sagte: „Ich bin damit einverstanden.“ Julia äußerte sich nicht, sah nur Simon an und nickte.

 Die anderen freuten sich, dass sie vor ihrer Abreise noch mal gemeinsam feiern konnten.

 So kam es dann, dass im März die Hochzeit im kleinen Kreis bei Hans im Haus gefeiert wurde. Alle waren dabei, Mia hatte gekocht, Bo und Jo bedienten sie. Anfang April zeigte sich der Frühling in diesem Jahr schon sehr früh mit seiner ganzen Pracht. Der Boden war schon vom Schnee befreit und fast trocken, da die Sonne fast jeden Tag schien. In windstillen Ecken blühten die Krokusse und die Vögel brachten durch ihren Gesang wieder Leben in die Natur.

John kam zu Hans in den Laden und sagte: „Wir haben alles zusammengestellt und könnten mit der Beladung beginnen.“

„Das Schiff wird übermorgen zum Fort Orange auslaufen. Wir sollten noch zwei Pferde aussuchen, die ihr mitnehmt“, meinte Hans.

 „Bo hat sie schon ausgesucht“, meinte Klaus.

 So verging auch der nächste Tag. Am Abreisetag wurde der Wagen angespannt und die Waren wurden zum Schiff gebracht. Alle gingen mit zur Anlegestelle.

 Den Kapitän, Ruud Grevn, kannte Hans sehr gut, da er bei ihm zumeist seine Waren einkaufte.

 Hans hatte mit ihm schon vorher abgesprochen, dass sie zwei Pferde mitnehmen möchten, so konnte der Kapitän rechtzeitig dafür Platz schaffen.

 Bevor Tom, Pieter, John und Jahn mit seinem „Grauen“ an Bord gingen, meinte Hans noch: „Falls es irgendwelche Schwierigkeiten geben sollte, die euch in Lebensgefahr bringen, dann brecht ab.“

 „Wird schon gut gehen“, meinte John, „spätestens im August/September sind Tom und Pieter wieder bei euch.“