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Jan Deichmohle

Die weibliche Macht der Partnerwahl

- Beziehungsentzug

 

Wie Paare miteinander dauerhaft glücklich werden

 

 

 

 

 

 

DeBehr

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Copyright 1986, 2016 Jan Deichmohle

aus der Reihe „Weibliche Wahlmacht”

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

Erstauflage: 2016

ISBN: 9783957533470

Umschlaggrafik Copyright by Fotolia by © Subbotina Anna

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IN GEDENKEN AN VIELE VERGESSENE VERLIERER.

Dank und Widmung entfallen,

da ich nur Behinderung

und keine Unterstützung erhielt.

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Büchermarkt und Internet sind heute voller Flirtratgeber. Trainer, Seminare, Youtubefilme und Abzockseiten bieten Hilfe an. Es ist ein Thema, für das es einen großen Markt gibt. Das sagt einiges.

Überlegen wir einmal logisch und nüchtern. Es gibt einen Zustand, der Leidensdruck verursacht und viele Ratgeber nötig macht. Das Problem: Um eine Frau zu gewinnen, muß sich ein Bewerber gegen viele andere durchsetzen und gewinnen. Es kann nur einen Gewinner geben und viele Verlierer. Jeder investiert viel Zeit, Arbeit, Geld und Mühe, sich zu einem möglichen Gewinner aufzubauen. Teil dieses Balzprozesses ist mittlerweile oft Flirtschulung. Kann sich die Lage dadurch bessern? Wer besonders geschickt ist, hat vielleicht einmal Glück, doch da andere verlieren und nachziehen müssen, ergibt sich ein Wettrüsten, das Meßlatten steigen läßt. Je mehr alle sich mühen, desto größer die Anstrengung aller, die Verschwendung von Zeit, Geld, Arbeit, Mühe.

Logischerweise sind Flirtübungen Teil des Problems, aber keine Lösung. Lösung kann nur sein, das System zu ändern, das einer Seite die Wahlmacht gibt, der anderen auferlegt, zu mühen, balzen, buhlen, arbeiten, Geld zu verdienen und zu diesem Zwecke wieder auszugeben.

Jeglicher Ansatz, der von Siegern ausgeht, ist notwendigerweise schädlich und daher falsch, weil jeder Sieger eine Vielzahl Verlierer verursacht. Besserung kann es nur geben, wenn wir von den Verlierern ausgehen. Hier gibt es das Buch eines Verlierers, der die Welt bessern wollte. Vielleicht hätte es geklappt, wenn der Verlierer nicht jahrzehntelang parallel zum Verlieren bei Frauen auch beim Manuskripteinreichen verloren hätte, und andere Betroffene sich hätten aufraffen können, gemeinsam und solidarisch aktiv zu werden, Druck zu machen, statt zu versuchen, sich gegenseitig auszustechen und zu übertrumpfen bei der Jagd nach Erfolg.


Ein literarisches zentrales Buch aus meinem Zyklus über weibliche Wahlmacht und sexuelle Selektion beginnt mit diesem Satz: Die Bücher des Zyklus handeln vom Ausschluß aus Leben und Gemeinschaft, von Zeitverschwendung, Mühen, Streben nach Erfolg, Karriere und Status, dem Wettbewerben, Protzen, Balzen und Süßholzraspeln, die von dieser Wahlmacht erzwungen werden. Die Bücher beschreiben die Tragödie, in einer vom Feminismus geprägten Zeit leben zu müssen, während und nach der kulturellen Katastrophe, in der alles fehlt, was Männer an eigenem hatten und von Frauen verlangt wird, um interessant zu sein und infrage zu kommen. Das, wofür Frauen mich einst geliebt hätten, haben FeministInnen uns weggenommen.

Eine Emanze erzählte mir in den 1970ern, die „bösen Chauvis” hätten früher „einen Mercedes gehabt und damit Frauen aufgerissen”. „Schlimm, schlimm!” Aber jetzt sei es „zum Glück vorbei mit den Chauvis, heute hätte sie selbst einen Mercedes und würde damit selbst Frauen aufreißen”.

Dies ist ein Buch der 1980er Jahre, das mir ein besseres Leben hätte erschließen können, doch wie alle anderen unverlegt und in Medien ignoriert blieb, was mich ins Elend zurückstieß. Wie es Männern ergeht, zählt nicht in dieser Welt. Frauen haben ein Monopol im Klagen und Jammern, und sei es noch so unberechtigt.

Alle Klagen der feministischen Wellen waren falsch; die IdeologInnen waren TäterInnen, nicht Opfer. Das ist beweisbar. Doch auch diese Beweise wurden nicht veröffentlicht.

Dieses Buch ist ein trojanisches Pferd, das versucht, als Sachbuch unwillkommene Gedanken in ein literarisches Format zu schmuggeln.

Alle Bücher, Versuche, mit Frauen oder Öffentlichkeit über die Problematik zu reden, wurden von Frauen, Öffentlichkeit, Medien, sämtlichen deutschsprachigen Literaturverlagen genauso abgewimmelt oder ausgelacht wie mein Leben. Man hätte sie alle wegen unterlassener Hilfeleistung vor einem Weltgericht verklagen sollen.

Ich schalte ein – nichts rührt sich. Zum Staubsaugen hatte ich den Steckdosenplatz gebraucht und den Stecker gezogen. Die Schlange droht, sie windet sich, richtet ihren Kopf auf, und – schnapp! – schlägt sie ihre beiden Giftzähne in die Buchse, aus der sie gierig Strom saugt; mit leichtem Aufheulen dreht die Festplatte an, es blinkt und fiept – der dienstbare technische Geist meldet sich bereit.

Na endlich. Es kann losgehen. Dipp dipp dipp.

Was soll ich berichten? Ich erzähle, wie ich fahre ...

Der milchige Mond verblaßt zwischen Leuchtreklamen, als ich stadtwärts radle. Suche ist ein Geschäft: Herren zahlen Eintritt, Damen winken Freigetränke, beim Vergnügen wie sonst im Leben.

Doch die Spielregeln sind noch fieser: Ich zahle, erhalte trotzdem nie Zugang. Die Zeiten sind vorbei, als Prestige noch geholfen hat, Vergangenheit Achtung und Liebe. Nichts bezieht Mädchen auf Jungen, auf mich, kein symbolischer Tausch von Tätigkeiten füreinander, erst recht kein persönliches Tun füreinander. Denn geschlechtsneutral hat und tut jede und jeder alles selbst, für sich, in Konkurrenz, gegeneinander.

Ich bin ein Nichts, denn ich habe nichts zu bieten. Ich habe nichts, was Frauen nicht ohne mich hätten, denn es wurde mir weggenommen. Was ich, und Männer wie ich, vor zwanzig Jahren noch gewesen waren, zu geben hatten, das wurde uns genommen, um eine Gleichheit zu schaffen, die keine ist. Ungleicher denn je bin ich in der Stunde der Wahrheit, ein Bettler, dem Hut und Musikinstrument genommen wurden. Ich bin der Enttäuschte, der nichts zum Tauschen haben darf.

Ich fahre von Abfuhr zu Enttäuschung. Ich fahre fort zu beweisen, daß die kühnsten Ansprechsprüche nicht nützen. Meine Zeit fährt dahin. Mein Alter fährt fort, unvergnügt, unerfüllt zuzunehmen.

Ich lebe in Zeiten der Katastrophe, weil es gemeine Angriffe, aber keine Verteidigung gab, und beide Seiten 150 Jahre nach Darwin noch immer Evolution und weibliche Wahl nicht begriffen haben; sie haben alles zerstört, was ein wenig Ausgleich schafft, dabei ihre Dominanz verstärkt. Sie haben Gleichgewicht nicht geschaffen, sondern zerstört. Sie haben nicht befreit, sondern unterdrückt. Aber was rede ich rum? Was glaube ich, manipulierte Menschen würden Bücher lesen, die Ihnen den Spiegel vorhalten?

Sie haben die Wahl, mich wegzuwählen. Sie haben die Wahl, mir nicht zuzuhören, wenn ich bitte, bettle, klage. Denn das Klagemonopol haben sie auch. Sie haben die Wahl, Tatsachen nicht zu begreifen. Sie haben die Wahl, die Wahrheit nicht wissen zu wollen. Sie haben die Wahl, meine Bücher nicht zu lesen. Ich habe keine Wahl. Sie haben die Macht und sind wählerisch. Ich habe Ohnmacht und bin abgewählt.

Kein Anschluß unter dieser Nummer. Diese Verbindung gibt es nicht mehr. „Lieber Unkundiger, die von Ihnen gewählte Verbindung existiert nicht.” Kein Anschluß. Ich bin kein Teilnehmer unter Teilnahmslosen.

Irgendwo prustet ein Grüppchen Teenies los, als ich vorbeikomme. Wenn es wirklich mir galt, so muß meine Mütze der Auslöser gewesen sein, die ich wegen der Kälte aufhatte; ansonsten ist meine Kleidung üblich; ein Anwesender trägt die gleiche Lederjacke wie ich.

Mädchen kichern gerne, lästern mit spitzen Zungen. Ich bin belästerter Belästiger, denn ich falle zur Last mit Hoffnungen ohne Gegenliebe. „Anmacher haben Hausverbot“ brüsten sich in der Unistadt meist linke Läden; doch längst dringt die Ungeist in alle Kreise, wirft Ungeist/IN die Krücken fort, die ihr großzuwerden halfen.

Chaos. Im Chaos gibt es kein Füreinander. Das Chaos ist wie ein Gas, in dem alle Atome in verschiedene Richtungen sausen und gegeneinander prallen. Im Chaos müssen Jungen sich durchsetzen, ergibt sich nichts von Natur, fehlen Mittel und Wege, zu erreichen was fehlt; im Chaos fällt ihr Mühen zur Last. Femanzen haben herausgefunden, daß die Interessen von Frauen den männlichen verschieden seien. Diese Erkenntnis funktioniert wie das Orakel zu Delphi: Nur aufgrund des Orakelspruchs zu Delphi, der Neugeborene werde den Vater töten und sich an der Mutter vergehen, verbannte der König den Säugling aus seinem Reich, und eben diese Verbannung ermöglichte erst, was das Orakel geweissagt hatte, weil das Kind seine Eltern nicht erkannte. Genauso funktionierten Unterstellungen der Femanzen: Gleiche Interessen gerieten in scharfen Widerspruch nur durch Ideologie, wurden ungleich durch Gleichheit, die keine ist, sondern verschärftes Ungleichgewicht.

Orakel: „Wenn du die Grenze überschreitest, wirst du ein Königreich zerstören.” Ermutigt zog der König los, doch zerstört wurde sein eigenes.

Orakel spiele ich heute: „Wenn die KriegerIN einen Bumerang wirft, wird er treffen.” Der Bumerang fliegt im Kreis.

Viele der Verstummten sind früher wohl nur aus Gewohnheit dagegen gewesen, so wie sie sich jetzt aus neuer Gewohnheit mit dem Frauenbewußtsein arrangiert haben. Hätscheln sie sich in Klischees und Gewohnheiten, statt voll Überzeugung die Welt der Liebe zu erhalten, mit neuen Gedanken zu retten? Wer sich so verhielte, hätte seine sichere Niederlage verdient.

Ich fahre und fahre ... Ich fahre drauflos. Irgendwo werde ich schon hinkommen.

Der Weg wird nicht am Rand der Welt enden. Nach neuesten Erkenntnissen ist die Erde noch genauso rund wie früher, als sie das Erdenrund genannt wurde. Später wurde ihrer Rundung eine weitere Dimension zugebilligt. Seitdem umrundet sie in Kugel- oder Kartoffelform. Meine Einfälle werden auch immer dämlicher, weil nichts rund läuft. Die Kette meines Rades wird mit zunehmendem Alter immer springfreudiger.

Eiserne Stangen recken sich auf, mir bunte Metallflächen vorzuhalten. Ich komme mir vor, als sei ich in eine versunkene Stadt, ein Babylon oder Ur geraten. Gläubige halten Andacht vor dem sakralen roten Licht, das keine Ewigkeit währt, sondern nach unten springt und dabei ergrünt. Lange weiße Liniën leiten die Adepten, während polizeigrüne Meßdiener gebührenpflichtige Ablaßzettel an Gefährte der Sünder heften. Runde und eckige Scheiben zeigen magische Symbole, die das Handeln fahrender Jünger bestimmen. Husch, sausen sie vorbei und ähneln einander verblüffend.

Dem Zug in Büros folgt der in Wohnviertel. Die Bürgersteige huscht es entlang. Was für Götzen folgen sie? Ihre Religion macht sie ähnlich wie ihr Denken, ihre Ziele, Verhaltensweisen. Ist es eine Religion der Paragraphen und formalen Regeln, deren heilige Schriften Gesetzbücher, technische Manuale und Benutzerhandbücher wären? Es ist eine Ordnung, die den verantwortlichen Umgang mit technischen Mitteln und ihre komplizierte Fertigung regelt. Woher wissen wir, daß sie den Menschen und ihren Beziehungen untereinander angemessen ist? Ich träume von einer Religion der Liebe.

Leichter als Schimären von gestern vermag ich mir neue Landschaften anzuschauen: Ein Schneegebirge aus Liniën und Rasterpunkten erhebt sich vom nunmehr fast flachen Bildschirm. Kühn ragen Felszacken auf um ein Hochtal, in dem die Mandelbrotmenge als Gebirgssee liegt, beschienen vom Mond der Riemannschen Zahlenkugel. Ich tauche ein auf der Suche nach Wesen, die dieses utopische Reich beleben, vertiefe mich in Details, vergrößere Abschnitte, in der wundersamen Landschaft Leben zu finden, doch treffe ich auf keine weidenden Ziegen, sondern selbstähnliche Gebilde. Hier laufen keine Mädchen über die schwarzen Wegliniën, die alle zusammenhängen; nur flattern ab und zu identische Designvögel computeranimiert mit parallelem Flügelschlag, deren Schatten präziser fallen als unter der irdischen Sonne. Saurier wenden ihre Körper aus gefärbtem Liniëngitter vor dem Betrachter. Ich versinke im Mikrokosmos der Gebirge und Liniën. Wesen aus Fleisch und Blut finde ich nicht. Es gibt keine Atome. Alles läßt sich in endloser Rekursion vergrößern, wenn ich genug Zeit aufbringe.

Ich fahre fort zu fahren, in graphischen Landschaften, Straßenzügen. Warum fahre ich? Ich bin auf der Suche. Der Suche wonach?

Ich werde berichten von verfahrenen Beziehungen, die nicht mehr sind. Vielleicht werdet ihr dann verstehen ...

Ich sehe Mädchen leben. Ich lebe nicht. Ich vegeTIERe. Ich werde tierisch abgeblitzt und viehisch ausgeschlossen von ihrem umschwärmten Luxusleben, aus dem sie ichbezogen verwöhnt mich dafür verachten können, es nötig zu haben, mich um sie zu mühen, eben weil sie mich verachten und nicht brauchen.

Mädchen und Frauen standen für Gefühl und Herz. Feminismus und Emanzipation haben auch das zum Klischee gemacht, bewiesen, daß es nicht so sein muß und nicht sein wird, da Widerstand für unmoralisch erklärt und zwecklos gemacht worden ist. Ein neuer Abgrund an Bosheit ist entdeckt; ich danke und beglückwünsche hiermit die Pioniere – nicht.

Alles begann für mich im zarten Alter, gehänselt, bekichert, nicht für voll genommen, geschnitten. Ich kannte Derbheiten nicht; deshalb traf es mich umso bitterer, ernst wie ich Menschen nehme. Warum laufe ich denen nach, deren Mentalität ungenießbarer ist als Egotrip und Ausschluß?

Stell dir vor, nach zwei Jahrzehnten endlich auch einmal eine abgekricht zu haben und wenig später von Frau und Nachwuchs verlassen um jetziges und künftiges Leben betrogen zu stehen, auch wirtschaftlich ruiniert, weil ihr weiteres Amüsement auf deine Kosten dich ausschließt. Noch deine Entsorgung und Entrechtung wirst du bezahlen müssen. Du wirst dir nicht vorstellen wollen, daß es noch schlimmer geht. Schlimmer geht's immer.

1970er-Emanzen formulierten einmal, wenn sie sich für einen Mann interessierten, dann würden sie eben notfalls Kaffee kochen, und es werde schon klappen. Das ist Humbug.

Es geht natürlich nicht um Kaffee. Ihre Mentalität macht kein Kaffee der Welt erträglicher. Meinen Tee brühe ich mir seit fünfzehn Jahren selber; ihre Mentalität ist ein Alptraum, mit dem auszukommen schon eine gewisse Perversität erfordert.

Thema verfehlt! schreibe ich unter meinen Absatz; Mentalität ist wandelbar, flüchtig wie Zeit; es geht um das, was uns verbinden sollte, gegenseitige Aufgaben, die sie zerschlugen, so daß sie keine Gefühle wecken, Frauen nicht zum anteilnehmenden Mitfühlen reifen können; auch geht es um Achtung und soziale Liebe, die mit der zerbrochenen Gegenseitigkeit einherging.

Ach, was rede ich mir den Mund fusselig; niemand hört zu; der Zug ist abgefahren, die Sache verfahren und die Chance verflogen, dahin. Weil niemand zur rechten Zeit Argumente hören wollte, weil sie abgewimmelt wurden wie ich als Mensch, ist die historische Chance vertan, die Ära, in der Argumente noch geholfen haben, Geschichte. Meine Botschaft war da, doch erreichte sie Entscheidungsträger nicht rechtzeitig. Meine Nachricht ist nutzlos geworden, denn wenn sie je vernommen wird, so zu spät, wenn alles bereits verloren ist.

Die Chance fuhr dahin wie die Hoffnung. Meine Traurigkeit nimmt Fahrt auf. Meine Träume segeln dahin auf großer Fahrt. Das Leben ist eine Reise, fortwährende Entwicklung; verwickelt ist, daß kein Selbst sich verwirklichen kann ohne reiche Strukturen und Bezug auf andere. Unmöglich ist Selbstverwirklichung einem Selbst, dessen Wirklichkeit Bezug der anderen, Struktur und Füreinander fehlen. In gegenderter Welt muß es verstümmelt bleiben.

Gegen Abfuhren hilft kein Verfahren. Verfahren ist meine Lage. Jedes Unterlaufen weiblicher Wahl ist ein „Backlash” des „Patriarchats”, erfahre ich. Sie sind die alleinige Macht der Selektion, die Millionen Jahre gegen verlierende Männchen diskriminiert, sie von Fortpflanzung ausschließt, bis es einem Verlierer gelingt, mit anders selektierenden Weibchen eine neue Art zu gründen. In der sich das Spiel fortsetzt. Die Nichtverlierer hatten Trümpfe, die sie zu Gewinnern machte. Mir sind Trümpfe verboten, wegquotiert und so unwirksam. Ihre Wahl gehört ihnen. Allein. Alles gehört ihnen, die Macht, die Nacht, die Mond, alles, so steht es an Häuserwänden. Diskriminierung ist eine Erfindung des Matriarchats der sexuellen Selektion; ihre Diskriminierung zerschneidet das Band zeugender Weitergabe des Lebens, läßt Gene und Liniën verschwinden vom Antlitz der Erde. Laut Biologie ist Diskriminierung eine Dreiviertelmilliarde Jahre alt – und weiblich, verübt an männlichen Artgenossen. Gleichheit gefällig? Dann schafft Diskriminierung gegen Männer ab. Aber ihr überspitzt eure Vormacht und stahlt den Unterdrückten ihre ausgleichenden Trümpfe, in schwerer Mühe erarbeitet.

Fahrt fort, nachdenkliche Gedanken, bevor Lesern ein Laut der Langeweile entfährt! Zurück zum Thema, damit sie fortfahren zu lesen! Verfahr dich nicht auf ihren falschen Fährten; such Gefährten, stell dich der Gefahr, laß dich nicht von Femanzen überfahren. Bau eine Furt, weis den Weg. Alle sollen erfahren, wie sie mit dem verfahren, der sie nicht verführen darf. Überführ sie der Lüge; teil deine Erfahrung. Ich spiele mit Worten und der Gefahr, dies nie in andere Sprachen übersetzt zu bekommen.

Ich laufe nach. Ich laufe auf. Meine Zeit läuft ab.

Die Abläufe hängen mir zum Hals raus. Ich erfahre nichts, was Erfahrung brächte.

Mein ewiges Problem ist das Abgewimmeltsein. Sie dünken sich erhaben über mich, weil dies der Logik unserer „schönen neuen Welt”, der von ihr mit Nachdruck geschaffenen künstlichen entmannzipierten Rollen entspricht.

Über einen Bekannten geriet ich einmal sogar an eine emanzige Studentin H der gefragten Sorte. Sie zählte zur Schar ihrer Freunde zwischen zwanzig und fünfzig überwiegend junge Männer, fast alle aus weiter Ferne zum Studium hergekommen. So erlebte sie die verschiedensten Mentalitäten dieser Erde, während ich nicht ein einziges Mädchen im Bekanntenkreis habe, geschweige denn eines anderer Kultur, was allerdings fast unmöglich zu finden ist, besonders, wenn nicht uns angeglichene Kreise gesucht werden. H bringt ihre Bekannten in ihre Welt und ihre Weltanschauung ein, so kraß auch die Widersprüche sind zwischen beiden Polen.

Wer es abseits touristischer Pfade erlebt hat, weiß, wovon ich spreche. Es gab nämlich Welten mit liebenswürdigen Mädchen. Nicht umsonst boomte die Vermittlungsbranche. [Geschrieben bevor Genderisten weltweit alles plattgemacht haben.] Wer keine un=heimlich un=häusliche Frau außer Hause ein Leben gegen seines führen sehen will, der konnte (damals) dem Südosten danken, unsere Misere noch nicht ganz erreicht zu haben, was die Sicht meist älterer Ehemänner war, die nur einen unter vielen Punkten zeigt.

Doch wer ins Land kommt, gerät meist an Frauen wie H und kann daher kein Gegenbeispiel abgeben.

Von zu Hause wurden H vier Fernreisen in einem Jahr gegönnt, während ich, bei dem es wichtiger und leichter möglich gewesen wäre, vier Jahre hier versauerte und meine Entdeckungen unterbunden blieben. Femis bereisten die Welt, um zu lamentieren ob der bösen Weiblichkeit, die es anfangs noch gab, fasziniert von den Menschen, diese zu verderben, ihre Schäden und Dogmen zu etablieren, die schon mit schiefer Sicht unsrer Medien und Meinungen kolonial einfielen, so wie Indoktrination und Verfälschung staatlich gefördert werden und sogar Leerstühle erhalten. In dieser Gesellschaft ist nur das Anrichten schwerer Schäden erlaubt und subventioniert, Pflege, Untersuchung, Schreiben, Publizieren gegen die Schäden unmöglich und nicht legitim. Ich habe H zuweilen auf einen Tee besucht, mich über ihre Reisen unterhalten, die eine Emanze erleben ließ, was sie hier mit radikaler Konsequenz und Bosheit zerstört, wogegen das Opfer nicht sehen darf, was es verloren hat, worum es täglich von Neuem betrogen wird.

Sie war sogar heiß. Das gibt es auch. Aber sie hatte fünfzig potentielle Freunde um sich, alle interessant und exotisch, alle mit einer weniger unglücklichen Vergangenheit, was auch Emanze H zu schätzen weiß. Ich dagegen bin ein Nichts. Ich traute mich sogar, sie mit meinem Ärger mit Mädchen zu langweilen und Schlußfolgerungen zu ziehen. Sie aber blieb auf der Ebene distanzierender formaler Höflichkeit. Nicht der geringste Anflug von Mitfühlen oder Hilfsbereitschaft.

In einer Disko sah ich sie zuweilen; wir grüßten, reden war jedoch nicht drin. Rief ich an oder schaute vorbei, hatte sie leider grad keine Zeit. So vertat ich Wochen und Monate.

Später hörte ich von meinem Bekannten, über den ich an sie geraten war, wie sie über mich gelästert und geschimpft hatte. Sie soll getobt, und, „im Scherz”, «Bring ihn um. Der nervt. Ich schenk dir was dafür.» gewettert haben.

Eine überflüssige Bekanntschaft, sinnlose Mühe. Nun, an ihr ging mir nichts verloren, aber ich bin ein Nichts, ein Vakuum, das ich füllen möchte, und so erscheint alles besser als die derzeitige Katastrophe.

Vergeblich versuche ich mich gegen den Lauf der Dinge zu stemmen, grüble nach einem Ausweg, Schlupfloch, einer Ausnahme, dem vom Zeitgeist gemachten Schicksal zu entgehen. Doch nichts erweckt Hoffnung. Gefangen fühle ich mich. Es verfolgt mich bis in den Schlaf.

Aus dem Traum dämmerte ich in den Wachzustand hinüber, spann ihn fort, wiederholte ihn, bis ich die Urversion vergessen hatte. Bis ich ihn festhalten konnte, hatte er folgende Gestalt angenommen:

«Sie halten mich für ein wildes Tier, das lange allen Verſuchen getrotzt hat, ſich einfangen zu laſſen; manche haben in mir einen Inbegriff der Wildheit geſehen und geſtaunt, wie oft es mir gelang, mich dem Zugriff der Jäger zu entziehen, haben die Ausdauer und Hartnäckigkeit noch im Zuſtand der äußerſten Erſchöpfung, die aufgewandten Liſten erſtaunlich gefunden, doch haben ſie ſich getäuſcht; frei bin ich nie geweſen. Die Wildnis habe ich nur durch Käfiggitter geſehen. Schon immer war ich ein Käfigtier; ſo weit ich zurückdenken kann umgaben mich große und kleine Käfige, durch deren Gitterſtangen hindurch ich verſchwommen geſchloſſene Räume erblickte. Woher ich urſprünglich kam, weiß ich nicht, doch bin ich früher ſehr ruhig geweſen, weil ich gar nichts anderes kannte. Später hatte ich eine Phaſe, in der ich mich zwiſchen den Stäben durchzwängen wollte, doch ſah ich bald ein, daß dies unmöglich ſei; ſtattdeſſen rannte ich gegen die Wände an, ſuchte eine ſchwache Stelle und tobte viel herum.

Das hat mir ſehr geſchadet; noch heute trage ich Narben im Fell davon. Ich war damals ſehr wütend, zu beſonnener Einſicht nicht in der Lage; je heftiger ich gegen die Käfigwände krachte, deſto blinder wurde mein Aufbegehren. Erſt als ich zu erſchöpft war, um laufen zu können oder zornig zu ſein, kam mir die Idee, nach einer Öffnung zu ſuchen. Wo kam denn das Futter her?

Nach einigen Tagen hatte ich eine Stelle gefunden, wo ein Riegel eine Klappe hielt. So feſt ich mich aber in Riegel oder Stäben verbiß, fügte ich ihnen nicht die geringſte Schramme zu, wogegen meine Zähne arg ſchmerzten. Zu der Zeit begannen ſie, mich mit Stäben vom Gitter wegzuſcheuchen.

Ich träumte wohl davon, frei zu ſein, doch wußte ich nicht, was das war, und Wildnis war für mich alles, was anders als ein Käfig war; was ſie bedeutete, davon hatte ich keinen Begriff. So hätte es weitergehen können, und ich wäre nie in den Ruf eines unverbeſſerlichen Wildtieres mit dem Inſtinkt des Ungebändigten gelangt. Eines morgens aber fand ich den Weg vom Schlafplatz bis zu den Stäben, gegen die ich mich werfen wollte, ein wenig kürzer als ſonſt. Ich war ſo abgeſchlafft in meinen Sinnen, die in meinem Käfigdaſein anzuſtrengen völlig ſinnlos war, daß ich es nicht hätte beſchwören oder genauer faſſen können; es war nur ein vages Gefühl, die ſeit langem gültigen Proportionen hätten ſich verändert. Anfangs ſchenkte ich ihm wenig Beachtung, dämmerte gedankenlos vor mich hin, ſpürte kaum noch den Anprall des Gitters, das ich ſeltener berannte; wenn ich nicht ein paar Happen fraß, lag ich träge umher, eher apathiſch als gefaßt.

Doch die Wege wurden immer kürzer; ich hätte meinen können — wenn ich zum Meinen noch imſtande geweſen wäre — in den Käfig hineinzuwachſen, wären Futter und Stroh nicht geblieben, wie ſie geweſen. Es war der Käfig, der ſchrumpfte. Allmählich fühlte ich mich verunſichert.

Ein Reſt von Beſinnung kehrte zurück; ich ſuchte einen Ausweg, fand aber keinen. Die Weſen von draußen mit ihren Stangen blieben aus; es kam kein Futter mehr, wurde unheimlich still. Ich war empört. Das war gegen die Regeln! Was ſollte noch werden?` In dem Maße wie der Käfig ſchrumpfte, nahm meine Bewegungsfreiheit ab, bis der Grad erreicht war, bei dem mich die Wände von allen Seiten zugleich berührten. Ich konnte mich kaum noch drehen und wenden, weil meine Läufe ſich im Geſtänge verhakten; ſie drangen hinaus, ließen ſich nicht mehr in den Käfig ziehen, der eigenthümlich leicht geworden war; ich vermochte ihn zu tragen, knickte aber noch ein wenig in den Kniegelenken ein, wo mich mein Gefängnis eine Weile drückte, bis es weiter geſchrumpft war und meinen Rumpf umſchloß. Nunmehr konnte ich wieder laufen, umſo beſſer, je glatter ſich der Käfig um meinen Körper ſpannte.

Hatte ich in der erſten Zeit noch Angſt vor Atemnot, ſo gab ſich das bald, als ich ſpürte, wie mein Kerker in gewiſſem Grade elaſtiſch wurde und in meinem Fell zu ſchrumpfen aufhörte. Ich war nun gefangen, umfangen, eingeſchnürt, unfrei wie zuvor, doch fast ſo beweglich wie ein freies Tier. Was war der Unterſchied? Mir ist das heute noch nicht klar. Gewiß, einige Drehungen bereiten mir Mühe, geraten ein wenig ſteif, weil mich die Stäbe geringfügig beengen. Aber was unterſcheidet mich von den Wilden? Man muß mein Fell ſchon genau unterſuchen, um meine Gefangenheit zu entdecken, muß die Wollhaare beiſeiteſtreichen und ſorgfältig taſten, da der Käfig faſt in das Fell eingewachſen ist. Ich bin nicht frei; ich trage mein Gefängnis mit mir herum. Wohin ich auch flüchte, bleibe ich gefangen. Ich habe nie begriffen, was das eigentlich heißt, frei zu ſein. Andere möchten ihre Freiräume vergrößern; mir graut davor. Sollte mein Gefängnis wachſen, nähme meine Bewegungsfreiheit ab. Ich will nicht ſagen, daß ich zufrieden bin mit meinem Zuſtand, aber Veränderungen fürchte ich. Ich habe mich abgefunden und in meinem Daſein als Gefangener eingerichtet.

Sobald ich damals, als die Schrumpfung abgeſchloſſen war, merkte, daß ich laufen und klettern konnte, ſah ich mich im Raum um, fand eine Luke geöffnet, ſchlüpfte hinaus ins Freie, von dem ich durch das nur mir bekannte Gitter getrennt blieb, und verwilderte. Ich mußte lernen, mir Futter zu ſuchen und mich wilder Tiere zu erwehren, was mir ſchwergefallen wäre, hätte mich nicht das zähe Gitter vor Biſſen geſchützt.

Ja, ich darf ſagen, daß ich wohl aufgefreſſen worden wäre ohne mein Gefängnis. Vor Jägern hatte ich keine Angſt. Was ſollten ſie mir tun? Ich war bereits gefangen; mich konnten ſie nicht einſperren oder mit der Drohung erſchrecken, ich werde mich bald in einem Käfig wiederfinden. Die freien Tiere fürchteten die Jäger ſehr; ihre Furcht machte ſie benommen, verſetzte ſie in Panik und ließ ſie leichte Beute der Häſcher werden; ich dagegen blieb unberührt, ließ mich von keiner Finte hineinlegen und ſpürte ſeltſame Kraft aufgrund der Gewißheit, Tierfänger könnten nichts an meinem Zuſtand ändern.

So wurde ich zum erfolgreichſten all der Tiere der Gegend, die ſich den Fallenſtellern und Einfängern zu entziehen verſuchten; man dichtete mir unbändige Freiheitsliebe und Wildheit an, ſchrieb mir Liſt und Kraft zu, die unbändigbarem Unabhängigkeitsſtreben, urtümlicher Wildheit entſpringe, während meine Kraft doch in der Gewißheit gründete, ſchon gefangen zu ſein, und daher nicht mehr wirklich gefangen werden zu können.

Ich weiß, Sie wollen Ihre Legende, Sie werden mir nicht glauben, nicht einmal zuhören wollen, aber ſchauen Sie doch einmal nach den Gitterſtäben, Sie werden Sie ſchon finden, wenn Sie nur ſorgfältig ſuchen; ja, manchmal glaube ich gar, daß mein Erlebnis nicht einmalig ſein kann, was mir unwahrſcheinlich erſchiene, und es nur gälte, ſein Fell genauer zu beſchauen, um in ihm die Stäbe eines Käfigs zu finden.»

Habe ich keine eigenen Träume mehr? Ich beginne schon, im Schlaf Kafkas Stil zu plagiïeren.

Wir sind nicht frei. Ich vege=tiere nach dem Untergang natürlicher Gefühle, nach der Vernichtung menschlicher Kultur. Ich verfriste meine Leidenszeit im Käfig einer feministischen Diktatur, die von Säugling an indoktriniert. Meine Lebenszeit verstreicht ungenutzt nach dem Zerbrechen weiblichen Mitfühlens durch feministisch frauenbezogene Wut und Fehldeutung des Lebens.

Ich bin gefangen, in einem Dasein oder Danebensein als Ausgeschlossener, Überzähliger, Nicht-Gebrauchter, als entsorgter Mann, an dem kein Bedarf besteht. Ich bin gefangen in einer feindlichen Zeit, einer männerhassenden Epoche. Ich bin Gefangener der Kulturrevolution. Im Käfig feministischer Weltanschauung dämmere ich dahin. Ich bin gefangen in einer Welt, in der Frauen die Wahl und Männer die Knechtschaft haben.

Noch der Aufschrei gegen Ausschluß und mangelndes Mitfühlen wird niedergekeult von den DiktatorInnen, die ihre eigene Grausamkeit verdrängen und in einer perversen Übertragung das ausgeschlossene Opfer mit dem Vorwurf verhöhnen, selbst schuld und zu Gefühl unfähig zu sein, das tatsächlich sie mir und dem männlichen Geschlecht allgemein seit mehr als nur einer Generation verweigern. Sie, die Täterinnen, die militanten Ideolog*_Innen, die Liebe zerbrachen, Irrtum und Haß zum Prinzip erhoben, haben sich zur revolutionären Richterin erhoben, urteilen in eigener Sache, über ihren eigenen Fall, so daß die radikale Hasserin das Fehlurteil spricht, sie sei heilig und das Opfer schuld und Täter. So verdreht ist diese Welt.

Und nein, die Schuld ist nicht verteilt. Die viele Millionen Jahre alte Kultur bevorzugte bereits Frauen, doch nicht in einem so schädlichen Ausmaß. Nein, sie hatten niemals eine Berechtigung zum Klagen. Nein, sie sind nicht erst später irrational geworden, sondern von Anfang an und in allen Wellen zerbrachen sie und ihre Forderungen menschliches Gefühl, Kultur, und das Gleichgewicht der Geschlechter. Sie hatten Unrecht vom ersten Irrtum an; keine ihrer Annahmen stimmte.