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Nr. 157

 

Exodus der Drachen

 

von Horst Hoffmann

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

Der Lichtbote griff ein und verhinderte den Sieg der Dunkelmächte, indem er Vangor ins absolute Chaos stürzte. Viele starben bei den Katastrophen, die das Gesicht der Welt veränderten. Doch Mythor rettet sich hinüber in den Morgen einer neuen Zeit. Er hat einen wichtigen Auftrag zu erfüllen. Er soll Inseln des Lichts im herrschenden Chaos gründen und den Kampf gegen das Böse wieder aufnehmen.

Als Mythor in der veränderten Welt zu sich kommt, ist er sich dieses Auftrags nicht bewusst, denn man hat ihn seiner Erinnerungen beraubt. Erst bei der Begegnung in der Drachengruft wird Mythor dieses klar, und schließlich sorgt das Duell mit Mythors anderem Ich dafür, dass unser Held in seiner Ganzheit ersteht.

Damit beginnt Mythor wieder in bekannter Manier zu handeln. Die Welt vor einer erneuten Invasion durch die Horden Xatans zu schützen, ist sein erklärtes Ziel. Deswegen sucht unser Held auch die Verständigung mit den verschiedenen Clans des Drachenlands.

Gegenwärtig sieht es nach dem »Sturz des Falken« allerdings aus, als läge die Verwirklichung dieses Zieles nicht in Mythors Vermögen. Doch die Entscheidung über Sieg oder Niederlage vollzieht sich in Volensor, dem Vogelparadies – und es kommt zum EXODUS DER DRACHEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Mythor – Der Gorganer auf dem Weg ins Vogelparadies.

Sadagar und Mungol – Mythors Begleiter.

Pacol – Er sucht das Falkenzepter zu erringen.

Corro – Pacols Gegenspieler.

Gerrek-Mu – Er bringt den Weißen Drachen nach Volensor.

Prolog

 

Der Drache war wie aus einem finsteren Albtraum entstiegen, riesig und schwarz wie die Nacht. Das rote Flammenmuster auf dieser pechschwarzen Haut war wie die Lohen eines magischen Feuers. Wo er die Lüfte durchschnitt, verdunkelte sein Schatten das Land, und alles Leben schien zu erstarren und scheu zu flüstern: Seht! Das ist Zathorea! Rührt euch nicht, auf dass sein Herr euch nicht sehe! Atmet nicht, auf dass der Schreckliche euch nicht hören möge!

Der Herr des Drachen aber lachte schallend, wenn er die Angst der Menschen spürte. Dann warf er das schmale Gesicht mit dem Spitzbart weit in den Nacken, dass sein schmutziggraues Haar ihm über die Schulter fiel. Der Drachenkamm auf seinem Haupt war wie eine Krone, und manchmal ließ er ihn aussehen, als wäre er selbst einmal einem Drachenei entschlüpft.

Dieser Mann, der den Schwarzen Drachen ritt und sein Gesicht zumeist hinter einem Gitterhelm verbarg, war Kaithos, der gefürchtete Hohepriester des Drachenkults.

»Ho, Zathorea!«, rief er ins Brausen des Windes, die Beine unter die Flügelansätze des Drachen geklemmt und den Körper flach vorgebeugt. »Trage mich schneller! Weiter gen Westen, Cesarochs Aufgebot entgegen!«

Er rief es in der Drachensprache, deren im ganzen Drachenland nur er und sein ärgster Widersacher, der oberste Drachenbändiger Mu, mächtig waren. Und in der Drachensprache schrie Zathorea den Befehl an die fünf Dutzend Drachen weiter, die den Flug mitmachten. Einige blieben auf gleicher Höhe mit ihm, andere waren von Kaithos als Kundschafter vorausgeschickt, wieder andere sicherten nach hinten.

Jedenfalls, dachte der Hohepriester, war Mu einmal mein ärgster Gegner, bis der andere erschien, Cormelangh das Gläserne Schwert aus dem Rücken zog und nun versucht, alle Clans der Insel zu einen. Er, der vom Orakel Angekündigte. Er, der angeblich die Kraft des Lichtes in sich hat.

Mythor!

»Er wird vor uns im Staub kriechen, Zathorea!«, sagte der Hohepriester hasserfüllt. »Der Narr Cesaroch wird bitter bereuen, dass er sich gegen mich stellte! Alle, die sich mir nicht beizeiten unterwarfen, werden unsere Rache zu spüren bekommen! Bald schon wird die Insel uns gehören!«

»Und Aghad wird uns dabei nicht im Weg sein!«, zischte der Schwarze Drache zurück. »Ich kann den Augenblick kaum abwarten, in dem ich ihn zerreiße!«

Kaithos schnitt eine dämonische Grimasse. Aghad, der Weiße Drache und das Gegenstück zu Zathorea. Aghad, auf dem die Hoffnungen all der verblendeten Narren ruhten, die glaubten, mit seinem Ausschlüpfen bräche eine neue Zeit an.

Aghad – eine schwächliche Missgeburt!

»Du wirst leichtes Spiel mit ihm haben«, sagte Kaithos höhnisch. »Mein Zauber hat dafür gesorgt, dass Aghad nicht lebensfähig aus seiner Schale stieg. Mein Spion ließ mir diese Nachricht zukommen, bevor wir aufbrachen. Aghads Tage sind schon jetzt gezählt, aber dennoch ist jeder Tag seines kurzen Lebens ein Tag zuviel.«

»Überlasse ihn mir, Meister!«, rief Zathorea. »Sobald wir Cesarochs Streitmacht erreichen, ist sein Ende besiegelt. Dann werde ich Herr aller Drachen sein, und das Land wird unter unserem Zorn erzittern!«

Und ich, dachte Kaithos, bin der Beherrscher der Insel. Und das sollte erst der Anfang sein. Einmal Herr des Drachenlands und aller Drachen, würde er mit seinem unbesiegbaren Heer in die Nachbarländer einfallen und dort Chaos und Verwüstung säen.

Er würde nicht allein sein. Er besaß noch mächtigere Verbündete – so den Schwarzmagier Krol, der sich der Dunkelheere Xatans gewiss war und sich selbst als künftigen Herrscher des Drachenlands sah.

Einmal Herr über alle Drachen, dachte Kaithos, und auch Krol wird vor mir kriechen!

»Wir legen eine Pause ein«, befahl Kaithos. »Es ist nicht nötig, dass Cesarochs Aufgebot uns vor der Zeit bemerkt. Es genügt, wenn ein oder zwei Drachen als Kundschafter vorausfliegen. Sobald sie zurück sind und uns berichten, können wir gezielt angreifen!«

Zathoreas Leib bäumte sich unter ihm auf. Er konnte die Enttäuschung des Drachen spüren, als wüchse sie in ihm selbst.

»Ich will Aghad töten!«, begehrte der Schwarze Drache auf.

»Das wirst du, aber Mu führt das Heer an, das ins Land des Falkenclans einfallen soll, weil Cesaroch in Mythors Gefangennahme einen willkommenen Grund sah, den Krieg zu erklären. Cesaroch ist in seiner Machtbesessenheit wie von Sinnen, aber uns soll das nur recht sein. Wir werden den Krieg zwischen den Clans zu unseren Gunsten entscheiden. Doch ich kenne Mu. Er ist listig. Er wird wissen, dass wir Aghad vernichten wollen, und hat deshalb mit Sicherheit Vorkehrungen getroffen.«

Eine Streitmacht, dachte der Hohepriester, aus tausend Drachenbändigern und rund fünftausend wilden Jungdrachen, von denen die meisten während Aghads erstem Flug geschlüpft sind. Doch sie würde in sich zusammenbrechen, sobald Aghad nicht mehr war. Mu wusste das, und deshalb würde er versuchen, Aghad so lange wie möglich vor seinen Feinden zu verstecken.

Zathorea bäumte sich auf. Er bockte und drehte sich in der Luft. Seine mächtigen, fledermausähnlichen Flügel schlugen auf und nieder, dass Kaithos Mühe hatte, sich im Sattel zu halten.

»Du hast mir den Kampf versprochen!«, zischte er. »Du hast eine Glut in mir geweckt!«

Kaithos lachte schallend.

»So kämpfe, mein Drache! Suche dir deine Opfer aus! Zeige mir, was du kannst, und übe für Aghad!«

»Drachen!«, schrie Zathorea. »Labt euch an den Früchten der Felder und an den Menschen, die sie bebauen! Stürzt hinunter und zeigt ihnen, was sie künftig von uns zu erwarten haben! Xuyach und Ssyloo, ihr fliegt voraus und kommt erst zurück, wenn ihr das Heer des Mu erreicht habt und mir verraten könnt, wo er Aghad verbirgt!«

Die beiden angesprochenen Drachen eilten flugs davon, weiter gen Westen, von wo die Tausenderschar kam. Zathorea aber stürzte sich hinab auf die Felder, auf denen die einfachen Menschen des Falkenlands mühsam ihr Getreide anbauten, aus dem sie das Korn für den kommenden Winter zu gewinnen hofften. Der Boden war karg, und die wilden Drachen hatten das übrige dazu getan, dass eine Missernte auf die andere folgte.

Die Bauern sahen den Schatten, der ihre Felder verdunkelte, und versuchten sich in ihren Scheunen in Sicherheit zu bringen. Doch ein einziger Prankenschlag zerfetzte das morsche Holz, und Mal auf Mal fuhr Zathoreas zweireihiges Gebiss mit den langen und spitzen Reißzähnen in das Stroh und fand seine Opfer. Die anderen Drachen wüteten nicht weniger schlimm. Einige gerieten in Streit um ihre Beute und griffen sich gegenseitig an. Es war wie ein Wirbelwind aus gescheckten, geflammten und einfarbigen Ungeheuern, der über die entsetzten Landbewohner hereinbrach.

Wild, dachte Kaithos, als er sich noch weiter vorbeugte und Zathoreas langen Hals mit beiden Armen umschloss, an ihm Halt fand und wie mit dem Schwarzen Drachen verwachsen schien, während ringsum das Holz splitterte und das trockene Stroh in Büscheln davongeschleudert wurde. Wild sind sie, meine Tiere! Ein Narr derjenige, der sie mit Güte und Verständnis zu führen versucht. Seit jeher schon war ihnen die Herrschaft bestimmt, und sie dulden auf Dauer nur einen menschlichen Herrn über sich, der ihre Kraft in sich hat, ihren Zorn, ihre Grausamkeit!

Kaithos hielt nichts von dem Gerede, dass die Drachen nie einen Menschen als Führer anerkennen würden, sondern nur ein »Luftwesen«, wie sie sich auch selber nannten. Aber wenn schon – dieses Luftwesen würde nur Zathorea sein können, und der war wie alle seine Artgenossen klug und wusste, dass er ohne seinen Meister nichts war.

Zathorea griff eine zweite Scheune an, und eine dritte. Er lieferte sich einen heftigen Kampf mit anderen Drachen, die ihm zuvorkommen wollten. Kaithos ließ ihn auch jetzt wieder gewähren, hetzte ihn sogar auf, berauschte sich an seiner Kraft. Erst als er die beiden Kundschafterdrachen von Westen zurückkehren sah, gebot er ihm Einhalt.

»Habt ihr Aghad gefunden?«, schrie er ihnen zu.

»Wir haben Mus Geschwader gesehen!«, antwortete Xuyach. »Aber nichts von Aghad! Mu hat seine Streitmacht in viele Gruppen aufgeteilt!«

»Also hofft er, auf diese Weise Zeit zu gewinnen. Er versteckt den Schwächling. Wir müssen herausfinden, in welcher Gruppe er fliegt!«

»Mu lässt seine Schar immer nur kurze Etappen zurücklegen«, rief Ssyloo, »sicher nur, um Aghad zu schonen!«

»Es wird ihm nichts nützen!«, zischte Zathorea. Der Schwarze Drache erhob sich mit wenigen kräftigen Flügelschlägen hoch über alle anderen. »Fliegt wieder voraus und kommt erst dann zurück, wenn ihr den Schwächling gefunden habt!«

Xuyach und Ssyloo schwangen sich davon, wurden zu winzigen Punkten am Horizont und schienen dann in einer dunklen, riesigen Wolke zu verschwinden, die langsam von Westen nach Südosten zog.

»Da sind sie!«, sagte Zathorea. »Sechstausend Luftwesen, die schon morgen auf mein Wort hören werden!«

»Wir warten ab«, musste Kaithos seinen Tatendurst dämpfen. »Sie sind weit in der Überzahl. Nur wenn wir wissen, wo wir gezielt angreifen können, werden wir einen schnellen Erfolg haben!«

Der Schwarze Drache gab sich nur widerwillig damit zufrieden. Kaithos richtete sich in seinem Nacken auf und dachte, als er das weite Land zwischen Burg Greiffong und dem Fluss Gorgau übersah, an die anderen Maßnahmen, die ihm die Macht über das Eiland sichern sollten.

Der Falkenclan war so gut wie in seiner Hand. Nach Valcords Tod hatte er dafür gesorgt, dass Corro, der machtlüsterne Unterführer, als sein Vasall neuer Clanführer werden würde. Doch noch lebte Pacol, den Valcord schon als seinen Nachfolger ausersehen hatte, der sich mit Mythor zusammengetan hatte und nun ohne Zweifel mit ihm und seinen Freunden ins Vogelparadies Volensor unterwegs war. Fand er dort das Falkenzepter, so war er der neue Herrscher des Falkenclans.

Kaithos lächelte kalt, als er sich klarmachte, wie schlecht Pacols Chancen standen, auch nur in die Nähe von Volensor zu gelangen. Nicht nur die Drachen des Hohepriesters suchten bereits nach den Flüchtigen, auch Corros Krieger waren ihnen auf den Fersen. Sie kannten das Land und seine Bewohner. Pacols Tod oder Gefangennahme war also nur eine Frage der Zeit.

»Geduld, mein Drache«, sagte Kaithos. »Unsere Zeit ist schon angebrochen, und die Tage der Feinde sind gezählt, seitdem statt des mächtigen Weißen Drachen ein Krüppel schlüpfte. Sie wissen es nur noch nicht.«

1.

 

Mythor wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Sonne brannte heißer als hierzulande gewohnt, und die Luft schien zu stehen. Kein Windhauch rührte sich, als erwartete das Land bereits das Unheil, das in jedem Laut, in jedem Schatten wie zum Greifen war.

»Wie lange noch?«, fragte Sadagar, der mit Mythor und Pacol an der Spitze der gen Osten Flüchtenden ritt. »Wir können den ganzen Weg bis nach Volensor nicht an einem Stück zurücklegen. Kaithos' Drachen werden bald über uns auftauchen. Abgesehen davon, dass wir uns besser für eine Weile verstecken, brauchen unsere Pferde dringend eine Rast.«

»Bald haben wir den befestigten Landsitz derer von Voghast erreicht!«, rief Pacol. Er deutete voraus, wo hinter der Buschsteppe verdorrte Felder begannen. »Arror von Voghast und ich sind seit unserer Kindheit befreundet. Er wird uns Unterkunft gewähren und die Tiere pflegen lassen.«

»Hoffentlich«, knurrte der Steinmann. »Auf dieser Insel traue ich langsam nichts und niemandem mehr.«

Pacols Lächeln sollte wohl Zuversicht ausdrücken, denn einen anderen Grund zum Lachen hatte er beileibe nicht mehr. Mythor beobachtete ihn von der Seite, das schmale Gesicht mit den starken Backenknochen, dem dünnen Mund und den dunklen Augen. Der offene Helm mit dem Falkenkopf und dem Gittervisier und der eiserne Kinnschutz ließen ihn kriegerischer aussehen, als er in Wirklichkeit war. Pacol war kein Muskelpaket, kaum sechs Fuß groß, samthäutig und auf sein Äußeres bedacht. Wie er sein braunes Haar kämmte und darauf achtete, dass sein dunkles Lederwams mit dem roten Schulterschutz, der ebenfalls rote Leibgürtel, der Lederschurz, der Ringelpanzer und die Lederstiefel saßen, das verriet mehr über ihn. Pacol war klug, wortgewandt und eher ein Stratege als ein Kämpfer.

Doch sollte sich niemand verleiten lassen, es deshalb im Bösen mit ihm aufnehmen zu wollen. Mythor hatte erlebt, wie der Falker mit Schwert und Dolch umzugehen wusste – viel besser jedoch noch mit der »Kralle« genannten Waffe, den vier mörderischen Widerhaken an einem kurzen, lederbezogenen Holzgriff, der wiederum an einem zwanzig Schritt langen Seil befestigt war. Er schleuderte sie mit unglaublicher Zielsicherheit und holte sie mit einem Ruck, der keinen Gegner im Sattel hielt, wieder ein.

Sein Falke hörte auf den Namen Ass und wusste ebenfalls seinen Herrn zu schützen. Seit einigen Stunden war er verschwunden. Mythor hatte Pacol als einen Ehrenmann kennengelernt, gerade erst 35 Sommer alt, und einen besseren Clanführer konnte er sich kaum vorstellen.

Bei dem Gedanken an Corro trieb er instinktiv das schwarze Einhorn zu schnellerem Schritt an. Im Gegensatz zu den Pferden und Mungols Pony Chipo zeigte Pandor keine Ermüdungserscheinungen.

»He!«, rief Sadagar. »Willst du allein nach Volensor?«

Seufzend wartete Mythor, bis die anderen wieder zu ihm aufgeschlossen hatten. Mungol schwieg wie fast immer, nur seine Blicke versprühten hin und wieder ihr Feuer und gemahnten Mythor daran, dass er von Durang, dem Anführer des Wolfsclans, dringend erwartet wurde. Wie ein Wolf sah Mungol von weitem auch aus, ein wilder Krieger ganz in Wolfsfell gekleidet. Bruder der Wölfe, so nannte er sich, wie alle Angehörigen seines Clans.

Die Namen der Falkenkrieger, die mit den Gefährten aus Burg Greiffong hatten fliehen können, kannte Mythor kaum. Doch wusste er, dass auf sie blinder Verlass war.

Sie ritten weiter über trockenes Land, auf dem kaum etwas keimte. Die dürren Äste der Bäume hingen wie schlaff gewordene Arme auf den Boden herab und schienen den Vorbeikommenden ihr Leid klagen zu wollen. Erst als sie künstlich bewässerte Felder und Weiden erreichten, sahen sie Bauern bei der Arbeit und Viehherden, die sich an saftigem Gras labten.

Hier schien sich eine andere Welt aufzutun, eine Insel der Fruchtbarkeit. Die Pferde spürten die Nähe von Ställen, Wasser und Heu, sie liefen schneller und bald tauchte zwischen Obstbäumen und blühenden Sträuchern der Sitz derer von Voghast auf.

Mythor entging es nicht, dass auch hier wilde Drachen gehaust hatten. Doch eine unbekannte Macht schien ihre schützende Hand über diesen blühenden Flecken zu halten.

»Man erwartet uns«, sagte Pacol. Von einem der mächtigen Rundtürme der hohen Befestigungsmauer, die den Adelssitz in der Form eines Vierecks weiträumig umschloss, kam Ass auf seine ausgestreckte Hand zurückgeflogen. Die Tore hinter einer Zugbrücke wurden aufgestoßen. Männer in roten Wämsern und mit dem Wappen des Falkenclans auf der Brust halfen den Ankömmlingen von ihren Tieren, nachdem sie über die hölzerne Brücke und einen Wassergraben geritten waren. Einer von ihnen umarmte Pacol, und für einen Moment zeigte der Falker wieder seine frühere Unbekümmertheit.

»Das ist Emrod«, erklärte er nach der überschwänglichen Begrüßung, »Arrors Bruder. – Emrod, dies sind Freunde, die mich auf dem Weg nach Volensor begleiten und auf kräftigende Speise und Trank hoffen.«

Emrod nickte Mythor und den anderen zu. Er hatte klare und ehrliche Augen, doch bei der Erwähnung von Pacols Ziel fiel ein Schatten auf das breite Gesicht mit den harten Zügen eines Mannes, der sein Lebtag lang gekämpft hatte, um dem Boden ein ums andere Mal eine neue Ernte abzuringen.

»Nach Volensor, Vetter?«

Pacol bejahte.

»Du wirst deine Gründe haben«, tat Emrod das Thema ab, das ihm plötzlich zu heikel geworden schien. Wieder legte er einen Arm um Pacols Schulter und zog ihn mit sich in den Hof. »Komm jetzt mit deinen Freunden. Arror kann es kaum erwarten, dich zu sehen. Wann warst du zum letzten Mal bei uns?«