Cover
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Mit besonderem Dank an Valerie Wilding

Für Julieta, mit Liebe

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Teil 1:
Weihnachtsglocken

Süße Toast-Bonbons

Eisgestalten

Schmutz im Wald

Putzpulver

Konfetti-Chaos

Teil 2:
Zauberglocken

Armer Herr Federschlau

Achtung, Lawine!

Silberstiefel

Die Melodienmaschine

Rettung!

Teil 3:
Hochzeitsglocken

Frühstück bei Familie Pfötchen

Ein eisiges Problem

Griseldas Turm

Beere, Efeu und Mistel

Die Weihnachtshochzeit

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Weihnachtsglocken

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Süße Toast-Bonbons

„Sch, sch!“ Lili Hart scheuchte zwei Wildgänse aus dem Beet mit den Kohlköpfen. Ihre beste Freundin, Jessi Forester, half ihr, die gefräßigen Vögel zu dem neuen Teich im Garten der Familie Hart zu treiben.

In der Scheune daneben war die Tierklinik Helfende Pfote untergebracht, die Lilis Eltern leiteten. Dort wurden kranke Tiere behandelt und versorgt. Diejenigen, denen es schon besser ging, durften in Gehegen im Freien frische Luft schnuppern. Die Wintersonne schien durch die nackten Zweige der Bäume und warf Schatten aufs Gras. Mrs Hart verteilte Schüsseln mit saftigem Salat und knackigen Möhrchen für die Kaninchen, Meerschweinchen und Schildkröten.

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„Gebt den Gänsen das hier“, meinte sie und reichte den Mädchen Spinat und Kopfsalat. „Dann plündern sie nicht mein Gemüsebeet. Es wird allmählich kälter, also werden sie bald ins Warme Richtung Süden fliegen.“

„Fliegen sie zusammen?“, fragte Jessi.

Mrs Hart nickte. „Gänse schließen eine Partnerschaft fürs Leben“, sagte sie und ging weiter zum Gehege der kleinen Dachse.

„Als wären sie verheiratet“, sagte Lili.

Die Mädchen lächelten sich an und beobachteten, wie sich die Gänse gierig auf den Salat stürzten.

„Bald werden wir Gäste auf einer echten Hochzeit im Wald der Freundschaft sein“, flüsterte Jessi aufgeregt.

Lili zog eine weiße Einladungskarte aus ihrer Tasche. Sie hatte die Form eines Blatts und war mit silbernen Glöckchen verziert. Auf der Karte stand:

Du bist herzlich eingeladen zur Vermählung von Herrn Federschlau und Frau Schneeflügel auf der Silberlichtung im Wald der Freundschaft.
Anschließend findet im Café Fliegenpilz eine große Feier statt.

Lili lachte. „Wer hätte gedacht, dass wir mal auf die Hochzeit von zwei Eulen gehen werden!“

Der Wald der Freundschaft war eine geheime magische Welt, in der Tiere in Häusern wohnten und sprechen konnten. Die Freundin der Mädchen, die Katze Goldi, kam oft, um die beiden in den Wald zu holen, wo sie fantastische Abenteuer erlebten. Vor ein paar Tagen hatten Lili und Jessi morgens beide eine Einladung in ihren Gummistiefeln versteckt gefunden. Sie waren sich sicher, dass Goldi die Karten verteilt hatte.

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„Ich freue mich schon so darauf, Frau Schneeflügel endlich kennenzulernen“, sagte Jessi. Da nahm sie plötzlich eine Bewegung aus den Augenwinkeln wahr. Jessi betrachtete die Spiegelungen auf dem Teich genauer. Zwischen ihrem und Lilis Spiegelbild befand sich noch ein drittes. Das einer Katze!

„Goldi!“, rief sie überrascht und drehte sich um. Hinter ihnen stand eine Katze mit goldfarbenem Fell und grünen Augen.

Lili griff begeistert nach Jessis Hand. „Ist die Hochzeit etwa schon heute?“

Goldi rannte in den hinteren Teil des Gartens und sprang über die Trittsteine im Bach auf die große Wiese.

Die Mädchen folgten ihr schnell zu der alten Eiche mitten auf der Wiese.

Als sich Goldi dem abgestorbenen Baum näherte, erwachte dieser zum Leben. Glänzende grüne Blätter sprossen aus den Ästen. Rotkehlchen hüpften von Zweig zu Zweig und naschten von den violetten Beeren. Eichhörnchen kletterten am Stamm auf und ab und sammelten Nüsse für ihren Wintervorrat.

Als Lili und Jessi neben Goldi standen, berührte die Katze den Stamm mit ihrer Pfote. Die Mädchen lasen laut die drei Worte vor, welche in die Rinde geritzt waren: „Wald der Freundschaft!“

Im Baumstamm erschien eine Tür. Jessi drehte am Türknauf, der wie ein Blatt geformt war, und öffnete sie.

Die Freundinnen folgten Goldi in das magische goldene Licht. Sofort verspürten sie ein Kribbeln am ganzen Körper, denn sie schrumpften ein kleines bisschen.

Als das Licht erlosch, standen Jessi und Lili im Wald der Freundschaft. Große weiche Schneeflocken fielen vom Himmel.

„Es schneit!“, rief Lili begeistert.

„Ist es nicht schön?“, sagte eine sanfte Stimme.

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Die Mädchen drehten sich um und erblickten Goldi, die nun aufrecht stand und einen Schal um die Schultern trug.

„Der Wald der Freundschaft wird von den magischen Winterwundern in eine wunderschön glitzernde Winterlandschaft verwandelt!“, erklärte die Katze.

„Hallo!“, sagten die Mädchen und umarmten Goldi.

„Hoffentlich sind wir wegen der Hochzeit hier“, murmelte Jessi. „Und nicht, weil die schreckliche Griselda wieder ihr Unwesen treibt.“

Die Hexe Griselda wollte die Tiere unbedingt aus dem Wald der Freundschaft vertreiben, damit sie ihn ganz für sich allein haben konnte. Bisher hatten die Mädchen und Goldi ihre gemeinen Pläne immer durchkreuzen können, aber sie wussten, dass Griselda niemals aufgeben würde.

„Die erste gute Nachricht ist, dass Griselda sich schon länger nicht hat blicken lassen“, antwortete Goldi grinsend. „Und die zweite gute Nachricht ist, dass morgen die große Hochzeit stattfindet. Aber heute möchte euch schon jemand ganz Besonderes kennenlernen.“

Ein kleiner weißer Welpe mit einer roten Mütze mit einem weißen Bommel und Pelzbesatz hüpfte auf sie zu. Das Hündchen zog einen kleinen Schlitten, der mit bimmelnden Glöckchen geschmückt war.

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„Das ist Paula Pfötchen“, stellte Goldi den Welpen vor.

„Fröhliche Weihnachten, Jessi und Lili!“, rief Paula. Ihre dunklen Augen leuchteten.

„Fröhliche Weihnachten?“, wiederholte Lili fragend und nahm Paula auf den Arm.

Das Hundemädchen nickte.

„Na klar!“, meinte Jessi und kraulte Paula hinter den Ohren. „Die Zeit vergeht im Wald der Freundschaft anders als bei uns in der Menschenwelt.“

„Wenn also heute schon Weihnachten ist und morgen die Hochzeit von Herrn Federschlau, dann heiratet er ja am ersten Weihnachtsfeiertag“, stellte Lili fest.

„Toll!“, sagte Jessi. „Das ist so aufregend!“

„Ich bin auch zu der Hochzeit eingeladen“, erzählte Paula. „Ich bin nämlich Herrn Federschlaus Gehilfin. Wenn ich groß bin, werde ich Erfinderin, so wie er!“ Sie sprang aus Jessis Armen und holte ein Bonbonglas von ihrem Schlitten.

„Nehmt euch eine Süßigkeit“, bat sie und öffnete das Glas. „Das sind süße Toast-Bonbons. Wenn man sie isst, wird es einem im Bauch so warm und wohlig wie von einem Toastbrot. Ich habe sie selbst erfunden!“

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„Wie toll!“, sagte Lili. „Es ist wirklich kalt heute.“ Sie steckte die Hand in das Glas. „Oh!“

„Was ist?“, fragte Paula.

„Ich glaube, die Bonbons sind etwas zu warm geworden. Nun kleben sie alle zusammen“, sagte Lili.

Das Hundemädchen machte ein so trauriges Gesicht, dass Lili schnell hinzufügte: „Aber sie schmecken bestimmt trotzdem sehr lecker.“

„Schon wieder ist eine meiner Erfindungen schiefgegangen“, wimmerte Paula Pfötchen mit hängendem Schwanz.

Jessi umarmte sie. „Du hast bestimmt noch viele andere tolle Erfindungen.“

Goldi lächelte. „Ich weiß, was Paula aufmuntern wird“, sagte sie. „Svea Schneeflügel, die Schnee-Eule, hat euch drei zu sich in ihren Laden eingeladen, wo sie all ihre wunderbaren Kleider näht.“

Jessi und Lili sahen sich gespannt an.

„Wir werden die Braut treffen“, sagte Lili. „Aber warum möchte sie uns wohl sehen?“

Goldi lächelte wieder. „Lasst es uns herausfinden.“

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Eisgestalten

Der Wald der Freundschaft sah ganz anders aus als sonst. Und er klang auch anders, denn an den Ästen hingen hell klingende Glöckchen.

„Es ist so zauberhaft!“, sagte Lili entzückt.