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Alexandra Södergran

Die Swinger und acht andere erotische Verführungen

 

Lust

Die Swinger und acht andere erotische Verführungen

Der letzte Wunsch der Ärztin

Clara spürte eine Veränderung. Es war wie ein innerer Weckruf, eine Sehnsucht, so hell und klar, als hätte das Sonnenlicht ihr gesagt, dass sie ein Kind zur Welt bringen sollte.

Sie begann, die Kinderstimmen auf Spielplätzen wahrzunehmen, die mit Geschrei und Gelächter eine Welt erkundeten, zu der Erwachsene keinen Zutritt hatten. Sie bemerkte Kinder im Bus, im Wartesaal des Krankenhauses, in dem sie arbeitete, und auf dem Bürgersteig, über den sie wie kleine Lemminge in gelben Warnwesten marschierten, und das Einzige, was Clara hörte, waren ihre lebhaften Stimmen, während sie miteinander schnatterten. Sie verbreiteten Freude und zeigten ihr auf eine unbekümmerte Art, dass die Welt noch Wunder bereithielt. Clara wollte dabei zusehen, wie ein neuer Mensch entstand, wie Leben erschaffen wurde. Alles aufs Neue. Ein Kind sah alles zum ersten Mal. Ein Kind bedeutete Liebe.

Aber der Gedanke machte Clara auch Angst. Die lebenslange Verantwortung. Die Gefahren. Wollte man wirklich ein Kind in diese Welt setzen? Was, wenn etwas Schlimmes passierte? Ein Unfall? Bei der Vorstellung bekam sie Magenschmerzen. Aber die Angst klang immer wieder ab, und der Drang, der Herzenswunsch, ein Kind zu bekommen, blieb.

Das Schlimmste, wovon sie bisher gehört hatte, waren Menschen, die nur Kinder bekamen, weil ihre Freunde es auch taten. Oder weil ihnen langweilig war. Weil sie sich einsam fühlten. Am liebsten hätte sie solchen Menschen jedes Mal ins Gesicht geschrien, dass ein Kind kein Spielzeug war, kein Zeitvertreib.

Eines Tages erzählte Clara einer Arbeitskollegin davon, wie wichtig dieser Gedanke ihr plötzlich geworden war. Dass sie seit einigen Wochen überall Kinder sah, was ihr noch nie zuvor passiert war. Ihre Kollegin erwiderte, das sei gar nicht so ungewöhnlich, die biologische Uhr ticke eben immer lauter. Es werde langsam Zeit, sagte sie, lächelte spöttisch, tätschelte Claras Bauch und begann, aufgeregt von der neuesten Fernsehserie zu berichten. Clara verlor kein Wort mehr über die Angelegenheit. Sie wollte sich ihren schönen Traum nicht zerstören.

Aber natürlich sprach sie ihren Mann darauf an. Nach dem Mittagessen öffnete sie eine Flasche Wein, bat ihn, sich zu ihr zu setzen, und sagte dann geradeheraus: „Rickard, ich möchte Kinder.“

„Jetzt?!“

Sie lachte, riss sich dann aber zusammen. Es war wichtig, dass er die Sache ernst nahm.

„Ja, es ist mir wirklich wichtig. Ich liebe dich, Rickard, und ich will, dass wir Kinder kriegen ... Das weiß ich. Ich will es so sehr.“

Er rieb sich schweigend das Kinn. „Ich dachte, das hätten wir abgehakt“, sagte er.

„Wie, abgehakt?!“

„Na ja, du bist jetzt sechsunddreißig, und ich bin bald ein alter Mann ...“

„Du bist zweiundvierzig!“

Er wand sich umständlich auf seinem Stuhl und lehrte sein halb volles Glas Wein mit zwei großen Schlucken. „Ich will es nicht“, sagte er dann und schüttelte vehement den Kopf. „Ich will keine Kinder. Ich liebe dich, das weißt du, aber Kinder ... nein.“ Er schüttelte erneut den Kopf. „Familienleben ist nichts für mich ... Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll, aber das ist einfach nicht mein Ding ...“

„Wenn du Angst hast, dann sollst du wissen, dass ich dir vertraue, Rickard. Ich weiß, dass du ein wundervoller Vater sein wirst. Man muss nicht hundertprozentig bereit dafür sein, man wächst da einfach hinein.“

„Ich habe keine Angst.“ Er rieb sich die Hände. „Verstehst du überhaupt, was es bedeutet, Kinder zu haben? Ich meine, unser bisheriges Leben ist dann vorbei. Nicht mehr ausgehen, keine spontanen Reisen ...“

„Das spielt doch alles gar keine Rolle. Das hier ist wichtig. Ich will es wirklich von ganzem Herzen.“ Die Unerschütterlichkeit in Claras Stimme machte am meisten Eindruck auf Rickard. Sie schauten einander in die Augen. Er holte tief Luft und starrte auf die Tischplatte.

„Gib mir ein bisschen Zeit zum Nachdenken“, sagte er.

Mehr wollte Clara gar nicht hören. Sie entspannte sich wieder.

Rickard machte einen langen Spaziergang, und als er am Abend nach Hause kam, setzten sie sich auf die Couch und redeten bis spät in die Nacht. Es war wundervoll. Sie erzählten sich Dinge, über die sie nie zuvor gesprochen hatten. Rickard sagte, dass er die Stimmen alter Menschen wirklich gern mochte, das Raue, Heisere und Müde, und dass er sie Kinderstimmen eindeutig vorzog, die er meistens als schrill und laut empfand.

„Aber Kinder sind immer so fröhlich“, protestierte Clara.

„Das können alte Menschen auch sein“, gab Rickard zurück. Sie redeten darüber, wie sie ihren Tonfall, ja, ihr ganzes Verhalten änderten, wenn sie mit ihren Eltern sprachen.

Clara erzählte davon, wie sie als Kind geschlagen wurde. Rickard hörte zu. Dann wechselte Clara hastig das Thema und sagte, der Löwenzahn sei ihre Lieblingsblume, und Rickard meinte, seine sei die Sonnenblume, und diese beiden seien doch quasi die gleiche Blume, einmal im Riesen- und einmal im Miniformat.

Größer sei nicht automatisch besser, gab Clara zu bedenken. Der Löwenzahn ist stark genug, sich durch Asphalt zu kämpfen, aber die Sonnenblume ist so instabil, dass sie im Wind bricht, wenn sie allein steht. Rickard lächelte. Sie sagte, sie glaube, dass alles auf der Welt eine bestimmte Rolle spiele, und sich die Frage von besser oder schlechter gar nicht stelle.

Sie erzählten sich von ihren geheimen Wünschen und liebten sich mit halb abgestreiften Kleidern auf der Couch. Sie erforschten einander sanft und langsam, ohne eine einzige körperliche Empfindung auszulassen, und sie entkleideten sie gegenseitig, bis sie ganz nackt waren. Clara wand die Hüften unter ihm und bat ihn wortlos, sich einfach fallen zu lassen. Sein Blick war wild und es schien, als hätte er beschlossen, eine Mauer einzureißen, als er ihre Beine auf seine Schultern legte und sie vögelte, bis sie schrie.

Sie verbrachten mehrere solcher Nächte. Manchmal saßen sie am Küchentisch, manchmal auf der Couch, aber Fernseher und Mobiltelefone schalteten sie immer aus. Nach einer Woche verkündete Clara, dass sie die Pille absetzen werde.

Rickard verstummte und hielt inne, als wollte er sich reflexartig vor einer Gefahr schützen. Aber einen Augenblick später schaute er sie an und nickte. „Okay“, sagte er.  

In den ersten Jahren ihrer Beziehung war Rickard der Aktive gewesen, der sie verführt hatte, der sie dazu gebracht hatte, die Hosen fallen zu lassen, wo immer sie sich gerade aufhielten. Aber irgendwann schien es, als hätte er das Interesse an ihr verloren, und ihr Selbstvertrauen war geschwunden. Sie fühlte sich immer unattraktiver. Unbrauchbar. Es folgte eine lange, dunkle Zeit, in der sie sich voneinander entfernten. In dieser Zeit beschloss sie, all ihre Energie in die Beziehung zu stecken. Die Situation war, wie sie eben war, aber konnte sie wirklich nichts daran ändern?

Im Gegenteil. Sie beschäftigte sich eingehend mit der Kunst des perfekten Blowjobs, um die Erotik neu zu entfachen. Rickard war für jede neue Überraschung zu haben, Claras Selbstvertrauen kehrte zurück, und sie spürte, wie sich etwas in ihr löste. Sie entspannten sich miteinander und rückten wieder näher zusammen. Vor allem begannen sie, über ihre Gefühle zu sprechen.

Während eines kurzen, glühenden Moments der Erkenntnis wurde ihr bewusst, dass die neue Verbundenheit zwischen ihnen nichts mit ihren Fähigkeiten zu tun hatte – sie mussten einfach nur gut zusammenspielen. Und wenn er nicht die Initiative ergriff, dann musste sie es eben tun.

Ihr Sexleben wurde fantastisch.

Auf eine ihrer Lieblingsspielereien waren sie ganz zufällig gekommen. Alles fing damit an, dass sie ihm spontan auf der Couch den Hintern zuwandte und langsam ihr Kleid hochzuschieben begann. Ihn so zu verführen machte sie nervös, aber es war herrlich und wurde noch besser. Gerade, als sie sich auf seinen Schoß hatte sinken lassen, klingelte das Telefon. Es klingelte mehrmals. Clara schaute auf das Display und wusste, dass sie antworten musste, als sie Saras Namen las.

„Ich höre jetzt nicht auf, dich zu ficken“, sagte Rickard.

„Okay, aber sei bitte leise“, sagte Clara und unterdrückte ein Wimmern, während sie den Anruf annahm.

„Hey! Was machst du gerade?“, fragte Sara und im Hintergrund war Stimmgemurmel zu hören, das Klirren von Porzellan und das Kratzen von Stuhlbeinen auf dem Boden. Clara hoffte, dass diese Geräusche laut genug waren, um das Klatschen von Rickards Hüften an ihrem Hinterteil zu übertönen. Nach einem kurzen Moment der Bedenkzeit antwortete sie: „Ich bin im Fitnessstudio.“

„Okay. Weißt du, was am Wochenende passiert ist?“

„Nein“, sagte sie und stöhnte leise.

„Äh, was machst du gerade?“

„Habe ich doch gesagt, ich bin im Fitnessstudio.“ Die Worte drangen stoßweise aus Claras Kehle und sie atmete schwer. „Ich bin auf dem Stepper.“

„Aha, also ich kann dich auch später anrufen ...”

„Nein, rede einfach, ich höre dir zu.“ Clara unterdrückte ein Stöhnen und richtete sich ein Stückchen auf. Sie näherte sich dem Orgasmus. Bei der nächsten Gelegenheit schaltete sie ihr Telefon in den Lautsprechermodus.

Sara erzählte ihr von ihrem Date mit einem Typen, mit dem sie schon lange zusammenkommen wollte. Er war erst vierundzwanzig Jahre alt und schüchtern, aber attraktiv wie ein griechischer Gott.

Clara verhielt sich so leise wie möglich und hörte ihr zu, aber sie war jetzt kurz vorm Höhepunkt. „Hast du ... hmm, ein paar pikante Details?“, fragte sie.

„Ja, weißt du, unter der schüchternen Oberfläche hat er sich als wahrer Teufel im Bett erwiesen.“

„Hm?“

„Er hat mich Kopf voran ins Bett gezerrt, hat mich hart von hinten gevögelt und immer wieder an den Haaren gezogen. Oh, Gott, das war schön.“

Diese Worte waren der Katalysator, der Clara zum Explodieren brachte. Sie drehte das Handy weg, ihr ganzer Körper bebte, und anstatt ihrem Orgasmus laut Ausdruck zu verleihen, unterdrückte sie jeglichen Laut.

„Bist du noch da?“, klang es aus dem Hörer. „Hallo?“

„Ja ... ja, ich bin hier. Ich hatte einen Krampf.“

Sara lachte. „Du machst Witze, oder?“

Clara stieg von Rickard und ging vor ihm auf die Knie. „Nein, äh, ich hatte wirklich einen Krampf. In der Wade“, sagte sie und nahm seinen Schwanz in den Mund.

„Ah, ja, das tut scheißweh“, sagte Sara.

„Hmhm, ist aber nichts Schlimmes. Clara glitt mit der Zunge rund um die Eichel. Ihr Haar fiel ihr ins Gesicht und sie musste kurz von Rickard ablassen, um es festzuhalten. Rickard übernahm und begann, stürmisch zu masturbieren. Alles, was Clara tun musste, war, die Zunge auszustrecken und mit ihrem sehnsuchtsvollsten Blick zu ihm hinaufzuschauen. Er kam wie mit einem Peitschenknall und brummte dabei wie ein Bär.

Das war einer der heißesten Momente gewesen, die sie zusammen hatten, und noch einige Tage danach hatte Rickard Clara wie eine Königin behandelt. Seitdem war der ‚Telefonsex‘ ein regelmäßiger Bestandteil ihres Lebens geworden und Clara war dazu übergegangen, diverse Gespräche mit Behörden zu führen, während er sie fickte. Vor allem die Warteschleifen waren so angenehmer, und es war immer wieder lustig, einen unwissenden Gesprächspartner mit seinem steifen und bürokratischen Redeschwall am Ohr zu haben, während sie bis zur Besinnungslosigkeit gevögelt wurde.

 

Jetzt sah die Sache anders aus. Natürlich würden sie weiter herumspielen, aber von nun an musste er seine Ladung wie eine Goldreserve behandeln, die den einzig wahren Schatz heben konnte: Kinder zu bekommen. Nicht das kleinste Körnchen Gold durfte verschwendet werden.

Auch wenn die Voraussetzungen für eine Schwangerschaft nur in einem kurzen Zeitraum des Monats ideal waren, und einige Studien behaupteten, es sei gut, wenn der Mann sein Sperma einige Tage lang aufsparte, wusste Clara aus jahrelanger Arbeit im Gesundheitswesen, dass Studien sich ständig als fehlerhaft herausstellten.

 

Sie entschied sich stattdessen für eine mathematische Herangehensweise. Je öfter sie Sex hatten, desto größer war die Chance, dass sie schwanger wurde. Logischerweise musste sie bei jeder sich ihr bietenden Gelegenheit Sex haben. Und sie tat alles dafür, um das zu ermöglichen.

Sie verführte Rickard mit Worten, ihrem launenhaften Verhalten, sie verführte ihn mit sexy Dessous und verbotenen Fantasien. Manchmal schickte sie ihm E-Mails mit Versprechen und anregenden Worten ins Büro. Aber meistens reichte ihre neu erwachte Leidenschaft dafür aus, dass Rickard sich auf sie stürzte, wann immer es ihm passte – und das war oft der Fall.

 

Sechs Monate ging das so, aber sie war immer noch nicht schwanger. Allmählich wurde sie unruhig und besorgt. Da sie als Ärztin Zugang zum Labor hatte, überredete sie Rickard, eine Spermaprobe abzugeben, und einen Kollegen, den Test durchzuführen. Es stellte sich heraus, das Rickard schlechtes Sperma hatte. Kinder zu bekommen war nicht ganz unmöglich, aber in Verbindung mit Claras Alter standen die Chancen eher schlecht.

Clara war deprimiert. Langsam lebten sie sich wieder auseinander. Nach einem heftigen Streit zog Rickard aus und sie machten Schluss.

Als Allgemeinärztin hatte Clara viel zu tun, in der Regel arbeitete sie fünfzig Stunden in der Woche, aber jetzt übernahm sie jede Schicht, die sie bekommen konnte. Irgendwann kam es ihr so vor, als wäre sie immer in Bewegung. Sie arbeitete, aß und schlief. Manchmal dachte sie darüber nach, ihn anzurufen, aber irgendetwas war immer zu tun, und so vergaß sie diesen Gedanken schnell wieder.

Rickard war der Erste, der sich meldete. Er schrieb ihr einen langen Brief, in dem er sich entschuldigte, ihr aus seinem Leben erzählte und hoffte, dass es ihr gut ging, aber alle Hoffnung versickerte angesichts der vernichtenden Tatsache, dass er nach Frankreich gezogen war und nicht die Absicht hegte, wieder zurückzukehren. Er war aus Claras Leben verschwunden.

 

Es geschah eines frühen Morgens, als sie eigentlich zu müde war, um über die ganze Sache nachzudenken. Der Mann, der für eine Routineuntersuchung ihr Sprechzimmer betrat, strahlte eine solche Autorität aus, dass sie davon ausging, er habe irgendwo eine wichtige Position inne. Sie war ungewöhnlich wuschig für die frühe Uhrzeit, und sein männlicher Duft löste irgendetwas in ihr aus. Clara konnte sich nicht zurückhalten. Sie glitt mit der Hand über seinen Oberkörper und unter das aufgeknöpfte Hemd.

Sie wusste, dass er in der gleichen Stimmung war wie sie. Er brach das Schweigen, als er ihr mit dunkler, rauer Stimme sagte, wie schön sie sei. Sie schliefen miteinander. Sie war schon einmal gekommen, als er das Tempo erhöhte und sie erkannte, dass es auch bei ihm bald so weit war. Sie schlang die Beine um seine Hüfte.

„Oh Gott, ich komme, ich komme“, murmelte er keuchend. Er versuchte, sich aus ihr herauszuziehen, aber sie hielt ihn zwischen ihren starken Schenkeln fest.

„Was zur Hölle machst du da? Ich habe nichts übergezogen“, rief er, als sie ihn endlich losließ. Er trat einen Schritt zurück und starrte sie an, als versuchte er, ihre geistige Verfassung einzuschätzen. Einen Moment lang fragte Clara sich selbst, ob sie verrückt geworden war, aber dann antwortete sie ruhig:

„Keine Sorge, ich nehme die Pille.“

Sie fand, dass sie sehr glaubwürdig klang, und war zufrieden mit sich. Als er sich anzog, hatte sie ihn schon fast wieder vergessen.

In ihrem Kopf nahm ein Plan Gestalt an. Ein großartiger Plan, eine brillante Idee. Eine fantastische Lösung, vielleicht die beste. Sie würde schwanger werden und sich dafür den geeignetsten Vaterschaftskandidaten wählen. Sie hatte die Krankenakten! In denen war alles zu eventuellen Erkrankungen oder Erbrisiken vermerkt. Sie würde wissen, ob es in der Familie eine Krebsgeschichte gab oder nicht, und sie konnte sich im Voraus einen Eindruck von Lebensstil und Gewohnheiten des zukünftigen Vaters ihres Kindes machen. Und alles, das nicht in den Akten stand, konnte sie selbst erfragen. Die Menschen waren es gewohnt, auf Fragen von Ärzten zu antworten.

Endlich saß sie am längeren Hebel.

 

Am Anfang experimentierte sie viel herum und war darauf bedacht, keine Risiken einzugehen. Wenn sie gemeldet würde, wäre alles für die Katz.

Im Laufe der Zeit wurde sie immer besser darin, die Zeichen zu deuten. Ihre Strategie wurde immer ausgefeilter. Sie wählte für gewöhnlich die jungen Männer zwischen zwanzig und dreißig. Am Anfang gab sie sich mütterlich und legte mit ihrer warmen, weichen Stimme und ausgiebigem Körperkontakt den Grundstock. Sie empfand für die jungen Männer wie eine normale Ärztin für ihre Patienten, aber sie hielt ihre Hände ein bisschen länger in den ihren, lehnte sich etwas näher an sie heran, als es nötig gewesen wäre und streichelte sie.

Sie vermutete, dass viele junge Männer von so einer Situation fantasierten, aber nur wenige darauf vorbereitet waren, wenn es tatsächlich geschah. Nicht immer funktionierte es. Aber wenn sie bekam, was sie wollte, ging sie immer auf die gleiche Weise vor. Sie setzte sich auf die Pritsche und spreizte die Beine. Das war am praktischsten, denn wenn die Männer sich vorm Abspritzen drücken wollten, konnte sie sie einfach mit den Schenkeln festhalten.

Clara ließ sich von mehr Männern besamen, als sie zählen konnte, aber sie sah jede weitere Eroberung als eine neue Chance, schwanger zu werden.

Mittlerweile hörte sie die Kinder auf dem Spielplatz nicht mehr, bemerkte weder ihr Lachen noch ihr Spiel, und hatte längst vergessen, warum sie Kinder bekommen wollte. Das Einzige, was sie wusste, war, dass es passieren musste.

Manchmal, wenn sie an Rickard dachte, fühlte sie sich innerlich umarmt, aber sie versuchte, dieses Gefühl der Geborgenheit zu ignorieren. Sie war damit beschäftigt, Männer zu beobachten, wann immer es ihr möglich war, sie zu bewerten, sich zu fragen, ob sie über eine gute Erbmasse und geeignete Spermien verfügten. Unbewusst erkannte sie, dass das alles nichts mit Liebe zu tun hatte – aber spielte das eine Rolle, wenn es zu dem Zweck geschah, ein Kind mit all ihrer Liebe großzuziehen?

Sie trug einen Ordner mit sich herum und blätterte konzentriert durch die Krankenblätter. Nein, sagte sie sich bestimmt. Nein, es spielte keine Rolle.

 

Die Zeit verging und der Geschlechtsverkehr wurde weniger. Das Problem ihrer Herangehensweise war, dass es sich bei vielen ihrer Patienten um Frauen handelte, sich viele der Männer nicht verführen ließen und andere zu alt oder einfach nicht geeignet waren. Schließlich begegnete sie ihnen immer noch in der Rolle der Ärztin.

Sie wusste nicht, was sie tun sollte, und ihre Laune wurde immer schlechter. Als sie auf den Krankenhausflur trat, wurde sie beinahe von einem jungen Mann in Krankenpflegeruniform umgesprungen. Er entschuldigte sich mit einem charmanten Lächeln und sie lachte, als sie erkannte, dass sie das Naheliegendste überhaupt nicht in Erwägung gezogen hatte.

Sie schaute sich unter ihren Kollegen um, den Krankenpflegern und allen jungen, gut aussehenden Praktikanten. Ihr Problem hielt gleichzeitig die Lösung bereit. Das Krankenhaus war voll von geeigneten Kandidaten. Mit erwartungsvollem Lächeln begann Clara, neue Pläne zu schmieden.

 

Eines Morgens kam er, die glatte Zehn auf einer eigentlich nicht mehr ausreichenden Skala. Er war mindestens eine Zwölf. Ein Mann mittleren Alters mit dichtem, dunklem Haar und grauen Strähnen an den Schläfen. Er hatte helle Augen und auffällige Lachfältchen. Oberarzt und Chirurg. Aber heute hatte Clara sich selbst für seine Prostatauntersuchung eingeteilt. Immerhin wurde diese Routineuntersuchung mit dem Alter immer wichtiger.

„Würden Sie sich bitte auf diese Liege legen und die Hose herunterziehen – bis knapp unter das Gesäß“, sagte sie in gleichgültigem, förmlichem Tonfall.

Er räusperte sich. Während Clara vorgab, sich seiner Krankenakte zu widmen – aber kein einziges Wort aus der Akte registrierte – hörte sie das Klirren seiner Gürtelschnalle und ein rutschendes Geräusch, als seine Hose zu Boden glitt. Sie zog einen Gummihandschuh über, drehte sich um und musterte sein Gesäß. Kaum ein Haar, glatt und wohlgeformt. Sie drückte ein wenig Gleitmittel auf ihren Finger und deutete auf seine Pobacken.

„Ich führe jetzt meinen Finger ein.“ Jetzt klang sie nicht mehr so förmlich. Sie wählte einen Tonfall, der sich bei einer Telefonsexhotline gut machen würde. „Sie sagen mir einfach, wenn es unangenehm wird – fühlt sich das gut an?“

„Äääähm ... Das ist schon okay.“

Vorsichtig betastete Clara die kastanienförmige Prostata. Natürlich wusste sie, dass die Prostata gleichzeitig der männliche G-Punkt war. Sie massierte sanft und er begann zu zittern. Leise Geräusche entwichen seiner Kehle, die er trotz seiner zusammengebissenen Zähne nicht zurückhalten konnte.

„Fühlt sich das noch gut an?“

Er gab keine Antwort.

„Sagen Sie mir einfach, wenn ich aufhören soll.“

Ihre Stimme war sanft wie Seide, während er gar nichts sagte.

„Jetzt werde ich den Hodensack abtasten – nur um sicherzugehen, dass auch dort alles in Ordnung ist.“

Als sie sich vorbeugte, presste Clara ihre Brust gegen seinen Rücken und hauchte ihm ihren Atem in den Nacken, schlang den Arm um seine Hüfte und griff nach seinem Hodensack. Er war nicht weich. Die Hoden hatten sich zusammengezogen und sein Schwanz stand wie eine Eins. Clara spürte, wie es in seinem Brustkorb brodelte. Ein Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus, und sie musste alle Konzentration aufbringen, damit sich das nicht in ihrer Stimme niederschlug. So sexy wie möglich sagte sie: „Sehr gut, völlig gesund.“ Sie strich mit der Hand über sein überraschend großes Glied. Heute war ihr Tag. Eigentlich sollte jetzt alles in trockenen Tüchern sein.

„Ich würde mir jetzt gern Ihren Penis anschauen.“

Sie bewegte sich um ihn herum. Was für ein Anblick! Er blinzelte sie mit glasigem Blick an. Sie griff nach seinem Schwanz und setzte sich vor ihm auf die Pritsche. Langsam spreizte sie die Beine. Ihr Arztkittel rutschte hoch und entblößte ihre nackten Schenkel, und kurz darauf konnte er sehen, dass sie keine Unterwäsche trug. Während sie seinen Schwanz massierte, knöpfte sie ihren Kittel auf. Immer tiefer wurde ihr Dekolleté.

„Was soll das – was machen Sie da?“

„Sie können mich haben.“

„A-a-aber was soll das? Sie sind eine Ärztin ...“

Er unternahm halbherzige Versuche, Widerstand zu leisten, aber ihr Griff an seinem Schwanz, abwechselnd locker und fest, machte es ihm unmöglich, sich einfach anzuziehen und zu gehen. Sie ließ seine Eichel über ihren Oberschenkel gleiten, und sein Lusttropfen hinterließ eine schleimige Spur auf ihrer Haut. Er stöhnte jetzt laut auf und sie lockerte noch einen Knopf ihres Kittels.

„Ich will, dass du ihn hineinsteckst.“ Sie schaute ihm in die Augen, öffnete den Mund und leckte sich die Lippen. „Steck mir deinen Schwanz in die Möse. Machst du das? Willst du mich ficken?“

„Ich – ich habe eine Frau ...“

Clara knöpfte den Kittel vollends auf und lehnte sich zurück. Ihre Brüste hoben sich ihm entgegen und ihre Brustwarzen drängten sich vorwitzig über den Rand ihres BHs. Sie streichelte sich selbst und schaute ihn an. Dann schloss sie die Augen und stöhnte.

 

Und dann machte er es. Er stieß seinen Schwanz grob in sie hinein. Clara hielt den Atem an. Er drängte noch tiefer. Mit schweißnasser Stirn legte er sich auf sie, drückte sie gegen die Pritsche, die knarrte und klapperte. Er knurrte und stöhnte. Sie schlang die Beine um ihn und ermutigte ihn zu jedem weiteren Stoß, indem sie die Fersen in sein Gesäß bohrte. Sie würde ihn nicht gehen lassen. Der Ausgang war gewiss und sie hatte keine Eile. Ihre Lust steigerte sich ins Unermessliche und sie zitterte am ganzen Körper. Sein Schwanz pflügte durch sie hindurch und stieß tief in sie hinein, bis sie so heftig kam, dass sich ihr ganzer Körper aufbäumte.

Er hielt ihren Oberschenkel fest, strich über ihren Bauch und ein weiterer Orgasmus nahm Form an. Sie schloss die Augen und vergaß alles um sie herum.

 

Als auch er gekommen war und langsam wieder Herr seiner Sinne wurde, legte er eine Hand auf ihre Wange, aber sie wischte sie beiseite. Er sagte etwas Freundliches, aber sie dachte gar nicht darüber nach, dass diese Worte an sie gerichtet waren – der einzige Gedanke, der in ihrem Kopf Platz fand, war der Wunsch nach einer erfolgreichen Befruchtung. Alles passte. Sie war in ihren fruchtbaren Tagen, war gleichzeitig mit ihm zum Höhepunkt gekommen und er schien beste Voraussetzungen zu haben. Hoffte sie. Er fummelte an seinen Kleidern herum, blieb aber auf dem Weg nach draußen kurz stehen und drehte sich um. Ob sie sich einmal außerhalb des Krankenhauses sehen könnten. Er kenne ein gutes Restaurant.

Oh, bitte lass ein Kind entstehen, bitte, bitte. Vielleicht ist es ja das Beste, wenn der Mann gar nichts davon weiß? Er braucht es schließlich nicht. Trotz alledem ist es mein Kind, mein ganz und gar eigenes Kind.

 

Als keine Antwort von ihr kam, öffnete er die Tür und drehte sich ein letztes Mal auf der Schwelle um. Ihr Blick war nach innen gekehrt und ein Schatten lag auf ihrem Gesicht. Er wollte etwas sagen, ahnte aber, dass Worte nicht reichen würden. Und so schloss er leise die Tür hinter sich und wünschte ihr alles Gute. Er hoffte, dass sie bekam, was sie sich wünschte – was immer das sein mochte.