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Titel

Impressum

Es beginnt

Professor Köpfchen

Buchtipp

 

 

Manfred Golm

 

 

 

 

 

Professor Köpfchen und die Gefahr aus dem All

 

 

 

 

Ein fantastisches Weltraum-Abenteuer

 

 

 

 

 

 

© Verlag DeBehr

 

Copyright by: Manfred Golm

ISBN: 9783957533081

Erstauflage: 2016

Herausgeber: Verlag DeBehr, Radeberg

Grafiken Copyright by Fotolia by gow27

Mit unendlicher Geschwindigkeit rast ein Raumflugkörper der Erde entgegen. Noch ist er weit entfernt von seinem Ziel. Bei dem rasenden Tempo des Flugkörpers wird es nicht mehr lange dauern, bis er sein festgelegtes Flugziel erreicht hat. Dort ahnt niemand etwas von dem Besuch aus dem fernen Weltall. Die Rakete fliegt in die Stille eines wunderschönen Sommerabends. Die untergehende Sonne taucht ihre purpurroten Strahlen in den ruhig liegenden Badesee. Vor wenigen Stunden war der Strand noch mit dem Lärm der sonnenhungrigen Badegäste aus der nahen Stadt erfüllt. Jetzt ist nur noch das vereinzelte Quaken der Frösche im entfernten Schilf zu hören. Auch ein paar noch nicht zur Ruhe gekommene Grillen zirpen auf den Wiesen ihr abendliches Lied. Doch ... diese Stille täuscht!

Näher und näher kommt aus dem unendlichen All ein nicht in diese Harmonie der Natur gehörendes Geräusch. Aber niemand nimmt an diesem wunderschönen Sommerabend davon Notiz. Warum auch? Es fliegen ja regelmäßig Raumschiffe ins Weltall.

 

Professor Köpfchen, der am Fenster seines am See gelegenen Forschungslabors steht, um nach der anstrengenden Tagesarbeit die frische Abendluft zu genießen, beachtet auch das seltsame Geräusch nicht. Seine Gedanken schweifen zurück in seine Kindheit: Das Weltall, der Mond! Alles war unerreichbar, weit weg von uns Kindern. Heute verkehren die Weltraumschiffe zum Mond nach einem Fahrplan. Regelmäßig und pünktlich.

Fröhliche Kinderstimmen reißen den Wissenschaftler aus seinen Gedanken in die Gegenwart zurück. Lutz und Gabi, Schüler aus der Stadt, stürmen am Fenster vorbei. Mit dem Ruderboot haben sie einen Ausflug auf die nahe liegende Insel gemacht. Für die Kinder aus der unruhigen, rastlosen Stadt ein abenteuerliches Unternehmen. Sie schätzen und lieben die Natur. In der Schule sind beide Asse. Dafür wurden sie ausgezeichnet. Drei ganze Wochen dürfen sie mit Professor Köpfchen in seinem Labor forschen. Der Professor ist in der Strahlenforschung eine anerkannte Persönlichkeit. Er arbeitet im Moment an einem Versuch mit Strahlen, der bei Erfolg einen riesigen wirtschaftlichen Nutzen bringen würde. Seine freie Zeit ist sehr knapp bemessen. Nur selten ist er mit seiner Familie zusammen. Trotzdem macht es ihm sehr viel Spaß, mit Gabi und Lutz im Labor zu forschen. Sie sind fleißig und wissbegierig. Man kann sie kaum in ihrem Arbeitseifer bremsen. Sie möchten auch einmal Forscher werden. Immer wieder drängen sie den Wissenschaftler zu neuen Versuchen. Eigentlich sollten sie sich ja am See erholen. Die Kinder haben frische Kraft beim Rudern geschöpft und bedrängen nun den Professor. Sie möchten unbedingt noch einen Testversuch starten. Professor Köpfchen will widersprechen, doch dazu kommt er nicht, denn Lutz und Gabi nehmen ihn lachend am Arm. Und schon sind sie im Versuchsraum des Labors gelandet. Überall stehen geheimnisvolle Apparaturen. Schalter, Regler, Hebel und es gibt leuchtende Knöpfe überall. Diffuses Licht breitet sich im Raum aus. Technik, wohin man auch sieht, überall die modernste Technik. Für Gabi und Lutz ein wahres Forscherparadies. „Ihr habt gesiegt“, meint Professor Köpfchen lachend, „machen wir noch einen Versuch. Ihr habt es gehört? Nur einen! Einen! Den zweihundertachtundsechzigsten. Nur den einen! Geht auf eure Plätze.“ Alle setzen abgedunkelte Brillen auf.

Erwartungsvoll stehen die Kinder an den zugewiesenen Plätzen. Die Spannung im Raum wächst an. „Achtung! Ich schalte die Anlage ein. Sagt mir bei jeder Veränderung Bescheid. Bei jeder!“ Langsam drückt der Wissenschaftler einen rot gefärbten Hebel nieder. Ein kaum vernehmbares Summen zeigt die Arbeitsbereitschaft der Apparaturen an. Dann leuchten zuckende farbige Lichtstrahlen auf und verlöschen ebenso schnell wieder. Im Nachbarraum rattert ein elektronisch gesteuertes Rechenzentrum. Leises Brummen breitet sich im Forschungslabor aus, die Anlage ist für einen neuen Test bereit. Lächelnd sieht der Professor zu den Kindern. Er nickt ihnen aufmunternd zu. Nachdem Gabi eine Taste gedrückt hat, leuchtet mattes blaues Licht auf. Nun geht der Blick des Wissenschaftlers zu Lutz, der nickt ihm zu. Der neue Versuch kann beginnen. Langsam schiebt Professor Köpfchen einen Regler nach oben. Das Brummen der Anlage wird nun höher. Lichtstrahlen fangen an zu zucken, flackern durch den dunklen Raum. „Jetzt, Herr Professor!“, schreit Lutz mit voller Stimme, um das Kreischen der Anlage zu übertönen. „Welche Zahl?“ Aufgeregt ruft der Junge zurück: „Viereinhalb …!“

„Ganz gut!“ entgegnet der Wissenschaftler ruhig. Jetzt arbeitet die Forschungsanlage ruhig und fast geräuschlos. Im Forschungsraum achtet niemand auf den immer näher kommenden Ton aus dem Weltall … Lutz läuft aufgeregt zum Schaltpult des Professors. „Herr Professor, Herr Professor, die Zahl … die Zahl ist zurückgegangen … nur eine Zwei wird noch angezeigt.“ Müde schaltet der Angesprochene die Versuchsanlage ab. Es wird still im Labor. Ins Kontrollbuch schreibt Gabi: Versuch 268 negativ. Wie verloren stehen die Kinder im Raum. Der Wissenschaftler sitzt am Schaltpult und tröstet: „Ich weiß, wie euch jetzt zumute ist. Jedes Mal glaubt man, am Ziel zu sein. Aber man steht wieder am Anfang, das zehrt ganz schön an den Nerven.“ Er steht auf und geht auf die Kinder zu. „Ich schlage vor, wir gehen an den See und machen einen Spaziergang. Es wird uns guttun.“ Noch immer achtet niemand in der friedlichen Abendstunde auf den geheimnisvoll näher kommenden Ton aus den Weiten des fernen Alls.

Nach dem aufregenden Abenteuer im Labor tut es gut, die abendliche Stille am See zu genießen. Gabi schüttelt ihren blonden Schopf und versucht, den noch immer aufgeregten Professor zu beruhigen. „Wir sind fast am Ziel. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Der Erfolg ist zum Greifen nahe.“

„Es geht nicht um den Erfolg“, erwidert nachdenklich der Gelehrte, „das Ergebnis ist wichtig! Das Ergebnis! Nur das zählt, sonst nichts.“

Nach einem halbstündigen Spaziergang ist das Forscherteam wieder am Ausgangspunkt angekommen. Professor Köpfchen zeigt auf einen kleinen Baum im Garten. „Seht dort dieses schlecht wachsende Bäumchen. Es wird noch lange Zeit brauchen, ehe es Früchte tragen wird. Eine sehr lange Zeit! Sollte aber unser Versuch gelingen, mit den erzeugten unsichtbaren und unschädlichen Strahlen das Wachstum der Pflanzen zu beschleunigen, dann würde das Bäumchen schon in wenigen Wochen ein Baum sein und voller Früchte hängen. Und das vielleicht einige Male im Jahr.“

„Na, das wäre doch eine Sensation!“ Begeistert sieht sich Lutz in der Runde um. „Mutter würde vielleicht Augen machen, wenn sie solche Bäume in ihrem winzigen Stadtgarten hätte.“

„Weil das Ergebnis unseres Versuchs den Menschen Freude macht, lohnt es sich, daran zu arbeiten.“ Gabi malt mit ihrem Fuß im weichen Sand des Strandes Figuren, die wie Bäume aussehen. „Ich dachte, jede Erfindung macht den Menschen Freude?“

„Da irrst du dich aber gewaltig“, widerspricht der Professor, „im vorigen Jahrhundert versuchten einige Forscher, Strahlen zu entdecken, um Menschen damit vernichten zu können.“ Die Kinder treten interessiert näher an den Wissenschaftler heran. „Damals, es klingt heute wie ein Märchen, gab es auf dem weiten Erdenrund nicht nur glückliche Menschen. Es gab auch Elend und Armut in vielen Ländern. Glücklicherweise setzte sich die Vernunft durch. Nun leben wir überall glücklich und in Frieden miteinander.“

„Großvater hat mir viel aus seiner Jugend erzählt. Sie war nicht immer schön.“ Gabi sieht den Professor nachdenklich an. „Machen wir noch einen Versuch heute Abend? Heute wird es klappen.“

„Was lange dauert, wird endlich gut!“, wirft Lutz ein. Schmunzelnd legt der Forscher Lutz seine Hand auf die Schulter. „Du bist natürlich wie immer gleich mit einem Sprichwort zur Stelle. Darauf verstehst du dich. Noch einen Versuch? Es wird schon dunkel. Nein!“

Da hat der Professor aber nicht mit dem Widerstand der Kinder gerechnet. Sie lassen keine Ruhe. Sie kennen die schwache Stelle des Wissenschaftlers: sein Herz für die Kinder. Da hilft ihm auch kein noch so starker Protest. Die Kinder haben den sich noch immer sträubenden Professor, bereits ins Labor gezogen.

Ein zischender Laut durchbricht die hereinbrechende Nacht. Danach ist es wieder still am See. Nur das Konzert der Frösche verstummt nicht.

Gabi steht am Schreibtisch und betrachtet den Globus. Sie dreht die Erdkugel. „Professor, stimmt es, dass ihre Erfindung es möglich machen würde, in allen Klimazonen der Erde, die Pflanzen zum Wachstum anzuregen?“ Der Professor steht am Fenster und zeigt auf den am Himmel stehenden vollen Mond. „Sogar dort oben wäre es theoretisch möglich.“

„Dann könnten die Frauen und Männer der Mondstation immer frisches Gemüse und Obst essen. Leute, das lohnt sich doch!“ Lutz und Gabi stürzen zum Fenster und ziehen den Professor zum Schaltpult. „Wir machen weiter“, sprudelt es spontan aus Lutz heraus. „Ihr verdammte Rasselbande! Ihr gebt ja doch keine Ruhe! Aber danach geht es sofort ins Bett. Gabi, du beobachtest dort am Schauglas die Pflanze. Sie wird natürlich, wie alle vorher, wieder verwelken.“ Der Professor winkt müde ab. „Versuch wieder negativ – so wird es wieder sein.“ Trotz des späten Abends sind die Kinder hellwach. Jeder steht an seinem Platz. Konzentriert wie immer. „Achtung! Versuch läuft! Ich schalte den Strahlenapparat jetzt ein! Jetzt!“

Eine unbekannte Gestalt macht sich im Garten der Forschungsanstalt zu schaffen. Das Knacken von dürren Ästen ist zu vernehmen. Keiner achtet darauf. Alle sind beschäftigt. Der neue Versuch nimmt sie gefangen.

„Alles in Ordnung?“, will Lutz vom Professor wissen. Der fordert ihn auf: „Schiebe den Regler um eine Zahl höher als bisher!“ Ein gleichmäßig vibrierender Ton erfüllt das Labor. Die Ohren beginnen zu schmerzen. Nichts deutet auf einen Erfolg hin. „Achtung, ihr beiden! Ich gehe jetzt über die Höchstgrenze der gedachten Belastung!“ Blitzende Lichter zerreißen das Dunkel des Raums. Der schrille Ton schwillt weiter an, er wird unerträglich. Trotzdem beobachten Lutz und Gabi mit großer Konzentration die Pflanze hinter der dicken Scheibe der Apparatur. „Ich gebe noch ein Zehntel mehr!“ Die Kinder nicken zustimmend. „Was war das?“ Gabi dreht sich ruckartig zum Fenster um. Trotz des unerträglichen Lärms der Geräte glaubt sie, ein Geräusch gehört zu haben. Am Fenster sieht sie nichts. Draußen ist es unterdessen finster geworden. „Sicher sind es die angespannten Nerven“, denkt Gabi und wendet sich wieder dem Versuch zu. Die Apparatur arbeitet mit der angesteuerten Stärke weiter. Die schrillen Töne gehen allmählich in ein erträglicheres Brummen über. Ein gelbes Licht leuchtet auf. „Erhöhen kann ich nicht mehr, riskiere dann zu viel. Es könnte gefährlich für uns werden.“ Der Professor steht auf und begibt sich zu Gabi und Lutz. „Was seht ihr? Die Anlage arbeitet ordnungsgemäß und sicher. Aber sicher ist es wieder ein Fehlschlag für uns.“

„Ich glaube“, stellt Lutz traurig fest, „die Pflanze verträgt diese Strahlendosis auch nicht.“ Gabi schiebt ihn zur Seite und sieht durch das dicke Glas in die Versuchskapsel. „Ja, so sieht es aus.“ Sie rückt näher an das Glas heran. „Nein, nein!“ ruft sie laut. „Die Pflanze wird nicht welk, sie reckt sich, sie …!“ Ungläubig sieht Professor Köpfchen Lutz an. Vor Aufregung ist dem Wissenschaftler die Brille von der Nase gerutscht. Auch er schaut nun mit großen Augen durch das Sichtglas. Atemlose Stille tritt im Versuchsraum ein. In diese Stille ertönt plötzlich ein Signal. Die Versuchsanlage schaltet sich automatisch ab. Die zuckenden Lichter verlöschen. Nach einigen Sekunden der Stille stürmen die kleinen Forscher zum immer noch ungläubig dastehenden Professor. Noch immer kann er den Erfolg des Versuches nicht glauben. Jubelnd umarmen ihn die Kinder.

Hinter dem geöffneten Fenster des Labors erscheinen unbemerkt Schatten und verschwinden wieder in der Dunkelheit der Nacht.

Übermütig tanzen die zwei Kinder um den Wissenschaftler herum. „Wir haben es geschafft! Wir haben es geschafft!“ Lutz und Gabi nehmen den Professor an den Händen und tanzen mit ihm ihren Freudentanz weiter. „Halt! Halt!“ Atemlos von dem Treiben setzt sich Professor Köpfchen an seinen Schreibtisch. Er kann das Geschehen immer noch nicht fassen. „Vor wenigen Minuten wollte ich aufgeben. Jetzt haben wir es geschafft. Der erste Schritt ist getan. Nun geht es an die praktische Erprobung.“