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Vorbemerkung des Herausgebers

»Nichts vermittelt einem so sehr das Gefühl von Unendlichkeit, wie die Dummheit.«

[Ödön von Horváth]

»Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit; aber beim Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher.«

[Albert Einstein]

 

Robert Musil hielt diesen sehr bekannten und immer wieder publizierten Vortrag ursprünglich am 11. und 17. März 1937 in Wien auf Einladung des österreichischen Werkbundes [*]. Bewusst begibt er sich damit auf dünnes Eis, denn es ist ihm klar, dass man jemandem, der über die Dummheit (anderer) referiert, schnell Arroganz und Eitelkeit unterstellen kann – und die sind, laut Musil selbst Geschwister der Dummheit. Auch diese Gedanken bezüglich der Schwierigkeit einer Annäherung ans Thema enthält sein Text.

Seine Phänomenologie der Dummheit ist keine logisch abgeleitete, keine deduktive. Stattdessen nähert er sich über die Wörter, wie von einem Schriftsteller zu erwarten, dem Thema an. Er analysiert die mit dem Begriff der Dummheit konnotierten Begriffe, löst sie auf, erklärt sie, und macht so den Kern der Dummheit sichtbar.

Es ist ein Parcours, auf dem sich Musil amüsiert bewegt und schließt: »Einen Schritt über den Punkt, wo wir halten, hinaus, und wir kämen aus dem Bereich der Dummheit, der selbst theoretisch noch abwechslungsreich ist, in das Reich der Weisheit, eine öde und im allgemeinen gemiedene Gegend.«

 

Über Robert Musil:

Robert Musil wurde am 6. November 1880 in Klagenfurt geboren. Sein Vater sah für ihn die Militärlaufbahn vor und schickte ihn auf verschiedene Militärakademien. Er brach jedoch die Offizierslaufbahn ab und studierte – nach einem Intermezzo im Maschinenbaustudium – ab 1903 in Berlin Philosophie und Psychologie, und bekam dort ersten Zugang zu Künstlerkreisen. 1910 geht Musil zurück nach Wien, arbeitet als Bibliothekar, freier Schriftsteller und Journalist, 1911 heiratet er Martha Marcovaldi. Nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er teilnahm, festigt er seinen Ruf als Schriftsteller, und wird mit diversen Preisen ausgezeichnet, u.a. dem Kleist-Preis für das Schauspiel »Die Schwärmer«. 1920 lernt er in Berlin seinen künftigen Verleger, Ernst Rowohlt kennen, der ihn in den nächsten 20 Jahren, während Musil am »Mann ohne Eigenschaften« arbeitet, mit Vorschüssen finanziell unterstützen wird. Musil publiziert nun fast nichts anderes mehr, setzt all seine Kraft in sein Monumentalwerk.

Mit dem »Anschluss« Österreichs an den Nationalsozialismus im Jahr 1938 werden Musils Bücher nach Deutschland nun auch in Österreich verboten. Er emigriert mit seiner Frau in die Schweiz, zunächst wohnen sie in Zürich, später bei Genf. Die Arbeit am »Mann ohne Eigenschaften« geht weiter, doch das Romanprojekt wächst mit zusätzlichen Entwürfen, Konzepten, Varianten und Korrekturschriften immer weiter, statt fertig zu werden. Der Roman bleibt unvollendet: Am 15. April 1942 stirbt Robert Musil an einem Gehirnschlag, am Chemin des Clochettes in Genf. Er hatte seit mehreren Wochen nur noch an einem einzigen Kapitel (Atemzüge eines Sommertags) des »Mannes ohne Eigenschaften« gearbeitet, das man nach seinem Tod geöffnet auf dem Schreibtisch fand. Robert Musils Asche wurde in einem Wald bei Genf verstreut.

Redaktion eClassica

 

 

Der Österreichische Werkbund (ÖWB), gegründet 1912 nach dem Vorbild des Deutschen Werkbunds, war eine wirtschaftskulturelle Vereinigung von Künstlern, Architekten, Unternehmern und Handwerkern. Ziel der Werkbundbewegung war das Zusammenwirken der bildenden Künste, Architektur und Handwerk, sowie die Förderung handwerklicher Qualitätsarbeit.