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Business BallaBalla

Wer im Business jongliert, sollte “richtig” jonglieren lernen

 

Autor: Stephan Ehlers

 

Impressum

Herausgeber und Autor: Stephan Ehlers, München

© Copyright by Stephan Ehlers,www.ballaballa.com

Verlag

FQL Publishing, Lannerstr. 5, D-80638 München,

Tel. (089) 17 11 70 36, www.FQL-Publishing.com

ISBN 978-3-947104-59-8

 

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Zu diesem Buch

Ja, Sie lesen richtig. Business-BallaBalla. Wir leben in einer verrückten (Geschäfts-)Welt, in einer Zeit, in der immer häufiger Normalität verrückt wird. Dies löst Unsicherheit und Ängste aus. Der Autor empfiehlt deshalb, sich entsprechend verrückt zu verhalten, um so gestärkt Balla-Balla-Situationen zu begegnen. Nicht mehr und nicht weniger steht in diesem Buch. Die Welt verändert sich immer rasanter und vielseitiger, sorgt für mehr Unsicherheiten im beruflichen und privaten Umfeld. Die Orientierungsprobleme der Menschen nehmen zu. Anders ausgedrückt: Das BallaBalla in der Welt – schwerpunktmäßig im Business wird in diesem Buch näher untersucht. Herkunft und Entwicklung von BallaBalla (Verrücktem) wird beschrieben und kommentiert, eine Definition versucht sowie eine konkrete Empfehlung ausgesprochen: Jonglieren mit Bällen! Das Jonglieren mit Bällen ist nämlich eine unterschätzte, sehr fundierte und deshalb überaus ernst zu nehmende Möglichkeit, dem BallaBalla in der Welt wirksam zu begegnen. Der Untertitel dieses Buches „Wer im Business jongliert, sollte richtig jonglieren lernen“, meint genau eben dies, Wir sind alle Jongleure und jonglieren mehr oder weniger alle mit Aufgaben, Prioritäten, Terminen und Unwägbarkeiten. Unsere Wirtschaft und größtenteils unsere Gesellschaft verhalten sich in der Tat verrückt oder sorgen für verrückte Situationen. Intensität und Menge dieser Verrücktheiten nehmen eher zu als ab. Autor und Entwickler dieser verrückten BallaBalla-These ist Trainer und Profi-Jongleur Stephan Ehlers, der „BallaBalla“ nicht nur zu seinem Geschäftsmodell erklärt hat, sondern damit seit 1995 Geld verdient (www.ballaballa.com). In seinen aktuellen Vorträgen und Workshops „Business-BallaBalla“ und „Erfolgsgeheimnisse für Erfolgsverantwortliche“ jongliert Stephan Ehlers überaus geschickt und unterhaltsam mit Infotainment, Jonglierbällen und einer erfolgreichen Vermittlung von Softskill-Kompetenzen. Die Idee zu diesem Buch kam von einigen Auftraggebern, Vortrags- und Workshop-Teilnehmern, die immer wieder fragten: „Gibt’s dazu ein Buch? – Warum nicht?“ Nun liegt es vor!

Autor Stephan Ehlers

Nach seinen Ausbildungen zum Bank- und Werbekaufmann, lernte Stephan Ehlers (Jahrgang 1961) bei einigen Agenturen und Fachverlagen das Kommunikationshandwerk mit der „Ware“ Information. Er gründete 1995 sein Unternehmens FQL – Fröhlich Qualität Liefern und eröffnete unter anderem seine Webseite www.ballaballa.com. Er ist seither als Trainer, Berater, Referent und Moderator für namhafte Unternehmen tätig (Allianz, Deutsche Telekom, McKinsey, Sport 2000, Siemens, Fujitsu, British Telecom, T-Mobile, Ernst & Young). Er gewann 2001 unter anderem den Management-Business-Award und wurde 2007 beim Conga Award von 25.000 Veranstaltungsorganisatoren in die Top Ten der Kategorie „Künstler & Performance“ gewählt. 2008 wählte die Initiative Mittelstand seinen Workshop „CRM – Chefs Rich-tig Motivieren – Führung von unten nach oben“ in der Kategorie „Human Resources“ zum Innovationsprodukt 2008“. Dieses Programm „CRM“ war unter anderem auch Grundlage für die Entwicklung seines aktuellen Vortrags- und Workshop-Programms „Business-BallaBalla“.

Stephan Ehlers erfand 1995 ein Jonglier-Lernsystem für Anfänger (REHORULI) und verbindet in seinen Auftritten und Vorträgen das Thema „Jonglieren“ elegant und nachhaltig mit verschiedenen Business-Themen (Kommunikation, Management, Wandel). Mehrere Auszeichnungen machen REHORULI mittlerweile zum erfolgreichsten Jonglier-Lernsystem. Im Juli 2003 erzielte Stephan Ehlers seinen ersten Weltrekord. Mit REHORULI haben 54 Jonglier-Anfänger gleichzeitig das Jonglieren in nur 60 Minuten gelernt. Fünf Jahre später haben dies fünfmal so viel Jonglier-Anfänger in der Hälfte der Zeit geschafft! 264 Sparkassen-Mitarbeiter schafften das Werfen und Fangen mit drei Bällen in nur 30 Minuten.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Wofür arbeite ich eigentlich

BallaBalla-Szenarien

Politik-BallaBalla

Umwelt-BallaBalla

Globalisierungs-BallaBalla

Berufs-BallaBalla

Wissens-BallaBalla

Alltags-BallaBalla

Persönliches BallaBalla

BallaBalla-Strukturen & Systeme

Das System Marktwirtschaft wird von der Mehrheit nicht verstanden

Das Bierspiel – ein Unternehmensplanspiel

Systeme funktionieren rational, der Mensch handelt irrational

Vom „Viel für Wenig“ zum „Das Meiste für das Wenigste“

Das Maslow’sche Bedürfnis-Modell wird in der Praxis eindrucksvoll widerlegt

BallaBalla im Business

Chronisches BallaBalla und Grundübel Nr 1: Arbeit „belastet“ und Freizeit „befreit“

Leben auf Pump wird zur Normalität

Neandertaler in Nadelstreifen

Konzentration auf Kompromisse statt auf das Richtige

Fachidioten

Satte Bank-Vorstände versenken Milliarden

Fette Entlassungen trotz fetter Gewinne und voller Auftragsbücher

Ursachen für BallaBalla in Wirtschaft & Gesellschaft

Verwöhnung – Tatenlosigkeit der Übersättigten

Spaß an Schwierigkeiten!?

Wachstumsgläubigkeit

Clever Scheitern: Keiner plant Misserfolge ein

Feste Größen: Menschen, Individualität, Veränderung und Wettbewerb

Motivationsprobleme

Ausweg: BallaBalla mit BallaBalla begegnen

Gemeinsamkeiten „Jonglieren & Management“

Jonglieren mit Wissen

Warum Jonglieren im Business?

Wiederentdeckung von Lust auf Leistung

Gesundheitliche Aspekte

Jonglieren fördert das Lernen Lernen

Blick für das Wesentliche

Erleben Sie alle Stufen für Erfolg

Jonglieren lässt Erwachsenenhirne anwachsen

Jonglieren ist überall und jederzeit möglich

Wo/wie lernt man das Jonglieren mit 3 Bällen

Die BallaBalla-Theorie

Langfassung der BallaBalla-Theorie

Kurzfassung der BallaBalla-Theorie

Definitionsversuch in einem Satz

Jeden Tag etwas Neues tun

Lernen Sie den Umgang mit Zielen

111 Ideen & Anregungen „Täglich etwas Neues tun“

Anhang: 101 gute Gründe, Jonglieren zu lernen

Anhang: Literaturverzeichnis

Vorwort

Auch wenn das Vorwort immer am Anfang eines Buches steht, ist es in den allermeisten Fällen das Letzte, was der Autor dann für das Buch schreibt. So auch in diesem Fall. Ich bin sehr froh, dass ich Ihnen „Business-BallaBalla“ als Buch vorlegen kann. Seit 2007 wird dieses Thema gerne von den unterschiedlichsten Auftraggebern als Vortrag und/oder Comedy-Rede bei mir gebucht. Doch in diesen Vorträgen konnte ich aus Zeitmangel bisher nur Ausschnitte präsentieren bzw. musste mich auf wenige Aspekte beschränken. Jetzt liegt also das vollständige Gedankengut zu meiner Interpretation von Business-BallaBalla vor.

 

Jonglieren mit Informationen, Veränderungen & Zeit

Auch wenn Sie (noch) nicht 3 Bälle jonglieren können, sind Sie dennoch Jongleur! Sie jonglieren auf hohem Niveau. Täglich. Sie jonglieren mit Aufgaben, Prioritäten und Terminen. Sie alle haben einen Chef (und/oder Sie haben Mitarbeiter) und sind dank eMail, Handy und Business-Mobilität ständig informationsüberlastet. Sie haben immer mindestens „ein Ding“ zu viel – eher mehr als nur „ein Ding“ – pausenlos. Zumindest am Arbeitsplatz. Der Einzelne ist nicht selten überfordert bzw. erlebt oder fühlt Unsicherheit. Hektik ist normal, Ruhe und Gelassenheit die Ausnahme.

Auch wenn Sie noch nicht drei Bälle jonglieren können sollten, ist das Jonglieren mit drei Bällen einfacher, als die oben beschriebene „Alltags-Jonglage“. Sie haben zwar nur zwei Hände und drei Bälle, aber dieser eine Ball, der für Jonglieranfänger da zuviel ist, bleibt. Es werden nicht mehr Bälle, es bleibt „nur“ ein Ball zuviel. Klar muss ein Jongleur alle Bälle in Bewegung halten, aber eben nur drei und (noch) nicht mehr. Unsicherheit Schritt für Schritt in Sicherheit zu verwandeln, wird in vielen Branchen und für viele Berufstätige eine Daueraufgabe bzw. dauerhafte Herausforderung in der Zukunft. Genau das: Unsicherheit Schritt für Schritt in Sicherheit zu verwandeln, können Sie beim Jonglieren-Lernen erleben. Diese Verbindung „Jonglieren mit Bällen“ & Jonglieren im (Business-) Alltag“ ist das Leitmotiv für dieses Buch.

Jetzt wissen Sie was Sie auf den folgenden Seiten erwarten wird, d.h. jetzt können Sie noch entscheiden: Weiterlesen oder Zeit sparen und das Buch einfach wegwerfen.

 

Die kompromisslose Lernbereitschaft ist die zentrale Herausforderung in der Zukunft für den Einzelnen

Wer weiterkommen oder auch nur das Erreichte bewahren möchte, der muss sich durch kompromisslose Lernbereitschaft ständig verbessern. Wir leben in Zeiten mit permanenten Hausaufgaben. Das muss einem nicht gefallen, es ist dennoch nicht zu ändern. Schade, dass insbesondere das deutsche Bildungssystem dafür sorgt, dass die Wenigsten Lust haben nach der Ausbildung oder dem Studium weiter Neues dazu zu lernen. Wer insbesondere in einem Hochlohnland die Nase vorn haben (und seinen Lohn und/oder Job behalten) will, der muss sich ständig neue Fertigkeiten aneignen. Kurz gesagt: man muss schlauer werden (oder bleiben) als der Nächste, und das bedeutet, dass man ein Leben lang die Schule nicht verlässt. Im heutigen wissens- bzw. verstandesorientierten Marktgeschehen ist die Ausbildung Ökonomie und die Ökonomie ist Ausbildung. Das gilt für Staaten, für Städte und für Unternehmen. Das gilt für mich und für Sie.

 

Lebendigkeit & Abwechslung statt Bequemlichkeit & Sicherheit

Es geht in diesem Leben niemals um Bequemlichkeit oder um Sicherheit, sondern vielmehr um Lebendigkeit. Mut zum Leben ist wichtiger als das Leben selbst. Es geht um Risiko und die damit verbundene Unsicherheit. Persönliches Wachstum findet nur dort statt. Ohne Ausnahme. Überschreiten bzw. überwinden Sie die eigenen Sicherheitsgrenzen. Akzeptieren Sie, dass Misserfolg möglich und nichts anderes als eine zwingende Voraussetzung für Erfolg ist. Genau das können Sie beim Jonglieren-Lernen (wieder) neu entdecken und erleben. Misserfolg als Vorstufe für den (späteren) Erfolg.

Ich danke allen, die mich bei diesem Buch unterstützt haben, allen voran meiner Frau Gabriele, die mir liebevoll den Rücken frei hielt sowie offen und ehrlich Kritik geübt hat. Außerdem danke ich meinen Schwiegereltern Hans-Christoph und Ingeborg Heilmann, in deren (abgelegenem) Haus westlich von München die meisten Seiten dieses Büchleins entstanden sind.

Natürlich bedanke ich mich auch bei Ihnen, lieber Leser. Immerhin haben Sie dieses Buch gekauft. Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre und möglichst viele BallaBalla-Situationen, die Sie erfolgreich meistern.

Stephan Ehlers

München im März 2009

Wofür arbeite ich eigentlich?

Diese Frage kennen Sie vielleicht. Viele andere haben Sie bereits gestellt. In den letzten Jahren werden es immer mehr Menschen. Junge Leute ebenso wie langjährig Berufstätige stellen diese Frage in immer kürzeren Zeitabständen. Sowohl den Unternehmensführern als auch den Menschen in den Organisationen wird immer bewusster und klarer: Es gibt keinerlei Sicherheiten mehr. Keine sicheren, lebenslangen Jobs, keine Garantien auf Sozialleistungen. Nichts. Auch die Großunternehmen oder Banken haben den „Sicherheitsstatus“ lange verloren. Mittlerweile klebt auf jedem (!) Arbeitsplatz ein Etikett mit Verfallsdatum. Firmen wie Siemens, Deutsche Bank und viele andere Geldinstitute, Telekom, Post sowie eine Reihe staatlicher Organisationen (Bund, Land, Kommune) sind seit Jahren dabei Personal abzubauen. Nun werden Sie sich fragen, warum Sie sich engagieren sollen, wenn ihr Unternehmen Sie ohnehin entbehrlich findet. Vorsicht, wenn Sie so denken, landen Sie geradewegs im „negativen BallaBalla“!

 

Ein neuer Blickwinkel ist gefragt

Nicht Passivität ist gefragt, sondern Aktivität. Früher oder später muss jeder selbst Verantwortung für seine Karriere übernehmen. Bleiben Sie am Ball und nicht länger wehrlos. Der Blick auf das Geld am Monatsende ist zu kurz geblickt. Sie haben mehr verdient als einen Monatslohn. Lösen Sie sich von Sicherheitsfanatikern, Bedenkenträgern und Dauer-Nörglern. Betrachten Sie Ihre Job- Aktivitäten einmal fundamentaler … aus dem Blickwinkel des Erlebnisfaktors, Ihrer Motivation sowie Ihrer Lebensziele. Die meisten Berufstätigen vermeiden diese drei Blickrichtungen: Wie passt mein Job zu meinen Lebenszielen. Was macht er mit meiner Motivation und welche Erlebnisse habe ich. Selbst dann, wenn es ein Leben nach dem Tod geben sollte, ist das noch lange kein Grund, sein eigenes Leben wie eine Generalprobe zu behandeln. Alle wissen, dass jeder nur ein Leben hat, aber die wenigsten handeln danach. John Lennon sagte einmal: „Leben ist das, was abläuft, während Du gerade damit beschäftigt bist, andere Pläne zu schmieden. Stellen Sie sich einmal in ruhiger Minute folgende Fragen:

Ich erlebe immer häufiger, dass Angestellte über „die“ Organisation sprechen bzw. Negatives über „die“ Firma berichten, in der sie selbst tätig sind. Wenn Sie das auch schon mal gemacht haben, O.K.! Aber Sie müssen wissen, dass in der heutigen Wirtschaft nicht „die“ sondern „sie“ das Unternehmen sind. Völlig egal in welcher Branche Sie arbeiten. Sie sind das Unternehmen, niemals „die“! Anders gesagt: Hören Sie vor allem damit auf, über „die“ zu klagen. Das dient lediglich als Entschuldigung, um Ihre eigene Untätigkeit zu rechtfertigen. Arbeitnehmer müssen heutzutage lernen, ihr Unternehmen als Vehikel für die Verwirklichung der eigenen Träume zu betrachten. Ja das mag sich „BallaBalla“ anhören bzw. ungewohnt sein … aber Sie haben eigentlich keine Wahl. Denn das Thema Veränderung, Unsicherheit bzw. Unkalkulierbarkeit der Zukunft wird mindestens bleiben, eher zunehmen. Sichere Arbeitsplätze gibt es heute und auch morgen nicht. Das mag bitter sein, aber nicht mehr zu ändern. Wenn es also weder Sicherheit noch Garantien für die Zukunft gibt, dürfen Sie sich mehr der Sinnfrage widmen: „Was macht Sinn?“. Sie können bzw. müssen die Berufswahl also eigensinnig betreiben. Möglicherweise fehlt Ihnen der Mut. Aber ich bin sicher: Sie und ihre Kollegen sehnen sich danach, etwas zu bewegen, etwas zu „schaffen“. Und sie sind bereit zu träumen. Alle Menschen haben die Chance verdient, auf dieser Welt etwas Cooles zu bewirken. Das ist der Blickwinkel, mit dem nicht nur Arbeitnehmer zu kämpfen haben. Natürlich haben Chefs und Personalleiter damit große Probleme und sehen mehr Gefahren als Chancen. Das macht die Sache sicher auch nicht einfacher. Drumherum kommen Sie dennoch nicht. Sie müssen sich zuerst klar darüber werden, was Sie wollen! Finden Sie Antworten auf diese drei Fragestellungen: „Erlebnis im Job“, „Motivation im/für den Job“ und „Vereinbarkeit mit eigenen Lebenszielen.

Auch wenn das Thema Wissensarbeiter, Wissensökonomie, Informationsgesellschaft etc. mittlerweile in allen Branchen diskutiert wird, brauchen wir heutzutage keine Wirtschaft der Köpfe (Wissen) oder Hände (Handwerk), sondern eine Wirtschaft der Herzen. Jeder Mitarbeiter sollte das Gefühl haben, zu einer Sache beizutragen, die wirkliche, positive Auswirkungen auf das Leben von Kunden und Kollegen hat. Auch wenn viele es vielleicht verdrängt haben: Es ist das Wesen unserer menschlichen Natur – unser Wunsch, über uns selbst hinauszuwachsen. Grenzen zu überschreiten. Herausforderungen anzunehmen und zu meistern. Dies wird im Business immer wieder vermieden bzw. verleugnet. Und das obwohl jeder Vollzeit-Beschäftigte mehr wache Stunden an seinen Arbeitsplatz verbringt, als zusammengenommen zuhause, mit Familie, Gemeinschaft und anderen.

Alan Webber schrieb bereits vor 14 Jahren (1994) in der Harvard Business Review: „In der neuen Volkswirtschaft sind Mitarbeiter auf allen Unternehmensebenen und in allen nur erdenklichen Branchen dazu aufgerufen, neues Verantwortung zu übernehmen für ihre Ideen und sie bis zum Äußersten zu verfolgen. Wer in der neuen Wirtschaft zu Rande kommen will, der muss sich die emotionale Energie zunutze machen, die aus dem Ringen mit dem eigenen Schicksal entspringt.“ Management-Guru Peter Drucker meinte dazu – ebenfalls vor 14 Jahren: „Man kann vor allem in einer wirtschaftlich schwierigen Phase verlangen, dass die Mitarbeiter pünktlich zur Arbeit erscheinen. Aber man kann nie verlangen, dass sie Leidenschaft, Schwung und Phantasie mitbringen. Man muss besondere Mitarbeiter anlocken und sich ihre Neugier zunutze machen.“

Vor 15 Jahren erschien in dem amerikanischen Magazin „Inc.“ folgende fiktive Bewerbung:

Absender:

Entschlossener Sucher nach dem perfekten Arbeitsplatz

Ich will nicht mehr in einem Laden herumkrebsen, der schlecht geführt ist und so blöd, dass ich dort nur meine Zeit verschwende. Oder in einem Laden, wo man Bereichsleiter sein muss, um eine Chance zu bekommen. Ich will meine Hunde zur Arbeit mitbringen, zumindest am Samstag, und wenn ich um vier Uhr nachmittags „La Paloma“ anstimme, dann möchte ich, dass die Leute mich nicht schief anschauen, sondern mitsingen. Ich möchte kooperativ in einem Team arbeiten. Die Branche ist für mich eher nebensächlich, aber je umweltbewusster, desto besser. Ich suche ein ehrliches, konstruktives, faires, aufgeschlossenes und spielerisches Umfeld. Ich beherrsche mein Metier ganz hervorragend und werde jetzt auch einen ganz hervorragenden Arbeitsplatz dafür finden. Ich will Gleitzeit, Freiräume für Experimente, Unterstützung durch die Gemeinschaft und viele Chancen zum Lernen. Ich will Bäume und Parkmöglichkeiten!

Mit entschlossenen Grüßen

 

Die Wirtschaft wird es sich auf Dauer nicht leisten können, „Menschen für Jobs“ zu suchen statt „Jobs für Menschen“. Konkret bedeutet dies, die Jobs sehr individuell zu gestalten. Mit flexiblen und veränderbaren Grenzen zu versehen und die Mitarbeiter sehr „persönlich“ in das Unternehmen zu integrieren. Dazu gehört, die persönlichen Ziele des Mitarbeiters intensiv einzubauen. Und hier wird es schwierig für die Firmen/ Organisationen. Individualität ist das Gegenteil von Standardisierung und/oder Regeln, wie sie für den Erfolg einer Organisation nun einmal notwendig sind. Kurzum: Sowohl für Arbeitnehmer, Arbeiter, Studenten, Azubis etc. wird die Arbeitswelt nicht einfacher, sondern eher schwieriger, komplexer, undurchschaubar. Ebenso wie für die Unternehmen und Unternehmenslenker, wenn Sie es ein wenig einfacher haben möchten, als alle anderen, stellen Sie sich mal die folgenden sechs Fragen:

1. Liebe ich den Ort, in dem ich lebe?

2. Liebe ich den Partner an meiner Seite / zuhause?

3. Liebe ich meinen Beruf?

4. Liebe ich den Ort, in dem ich lebe, wirklich?

5. Liebe ich den Partner an meiner Seite wirklich?

6. Liebe ich meinen Beruf, wirklich?

Wenn Sie mindestens eine der drei Fragen zögerlich mit JA oder sogar mit NEIN beantworten müssen, werden Sie es künftig schwerer im Beruf haben, als andere. Warum es durchaus Sinn macht, mit Maximal-Wünschen im Business anzutreten, wird später noch ausführlich behandelt.

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